Wir lesen:
"Marsianischer Zeitsturz"
Starttermin: 13. Oktober
Link zum 1. Lesezirkel
Dann wünsche ich uns allen viel Spaß.
Geschrieben 07 Oktober 2014 - 20:45
Wir lesen:
"Marsianischer Zeitsturz"
Starttermin: 13. Oktober
Link zum 1. Lesezirkel
Dann wünsche ich uns allen viel Spaß.
Geschrieben 10 Oktober 2014 - 10:18
Ich habe das Buch schon 2 Mal gelesen, das letzte Mal erst vor Kurzem.
Ein bißchen schwierig finde ich die Abstufungen bei der Abstimmung, also dass nach "fantastisch" schon "gut" kommt. Ansonsten hätte ich mindestens einmal eine Zwischenkategorie gewählt.
Und, "eines von PKDs besten" ist natürlich auch eine sehr schwierige Kategorie. Dazu müsste man ja mindestens 80% seiner Bücher gelesen haben, um das überhaupt ankreuzen zu können. Ich habe alle gelesen und mir gefallen vielleicht 4 oder 5 noch besser.
Geschrieben 10 Oktober 2014 - 11:08
Ein bißchen schwierig finde ich die Abstufungen bei der Abstimmung, also dass nach "fantastisch" schon "gut" kommt. Ansonsten hätte ich mindestens einmal eine Zwischenkategorie gewählt.
Das halten wir seit längerem in allen Lesezirkeln so. Es gibt halt zwei Stufen über dem Durchschnitt und zwei darunter. Wie die genau benannt sind, tut ja eigentlich nicht viel zur Sache. Die Frage ist ja nur: gibst du vier oder fünf Sterne.
Biom Alpha ist im Sonnensystem angekommen. Jetzt auf eigener Seite und auf Twitter @BiomAlpha
Geschrieben 10 Oktober 2014 - 11:11
Ein bißchen schwierig finde ich die Abstufungen bei der Abstimmung, also dass nach "fantastisch" schon "gut" kommt. Ansonsten hätte ich mindestens einmal eine Zwischenkategorie gewählt. Und, "eines von PKDs besten" ist natürlich auch eine sehr schwierige Kategorie. Dazu müsste man ja mindestens 80% seiner Bücher gelesen haben, um das überhaupt ankreuzen zu können. Ich habe alle gelesen und mir gefallen vielleicht 4 oder 5 noch besser.
Damit hast du schon recht, aber deshalb hat man ja in der Forensoftware den Usern noch die Möglichkeit eröffnet auch Kommentare zu posten ... Darin kann man ja sein Urteil etwas ausführlicher begründen. Was du ja hiermit auch gemacht hast. Geht aber auch noch länger ...
LG Trurl
Geschrieben 10 Oktober 2014 - 11:31
Geht aber auch noch länger ...
Ich wollte niemandem der das Buch noch nicht gelesen haben etwas vorwegnehmen ...
Aber was interessiert dich denn genauer, ich könnte es ja "spoilern" ...
Ansonsten bringe ich mich gerne zwischendurch mal ein, habe das Buch noch sehr präsent.
LG Leibo
Bearbeitet von leibowitz, 10 Oktober 2014 - 11:35.
Geschrieben 10 Oktober 2014 - 13:16
Ich wollte niemandem der das Buch noch nicht gelesen haben etwas vorwegnehmen ... LG Leibo
Das ist nett von dir. Der Lesezirkel hat ja auch noch nicht offiziell begonnen. Konkrete Fragen habe ich noch nicht, aber du kannst ja später etwas schreiben. Mein Hinweis war auch nur ein Vorschlag, bei der Umfrage nicht nur abzustimmen, sondern Bücher auch zu kommentieren. Wenn in den Lesezirkel Threads plötzlich Abstimmungsurteile auftauchen, die erheblich vom überwiegenden Urteil der Lesezirkelteilnehmer abweichen, wäre es natürlich interessant von denjenigen zu erfahren, wie diese abweichende Einschätzung zustande kommt. Also mich interessiert das immer. Egal in welche Richtung das geht. Meinungen, auch vom Mainstream abweichende (gerade die), sind in einem Lesezirkel immer erwünscht.
LG Trurl
Bearbeitet von Trurl, 10 Oktober 2014 - 13:18.
Geschrieben 13 Oktober 2014 - 09:05
Kapitel 1, der erste Abschnitt:
Aus den Tiefen des Luminalschlafs heraus hörte Silvia Bohlen etwas rufen. Jäh zerriss es die Schichten, in denen sie versunken war, und beschädigte den perfekten Zustand des Nichtselbst.
Der Roman fängt so ähnlich an wie Blade Runner, jemand wacht auf.
Geschrieben 13 Oktober 2014 - 09:23
Bei dem Begriff "Luminal" musste ich sofort nachschlagen (anderes Wort für googlen ). Und voila. Das war der Handelsname (Hersteller Desitin, kennt jemand noch "Desitin-Salbe"?) eines bis 1992 zugelassenen Schlafmittels, das wegen der gefährlichen Nebenwirkungen heute verboten ist. Was sagt uns das? Eigentlich nichts. Nur etwas über die Entstehungszeit des Romans. Die Gegenwart ist mal wieder über einen futuristischen Roman hinweggezogen.
Wollte ich nur gesagt haben ...
Den Roman fange icherst heute abend an.
