John Garforth: "Die traurigen Toten von Highgate" - "Der Autor der Fernsehserie MIT SCHIRM, CHARME UND MELONE bringt hier einen neuen Fall für JOHN STEED UND EMMA PEEL"
Sehr angetan vom Wiedersehen mit Emma Peel und John Steed dezeit auf ARTE bin ich regelrecht in einem THE AVENGERS-Rausch. Ich finde die Serie einfach toll! Na ja, mein Problem, wa...
Habe mir deshalb mal ein kleines TB besorgt: "Die traurigen Toten von Highgate", ein Nicht-mal-150-Seiten-Roman des Autors der Fernsehserie, John Garforth.
Ob das Lesen von SCHIRM, CHARME und MELONE genauso anregend ist wie das Sehen? Na ja, am Ende nicht, muss ich zugeben. Ist ja eine hinreichend spannende und interessante Story: Das erste Kapitel wird aus der Sicht eines Affen im Zoo erzählt - allerdings wird damit leider nicht ein Plot über vernunftbegabte Tiere eröffnet. Dann tauchen lebende Leichen auf. Die beiden Helden kriegen auch ordentlich was auf die Mütze, äh, Melone. Aber sonst... Der Esprit der TV-Folgen, der tatsächliche Charme der Figuren und Dialoge geht doch ziemlich verloren. Emma und Steed sind irgendwie noch zynischer. Insbesondere Emma ist gar nicht so emanzipiert, wohlwollend direkt und den meisten Situationen gegenüber überlegen wie im TV, hier "schwächelt" sie mehr. Der Zahn der Zeit nagt am Buch mehr als an den TV-Folgen (denen man ja - gerade was die Figur der Emma Peel anbelangt - nachsagt, sie wären ihrer Zeit weit voraus gewesen, was ich nur bestätigen kann!)
Aber insgesamt trotzdem eine erhellende Lektüre aus einer gaaaaanz anderen Zeit. Ein paar politische Unkorrektheiten in Bezug auf das Frauenbild und die Schilderung eines Schwarzen lesen sich schon irgendwie befremdlich; dafür scheint der Autor ein Faible für Karl Marx gehabt zu haben, der wird (natürlich auch kein Wunder bei dem Buchtitel) des öfteren recht wohlwollend erwähnt.
1967, The Avangers - The Laugh was on Lazarus, Deutsch von Fritz Moeglich, 2. Auflage, 1968, Heyne-Buch 1258
4 / 10 Punkte
Thomas Ziegler: "Sardor". "Deutscher Fantasy-Roman um einen Jagdflieger aus dem 1. Weltkrieg" - Das Teil fetzt, muss ich schon sagen. Ist ja eine Wort-Orgie in kirschrot. Viel passiert allerdings nicht. Wahrscheinlich auch deshalb, weil das ursprünglich der 1. von 6 Teilen sein sollte, woraus ja nichts wurde.
Also, ein Flieger aus dem I. Weltkrieg wird in eine Ur-Welt entführt, auf der sich die tapferen Menschen, angeführt von einem Typen mit Horn-Hand, der Letzte seiner Art, reitend auf einem riesigen, sechsbeinigen, einäugigen Nashorn, gegen wüste kosmische Mächte ankämpfen, die ihre geistigen Ahnen bei Lovecraft haben.
Meister Ziegler schwelgte ich schönen, heroischen, poetischen Wort-Gemälde. Das ist eine Wonne. "Trivial oder was"
9 / 10 Punkte
Wilko Müller jr.: "Das Haus" - ein SF-Roman, aber mit zunächst schönen surrealen Elementen und insgesamt viel Phantastik.
"Das Haus" ist eine Schnittstelle zwischen den Welten und Dimensionen, erinnert natürlich auch an Stargate oder ähnliche Einrichtungen, Dimensions-Tore etc. Für Wilko Müller jr. ist dies eine willkommene Möglichkeit, sein persönliches Multiversum auszubauen. Dazu kommt noch, dass er in seine Figuren Teile von sich montiert; wer den Autor kennt, hat da vielleicht zusätzliche Aha-Erlebnisse. Aber auch ohne dieses "Spezialwissen": Als Phantastik-Fan, SF-Fan etc. findet man sich wieder. Das Buch lebt von Zitaten und Anspielungen, wir erfahren, woher Graf Dracula wirklich kommt.
