Ab dem 1. September wird hier über
Unsterblich von Jens Lubbadeh
diskutiert.
Ich wünsche euch viel Spaß.
Geschrieben 24 August 2016 - 21:51
Ab dem 1. September wird hier über
Unsterblich von Jens Lubbadeh
diskutiert.
Ich wünsche euch viel Spaß.
Geschrieben 02 September 2016 - 16:37
Hallo, zusammen!
Mein Exemplar des Romans hole ich mir vermutlich am Montag. Wer eine sanft kritische aber gleichzeitig absolut nicht unwohlwollende Rezension lesen möchte, wird bei Josefon in seiner Vor- auf die Rundschau fündig:
http://derstandard.a...-Akten?_slide=6
(der Link ist ziemlich sicher beim Erscheinen der kompletten Rundschau ungültig, bitte erinnert mich ggf. denselben zu editieren)
Bis später
Jakob
Austriae Est Imperare Orbi Universo
Geschrieben 03 September 2016 - 11:33
Mir gefielen auf dem MediKon weder das Cover des Buches (in meinen Augen wirkte es billig), noch die Art und Weise, wie das Werk verramscht wurde. Deshalb habe ich mein Exe ungelesen an Helfer Christian weiter gereicht. Möchte nicht wissen, wie viele davon im Altpapier gelandet sind (arme Bäume). Wer sich ein E-Book kostenlos herunterlädt, zeigt zumindest Interesse. Tut mir leid, aber meiner Meinung nach war die Aktion verfehlt.
Geschrieben 03 September 2016 - 12:05
Ich habe mittlerweile die ersten Kapitel gelesen und bin durchaus angetan. Bereits die dem Buch vorangestellte Textzeile aus einem Queen Song hat mich an einen Lieblingsfilm meiner Jugend erinnert und das sorgt natürlich nebst dem gelungenen Prolog auf jeden Fall für eine Positive Einstimmung in einen Roman.
Ich finde die folgenden Kapitel sind sehr spannend aufgebaut und halten den Leser gut bei der Stange. Man ist gespannt wie es weitergeht. Mir gefällt die Plotidee bisher sehr gut. Eine Romanfigur wie Marlene Dietrich finde ich faszinierend.
Bearbeitet von Amtranik, 03 September 2016 - 12:05.
Geschrieben 03 September 2016 - 13:07
Danke für den Link Jakob. Ich bin auf Seite 184. Persönlich macht mir der Name "Kari" ein paar Probleme, irgendwie verbinde ich damit immer einen weiblichen Vornamen und beim Lesen wird dann für einen kurzen Augenblick eine Frau aus dem Handlungsträger. Vielleicht gewöhne ich mich bis zum Schluss noch daran. Herrlich gelacht habe ich, nicht weil es so lustig war, auf Seite 33. Bei dem Wort Mikromimik-Test kam bei mir auch die Erinnerung an Blade Runner aber da ich mir nie ganz sicher bin, ob es nun Void- oder Voightt-Kampf-Test lauten muss, habe ich beim Umblättern herrlich lachen müssen, weil dort die passende Erklärung stand. Es freut mich, wenn die Dinge die ich wiedererkenne auch von anderen als diese wiedererkannt werden. Aber um den Punkt des "übererklärens" aus dem Artikel von Josefon aufzugreifen, es ist mir auch an anderer Stelle aufgefallen z.B. S. 25 "Dabneys Gesicht war knallrot." Diese Information war mir zu viel oder eher unnötig. Etwas unstimmig ist für mich, warum Ben als er beim Haus der Dietrich in Berlin ist, die Reporterin Eva mit nimmt. Ja, Ben ist kein Ermittler aber in der Szene davor als er im Hotel ist, wirkten seine Äußerungen über das Vorgehen und die Arbeitsweise von Medien doch eher negativ und skeptisch. Deswegen war er für mich bei der Szene vor der Villa zu naiv und vertrauensselig. Insbesondere da er noch die Anweisung hatte, seine Arbeit so geheim wie möglich zu halten. Ich wäre da viel vorsichtiger gewesen. Schwieriger ist für mich da schon der Fakt, dass die Ewigen kein Bewusstsein haben und nicht über den Tod nachdenken können. Das würde viele Personen, aus meiner Sicht, unimmortalisierbar machen oder jedenfalls würden bestimmt, viele Eigenschaften, die diese Personen erst zu genau "diesen" Personen gemacht haben, verloren gehen und was