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Thomas Hofmanns Phantastische Ansichten



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Angenehm - der Roman des 21. Jahrhunderts?

Geschrieben von T.H. , 26 September 2009 · 1.215 Aufrufe
Subjektive Eindrücke zur Lektüre
Matthias Hirth:
ANGENEHM

Blumenbar Verlag, München, 2007

Also, ich habe es versucht. Das kann ich mir nicht vorwerfen lassen: Ich habe es versucht!
Ich war mörderisch gespannt; habe das Buch dann sogar bei Tauschticket ergattert, mich dolle gefreut. Und dann gabs da noch die frohe Botschaft: Der Autor kommt nach Leipzig, eingeladen vom Freundeskreis SF Leipzig. (Hinweis siehe weiter unten.)

Na, wenn ich schon so anfange... Wo habe ich da ein Problem?

Das Buch erschien in einem nicht so riesigen Verlag aus München, auf den der gemeine SF-Leser sicher nicht sofort stößt auf seiner Jagd nach neuer Lektüre. Aber das Buch war ja in aller Munde, wurde hochgelobt und angepriesen im Feuilleton; ich habe das erste Mal in einem überregionalen Kultursender davon gehört, wo es sehr umfänglich vorgestellt wurde. In dem großen Online-Buchladen stehen ebenfalls euphorische Einschätzungen.

Das Buch wird nicht als SF deklariert, aber der Untertitel lautet: „Erziehungsroman einer Künstlichen Intelligenz“; na, wenn das keine SF ist, was dann sonst? - Wobei, ist es überhaupt wichtig, dass es SF ist? Nee, natürlich nicht, aber einem SF-Fan könnte dieses Thema a priori interessieren. Die Formulierung des Untertitels rückt den Roman allerdings in die Nähe schwer verdaulicher utopischer Entwürfe aus der Renaissance bis Aufklärung. - Ich denke, da gehört er auch ein wenig hin.

Es ist der zweite Roman der jüngeren deutschen Literaturgeschichte, der formal den Rahmen der herkömmlichen SF sprengt und der Frage nachgeht, was nach dem Menschen kommt. Der andere Roman, an den ich da denke, ist „Die Abschaffung der Arten“ von Dietmar Dath.
Die Frage ist ja in der SF nicht neu, aber wie sie hier - bei Beiden - gestellt wird, weist sie eine andere Qualität auf, als sie SF-action zu bieten vermag.

Dath bietet in seinem utopischen Entwurf eine biologisch-genetische, Hirth eine technologische Antwort. Dath postuliert eine posthumane Gesellschaft der Gente, vernunftbegabter Tiere, wobei die biologischen Grenzen zwischen den Arten aufgehoben wurden; Hirths Protagonisten entwickeln eine Künstliche Intelligenz. Beide Romane gehen davon aus, das der Menschheit ein definitives Ende beschieden ist, aber das Leben auf der Erde, auch das intelligente, deshalb nicht beendet wird. In beiden Fällen erlebt die Evolution eine neue Stufe. Doch im Gegensatz zur „Abschaffung der Arten“ suchen Menschen in „Angenehm“ einen Weg, die Evolution zu lenken. Die Frage nämlich, was passiert mit den Menschen, wenn die KI die Herrschaft übernimmt, ist noch offen (anders als in der Gente, wo der man sich allenfalls Gedanken über die Behandlung der noch wenigen Menschen macht, diese aber keine Rolle mehr spielen).
Dem fiktiven Autor kommen Zweifeln, als er merkt, dass die KI-Forscher auch davon ausgehen könnten, dass es mal ohne Mensch gehen könnte. Ist so eine Entwicklung wünschenswert. Doch seit wann fragt die Evolution nach Wünschen? Seit wann fragt die Evolution überhaupt was?
Der Ausweg ist, das menschliche Bewusstsein in der KI aufzuheben. Auch ohne Menschen kann so das, was die Menschheit ausmacht, weiterleben.

In beiden Fällen handelt es sich um keine originäre SF. Dietmar Dath betonte zwar bei der Verleihung des Laßwitz-Preises in diesem Jahr in Dresden, dass sein Roman eine Liebesgeschichte sei: Über die Liebe zur SF, aber Daths Roman will viel, viel mehr sein - und in den Augen vieler Leser und Kritiker ist er es auch. Das sei ihm vergönnt, aber ich hatte das große Problem, dass ich in dem sperrigen Text mit seinen unendlich vielen Verschlingungen und Assoziationen und Neben-Erzählungen einfach keinen roten Faden mehr fand. Die „SF-Idee“, der utopische Entwurf ist ja gut erkennbar, aber es wird eben nicht eine Geschichte erzählt, sondern umfänglich eine Welterklärung geliefert, die ebenso komplex wie die selbst Welt ist. Too much...

Ähnlich erging es mir nun bei „Angenehm“. Die Schöpfer der KI sind sich darüber im Klaren, dass Intelligenz und / oder Bewusstsein mehr ist als die rationale Informationsverarbeitung. Aber wie stellt man Gefühle, Wertebewusstsein her? Welche Rolle spielen Fehler im menschlichen Bewusstsein? Am Ende: Was ist Bewusstsein überhaupt? Welche Rolle spielen die Qualia, die Faktoren, die nicht messbar sind, aber die Qualität des menschlichen Bewusstseins bestimmen - das subjektive Empfinden - Menschen können faktische Faktoren völlig unterschiedlich aufnehmen und verarbeiten. Warum?

Man findet eine Antwort: Sie liefert die Kunst, die Literatur. Also wird ein Schriftsteller engagiert, Texte zu verfassen.

Da hat sich der Autor - Matthias Hirth - was vorgenommen. Das Ganze soll ja sicher auch nicht platt erzählt werden: Ein Schriftsteller verfasst der KI eine Seele. Ja wie denn?

Eben: Wie denn? Ich habe es nicht kapiert. Da gibt es also im Roman Passagen, wo der Kopf der KI-Entwickler, Kuklinsky, in einem nordafrikanischen Ferienort einen Mann anspricht, den „Helden“ unserer Geschichte: den Ich-Erzähler. In dieser Person kann man sicher viel vom Autor wiederfinden: Er ist eigentlich Schauspieler, der auch schreibt. Allerdings ist sein Roman kein Erfolg. Kuklinsky hat ihn also nicht gesucht, sonder zufällig gefunden - sich aber darauf eingelassen, zumal der Zufall in der Entscheidung wohl auch so ein Element des menschlichen Bewusstsein ist, das man einer KI ganz schwer einbauen kann.

Der Autor darf also für viel Geld Texte schreiben, für die er kaum Vorgaben erhält. Sie müssen halt das Besondere des menschlichen Seins behandeln - oder so ähnlich... Völlig egal. - Genau da liegt mein Problem: Das ist kaum fassbar, was diese Geschichten aus dem Leben des fiktiven Autors für die Entwicklung der KI beiträgt und damit für die Geschichte, die Matthias Hirth erzählen möchte. Zudem vermochten diese Erzählungen nicht, mich zu fesseln.

Am interessantesten war für mich die Rahmenerzählung. Darin erzählt der Autor stringent, wie der fiktive Autor zu seinem Job kommt, was er da mit den teilweise verschrobenen Wissenschaftler rund um den Erdball erlebt. Selbst die recht trockenen theoretischen Erläuterungen, die sich die Protagonisten um die Ohren wedeln, sind toll. Die kann vielleicht nur ein SF-Leser ertragen, das ist Wissenschaftsliteratur wörtlich genommen.

Unterm Strich blieben bei mir sehr viele Fragen offen. Sie zu formulieren, würde an dieser Stelle sicher nerven. Vielleicht können sie mir ja am 23. Oktober 2009, um 20 Uhr im Haus des Buches zu Leipzig (Gerichtsweg 28) der Autor beantworten. Da gibt er eine Lesung.


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Mit der Schreibfeder durch die Brust..

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le... 19 September 2009 · 681 Aufrufe

Am 18. September 2009 besuchte Monika Felten den Freundeskreis Science Fiction im Haus des Buches zu Leipzig. Immerhin ca 15 Leutchen fanden ebenfalls dorthin. Manfred Orlowski vom Freundeskreis moderierte. ... also wieder mal ein ganz normaler Lese-Abend im Club. Na ja, es hätten ruhig mehr Leute da sein können, aber für die, die da waren, wie mich, war es ein recht angenehmer und interessanter Abend.

Es gab eine Weltpremiere: Die Autorin las erstmals aus ihrem neuen Buch, das sie sogar schon fertig in der Hand hielt, obwohl es erst am 23. Oktober erscheint: "Die Nebelelfen", den 4. Teil der Thale-Serie, ca. 5 Jahre nach der Trilogie.

In diesem Buch geht sie in der Zeit zurück und zeigt, wie in die Thale-Welt vor den Menschen, als es nur die Nebelelfen und ein weiteres Volk gab, die dunkle, finstere Macht kam. Klassische High Fantasy also, allerdings eher die weiblichen Fans ansprechend.

Monika Felten las aus zwei Büchern, zunächst aus ihrem Einzelwerk "Die Königin der Schwerter" - ebenso klassische High Fantasy mit weiblicher Ausrichtung, dann halt aus dem neuen Werk. - Nun ja, ich bin kein ausgewiesener Fantasy-Fan. Insofern ließen mich die Texte etwas kalt. Allerdings hatte sie aus dem neuen Buch eine sehr intensive und gut nachvollziehbare Szene ausgewählt, und ich merkte, wie mich die Erzählung packte!
Auch wenn sie im nachfolgenden Gespräch betonte, dass sie mit humoristischer Fantasy nichts anfangen kann, so hatte sie in ihrem Text eine wirklich kuriose Note untergebracht: Der große Kurier- Vogel, frisch ausgebildet, leidet unter Höhenangst...

Ihr Vortrag war gekonnt, im Zuge der Lesung kam die Autorin richtig in Fahrt, und erzählte viel Drumherum. Man merkte ihr ihre Begeisterung für Fantasy und speziell für ihre Fantasy-Geschichten förmlich an. Auch im Gespräch mit dem Publikum und dem Moderator erzählte sie viel über ihr Schaffen. Wie sie dazu kam: aus einer fixen Idee heraus als sie auf einmal viel Zeit hatte; wer ihr wie half: ihre Zwillingsschwester, die wohl eine überaus motivierende und starke Kritikerin ist; über die Herkunft der Namen in ihren Büchern: aus exotischen Namensbüchern und der Telebörse; über ihre Vorliebe für weibliche Protagonisten, aber auch auch für aktionsgeladene Fantasy. So kreiert sie gerne viele Protagonisten und Sympathieträger, damit sie auch mal den einen oder die andere auf der Strecke lassen kann; der Leser darf sich nicht sicher sein, dass alle das Ziel und Ende des Romans erreichen: "Dem Protagonisten (wird) die Schreibfeder durch die Brust (ge)stoßen" (Zitat).

