Geschrieben 20 Mai 2013 - 16:58
Jetzt muss ich doch etwas zu dem Roman schreiben. Habe mich lange darum herumgedrückt.
Leider kann ich die allgemeine Begeisterung nicht teilen. Mich hat der Roman nicht überzeugen können. Gut, es waren auch Passagen dabei, die nett zu lesen waren und Morwennas Begeiterung für die SF- und Fantasy- Literatur ist auch sympathisch, aber in der Summierung haben mich die Tagebucheinträge doch eher ermüdet, als dass sie für Spannung sorgen konnten. Es fehlten einfach eine innere Dramaturgie und Höhepunkte die bestimmte Erlebnisse aus dem täglichen Einerlei herausgehoben hätten. So wiederholten sich die Wochentage doch ziemlich regelmäßig, ohne dass Gravierendes passierte.
Auch lässt mich Morwennas Glaube an die Wirkkraft von Magie, an Feen und Hexen eher ratlos zurück. Ich finde, dass dieser Aspekt dem Roman etwas Unausgegorenes gibt. Man weiß nicht, ob es ernst gemeint ist, oder man es nur der Einbildungskraft Morwennas zuschreiben soll, wodurch auch nicht klar ist, ob man den Roman als Fantasy, also als rein fiktives Produkt, oder als psychologischen Roman ernst nehmen soll, was ich lieber täte. Die Form des Romans als Tagebuch, legt ja eine realistische Interpretation nahe, was durch die phantastischen Einschübe, die Morwenna als reale Erlebnisse schildert, wieder konterkariert wird, wodurch die Wirkung uneinheitlich wird, was meiner Meinung nach dem Roman schadet. Es ist mir nämlich nicht möglich, den Roman als phantastisches Werk zu lesen und akzeptieren zu müssen, dass er nicht in unserer Wirklichkeit spielt. Dazu sind Morwennas Schilderungen zu genau, einfach zu glaubwürdig und ihre familiären Schwierigkeiten eigentlich zu schwerwiegend, als dass sie wegen eines Fantasy-Rahmens eine Wendung ins Phantastische nehmen sollten. Mich haben die phantastischen Anteile des Romans gestört und verhindert, dass ich mehr Anteil Morwennas Person nehmen konnte.
LG Trurl
»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«
Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem
Kyberiade
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