Ab dem 1. November wird hier
Ministerium für die Zukunft von Kim Stanley Robinson
gelesen und darüber diskutiert.
Ich wünsche allen viel Spaß.
Kim Stanley Robinson - Ministerium für die Zukunft
#1
Geschrieben 30 Oktober 2021 - 20:10
#2
Geschrieben 01 November 2021 - 07:40
Erfreulicherweise habe ich das Buch rechtzeitig bekommen.
Ein erschreckend dicker Wälzer! Immerhin 716 Seiten. Auf dem Cover ein Lob von Barack Obama.
Konnte bisher nur das erste Kapitel lesen. Eine Szene in der die Ausgangssituation beschrieben wird. Sehr realitätsnah gezeichnet. Bin gespannt, was noch kommen wird.
#3
Geschrieben 01 November 2021 - 11:28
Jetzt bin ich etwas weiter und leider blieb es nicht so. Mehr dazu später.
Zu Kapitel 1: die Auswirkungen von Hitze waren super beschrieben, teilweise echt kaum auszuhalten, ein gutes, hartes Stück Prosa.
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#4
Geschrieben 01 November 2021 - 13:21
Ich habe das Buch bereits vor einiger Zeit gelesen, und wie bereits im Ich-lese-gerade-Thread geschrieben, stellt es für mich in vielem den Schlusspunkt von KSRs Schaffen dar. Sowohl thematisch als auch formal wird hier vieles, was er schon früher gemacht hat, auf die Spitze getrieben bzw. zu Ende gebracht. In Interviews hat sich Robinson auch selber dahingehend geäussert, dass er sich nun "ausgeschrieben" fühle. Was nicht heissen soll, dass nun nichts mehr kommt. Aktuell schreibt er ein Sachbuch, und er schliesst auch nicht aus, dass später noch einmal ein Roman kommt, aber auch er sieht Ministry for the Future als eine Zäsur in seinem Werk.
Insbesondere die Form dürfte freilich nicht allen liegen. Robinson bewegt sich sehr weit weg von dem, was man üblicherweise unter einem Roman versteht. In gewisser Hinsicht ist es ein vollkommen unmögliches Buch, und ich kann jeden verstehen, der damit nichts anfangen kann. Für mich stellt es aber eine Art Höhepunkt dar, und ich finde es auch sehr bewegend (nicht zuletzt, weil der Roman eine grosse Liebeserklärung an Zürich ist, und zahlreiche Schauplätze vorkommen, an denen ich fast täglich vorbeigehe),
Bearbeitet von simifilm, 30 Dezember 2022 - 11:01.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
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#5
Geschrieben 01 November 2021 - 14:36
Es ist das gleiche Spiel: Wenn mir das Buch "zuläuft" während der nächsten Zeit, gebe ich gerne meine Senf dazu ab. Für den Kauf zum vollen Preis bin ich wieder einmal nicht motiviert.
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#6
Geschrieben 01 November 2021 - 14:55
Es hat seine Momente, soviel gebe ich zu.
Als Einstieg in sein Werk ist es womöglich nicht gut geeignet und ich kannte vorher lediglich eine Kurzgeschichte
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#7
Geschrieben 01 November 2021 - 22:00
Sehr starker Beginn des Romans: Man kannte alle Fakten: Eine Hitzewelle wie in Kanada, die ein heißeres Land trifft, führt zu zahllosen Hitzetoten, da der Mensch die Wärme nicht mehr durch Schwitzen abführen kann. Aber jetzt weiß man auch, wie sich das anfühlt.
In mehreren kurzen Kapiteln stellt Robinson die Ausgangssituation auf: Indien trifft die Entscheidung zur strikten Umsetzung der Klimaziele, was wohl zu Konflikten mit vielen anderen Staaten führen wird, insbesondere da Indien unter Verletzung internationaler Abkommen Climate Engineering betreiben will.
Robinson Art, in seinen Romanen zwischen Handlung und erklärenden Informationsteilen zu springen, wurde schon oft kritisiert. Ich mag das. Zumindest wenn es sich spannend liest, wie bei Robinson.
#8
Geschrieben 02 November 2021 - 14:20
Ah, macht er das oft? Handlung, dann folgt ein Informationsteil, dann wieder Handlung usw.?
Ich hatte das bei Matt Ruffs "Mirage" so erlebt und dort fand ich es weniger gelungen. Hier finde ich es jetzt auch nicht optimal, kann damit aber leben.
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#9
Geschrieben 02 November 2021 - 15:06
Ah, macht er das oft? Handlung, dann folgt ein Informationsteil, dann wieder Handlung usw.?
Ich hatte das bei Matt Ruffs "Mirage" so erlebt und dort fand ich es weniger gelungen. Hier finde ich es jetzt auch nicht optimal, kann damit aber leben.
In dieser sehr extremen Form hat er es noch nie gemacht. Aber Robinson ist schon lange ein erklärter Befürworter des Infodumps. In seinen Augen ist der Infodump keine Mangel, sondern wesentlicher Teil einer SF-spezifischen Ästhetik (ich würde dem an sich widersprechen. Nicht zuletzt weil kaum jemand so lesenswerte Infodumps schreibt wie Robinson). In der Mars-Trilogie hatte es mitunter seitenlange Beschreibungen der Mars-Geologie. Diese waren aber - zumindest oberflächlich - noch in die Handlung integriert. Dass die verschiedenen Elemente ganz für sich stehen, ist eine Radikalisierung, an die er sich über verschiedene Romane hin herangetastet hat. In New York 2140 gibt es beispielsweise schon Vorstufen dazu.
