Jonas und der Held von Terranova
Okay, das weist DEUTLICHE Verbesserungen im Vergleich zu der NOVA-Version auf. Der Rassismus ist viel weniger plakativ (viel subtiler), nur verstehe ich noch immer nicht, warum überhaupt. Ja, klar es ist das eine oder andere zwischen jenen, deren Vorfahren aus Europa stammen und jenen, deren Vorfahren aus asiatischen Ländern stammen, vorgefallen, es gibt einiges an Vorurteilen (Stichwort rohes Fleisch / roher Fisch, Krankheiten), die auch einigermaßen plausibel sind.
Was mich aber trotzdem nervt: Wenn es anfänglich eh nur ca. fünfzig Sieder auf Terranova gab, warum sind die Leute nicht sowieso längst so durchmischt, dass jede Person Europa und Asien gleichermaßen in sich trägt? Und selbst wenn: Wieso ähnelt der Rassismus auf Terranova so sehr dem der in unserer jetzigen Welt?
Ist phantastische Literatur nicht super geeignet zum Verfremden - warum ist das dann nicht verfremdet? Es muss ja nicht gleich so mega genial wie bei The Expanse sein, aber ein wenig mehr erhoffe ich mir dann doch.
Yuma ist gegenĂĽber der NOVA-Version deutlich plastischer geworden. Jonas kommt mir leider immer noch nicht sehr nah. Klar, seine Interaktion mit Anne ist ganz cool, nimmt aber ja nicht so viel Raum ein.
Wenn man die Auflösung schon kennt, macht die erste Szene mehr Spaß.
Die Prämisse ist einfach und klar, aber kaufe ich die große Rede am Ende (in ihrer wirklich überraschenden Einfachheit) und die Reaktion des Publikums? Klar, schön wär's ja, aber auch naiv. Nein, das kaufe ich nicht. Wenn Rassismus so einfach zu besiegen wäre ...
Ich kenne eine Menge Leute, mich selbst eingeschlossen, die sich mit ihrem eigenen Rassismus und dem strukturellen Rassismus beschäftigen, teilweise seit Jahrzehnten, und den kriegen wir nicht so einfach aus uns raus. Nicht mal ich aus mir persönlich. Das ist super-komplex.
Insofern taugt die Botschaft der Story fĂĽr mich nichts, jedenfalls nicht, wenn ein erwachsener Mensch so etwas schreibt.
Die Szene mit dem Waldarm ist zwar noch immer nice, aber beim zweiten Lesen frage ich mich dann doch: Wieso nicht mehr Details?
Abgesehen mal davon, dass ich seit meiner Lektüre von Whalefall weiß, warum es unmöglich ist, aus dem Darm zu entkommen (aber drücken wir mal alle Augen zu), wenn ich schon eine Szene im Enddarm eines Wals verfasse mit lauter Walbreikacke, dann könnte ich mich doch dort auch richtig austoben, mit allen Sinnen, oder? Warum nicht zwei, drei Seiten verwenden, um diese durchaus ungewöhnliche Situation sinnlich erlebbar zu machen und auch noch zwei, drei Tonnen Spannung draufzuwerfen.
Wird es eng? Hat er Angst im Dunkeln? Wird er gequetscht? Kriegt er was in Nase, Ohren, Augen, Mund? Wie hält er den Gestank aus? Wie fühlt sich das an?
Leute, wirklich, solche Szenen kann man doch auskosten! Es muss ja nicht gleich bis hin zu den marmorierten Körpern der Maden sein (siehe Der Bahnhof von Plön), aber ein wenig mehr erwarte ich dann doch.
Diese Story hätte noch immer mehr Zuwendung gebraucht, denke ich, wenn ich auch beeindruckt bin von der Verbesserung seit der NOVA-Version. Sowohl die Welt als auch die meisten Figuren haben deutlich mehr Profil gewonnen.
Nachtrag: Ach ja, und ein gewisser G. Giordano wurde auch schon in die Jonas-Story eingebaut, offenbar eine Hommage an einen deutschsprachigen Autor.