Es handelt sich um einen 1. Teil, also gibt es keine richtige Auflösung. Die Suche nach der Herkunft und dem Sinn des "Hauses" steht im Mittelpunkt. Für meinen Geschmack wird mitunter zuviel über das Haus etc. geredet, statt wirklich erkundet und entsprechende Abenteuer erlebt.
6 / 10 Punkte
Karlheinz Deschner: "Der gefälschte Glaube: Eine kritische Betrachtung kirchlicher Lehren und ihrer historischen Hintergründe" - ein Sachbuch, das erfrischend zur Sache geht.
8 / 10 Punkte
Rose Noir - Horror-Anthologie aus aus dem Voodoo-Verlag. Na ja, das Buch gibt es zu diesem Zeitpunkt, da ich die Zeilen hier schreibe, noch gar nicht. Aber da ich ja nun mal die Stories lesen "musste" - ein überaus angenehmer Seiteneffekt beim Job des Illustrierens, man "muss" ja quasi den Text lesen, wenn man ihn illustrieren will - kann ich mit Fug und Recht behaupten, das Buch schon gelesen zu haben.
Es wird großartig! Eine recht abwechslungsreiche Antho, so viel kann verraten werden. Näher möchte ich mich da gar nicht äußern (falls jemand vor der Zeit diese Zeilen enteckt). Mir hat's großen Spaß gemacht, sowohl das Zeichnen, als auch das Lesen! Eine Wertung wäre so ... nee, will ich nicht machen, ich fürchte, man könnte mir Voreingenommenheit vorwerfen...
Thomas Ziegler: "Stimmen der Nacht" - Diesmal war's gut: Das Zweite-Mal-Lesen. So was kann ja auch nach hinten losgehen: Da hat man ein tolle Erinnerung an ein Buch, das man vor langer Zeit las und greift noch mal danach - und dann fragt man sich: Warum fand ich das damals gut? Diesmal war's nicht so! Irgendwie hatte ich die Lektüre ja in guter Erinnerung, aber dass sie so gut ist, auch wieder nicht!
Ich befürchte, ich werde hier noch einige Ziegler-Bände erwähnen müssen - ja, "müssen", denn den Ziegler muss man (ich!) einfach gelesen haben! Der Mann hatte es drauf. Dieses Buch - sicherlich auch eins seiner allerbesten - ist 'ne Wucht: Spannend, superinteressante Story als zumal für einen Alternativ-Geschichts-Fan wie mich, wieder eine großartige Sprache, die wortgewaltig Sachverhalte auf den Punkt bringt, wie man das bei kaum einen anderen Autor findet.
Na ja, Inhalt dürfte bekannt sen: Der II. WK wurde mit A-Bombe auf Berlin beendet, der Morgenthau-Plan wurde durchgeführt, Deutschland ist ein unterentwickeltes Agrarland. Europa insgesamt gehts dabei aber auch nicht gerade gut, außerdem sind die Deutschen ziemlich verbiestert und nun in den 80er Jahren immer noch oder eben gerade stramme Nazis, samt Untergrund-Werwolf-Kämpfer. Das deutsche Kapital und die die es sich einst leisten konnten, sind nach Südamerika abgehauen und konnten sich und ihr faschistisches Regime dort etablieren und sind nun eine echte Bedrohung für die Welt.
Und vor diesem real anmutenden Hintergrund bringt Ziegler eine absolut phantastische und verrückte Idee: Die Stimmen Verstorbener erklingen; die Toten sind nicht tot. Leider sind es gerade die toten Nazi-Größen, die im Kölner Dom erklingen. Vor der angespannten Lage ein Fiasko.
Held der Geschichte ist der Mann, der als Erster so eine Stimme, nämlich die seiner toten Ex-Frau, hörte und dem man unterstellt, dass er oder seine Gegenwart diese Stimmen beeinflusst. Warum das so ist, bleibt eigentlich unklar, auch wenn das tatsächlich zutrifft.
