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Geschrieben 23 August 2013 - 12:04
Biom Alpha ist im Sonnensystem angekommen. Jetzt auf eigener Seite und auf Twitter @BiomAlpha
Geschrieben 02 September 2013 - 10:59
Bearbeitet von Amtranik, 02 September 2013 - 11:02.
Geschrieben 03 September 2013 - 18:53
Geschrieben 05 September 2013 - 07:01
Das sehe ich genauso! Jeschke findet auch immer wieder überraschende Bilder, z.B. für Landung eines Shuttles: "Das Shuttle ... wirbelte Sandwolken auf und flocht Zöpfe hinein." Das ist originell formuliert und lässt plastische Bilder im Kopf entstehen.Die Sprache ist unheimlich klar und atmosphärisch.Die Beschreibungen toll, in genau der richtigen länge, weder ausschweifend oder verspielt, noch zu knapp oder telegraphisch.
Geschrieben 05 September 2013 - 07:59
Geschrieben 08 September 2013 - 09:03
Wobei mich die beiden Extreme nicht gleichermaßen überzeugen, und damit komme ich zum einzigen wirklichen Schwachpunkt des Romans: der viel zu eindimensionalen Darstellung der Welt des Großarchons und seiner Gehilfen. "Seine Heiligkeit" ist nichts weiter als ein lila geschminktes, degeneriertes, sadistisches Monstrum, eher eine Karikatur als ein lebensechter Charakter. Und dies trifft in unterschiedlichem Grad auch auf andere Angehörige der Dschihead-Gemeinschaft zu (z.B. die "Erzengel" oder Suks Mutter). Wohlwollend könnte man dies als satirisch-bissiges Zerrbild interpretieren; da der Roman als solcher aber "realistisch" angelegt ist, hat es mich gestört.Hier wird die Beschreibung einer religiös-fanatischen Gesellschaft sicherlich auf die Spitze getrieben, glaube aber das Jeschke dies absichtlich so angelegt hat. Die Gegenüberstellung der extreme in den beiden Handlungssträngen Dschiheads-Wissenschaftler habe ich sehr genossen und macht für mich den Hauptreiz des Romanes aus. Für mich überwiegt der Religionskritische Blick bei Jeschke, wobei er sich auch die Mühe macht das andere Extrem in einer Rückblende des Lebens eines der Wissenschaftler zu beleuchten.
Bearbeitet von Shevek, 02 November 2013 - 17:04.
Geschrieben 08 September 2013 - 10:56
Wobei mich die beiden Extreme nicht gleichermaßen überzeugen, und damit komme ich zum einzigen wirklichen Schwachpunkt des Romans: der viel zu eindimensionalen Darstellung der Welt des Großarchons und seiner Gehilfen. "Seine Heiligkeit" ist nichts weiter als ein lila geschminktes, degeneriertes, sadistisches Monstrum, eher eine Karikatur als ein lebensechter Charakter. Und dies trifft in unterschiedlichem Grad auch auf andere Angehörige der Dschihead-Gemeinschaft zu (z.B. die "Erzengel" oder Suks Mutter). Wohlwollend könnte man dies als satirisch-bissiges Zerrbild interpretieren; da der Roman als solcher aber "realistisch" angelegt ist, hat es mich gestört.
Geschrieben 08 September 2013 - 13:34
Tja, so in etwa hatte ich das vorhergesehn. Ich finde das ja überhaupt nicht ärgerlich oder störend. Allmacht korumpiert und man glaube nicht das genau solche Wesen auch im realen existiert haben und hier auf unsrer Welt gerade in diesem Moment existieren. Religion vor allem als Gefahr der Unterdrückung und Verdummung darzustellen mag nicht en vogue sein - mir hat es gefallen und ich halte es für völlig korrekt. Wie gesagt denke ich das Jeschke die Dschiheads bewußt aus einem extrem gezeigt hat.
