Andreas Brandhorst - Das Kosmotop
Bearbeitet von methom, 07 November 2014 - 13:13.
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Geschrieben 28 Oktober 2014 - 13:03
Bearbeitet von methom, 07 November 2014 - 13:13.
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Biom Alpha ist im Sonnensystem angekommen. Jetzt auf eigener Seite und auf Twitter @BiomAlpha
Geschrieben 02 November 2014 - 13:09
Ich finde, Brandhorst hat mit dem ersten kurzen Kapitel, das fast ein Prolog ist, "Sich selbst zu Grabe tragen", einen Einstieg geschaffen, der Neugierde erzeugt.
Den ersten zwei Sätzen lässt sich Originalität nicht absprechen. Der Leser bekommt ebenso einen Hauch an Einführung, was die Protagonisten Corwain Tallmaster und Solace angeht, der Ort der Handlung ist deutlich als ein durch technische Mittel bewohnbar gemachter Asteroid zu verstehen, der Bestand an noch lebenden Menschen ist sehr gering und Corwain erfährt, dass "gerade" einer gestorben ist. Ein wenig über Solace wird auch noch angedeutet und eine das menschliche Gehirn unterstützende Vorrichtung ("Nadel" genannt) wird dezent eingeführt. Relativ viel für 3 Seiten, denen man das Info-Dropping gar nicht so wild anmerkt.
Im nächsten Kapitel wird ohne viel Umschweife klar gemacht, dass da ein großes bedrohliches Etwas im Kommen ist. Ein Resonanzschiff der Kompetenz bringt die unfrohe Kunde. Corwain hat so gut wie gleich seinen Auftrag.
Es geht los!
Liest sich angenehm, der Roman kommt nach paar Seiten gleich zur Sache, ansatzweise weiß man auch schon, wer die Bösen sein könnten ...
Eine Verwechslung mit Near-Future-SF scheint mir wenig wahrscheinlich.
LG
Jakob
Austriae Est Imperare Orbi Universo
Geschrieben 02 November 2014 - 13:26
Ich werde heute noch beginnen. Aber jetzt werde ich mich erst auf mein Rad schwingen und bei dem schönen Wetter ein wenig um den See radeln ...
Zur Auswahl des Romans für den Lesezirkel ...
Ein wenig hat es mich verwundert, dass wir jetzt Das Kosmotop lesen. Nicht dass ich traurig über die Wahl wäre. Ich lese Andreas Space Operas sehr gerne. Sind alle überdurchschnittlich und können sich durchaus mit den führenden Werken britischer und US-amerikanischer Herkunft messen.
Ich hätte aber viel eher auf eine breite Zustimmung für Weirs Der Marsianer oder Eschbachs Jesus-Deal getippt. Oder auch Uwe Posts ersten Weltraum-Roman Sterne in Asche. Auf den bin ich auch gespannt und werde ihn lesen. Das für diese Romane dann doch nicht das Rieseninteresse da war, erstaunt mich etwas.
LG Trurl
Geschrieben 02 November 2014 - 14:17
Ich war auch etwas verwundert, Trurl (die Wahl angehend ...), aber es bleibt ja nicht ausgeschlossen, dass auch andere Werke sehr bald zu ihrem Recht kommen ...
LG
Jakob
Austriae Est Imperare Orbi Universo
Geschrieben 06 November 2014 - 07:41
Ich habe "Das Kosmotop" bereits im Juli gelesen und will daher nicht zuviel verraten. Da ich von Andreas Brandhorsts Space Operas sehr begeistert bin, bin ich natürlich mit einer entsprechenden Erwartungshaltung an seinen neuesten Roman herangegangen. Er versteht es m.E. wieder mal sehr schöne Charaktere zu zeichnen und einen Plot aufzubauen, der einen Bogen über einen größeren Zeitraum spannt, aber trotzdem plausibel dargestellt wird. Dennoch konnte mich dieses Buch nicht so begeistern, wie seine letzten Romane. Ich kann das gar nicht so genau begründen und werde mich diesbezüglich auch erstmal zurückhalten. Aber ich bin schon gespannt auf eure Kommentare zu diesem Buch.