Am Ende ist eine Erklärung für das Phänomen egal, denn die Welt steuert auf den III. WK zu.
Also, ich habe wieder nur mit offen staunenden Mund das Buch an 2 Tagen durchgeschnurbst.
11 / 10 Punkte
Thomas Ziegler: "Sardor II - Am See der Finsternis" - Weiter ging's mit Sardor. Etwas überrascht war ich, als ich in einer kurzen Zusammenfassung von Teil 1 zu Beginn des 2. Bands las, dass das Ganze in ferner Zukunft der Erde spielt! Ähm, ehrlich, das habe ich so im 1. Band gar nicht raus gelesen. Natürlich ist das durchaus möglich, aber irgendwie habe ich es überlesen, als die Handlung zeitlich & räumlich eingeordnet wurde. Na ja... Is ja och ejal...
Diesmal brachte Meister Ziegler mehr Handlung unter, eine ordentliche Queste mit Begegnungen und Kämpfen und phantastischen Landschaften und ihren diversen Tücken. Es gibt einen religiös-philosophischen Disput mit einer menschenfratzigen Superspinne, die es aber am Ende vorzog, sich selbst zu töten; die zwergenzornigen Trötze, verblendet durch ihren bösen Herrscher, ein Wald aus Schaum, die Herrin der Schmerzen, eine tolle Frau, deren weiblichen Reizen der olle Flieger aus dem I. WK, Warnstein, unterlag, der ja immer noch neben der Persönlichkeit des uralten Gottes Sardor in der menschlichen Hülle des Fliegers existiert; nach wie vor nebenher, nicht in perfekter Verbindung.
Von seinem kriegerischen Begleiter erhält der Leser übrigens mal eine schöne Zusammenfassung des katholisch-patriotischen Gelabers des deutschen Weltkriegers, die vor dem kirschroten Hintergrund dieser fernen unwirklichen Welt einfach nur doppelt absurd klingt. Da zeigte Ziegler, dass er auch nicht umsonst als Meister der Satire galt.
Was gab's noch? Ach ja, die Speerholzfelder, also Pflanzen, die tatsächlich Speere nach oben verschießen, dann die Soldatenkönige, männliche Mensch-Ameisen, die den ganzen Tag Soldaten gebären, und am Ende ein unspektakulärer Kampf mit dem Mahren im See der Finsternis, der einfach nur daran krepierte, weil ein hässlicher, aber unsterblicher Gnom (der überlebte sogar seine eigene Zerstückelung in einer Art lebenden Schlachthaus), der jeden tötet, der ihn berührt, von dem Ungeheuer verschluckt wurde.
Das TiBi von Vincente Segrelles scheint extra für das Buch angefertigt worden zu sein; das hätte ich gar nicht gedacht, aber es passt einfach ganz genau zum Inhalt (wie schon beim 1. Band); dafür erfahre ich wieder nicht, wer die zahlreichen Innenillustrationen angefertigt hat (derselbe wie in Band 1)...
8,5 / 10 Punkte
Thomas Ziegler: "Lichtjahreweit" - Stories, Ullstein SF 31121
Weiter ging's mit Mr. Ziegler. Ich nehme mir hier gleich mal vor, alle seine Story-Bände zu lesen. Na ja, sind ja nicht soooo viele...
In diesem Band ist die Geschichte enthalten, die sozusagen den Auftakt zu SARDOR gab. Die fiel allerdings auch aus dem Rahmen, denn in seinen Stories widmet der Autor sich vornehmlich der nahen Zukunft, respektive den dystopischen Zügen der eigenen Welt & Gegenwart.
"Die große Verknollung" - ein genetisches Experiment läuft aus dem Ruder, ein Erreger lässt befallene Menschen zu Knollen werden; Wasser = Regen kann die Epedemie zunächst stoppen. Lustig, wie Ziegler in den 80ern unsere Zeit heute, so nach 2000, sah...
