Da war doch mal was... (Beginn Leseliste November 2012)
Bild: Thomas Hofmann, 2012
Früher las ich mit Vorliebe historische Romane, ehe ich zur SF fand. Die Liebe zur Geschichte hatte dann auch meine Berufs-Ausbildung geprägt. Inzwischen beschäftige ich mich viel zu wenig mit Geschichte. Dafür kommen die Erinnerungen. Z.B. an ein Buch, das mich als Jugendlicher außerordentlich faszinierte, über die Jugend Alexander des Großen und den Beginn seiner Eroberungen.
Das Buch ist weg. Aber jetzt gibt es ja das NETZ. Und da fand ich es wieder, auch wenn ich den Namen der Autorin vergessen hatte (dass es eine Frau war, wusste ich noch). Eine erste Überraschung für mich: Von dem geliebten Roman, „Im Schatten Alexanders“, gab es noch eine Fortsetzung: „Abschied von Alexander“, das ich damals nicht mal wahr genommen hatte.
Das habe ich mir nun als erstes besorgt und gelesen.
Irgendwie wollte ich jetzt mehr von der Autorin wissen - und war wieder überrascht. Es gibt nur wenige Infos, selbst im WWW. Etwas mehr als Buchtitel fand ich lediglich auf einer englischen Seite (janebadgerbooks).
Auf der HP der „Leipziger Blätter“ gibt es zumindest die Inhaltsverzeichnisse auch alter Hefte. Im Heft 7 von 1985 steht ein Artikel von Bernd Weinkauf: „Pegasus ist auch ein Pferd“ - eine Laudatio zum 85. Geburtstag der Autorin. 85, ah, also 1900 (am 15. November) ist sie geboren. In einem Leipzig-Lexikon fand ich dann noch, dass sie 1994 gestorben ist. Und die Bücher aus den 80er Jahren schrieb sie sozusagen schon im hohen Alter, auch das, was ich nun gelesen habe.
Inzwischen habe ich den vorzüglichen Artikel aus dem Jahre 1985 gelesen. Jetzt weiß ich etwas mehr über sie, über ihre Pferdeliebhaberei, die auch in den beiden Büchern, die ich nun von ihr kenne, stark zum Ausdruck kam. So ist eine zentrale „Person“ des ersten Alexanderromans sein legendäres Pferd Bukephalos.
Die Autorin war immer mit Pferden verbunden, hatte nach einigen Jahren Abstinenz mit 80 Lebensjahren wieder begonnen zu reiten. Alle Achtung! Sie wurde in viele Sprachen übersetzt, auch im Heyneverlag erschien etwas von ihr.
Ach ja, das Buch...
Es ist recht dünn, hat knapp 200 Seiten. Allerdings ist das Format etwas größer als ein normales TB; und enger bedruckt. Die Illustrationen von Harri Förster finde ich nicht so besonders gut, lediglich die Karten-Vignetten und das sehr schöne Aquarell-Coverbild haben mir großartig gefallen.
Ein Freund Alexanders, der ihn seit Kindertagen begleitet, auch auf dessen Feldzügen und für den Leser zum Chronisten wurde, erzählt seiner Frau, die er einst verließ und nun wiederfand, was er weiterhin erlebte. Es ist die direkte Fortsetzung des Romans „Im Schatten...“, den ich hoffentlich bald auch wieder lesen kann (da scheint ein Fluch über dem Buch zu liegen: Der erste Händler reagiert gar nicht auf meine Bestellung und meine Mails, der zweite hat zwar sogleich die Zahlungsaufforderung geschickt, aber das Buch lässt nun auf sich warten....)
Alexander ist auf den Höhepunkt seiner Macht. Doch schon da bröckelt sie. Überall da, wo er nicht ist, kann er sich nicht 100%ig auf die eingesetzten Verwalter und örtlichen Vasallen verlassen. Seine makedonischen Landsleute und Krieger, die ihn seit 10 Jahren folgen, sind des Krieges müde, wollen nach Hause. Alexander würde aber gerne noch den Seeweg von Indien nach Ägypten finden und Arabien erobern. Daraus wird dann nichts.
Das Ende und der Tod Alexanders wird irgendwie mit schneller Feder erzählt. Nun, da bin ich sicher etwas durch Jakob Wassermann „verwöhnt“ der sich diese Endzeit zum Anlass für einen eigenen Roman machte (muss ich glatt auch noch mal lesen!).
In dem Artikel von Weinkauf fand ich eine schöne Wendung, der mir auch erklärt, was das Buch (die Bücher) von Elisabeth Hartenstein so besonders macht: „Ihre Art, mit †˜Logik und Einfühlungsvermögen†™, ..zuschreiben...“(Leipziger Blätter, Heft 7, Seite 55)
Es ist ein Jugendbuch (Reihe „spannend erzählt“, Bd. 171, des Verlages Neues Leben Berlin, 1982), vielleicht auch an manchen Stellen ein klein wenig didaktisch, aber ich habe die späte Lektüre nicht bereut.
9 / 10 Punkte