bleibt dann schon ...? Allen voran wären da Philosophen. Simone de Beauvoir oder Sartre als Ewige, die nicht über den Tod, das Sein und das Nichts nachdenken und sprechen können? Da würde ich mich auch gegen Ewige wenden. Um den Gedanken aber näher an das Buch heran zu bringen, ich würde mich auch gegen immortalisierte Politiker wenden, oder schon die Möglichkeit ausschliessen. Schauspieler, Musiker oder "einfache" Menschen - okay, aber was wäre ein Helmut Schmidt als Bundeskanzler wert der in einer Situation, wie er sie bei der Flugzeugentführung der Landshut erlebt hat, wenn er nicht über den Tod nachdenken könnte? Da könnten die Entscheidungsträger doch gleich die Möglichkeiten auf Zettel malen und mit Dartpfeilen werfen. (Nur so nebenbei: Für mich wäre dies auch nichts, da es sich bei dieser Form der Immortalisierung nicht um die Übertragung meines Selbst in ein anderes Medium handeln würde. Das würde bedeuten, dass ich am Ende doch nicht mehr wäre. Wer der andere wäre, weiß ich nicht, in einem "verhaltenstechnischen" Sinne würde er für Beobachter sicherlich den Anschein erwecken ich zu sein aber er wäre dann halt trotzdem nicht ich. Und noch einen weiter getrieben, wäre er eigentlich niemand, da er kein Bewusstsein hat. Die letzten beiden Absätze sollen hier nicht so sehr gegen die Gedanken im Buch gehen, ich wollte nur meine eher "strenge" Sicht auf diese philosophische Problematik darstellen.)
Wie werden eigentlich die digitalen Abbilder der Realität aktualisiert, damit die Avatare sich darin bewegen können?
Ich bin trotzdem gespannt, wie es weitergeht. Insgeheim hat sich bei mir schon das Gefühl eingestellt, dass da im Hintergrund eine "geheimnisvolle" Macht an einer Verschwörung webt.
Bearbeitet von Trace, 03 September 2016 - 13:30.
Geschrieben 03 September 2016 - 17:04
Mir gefielen auf dem MediKon weder das Cover des Buches (in meinen Augen wirkte es billig... (...)
Nun ja, eigentlich eine überflüssige Aussage: Geschmäcker sind (und das ist gut so) verschieden.
Das gegenständliche Titelbild:
wirkt auf meine Wenigkeit sehr gekonnt. Ein Hauch Art déco mit sparsamer geschickt gemachter Stilisierung, passende Schrift: gute/guter Grafiker(in) ...
Irgendwie wohltuend. Kein Vergleich mit so mancherlei Sachen der Phantastik-TiBi-Gestaltung mit Astro-Foto-Hintergrund und absolut missglücktem Layout der Sache.
Aber noch einmal, Geschmäcker variieren halt.
Austriae Est Imperare Orbi Universo
Geschrieben 03 September 2016 - 17:19
Die Grafik an sich ist gut, da hast du recht. Was mich störte, war der Gesamteindruck. Und der ist - wieder gebe ich dir recht - immer ganz und gar persönlich gefärbt. Ich habe mich entschlossen, das Buch nicht zu lesen, aus einem Impuls heraus - bei der Vielzahl von Neuerscheinungen muss jeder von uns seine Wahl treffen, alles geht nun einmal nicht. Trotz allem wünsche ich Jens Lubbadeh Glück und Erfolg.
Geschrieben 04 September 2016 - 09:24
Geschrieben 04 September 2016 - 11:36
Das gegenständliche Titelbild:wirkt auf meine Wenigkeit sehr gekonnt. Ein Hauch Art déco mit sparsamer geschickt gemachter Stilisierung, passende Schrift: gute/guter Grafiker(in) ...
Irgendwie wohltuend. Kein Vergleich mit so mancherlei Sachen der Phantastik-TiBi-Gestaltung mit Astro-Foto-Hintergrund und absolut missglücktem Layout der Sache.
Zeig das Titelbild mal jemandem, der das Buch überhaupt nicht kennt, der nie davon oder darüber gehört hat. Was bekommst du als Antwort? "Marlene Dietrich!" Immer, sofort und garantiert.
DAS ist das Geniale an diesem Titelbild.
My.
Geschrieben 04 September 2016 - 14:14
Jetzt mal ehrlich: ich habe überhaupt nicht an Marlene gedacht. Warum auch hätte ich sollen? Self-fullfilling propethdings?