LG Trurl
Geschrieben 13 Oktober 2014 - 10:26
Bei dem Begriff "Luminal" musste ich sofort nachschlagen (anderes Wort für googlen ). Und voila. Das war der Handelsname (Hersteller Desitin, kennt jemand noch "Desitin-Salbe"?) eines bis 1992 zugelassenen Schlafmittels, das wegen der gefährlichen Nebenwirkungen heute verboten ist. Was sagt uns das? Eigentlich nichts. Nur etwas über die Entstehungszeit des Romans. Die Gegenwart ist mal wieder über einen futuristischen Roman hinweggezogen.
Wollte ich nur gesagt haben ...
Den Roman fange icherst heute abend an.
LG Trurl
Wobei der Übersetzer (Michael Nagula, ein im Genre nicht gerade Unbekannter) die Sache sehr geschickt gemacht hat, indem er bei Dicks origineller adjektivischer Wortschöpfung "phenobarbital" ("depths of phenobarbital slumber ...") gleich den Markennamen des damals hierzulande am meisten verbreiteten Schlafmittels eingebaut hat ...
Gar nicht unwitzig, gerade bei typischen Dick-Themen, wäre es, darüber nachzusinnen, ob er dabei mit dem Wort etwas hintergründig gespielt hat. Eine "subliminal message" vielleicht ...
Vielleicht sagt uns das durchaus was?
(Ist natürlich komplett überzogen interpretiert, weiß ich. Ich habe etwas Schlafentzug. Sorry. Bin schon weg ... )
LG
Jakob
Austriae Est Imperare Orbi Universo
Geschrieben 13 Oktober 2014 - 10:58
In Kapitel 2 kommt eine neue Figur hinzu, Arnie Kott, der Oberste Gildebruder der Kanalarbeiter, der in Kapitel 1 nur erwähnt wurde und offenbar nicht die Sympathien von Jack genießt.
Die Gegenwart ist mal wieder über einen futuristischen Roman hinweggezogen.
Der Roman ist ziemlich genau 50 Jahre alt. Dick hat die Handlung 30 Jahre in die Zukunft, also ins Jahr 1994 gelegt, und vielleicht hat er wirklich angenommen, Menschen würden irgendwann den Mars besiedeln, aber das ist bisher nicht geschehen, und insofern ist die Gegenwart noch lange nicht über diesen futuristischen Roman hinweggezogen.
Andererseits hat sich Dick seinen Mars als einen phantastischen Ort ausgedacht, der von der tristen Realität, die wir von den unbemannten Marsmissionen kennen, weit entfernt ist. Damals konnte er das noch so schreiben, heute müsste er die Handlung des Romans noch weiter von den bereits erforschten Regionen wegverlegen.
Geschrieben 13 Oktober 2014 - 12:20
Der Roman ist ziemlich genau 50 Jahre alt. Dick hat die Handlung 30 Jahre in die Zukunft, also ins Jahr 1994 gelegt, und vielleicht hat er wirklich angenommen, Menschen würden irgendwann den Mars besiedeln, aber das ist bisher nicht geschehen, und insofern ist die Gegenwart noch lange nicht über diesen futuristischen Roman hinweggezogen. Andererseits hat sich Dick seinen Mars als einen phantastischen Ort ausgedacht, der von der tristen Realität, die wir von den unbemannten Marsmissionen kennen, weit entfernt ist. Damals konnte er das noch so schreiben, heute müsste er die Handlung des Romans noch weiter von den bereits erforschten Regionen wegverlegen.
Mir ist aufgefallen, dass Dick so ziemlich alle seine Romane, die ich bisher von ihm gelesen habe (Blade Runner, Ubik, Nach der Bombe, Zeit aus den Fugen), noch in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts verortet hat. Scheint für ihn der ideale Zeitraum seiner Visionen gewesen zu sein. Sicher auch deshalb, weil man damals in den 60ern wesentlich optimistischer gewesen ist, was die zukünftige Entwicklung der Raumfahrt angeht, die realistischerweise eigentlich schon damals unerfüllbar gewesen ist.
Mehr noch als der Mond, war der Mars immer schon Projektionsfläche utopischer Wunschvorstellungen. Wenn die Zeit darüber hinweggegangen ist, dann aus dem Grund, dass die irdischen Probleme die Menschheit stärker in die Verantwortung genommen haben als gedacht und auch die technischen Probleme krass unterschätzt wurden. Die "Eroberung des Weltalls" ist heute eher ein Langfrist-Projekt mit ungewissem Ausgang.