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Geschrieben 07 November 2014 - 13:14
Biom Alpha ist im Sonnensystem angekommen. Jetzt auf eigener Seite und auf Twitter @BiomAlpha
Geschrieben 16 November 2014 - 14:07
Das war - muss man jetzt schon sagen, leider kein guter Lesezirkel diesmal. Liegt auch an mir - mea culpa - da ich wenig Lust hatte meine Lesestände zu kommentieren.
Ich bin jetzt fast durch - 60 Seiten fehlen noch - und da wollte ich doch noch kurz vor Schluß, bevor die große Auflösung stattfindet (obwohl, das meiste ist eigentlich schon geklärt) und der Endkampf um das Kosmotop die Machtverhälnisse neu ordnet, meinen Eindruck beschreiben.
Im GuG bin ich mit dem Roman zufrieden. Wieder eine überdurchschnittliche Space Opera aus der Feder von Andreas, die sehr unterhaltsam zu lesen war. Anfangs hatte ich etwas Probleme, mich in die Geschichte einzufinden, was aber wahrscheinlich weniger am Roman, als an mir selbst lag, da ich ich letzter Zeit wenig Space Opera Romane gelesen habe. Vielleicht lag es aber daran, dass mir die Geschichte diesmal trotz der Wendungen nicht ausreichend komplex genug konstruiert erschien, um mich vollends zu begeistern. Die Handlung ist abenteuerlich und absolut spannend, auch gut geschrieben - das ist es nicht, dennoch hat mir diesmal etwas gefehlt, das ich bei anderen Autoren eher finde. Vielleicht ist das der literarische Feinschliff eines Iain Banks, oder die fundiertere Darstellung der - ebenfalls völlig phantastischen - Wissenschaft und Technik, in den Romanen eines Alastair Reynolds.
Ich weiß es nicht. Aber letztlich ist das nur eine Geschmacksfrage und kein echter Kritikpunkt an dem Roman. Meckern auf hohem Niveau.
Es gab ein paar kleinere Dinge an Andreas Konzeption seiner fernen Zukunft, die mich, nein, nicht gestört, aber etwas verwundert haben. Gegen Ende des Romans wird eine ungefähre Zeitangabe gemacht, in welcher zeitlichen Entfernung die Handlung angesiedelt ist. Und zwar gemessen an der Besiedlung Sirmions, der Heimatwelt von Solace, die von den ersten irdischen Kolonisten, die zu den Sternen aufbrachen, besiedelt wurde. Da wird die Zahl sechzigtausend Jahre genannt. Das überrascht dann doch etwas. Und zwar angesichts des doch insgesamt gesehen immer noch relativ überschaubaren technischen Fortschritts während dieser gewaltigen Zeitspanne. Ich würde eine Technologie erwarten, die noch weitaus weiter fortgeschritten und phantastischer ist. Vor allem im Hinblick auf stellare Ingenieurskunst und ähnliche Dinge oder was die Virtualisierung des biologischen Lebens angeht. Also die Erschaffung von Welten wie sie bereits Greg Egan und andere imaginiert haben. In dieser Hinsicht ist Andreas Zukunftsphantasie noch recht bodenständig geblieben.
Gut dagegen gefällt mir Andreas Ansatz eine technische Evolution der Maschinenintelligenz auszumalen und daraus mögliche Konfliktpotenziale abzuleiten, die in dem Roman zwar angedeutet, aber nicht auserzählt werden.