Geschrieben 04 September 2016 - 15:11
Bei mir nicht. Bei meiner frau auch nicht. Dennoch finde ich das cover ausgesprochen gut. Hebt es sich doch wohltuend vom einheitsbrei ab. Gelungen!Zeig das Titelbild mal jemandem, der das Buch überhaupt nicht kennt, der nie davon oder darüber gehört hat. Was bekommst du als Antwort? "Marlene Dietrich!" Immer, sofort und garantiert. DAS ist das Geniale an diesem Titelbild. My.
------ ......ob Herr Rossi je das Glück gefunden hat?....------
In motivationstheoretischer Interpretation aus Managementsicht ist Hans im Glück ein „eigennütziger Hedomat und unlustmeidender Glücksökonom“. ---Rolf Wunderer
Niemand hat das Recht auf ein konstantes Klima. Auch Grönländer haben ein historisches Recht auf Ackerbau. Daran sollten unsere Weltenlenker denken, wenn sie sich daran machen, die globale Temperatur mit Hilfe des CO2 neu einzustellen.
"Wir können nicht alle mit einem Mac Book und einem Chai Latte in Berlin in einem Coworking Space sitzen und die zehnte Dating App erfinden". Marco Scheel 3:50 min
Geschrieben 04 September 2016 - 16:24
Geschrieben 04 September 2016 - 19:55
------ ......ob Herr Rossi je das Glück gefunden hat?....------
In motivationstheoretischer Interpretation aus Managementsicht ist Hans im Glück ein „eigennütziger Hedomat und unlustmeidender Glücksökonom“. ---Rolf Wunderer
Niemand hat das Recht auf ein konstantes Klima. Auch Grönländer haben ein historisches Recht auf Ackerbau. Daran sollten unsere Weltenlenker denken, wenn sie sich daran machen, die globale Temperatur mit Hilfe des CO2 neu einzustellen.
"Wir können nicht alle mit einem Mac Book und einem Chai Latte in Berlin in einem Coworking Space sitzen und die zehnte Dating App erfinden". Marco Scheel 3:50 min
Geschrieben 04 September 2016 - 20:27
Meine zwei ersten Gedanken waren: Metropolis und Marilyn Monroe - für mich durchaus positiv besetzt.
Ich habe bislang erst ein paar Seiten geschafft, weil ich wenig Lesezeit habe. Mein Eindruck ist ebenfalls positiv. Ich bin noch unentschlossen, wie ich das Namedropping finde. Einerseits erleichtert es einem natürlich, sich in der Welt zu orientieren, andererseits hatte ich zwischendurch den Faden verloren. Schnell mal ein oder zwei Seiten im Garten lesen, während um einen herum das Leben tobt, geht nicht ganz so leicht.
Europa ist nicht nur ein Kontinent.
Geschrieben 05 September 2016 - 09:31
Ich habe das Buch zwar inzwischen fast durch, aber ich sage natürlich erstmal nur was zu meinen Eindrücken am Anfang.
Für mich ist es befremdlich, dass der Erzähler die Hauptfigur beim Nachnamen nennt, den weiblichen Sidekick Eva aber beim Vornamen. Nachnamen zeigen eine gewisse Distanz zur Figur, wie ich finde, und Trace wies ja auch schon darauf hin, dass "Kari" etwas seltsam "schmeckt". "Ben" wäre meiner Einschätzung nach die bessere Lösung gewesen.
Das Buch hat von Anfang an mein Interesse aus inhaltlichen Gründen geweckt. Wie manche wissen, beschäftigen sich auch einige meiner Storys (und ein Romanprojekt) mit dem digitalen Leben nach dem Tod. Es wird in "Unsterblich" aber ganz anders gelöst, und es gibt einen gewaltigen Unterschied: Die Ewigen sind sehr abstrakte, künstlich wirkende Produkte, so dass es nicht einmal sinnvoll erscheint, aus deren Perspektive zu erzählen. Mehr Entertainment als tatsächliches Leben nach dem Tod. Dauernd stellte ich mir die Plausibilitätsfrage: Möchte ich wirklich ein Hologramm meiner tragisch verstorbenen Ehefrau um mich haben, wenn ich sie nicht berühren kann, und sie mir (sorry) keine Nudeln kochen kann? Oder, man stelle sich vor, die demente Oma sitzt weiterhin in ihrem Sessel. Oder was ist mit einem Kind, das durch einen Unfall stirbt. Es wird kaum zur Schule gehen, es wird nie älter, es ist offensichtlich nicht echt. Das funktioniert vielleicht als Idee, aber nicht in Wirklichkeit, wenn man mal etwas länger drüber nachdenkt. Zumal dafür ein extrem weitreichender technischer Aufwand getrieben werden muss. Billionen Nanodrohnen (woher beziehen die ihre Energie? Welche Bandbreiten soll das Funknetz haben, über die sie ihre Videoaufnahmen in HD und Echtzeit an Serverfarmen schicken, damit die Ewigen und Avatere "sehen" können?) und jeder ab dem Kleinkindalter hat einen Chip im Kopf, der diese "blended reality" erzeugt. Ein Alptraum jedes Menschen, der das Wort Datenschutz buchstabieren kann, wenn noch dazu all diese Daten in den Händen eines einzigen Konzerns liegen. Da würde ich mehr als Nullkommafastnix Prozent Verweigerer und mehr als einen Hacker postulieren, dem das nicht passt.