LG Trurl
Geschrieben 13 Oktober 2014 - 12:47
Das fast problemlose Hin- und Herfliegen zwischen Mars und Erde mit Raketen findet sich auch schon bei Bradbury in dessen Mars-Chroniken. Bei Dick glaube ich da aber nicht an Optimismus, sondern dass es seiner Geschichte diente (im dritten Kapitel kommt Norbert Steiner, der Nachbar von Jack Bohlen, als neue Figur hinzu. Steiner importiert trotz eines Verbots Naturkostwaren von der Erde, und das geht nur, wenn die Raketen hin- und herfliegen. Auf dem Mars herrschen andere Bedingungen, auch wirtschaftliche, z.B. ist Bier doppelt so teuer wie Scotch, weil es mehr Wasser enthält, und clevere Geschäftsleute können die besonderen Mars-Bedingungen wie z.B. das Verbot, Lebensmittel zu importieren, ausnutzen). Dass er einige seiner Romane von den 60ern und 70ern in die 90er verlegt hat und nicht weiter, scheint mir den Grund zu haben, dass er sich von der Gegenwart nicht zu weit entfernen wollte. Ich glaube, es ging ihm weniger um die Beschreibung einer Zukunft als um die Durchführung von Gedankenexperimenten in einer Art Laborwelt, für die er eine bestimmte suspension of disbelief benötigte. Besonders die ihm alltäglich begegnenden Menschen sollten in seinen Roman wiedererkennbar sein. Das Durchführen von Gedankenexperimenten brachte ihm auch den Respekt von Stanislaw Lem ein, der ähnlich vorging wie Dick, für den aber die Figuren sehr stark hinter den intellektuellen Gedankenspielen zurückstehen mussten.Mir ist aufgefallen, dass Dick so ziemlich alle seine Romane, die ich bisher von ihm gelesen habe (Blade Runner, Ubik, Nach der Bombe, Zeit aus den Fugen), noch in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts verortet hat. Scheint für ihn der ideale Zeitraum seiner Visionen gewesen zu sein. Sicher auch deshalb, weil man damals in den 60ern wesentlich optimistischer gewesen ist, was die zukünftige Entwicklung der Raumfahrt angeht, die realistischerweise eigentlich schon damals unerfüllbar gewesen ist.
Bearbeitet von Tiff, 09 November 2014 - 14:57.
Geschrieben 16 Oktober 2014 - 22:58
Ich habe jetzt auch die ersten zwei Kapitel gelesen.
Ja, ich habe dem Roman sein Alter schon etwas angemerkt. Ich musste schon sehr schmunzeln, als zum ersten Mal die bleichen Nigger erwähnt wurden. So unglaublich politisch unkorrekt.
Ich bin echt neugierig darauf wie Dick die Ureinwohner auf dem Mars erklären will. Bis jetzt war die Entdeckung von extraterrestrischem Leben keine große Nachricht im Roman wert.
Noch eine mehr technische Frage, altert man auf dem Mars anders? Also vergeht die Zeit unterschiedlich? Jack fragt sich so etwas Ähnliches am Anfang mal.
@Trurl: Nein, ich kenne die "Desitin-Salbe" nicht. Aber danke für den sehr informativen Hinweis.
Geschrieben 25 Oktober 2014 - 11:49
Ich bin ebenfalls seit über einer Woche bei der Lektüre, aber ich muss gestehen, ich tue mich diesmal sehr schwer in den Roman hineinzufinden.
Deshalb bin ich auch erst bis Kap. 4 vorgedrungen. Mein Problem ist, dass dies zwar ein Mars-Roman sein soll, ich aber bis jetzt nicht im Geringsten den Eindruck habe, dass es sich hier überhaupt um den Mars handelt. So sehr unterscheidet sich Dicks vordergründig realistische Schilderung des Mars von unserem heutigen Wissen über ihn. Dicks Mars ist im Wesentlichen ein Konstrukt aus einer Zeit, als man den Mars noch für eine etwas ältere Version der Erde hielt, mit atembarer Atmosphäre, den unvermeidlichen Marskanälen, einheimischem Leben, bzw. hier, mit einer im Untergang befindlichen Kultur. Man bekommt also sehr viel Mars-Folklore vorgesetzt, die bereits zum Zeitpunkt der Enstehung des Romans zweifelhaft ware. Außerdem unterstellt Dick einen Stand der Weltraumfahrt, der einen regelmäßigen Warenverkehr zwischen Erde und Mars ermöglicht, sowie einen Kolonisierungsgrad des Mars, den man eher nach einem Zeitraum von wenigsten einem Jahrhundert erwarten würde anstatt der gerade mal 30 Jahre, die seit der ersten Marslandung in den Siebziger(!) Jahren des 20. Jahrhunderts vergangen sein sollen. Inzwischen sind Flüge zu Mars in wenigen Tagen(!) möglich und ein Telefongespräch mit New York wird beschrieben als läge die Stadt nebenan und keine Millionen Kilometer entfernt. Hier offenbart sich entweder Unwissen um die wirklichen astronomischen Verhältnisse, oder einfach nur komplettes Desinteresse daran. Das Marsleben erinnert auch eher an amerikanische Vorstadt-Idylle als an das vermutete harte Kolonistenleben unter lebensfeindlichen Bedingungen. Kurz gesagt - der Mars, den Dick uns hier zeigt, ist eine reine Fantasie. Deshalb wundert es mich schon, wenn Kim Stanley Robinson im Klappentext meines Buches zitiert wird: so wie Dick es schildert, könne es tatsächlich einmal sein. Nein das Gegenteil ist der Fall. Um Realismus geht es Dick absolut nicht. Seine Marskolonie hat, soweit ich es beurteilen kann, reinen Modellcharakter, die mehr historische Vorbilder nachahmt als sich auszumalen, wie es wäre einen unwirtlichen Planeten mit begrenzten Ressourcen der Erde zu besiedeln. Was bedeutet, dass es Dick in dem Roman um etwas ganz anderes geht. Das habe ich aber noch nicht herausgefunden. Und mein Interesse das herauszufinden wird dadurch gebremst, dass mir Dick bislang nur Alltagsgeschichten und Familienprobleme der Protagonisten auftischt, die sich mit einem Marsszenario überhaupt nicht schlüssig verbinden lassen.