Sie kam ja recht spät zum Schreiben. Sie wird - auf alle Fälle zur Recht! - als derzeit eine der Großen der deutschen Fantasy-Gilde gefeiert. Bei ihrem Debüt hatte sie aber auch Glück, was sie freizügig gestand: Ihr damaliger Verlag suchte in Erwartung der Fantasy-Welle nach dem ersten "Herr der Ringe"-Film, der angekündigt war, nach Fantasy-Stoffen in dieser Richtung. Und da kam sie halt und hatte das große Glück, gleich mit dem ersten Text einen Verlag zu finden. Jetzt ist sie nicht mehr wegzudenken aus der Szene.

Eine sehr sympathische Autorin. Nur die letzte Frage des Moderators nach der Wirkung der Fantasy-Literatur auf die Weltentwicklung konnte sie dann nicht endgültig beantworten...

Ach ja, ich habe sogar ein Buch von Monika Felten, das sie zusammen mit ihrer Zwillingsschwester schrieb und in einem nicht mehr existenten Kleinverlag veröffentlichte 2001. Ich hab es weil ich sozusagen den Illustrator kenne... Jetzt mit Widmung:

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© Bild: Thomas Hofmann


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Immer wieder gerne: Dresden im Herbst

Geschrieben von T.H. , in Subjektive Eindrücke 13 September 2009 · 1.075 Aufrufe
Ich war dabei...
Das war's mal wieder: Der Penta-Con zum Dresden, 11. bis 13. September 2009.Selber weilte ich nur am Samstag dort. Das bürgert sich (wohl nicht nur bei mir ) so ein, dass ein Wochenend-Con auf den Samstag reduziert wird. Etwas Schade ist das schon, gerade am Sonntag fanden wohl noch interessante Veranstaltungen der SF-"Urgesteine" Erik Simon und Karlheinz Steinmüller statt, die ich gerne... Aber na ja, es ist vorbei...

Zu viele Leute waren nicht da, das kann man sicher nicht behaupten - wieder ein "leider". Dies hatte aber den Vorteil, dass man bei den Veranstaltungen immer einen Platz fand und an der Theke nie lange warten musste. Der Ort des Geschehens (»Palitzschhof«) war wieder ideal, wie ich finde, da haben die Dresdner immer ein gutes Händchen: Gemütlich, angemessen wissenschaftlich, prima preisgünstige gastronomische Versorgung, Genug Platz zum Zusammensitzen.

Habe mal wieder "alte Bekannte" getroffen (im Umkehrschluss: Man kann da immer die "üblichen Verdächtigen" antreffen..), vor allem Leute aus dem ostdeutschen SF-Fandom. Aber natürlich auch ein paar Veranstaltungen besucht:

Konnte mal wieder Rolf Krohn lesend erleben: Eine neue SF-Story, die zu einem Band gehört, der gut zur Hälfte fertig ist. Neben seinen historischen Krimis kann man also in hoffentlich naher Zukunft auch mal wieder SF aus seiner Feder lesen. Da drücke ich doch die Daumen!

Es wurde auch der Laßwitzpreis vergeben - ist ja auch schon eine gute Tradition, dass dies in Dresden geschieht. Es waren sogar recht viele Preisträger anwesend: Charles Stross (ausl Roman), Dietmar Dath (dt. Roman), Heidrun Jänchen (Story), Bodo Traber (Hörspiel), Wolfgang Both (Sonderpreis) und die Witwe von Ernst Vlcek.
War schon etwas bewegend, wie sie auf die Preisverleihung reagierte.

Überhaupt stand der Con im Zeichen der Erinnerung: Es waren 13 der wohl mal 150 Mitglieder des St. Lem-Clubs anwesend, der vor 40 Jahren in Dresden gegründet wurde, und ein paar Jahre später zwangsweise zugemacht wurde. Erik Simon als einer der Damaligen las vor, berichtete über und sprach mit den anderen Betroffenen. War sehr interessant!

Erik stellte dann abends noch einen russischen, einen deutschen Film und ein russisches Buch vor, die allesamt belegen, dass nicht die Amerikaner zuerst auf dem Mod waren. Habe mir lediglich die Sache mit dem russischen Film angesehen, woraus Erik kommentiert Szenen zeigte. Das Ganze ist wie eine Dokumentation aufgemacht und soll belegen, dass schon 1938 die Sowjetunion einen Mondexpedition startete und was aus dem 1. Kosmonauten wurde... Der Film stammt wohl aus dem Jahre 2005; wäre mal interessant, ihn in Gänze und wenigstens deutschen untertiteln sehen zu können.

Unterm Strich: War dufte!


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September in Leipzig

Geschrieben von T.H. , 31 August 2009 · 581 Aufrufe
und 1 weitere...
Nach der Sommerpause mal ein paar Tipps aus der Region:

18. September 2009 - 20.15 Uhr - Lehmanns Buchhandlung, Grimmaische Str. 10, 04109 Leipzig
„2012-Anfang oder Ende-Was kann passieren“ Multimedia-Vortrag von Arne Mortsiefer, Eintritt:12,00 Euro

18. September 2009 - 20.00 Uhr - Haus des Buches, Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig
„Die Königin der Schwerter“,Lesung und Gespräch mit Monika Felten, Ltg.:M. Orlowski

23. September 2009 - 20.15 Uhr - Lehmanns Buchhandlung, Grimmaische Str. 10, 04109 Leipzig
Der große Fantasy-Abend mit Michael Peinkofer und Christian von Aster, Eintritt: 8,00 Euro

25. September 2009 - 20.15 Uhr - Lehmanns Buchhandlung, Grimmaische Str. 10, 04109 Leipzig
Lehmanns Vampir-Nacht mit Victoria Schliederer, Nina Blazon und Ulrike Schweikart und Film „Nosferatu - Phantom der Nacht“ von Werner Herzog, Eintritt: 9,50 Euro (mit Vampir-Kostüm halber Preis)

Quelle: Info-Flyer des Freundeskreis SF Leipzig / Mario Franke


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August 2009

Geschrieben von T.H. , 31 August 2009 · 1.150 Aufrufe
T.H. Leseliste 2009
Oliver Henkel: "Im Jahre Ragnarök" - mein erster Henkel! Dank Atlantis-Verlag nun nicht mehr so teuer, aber ich werde mir wohl nach dieser Lektüre doch die anderen von ihm zulegen müssen.
Hat mir toll gefallen. Das Thema: Alternativ-Welt-Roman mit Zeitreise-Thema, dazu angesiedelt in einer Welt, die für einen deutschen Autor sicher nicht unproblematisch sein könnte. Für den Leser hier auch sicher mit vielen Aha-Effekten (für mich als Hallenser auch: In der alternativen Welt des Autors wurde Halle im 2. Weltkrieg total zerstört, was ja in der realen nicht geschah; bei der Schilderung der dort noch lebenden Hallenser möchte man meinen, dass der Auto schlechte Erfahrungen in der Stadt gemacht hat...).
Das Ganze spannend, wenn auch wie bei Zeitreise-Sachen kaum anders zu erwarten, nicht ohne Widersprüche, erzählt. Ein paar Abstriche gibts beim Erzählstil, aber insgesamt hats mir sehr gut gefallen!
8 / 10 Punkte

Stephen King: "Schwarz" - wer hätte das gedacht: ich lese King... Habe ich ja schon einmal, ist aber teilweise lange, lange her... Irgendwann habe ich für mich beschlossen, dass mir King gar nicht so gut gefällt, aber immer wieder Ausnahmen (bei den Filmen) gefunden). Doch diese "große Fantasy-Saga" hat mich nun doch sehr interessiert. Auslöser für mein Interesse sind die dicken Comic-Bücher, die in jeder Buchhandlung liegen. Wollte ich mir schon reinziehen, aber ich dachte, das bringt nichts, da ich die Bücher ja nicht kenne. Außerdem hat mich Cormac McCarthy auf den Geschmack der mexikan.-amerikan. Wüsten gebracht, auf dieses surrealistische Land voller Legenden. Tja, und was soll ich sagen: Gegen C. McCarthy kann King nicht bestehen, aber doch hat's mich gepackt. Jetzt will ich wissen, wie es weiter geht.
Der Beginn hat mich nicht 100%ig überzeugt; im Grunde habe ich kaum verstanden, was den Revolvermann umtreibt, was seine Aufgabe ist, wer der Mann in Schwarz ist, was er am Ende des Buches für einen Vortrag hält. Mir scheint das ganze Buch nur aus Andeutungen zu bestehen...
6 / 10 Punkte

Siegfried Langer: "Alles bleibt anders" - noch ein Alternativwelt- / Zeitreiseroman aus dem Hause ATLANTIS. Wäre ja wünschenswert, wenn der Verlag sich auf dieses Sub-Genre verstärkt stürzt. Ich fänd's gut; dieser Roman, ein Erstling, hat mir jedenfalls auch sehr gut gefallen, sogar besser als der von Oliver Henkel!
Hier will ein Wissenschaftler-Team aus einer Welt, in der die Nazis den II. WK gewonnen haben und zu Beginn des 21. Jh. tatsächlich die halbe Welt beherrschen, mittels Reise in die Vergangenheit ihre eigene Gegenwart verändern. Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass es zahllose Parallelwelten gibt, in denen die Geschichte anders als bei ihnen verlief. Dorthin gelingt es zu reisen, aber wie es nun mit ihrem Plan ausseht...
Sehr spannend, sehr tolle Schilderungen der Alternativwelten (also der Nazi-Welt und einer Alternative, in der es nie Nazis in Deutschland gab) und auch der uns bekannten Welt aus der Sicht der Leute aus der fremden.
8 / 10 Punkte

Stephen King: "Drei" - also weiter im Text und auf dem Weg zum Dunklen Turm. Ja, diesmal hat es mich noch mehr gepackt. Allerdings macht King das was er sicher am besten kann: Kleine Geschichten dicht am Protagonisten erzählen. Der große Weltentwurf geht hinter den sehr dichten und interessanten "Personalstories" verloren. Ist aber sehr ok.
8 / 10 Punkte


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Leseliste Juni / Juli 2009

Geschrieben von T.H. , 09 August 2009 · 817 Aufrufe
T.H. Leseliste 2009
Cormac McCarthy: "Die Abendröte im Westen" - da hab ich mir nun auch in den Kopf gesetzt, ALLES vom Autor zu lesen und habe meine Lektüre mit diesem Western fortgesetzt.
Das Buch ist eine unterkühlte Aneinanderreihung von bösen Gewalttätigkeiten, die dem Wilden Westen jeden romantischen Nimbus raubt. Am Ende nehmen dann quasi-philosophische Ausbrüche zu, die ein sehr eigenartiges Licht auf den Chef der hier im Mittelpunkt stehenden Mörderbande wirft.
Ein wenig ist die Lektüre ermüdend, aber ähnlich wie in "Die Straße" vermag der Autor eine seltsame Spannung / Erwartungshaltung aufzubauen. Und das Ende ist dann irgendwie doch nicht so, wie dieser Spannungsbogen verspricht...
8 / 10 Punkte