Für das restliche Buch habe ich dann solche Plausibilitätsfragen beiseite gelassen und es mehr als Thriller gelesen. Sonst hätte ich aufgeben müssen. Jens hat mir unterdessen bereits verraten, dass er Hard SF ohnehin nicht im Sinn hatte. Er postuliert die Technik einfach, man sollte sie nicht hinterfragen. Ihm waren andere Elemente wichtiger.
Speziell an den erwähnten Bundeskanzlern und Schauspielern sieht man freilich, dass der Autor hier die heutige Tendenz aufs Korn nimmt, dass wir in der Popkultur das Wohlbekannte über das Innovative stellen. Star Trek, Spiderman, jetzt Ben Hur - alles Aufgüsse. Vollkommen logisch, und satirisch aufgefasst richtiggehend ätzend ist es da, Helmut Schmidt zum Dauer-Kanzler zu machen und Filme mit Marlene Dietrich zu drehen. Das ermöglicht nette popkulturelle Bezüge, gefällt mir!
Bearbeitet von Uwe Post, 05 September 2016 - 09:34.
Geschrieben 05 September 2016 - 14:19
Hey Uwe, interessanter Punkt, warum ich Kari mit Nachnamen nenne. Das ist mir selbst erst etwa nach einem Drittel beim Schreiben aufgefallen. Ich habe dann zunächst alles in Vornamen geändert, aber es fühlte sich bei Kari einfach nicht richtig an. Es gibt zwei mögliche Erklärungen dafür: Ich wollte verhindern, dass ich mich zu sehr in ihm selbst sehe. Oder, zweitens, es war nicht Noir-mäßig genug.
Ich glaube, Menschen sind bereit, sehr viel dafür zu tun, ein Vermächtnis zu hinterlassen - selbst wenn es nur ein statisches Hologramm ist. Zudem gibt es ja schon Firmen, die das anbieten: eterni.me, Forever Identity, Project Elysium. Ich habe in der "Zeit" vor kurzem einen Artikel dazu gemacht, ich war selbst überrascht, dass die Realität die Sci-Fi bereits eingeholt hat.
http://www.lubbadeh....le_Ewigkeit.pdf
Das ist der Egozentrismus auf der einen Seite, die Jagd nach dem ultimativen Selfie. Auf der anderen Seite sind auch Menschen, die jemanden Geliebten verloren haben, nach meiner Überzeugung auch bereit, sehr viel dafür zu tun, um den Status Quo zu erhalten. Trauernde können ganz extreme Formen der Realitätsverweigerung annehmen. Sie klammern sich an alles Mögliche, das der Verstorbene hinterlassen hat: Briefe, Filme, Fotos, Audio, Kleidung, Spielsachen. Manche Menschen richten sogar eine Art Museum für den Verstorbenen ein, mumifizieren das Zimmer, die Wohnung des Toten mit all den Hinterlassenschaften regelrecht, indem sie nichts mehr daran verändern. Ich bin überzeugt, dass viele Menschen in Trauer eine solche Technologie in Anspruch nehmen würden.
Ja, mir ging's nicht um Hard Sci-Fi sondern um ebendiese Fragen: Was wollen wir vom Leben, wer sind wir? Was werden wir hinterlassen? Die Technik kann und soll man schon hinterfragen, weil ich überzeugt bin, dass sie kommen wird bzw. ja schon daran gearbeitet wird. Die Welt des Romans sollte plausibel wirken, ich finde es nur selbst immer ermüdend, alles in technischen Details zu ersticken, das hemmt einfach den Storyfluss, das Lesevergnügen und den Blick für das Kernthema.