Geschrieben 13 September 2013 - 10:48
Geschrieben 14 September 2013 - 10:49
Geschrieben 16 September 2013 - 18:34
Stimmt, Großarchon & Co. sind nicht gerade Glanzpunkte der Charakterzeichnung - Abziehbilder trifft es ganz gut. Und Suk scheint eher eine Projektionsfläche für den Leser zu sein als eine als eine eigenständige Figur.Aber die Figuren bleiben bisher sehr flach. Daran ändern auch die "Familiengeschichten" nichts. Und manche Figuren scheinen mir nur Abziehbilder (Archon und seine Erzengel).
Bearbeitet von Shevek, 16 September 2013 - 22:49.
Geschrieben 17 September 2013 - 08:15
Geschrieben 18 September 2013 - 07:07
Geschrieben 18 September 2013 - 07:57
- tatsächlich findet die vielschichtige Auseinandersetzung mit Religion eher anhand der Figuren von Ailif und Maurya statt, die Dschiheads sind da nur die Folie, auf der die beiden auf ihre Haltungen reflektieren. Mit den beiden Figuren deckt Jeschke auch ein durchaus breites Spektrum möglicher Anschauungen ab. Unterm Strich blieb bei mir die recht deutliche Aussage hängen, dass Religion als Privatangelegenheit legitim ist (und die Gottektomie entsprechend problematisch), als Institution (noch dazu mit gesellschaftlichem Machtansprach) dagegen tendenziell immer tyrannisch. Da ich diese Einstellung weitgehend teile, ist mir das Buch erstmal ganz sympathisch.
Das starke ethische Empfinden des jungen Protagonisten in "Dschiheads" erscheint mir etwas zu unbegründet - warum ist da so ein kleiner kritischer Geist in dieser engstirnigen Mikorgesellschaft herangewachsen? Dieser Umstand hat tatsächlich etwas jugendbuchmäßiges; in Jugendbüchern akzeptiert man oft einfach, dass die Protagonisten einen funktionierenden moralischen Kompass haben, ohne, dass es dafür eine große Erklärung bräuchte.
Die Ausarbeitung der Dongos fand ich sehr gelungen, das ist wirklich ein interessantes Alien-Konzept - erst dachte ich, da kommt noch die große Paukenschlag-Enthüllung über diese Wesen am Ende, aber die war gar nicht nötig. Das (provisorische) Wissen, dass sich Ailif und Maurya stetig erarbeiten, ist schon spannend genug.
Die Handlung ist für mein Gefühl etwas versandet, gerade entscheidende Momente (die Konfrontation mit dem Großarchon, der Angriff der "Würmer") wurden doch allzu lapidar abgehandelt. Machte ein wenig den Eindruck, als hätte Jeschke einfach keine Lust gehabt, diese Passagen richtig auszuerzählen.
Innerlich etwas zusammengekrampft habe ich mich bei Ailifs Erklärungen über "Farbige", die auf mich wirken wie gewollte politische Korrektheit, die leider völlig an jedem vernünftigen antirassistischen Selbstverständnis vorbeischießt ... und die enge Kopplung von religiösem Fundamentalismus/Perversion/Homosexualität, die mich als Klischee einfach nervt. Wennn alle Figuren in einem Buch, die homosexuelle Handlungen ausüben, total widerwärtig sind und alle sympatischen Figuren sich heterosexuell gebärden, empfinde ich das als störend (auch, wenn Ailif irgendwann mal eine lustlos-tolerante Bemerkung von wegen "jeder möge nach seiner Facon glücklich werden" macht). Ich weiß, ich mache hier wieder die PC-Polizei, aber das sind halt Kleinigkeiten, bei denen ich mich frage, warum das sein muss. Ist vielleicht auch eine Generationenfrage ...
Geschrieben 18 September 2013 - 08:50
Hier würde ich das ganze einfach rumdrehen. Der Roman ist erwachsen und frei von Zwang, alles immer politisch korrekt ausdrücken zu müssen.
Bearbeitet von Jakob, 18 September 2013 - 08:51.