Zwei Lieblingsthemen Dicks habe ich übrigens auch hier wieder identifizieren können: Rassismus (die eingeborenen Marsianer) und Behinderungen (hier Autismus) und der Umgang, bzw. die Einstellung der Gesellschaft.
Nun gut, mal sehen wie es sich entwickelt.
LG Trurl
Bearbeitet von Trurl, 25 Oktober 2014 - 11:52.
Geschrieben 26 Oktober 2014 - 09:22
Ich bin ebenfalls seit über einer Woche bei der Lektüre, aber ich muss gestehen, ich tue mich diesmal sehr schwer in den Roman hineinzufinden.
LG Trurl
Geht mir ähnlich. Ich bin bis Seite 50 gekommen und bin ziemlich lustlos, was das Weiterlesen angeht.
Das Szenario ähnelt eher einer amerikanischen Kleinstadt, die Dick aus unerfindlichen Gründen auf den Mars verlagert hat.
Die schon von Dir erwähnten "Unstimmigkeiten" kommen langweilig und nicht science-fiction-mäßig rüber.
Ich habe vor den Roman zu Ende zu lesen, aber das kann Monate dauern.
Geschrieben 26 Oktober 2014 - 10:13
Geht mir ähnlich. Ich bin bis Seite 50 gekommen und bin ziemlich lustlos, was das Weiterlesen angeht.
Das Szenario ähnelt eher einer amerikanischen Kleinstadt, die Dick aus unerfindlichen Gründen auf den Mars verlagert hat.
Die schon von Dir erwähnten "Unstimmigkeiten" kommen langweilig und nicht science-fiction-mäßig rüber.
Ich habe vor den Roman zu Ende zu lesen, aber das kann Monate dauern.
Ich werde den Roman ebenfalls zu Ende lesen. Große Lust habe ich im Moment aber auch nicht.
Was mich aus dem Konzept bringt, ist Dicks Motivation die Geschichte, die erzählt, ausgerechnet auf dem Mars anzusiedeln. Denn wie du richtig bemerkst, könnte die Handlung ebenso (und wie ich finde besser) in einer amerikanischen Kleinstadt in einem Wüstengebiet (Nevada beispielsweise) stattfinden. Vielleicht kommt da später noch etwas und diese Diskrepanzen (von denen ich ein paar aufgezählt habe) werden logisch aufgelöst. Vielleicht spielt der Roman ja wieder in einer fiktiven oder virtuellen Realität. Keine Ahnung. Bei Dick muss man ja auf alles gefasst sein.
Ich wüsste aber gerne, ob das Marsszenario mehr ist, als nur reine Staffage.
LG Trurl
Geschrieben 26 Oktober 2014 - 13:45
Ich werde den Roman ebenfalls zu Ende lesen. Große Lust habe ich im Moment aber auch nicht.
Was mich aus dem Konzept bringt, ist Dicks Motivation die Geschichte, die erzählt, ausgerechnet auf dem Mars anzusiedeln. Denn wie du richtig bemerkst, könnte die Handlung ebenso (und wie ich finde besser) in einer amerikanischen Kleinstadt in einem Wüstengebiet (Nevada beispielsweise) stattfinden. Vielleicht kommt da später noch etwas und diese Diskrepanzen (von denen ich ein paar aufgezählt habe) werden logisch aufgelöst. Vielleicht spielt der Roman ja wieder in einer fiktiven oder virtuellen Realität. Keine Ahnung. Bei Dick muss man ja auf alles gefasst sein.
Ich wüsste aber gerne, ob das Marsszenario mehr ist, als nur reine Staffage.
LG Trurl
Vorweg: Es ist schon eine Zeit her seit ich den Roman gelesen habe. Aber einige eurer Kommentare haben meine angestaubte Erinnerung aktiviert. Der Roman an sich ist kein Pageturner, also insgesamt nicht besonders spannend. Trotzdem sehr lohnenswert sage ich, auch mit Abstand zur Lektüre.
Mir schien das Szenario Mars samt der von euch kritisierten Details auch ein willkürliches Versetzen des Romans auf einen anderen Planeten. Meines Erachtens spiegelt Dick damit die Vergangenheit Amerikas auf die Geschichte, in der Amerika die Kolonie Europas war und ebenso weit weg war wie bei Mozart für Marsianer die Erde zum Mars. Es ging wohl nicht darum, die Zukunft exakt vorauszusagen, sondern dient als Parabel.
Ich rate euch nur, haltet durch, die Geschichte nimmt noch Fahrt auf und die interessanten Details kommen noch. Wäre wirklich schade wenn ihr jetzt aufgebt.
Durchhalten lohnt sich!
Geschrieben 26 Oktober 2014 - 16:08
Vorweg: Es ist schon eine Zeit her seit ich den Roman gelesen habe. Aber einige eurer Kommentare haben meine angestaubte Erinnerung aktiviert. Der Roman an sich ist kein Pageturner, also insgesamt nicht besonders spannend. Trotzdem sehr lohnenswert sage ich, auch mit Abstand zur Lektüre.
