Zu guter Letzt - Abschluss Leseliste 2012
48) „Mike Mognola’s Hellboy. Medusas Rache“, hg. v. Christopher Golden
Als Hellboy-Fan ein Muss für mich. Nette Geschichten um paranormale Erscheinungen, Figuren aus Volkssagen verschiedener Länder, Kämpfe, die natürlich der Held alle besteht. Nun, so richtig weggefetzt hat mich das Buch nicht. Schön war für mich ein Wiederlesen mit Poppy Z. Brite. Für den Hellboy-Fan gibt es ein paar schöne Aha-Erlebnisse, dazu auch Illustrationen vom Meister (Mignola) selbst.
7 / 10 Punkte
49) Michael Bishop: „Graph Geigers Blues“
Wieder so ein Meisterwerk; zumindest bis zur Hälfte.
Zu welchem Genre gehört dieses Buch? Absurdes Theater? Superheldenparodie? Realistische Phantastik?
Gut, man entscheide selber: Ein Zeitungs-Kolumnist hat sich einen Ruf als unerbittlicher Kultur-Moral-Schützer in einer eher unbedeutenden US-amerikanischen Metropole erarbeitet. Er entscheidet, was gute Kunst und Kultur ist, was Schund.
Feiner Job das. Doch dann zieht er sich was zu: Er badet in einem atomar verseuchten See. Danach kann er keine „hohe Kultur“ mehr genießen, ohne irgendwelche Krämpfe zu bekommen.
Parallel muss er sich um einen jugendlichen Punk kümmern, den ihm seine Schwester übergeholfen hat. Was aber irgendwie gar nicht zusammen passt, erweist sich als Lösung des Problems, denn wenn sich der Kutlurwächter mit „niedriger“ Kultur beschäftigt, also Punkrock und Comics, dann geht es ihm besser.
Irgendwann wird er zu einer lokalen Comic-Superhelden-Person, sogar allgemein anerkannt von der Öffentlichkeit. Er zieht sogar so einen speziellen Superheldenanzug an, dessen körperliche Nähe ihn schon vor Übelkeit bewahrt.
Ein weiteres Bad im atomar verseuchten Gewässer verleiht ihm tatsächliche Superkräfte.
Tja, ist das nun albern? Irgendwie nicht, denn Bishop erzählt dass alles sehr präzise und ernsthaft, ohne dabei den Humor zu verlieren. Man nimmt ihm die Geschichte ab. Und so ganz unproblematisch ist das mit der atomaren Verseuchung auch nicht; andere leiden wirklich unter der Strahlung und sterben.
Zum Schluss geht es dann um die Aufklärung des „Zwischenfalls“ - es geht um unsachgemäße Entsorgung von atomaren Abfällen - bei der „Graph Geiger“ hilft.
Seine Story baut der Autor zielgerichtet und nachvollziehbar auf, die handelnden Personen bekommen literarisches Fleisch, ähnlich wie in „Die Einhorn-Berge“; damit gehört das Buch zu den reifen Werken des Autors. Irgendwie verliert es sich etwas zur Mitte hin; ich hatte dann so meine Probleme, bei der Stange zu bleiben. Insgesamt ein tolles, relevantes Buch!
9 / 10 Punkte
50) Philipp Vandenberg: „Der König von Luxor“, Hörbuch, 8 CDs
Neben Manfredi war es vor allem Vandenberg, dessen Name mich als Verfasser historischer Spannungsliteratur schon lange lockte. Manfredi zumindest konnte mich nicht wirklich überzeugen. Und Vandenberg?
Das Buch ist wohl eines seiner bekanntesten und wichtigsten. Es behandelt die Biografie des Entdeckers des Grabes und der Mumie des besonderen ägyptischen Pharaos Tutanchamun. Carte dürfte neben Schliemann der berühmteste Ausgräber der Geschichte sein. Mit seinem Namen ist auch der „Fluch der Pharaonen“ verbunden.
Was machte nun Vandenberg daraus? Nun, zumindest keinen langweiligen Roman. Allerdings griff er auch ziemlich tief in die Schmonzettenkiste, wie ich finde. Er dichtete Carter einige amouröse Abenteuer an. Danach war sein Verhältnis zu Frauen immer ein besonderes. Seine angebliche Liebe zu einer ehemaligen Lehrerin wird zur die gesamte Lebensgeschichte umklammernden Haupt-Erzählung. Dazu kommt ein böser Gegenspieler, der ihn quasi ein Leben lang verfolgt. Nun ja...
Nun bin ich kein Carter-Experte, aber ein grober Vergleich mit dem, was C.W. Ceram (oder auch Wikipedia) zu Carter schrieb, mit dem, was Vandenberg erzählt, lässt eine völlig andere Person vor dem geistigen Auge erstehen. So ist nach Vandenberg Carter in einem Mädchenpensionat (als einziger Junge) aufgewachsen. Auch sein Verhältnis zu Carnarvon wird bei Ceram völlig anders beschrieben als bei Vandenberg. Dass Carter das lang gesuchte Grab Tutanchamuns überhaupt fand, verdankt er einer großen weißen Katze, die auch mit ihm spracht - die Göttin Bastet? Tja..
6 / 10 Punkte.