Carlos Ruiz Zafón: "Der Schatten des Windes" - kam leider nicht durch, kam nicht ran an die Personen. Das Buch ist nicht übel, war mir aber irgendwie egal = irrelevant. Das Buch ist absolut flüssig geschrieben, das liest sich einfach großartig, aber ich fand, der Autor verschenkt zu viel: Die Story ist zu konstruiert, der historische Hintergrund (das Spanien in der Franco-Diktatur) spielt im Grunde (zumindest so weit wie ich gekommen bin) keine wirkliche Rolle.
4 / 10 Punkte

Thomas Ziegler: "Nur keine Angst vor der Zukunft" - SF-Stories, Ullstein, 1985
Der Band war wieder wie eine Zeitreise, in die Vergangenheit der SF... Ziegler präsentiert hier wieder sozial-harte Nah-SF, die zum Teil heute - 2009 - gar nicht so abwegig klingt. Und der Autor zeigt meisterhaft, wie gut er fabulieren kann, wie gerne er fantastische Kreaturen entwirft und verbal ausschmückt; das ist schon mal eine Wonne!
"Marathon" - der Ausreißer der Sammlung: Irgendwann in ferner Zukunft, irgendwo in den Weiten des Alls, die Menschen führen seit Jahrhunderten einen Krieg gegen einen dem Leser anonym bleibenden Gegner, in dem sie Planeten besetzen, deren Ressourcen schonungslos ausbeuten, Raketen bauen, die sie auf ferne Sonnen abfeuern, die dann nach Jahrhunderten diese zerstören, samt dazugehörigem Planetensystem, auf dem ja eventuell der Gegner sitzt...
Einem der ewigen Soldaten kommen Zweifel, weil bei so einer Planeteneroberung die seltsamen Einwohner, Marathons, vernichtet werden. Das sind Kreaturen, die Metalle fressen und in ihrem Innern aus Uran Atomkraft gewinne. Das erinnert auch ein wenig an Zieglers Fantasy-Zyklus, den ich vor kurzem gelesen habe.
"Artefakt 5578" - eine seltsame Story. Sie beginnt als "Brief-Roman" in ferner Zukunft, ist aber eine Replik auf ein typisches 80er Jahre Thema: Kampf von Hausbesetzern gegen Mietwucher und Spekulanten.
"City" - über die Phobie eines Underdogs. Aus dem Drecke der verkorksten Welt entsteht eine Invasion grünen Schleimes, der aus dem Klo kommt... Puh...
"Willkommen in der Stadt der Angst" - hier muss sich der Leser in die Elendsabgründe eines vernebelten Obdachlosen begeben, der sich für rassistisch radikalisieren lässt und gewalttätig wird.
"Tief unten IM Tal" - am Rande einer bundesdeutschen Stadt an der Wupper gibt es eine Zone, wo Leute von den Abfällen der umfriedeten Stadt leben. Irgendwann bleiben die Abfälle der Wohlstandsoase aus. Hier gibt Ziegler seinem Affen ordentlich Zucker und zeigt sehr eindringlich das Ergebnis zunehmender Polarisierung von Arm und Reich; der Text liest sich verdammt aktuell...
"Delirion: Liza" - Szenen aus dem Leben nach dem "30 Minuten Krieg", dem Ergebnis eines Computerfehlers, der zum Atom-Krieg führte. Auch ein typisches 80er Jahre Thema, das Ganze in einer fast experimentellen Erzähl-Anordnung.
8 / 10 Punkte

Richard Matheson: "Die seltsame Geschichte des Mr. C" - wieder ein Klassiker, wieder wunderbar. Den Film hatte ich ja vor ca. 20 Jahren das letzte Mal gesehen. Aber er war eindrucksvoll, da ist viel hängen geblieben. Das ist sicher ein Zeichen für Qualität. Beim Lesen des Buches wurden die Filmbilder wieder beschworen. Der Autor versteht es hervorragend, den Leser bei der Stange zu halten. Auch wenn man irgendwie weiß, worauf es hinausläuft, so erzeugt er Spannung durch die geschickte Konstruktion aus Rückblenden und Cliffhanger in der Haupterzählung, die den Kampf des Winzlings mit der Spinne umfasst.
Was wieder mal bei M. auffällt, ist die sexuelle Komponente, die ja bei den Verfilmungen immer ziemlich ausgeblendet wird. Der schrumpfende Held leidet, u.a. eben auch unter dem Entzug sexueller Aktivitäten. Irgendwo hatte ich in Rezensionen gelesen, dass dies nerve. Kann ich gar nicht nachvollziehen. Im Gegenteil: Da wo in solchen Geschichten dieser Aspekt ausgeblendet wird, scheint was nicht zu stimmen (vielleicht auch mit dem Autor...).
9 / 10 Punkte

David Mitchell: "Der dreizehnte Monat" - das 3. Buch von Mitchell, leider gibts ja nicht mehr von ihm. Diesmal weniger komplex, da er nur eine Geschichte erzählt, aber wieder überaus packend. Ist ja Mainstream, aber Mitchell schafft es (bei mir), dass ich einfach alles gut von ihm finde.
Hier also eine Replik auf die Jugend und die 80er Jahre.
10 / 10 Punkte

Cormac McCarthy: "Grenzgänger" - wer hätte das gedacht: Ich lese Western... Na ja, ist ja in erster Linie "ein McCarthy"; ich vermute, dass es fast egal ist, was McCarthy schreibt, ich würde alles lesen - käme auf einen Versuch an.
Das Buch war jedenfalls wieder eine Wucht. Ja, etwas nervt es, dass die spanischen Passagen nicht übersetzt wurden, aber man kann im übrigen Text erraten, was da spanisch gesagt wird; ist auch nicht so viel.
Und am Ende bleibt totale Einsamkeit...
9 / 10 Punkte

Uwe Post: "Symbiose" - der letzte Schmöker im Juli war eine richtige Überraschung für mich, sozusagen eine Neuentdeckung. Der Name des Autors ist mir ja schon begegnet, u.a. im SF-Netzwerk, hatte auch schon mal eine Story gelesen, die schon auffiel, aber sein "Biopunk-Roman" ist erste Sahne. Hut ab,alle Achtung: Tolle Story, spannend, sehr komisch, kurios, lustig, grotesk, großartig geschrieben, der Mann kann was und überragt den Fan-Autoren-Durchschnitt bei weitem; kann gar nicht genug Superlative finde. Ich fühlte mich wunderbar unterhalten und den sense of wonder guter SF hat er auch getroffen, was nicht so leicht ist bei der heutigen SF und bei einem ollen Leser wie mich...
Ein wenig scheint es eine neue Welle zu geben; "Die Abschaffung der Arten" von Dath (Achtung: Laßwitz-Preisträger in spe) ist ja auch so was wie Biopunk. Bei Post hat eine hochentwickelte Biotechnologie die altbekannte herkömmliche technische Zivilisation ergänzt und in vielen Bereichen des Lebens abgeköst; das ist fast eine Art Bio-Utopie, allerdings mit genügend Konfliktpotential. Dazu kommt eine großartige SF-Idee, die metaphorisch was mit dem Hai auf dem Cover zu tun hat, und dann noch die liebevoll gezeichneten Aliens, also...
11 / 10 Punkte


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Leseliste Mai 2009

Geschrieben von T.H. , 21 Juni 2009 · 832 Aufrufe
T.H. Leseliste 2009
Richard Matheson: "Der dritte Planet" - das Cover des TERRA-Buches suggeriert knallharte SF, ist es aber nicht. Das sind teilweise melancholische (erinnert teilweise an Bradbury), gruslige, kurios-groteske und sogar humoristische (na ja, schwarzer Humor halt) Stories.
8 / 10 Punkte

C.W.Ceram: "Götter, Gräber und Gelehrte" - als Hörbuch (12 CDs, vollständige Lesung). Einfach toll das Teil, immer noch, immer wieder!
10 / 10 Punkte

Richard Matheson: "Ich bin Legende" - dank der Neuverfilmung kann man ja das Buch jetzt kostengünstig erwerben (die Preise für einige alte Ausgaben sind ja schon mitunter seltsam...). Von den angefügten Strories hatte ich einige gerade zuvor in "Der dritte Planet" gelesen. Ich denke, ich werde jetzt auch noch Matheson-Fan! Er schreibt grandios. Interessant ist übrigens hier (wie wohl auch in anderen bekannten Romanen) die sexuelle Komponente, die bei den Filmen im Grunde ausgeblendet wird: Der Mann Betonung liegt auf Mann) ist monatelang allein und die weiblichen Vampire wissen das...
9 / 10 Punkte

Cormac McCarthy: "Die Straße" - Ich bin echt erschüttert. Das Buch ist herzzerreißend. Bin fix und fertig.
Ein Endzeitroman gänzlich ohne Zombies und andere phantastische Erscheinungen. Das sind einfach wir Menschen. Es wird ja nicht wirklich das Böse und Schreckliche vorgeführt, aber es ist immer da. Kann mich nicht erinnern, etwas so Intensives in letzter Zeit gelesen zu haben, dagegen ist "Ich in Legende" doch nur ein Märchen...
11 / 10 Punkte

Henry Quinn: "Eisvampire" - so hat also Thomas Ziegler angefangen... Das wollte ich halt einfach mal nachlesen, auch wenn ich nicht wirklich große Erwartungen an das Büchlein aus der DämonenKIller-Romanreihe von Pabel hatte. Es ist auch nicht wirklich ein Hit. Der Autor wertet die geradlinige "Wir bekämpfen jetzt mal die Monster"-Haudrauf-Story mit genauso geradliniger antimonopolkapitalistischen Statements auf. Da ist sich Ziegler später treu geblieben.
Lustig, dass da eine Nebenfigur Rene Moreau heißt; das war wohl im damaligen Fandom üblig, seine Kumpels in den eigenen (Heft) Romanen unterzubringen..
4 / 10 Punkte

M. John Harrison: "Nova" - herjeh, warum war ich mal Fan von dem Autor? Ich weiß es nach der Lektüre des halben Buches nicht mehr. Mehr als die Hälfte habe ich nicht geschafft. Hat mich überhaupt nicht gefesselt. Und dann las ich irgendwo, dass der Spuk am Ende auch gar nicht aufgelöst wird... Also was soll's?
Die Idee mit der besonderen Zone - kennt man ja spätestens seit "Stalker" und so, ist hier aber einfach mies umgesetzt.
2 / 10 Punkte

Richard Matheson: "Höllenhaus" - noch ein Matheson-Klassiker! Das Teil liest sich wie eine Vorlage für zig Hollywood-Gruselhaus-Filme aus den 80ern und 90ern. Weiß gar nicht, ob das Buch als Filmvorlage diente. Auf alle Fälle verbindet hier der Autor sein immer mitschwingendes Interesse am Sexuellen mit dem typischen Horror-Haus-Motiv. Hat mir gefallen, wenn auch nicht so überragend.
7 / 10 Punkte