Mir schien das Szenario Mars samt der von euch kritisierten Details auch ein willkürliches Versetzen des Romans auf einen anderen Planeten. Meines Erachtens spiegelt Dick damit die Vergangenheit Amerikas auf die Geschichte, in der Amerika die Kolonie Europas war und ebenso weit weg war wie bei Mozart für Marsianer die Erde zum Mars. Es ging wohl nicht darum, die Zukunft exakt vorauszusagen, sondern dient als Parabel.
Ich rate euch nur, haltet durch, die Geschichte nimmt noch Fahrt auf und die interessanten Details kommen noch. Wäre wirklich schade wenn ihr jetzt aufgebt.
Durchhalten lohnt sich!
Wenn man einen Science Fiction Roman erwartet (hatte), der um die Besiedelung bzw. das Leben auf dem Mars als Beispiel einer außerweltlichen Kolonie geht, dann lohnt sich das Durchhalten wohl eher nicht. Dann wird man enttäuscht.
Gut, darum geht es in dem Roman nicht, lediglich das Motiv der Verfremdung wird verwendet, um die Story auf dem Mars anzusiedeln. Ist eher das "Wilde Westen"-Szenario, in dem wenige Menschen Neuland betreten, sich aneignen, wegnehmen (den Bleichmännern).
Doch es geht nur um dieses Szenario, nicht um Analogien zum tatsächlichen Wilden Westen.
Nein, Thema des Romans sind wie so oft bei Dick intermenschliche Beziehungen und deren Analyse unter den Aspekten von Geisteskrankheit als Präkognition, kapitalistischen Gesellschaftsordnungen und Intrige.
Und so ist der Roman für mich äußerst spannend, gelungen und "rund", vor allem wenn diese Themen in die Zukunft und auf eine außerweltliche Kolonie extrapoliert werden.
Geschrieben 26 Oktober 2014 - 16:48
Genau das hatte ich gemeint:
Doch es geht nur um dieses Szenario, nicht um Analogien zum tatsächlichen Wilden Westen.
Geschrieben 31 Oktober 2014 - 18:11
Puh, ich bin echt erleichtert, dass nicht nur bei mir das Lesen nicht so richtig "flutscht". Bis Kapitel 5 oder 6 war es für mich besonders langweilig. Mir war zwar ersichtlich, dass die Akteure vorgestellt werden und diese alle mehr oder wenig miteinander verbunden sind, aber das war für mich schon echt langweilig. Danach wird es schon etwas interessanter, aber auch bis zum 9. Kapitel bei dem ich gerade bin nimmt der Roman nicht wirklich Fahrt auf.
Hier im Roman taucht eine Frau Anderton auf. Ist diese verwandt mit dem Anderton aus dem "Minority Report"? Ich kenne nur den Film mit Tom Cruise und bin mit nicht mehr ganz sicher, aber die Figur die er spielt, hieß doch Anderton oder täusche ich mich da? Sind die vielleicht verwandt oder stehen die durch die Romane in irgendeiner Beziehung zueinander?
Geschrieben 07 November 2014 - 18:51
Ich bin mit dem Buch durch.
Ich bin aber nicht wirklich begeistert von der Geschichte. Die unterschiedlichen Darstellungen der scheinbar ineinander eingreifenden Zeitebenen war zwar merkwürdig aber da hat mir irgendwie etwas gefehlt. Es wirkt auf mich alles etwas zusammenhangslos. Es sind einfach zu viele angesprochene Ereignisse offen geblieben, wie z.B. was ist mit der Wasserhexe passiert? Hat es ihm nun Glück gebracht, obwohl er sie nicht genutzt hat?
Das Buch ist zwar merkwürdig aber nicht interessant für mich. Ubik finde ich dahingehend viel besser.
Geschrieben 09 November 2014 - 07:55
Zusammenhanglos finde ich den Roman nicht. Ich habe jetzt die ersten zehn Kapitel gelesen, und es passt alles zusammen. Jacks Begegnung mit Arnie wird weiter ausgebaut. Arnie versucht Jack und Manfred auszunutzen. Doreen ist Arnies Werkzeug. Jack repariert in einem frühen Kapitel an der Public School den Zornigen Hausmeister und will am Ende von Kapitel zehn mit Manfred dahinfliegen. Sowohl Jack als auch Manfred sehen die Welt, insbesondere Menschen anders, als leblose bzw. verwesende Gebilde. Jacks Vater Leo taucht auf und legt sich als Grundstücksspekulant mit Arnie an. Manfreds Vater hat mit Arnie Geschäfte gemacht. Nahezu alles steht in irgendeiner Beziehung zueinander.
Interessant ist die Thematisierung von Schizophrenie und Autismus, worunter Dick etwas ganz eigenes versteht, eine andersartige Wahrnehmung der Welt, ein anderes Bewusstsein, den Zugang zu Visionen (oder Offenbarungen).
Bearbeitet von Tiff, 09 November 2014 - 07:57.
Geschrieben 09 November 2014 - 11:06
Im Roman wird angedeutet, dass die Wasserhexe Jack Glück gebracht hat. Ich finde nicht, dass viel offen geblieben ist. Der Roman ist in sich geschlossen. Es heißt, dass auf dem Mars die Zeit in Schleifen verläuft, worauf insbesondere das Ende des Romans abzielt. Das Rätsel, das Manfred darstellt, wird gelöst. Für Jack und Silvia wird in gewisser Weise eine Schleife geschlossen, was dem Roman auch seine Düsternis nimmt. Traurig bleibt, dass jemand wie Arnie erst spät, wenn überhaupt zur Erkenntnis kommt.Es sind einfach zu viele angesprochene Ereignisse offen geblieben, wie z.B. was ist mit der Wasserhexe passiert? Hat es ihm nun Glück gebracht, obwohl er sie nicht genutzt hat?