Geschrieben 19 September 2013 - 14:15
Geschrieben 19 September 2013 - 18:17
Habe das Buch jetzt auf dem Otherland-Blog rezensiert: http://otherland-ber...Dschiheads.html
Geschrieben 19 September 2013 - 20:37
Bearbeitet von Mammut, 19 September 2013 - 20:30.
Geschrieben 19 September 2013 - 21:29
Das muss nicht sein. Auch als 150 %iger Hetero kann man die Homosexualität als "Nicht mein Ding, aber wenn's gefällt ..." beschreiben. Siehe dazu etwa Heinleins "Lazarus Long".Das mit der Homosexualität kann man dem Roman jetzt so direkt nicht vorwerfen; mich nervt es halt einfach. [...] Ich finde das jetzt nicht politisch skandalös, sondern nur ganz persönlich doof. Es ist halt so ein Motiv, das mich nervt, und bei dem ich mich frage, ob das sein muss.
Geschrieben 19 September 2013 - 22:17
Interessant finde ich, dass die Passagen um die jugendliche Hauptfigur (ich habe das Buch gerade nicht zur Hand und erinnere mich beim besten Willen nicht an den Namen) jugendbuchflair hatten und mich an die Abenteuer von Tom Sawyer erinnerten - auch wegen der Floßfahrt und der Abenteuerromanhaften erzählweise, aber nicht nur. In Tom Sawyer geht's ja auch um einen intelligenten und empathischen Jungen, der in einer rassistischen Umgebung lebt und deren Ungerechtigkeit und Grausamkeit (mit der Zeit immer stärker) wahrnimmt.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
Geschrieben 20 September 2013 - 07:51
Da das sowohl hier als auch in Deiner Blog-Rezension steht: Ich kenne Jeschkes Roman zwar nicht, aber die Charakterisierung von Tom Sawyer resp. Huckelberry Finn ist nicht zutreffend. Keine der beiden Figuren ist in keinem der Romane gegen den allgemeinen Rassismus und die Ungerechtigkeit immun. Im Gegenteil. Der Schwarze Jim ist zwar ein Freund, es steht aber ausser Frage, dass Niggers grundsätzlich ein bisschen dämlich sind. Twains Umgang mit Rassismus ist diesbezüglich ziemlich komplex. Es gibt keine klar etablierte Gegenposition, die von vorne herein klar machen würde, was richtig und was falsch ist; weder von Erzählerseite her (besonders beim zweiten Buch, wo Huck selbst als Erzähler fungiert), noch bei den Figuren. Selbst die Schwarzen haben die rassistischen Stereotypen übernommen und in der Handlung werden diverse Klischees genüsslich ausgeweidet. Twain erhebt nicht den Zeigefinger, sondern führt die Klischees eher durch Übertreibung ad absurdum.
Ich finde, deine Rezension liest sich weit positiver als deine Kritik hier im thread.
Geschrieben 20 September 2013 - 10:49
Dann kannst du ja im Forum sozusagen ausgleichsweise, wenn alle Arbeit getan ist, ein wenig Dinge oder Leute loben!Im Forum arbeite ich mich halt auch an den Details ab
/KB
Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."
(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")
Geschrieben 09 Oktober 2013 - 19:23
Geschrieben 28 Oktober 2013 - 20:30
Bearbeitet von Uwe Post, 28 Oktober 2013 - 20:31.
Geschrieben 29 Oktober 2013 - 07:47
Ich verrate niemandem ein Geheimnis, wenn ich sage, dass die Ursache für diese Mängel mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Wolfgang Jeschkes Gesundheitszustand zu tun hat. Wer ihm auf dem MucCon begegnet ist, nickt jetzt sicher mit dem Kopf.
Man muss kein Prophet sein, um die traurige Befürchtung zu äußern, dass es sich bei "Dschiheads" wohl leider um den letzten Roman von Wolfgang Jeschke handelt.
Bearbeitet von Amtranik, 29 Oktober 2013 - 07:50.