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Leseliste April 2009

Geschrieben von T.H. , in Subjektive Eindrücke 30 April 2009 · 953 Aufrufe
T.H. Leseliste 2009
John Garforth: "Die traurigen Toten von Highgate" - "Der Autor der Fernsehserie MIT SCHIRM, CHARME UND MELONE bringt hier einen neuen Fall für JOHN STEED UND EMMA PEEL"
Sehr angetan vom Wiedersehen mit Emma Peel und John Steed dezeit auf ARTE bin ich regelrecht in einem THE AVENGERS-Rausch. Ich finde die Serie einfach toll! Na ja, mein Problem, wa...
Habe mir deshalb mal ein kleines TB besorgt: "Die traurigen Toten von Highgate", ein Nicht-mal-150-Seiten-Roman des Autors der Fernsehserie, John Garforth.
Ob das Lesen von SCHIRM, CHARME und MELONE genauso anregend ist wie das Sehen? Na ja, am Ende nicht, muss ich zugeben. Ist ja eine hinreichend spannende und interessante Story: Das erste Kapitel wird aus der Sicht eines Affen im Zoo erzählt - allerdings wird damit leider nicht ein Plot über vernunftbegabte Tiere eröffnet. Dann tauchen lebende Leichen auf. Die beiden Helden kriegen auch ordentlich was auf die Mütze, äh, Melone. Aber sonst... Der Esprit der TV-Folgen, der tatsächliche Charme der Figuren und Dialoge geht doch ziemlich verloren. Emma und Steed sind irgendwie noch zynischer. Insbesondere Emma ist gar nicht so emanzipiert, wohlwollend direkt und den meisten Situationen gegenüber überlegen wie im TV, hier "schwächelt" sie mehr. Der Zahn der Zeit nagt am Buch mehr als an den TV-Folgen (denen man ja - gerade was die Figur der Emma Peel anbelangt - nachsagt, sie wären ihrer Zeit weit voraus gewesen, was ich nur bestätigen kann!)
Aber insgesamt trotzdem eine erhellende Lektüre aus einer gaaaaanz anderen Zeit. Ein paar politische Unkorrektheiten in Bezug auf das Frauenbild und die Schilderung eines Schwarzen lesen sich schon irgendwie befremdlich; dafür scheint der Autor ein Faible für Karl Marx gehabt zu haben, der wird (natürlich auch kein Wunder bei dem Buchtitel) des öfteren recht wohlwollend erwähnt.
1967, The Avangers - The Laugh was on Lazarus, Deutsch von Fritz Moeglich, 2. Auflage, 1968, Heyne-Buch 1258
4 / 10 Punkte

Thomas Ziegler: "Sardor". "Deutscher Fantasy-Roman um einen Jagdflieger aus dem 1. Weltkrieg" - Das Teil fetzt, muss ich schon sagen. Ist ja eine Wort-Orgie in kirschrot. Viel passiert allerdings nicht. Wahrscheinlich auch deshalb, weil das ursprünglich der 1. von 6 Teilen sein sollte, woraus ja nichts wurde.
Also, ein Flieger aus dem I. Weltkrieg wird in eine Ur-Welt entführt, auf der sich die tapferen Menschen, angeführt von einem Typen mit Horn-Hand, der Letzte seiner Art, reitend auf einem riesigen, sechsbeinigen, einäugigen Nashorn, gegen wüste kosmische Mächte ankämpfen, die ihre geistigen Ahnen bei Lovecraft haben.
Meister Ziegler schwelgte ich schönen, heroischen, poetischen Wort-Gemälde. Das ist eine Wonne. "Trivial oder was"
9 / 10 Punkte

Wilko Müller jr.: "Das Haus" - ein SF-Roman, aber mit zunächst schönen surrealen Elementen und insgesamt viel Phantastik.
"Das Haus" ist eine Schnittstelle zwischen den Welten und Dimensionen, erinnert natürlich auch an Stargate oder ähnliche Einrichtungen, Dimensions-Tore etc. Für Wilko Müller jr. ist dies eine willkommene Möglichkeit, sein persönliches Multiversum auszubauen. Dazu kommt noch, dass er in seine Figuren Teile von sich montiert; wer den Autor kennt, hat da vielleicht zusätzliche Aha-Erlebnisse. Aber auch ohne dieses "Spezialwissen": Als Phantastik-Fan, SF-Fan etc. findet man sich wieder. Das Buch lebt von Zitaten und Anspielungen, wir erfahren, woher Graf Dracula wirklich kommt.
Es handelt sich um einen 1. Teil, also gibt es keine richtige Auflösung. Die Suche nach der Herkunft und dem Sinn des "Hauses" steht im Mittelpunkt. Für meinen Geschmack wird mitunter zuviel über das Haus etc. geredet, statt wirklich erkundet und entsprechende Abenteuer erlebt.
6 / 10 Punkte

Karlheinz Deschner: "Der gefälschte Glaube: Eine kritische Betrachtung kirchlicher Lehren und ihrer historischen Hintergründe" - ein Sachbuch, das erfrischend zur Sache geht.
8 / 10 Punkte

Rose Noir - Horror-Anthologie aus aus dem Voodoo-Verlag. Na ja, das Buch gibt es zu diesem Zeitpunkt, da ich die Zeilen hier schreibe, noch gar nicht. Aber da ich ja nun mal die Stories lesen "musste" - ein überaus angenehmer Seiteneffekt beim Job des Illustrierens, man "muss" ja quasi den Text lesen, wenn man ihn illustrieren will - kann ich mit Fug und Recht behaupten, das Buch schon gelesen zu haben.
Es wird großartig! Eine recht abwechslungsreiche Antho, so viel kann verraten werden. Näher möchte ich mich da gar nicht äußern (falls jemand vor der Zeit diese Zeilen enteckt). Mir hat's großen Spaß gemacht, sowohl das Zeichnen, als auch das Lesen! Eine Wertung wäre so ... nee, will ich nicht machen, ich fürchte, man könnte mir Voreingenommenheit vorwerfen...

Thomas Ziegler: "Stimmen der Nacht" - Diesmal war's gut: Das Zweite-Mal-Lesen. So was kann ja auch nach hinten losgehen: Da hat man ein tolle Erinnerung an ein Buch, das man vor langer Zeit las und greift noch mal danach - und dann fragt man sich: Warum fand ich das damals gut? Diesmal war's nicht so! Irgendwie hatte ich die Lektüre ja in guter Erinnerung, aber dass sie so gut ist, auch wieder nicht!
Ich befürchte, ich werde hier noch einige Ziegler-Bände erwähnen müssen - ja, "müssen", denn den Ziegler muss man (ich!) einfach gelesen haben! Der Mann hatte es drauf. Dieses Buch - sicherlich auch eins seiner allerbesten - ist 'ne Wucht: Spannend, superinteressante Story als zumal für einen Alternativ-Geschichts-Fan wie mich, wieder eine großartige Sprache, die wortgewaltig Sachverhalte auf den Punkt bringt, wie man das bei kaum einen anderen Autor findet.
Na ja, Inhalt dürfte bekannt sen: Der II. WK wurde mit A-Bombe auf Berlin beendet, der Morgenthau-Plan wurde durchgeführt, Deutschland ist ein unterentwickeltes Agrarland. Europa insgesamt gehts dabei aber auch nicht gerade gut, außerdem sind die Deutschen ziemlich verbiestert und nun in den 80er Jahren immer noch oder eben gerade stramme Nazis, samt Untergrund-Werwolf-Kämpfer. Das deutsche Kapital und die die es sich einst leisten konnten, sind nach Südamerika abgehauen und konnten sich und ihr faschistisches Regime dort etablieren und sind nun eine echte Bedrohung für die Welt.
Und vor diesem real anmutenden Hintergrund bringt Ziegler eine absolut phantastische und verrückte Idee: Die Stimmen Verstorbener erklingen; die Toten sind nicht tot. Leider sind es gerade die toten Nazi-Größen, die im Kölner Dom erklingen. Vor der angespannten Lage ein Fiasko.
Held der Geschichte ist der Mann, der als Erster so eine Stimme, nämlich die seiner toten Ex-Frau, hörte und dem man unterstellt, dass er oder seine Gegenwart diese Stimmen beeinflusst. Warum das so ist, bleibt eigentlich unklar, auch wenn das tatsächlich zutrifft.
Am Ende ist eine Erklärung für das Phänomen egal, denn die Welt steuert auf den III. WK zu.
Also, ich habe wieder nur mit offen staunenden Mund das Buch an 2 Tagen durchgeschnurbst.
11 / 10 Punkte

Thomas Ziegler: "Sardor II - Am See der Finsternis" - Weiter ging's mit Sardor. Etwas überrascht war ich, als ich in einer kurzen Zusammenfassung von Teil 1 zu Beginn des 2. Bands las, dass das Ganze in ferner Zukunft der Erde spielt! Ähm, ehrlich, das habe ich so im 1. Band gar nicht raus gelesen. Natürlich ist das durchaus möglich, aber irgendwie habe ich es überlesen, als die Handlung zeitlich & räumlich eingeordnet wurde. Na ja... Is ja och ejal...
Diesmal brachte Meister Ziegler mehr Handlung unter, eine ordentliche Queste mit Begegnungen und Kämpfen und phantastischen Landschaften und ihren diversen Tücken. Es gibt einen religiös-philosophischen Disput mit einer menschenfratzigen Superspinne, die es aber am Ende vorzog, sich selbst zu töten; die zwergenzornigen Trötze, verblendet durch ihren bösen Herrscher, ein Wald aus Schaum, die Herrin der Schmerzen, eine tolle Frau, deren weiblichen Reizen der olle Flieger aus dem I. WK, Warnstein, unterlag, der ja immer noch neben der Persönlichkeit des uralten Gottes Sardor in der menschlichen Hülle des Fliegers existiert; nach wie vor nebenher, nicht in perfekter Verbindung.
Von seinem kriegerischen Begleiter erhält der Leser übrigens mal eine schöne Zusammenfassung des katholisch-patriotischen Gelabers des deutschen Weltkriegers, die vor dem kirschroten Hintergrund dieser fernen unwirklichen Welt einfach nur doppelt absurd klingt. Da zeigte Ziegler, dass er auch nicht umsonst als Meister der Satire galt.
Was gab's noch? Ach ja, die Speerholzfelder, also Pflanzen, die tatsächlich Speere nach oben verschießen, dann die Soldatenkönige, männliche Mensch-Ameisen, die den ganzen Tag Soldaten gebären, und am Ende ein unspektakulärer Kampf mit dem Mahren im See der Finsternis, der einfach nur daran krepierte, weil ein hässlicher, aber unsterblicher Gnom (der überlebte sogar seine eigene Zerstückelung in einer Art lebenden Schlachthaus), der jeden tötet, der ihn berührt, von dem Ungeheuer verschluckt wurde.
Das TiBi von Vincente Segrelles scheint extra für das Buch angefertigt worden zu sein; das hätte ich gar nicht gedacht, aber es passt einfach ganz genau zum Inhalt (wie schon beim 1. Band); dafür erfahre ich wieder nicht, wer die zahlreichen Innenillustrationen angefertigt hat (derselbe wie in Band 1)...
8,5 / 10 Punkte

