Ein Buch, das es geben sollte.
Nils Wiesner
Nils Wiesner: „Axis Mundi. 1. Buch: Die geschiedene Welt“
Dieses Buch gibt es (noch) gar nicht. Sollte es aber geben! Der „Verlag“ heißt daher auch selbstironisch „Edition Schublade“. Somit hatte ich ein ziemlich exklusives Lese-Erlebnis. D.h., nicht ganz exklusiv; meine Club-Kollegen & -Freunde aus dem Andromeda SF Club haben es mitunter auch schon gelesen, denn das Manuskript, in Form von sorgfältig in festen Pappschachteln gelegten DIN A 4-Papierstapeln gehen anlässlich unserer SF-Stammtische von Hand zu Hand. Na ja und jetzt bin ich halt dran. Bernd Wiese hat den bisherigen Zyklus z.B. recht ausführlich in unserem NEUEN STERN 92 vorgestellt.
Ich habe mich etwas dagegen gewehrt, ein paar Monate lang, denn ich bin der Meinung, dass das Buch auch als Buch veröffentlicht gehört und ich es dann gern lesen würde. Dazu muss aber erst alles fertig werden; ich habe nun den 1. Band gelesen.
Ich bin ja Wiesner-Fan, zumindest von dem, was ich bisher von ihm gelesen habe – siehe meine Rezi hier:
Das Gralprogramm
Das Haus der Lügen und Träume
Das wird des Autors Mammut-Werk. Er begibt sich in die Welten der Mythen und Sagen, konfrontiert sie mit Menschen der Gegenwart, die uns Lesern als Identifikationsfiguren zur Verfügung stehen. Und es geht ums Ganze. Ich hätte es natürlich wissen müssen, dass ich nach diesem 1. Band noch kein „Ergebnis“ vorgelegt bekomme. Das alles ist nix für Ungeduldige, zu denen ich mich durchaus zähle; ich bin eigentlich kein Freund von Endlos-Serien (in Buchform. Auch nicht in Filmform, wie ich inzwischen merke; sog. Mini-Serien, mit 6 oder 8 Teilen finde ich sehr angenehm, aber wenn dann schon 5 Staffeln davon existieren, steige ich doch aus.) Aber hier muss ich wohl am Ball bleiben.
In diesem 1. Teil bildet sich mühsam die Reisegemeinschaft heraus. Es gibt den uralten Heiler, einen feschen, aber narbenübersäten Mann mit Schwert, das aber gar kein Schwert sein soll, sondern ein Symbol. Der Mann wird, von einem Auto überfahren, in ein sächsisches Krankenhaus eingeliefert, niemand kann sagen, wer er ist. Wie auch, der Mann ist ein aus der Anderen Welt, aber durchaus auch für unsere Welt zuständiges Kind der Urmutter, namens Lazarus. All das lernt seine Krankenschwester Maria, die mehr oder weniger unfreiwillig mit auf die Lazarus‘ Queste geht, auf die harte Tour kennen.
Dabei ist auch Achmed, so ein „Straßenköter“, ein verwahrloster Jugendlicher, der sich aber als gelehriger Heiler-Eleve entpuppt.
Die Drei sind die Kerntruppe; dazu kommen noch ein kleiner Riese, ein Drache, ein Steampunk-Gelehrter von der Sorte neugieriger, aber nicht allzu mutiger mad scientist.
Wozu das Ganze? Also, es geht ums Ganze! Um die Heilung unserer und anderer Welten. Dazu wird die Achse der Welt gesucht (Titel) und die ist auf einer Insel, die ein gewisser Arnold Böcklin gemalt hatte – weil er sie kannte und gesehen hat? Wer weiß. Ich befürchte, das erfahre ich erst ganz, ganz zu Letzt. Bis dahin gibt es weitere Abenteuer, die die Gefährten erleben dürfen – quer durch die Mythenwelten der Erde.
Bin ich nun begeistert von dem Werk? Sehr wohl, durchaus, aber ich habe ja schon erwähnt, dass mir Serien nicht so munden. Das ist durchaus beliebig erweiterbar, was mir nicht so gefällt. Aber die Mischung aus interessanten Personenbeschreibungen, witziger und mitunter aber auch epischer Sprache, so viel Infos zu den mythischen Wesen und Welten, die handfesten Abenteuer und kuriosen Begegnungen in unserer und der anderen Welt haben mich gefesselt und wunderbar unterhalten. Nils bereist ja auch gern die Welt und schreibt auch darüber Bücher (Reise-Literatur); man merkt seinen hiesigen Schilderungen an, das er weiß wovon er schreibt. Schon Klasse. 10 / 10 Punkte
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Die Zeichnungen sind von mir, die erste ist aus einer Glückwunschkarte für Nils; die zufällig (?) ziemlich gut zum Inhalt des Romans passt; die zweite ist unverkennbar der Böcklin'schen Toteninsel nachempfunden (Vorzeichnung für mein 2. STERNENSPLITTER-Cover)