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156 Antworten in diesem Thema

#151 Jannis

Jannis

    Der Fantastische Buchladen Moderator

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Geschrieben Gestern, 13:17

Die Bildungslücke scheint eher bei mir/uns zu bestehen. Was wären Deiner Meinung "notwendige Milestones" bei der Bewerbung von Uwes Buch?

 

Ich bin viel auf Threads und Insta. Dort herrschen hektische Buchrezensionen und viele "Wie großartig ist dieser Farbschnitt?!"-Debatten. Daneben machen gefühlt hunderttausend Selfpublisher auf sich "aufmerksam" - und 99,9999% davon gehen unter. Verlagsautoren von kleineren Verlagen scheint es mir nicht anders zu gehen. Was würde in diesen Zeiten aggressiveres Marketing bedeuten?

 

Ist denn "aggressiveres Marketing" wirklich die Lösung? Wir können ja bereits auf z.B. Instagram oder Tiktok den Trend zu immer spektakulären oder aufdringlicheren Posts leicht sehen. Wenn aber alle das gleiche machen, kann sich wieder keiner davon abheben und man ist in der gleichen Situation wie vor der Dramatisierung. 

 

Und es gibt tatsächlich trotzdem immer diese Erfolgsstorys: ehrlich gesagt halte ich alle für einen Zufall, denn nichts hat deren ursprüngliche Erfolgswahrscheinlichkeiten von anderen Autor*innen unterschieden: Andy Weir und Sebastian Fitzek haben als "einfache" Selfpublisher gestartet und hatten - neben dem Talent! - einfach nur Glück. Ist man aber als Autor*in einmal in die Top10 gelandet, ist die Wahrscheinlichkeit für einen 2. Bestseller ungleich höher als für einen Debütroman oder 2. Roman eines nobodys.  

 

Es bleibt eigentlich nur übrig, sich mit seiner eigenen Fangruppe zu arrangieren oder massiv viel Zeit in Lesungen zu investieren, siehe Christopher Paolini (135 Lesungen in 2002!) oder Titus Müller (ca. 1 - 2 Lesungen pro Woche): das scheint der einzige halbwegs realistisch planbare Weg zu sein, einen Bestseller zu landen. 


Meistens gut gelaunt, offen für sehr viel und immer für eine angeregte Diskussion zu haben!

  • (Buch) gerade am lesen:Esther S. Schmidt: Rho

#152 Maxmilian Wust

Maxmilian Wust

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Geschrieben Gestern, 17:37

Vermutlich habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich wollte weder besserwisserisch noch bevormundend wirken, sondern ehrlich wissen, wie das funktioniert und ab wann man sozusagen marketingtechnisch „den nächsten Schritt“ macht.

 

Zum Kontext: Mein gesamtes Wissen zum Buchmarketing basiert auf einer Handvoll Artikel, die ich in den letzten zwei Jahren zu dem Thema gelesen habe (und deren Quintessenz stets lautete: Nimm ganz viel Geld in die Hand!) und eine Kampagne für eine Sachbuchautorin – also 2010, bei der ich aber nur als Assistent mitwirkte, um Bildmaterial aufzuhübschen. Weil ich aber generell an Marketing interessiert bin (weil Job) und ihr bedeutend aktiver und firmer in der Szene seid, als ich es bin, lag es für mich auf der Hand, einfach mal bei der Quelle nachzufragen.

 

Uwe hat, jetzt rein subjektiv betrachtet, für mich folgende Meilensteine bzw. Sättigungspunkte erreicht:

  • Er gewann mehrere Preise und wurde für noch mehr nominiert.
  • Seine Geschichten erhalten durchweg gutes Feedback.
  • Neue Leser nehmen seine Werke interessiert auf, i.e. lassen sich noch generieren.

Also wäre natürlich mein Gedanke aus Verlegersicht, dass er sich mehrfach bewiesen hat und ihn marketingtechnisch zu fördern. Und wenn nur aus dem schlichten Gedanken, damit er mehr Geld macht.

