E-Geständnis
Stimmt! Ich war sogar mal in einer Facebookgruppe, die sich erklärter Maßen zum guten, alten, gedruckten Buch bekannte. Ich glaube, es waren so drei oder vier Mitglieder. Inzwischen wurde sie geschlossen.Weiß gar nicht warum? Vielleicht hat ja jemand mitbekommen, dass ich ohnehin nur halbherzig dabei war, als Tablet-PC-User. Virtuell, rein von der Möglichkeit her, kann ich es ja schon lange, also Bücher so lesen, ohne Seiten umzuschlagen. Aber gemacht habe ich es kaum. Nur ein Buch, in Worten: 1, habe ich darauf gelesen.
Das Teil ist zu schwer. Und zu sensibel. Sobald man auf die Scheibe tippt, wird weiter geblättert, so schön mit welligem Blättereffekt. Aber das ist einfach unpraktisch, insgesamt, für mich. Konnte mich nicht daran gewöhnen.
Es gibt auch so viele Dinge, die man mit elektrischen Büchern nicht machen kann: Im Buchladen in die Hand nehmen, einfach mal so darin blättern, sie sich im Regal ansehen und Freunden zeigen, verborgen, ins Antiquariat schaffen oder dort billig second hand erwerben, auf dem Flohmarkt zwischen ollem Krempel hervorfischen, riechen, ertasten.
Die ganze Preisgestaltung schreckte mich zudem ab. Die E-Books sind mir in der Regel zu teuer, teurer als die Papierbücher, wenn man sie antiquarisch oder preisreduziert bekommt. Außerdem muss man kein Gerät kaufen, um Bücher zu lesen.
Und nun?
Ich habe es getan: Mir einen Reader zugelegt! Und die ersten Bücher durchgeschnurbst. Und ich bin begeistert!
Wie kann sowas passieren? Nun, da sind zum einen die kostenlosen Angebote. So bekommt man sie in Papierform eher nicht. Gebunkert hatte ich sie schon ein Weilchen, jetzt muss ich die aber auch mal lesen. Ist zwar nicht so, dass mein SUB - der Hardware-SUB sozusagen - maßgeblich geschrumpft wäre, aber nun "musste" es mal sein. Gute Sachen dabei...
Das Fass zum Überlaufen brachte dann kürzlich die Lektüre eines voluminöses Werkes, dass zwar inhaltlich einsame Spitze war, mir aber beim Lesen Probleme bereitete. Die Schrift hätte ein Mü größer, das Buch ruhig etwas leichter (dünneres Papier) und der Bundsteg vor allem weiter sein können. Das hatte ich noch nicht: Ich musste das Buch fast aufbrechen, um es richtig lesen zu können. DAS kann mit einem E-Book nicht passieren!
Tja, so kam es.
Meine Sammelleidenschaft war nie sehr ausgeprägt, aber dennoch häufte ich ein paar Bücher an, von Lieblingsautoren, Bücher die mir wichtig waren, die schön sind. Doch hier gibt es eine natürliche Begrenzung in Form der berühmten vier Wände. Ein Kriterium dafür, welche Bücher ich gerne behalte, ist der Wunsch, sie noch einmal zu lesen. Doch mal ehrlich: Komme ich dazu überhaupt? Also wozu sammeln? Noch ein Argument pro...
Übrigens, bei Filmen lief es ja sozusagen schon immer anders herum: Da ist im Grunde die virtuelle, nicht-haptische Version des Konsums an erster Stelle: Kino, und dann erst die Möglichkeit des Sammelns und Aufbewahrens einer Hardware-Variante: DVD z.B. Na ja, kann man ja jetzt im E-Book-Zeitalter auch so machen. Muss man aber nicht :-)
Meine ersten E-Leseerlebnisse:
LLN (**) 7) D. J. Franzen: „Die Vergessenen“, D.J.Franzens Armageddon, die Suche nach Eden, Nr. 2
Dieser zweiteTteil der Zombie-Serie kommt zunächst fast ohne Zombies aus. Im Handlungsablauf kommen wir zudem auch kaum vorwärts. Zu Beginn werden wir zeitlich etwas zurück geworfen, sehen Köln vor der „Desinfizierung“ und lernen dafür ein paar neue Leute kennen.
