Hallo Narrania,
Interessanter für mich ist schon, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag. Fan will nicht in das binäre Denken eingeengt sein, was nur männlich und weiblich kennt. Vielleicht sind wir aber noch zu sehr darin behaftet, denn mir fehlt da auch ein Denkmodell, ich jedenfalls kann mir einfach keine 60 Geschlechter vorstellen (oder sind es schon mehr?) und bin aus dieser Diskussion ziemlich ausgestiegen
Allerdings sollten wir uns nicht wundern, wenn dieser Roman auch ausgezeichnet wird. Auf dem worldcon in Dublin habe ich gehört, dass moderne Literatur jetzt gender-protagonisten haben muss. Der erste Roman hatte einen Homosexuellen als Protagonisten, das ist jetzt schon zu normal. Also haben wir jetzt jemanden als Protagonisten, der die gender-frage ganz anders stellt. allerdings glaube ich nicht, dass es wirklich gelungen ist, auch wenn es kurz ziemlich wörtlich angerissen wird.
die Genderfrage sehe ich im Roman gar nicht gestellt. Fran kann wechseln. Fran wechselt. Das führt nur 1x zu Reflexionen - beim perfekten Gefäß. Aber was ist Perfektion? Gibt es eine allgemeingültige Vorstellung von Perfekt? Oder ist die Perfektion nur aus Frans Sicht gegeben? Und welche Rolle hat der Körper, in dem/die Fran sich befindet, auf ihre Wahrnehmung. Verändert das Frans Wahrnehmung? Es gibt ja körperliche Unterschiede zwischen Mann und Frau, die haben - siehe da -> https://de.wikipedia...alian_Buschbaum (ich weiß nicht mehr, welches Interview ich mit Balian Buschbaum gelesen habe, aber er benannte ganz ausdrücklich die unterschiedlichen Gefühlswahrnehmungen von Mann/Frau aus ausgeprägt - durchaus Folgen. Der andere Hormonspiegel ändert einiges. Das sehe ich im Roman an keiner Stelle. Insofern sehe ich in dem Roman ein großes Ausweichen vor der Genderfrage. Bodyswitch allein ist mir zu wenig.
Aber du schreibst es ja selbst:
allerdings glaube ich nicht, dass es wirklich gelungen ist,
Ich halte den Versuch für hat-nicht-stattgefunden, weil alles allzu oberflächlich bleibt. Mehr als Körperlichkeit ist da nicht. Da braucht es keine StrippergogglesWäre das Thema tiefer angegangen worden, wäre es ein völlig anderer Roman geworden. Es ging ja um eine ausgebüxte KI. Vielleicht stellt Hillenbrand ja in seinem Folgeroman die Genderfrage - ausgehend von der Selbstwahrnehmung der KI. Ist sie Es, Sie oder Er? Oder ist sie alles zugleich? Und welche Auswirkungen hat das? Ein sehr spannendes Thema.
Im Radio - WDR 5 - läuft gerade eine Sendung zum Thema Medizin und Geschlechter. Medikamente haben abhängig vom Geschlecht abweichende Wirkung. Das ist nicht neu, aber nun wird es auch mal gründlich im Radio dargestellt.
Viele Grüße
Tobias