Thomas Ziegler: "Lichtjahreweit" - Stories, Ullstein SF 31121
Weiter ging's mit Mr. Ziegler. Ich nehme mir hier gleich mal vor, alle seine Story-Bände zu lesen. Na ja, sind ja nicht soooo viele...
In diesem Band ist die Geschichte enthalten, die sozusagen den Auftakt zu SARDOR gab. Die fiel allerdings auch aus dem Rahmen, denn in seinen Stories widmet der Autor sich vornehmlich der nahen Zukunft, respektive den dystopischen Zügen der eigenen Welt & Gegenwart.
"Die große Verknollung" - ein genetisches Experiment läuft aus dem Ruder, ein Erreger lässt befallene Menschen zu Knollen werden; Wasser = Regen kann die Epedemie zunächst stoppen. Lustig, wie Ziegler in den 80ern unsere Zeit heute, so nach 2000, sah...
"Lichtjahreweit" - hier erweist sich der Autor geradezu als Prophet, denn das Verhalten bestimmter Großmächte zu Beginn des 21. Jh. bringt er aus seiner vergangenen Perspektive recht gut auf den Punkt. Ansonsten geht es um Vergnügungstechnologie bis in den Tod.
"Rein sein, frei sein"- Meteoriten-Bergbau; eine metallische Legierung hat seltsamen Einfluss auf die Gravitation und macht ihren Finder zum reichen Mann, oder zur Leiche...
"Kirschlicht und Glaspol" - die SARDOR-Vor-Geschichte. Nicht ganz so überzogen wortgewaltig wie der erste Band, aber irgendwie noch unwirklicher, fast märchenhaft, über den fremdgehirngesteuerten Raub eines Beines und die Rache äonenalter Gehirne an einem Verbrechen, das man als solches kaum erkennt, da es mit Lieb zu tun hat. Geografische Begriffe, die kosmischen Mächte, die Schmerzarchen aus den Romanen finden hier Erwähnung, aber noch nicht der deutsche Flieger, wie die Rückseite des Buches eigentlich verspricht.
"Methusalem"- der Generationenkonflikt spitzt sich zu und wird richtig bösartig.
"Auf Achse" - zusammen mit Ronald M.Hahn. Eine Story, die von diversen Verlagen abgelehnt wurde, weil sie zu abseitig und gewagt sei. Na ja, das ist heute nicht mehr so nachvollziehbar. Ist halt eine in Slang- und Gossensprache gehaltene Gangster-Krimi-Story, die zufällig auf einem Sternen-Vergnügungsschiff spielt.
8 / 10 Punkte

Thomas Ziegler: "Unter Tage"- so hat er also angefangen, die frühen Stories. Na ja, muss sagen, man merkt ihnen an, das es die Frühwerke sind... Stellenweise lesen sie sich ziemlich fannisch. Die beste war für mich...
"See you later, alligator" (1979) - vor dem Hintergrund einer mysteriösen kosmischen Bedrohung, des Tangs, der Sonnen umhüllte, deren Planeten Zivilisationen beherbergen, versucht ein intelligenter Alligator seine Welt davor zu bewahren, von der menschlichen Liga vereinnahmt zu werden. Aber dafür zaubert er eine Zivilisation aus dem Hut, was aber auch wieder nicht so gut ist. Witzige Dialoge und coole Protagonisten.
"Der Feind" (1981) - über alltägliche Paranoia in naher totalitärer Zukunftswelt.
"Video" (1980) - eins der Lieblingsthemen des Autor: Die psychische Beeinflussung durch das totale Massenmedium
"Holzmann weiß, was Menschen brauchen" (1977) - ziemlich plakative Story über einen Mensche, der in dem selben Stumpfsinn lebt wie seine Mitbürger, aber diese Lebensweise in Vorträgen rechtfertigt.
"Matuscheks Welten" (1977) - Psychoterror gegen renitente Gesellschaftsmitglieder - Drogen, Simulationen werden genutzt, um ihn fertig zu machen.
"Die sensitiven Jahre" (1980) - über die Erfindung der elektronisch simulierten Sinneswahrnehmung und damit der absoluten psychischen Beeinflussung und wie dies für Unterhaltung, Kosmetik und Militär genutzt werden kann und wird.
"Unter Tage" (1976) - die wohl älteste Story; und: Die wurde sogar mal in einem Kompass-Bändchen in der DDR veröffentlicht. Aber nicht sine stärkste, kaum eine SF-Story. Darin stellen zwei Bergarbeiter, die in einem Uran-Bergwerk verschüttet wurde fest, dass dieser Unfall wohl kein Zufall war. Eine Anklage gegen Konzernwillkür.
6,5 / 10 Punkte

Michael Knoke: "Das Tal des Grauens" - als Vorbereitung zur Illustration des Voodoo-Press-Buches las ich das Manuskript. Jaaaaa, net übel!!!! Kann ja hier nicht mehr verraten. Daher auch ohne Wertung (die fiele aber nicht schlecht aus...)


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Uschi Zietsch, Lesung in Leipzig am 24. April 2009

Geschrieben von T.H. , 25 April 2009 · 562 Aufrufe
und 1 weitere...
Jetzt hab ich es doch tatsächlich geschafft hinzufahren, nachdem ich das letzte Mal verpasst hatte: Gesten Abend war Uschi Zietsch im Haus des Buches zu Leipzig.
Neben mir waren es aber nur ca. 14 Personen, die an diesem schönen (Wetter) Abend dorthin gefunden haben; mir wäre es fast auch nicht gelunden, weil man die Jahreszeit wie in vielen anderen Städten auch zum Auftun diverser Baustellen benutzt; blöde Fahrerei...

Manfred Orlowski vom Leipziger Club hat moderiert, wie so häufig hat er seine Gesprächspartnerin vollgepackt mit Fragen. Am Anfang kamen er und die Autorin allerdings sehr schnell zur Sache. Gelesen hat sie aus dem 1. Band ihrer aktuellen Bastei-Trilogie "Die Chroniken von Waldsee", die nach ihrer Auskunft nicht so sehr dem derzeitigen Elfen-etc.-Bänden nacheifert, sondern sich eher an die klassischen Ritterepen orientiert. Allerdings ging es in der gelesenen Szene u.a. auch um böse Typen, halb Zwerg, halb Dämon.
Dann las sie eine realistische - zu realistische - Story um ein 10-jähriges Mädchen, das den Traditionen ihres Landes entsprechend verheiratet wurde gegen ihren Willen. (D.h., sie war ja noch zu jung, um da einen tatsächlich eigenen Willen zu haben, sie wusste gar nicht so recht, was mit ihre passiert, außer, dass es ihr nicht gefällt.) Die Story entstand anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Erklärung der Menschenrechte, gemäß einer Ausschreibung von Amnesty International: "Aische". Der Text tat sich durch eine verknappte, direkte Sprache aus und ging mächtig unter die Haut. Alle Achtung!

Man konnte die Autorin richtig gut kennen lernen; wie geschrieben, der Moderator quetschte sie ordentlich aus. Für mich war schon neu, dass sie die Tochter eines bayrischen Ministers ist und entsprechend politische Jugendschriften verfasste. Doch nach dem Tod ihres Vaters wandte sie sich einer Form der Weltflucht zu, zu der sie sich auch nun bekennt, der Fantasy. Aber wie wir hörten, kann sie auch anders...
Es ging um Ihre Autorinnen-Karriere, die hoffnungsvoll begann, aber in der abflauenden Fantasy-Welle der 80er Jahre schon wieder gleich einzugehen drohte. Daher hat sie mit ihrem Mann den Fabylon-Verlag gegründet. Dort konnte sie ihre eigenes phantastisches "Träumendes Universum" weiterentwickeln, das auch für die aktuellen Bücher den Hintergrund bildet.
Nun leben wir ja in einer neuen Fantasy-Welle. Diese verfolgt sie kaum - aus Zeitmangel. Gestaunt habe ich aber schon, an wie vielen Projekten sie beteiligt war und ist; die Frage,wie sie das alles schafft, kann sie selber nicht beantworten.

Auch wenn es recht wenige Zuschauer waren, so möchte ich behaupte, dass es ein erfolgreicher und ergiebiger Abend war. Mir hat es sehr gefallen!


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April & Mai 2009

Geschrieben von T.H. , 21 April 2009 · 556 Aufrufe
und 1 weitere...
Leipzig
  • Freitag, 24. April 2009, 20.00 Uhr: Lesung und Gespräch mit Uschi Zietsch, "Die Chroniken von Waldsee" und "Aische", Haus des Buches, Gerichtsweg 28 (Ecke Prager Straße)

Halle

  • Dienstag, 5. Mai 2009, 19.30 Uhr: Buchpremiere des Buches "Das Haus" von Wilko Müller jr. in der Galerie am Domplatz
  • am 8. Mai 2009 um 18.00 Uhr findet der nächste Stammtisch in der Gartengaststätte Rosengarten statt.
  • am 15. Mai 2009 um 20.00 Uhr findet im Haus des Buches in Leipzig eine Lesung mit Sandra Schmidt (Katzenmenschen-Trilogie) und Wilko Müller jr. statt.



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Trivial oder was?

Geschrieben von T.H. , in Subjektive Eindrücke 10 April 2009 · 797 Aufrufe

In letzter Zeit plagt mich eine seltsame Lust nach Trivialem - erst die Terranauten, dann The Avengers und nun...

Thomas Ziegler: "Sardor"

Beim letzten SF-Stammtisch zu Halle erwähnte ich meine momentane Obsession, was ein unmütiges Grummeln erzeugte - nicht weil ich so was lese, sondern weil ich das Wort "trivial" benutzt habe. Ja, Recht haben sie! Tatsächlich teile ich nicht die mitunter spürbare Arroganz gehobener Literaturkritik, die Bücher in Hoch- und Trivialliteratur einteilt. Obwohl: Wo findet das eigentlich wirklich noch statt? Inzwischen kommt es mir vor, dass auch das Feuilleton die vermeintlichen Tiefen der Unterhaltungskunst entdeckt hat. Aber vielleicht hat sich das Bild von der Trivialität in der Kunst nur verschoben?

Ich denke, es gibt durchaus ein paar Merkmale, an denen Trivialität festgemacht werden kann. Dabei muss dann der Konsument dieser Werke für sich entscheiden, ob dies dann schlecht oder gut ist - ja, so einfach ist das, oder?
Eines dieser Merkmale ist nach meinem Dafürhalten der Eskapismus. Und das ist sicher auch der Grund, weshalb SF & Fantasy unter dem Generalverdacht der Trivialität stehen.
Sobald fremde Welten und Wesen bemüht werden, glaubt "man" (wer?) das geht "uns" (wen?) nichts wirklich an; hier lässt ein gewissenloser Autor den Leser aus der Realität fliehen. Nun ja, in diesem Forum braucht sicher keine Lanze gegen so ein Vorurteil gebrochen zu werden. Wobei Unterhaltung ja auch kein schlechtes Motiv des Schreibens sein muss - das ist tatsächlich eine Kunst, die leider nicht jeder Autor versteht. Meiner Meinung nach ist es sogar dann wiederum ein Zeichen von Trivialität, wenn ein Autor es nicht versteht, seine Leser zu unterhalten, sondern sie mit Klischees etc. langweilt.
Ein weiterer Hinweis auf Triviales ist der schlechte Stil, die Kunst, falsch und un-inspiriert zu formulieren. Auch da hat die SF einen schlechten Startschuss, einen schlechteren als die Fantasy, denn ihre Ahnen hatten meist einen nicht-literarischen Zugang zum Schreiben.
Komischer Weise sind die echten Klassiker des Genres solche ursprünglichen Nicht-Literaten. Und hauptberufliche Autoren - damals und heute - denen aus Profession vielleicht die Zeit fehlt, gediegen zu schreiben, weil sie einfach viel schreiben müssen, um davon leben zu können, geraten dadurch in triviale Gefilde. Das ist ungerecht!

