Na, mir hat es großartig gefallen!
Als Köder steht auf dem Cover: „Eine Mischung aus James Bond, Sherlock Holmes und Father Brown“. Nun, wer sich davon anlocken lässt, hat ein Problem, denn von keinem Genannten hat meiner Meinung nach Dr. Tom More auch nur ein Stückchen. Ach ja, der Name: Es soll ein Verwandter des bekannten Sir Thomas Morus sein; vielleicht hat er sogar etwas und nomen est omen, aber nicht unmittelbar. Der Doc ist ein aufgeklärter und abgebrühter Zeitgenosse in den 80er Jahren. Damit eckt er mitunter an, nicht nur bei den traditioneller Eingestellten, sondern auch bei skrupellosen Fortschrittsgläubigen.
Nach einer Haft von 2 Jahren wegen illegalem Drogenhandels führt er seine psychiatrische Praxis weiter. Das ist nicht einfach, denn er muss sich ja bewähren. Er stellt Seltsames fest: Seine Patienten heilen komischer Weise. Sie zeigen aber abnorme Verhaltensweise, sind super-schlau, reagieren aber wie Computer und fallen in sexueller und verbaler Hinsicht auf. Es gibt eine örtliche Verschwörung. Weltanschauung, Ethik, Religion insbesondere, spielen eine große Rolle, es wird Bezug genommen auf die Psychiatrie vor dem 3. Reich. Na, ich befürchte, hätte dies so ein deutscher Autor geschrieben, müsste er sich sicher den Vorwurf der Relativierung der Nazi-Diktatur erwehren. Doch Percy zeigt eigentlich nur, wie anfällig man in seiner Gesellschaft für ähnliche Gedanken ist. - Ein tolles Buch, sicher etwas geschwätzig, auf alle Fälle überaus unterhaltsam.
9 / 10 Punkte
Robert E. Howard: „Rächer der Verdammten. Die Abenteuer des Solomon Kane“ Terra Fantasy, Bd. 17. Mich dürstete es nach „puritanischer Fantasy“. Den relativ aktuellen Film „Solomon Kane“ habe ich noch nicht gesehen, aber ehe ich ihn mir ansehe, wollte ich mal was darüber lesen. Auch mit dem Comic liebäugle ich. Nun ist es aber gar nicht so einfach, die ollen Kamellen zu bekommen, teilweise sind die ja richtig teuer... Ein Buch habe ich aber mir zugelegt.
Eine erste Überraschung: Der Übersetzer war Eduard Lukschandl! Der Mann macht ja (wie ich jetzt auch wieder) bei der APA F.A.N. mit! Das wusste ich gar nicht, dass er einst auch übersetzte; das Buch erschien bei Bastei 1968.
Das Buch? Also, sind vier Stories, davon eine sehr kurze über eine rächende Hand. Ein zu Tode Verurteilter wollte, dass ihm vorher die Hand abgeschlagen wird, die sich dann a la eiskaltes Händchen auf den Weg der Rache begibt.
Die wichtigste Story ist „Königreich des Schreckens“, in der der gerechte Puritaner aus dem England des 16. Jh. in Afrika die Tochter einer reichen Familie sucht und bei einer vampirsken Königin mit Weltmacht-Allüren findet. Die hätte Kane zwar auch geheiratet, aber unser Held ist da unbestechlich. Wie wohl des öfteren bei Howard spielt hier das Erbe von Atlantis eine große Rolle, Kane begegnet dem allerletzten Atlantiden.
Die 3. Story heißt „Schwarze Schwingen“; darin wird Kane mit bösartigen Vogelmenschen auch in Afrika konfrontiert.
Zum Schluss wird der Leser ins mittelalterliche Schottland versetzt; also, ich glaube es ist Schottland. Es tummeln sich da eine Menge Typen verschiedener nordischer Herkunft, Wikinger, Dänen etc. Eine kleine Statue aus der Zeit der Pikten beschwört altertümliches Unheil herauf.
Es wird insgesamt viel gehauen und gestochen. Howard in der Übersetzung) hat eine schöne, ausgefeilte Sprache. Das ist eine wahre Lese-Freude! Insgesamt konnte mich das Ganze aber inhaltlich nicht so völlig überzeugen, zu wenige sense o wonder, zu wenig Relevanz. Nur dieses Herüberdämmern des Uralten verleiht den Stories etwas Tiefe.
7 / 10 Punkte
Axel Hacke & Giovanni Di Lorenzo: „Wofür stehst du?“
„Was in unserem Leben wichtig ist - eine Sucht“ heißt der Untertitel. Die beiden prominenten Autoren sind etwas älter als ich, aber dennoch bin ich wohl in dem Alter, wo so eine Frage sozusagen in der Luft steht. Irrungen und Wirrungen haben die Beiden also auch hinter sich. Ob das Resultat der Entwicklung zufriedenstellend ist, darf ruhig in Frage gestellt werden. Ja, ich erkenne mich in Vielem wieder. Dies macht die Lektüre wertvoll. Darüber hinaus sind die Kindheits- und Jugenderinnerungen insgesamt sicher nicht so spannend, dass sie für sich genommen so interessant sein könnten. Nee, das nicht. Aber ich konnte viel darin anstreichen und nachdenken; insofern...
9 / 10 Punkte
Otto Basil: "Wenn das der Führer wüsste" - recht gute Alternativ-Geschichte und SF-Satire
8 / 10 Punkte
..nur angefangen, erst mal weggelegt:
Volkmar Weiss: "Das Reich Artam"
- keine Wertung - aber bisher nicht so dolle.. -
...noch ein Abbrecher: W. Kotzwinkle: "Filmriss" - Ich wollte das Buch in Zuge meiner "Nazis in der Phantastik"-Lesetour lesen. Aber irgendwie hat es der Autor wieder nicht geschafft, mich in seine Bann zu ziehen. Die beschriebenen Typen gingen mich einfach nichts an. Das passiert mir nun schon das dritte Mal bei Kotzwinkle; also, das ich's nicht versucht hätte, kann man mir nicht vorwerfen.
- keine Wertung -
Jack Ketchum: "Die Schwestern" - ein Horror Western, so bezeichnet es der Autor selbst, der Nachwortautor besteht auf der Bezeichnung Weird Western. Nun ja, ich denke, Horror passt besser. Oder auch nicht, denn es ist vom Sujet her ein Western, der teilweise recht gewaltsam gestaltet ist. Unheimlich wirkt das Ganze auf mich nicht, und wenn man unter Horror die expliziete Beschreibung von Gewaltszenen versteht, na gut, dann ist das eben Horror...
Ist aber egal; die Novelle ist großartig, sehr eindrucksvoll! Interessant, dass hier Frauen im Mittelpunkt stehen, die sich der allgegenwärtigen Gewalt erwehren wollen, ähnlich wie in dem Buch, dass ich im Anschluss lese: Lansdales "Kahlschlag"; na ja, muss wohl ein wichtiges Thema sein in dieser Gegend.
Ach ja, dann war da noch die Assoziation mit McCarthys "Abendröte im Westen"... spielt etwas zur gleichen Zeit, also nach dem amerikanisch-mexikanischen Krieg.
9 / 10 Punkte
Auch wenn der Januar noch nicht ganz vorbei ist, so mache ich hier den Sack schon mal zu, denn das Buch, das ich gerade in der Mangel habe, wird mich noch über die Monatsgrenze hinaus beschäftigen. Und das wird dann auch mal wieder richtig gut, vermute ich...
:-)