Geschrieben 09 November 2014 - 16:39
Ich habe ich den Roman bereits seit einiger Zeit beendet, konnte mich allerdings bislang nicht zu einem abschließenden Statement durchringen.
Ich nehme deshalb folgenden erläuternden Kommentar leibowitz' um mein Unbehagen an dem Roman auszudrücken.
Wenn man einen Science Fiction Roman erwartet (hatte), der um die Besiedelung bzw. das Leben auf dem Mars als Beispiel einer außerweltlichen Kolonie geht, dann lohnt sich das Durchhalten wohl eher nicht. Dann wird man enttäuscht. (...) Nein, Thema des Romans sind wie so oft bei Dick intermenschliche Beziehungen und deren Analyse unter den Aspekten von Geisteskrankheit als Präkognition, kapitalistischen Gesellschaftsordnungen und Intrige. Und so ist der Roman für mich äußerst spannend, gelungen und "rund", vor allem wenn diese Themen in die Zukunft und auf eine außerweltliche Kolonie extrapoliert werden.
Ich kann diesem Statement, so leid es mir tut, nicht zustimmen. Mir hat der Roman überhaupt nicht gefallen. Eigentlich mangelt es ihm an allem. An einer stringenten Story, die hinreichend das Interesse fesselt. An Figuren deren Schicksal einem auch nur ansatzweise nahegeht. Sie wirken alle irgendwie "erfunden". Außer Jack Bohlen haben mich die Protagonisten allesamt kalt gelassen, wobei mir Jacks Motivation bestimmte Dinge zu tun (ein Verhältnis mit Doreen zu beginnen und sich von Arnie Kott "kaufen" zu lassen) und andere zu unterlassen (dann bei Doreen zu bleiben) nicht immer deutlich genug herausgearbeitet wurde. Und an einer überzeugenden SF-Idee, die nicht sofort als kruder Unsinn abgetan werden kann. Und krude ist die Idee Dick's, eine Geisteskrankheit wie Schizophrenie, deren wahre Ursachen inzwischen sehr gut erforscht sind, mit der übersinnlichen Fähigkeit die Zeit zu manipulieren und dadurch Zeitreisen zu ermöglichen, zu verknüpfen. Möglicherweise war dies in den 60er Jahren, als der Roman entstand, ein revolutionärer SF-Einfall, aber ich tue mich sehr schwer (ich will es schlicht nicht) Dick hier zu folgen und ihm seine Geschichte abzukaufen. Zumal er sie in ein völlig fiktives Zukunftsumfeld, auf einem Mars ansiedelt, der mit Realität nun überhaupt nichts zu tun hat. Ich finde, der Roman ist heute einfach nicht mehr gut lesbar und als Marsroman zweimal nicht. Selbst wenn man die Geschichte versucht als Metapher oder Parabel zu deuten. Ich habe es versucht, kann aber keinen Sinn unter der Oberfläche erkennen.
Wenn mir jemand den Roman "erklären" kann, oder es ihm gelingt mich vom Wert der Geschichte zu überzeugen, bin ich gerne bereit anzuerkennen, dass ich mit meinem Urteil völlig falsch liege.
P.S. Die schlechte Wertung ist von mir ...
LG Trurl
Bearbeitet von Trurl, 09 November 2014 - 16:43.
Geschrieben 09 November 2014 - 20:59
Ich sehe es umgekehrt: Deine Kritik überzeugt mich nicht. Der Roman ist kein klassischer Mars-Roman. Wie es wirklich auf dem Mars aussieht, das hat Dick nicht interessiert, und das interessiert auch die meisten Dick-Fans nicht in Bezug auf diesen Roman. Da erwartet niemand fachwissenschaftlich recherchierte Hard-SF. Genau dasselbe gilt auch für Autismus und Schizophrenie. Das sind nur Metaphern fürs Anderssein, für andersartige Wahrnehmungen. Dicks Mars ist ein Planet, auf dem die Zeit an manchen Orten nichtlinear verläuft, und die dicksche Autismus-Schizophrenie erlaubt es, diesen nichtlinearen Verlauf wahrzunehmen und zu nutzen. Dick geht es darum, wie sich seine Figuren in solchen Situationen verhalten, und viele verhalten sich eben nicht wie lebendige Menschen, sondern wie Automaten, die sich im besten Fall zwar über ihr Verhalten wundern, aber trotzdem nicht aus ihrer Haut können.Wenn mir jemand den Roman "erklären" kann, oder es ihm gelingt mich vom Wert der Geschichte zu überzeugen, bin ich gerne bereit anzuerkennen, dass ich mit meinem Urteil völlig falsch liege.
Geschrieben 10 November 2014 - 11:40
Okay schon klar.
Ich verstehe dennoch nicht was jetzt an diesem Roman so besonders sein soll. Was Dick uns hier auftischt, ist nicht viel mehr als eine Räuberpistole um Immobilienspekulation und Schwarzmarktgeschäften, die um eine absurde Rachegeschichte herum gestrickt wird, garniert mit ein paar zwischenmenschlichen Zwistigkeiten und Seitensprüngen, die nicht einmal sonderlich spannend zu verfolgen sind.