 

Und ja, mir ist bewusst, dass Marketingkampagnen wie sie um Andreas Eschbach, Frank Schätzing und Joshua Tree aufgezogen werden bis in vierstellige Kostenbeträge pro Tag hochschießen können, also würde mich eher interessieren, ob es da noch was drunter gibt. Eine Tour durch Messen und Buchhandlungen, so in der Art. Meinetwegen Guerilla-Marketing mit falschen Buchumschlagen, wobei ich die Strategie für ziemlich unnütz und eher sogar schädlich halte.

 

 

Und da ich mich auch für Comics interessiere, würde ich gerne wissen, welcher Comiczeicher oder welche Comiczeichnerin in den letzten Jahren an den "Milestones vorbeigeschossen" ist.

Ah, immer angenehm einen anderen Comicfan zu treffen :-)

 

Ich vermute, du meinst mit deiner den deutschen Raum:

 

Die für mich wohl gängigsten Beispiele wären für mich Marvin Clifford und Oskar Pannier: Ihr Webcomic „Shakes & Fidget“ wurde zu den Hochzeiten von World of Warcraft praktisch übernacht berühmt. Da war es dann eher eine Frage, wie man das Momentum nutzen kann.

 

Vielleicht daher interessanter wären Joshua Sauer mit seinem „Nicht lustig“ oder David Füleki. Bei beiden konnte ich als Leser miterleben, wie sie sich aus Nichts hochgearbeitet und was daraus gemacht haben. Sauers Animationsversuche blieben wohl eher auf der Strecke, Füleki scheint heute nicht mehr so viel Eigenes, sondern eher für Youtuber zu zeichnen.

 

Ralph Ruthe ist nicht nur beständig, sondern auch stets auf allen Kanälen aktiv gewesen. Gut, seinen Erfolg kann man auch auf die in Relation kleine Community des Alten Internets schieben, aber das allein war es nicht. Ansonsten gäbe es heute eine "Schlock Mercenary"-Premium-Edition und das "Order of the Stick"-Graphic Novel noch für vertretbare Preise.

 

Wenn du ein Negativbeispiel haben willst, fiele mir spontan j3y und sein „JUMP42!“ ein. Der Webcomic generierte Anfang der 2010er definitiv genug Traffic und Aufmerksamkeit, um mehr zu werden. Leider war das bevor Patreon die heutige Durchsetzung erreichte. j3y versuchte sich an alternativen Finanzierungsmodellen (wie z.B. dass man gegen Geld in seinem Comic ein Charakter werden könne) und stellte das Projekt schließlich um 2015 herum ein. Und löschte dabei auch gleich mal alle Strips. For some reason.

 

Die mit Abstand „größte Nummer“ in der Disziplin ist vermutlich Flix, also Felix Görmann. Der hat die Meilensteine gefühlt nicht nur erreicht, sondern gleich auch noch umgefahren … aber mit seinem Humor kann ich ehrlich gesagt nicht viel anfangen. Ist jedoch reine Geschmackssache. Sein Erfolg spricht ja ziemlich für ihn.

 

Und jemand, der mir etwas mehr bedeutet, wäre Werner „Weeh“ Härtl – u.a., weil ich jahrelang mit ihm zusammengearbeitet bzw. seine Arbeiten zu diversem Content weiterverarbeitet habe. Der Kerl hat gefühlt dreimal hintereinander dieselben Meilensteine passiert.

 

Bei den Genannten ist aber vieles Eigenwahrnehmung. Mitbekommen habe ich das meiste nur, weil ich ihren Kram gelesen habe oder immer noch lese.

 

Da ich immer gerne Austausch suche, können wir das auch gern ins Detail – aber vielleicht besser nicht hier. Ich will mich in Sachen Thread Hijacking bessern ;-)

 

Du hast nicht zufällig "Humanity Lost" gelesen? Das Graphic Novel würde ich gerne mal außerhalb von Reddit durchkauen.

 

 

@Jannis:

Ja, exakt so war auch meine Wahrnehmung bisher. Dafür gibt es in meiner Branche einen ziemlich guten Spruch, den ich aber lieber nicht in einer gepflegten Runde wiederhole ;-)


Bearbeitet von Maxmilian Wust, Gestern, 17:37.

"Part Five: Boobytrap the stalemate button!"