So sehr viel habe ich von Thomas Ziegler noch gar nicht gelesen. Ich denke aber dennoch, dass beide Phänomene auf ihn zutreffen. Und in beiden Fragen hat er eine faszinierende Meisterschaft entwickelt. Ja, er kann tolle Welten und Wesen entwerfen und kann den Leser ent- und verführen. Irgendwie schien ihm das einen Riesenspaß gemacht zu haben, zumindest liest es sich so. Und was seine Fabulierkunst anbelangt, so hat er trotz der Vielschreiberei seinen eigenen Stil entwickelt und vermag durch seine Worte zu fesseln. Und er hatte immer was mitzuteilen, hat Position bezogen.

Das kommt bei "Sardor" ganz besonders zum Zuge! Vielleicht sogar zu viel davon. Denn auf den 200 Seiten passiert fast nichts. Da wird eine seltsame, archaische, grausam wirkende Welt entworfen, mächtig gewaltige Geschöpfe, die dann schon wieder (unfreiwillig?) komisch wirken. Das Ganze hat einen uralten Hintergrund, der ein wenig an Lovecraft erinnert, was mir besonders gut gefiel. Dabei übertreibt er nicht.
Wo es an Übertreibung erinnert, ist der Stil, das Wie des Erzählens. Ziegler badet geradezu in Formulierungen und Wort-Bildern. Das ist eine Wonne. Allerdings muss ich zugeben, dass es nach 200 Seiten genug ist.

Und dann ist die Story auch noch gewagt. Da wird so ein über-patriotischer, deutscher Flieger aus dem I. Weltkrieg direkt aus der Luft des irdischen 20. Jahrhundert in das kirschrote Licht der fremden Sonne entführt und wird zur Inkarnation der titelgebenden uralten Gottheit, die 20.000 Jahre auf Ihn gewartet hatte. Sardor ist so etwas wie ein gerechter Ausgleich im Kampf der Menschen gegen kosmische Kräfte, die nach dieser Welt greifen.

Das Alles fetzt ungemein. Und da gibt's auch eine Fortsetzung, leider nur eine, ein dritter Band wurde wohl angekündigt, ist aber nie erschienen. Es sollten mal 6 Bände werden, aber deutsch-sprachige Fantasy geht ja nicht... Das war wohl in den 80ern so. Gibt's eigentlich die Manuskripte dazu? Vielleicht könnte man ja heute, wo dicke deutsche Fantasy-Folianten die Bücherläden füllen...
Meister Ziegler gab seinem Affen Zucker. Das macht Laune. Man könnte das heroische Fantasy-Zeug natürlich für bare Münze nehmen, aber vielleicht war es dann doch eher ironisch gemeint? Beide Lesarten sind, glaube ich, zulässig.
Aber vielleicht - hier dräut wieder die didaktische Anti-Trivialitäts-Kaule herauf - hat der vielbeschäftigte Autor auch nur in die Trickkiste gegriffen, um einiger Maßen und effektiv erklären zu können, wie ein Mensch aus dem 20. Jh. sich so problemlos in so eine fremde und lebensfeindliche, kriegerische Welt zurecht findet, nämlich weil er, der Luft-Ritter, es ja die letzten vier Jahre so gewöhnt war und für einen heutigen, zivilisierten Zeitgenossen schon ziemlich "verkorkst" wirken muss.

OK, der 2. Band ist bereits geordert... Und auch der Erzählungsband von Ziegler, wo eine Story aus dem Sardor-Universum enthalten ist, sozusagen die Ursprungsidee dazu.

Ach, und dann hätte ich auch noch eine Frage: Wer ist der Illustrator? Irgendwie hat man dessen Namen vergessen zu erwähnen. Na ja, die sind jetzt nicht sooo toll, aber auch nicht so schlecht, dass man den Namen verschweigen muss.


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Leseliste März 2009

Geschrieben von T.H. , in Meine Empfehlung, Subjektive Eindrücke 28 März 2009 · 871 Aufrufe
T.H. Leseliste 2009, Dietmar Dath
Kingsley Amis: "Das Auge des Basilisken" - ein alter SF-Roman über die Besetzung Englands durch die Sowjetunion von einem der "zornigen jungen Männer" Englands. Leider sehr zahm, ohne den viel beschworenen englischen Humor.
2 / 10 Punkte

Lars Maria Maly: "Der Fluch des dunklen Mondes" - eine Fantasynovelle und Familien-Kabale.
Meine Rezi dazu im Buchrezicenter.
6 / 10 Punkte

Antal Szerb: "Die Pendragon-Legende" als gekürzte Lesung von Heikko Deutschmann. Das Buch wollte ich schon immer mal lesen, nun habe ich es mir vorlesen lassen. Na ja, nicht übel! Aber am Ende war es halt doch "nur" ein Familienstory-Krimi mit mystical Elementen oder so. Nicht so dolle, da war meine Erwartungshaltung zu hoch wahrscheinlich. Die Rosenkreutz- und Schwarze Magie-Elemente vor dem old british Hintergrund waren ja nicht übel.
5 / 10 Punkte

Hayford Peirce: "Der zeitgereiste Bonaparte" - wieder einer Empfehlung der tollen Website zeitreisender.net folgend hatte ich mir diese alten Schmöker besorgt. Der Autor sagte mit bis dato eigentlich gar nichts, aber das Cover des Buches fiel mir in der Vergangenheit schon mal auf - ein jugendlicher Napoleon mit leuchtender Krone. Und das Cover stimmt diesmal auch sehr mit dem Inhalt überein, was ja nicht immer so ist...
Also, das Buch ist wirklich toll! Eine humorige Gauner- Zeitreise- Alternativwelt-Geschichte, ohne großen Tiefgang, sehr unterhaltsam.
8 / 10 Punkte

Rolf W. Liersch: "Die Terranauten. Sternenstaub" - ein Klassiker? Ich hatte mal so richtig dolle Lust auf richtig schöne, olle Trivialliteratur. Und da las ich vor kurzem, dass der Mohlberg-Verlag die alte deutsche SF-Serie wieder auflegen will. Und irgendwie wollte ich schon immer mal wissen, was da dran ist, dass diese Serie etwas Besonderes ist - halt progressiver, engagierter als herkömmliche Heftromanserien. Also habe mir erst einmal zwei TBs besorgt und muss sagen, nach der Lektüre des ersten Bandes (also des ersten TB-Bandes) bin ich echt angetan. Nun weiß ich nicht, ob ich da wirklich alles von lesen muss, aber das zweite habe ich auch gleich angefangen...
Das Buch führt den Leser vor den Beginn der eigentlichen Terranauten-Handlung und zeigt, wie die Menschheit ausssieht nach dem 4. (!) Weltkrieg (der 3. WK ist quasi der Kalte Krieg, der 4. war dann der Atomkrieg, der nur wenige Tage währte). Es gibt ein seltsames Kastensystem mit Arbeitern (Autisten genannt), Nomans (Ausgestoßenen), Freibeutern (sozusagen wohlhabende Dauerrentner mit Sinn für das Abenteuer), Relax (stumpfsinnige Dauerrentner) und den Konzernbossen, die die Welt regieren. Staaten gibts wohl nicht mehr..
Na ja, dann gibts die PSI-Begabten, die sich formieren und deren Begabung Weltraumfahrt möglich macht. Insgesamt eine interessante Welt, flott erzählt, ohne wirklich trivial zu wirken. Mir hat riesigen Spaß gemacht!
8 / 10 Punkte

Robert Quint: "Die Terranauten. Planetenmuster" - also mein 2. Terranauten-Roman, diesmal vom viel zu früh verstorbenen Thomas Ziegler (na ja, ist ja auch ein Pseudonym, aber sicher das, unter welchem der Autor am bekanntesten geworden ist). Hat mir auch sehr gut gefallen. Ist ja diesmal eine "richtige" SF-Story, mit parallelen Welten und einem Tor dazwischen, exotischen Lebewesen, Helden und ihren Gegenstücken, einer positiven Aussage und einem positivem Ende, einer edlen Wilden als Nachkomme irdischer Raumfahrer und einer leidlich spannenden Story.
7 / 10 Punkte

Bernd Rothe & Astrid Pfister (Hrsg.): "Gequälte Seelen" - Welt der Geschichten Sonderband.
Puh, geschafft. Hatte ja echten Horror vor der Lektüre. Es geht um ein ekelhaftes Thema: Gewalt gegen Kinder / Kindesmissbrauch. Von Bernd weiß ich, dass ihm das Thema auch sehr nahe ging, er seine Ohnmacht und Wut, die er empfindet, wenn er von solchen Fällen hört, irgendwie verarbeiten musste. Deshalb entstand diese kleine Anthologie.
Anders als sonst bei den Ausgaben der Anthologiereihe "Welt der Geschichten" sollte das Thema aber keinesfalls "unterhaltsam" abgehandelt werden, worauf ja ansonsten in WdG Wert gelegt wird. Und die Beiträge sind auch nicht unterhaltsam, teilweise gehen sie sehr unter die Haut!
Die Sammlung könnte auch heißen: "Sophia und andere gequälte Seelen", denn die Geschichte "Sophia" von Silke Schulz füllt das halbe Buch. Und die geht dolle unter die Haut. Es ist einfach fürchterlich von dieser un-menschlichen Mischung aus asozialer Gleichgültigkeit und unmoralischer Verkommenheit zu lesen. Und es gibt keinen Ausweg, da macht die Autorin dem Leser keine Illusion.
Auch Astrids Beitrag erschüttert. Auch wenn der etwas spröde, fast aufsatzartig beginnt, weil sie einige psychologische Begriffe und Inhalte bei der Betrachtung des "Phänomens Kindesmissbrauch" einführen will, so eröffnet sie dann doch einen tiefen Abgrund in die Seele eines Opfers.
Die auf eine Überraschung hinarbeitende Auflösung der Frage, wer denn der Täter ist, deutet sich schon früh an; ich weiß nicht, ob das so nötig wäre, konsequent war es allemal!
Das Gedicht von Tobias Bachmann fand ich etwas daneben, auch die metaphysischen Rachegeschichte von Jan-Christoph Prüfer konnte mich nicht so sehr überzeugen. Ich weiß nicht, ob eine klischeemäßig Horrorstory, in der das Kuscheltier Rache übt, so sehr man sich dies vielleicht wünschen mag, dem Thema gerecht wird.
Markus Bethe zeigt einen bitteren Ausweg, und das großartig formuliert, ein poetisches Prosa-Kleinod. Mit der Story von Torsten Scheib konnte ich nicht viel anfangen, hier wird teilweise aus der Sicht des perversen Täters geschildert, doch dann ändert der Autor mittendrin die Erzählperspektive; das empfand ich als inkonsequent.
In der Story von H.H. greift das Kind zur Selbstjustiz; das liest sich gerecht, ist aber sicher unrealistisch.
Insgesamt ist eine gelungene Sammlung, finde ich. Die Lektüre macht aber keinen Spaß, das kann man wirklich nicht behaupten. Doch man kann den Herausgebern und Autoren nur dankbar sein, dass sie die Kraft gefunden haben, das Thema in Erzählungen zu präsentieren und damit die Leser dafür zu sensibilisieren.
ohne Wertung

