Nachrichten aus dem Tal der Ahnungslosen
FKSFL
Uwe Salzbrenner zu Gast in Leipzig – in kürzester Zeit das zweite Mal übrigens. Das erste Mal, zur Leipziger Buchmesse 2024, also ca. vor einer Woche, habe ich ihn nicht erlebt. Ich kann mir gut vorstellen, dass da ein paar Zuhörer & Zuhörerinnen mehr da waren als jetzt – am 28. März 2024, im Literaturhaus Leipzig, bei Freundeskreis SF Leipzig.
Die erste Frage, die mich beschäftigte: Woher kenne ich Uwe Salzbrenner? Als er dann erzählte, dass er für ALIEN CONTACT Rezensionen schrieb und vor allem, dass er sich zum Schreiben eigener SF-Stories vor allem durch die Geschichten von Barry N. Malzberg inspirieren ließ, ist bei mir der Groschen gefallen. Ja, ich saß mit ihm schon mal bei einem SF-Con in Hoyerswerda am Lagerfeuer. Damals, in den 90ern, gäbe es solche lockeren, fannischen Cons. Und da gab es jemanden, der erzählte mir damals auch schon von Malzberg…
Also, vor 30 Jahren war das. Und heute? Ist er Journalist und schreibt auch Bücher nebenbei.
Leider war die Lesung nicht gut besucht – um es mal euphemistisch positiv auszudrücken. Ich war schon etwas entsetzt, denn wir waren zusammen, also mit Autor und Moderator, 10 Leute. Da lohnt der Aufwand gar nicht, Schade, dass die Veranstaltungen des Clubs, also des FKSFL, nicht mal die eigenen Club-Mitglieder hintern Ofen hervorlocken können.
Über die Gründe des Publikumsversagens kann man ja orakeln. Sicher gehört dazu, dass gerade die Buchmesse war und die Literaturinteressierten jetzt erst mal satt sind. Aber für den Autor war das echt Schade, fand ich.
Aber er hat seine Sache durchgezogen, hat gelesen und erzählt.
Sein Roman, „Die Talente“, klingt echt interessant.
Wir kommen in ein alternativ-historisches Dresden, in dem die neueste Geschichte etwas anders abgelaufen ist, als uns bekannt und wir werden mit einem Phänomen konfrontiert, das dafür sorgt, dass ein Teil der Stadt von jeglichen Funkwellen und Strahlen verschont bleibt. Also, kein Handy-Starren mehr, aber dafür entwickeln die dortigen Bewohner halt besondere Talente.
Uwe macht kein Hehl draus, dass er Strugazki-Fan ist und das merkt man dem Roman auch an, der eine Gruppe Forscher in diese „Zone“ vordringen lässt.
Dem Autor liegt, so mein Eindruck, sehr viel an den gesellschaftlichen und anderen Ideen, die ihm bei der Konzipierung seiner Geschichte in den Kopf kamen. Die Lesung konnte das nicht ganz rüberbringen und nur davon zu erzählen, reicht eben auch nicht. Das muss man selber lese, vermute ich.
Der Autor hat sich dann auch erst mal warmlesen müssen. Nun sagt ja auch niemand – aber irgendwie wird da immer stillschweigend vorausgesetzt – dass der Schriftsteller auch gleichzeitig ein Interpret seiner Texte sein muss, der quasi-schauspielerische Qualitäten besitzt. Viele können das und das ist dann auch recht gut. Aber hier war noch „Luft nach oben“, fand ich. Ich kam dadurch auch nur schwer rein. In den Text.
Ach ja nach dem „Tal der Ahnungslosen“ (*) wurde natürlich gefragt, aber der Autor meint, das spielte bei der Konzeption der Geschichte für ihn keine Rolle.
Ein kurzer Abend, der mich doch mit gemischten Gefühlen zurückließ.
Uwe Salzbrenner will sich um sein neues Buch jedenfalls mehr kümmern als er es für das vorherige getan hat. Ist ja nicht sein erstes. Ich drücke die Daumen und bin gespannt, wie es in der SF-Szene aufgenommen wird.
(*) Diese Zuweisung für Dresden stammt aus der DDR-Zeit, als man dort aufgrund der geografischen Lage keine West-Sender (TV, Radio) empfangen konnte. Im Rest der DDR hieß es dann, dass die Dresdner halt im "Tal der Ahnungslosen" lebten.