Robinson führt in Interviews auch die U.S.A.-Trilogie von John Dos Passos als Einfluss ein. Das sind Montageromane aus den 1930er-Jahren, in denen ganz unterschiedliche Textelemente - erzählende Passagen, Zeitungsausschnitte, Liedtexte, lexikonähnliche Passagen etc. -zusammengefügt werden. Alfred Döblin hat mit Berlin Alexanderplatz praktisch gleichzeitig etwas ganz ähnliches gemacht.
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#10
Geschrieben 02 November 2021 - 15:24
Da ich sehr schnell höre, werde ich spätestens morgen mit dem Roman durch sein
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#11
Geschrieben 12 November 2021 - 22:20
Hab jetzt auch angefangen und bin in Kapitel 15, etwa 10% des Romans.
Großartig bewegender Beginn und dann kommt erstmal jede Menge so Zeug. Beschreibungen von Klimakonferenzen, die nichts bringen etwa. Ab und zu kehren wir zu Frank und nach Indien zurück. Das ist jetzt für mich alles dann doch eher langweilig.
Das sind so Warnbücher, die reigentlich Leute lesen sollten, die noch keinen Bammel vor dem Klimakollaps haben.
Mal gucken, ob da noch was für mich kommt.
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#12
Geschrieben 13 November 2021 - 21:23
Moin,
ich habe ewig gebraucht, bis ich die ungewohnte Erzählweise akzeptiert hatte. Dann fand ich es doch recht gut.
Ich bin jetzt schon zehn Bücher weiter - aber allzu oft werde ich Robinson wohl nicht lesen. Über diesen Roman bin ich dennoch froh, da er auch für mich der Klimakrise noch einiges hinzufügen konnte und zwar mögliche Lösungen und Wege aus der Krise.
Konkreter sogar als Al Gore und von dem habe ich auch einige Filme gesehen, na ja, zwei.
LG Yvonne
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#13
Geschrieben 14 November 2021 - 16:45
Tue mich auch etwas schwer mit dem Buch. Nicht, dass es schlecht geschrieben ist. Das Problem ist, dass ich momentan wenig Zeit zum lesen habe. Die vielen Perspektivwechsel machen es mir schwer festzustellen in welchem Kopf ich mich gerade befinde. Dann lese ich die Seiten vorher nochmal. Bin mir nicht sicher, ob ich das Buch wirklich bis Ende des Monats zu Ende bringe.
#14
Geschrieben 16 November 2021 - 11:44
Da bin ich doch froh, dass ich mir das nicht angetan habe!
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#15
Geschrieben 23 November 2021 - 23:09
Bin jetzt bis Kapitel 80. Mir gefällt das Buch ausgesprochen gut. Der Mix aus "Haupthandlung" mit Frank und Mary, Augenzeugenberichten als Schlaglichter einer möglichen Zukunft und längeren Nebenhandlungen, wie die Abschnitte auf dem Gletschern, ist so ausgewogen, dass es immer spannend bleibt, und zwar nicht im Sinne einer spannenden Handlung, bei der man mit den Figuren mit fiebert, sondern in dem Sinne, was Robinson als mögliche Reaktionen auf die Klimakrise und mögliche Lösungen zu deren Abschwächung anbietet. Selbst Inhalte, die mich nur mäßig interessieren wie die Finanzwelt, sind nicht uninteressant.
Ich finde es erstaunlich, wie der Roman mit der Einstellung der Leser zum Terrorismus spielt. Oder bin ich der einzige, der bei vielen der beschriebenen Terrorakte doch ein wenig Befriedigung verspürt hat?
#16
Geschrieben 24 November 2021 - 20:35
Ich hab mich noch nicht wieder rangetraut, sorry.
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Saramee
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#17
Geschrieben 30 Dezember 2022 - 11:11
Der geschätzte Franz Rottensteiner bespricht den Roman in der neuen Ausgabe des Quarber Merkurs und kann ihm wenig Positives abgewinnen. Aus dem Fazit: "Im Wesentlichen ist das eine reine Aufzählung wünschenswerter Errungenschaften, ohne hinreichende Begründung, wie das erreicht werden soll, sondern ganz naiv wie ältere Utopien von Morris, Bellamy, Morris etc." (Das soll beim einen Mal wohl "Morus" und nicht "Morris" heissen; leider hat es in Rottensteiners Texten mittlerweile viele solcher offensichtlicher Flüchtigkeitsfehler). Das scheint mir als Beschreibung des Romans überhaupt nicht adäquat; Robinson spielt hier mit ganz unterschiedlichen Formen und Stilen und bricht die angebliche Naivität immer wieder gezielt. Man muss das nicht mögen, aber es überrascht mich, dass Rottensteiner überhaupt nicht zu verstehen scheint, was Robinson in diesem Roman formal versucht.
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#18
Geschrieben 30 Dezember 2022 - 11:56
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