Dietmar Dath & Kammerflimmer Kollektief: "Im erwachten Garten" - Hörbuch
Kooperation IMPLEX / staubgold / Verbrecher Verlag
Das neueste Buch von Dath, "Abschaffung der Arten" , habe ich ja noch nicht gelesen, aber vielleicht muss ich das doch noch machen! Das Hörbuch enthält quasi en verlorenes Kapitel aus dem Buch und führt auf bezaubernde Art und Weise in die absolut phantastische Welt einer biologisch veränderten, zukünftigen Erde ein. Menschen scheint es noch zu geben, aber deren Herrschaft über die Natur / Welt ist vorbei. Tiere und sogar Pflanzen besitzen Vernunft, dabei wohl eine vernünftigere Vernunft als der homo sapiens. So konsequent habe ich das in der SF selten gelesen (bzw. gehört).
In dieser Story speziell gehts um die Planung einer Duplizierung einer Persönlichkeit mittels einer Zeitmaschine, die als außerirdisches Artefakt von einem Protagonisten zur Erde gebracht wurde. Die überaus komplizierte Berechnung dieses Projekts wird mittels titelgebenden "erwachten Garten" absolviert, dem größten Pflanzen-Rechner Europas.
Aber Dath wäre nicht Dath, wenn es nicht auch noch zusätzlich sehr viel menscheln würde in diesem Text. Ja, der Begriff "Mensch" bekommt hier in diesem animalischen Kontext allerdings einen ganz neue Dimension. Das Ganze untermalt und begleitet von sehr schöner Popmusik, die mich in in ihre ambienten Machart an Aronofsky-Filme und andere moderne SF-Filme wie "Code 46" und "Sunshine" erinnert. Absolut Spitze!
10 / 10 Punkte


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Nach der Buchmesse...

Geschrieben von T.H. , 09 März 2009 · 713 Aufrufe
und 1 weitere...
Die Leipziger Buchmesse wird ja so Einiges für den Phantastik-Fan bereit halten... Aber danach geht das phantastische Leben auch weiter, z.B. mit ...

Vortrag und Gespräch mit Christian Schobeß:
"Andymon" - ein Roman von Angela und Karlheinz Steinmüller in zwei Ausgaben


20. März 2009 | Haus des Buches | Gerichtsweg 28, Leipzig | 20 Uhr


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Brunner ist guuuuut!

Geschrieben von T.H. , in Subjektive Eindrücke 04 März 2009 · 777 Aufrufe

John Brunner: "Zeiten ohne Zahl"

John Brunner bringt's! Mit 2 bis 3 Romanen ist er ja richtig berühmt geworden, hat Preise eingeheimst, wird auch von der seriösen Literaturkritik mitunter wahr genommen. Aber eigentlich war er ja auch ein Vielschreiber - doch vielleicht kein typischer, denn stilistisch scheint er in vielen seiner Romane überdurchschnittlich zu sein. Um dies zu bestätigen, habe ich zu wenig von ihm gelesen. Um so erstaunter und erfreuter war ich über diesen Roman!

Brunner verbindet hier eine Alternativ-Welt-Geschichte mit dem Zeitreisethema und seinen den menschlichen Verstand verwirrenden Implikationen auf hervorragende Weise.

Die westliche Welt des 20. Jahrhundert ist spanisch. Spanien selbst ist aber von den Mauren erobert und besetzt worden. Dafür ist die Neue Welt in fester Hand der katholischen, spanisch sprechenden Welt. Das entscheidende historische Ereignis war natürlich der Sieg der Großem Armada 1588 und die Eroberung Englands durch die Spanier.

Der Weltentwurf ist seltsam: Es spielt zwar im 20. Jahrhundert, aber alles mutet mittelalterlich an: Es gibt keine motorbetriebenen Fahrzeuge, keine Flugzeuge. Die Edelmänner tragen Schwerter, meist aber nur zur Zierde. Die Umgangssprache klingt nicht unbedingt modern, die Dialogführung des Autors ist aber meisterhaft.

Es gibt noch Sklaven, offensichtlich Schwarze, allerdings treten sie im Roman nur als Diener auf; massenhafte Arbeitssklaven auf Felder etc. werden nicht erwähnt. Dafür haben die Indianer, zumindest ein indianisches Volk, einen recht hohen gesellschaftlichen Status erreicht, Vertreter dieser Nation haben hohe Ämter in dem Reich inne.

Die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist auch nicht erreicht; überhaupt herrscht im Wesentlichen eine prüde, zugeknöpfte, von der katholischen Kirche dominierte Moral und Weltanschauung, die aber durchaus funktioniert.

Trotz der mit unserer realen Welt vergleichbaren Rückständigkeit hat man Ende des 19. Jahrhundert die Möglichkeit der Reise in die Vergangenheit gefunden. Natürlich hat man auch schnell erkannt, welche Gefahren darin bestehen und eine von der Kirche beherrschtes Konsortium gegründet, dass allein das Recht besitzt, seine Vertreter auf Zeitreise schicken zu dürfen.

Der Held der drei Geschichten dieses Bandes ist ein solcher Zeitreisender. Er wird mit Störungen des zeit-geschichtlichen Gleichgewichts konfrontiert und muss Anschläge in der Vergangenheit auf seine Welt verhindert, was ihm fast immer gelingt...

Echt interessant ist die Rolle der amerikanischen Ureinwohner bei der Eroberung der Neuen Welt, vornehmlich Nordamerikas durch die Spanier: Sie haben ein indianisches Volk protegiert und damit den Kontinent unter ihre Kontrolle gebracht, ohne die Ureinwohner auszurotten. Im Gegenteil, Vertreter dieses Volkes sind nun hoch angesehene Leute in dem Reichsgebilde.

Richtig verwirrend sind natürlich wieder die Folgerungen aus Manipulation in der Zeit; ich gebe zu, da konnte ich nicht immer gänzlich folgen. In einer Geschichte jedenfalls wäre diese Alternativwelt fast durch eine Invasion der Amazonen zugrunde gegangen und am Ende führen Manipulationen von Indianern doch zu einer ganz anderen Alternative...

Aufmerksam wurde ich auf diesen unangestrengt, kriminalistisch aufgepeppten Roman durch eine feine Seite zum Thema Zeitreisen und Alternativweltgeschichten: zeitreisender.net
Ich bin mir sicher, dass ich aus diesen Listen noch einige Werke lesen muss.

Leseliste Februar 2009


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Ruhm

Geschrieben von T.H. , in Meine Empfehlung 04 März 2009 · 982 Aufrufe
Kehlmann, Daniel Kehlmann
Daniel Kehlmann: "Ruhm. Ein Roman in neun Geschichten"

Über dieses Buch noch Worte fallen zu lassen, erscheint fast müßig und überflüssig; ich glaube, inzwischen wurde mehr über das Buch geschrieben als in ihn steht. Außerdem tut der Autor mir leid: Sein „Vermessung der Welt“ ist sicher zurecht ein Bestseller geworden, das Buch ist toll, wenn es auch nicht so ein 08/15-Schmöker ist, der ansonsten die Kassen der Buchhandlungen füllt, aber nun scheint alle Welt zu glauben, das ginge so weiter. Kann das sein?

Kehlmann gabs ja vor der „Vermessung...“ auch schon und da war er auch nicht übel; sein „Mahlers Zeit“ ist ein brillantes Stück Phantastik - by the way - das in der SF&F-Szene so gut wie unter ging, wenn ich das mal richtig verfolgt habe. Doch nun muss der arme Kerl ja wieder einen Bestseller abliefern, auch wenn das in jeder Rezension irgendwie in Frage gestellt wird, leuchtet genau diese Forderung durch; es besteht einfach so ein Erwartungshaltung.

Ich könnte mir denken, dass es auf den Autor einerseits einen enormen Druck ausübt, aber sicher auch dass es ihm nicht wirklich schaden kann; so einen (Vorschuss-) Erfolg wünscht sich sicher manch anderer Autor.

Wie habe ich die Lektüre nun empfunden:
Zunächst: Es ist doch eher kein Roman, sondern 9 Stories, die lose miteinander verbunden sind, die alle für sich genommen stehen und gelesen werden können. Nur die letzte Story ergibt ohne die restlichen keinen richtigen Sinn, ist aber auch nicht essentiell.

Lustig, dass es - wie der Buchtitel verrät - genau um die Erwartungshaltung des Publikums an den Autor selbst geht, denn was ist Ruhm anderes als eine besondere Sicht auf einen Menschen. So wie seine Figuren muss sicher auch der noch junge Autor mit seinem erworbenen Ruhm umgehen. Vielleicht ist dieses Buch die Form, wie der Autor mit dem ganzen Trubel umgehen kann, er schriebt es sich von der Seele. Ich hoffe aber, dass es ihm dabei nicht so geht wie seinen Figuren. Das war für mich das überraschenste Moment des Buches: Die Stories sind alle durchweg melancholisch, mitunter depressiv und haben alle ein offenes Ende.

Normale Menschen werden aus ihrem Alltag gerissen, weil sie mit Leuten und ihrem Leben konfrontiert werden,die im gesellschaftlichen Fokus stehen und erkennen stellvertretend für den Leser (?) wie öde das / ihr Leben eigentlich ist. Auch wenn da jemand durch eine Art Doppelleben scheinbar neue Ufer erreicht, so ist dies keine Erweiterung, sondern macht halt nur zweimal dasselbe.

Die Promis, die der Autor literarisch vorführt, stoßen auch wieder nur an Grenzen, verlieren auf befremdliche Art und Weise ihren Prominentenstatus bzw. den Sinne, in dem was sie tun, was sie am Ende schon als Verlust erleben. Dass sie in so eine Situation geraten, liegt daran, dass sie auch nur unzufrieden sind.

In vielen Rezensionen wird der Autor dafür gelobt, dass er mit der Realität in diesen Geschichten spielt. Mitunter wird deutlich, dass das gerade Gelesene zum Teil nur die Fiktion eines Schriftstellers ist. Allerdings empfand ich diese Passagen und diesen Ansatz als etwas aufgesetzt. Das hat mich nicht überzeugt. Und einen höheren Sinn konnte ich darin auch nicht erkennen. Im Gegenteil, mitunter nahmen diese Wendungen der Story ihre Brisanz, am deutlichsten z.B. in der, wo eine ältere, krebskranke Dame den Entschluss zum Selbstmord fasst und der Autor ihr am Schluss die Chance gibt, wieder jung und gesund zu werden. Dabei ist die Seelennot der Frau und was sie bei der Realisierung ihres Unterfangens erlebt, mit das Stärkste in dem Buch.