Geschrieben 29 Oktober 2013 - 08:37
Also mir als Leser aus dem stillen Kämmerlein der nie einen Con besucht schon. Das sind traurige Nachrichten.
Ansonsten, Zustimmung zu deiner Einschätzung. Gerade der Beginn des Romans, wo es um die Beschreibung des Planeten geht, prägten für mich die positiven Leseempfindungen am intensivsten. Da sich ansonsten meine Einstellung zu Religion und Glauben vermutlich recht deutlich mit denen von Wolfgang Jeschke decken ist mir die Kritik an eindimensionalen Charakteren, speziell des Großarchons, die man sicherlich haben kann, nicht so wichtig. Ich brauchte im Roman nicht noch zusätzlich explizit ausdifferenzierte Protagonisten um den Roman sehr gut zu finden und gerne zu lesen. Für mich ist das derzeit ein heißer Kandidat für eine Nominierung zum DSFP.
Geschrieben 29 Oktober 2013 - 08:50
Neu: Armin Rößler - Die Nadir-Variante
Armin Rößler - Entheete (Neuauflage) +++ Armin Rößler - Cantals Tränen +++ Hebben/Skora/Rößler (Hrsg.) - Elvis hat das Gebäude verlassen
Das Argona-Universum
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Mein Blog
Geschrieben 29 Oktober 2013 - 11:37
Das deckt sich ziemlich genau mit meinen eigenen Lese-Eindrücken, wobei mir der Roman insgesamt trotz seiner offenkundigen Schwächen großen Spaß gemacht hat. Nicht zuletzt hat die Lektüre dazu geführt, daß ich gleich im Anschluß seine Frühwerke wiederentdeckt und "Der letzte Tag der Schöpfung" sowie einige der Erzählungen nochmals gelesen habe. Aber gerade im direkten Vergleich fällt "Dschiheads" leider doch sehr ab.Erstens: An Fantasie und Kreativität bei der Schilderung der natürlichen Gegebenheiten auf Hot Edge fällt mir kein zeitgenössischer Autor ein, der dagegen anstinken könnte. Daher: Pflichtlektüre für alle Autoren, die mal einen Roman schreiben wollen, der auf einem wirklich exotischen Planeten spielt.
Zweitens: Viele Figuren sind ziemlich eindimensional geraten. Das gilt in erster Linie für den Großarchon, der über keinerlei positive Eigenschaften verfügt und von vorne bis hinten abartig und eklig ist. So eine "rechtschaffen böse" Figur findet man sonst eher in der Trivial-Fantasy, von der sich die SF doch gerne abheben würde. Einen fruchtbaren Diskurs über das Für und Wider von Glauben kann man anhand einer solchen Figur eher schlecht führen.
Ich war auch auf dem MucCon und kann in der Tat leider nur betroffen mit dem Kopf nicken. Immerhin hatte ich die Ehre, im Anschluß an die Podiumsdiskussion (mit Jürgen vom Scheidt und Heinz Zwack), einige Worte mit Wolfgang Jeschke zu wechseln, der mir freundlicherweise seine Erzählungsbände signiert hat. Auch von mir daher: Gute Besserung!!Ich verrate niemandem ein Geheimnis, wenn ich sage, dass die Ursache für diese Mängel mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Wolfgang Jeschkes Gesundheitszustand zu tun hat. Wer ihm auf dem MucCon begegnet ist, nickt jetzt sicher mit dem Kopf.
Bearbeitet von Shevek, 29 Oktober 2013 - 18:53.
Geschrieben 29 Oktober 2013 - 12:50
Also preiswürdig finde ich den Roman in keinster Weise. Was wäre denn deine Begründung für eine Nominierung?
Bearbeitet von Amtranik, 29 Oktober 2013 - 12:54.
Geschrieben 29 Oktober 2013 - 13:51
Um zu Mammut zurück zu kommen. Zunächst mal würde ich ihn heute nominieren weil ich da noch nix besseres für 2014 relevantes gelesen habe. Ich halte Dschiheads für besser als alles was letzjährig nominiert wurde.
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