Geschrieben 21 Januar 2014 - 11:40
Ich bin jetzt bis Teil 3 Kapitel 14 vorgedrungen und ich glaube, ich mag jetzt einfach nicht mehr. Zu viel Belangloses, in die Länge Gezogenes, Wirres, Unerhebliches, Beliebiges, Vorhersagbares, Unspannendes, nach 400 Seiten auf kein erkennbar spannendes Ziel Zusteuerndes und so weiter und so fort. Hinzu kommen Currans andauernden Lese- und Grusel-Anweisungen. Ich mag wirklich nicht mehr.
Charaktere scheinen für Curran völlig beliebig zu sein. Klar, wenn ein Autor schon den Titel eines »Leichenkönigs« hat (Quelle: Buchbeschreibung auf der Website des Festa-Verlags) und den auch noch gut findet, dann sind Personen natürlich beliebig austauschbar.
Beispiel »Saks«: Zu beginn des Buches macht er den Eindruck eines zwar äußerst raubeinigen aber auch kühl kalkulierenden Gruppenführer, der Leute für seine Zwecke manipuliert. Das findet man übrigens auch ohne Currans ständigen Lese-Hinweise heraus. Im Rettungsboot dreht er dann mit der Waffe in der Hand durch. Ok, das kann man eventuell noch verstehen, weil Saks früher in Vietnam war, er vielleicht mit der jetzigen Situation überfordert ist und so weiter. Leider gibt es hier nun keine Lese-Anweisung von Curran; man ist also auf eigene Spekulationen angewiesen. Dann wird Saks im Rettungsboot überwältigt gefesselt und von den anderen so einigermaßen akzeptiert. Ohne erkennbaren Grund, beruhigt sich Saks wieder, wird von den anderen befreit und an Bord der Wracks fängt er prompt wieder mit seinen Macho-Sprüchen an. Hallo? Herr Curran? Wie wär's mit einer Erklärung?
Beispiel die Männer auf dem Rettungsfloß: »George« und »Gosling« sind eigentlich die Figuren, an denen man sich als Leser festhalten kann. Leider dreht George dann auch mal durch; und zwar in Form des Mädchens, das nach ihm winkt. Dass der arme nörgelnde »Soltz« nur Monsterfutter ist, war nach der ersten hypochondrischen Nörgelei klar. Aber dass er dann erst von dem »Rochen« und dann von der »Qualle« so fies zugerichtet wurde ... eigentlich ist es ein Wunder, dass Curran die Qualle ihn wirklich töten lässt und er ihn nicht noch ärger zugerichtet an ein drittes Monster verfüttert. Obwohl, vielleicht taucht Soltz ja noch einmal auf. Wobei: Ich denke eigentlich nicht; dafür war der Rest des Romans zu vorhersehbar.
Beim Lesen habe ich ständig den Film »Das Ding« vor Augen. Hier gibt es auch undenkbar gruselige und ekelige Monster. Aber es wird nicht ständig gesagt, dass diese eklig und gruselig sind. Es wird gezeigt. Und anhand der Reaktionen der Protagonisten weiß man, dass hier wirklich etwas echt richtig Fieses abgeht. Und zwischendurch ist dann mal Ruhe. Currans labert in seinem Roman dagegen in fast jedem Absatz von »Gestank«, »grauenvollen Erscheinungen«, »schleimigem Meer mit Gelee-Oberfläche« und so weiter und so fort. Weniger ist mehr hieße hier das Zauberwort, damit man sich als Leser auch mal zwischendurch erholen kann.
Das einzig positive finde ich im Schreibstil vom Herrn Curran: Der ist wirklich richtig flüssig und schön zu lesen.
Für mich ist dieser Lesezirkel offiziell beendet. Vielleicht schnappe ich mir das Buch später noch mal und lese weiter. Aber ich glaube nicht, dass sich in den verbleibenden ca. 350 Seiten an meinen Kritikpunkten noch so viel ändert, dass ich den Roman gut finden würde.
Bis dennen,
Henrik
Gerade fertig gelesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
Gerade am Lesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Sternenflüge"
Gerade gesehen
Serie "Mad Men"