Einen ernsten logischen Fehler habe ich allerdings doch noch entdeckt. Die Aktivitäten des Kosmotops wird ja von den Koryphäen unter anderen deshalb als so bedrohlich angesehen, weil dessen gewaltige Masse von Fünfzigtausend Sonnenmassen das Milchstrassenzentrum destabilisieren könnte, also den Ort, wo die Maschinenzivilisation beheimatet ist. An die Destablisierung des Kerns kann ich zwar schwer glauben, entscheidender ist allerdings, dass diese Überlegung überhaupt nicht berücksichtigt, dass eine messbare Wirkung dieser Masse frühestens in tausenden von Jahren eintreten kann, da jede Massenwirkung sich nur mit Lichtgeschwindigkeit durch den Raum ausbreitet, es also Zeit genug gibt, darauf zu reagieren. Vor allem für eine Technik, die über überlichtschnelle Transporttechnik verfügt. Weil es aber sehr unwahrscheinlich ist, dass das Kosmotop so lange am selben Ort verharren wird, ist die reale Gefahr nur hypothetisch. Weshalb also der Stress? Allerdings ist des Öfteren vom "Gravitationsgefüge" die Rede, ein Begriff, der mir aus der PR-Welt wohlbekannt ist (Stichwort Galaxienzünder) und dessen Erwähnung jedem Physiker es kalt den Rücken herunterlaufen lässt. Deshalb, weil dahinter vermutlich der ketzerische Gedanke steckt, dass die Schwerkraft, die allein die Milchstrasse zusammenhält, eine Art von Netz ist, und sich die Schwerkraftwirkung instantan, also mit Überlichtgeschwindigkeit ausbreitet. Dämon weiche ...
Die Erfahrung, d.h. unsere astronomischen Beobachtung lehrt, dass es so etwas nicht gibt. Ich habe absolut nichts dagegen, die Naturgesetze bei Bedarf ein wenig zu verbiegen, aber es gibt Grenzen und es gibt absolute no-gos und das gehört dazu.
Aber okay, das nur am Rande.
Ich lese jetzt weiter bis zum Schluß und dann kommt das Fazit.
LG Trurl
Bearbeitet von Trurl, 19 Februar 2015 - 10:08.
Geschrieben 17 November 2014 - 00:18
Ich bin mit dem zweitem Durchlesen auch noch nicht durch, muss aber sagen, dass ich über gewisse Unstimmigkeiten bei Space Operas und deren Umgang mit Physik eher hinwegsehe ... Sonst würde die Auswahl an einschlägigen Lesestoff eher dünner.
Trurl, ich gebe Dir Recht! Dies mit der "spukhaften Fernwirkung" hätte gebügelt werden müssen/können. Fundiertere, feinere Abstimmung mit Naturwissenschaft ist nicht immer Brandhorsts Anliegen oder Vermögen. Unterhaltsam ist der Roman aber dennoch. Spannung ist ihm auch nicht abzusprechen. Ein Reynolds kann auch Hard-SF und Space Opera in einem, Brandhorst eher nicht so sehr. Richtig.
Mit der Wissenschaftlichkeit von technisch orientierten Weltraum-SF-Romanen ist das immer so eine Sache. Manchmal sollte man meiner Meinung nicht näher hinsehen, wenn die Patzer nicht allzu auffällig sind. Schlimm ist es meiner Meinung nach, wenn Unstimmigkeiten oder mangelnde Plausibilitäten bei der Beschreibung gewisser Errungenschaften gewaltige Logiklöcher hervorrufen.
Ich hätte da ein sehr aktuelles Beispiel, das aber nicht in diesen Thread gehört ...
Vielleicht gibt es so etwas, wie einen physikalischen "Bruder" von "Suspension of Disbelief" (Willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit). Man lässt sich als Leser dann halt auch auf physikalische Unsinnigkeiten ein, um dennoch durch ein Werk unterhalten zu werden.
Wieweit man solche Dinge schluckt, ist sicher auch eine Frage des persönlichen Geschmacks. An sich bin ich bei naturwissenschaftlichen groben Schnitzern sehr ungehalten. Bei manchen SF-Autoren räume ich diesen notfalls einen gewissen Fantasy-Bonus ein, das hilft ...
Das Kosmotop funktioniert für mich in weiten Teilen sehr gut als Weltraumoper.
Haben wir eigentlich schon mal über die Definition von Science Fiction und deren Abgrenzung zur Fantasy diskutiert?
Bin schon weg ...