Geschrieben 05 September 2016 - 15:03
Ja, "noir-mäßig", das kommt hin. Die femme fatal wird dann beim Vornamen genannt, auch das passt. Auf jeden Fall führt die Verwendung des Nachnamens zu einer Distanz zwischen mir als Leser und der Figur. Das sage ich ohne es zu werten.
[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]Ich glaube, Menschen sind bereit, sehr viel dafür zu tun, ein Vermächtnis zu hinterlassen...[/color]
Ich stimme diesen Ausführungen grundsätzlich zu, wobei man hier unterscheiden sollte zwischen der Person, die ein Vermächtnis hinterlassen will, und jenen, die sich dann mit dem zugehörigen Ewigen "herumschlagen" müssen. Ersteres - das Leben nach dem eigenen Tod - ist ganz klar ein Wunsch der meisten Menschen. Sonst gäbe es keine Religionen, die ja genau das mehr oder weniger anbieten ;-)
Allerdings bin ich mir sicher, dass die Ewigen wie geschildert nach einer gewissen Zeit eine gewisse Unzufriedenheit auslösen würden. Bis hin zu der Tendenz, dass man sich dann doch überlegt, sie wieder loszuwerden. Denn sich einen betrauerten Menschen zurück zu wünschen, ist das eine - wenn er dann tatsächlich die ganze Zeit da ist, obwohl er z.B. bei einem Autounfall verbrannt ist, und mir dann auch noch keine Nudeln kochen kann, dann ist das auf Dauer ne andere Nummer. Ich meine, viel mehr als eine nette Unterhaltung und gemeinsam Fernsehen geht doch nicht, oder? Da stößt man schnell an Grenzen - denn der Ewige ist dann doch sehr offensichtlich nicht echt. Wie gehen die Abermillionen Betroffenen damit im Alltag um? Solche Fragen hätten noch etwas ausführlicher zur Sprache kommen können. Etwa durch einen Nebenhandlungsstrang mit einem Ewigen. Vielleicht Hannahs Familie oder Freunde. Genau genommen haben die Ewigen vergleichsweise wenig "Leinwandzeit", wenn man sich vor Augen hält, dass es eigentlich im Buch um sie geht. Ab der ersten Leiche im Buch bestimmt aus meiner Sicht die Thrillerhandlung den Inhalt. Was ja nicht unbedingt falsch ist, man will ja durch Spannung die Leser bei der Stange halten. Aber unter dem Strich haben mich persönlich die Ewigen nicht völlig überzeugt.
Ganz anders aber bei den Promis. Da bin ich absolut bei Dir. Die sieht man eh nur im TV oder auf Bildern, so dass es für den Betrachter keinen Unterschied macht, ob die jetzt wirklich leben oder schon tot sind. Ich warte schon seit langer Zeit auf "Casablanca II", natürlich mit Bogart in der Hauptrolle. Scheitert sicher nur an irgendwelchen rechtlichen Fragen. Der Film würde hunderte Millionen einspielen. Auch ob der Kanzlerwahl bin ich begeistert. Gut, man müsste sicher das Grundgesetz ändern, um einen Toten, 'tschuldigung, Ewigen zum Kanzler wählen zu können, aber ich bin ganz sicher, dass sich im Fall von Helmut Schmidt die nötige Mehrheit ohne weiteres finden ließe.
Wer das jetzt als Geringschätzung gegenüber dem momentanen Personal der SPD interpretieren möchte... bitte.
Bearbeitet von Uwe Post, 05 September 2016 - 15:16.
Geschrieben 05 September 2016 - 16:48
Also wenn ich mich kurz einklinken darf bei euch Uwe und Jens. Zunächst einmal hat mich merkwürdigerweise ( Lesestand Seite 245 ) überhaupt nicht gestört das wir hier einmal den Vornamen Eva und einmal den Nachnamen Kari haben. Wenn ich ehrlich bin hab ich darüber bis das hier thematisiert wurde überhaupt nicht nachgedacht und auch nicht dazu geführt das ich mich der Person ( Ben ) irgendwie nicht nahe genug fühle.
Was die Ausführungen zu den Ewigen angeht so bin ich bei Jens insofern das sowas wenns möglich würde auch gemacht werden würde - auf jeden Fall. Allerdings sehe ich dann ähnlich wie Uwe die Probleme im Fortschreiten der Zeit. Das wurde eigentlich bisher nicht thematisiert und hätte vielleicht ein zentraler Plotpunkt in einem anderen Roman sein können. Zb aus einem anfänglichen Segen wird ein Fluch.. Ganz anders bei den Promis. Die sollen sich ja nach möglichkeit nicht ändern sondern immer "Ihr öffentliches Gesicht" zeigen.
