Ich bin nun beim fünften Teil angekommen. Mir gefällt das Buch. Ich lese es gerne. Das Setting fasziniert mich auch noch nach 700 Seiten. Dazu liest es sich leicht.
Und doch tu ich mich schwer damit, zu sagen, dass es ein "sehr gutes Buch" ist. Warum? Schwer zu fassen. Ich versuche mal, die Party zu crashen und festzuhalten, was mir nicht so zu sagt.
(a) Zum einen wirken viele der Protokolle auf mich unauthentisch. Viele Stellen klingen, als wären sie geschrieben, damit sie mich als Leser amüsieren. Niemand würde Protokolle wirklich so verfassen. So mein (!) Eindruck. Gerade diese harmlose Heiterkeit ist es vielleicht, die ich weiter oben als "zu süffig" beschrieb. Im Unterschied zu "Anathem" erscheint mir DODO fast ein Young-Adult-Buch zu sein. (Bitte sich nicht auf den Schlips getreten zu fühlen, Young-Adult kann unterhaltsam sein.)
(b) Zum anderen hab ich nach 700 Seiten noch immer nicht das Gefühl, die Personen wirklich zu kennen. Viele - wie vor allem Blevins - sind sehr schablonenhaft, oder? Bei der Figurenzeichnung ist mir vieles zu sehr schwarz oder weiß.
(c ) Und schließlich: Die indirekte Art der Erzählung - über Protokolle, die zusammenfassen, was geschehen ist - hilft mir nicht gerade dabei, dass ich in die Geschichte hineingezogen werden würde. Nach 700 Seiten hab ich damit gar nicht so sehr das Gefühl, einen Roman über Zeitreisen gelesen zu haben, eher einen Roman über eine Organisation.
Drei Seiten "Replay" oder drei Seiten "Der Anschlag" geben mir eher den Eindruck, wie es wäre, in der Zeit zu reisen, als 700 Seiten DODO. Weil ich bei "Replay" oder "Der Anschlag" eben mit der Figur selbst in der Zeit zurückreise und sich die Geschichte dann dort die Zeit nimmt, mir zu erzählen, wie es ist, dort zu sein.
Soweit mein Versuch, zu beschreiben, was mir missfällt. Nicht missverstehen: Ich lese DODO wie oben gesagt sehr gerne. Vielleicht liegt meine Kritik auch einfach nur daran, dass ich vorher gerade einen Literaturnobelpreisträger gelesen habe.
However, ich freue mich auf den fünften Teil des Buchs. Und mag den Übermut. (Zum Beispiel "Die Ballade vom Walmart")
Bearbeitet von Dyrnberg, 13 Januar 2019 - 09:45.