LG
Jakob
Austriae Est Imperare Orbi Universo
Geschrieben 30 November 2014 - 19:42
Hallo Miteinander,
habe durch. Und weil ich über die paar Ungereimtheiten (z.B. dass die Klons, sich nicht fortpflanzen können, es dann ...) einfach hinweg gelesen habe, waren mir die mit dem Buch verbrachten Stunden ein Genuss. Nicht Genuss pur, aber immerhin Genuss. Denn mir wird die Idee nicht konsequent genug durchdiskutiert - damit meine ich diese Kardinalspunkte (oder wie auch immer sie genannt werden). Das war King in "Der Anschlag" besser. Denn ob nun Zeit oder Schicksal, die Frage, ob man sich dem Lauf der Dinge entgegen stellen kann, bleibt sich gleich. Etwas zu beiläufig wurde nach meinem Gefühl mit dem Problem der Einmischung umgegangen ... Muss man sich einmischen? Wenn ja, wie intensiv? Mit kriegerischen Mitteln. Immerhin, der Roman bezieht zum Schluss klar Stellung (wenn für mich auch als den falschen Gründen, denn Rache und Hass sind keine guten Berater).
Genug gemault. Es sind wirklich nur Kleinigkeiten. Und so wird auch der nächste Brandhorst quasi blind gekauft. Für mich ist Brandhorst "der" deutschsprachige SF-Autor.
Viele Grüße
Tobias
Geschrieben 27 Februar 2015 - 22:19
Hallo.
Jetzt bin ich also auch endlich dazu gekommen den "neuesten" Brandhorst zu lesen. Schade das ich im November nicht teilgenommen habe weil anderes auf dem Leseplan stand.
Ich muss ja sagen das Andreas Brandhorst mit Sicherheit der einzige Deutsche Autor ist, der diese Art reinrassiger, epischer breiter Space Opera fabulieren kann die sich in der Tat mit Reynolds und Banks messen lassen können. Direkt vergleichen würde ich Sie aber nicht, denn alle haben einen etwas anderen Schwerpunkt. So mag Reynolds wohl wissenschaftlich exakter sein aber Andreas Entwürfe sind dafür auch ein klein wenig escapistischer und weiter gespannt.
@T.Lagemann
Ich hatte das so verstanden das der von den Dimah erzeugte letzte Klon von Corwain Tallmaster sich von den herkömmlichen Unterscheidet und daher die Schwangerschaft möglich wurde.
Kann sagen das mich dieser Roman von A. Brandhorst in beinahe allen Belangen begeistert hat. Für mich ist das der beste Brandhorst seit meinem bisherigen Favoriten "Kinder der Ewigkeit". Vielleicht finde ich ihn sogar noch besser.
Es geht mir also genau andersherum als es bei Tanner Mirabel der Fall ist. Ich glaube aber zu wissen woran das liegt.
Mir gefällt schon der Einstieg in den Roman unheimlich gut. Welch Drama, welche Tragik erfährt man da so scheinbar nebenbei auf ein paar Seiten. Die Menschheit auf ein paar tausend zusammengeschrumpft das Zählen hatte was von BSG. Und tatsächlich werden diese letzten Menschen auch noch gejagd von einem unerbittlichen alten Feind. Klasse. Und Corwain ist eine Heldenfigur alter Prägung. Keiner der heute so viel verwendeten schrulligen schrillen Figuren. Ich denke ich mag diese alten romantischen Figurenkonstellationen bisweilen sehr gerne. Er ist einer der ein guter ist durch und durch eine Heldenfigur alter Prägung der tragisches Widerfährt und dem kaum eine Wahl bleibt und mit der man gerade deshalb gut und leich symphatisieren kann. Seine Beziehung zu Sol, wirklich schön und eindringlich dargestellt und zwar durch Handlung...eingebettet in dramatische Szenen wie beispielsweise dem Attentat oder den hervorragend romantischen Rückblenden, Toll. Garniert mit jede Menge Sow, Ki, Ausserirdischen, dem magischen Kosmotop, alten Geheimnissen ( X-Artefakte). Gleichzeitig wird noch im vorbeigehn das Thema Unsterblichkeit/lebensmüdigkeit gestreift, Stochastik spielt eine Rolle, wenn auch sicher eher als Gimmik als streng wissenschaftlich denke ich. Und man sollte es auch so verstehn, dann macht es Spaß.
Was will eigentlich das Herz eines Space Opera Liebhabers noch mehr? Entsprechend wird jetzt auch meine Wertung ausfallen.
Bearbeitet von Amtranik, 27 Februar 2015 - 22:21.
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