Ganz prinzipiell lese ich hier aber aus meiner Sicht einen sehr kurzweiligen und flott geschriebenen SF Roman. Wenn man viel SF liest hat man ja schon öfter erlebt das Plots nicht in die Richtung laufen wie mans sich vorgestellt hat oder es lieber gehabt hätte. Von daher will ich das nicht kritisieren wie Uwe, sondern nehm es mal so an. Und von diesem Standpunkt kann ich bisher nicht meckern aber wie gesagt mir fehlen auch noch gut 180 Seiten bis zum Ende.
Geschrieben 05 September 2016 - 18:38
Zum Cover: Das hat die Agentur "Das Illustrat" entworfen.
Ich finde es sehr sehr gelungen. Diese Metropolis-Anmutung der Dietrich, dann der Titel über den Augen - es trifft das Thema sehr gut. Bei meiner persönlichen Umfrage (n= circa 100) haben etwa 90% der Befragten Marlene Dietrich sofort erkannt, 5% haben auf Marilyn Monroe getippt und 5% haben die Frau nicht erkannt.
Geschrieben 05 September 2016 - 19:19
Geschrieben 05 September 2016 - 19:27
Zum Cover: Das hat die Agentur "Das Illustrat" entworfen.
Die machen derzeit einiges für Heyne, auch die Ebook-Cover für Herbert W. Franke haben sie gestaltet.
Geschrieben 06 September 2016 - 07:46
Zum Cover: Das hat die Agentur "Das Illustrat" entworfen.
Ich finde es sehr sehr gelungen. Diese Metropolis-Anmutung der Dietrich, dann der Titel über den Augen - es trifft das Thema sehr gut. Bei meiner persönlichen Umfrage (n= circa 100) haben etwa 90% der Befragten Marlene Dietrich sofort erkannt, 5% haben auf Marilyn Monroe getippt und 5% haben die Frau nicht erkannt.
Sag ich doch. Diese Grafik ist fast ein Piktogramm für die Dietrich, wie es der Schnurrbart und der Seitenscheitel für Adolf Hitler ist (siehe das Titelbild von "Er ist wieder da" von Timur Vermes). (Wobei ich die Dietrich und den Hitler nicht auf eine Ebene stellen möchte.)
My.
Geschrieben 06 September 2016 - 17:23
OK, akzeptiert. Doch ganz tief in mir denke ich trotzdem: traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Außerdem muss hier ja jemand miesepetern , oder?
Geschrieben 07 September 2016 - 20:50
Ich bin jetzt auch mit dem Buch durch. Ich finde es gut geschrieben, es ist recht spannend und hat auch am Ende noch die ein oder andere Handlungswendung drin.
... Die in der letzten Szene erwähnte "Sperre", die bei den Ewigen die Erinnerung an den eigenen Tod verhindert, erschließt sich mir noch nicht ganz. Müsste eine Marlene Dietrich sich dann nicht wundern, warum sie im Jahr 2044 noch lebt?? ...
Das sie sich nicht wundert, wird damit erklärt, dass sie kein Bewusstsein hat und das ist so gesehen auch recht plausibel.
... Ich stimme diesen Ausführungen grundsätzlich zu, wobei man hier unterscheiden sollte zwischen der Person, die ein Vermächtnis hinterlassen will, und jenen, die sich dann mit dem zugehörigen Ewigen "herumschlagen" müssen. Ersteres - das Leben nach dem eigenen Tod - ist ganz klar ein Wunsch der meisten Menschen. Sonst gäbe es keine Religionen, die ja genau das mehr oder weniger anbieten ;-) Allerdings bin ich mir sicher, dass die Ewigen wie geschildert nach einer gewissen Zeit eine gewisse Unzufriedenheit auslösen würden. Bis hin zu der Tendenz, dass man sich dann doch überlegt, sie wieder loszuwerden. Denn sich einen betrauerten Menschen zurück zu wünschen, ist das eine - wenn er dann tatsächlich die ganze Zeit da ist, obwohl er z.B. bei einem Autounfall verbrannt ist, und mir dann auch noch keine Nudeln kochen kann, dann ist das auf Dauer ne andere Nummer. Ich meine, viel mehr als eine nette Unterhaltung und gemeinsam Fernsehen geht doch nicht, oder? Da stößt man schnell an Grenzen - denn der Ewige ist dann doch sehr offensichtlich nicht echt. ...