Gerade aus den eigentlichen SF-Ideen wie den Zeitanomalien und dem Aspekt der schizophrenen Wahrnehmung dieser Zeitanomalien macht Dick nicht sonderlich viel. Das geht geradezu unter. Ich möchte behaupten, dass dem Roman nicht viel fehlen würde, wenn es diese Teile nicht gäbe.
Nein, tut mir Leid, das befriedigt mich keineswegs. Mag sein, dass in Dicks Ausgangsidee Substanz steckt, aber Dick hat es nicht verstanden dieses Potenzial zum Leben zu erwecken. Für mich hat er einfach nur ein simples Katz und Maus Spiel veranstaltet und das ist für jemand mit Dicks Fähigkeiten zu wenig.
LG Trurl
Geschrieben 10 November 2014 - 16:43
Ich habe ja schon geschrieben, was mir an dem Roman gefallen hat.
Und ich will dich auch überhaupt nicht überzeugen.
Und du liegst mit deinem Urteil, dass du den Roman ich fasse mal sehr knapp zusammen "belanglos" nennst, genau so wenig falsch wie ich mit meinem Urteil, dass ich ihn großartig finde.
Jeder liest den Roman anders, weil jeder ein anderes Weltwissen, andere Erfahrungen und auch einen anderen "subjektiven" Geschmack hat.
Dicks Mars ist ein Planet, auf dem die Zeit an manchen Orten nichtlinear verläuft, und die dicksche Autismus-Schizophrenie erlaubt es, diesen nichtlinearen Verlauf wahrzunehmen und zu nutzen. Dick geht es darum, wie sich seine Figuren in solchen Situationen verhalten, und viele verhalten sich eben nicht wie lebendige Menschen, sondern wie Automaten, die sich im besten Fall zwar über ihr Verhalten wundern, aber trotzdem nicht aus ihrer Haut können.
Das ist noch anders formuliert als ich es aufgeschrieben habe, aber konzentriert den Fokus auf ein weiteres Detail. Und genau so wie ich diesem Zitat in seiner Gänze zustimmen würde, also auch in dem Sinne dass das für mich hochinteressant zu lesen ist, genauso gut finde ich im Gegenteil zu dir z.B. die Figuren charakterisiert.
Ich verstehe dennoch nicht was jetzt an diesem Roman so besonders sein soll. Was Dick uns hier auftischt, ist nicht viel mehr als eine Räuberpistole um Immobilienspekulation und Schwarzmarktgeschäften, die um eine absurde Rachegeschichte herum gestrickt wird, garniert mit ein paar zwischenmenschlichen Zwistigkeiten und Seitensprüngen, die nicht einmal sonderlich spannend zu verfolgen sind.
Nun, was Tiff daran besonders findet hat er ja vorher geschrieben, meine Gründe steht noch weiter oben. Deine Meinung ist, wie ich ja schrieb, zu respektieren, aber unsere dann auch. Warum der Roman für viele mehr ist als eine "Räuberpistole" möchte ich gerne ausführlicher beschreiben bzw. zusammenfassen.
Viele, ich habe es nun extra nochmal nachgelesen, halten Marsianischer Zeitsturz für einen von Dicks besten oder besonders gelungenen Romanen. Damit meine ich nicht Reviews unbekannter Internet-Poster, sondern so renommierte Dick-Kenner (großartiges Wort ) wie Kim Robinson oder Suvin. In seiner Dick-Monographie kommt Robinson zwar auch zu Erkenntnissen, die diskutierenswert sind (er lobt das Kolonie-Setting: "Dieser Mars ist auf eine Art und Weise realistisch, die es bisher in keinem anderen Mars-Roman gegeben hatte."S.120. Man bedenke natürlich das Erscheinungsdatum.) Folgende Aussage Robinsons, die das was ich meinte sehr gut präzisiert, ist allerdings nicht diskutierenswert: "Figuren und Handlung dienen (...) vor allem der Darstellung eines Schauplatzes: die raue Kolonie der USA, eine US-amerikanische Vorstadt von 1963, in einer Weise vereinfacht, die bestimmte Vorgänge in ihr deutlicher sichtbar macht." (S. 123). Diese Reduktion, "Welt-Reduktion", betont im Zeitsturz besonders die Geschäfts- und die persönlichen Beziehungen. Die Versuche, letztere vor dem zerstörerischen Einfluss ersterer zu bewahren (S.123), ist ein Hauptthema bei Dick, ein Thema was mir wichtig ist, was Dick sehr gut und authentisch umsetzt. Übrigens auch in seinen non-SF-Romanen.
Mit seiner Welt-Reduktion im Marsianischen Zeitsturz zeigt Dick, "was bleibt: Die Arbeit und die Folgen, die die Arbeit für die Fähigkeit der Arbeitenden hat, miteinander in Kontakt zu treten und (...) Beziehungen zu knüpfen." (S.124). Pegetti (PKD und Meta-Science-Fiction), von Robinson zitiert, konkretisiert: "Alle Protagonisten des Romans werden unaufhaltsam in die Neurose, den Wahnsinn, zu Mord, Selbstmord und Ehebruch getrieben." (S. 124). Man beziehe die Schilderung der Schule ein, also die Funktion, die Schule in der Gesellschaft hat. Und grade das "ruhige" Ende, was zeigt, das die Dystopie kein Ende findet, zeigt auch den Kontrast dazu: Was wirklich wichtig ist, "trotz alledem" der Familie und den Nachbarn beizustehen, markiert im Dick-Werk einen seltenen "Augenblick des Gleichgewichts" (S.129).