Wie sich in Bd. 1 schon andeutet, braucht man offensichtlich besondere „Begabungen“, um die Apokalypse zu überleben, um die „Grippe“ zu überstehen. Martin ist so einer, weiß es nur nicht zunächst. Wir lernen ihn als Mann kennen, der gerade seine Frau verloren hat, darüber verzweifelt, aber von Rettungstrupps aufgegriffen wird. Die erkennen, dass was in ihm steckt. Na ja, irgendwann wacht er dann in einem - von Lebenden - verlassenen Krankenhaus auf. Hmm - kennt man ja irgend woher... Aber gut, der Autor bleibt nicht lange bei solchen Nebensächlichkeiten.
Martin findet Anschluss und am Ende werden sie mit unseren Helden aus Bd. 1 zusammen geführt.
Die Schreibe ist wieder sehr flott. Die überzogenen Vergleiche und lustigen Analogien werden hier schon sparsamer als in Bd. 1 eingesetzt. Trotzdem liest sich der Text soghaft, ist fesselnd und spannend. Guter Stoff! Mach†™ ich weiter!
9 / 10 Punkte
LLN 10) Markus Kastenholz: „Malleus Maleficarum Band 1: PROJEKT HEXENHAMMER “
Da ist er wieder! Nach ca. einem Jahr Sendepause ist Herr Kastenholz wieder präsent. Und das gleich recht massiv. Hier also ein erster Band einer Horror-Serie, die in bekannten Gewässern fischt. So wie einst seine Ritterin Morgenrot im Auftrag des Vatikans gegen Vampire ins Feld zog („Im Auftrag der Rose“, 2003), so sind es jetzt ehemalige Killer, die eine Symbiose mit Engeln eingehen und unter Führung des 2000jährigen Ahasvers gegen Dämonen antreten, auch im Auftrag des Vatikans. Die Geheimorganisation heißt „Hexenhammer“ und ist nicht zimperlich in der Wahl ihrer Mittel; halt angemessen im Kampf gegen die Unholde der Hölle.
Es gibt viele eindringlich geschilderte Kämpfe, neben der Kabale auch etwas Liebe, die handelnden Personen entstammen alle einem gewissen Milieu. Der Autor verbindet japanische Kampfkunst und Unterwelt mit alttestamentarischer Mythologie, die aber für die Action-Handlung „aufgebohrt“ wird. Es gibt da z.B. die Caralla, dämonische Kreaturen, die Kobolden ähneln, 1 Meter hoch... ach, ich habe mich mal inspirieren lassen und versucht einen zu zeichnen(*). Dazu noch die drachhaften Reit- und Kampftiere der Caralla.
Markus vermag seine Figuren sehr anschaulich zu schildern. Die Protags wachsen einem schnell ans Herz - irgendwie, denn sie sind von vornherein keine Sympathieträger und machen es einem so nicht leicht, sie zu mögen; sie sind eher „gefallene Engel“, um mal im Bilde zu bleiben.
Nun ja, das Ganze hat großen Unterhaltungswert (und es sollte als U-Literatur gelesen werden) und wird sicher noch ausgebaut.
8 / 10 Punkte
LLN 11) O.M. Gott: "Plausch mit meinem Killer (Schundheft)"
Natürlich hat dieses "Schundheft" nicht Gott geschrieben. Ich möchte auch nicht behaupten, dass es göttlich ist. Aber unterhaltsam schon; sehr sogar.
Ein Privatdetektiv läuft in eine Falle und wird von einem gedungenen Killer gefangen gesetzt. Der soll ihn umbringen, muss aber pünktlich sein Mittagessen einnehmen. Da noch Zeit ist, tauschen die beiden sich aus, wobei der Killer sehr großes Verständnis für sein Opfer zeigt, was den wiederum milde stimmt. Der Detektiv erzählt, wie er in diese Situation geriet, weiß aber nicht, wer ihn hier reinlegte. Natürlich wird dieses Geheimnis gelüftet, aber ob das Ende nun ein glückliches wird? Ja, jetzt weiß ich, was ein Cliffhanger ist.
8 / 10 Punkte
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(*) ...die Zeichnung kommt noch...
(**) LLN = Leselistennummer