Das sehe ich ebenfalls so. Aus der subjektiven Sicht würden sich viele für ein System entscheiden, was ihnen während ihres Lebens hilft mit der Todesangst umgehen zu können. Aber schon an dem Bsp. von Ben und Hannah wird gezeigt, wie schwierig das werden kann. Selbst wenn der Ewige sich nicht an seinen Tod erinnert, wird der noch nicht Verewigte, vielleicht bei der ein oder anderen Gelegenheit an Anblick seiner sterbenden Frau erinnert. Da würde ich mir noch eine App wünschen, die diese Erinnerung bei mir löscht.
Bearbeitet von Trace, 18 September 2016 - 15:12.
Spoiler eingefügt
Geschrieben 12 September 2016 - 19:01
Ich bin auch schon seit geraumer Zeit durch. Leider war das Netzwerk ja einige Tage nicht erreichbar.
Würde mich gerne der gelungenen Rezi von Josefson im Standard anschliessen.Ich gehe mit dessen faible für eher verkopfte den stilistischen Experimenten nicht abgeneigtem zwar nicht immer konform, bin aber mit dessen Einschätzung von Unsterblich ziemlich einverstanden.
Geschrieben 12 September 2016 - 21:29
Ich möchte meiner Rezension auf dsf hier noch ein paar Sätze hinzufügen, auch wenn Josefsons Einschätzung fast von mir hätte sein können.
"Unsterblich" ist wirklich ein ordentlich geschriebener Thriller. Vermutlich hätte der Verlag einen, sagen wir... anspruchsvolleren Inhalt auch gar nicht gedruckt. Aber davon mal ab. Die Geschichte ist recht eindimensional, wenn man ehrlich ist. Benjamin Kari ist zuerst Detektiv, dann Gejagter, weil er zu viel weiß. Mehr Komplexität steckt nicht drin. Eine ideenreich aufgebaute Welt wie die in "Unsterblich" bietet dabei doch so viele Ansatzpunkte für spannende, anspruchsvolle oder witzige Nebenhandlungen. Mal ganz klar gesagt: Die große Idee des Romans, also die Ewigen, kommen praktisch nicht vor. Das ist einfach verschenktes Potenzial. Die meisten Elemente der Handlung wirken gewollt. Die Chips im Kopf müssen halt da sein, damit man die Ewigen sehen kann. Aber sie tun nicht mehr als das. Die Server von Infinity stehen an filmreifen Orten - und sind doch dermaßen angreifbar, dass ich spontan versuchen würde, dem Laden meine Dienste als IT-Berater in Sachen Sicherheit zu verkaufen. Für 10000 Dollar am Tag, mindestens. Und dann würde ich den ganzen Tag immer nur "verteiltes Backup, Redundanz, Spiegelserver, bewaffnetes Sicherheitspersonal an allen Eingängen" predigen. Der geniale Hacker ist ohnehin ein Stereotyp, der seine Schrägheit kaum mal zeigen darf. Bis er (da für die Handlung nicht mehr benötigt) abtritt, kann er einfach alles wie Kollege deus ex machina - sondert aber dann betont kryptische Nachrichten ab, statt genaue Anweisungen zu erteilen. Was wäre denn gewesen, wenn Ben die Sache mit der Rakete und der Kreditkarte nicht geschnallt hätte? Ich meine, wenn ich jemandem mitteilen will, was er tun muss, um das Böse zu besiegen, sollte ich mich nicht klar ausdrücken? Sicherheitshalber? Die kryptische Nachricht tut in Wahrheit nur eins: Die Spannung aufrecht erhalten. Also wirkt sie gewollt. Außer vielleicht auf Leute, die sonst nur Hollywood-Blockbuster gucken, aber die finden es ja auch logisch, wenn der Held mit einem blinkenden Piepsgadget in drei Sekunden ein Passwort entschlüsselt.
Ganz und gar misslungen ist dann die Erklärung für Marlenes "Aufblitzen". Eine "irdische" Erklärung wäre freilich schwierig geworden. Aber die gelieferte Erklärung ist dann reine Magie (wie Josefson so schön schrieb), um nicht zu sagen: totaler Quatsch.