Das sind Motive der Gesellschaftskritik, die immer wieder bei Dick auftauchen, und auch schon von daher nicht konstruiert sind.
Bearbeitet von leibowitz, 10 November 2014 - 20:14.
Geschrieben 11 November 2014 - 18:44
Zusammenhanglos finde ich den Roman nicht. Ich habe jetzt die ersten zehn Kapitel gelesen, und es passt alles zusammen. Jacks Begegnung mit Arnie wird weiter ausgebaut. Arnie versucht Jack und Manfred auszunutzen. Doreen ist Arnies Werkzeug. Jack repariert in einem frühen Kapitel an der Public School den Zornigen Hausmeister und will am Ende von Kapitel zehn mit Manfred dahinfliegen. Sowohl Jack als auch Manfred sehen die Welt, insbesondere Menschen anders, als leblose bzw. verwesende Gebilde. Jacks Vater Leo taucht auf und legt sich als Grundstücksspekulant mit Arnie an. Manfreds Vater hat mit Arnie Geschäfte gemacht. Nahezu alles steht in irgendeiner Beziehung zueinander.
Interessant ist die Thematisierung von Schizophrenie und Autismus, worunter Dick etwas ganz eigenes versteht, eine andersartige Wahrnehmung der Welt, ein anderes Bewusstsein, den Zugang zu Visionen (oder Offenbarungen).
Hmmm ... diese Beziehungen sehe ich ebenfalls. Als ich meinen Post geschrieben habe, hatte ich nur eine vage Ahnung was ich wirklich dazu schreiben soll oder besser wie ich meinen Eindruck beschreiben kann.
Ich versuche es noch einmal ...
Durch die letzte Szene sind für mich alle vorher gehenden Handlungsstränge irgendwie zerfranst. Diese Szene hat keine Erklärung für die verschiedene Seitenebenen geboten. Im Gegenteil das hat es für mich noch unverständlicher gemacht. Es ist für mich als würde die Geschichte erzählt und ab und zu würden einige Teile der Zeit in einigen Bereichen des Mars sich überlappen und beeinflussen, wenn die Erzählstränge dabei durch diese führen, verwickeln sich die gleichen (aber aus unterschiedlichen Zeitebenen stammenden) Erzählstränge und überlagern sich und bilden dann einen neuen. Dieses Phänomen oder besser eine Erklärung dafür wird nicht erwähnt.
Damit stellt sich zwar für mich als Leser das Gefühl eines beinahe schon willkürlichen Auseinandertrifften und Kollidierens von verschiedenen Wahrnehmungen der Realität ein aber was mit Blick auf das Thema Schizophrenie wohl passt aber irgendwie ... fehlt da was. Ich kann es immer noch nicht so richtig mit meinen Worten festnageln. Ich gebe auch gern zu, dass ich das Gefühl habe, dass ich hier einfach etwas nur nicht gerafft habe. Wahrscheinlich suche ich aber auch nach einem zu tiefen Sinn unter der Oberfläche?!
Vielleicht ein Grund es noch einmal zu lesen.
Bei vielen anderen alten Romanen bin ich immer wieder erstaunt, dass sie für mich doch verständlich oder lesbar sind. Ich denke, dass ich hier zum ersten Mal auf einen gestoßen bin, der für mich nicht mehr lesbar ist. Sehr interessant.
@leibowitz: Aus welchem Jahr sind die Äußerungen der von dir zitierten Person in deinem letzten Post?
Geschrieben 11 November 2014 - 22:20
Wahrscheinlich suche ich aber auch nach einem zu tiefen Sinn unter der Oberfläche?!
(...)
@leibowitz: Aus welchem Jahr sind die Äußerungen der von dir zitierten Person in deinem letzten Post?
Aber meinen Post hast du schon gelesen bzgl. Sinn unter der Oberfläche?
Robinson, Kim Stanley: "Die Romane des Philip K. Dick", Berlin 2005.
Amerikanisches Original von 1984
Bearbeitet von leibowitz, 11 November 2014 - 22:21.
Geschrieben 13 November 2014 - 20:49
Bemerkenswert ist auch Dicks gleichermaßen intimes wie ambivalentes Verhältnis zum radikalen Behaviorismus Frederic Skinners. Auf der einen Seite akzeptiert Dick die Möglichkeit einer instrumentellen Konditionierung, die bei einer Maschine zu menschenähnlichem Verhalten führt (z.B. bei dem Rektorschaltkreis und den Lehrautomaten der Public School im Roman), zum anderen setzt er der Erklärbarkeit der inneren Welt eines Menschen durch reine Beobachtung des äußeren Verhaltens Figuren entgegen, wie z.B. Jack und Manfred, an denen der Behaviorismus scheitern muss. Man erkennt dies z.B. auch an dem gegensätzlichen Paar Glaub (Behaviorismus) und Heliogabal (Empathie). Es ist nur konsequent, dass Dick in der Empathie ein Kriterium für Menschlichkeit sieht, das von einer behavioristisch konstruierten Maschine nicht erfüllt werden kann und Menschen von Androiden unterscheidet.
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