"Lichtjahreweit" - hier erweist sich der Autor geradezu als Prophet, denn das Verhalten bestimmter Großmächte zu Beginn des 21. Jh. bringt er aus seiner vergangenen Perspektive recht gut auf den Punkt. Ansonsten geht es um Vergnügungstechnologie bis in den Tod.
"Rein sein, frei sein"- Meteoriten-Bergbau; eine metallische Legierung hat seltsamen Einfluss auf die Gravitation und macht ihren Finder zum reichen Mann, oder zur Leiche...
"Kirschlicht und Glaspol" - die SARDOR-Vor-Geschichte. Nicht ganz so überzogen wortgewaltig wie der erste Band, aber irgendwie noch unwirklicher, fast märchenhaft, über den fremdgehirngesteuerten Raub eines Beines und die Rache äonenalter Gehirne an einem Verbrechen, das man als solches kaum erkennt, da es mit Lieb zu tun hat. Geografische Begriffe, die kosmischen Mächte, die Schmerzarchen aus den Romanen finden hier Erwähnung, aber noch nicht der deutsche Flieger, wie die Rückseite des Buches eigentlich verspricht.
"Methusalem"- der Generationenkonflikt spitzt sich zu und wird richtig bösartig.
"Auf Achse" - zusammen mit Ronald M.Hahn. Eine Story, die von diversen Verlagen abgelehnt wurde, weil sie zu abseitig und gewagt sei. Na ja, das ist heute nicht mehr so nachvollziehbar. Ist halt eine in Slang- und Gossensprache gehaltene Gangster-Krimi-Story, die zufällig auf einem Sternen-Vergnügungsschiff spielt.
8 / 10 Punkte
Thomas Ziegler: "Unter Tage"- so hat er also angefangen, die frühen Stories. Na ja, muss sagen, man merkt ihnen an, das es die Frühwerke sind... Stellenweise lesen sie sich ziemlich fannisch. Die beste war für mich...
"See you later, alligator" (1979) - vor dem Hintergrund einer mysteriösen kosmischen Bedrohung, des Tangs, der Sonnen umhüllte, deren Planeten Zivilisationen beherbergen, versucht ein intelligenter Alligator seine Welt davor zu bewahren, von der menschlichen Liga vereinnahmt zu werden. Aber dafür zaubert er eine Zivilisation aus dem Hut, was aber auch wieder nicht so gut ist. Witzige Dialoge und coole Protagonisten.
"Der Feind" (1981) - über alltägliche Paranoia in naher totalitärer Zukunftswelt.
"Video" (1980) - eins der Lieblingsthemen des Autor: Die psychische Beeinflussung durch das totale Massenmedium
"Holzmann weiß, was Menschen brauchen" (1977) - ziemlich plakative Story über einen Mensche, der in dem selben Stumpfsinn lebt wie seine Mitbürger, aber diese Lebensweise in Vorträgen rechtfertigt.
"Matuscheks Welten" (1977) - Psychoterror gegen renitente Gesellschaftsmitglieder - Drogen, Simulationen werden genutzt, um ihn fertig zu machen.
"Die sensitiven Jahre" (1980) - über die Erfindung der elektronisch simulierten Sinneswahrnehmung und damit der absoluten psychischen Beeinflussung und wie dies für Unterhaltung, Kosmetik und Militär genutzt werden kann und wird.
"Unter Tage" (1976) - die wohl älteste Story; und: Die wurde sogar mal in einem Kompass-Bändchen in der DDR veröffentlicht. Aber nicht sine stärkste, kaum eine SF-Story. Darin stellen zwei Bergarbeiter, die in einem Uran-Bergwerk verschüttet wurde fest, dass dieser Unfall wohl kein Zufall war. Eine Anklage gegen Konzernwillkür.
6,5 / 10 Punkte
Michael Knoke: "Das Tal des Grauens" - als Vorbereitung zur Illustration des Voodoo-Press-Buches las ich das Manuskript. Jaaaaa, net übel!!!! Kann ja hier nicht mehr verraten. Daher auch ohne Wertung (die fiele aber nicht schlecht aus...)