Und die Figuren? Also, Marlene ist, wie Josefson richtig diagnostiziert, ein MacGuffin, keine Persönlichkeit (wie auch?). Auch Eva ist nicht mehr als ein Sidekick. Sie steht doch eigentlich auf der anderen Seite. Wo ist der handfeste Streit mit Ben? Eine im Grunde langweilige Figur, von der ich mir nichtmal merken konnte, wie sie aussieht. Irgendwie... brav. Okay, dass die zwei nicht im Bett landen, passt schon... Ben hängt ja noch seiner Hannah nach. Was ich nach wie vor nicht glaubwürdig finde. Ohne Persönlichkeit, ohne Anfassen, ohne irgendeine Möglichkeit, mit der realen Welt zu interagieren, sind die Ewigen einfach nicht viel mehr als eine computeranimierte Erinnerung. Mit sowas will doch keiner verheiratet sein. Kein Mann jedenfalls. Nicht, solange sein Joystick funktioniert. Aber die Ewigen werden offenbar von der Bevölkerung viel wichtiger genommen, sonst gäbe es ja nicht ne halbe Revolution, bloß weil die Dietrich mal kurz abtaucht (das tut das SFN auch - und? Keine Massendemos oder Panikkäufe! Pöh!). Oder Menschenaufläufe in allen Großstädten, weil ein Whistleblower ein paar Hologramme erscheinen lässt. Das überzeugt mich einfach nicht.
Philosophieren über das Leben nach dem Tod hätte ich mir noch erhofft. Da sind diese sympathischen Indianer, die sich Infinity verweigern - aber einen wirklich pointierten Dialog zum Thema Umgang mit dem Tod habe ich da auch nicht gefunden. Ben selbst erkennt in einem Halbsatz zwischen zwei Mordanschlägen urplötzlich, dass er das alles blöd findet. Ohne nähere Erklärung. Wieso also? Wegen der vielen Einschusslöcher?
Das Leben nach dem Tod ist wohl der letzte Traum der Menschheit, der noch nicht in Erfüllung gegangen ist. Die Ewigen sind aber nicht diese Erfüllung. Sie sind nicht die Fortsetzung der Leben ihrer zugehörigen Menschen, sie sind nur zur Trauerbewältigung ihrer Hinterbliebenen da. Nicht für sich, sondern für andere. Wie selbstlos, dafür zu Lebzeiten sauviel Geld zu blechen! Okay, oder um Filme zu drehen oder die Welt zu regieren. Das hat Software tatsächlich in anderen Büchern schon schlechter gemacht. Wohlgemerkt: Auch übergehen wir ein paar Details. Die (manipulierten) ewigen Präsidenten reichen sich die Hand zum Frieden? Ja, und in welche Krisenregionen soll die Waffenlobby dann ihre Produkte liefern? Sind Typen, die auf Weltfrieden, Umweltzerstörung und Menschenleben scheißen, um sich selbst zu bereichern, so leicht zu besiegen? Und was passiert nach der letzten Seite? Bricht alles zusammen, ist Ben also in Wahrheit der Teufel, der der Welt den endgültigen Untergang beschert, weil sie nicht mehr von Helmut Schmidt, sondern doch wieder von echten Politikern regiert wird? - Geschenkt. Darauf erwarte ich keine Antwort. Aber auf die Frage nach dem Leben, dem Universum, und dem Mistkerl Tod, der uns den ganzen Spaß verdirbt. Aber dazu werde ich andere Bücher lesen müssen, oder selbst eins schreiben.
Genug Kritik, klingt schlimmer als es war. Ich habe das Lesen nicht bereut. Der Roman liest sich gut, es ist ein ordentlicher Thriller mit vielen Ideen. Für ein Erstlingswerk wirklich nicht schlecht.
Und jetzt: Weitermachen!
Geschrieben 13 September 2016 - 11:02
Ganz prinzipiell lese ich hier aber aus meiner Sicht einen sehr kurzweiligen und flott geschriebenen SF Roman.
? Nominierungsfähig ?
Uwe ?
Geschrieben 13 September 2016 - 11:48
? Nominierungsfähig ?
Uwe ?
Ich bin noch mitten drin (ca. 2/3 durch), aber ich würde sagen: Ja, man könnte ihn nominieren.
My.
Geschrieben 13 September 2016 - 15:19
Ich kann nur sagen, dass ich den Roman nicht für den KLP nominieren werde. Dazu fehlt es ihm einfach an Tiefe. Aber jeder kann ja eigene Kriterien anlegen.
Geschrieben 14 September 2016 - 06:01
? Nominierungsfähig ?
Uwe ?
Nein
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