#153 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben Heute, 12:04

@Jannis

Ich habe mich auch länger mit Erfolgsfaktoren bei Romanen, speziell auch sogenannten Bestsellern, aber auch Longsellern befasst. Diese Faktoren sind benennbar, aber ob man sie richtig bedient, erscheint mir tatsächlich auch oft Glückssache zu sein, weil manches nicht vorhersehbar ist. Das scheint mir übrigens auch für andere Medien wie z.B. Filme zu gelten.

 

@Max

Auf Deinen Spruch bin ich neugierig. Per PN?



#154 Dyrnberg

Dyrnberg

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Geschrieben Heute, 12:44

Vermutlich habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich wollte weder besserwisserisch noch bevormundend wirken, sondern ehrlich wissen, wie das funktioniert und ab wann man sozusagen marketingtechnisch „den nächsten Schritt“ macht.

Ich fand den Tonfall Deines Postings gar nicht besserwisserisch oder bevormundend, mich hat nur wirklich die Antwort interessiert, was "Milestones" in diesem Kontext sind. Danke für die Antwort.

 

Mit Blick auf den "Auslöser" dieses Threads eine Anmerkung: Das Buch ist im Eigenverlag erschienen, wenn ich es auf Amazon richtig sehe. Sprich jedwedes intensivere Marketing müsste der Autor selbst machen. Es gibt Beispiele, bei denen Autor:innen mit Social Media Marketing Erfolg für ihre Bücher förderten - aber mir scheinen sie die absolute Ausnahme. Und... es wirkt schon beim Zuschauen irre anstrengend.



#155 lapismont

lapismont

    Linksgrünversifft

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Geschrieben Heute, 12:45

hach ja, Shakes & Fidget & der rote Pilz.

:wub:


Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

Moderator im Unterforum Fantasyguide
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Montbron-Blog

  • (Buch) gerade am lesen: Joanna Russ – Erwachende Welten

#156 head_in_the_clouds

head_in_the_clouds

    Yoginaut

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Geschrieben Heute, 13:58

Traut man sich an angloamerikanische Texte heran dann ist der Herausgeber Gardner Dozois mit seiner Reihe

„The Year’s Best Science Fiction “ the way to go". Er war ein gefeierter Anthologie-Verleger und hat wahre Schätze

an Kurzgeschichten aus jedem der 1980er Jahre bis 2018 gefunden. Leider ist er viel zu früh verstorben.

Die voluminösen Bände enthalten wirklich viele , später oft prämierte Stories.

 

Für David G. Hartwell  gilt das gleiche (leider schon 2013 verstorben) ab 1996 mit "Year's Best SF" .

Aktuell hat noch niemand die beiden og richtig ersetzt (evtl. Jonathan Strahan , der  bis 2019 publizierte).

Insgesamt ist dieser Markt ja wesentlich grösser und man kann tief in KGs eintauchen.

 

Zudem lassen sich neue Bewegungen in der Sf als erstes in der Anthologie Kurzform erahnen.

 

Warum KGs hier etwas stiefmütterlich behandelt werden und in D nur in Speizalverlagen wie p.Machinery zur Geltung kommen, kanns daran liegen, das KGs sich nicht so rentieren wie Romane?


Bearbeitet von head_in_the_clouds, Heute, 14:15.

"Why should one be afraid of something merely because it is strange?"

  • (Buch) gerade am lesen:Fremdes Licht - Nancy Kress

#157 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

    Temponaut

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Geschrieben Heute, 14:11

Auf den Satz bin ich auch neugierig.  :aliensmile: Und KGs denke ich, sind eigentlich die Sache von Magazinen. Und die brauchen halt Leute, die sie regelmäßig kaufen.

 

Was ich auch gern wüsste: Was ist denn "aggressives Marketing"? Ich kann mir darunter wenig vorstellen.


Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

Science-Fiction-Buchblog: https://www.jol-rose.../de/rezensionen

  • (Buch) gerade am lesen:Schildmaid
  • (Buch) als nächstes geplant:Empfindungsfähig
  • • (Film) gerade gesehen: Paradise
  • • (Film) als nächstes geplant: nope



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