Das Buch ist toll. Ob es nun diese riesigen Erwartungshaltung in „den neuen Kehlmann“ erfüllt, wage ich zu bezweifeln, aber vielleicht habe ich ja zu viel erwartet? Die Stories sind mit leichter Hand geschrieben, haben tolle Plots und sehr interessante Protagonisten, in denen man sich selbst, mehr als einem lieb sein kann, wiederfindet. Ich war begeistert.

Leseliste Februar 2009






Motto

„Die Welt der Kunst & Fantasie ist die wahre, the rest is a nigthmare.“ 
Arno Schmidt
 
„Er weiß nun auch, was er gegen die … lauernde Stupidität, die sich als Realismus ausgibt, zu tun hat: das Bild von Wirklichkeit eingrenzen, sie mit ästhetischem Maß und nur mit diesem messen, den Schritt in surreale Reiche wagen."
(aus: Gunnar Decker: Franz Fühmann. Die Kunst des Scheiterns. Eine Biographie. S. 201)

 

 

Thomas Hofmann, ein Phantastik-Fan

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© Thomas Hofmann

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Als Freund der phantastischen Künste artikuliere ich mich seit ca. 1988. Vielleicht kennen einige von Euch meine Zeichnungen. War auch als Rezensent im Fandom unterwegs, einst vor allem im leider nicht mehr existenten Fanzine SOLAR-X, neuerdings im NEUEN STERN (kein Fanzine, nur ein "Rundbrief...")
Dieses Blog soll den geneigten Leser auf Tipps und Termine in Sachen Phantastik aus dem Raum Halle / Leipzig hinweisen. Einer alten SOLAR-X-Tradition folgend möchte ich auch Berichte zu von mir besuchten SF / Phantastik-Veranstaltungen einstellen.
Ich will immer mal wieder auf die Stammtisch-Termine meines Heimat-SF-Clubs, des ANDROMEDA SF CLUB Halle und auf die Veranstaltungen des Freundeskreis SF Leipzig hinweisen.

 

Man wird hier auch die eine oder andere Rezension zur Phantastik aus alten Tagen von mir finden, von denen zumindest ich meine, dass sie nicht völlig dem Vergessen anheim fallen sollen.

 

Mehr als Merkhilfe für mich, aber vielleicht auch als Anregung für den einen oder die andere Leser/in wird hier meine kommentierte Leseliste zu finden sein.

 

 

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Neueste Kommentare

Archiv

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Bücher, die weitestgehend von mir illustriert wurden:
♦ Sagen der Oberlausitz, Nordböhmens und angrenzender Gebiete; Oberlausitzer Verlag A. Nürnberger, 1990
♦ Sagen der Oberlausitz..., Band II, ebd., 1991
♦ Oberlausitzer Kochbuch mit historischen Betrachtungen, ebd., 1991
♦  Märch. d. Bergwelt, ebd., 1991
♦ Wilko Müller jr. & Renald Mienert: Die Zeitläufer, Solar-X-Prod., 1994
♦ Das große Dorfhasser-Buch, Aarachne, Wien, 2000
♦ Christian v. Aster: Nachmieter gesucht, midas 2000
♦ Von dunklen Kräften und alten Mächten, Rollenspielbuch, Caedwyn, Hannover 2001
♦ Das große Verwandtenhasserbuch, Aarachne, Wien 2001
♦ N. Rensmann: Ariane, Bastian, Luzifee und Co., K&C Buchoase,Solingen, 2001
♦ Felten & Streufert: Gänsehautgeschichten, K&C Buchoase, Solingen, 2001
♦ Spinnen spinnen. Die Anthologie zu nützlichen Tieren, Aarachne, Wien 2002
♦ Peter Brandtstätter: Von Schmetterlingen und der Liebe..., Wien, 2002
♦ Feenmond, Rollenspielbuch, Caedwyn, Hannover 2002
♦ Ruf der Ferne, Rollenspielbuch, Caedwyn, Hannover 2003
♦ Frank Haubold: Das Geschenk der Nacht. Phantastische Erzählungen, EDFC e.V., Passau, 2004
♦ Das Mirakel, Phantastische Erzählungen, EDFC e.V., Passau, 2007
♦ Rose Noire, Anthologie im Voodoo-Press, 2009
♦ Michael Knoke: Das Tal des Grauens, Voodoo-Press, 2010
♦ Michael Siefener: Die Entdeckung der Nachtseite, Verlag Lindenstruth, 2011
♦ A.G.Wolf: Die weissen Männer, VP 2013
♦ Tobias Bachmann, "Liebesgrüße aus Arkham", Edition CL, 2016
♦ A.G.Wolf: Die weissen Männer, KOVD 2020 (Neuauflage)
♦ Peter Schünemann, "Nachtmahr", Ed. Dunkelgestirn, 2023
♦ Andreas Fieberg & Ellen Norten (Hrsg.): RÃœCKKEHR NACH BLEIWENHEIM, p.machinery, 2023

♦ "Angst im Empire", hg.v. Reinhard Klein-Arendt, Ed. Dunkelgestirn, 2024

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Bücher, an denen ich mich beteiligen durfte:
♦ Der Abenteuerwald. Phantastische Nachwuchsanthologie, Kreutziger Verlag, 1996
♦ Das Herz des Sonnenaufgangs, Eine Alien Contact Anthologie, 1996
♦ Liber XIII und andere unerwünschte Nachlässe, Goblin Press, 1999
♦ Lichtjahr 7, Freundeskreis SF Leipzig e.V., 1999
♦ Von kommenden Schrecken, Buch zum ElsterCon, Leipzig, 2000
♦ Der Erstkontakt. Stories und Bilder aus dem Perry-Rhodan-Wettbewerb, Berlin, 2001
♦ Phantastik 2002, Taschenkalender, 2001
♦ Michael Lohr, Gemurmel aus dem Buch der Drachen, 2001
♦ Hysterisch funktionieren, Aarachne, Wien. 2002
♦ C. Bomann: Anthrins Kind, Abendstern-Verlag, Parchim, 2002
♦ C. Bomann, Parchimer Hexengeschichten, Abendstern-Verlag, Parchim, 2002
♦ Des Todes bleiche Kinder, Abendstern-Verlag, Parchim 2002
♦ Geschichten von Phönix und Sperling. Buch zum ElsterCon, Leipzig, 2002
♦ Cover: Wilko Müller jr.: Operation Asfaras, Ed. Solar-X, 2003
♦ Alien Contact Jahrbuch 1 für 2002, Shayol, 2003
♦ Alien Contact Jahrbuch 2 für 2003, Shayol, 2004
♦ Alien Contact Jahrbuch 3 für 2004, Shayol 2005
♦ Cover: Carl Grunert: Der Marsspion, DvR, 2005
♦ G. Arentzen: Christoph Schwarz, Detektiv des Ãœbersinnlichen, Bd. 1 bis 6, Romantruhe, 2005
♦ M. Borchard: Der Zeitarzt, SF Blues Bd. 4, edfc, 2005
♦ Cover: Wilko Müller jr. & Renald Mienert: Die Zeitläufer, Ed. Solar-X, 2005
♦ Cover: Carl Grunert: Im irdischen Jenseits, DvR, 2005
♦ Cover: Carl Grunert: Zukunfts-Novellen, DvR, 2005
♦ Markus Kastenholz: Tiamat 1 - Asche zu Asche, VirPriV-Verlag, 2005
♦ Welt der Geschichten 1, Web-Site-Verlag, Mai 2006
♦ Cover: Wilko Müller jr.: Mandragora, Ed. Solar-X, 2006
♦ Kastenholz, Ippensen: Tiamat 2 - Die Stunde Null, VirPriV-Verlag, 2006
♦ Nocturno 6, VirPriV-Verlag, 2006
♦ Alien Contact Jahrbuch 4 für 2005, Shayol, 2006
♦ Welt der Geschichten 2, 2006 (alte Ausgabe; in der Nachauflage von 2008 sind keine Bilder von mir enthalten)
♦ Welt der Geschichten 3, 2008 (neue Ausgabe)
♦ Cover: Bernd Rothe & Astrid Pfister (hg.): Gequälte Seelen; Welt der Geschichten Sonderausgabe, 2008
♦ Robert N. Bloch: Michael Siefener. Eine kommentierte Bibliographie, Verlag Lindenstruth, 2011
♦ Frank W. Haubold: Der Puppenmacher von Canburg, Edition Lacerta(eBook) und CreateSpace Ind. Pub. Platform, 2012
♦ "Saramees Blut", Atlantis 2012
♦ M. Kastenholz: Projekt Hexenhammer, Printausgabe, 2013
♦ Simon & Steinmüller: Die Wurmloch-Odyssee, Shayol, 2014
♦  Richard Kühle: Alraune und der Golem, Goblin-Press, 2015
♦ Ine Dippmann und Uwe Schimunek: Leipzig mit Kindern, Jaron 2015
♦ Leipzig - Visionen. Gestern und heute, FKSFL & Edition Solar-X 2015
♦ Simon & Steinmüller: Die Wurmloch-Odyssee, Memoranda, 2017
♦ Simon & Steinmüller: Leichter als Vakuum, Memoranda, 2017
♦ Uwe Lammers, „Mein Freund, der Totenkopf“, Teil 1, 2017
♦ IF Magazin für angewandte Fantastik # 666, Okt. 2017
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Andymon, Memoranda, 2018
♦ Ferne Welten, Buch zum 14. ElsterCon, 2018
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: SPERA, Memoranda, 2018
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Sphärenklänge, Memoranda, 2019
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Der Traummeister, Memoranda, 2020
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Marslandschaften, Memoranda, 2020
♦ Fahrenheit 145, Buch zum 15. ElsterCon, 2020
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Pulaster, Memoranda, 2021
♦ (N)IRGENDWO (N)IRGENDWANN. Utopie und Humor. Begleitband zum ElsterCon 2022
♦ Goblin Press. Die frühen Jahre: 1990 - 2004. Eine illustrierte Dokumentation von Uwe Voehl, Lindenstruth 2022
♦ Hubert Katzmarz: Im Garten der Ewigkeit, p.machinery, 2022

♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Computerdämmerung, Memoranda, 2023

♦ Andreas Fieberg (Hrsg.): ABSCHIED VON BLEIWENHEIM. In memoriam Hubert Katzmarz MMXXIII, p.machinery, 2023

♦ Hubert Katzmarz: EIN MEISTERWERK DER WELTLITERATUR, p.machinery, 2023
 

 
Magazine und SmallPress
Alien Contact, Kopfgeburten, GOTHIC, The Gothic Grimoire, Vanitas, Tanelorn, Fleurie, Bonsai 6 / Zimmerit 5, 1995, Tumor (Sonderheft 8), Andromeda SF Magazin des SFCD 143 / 144, EXODUS 15 / 16 / 17 / 18 / 19 (mit Galerie v. mir, 2006) / 20 / 21 / 22 / 24 / 25 / 27
einblicke. Zeitschrift der Krebsforschung, August 2005,
Watchtower 8 / 9
Die Ruhrstadt-Zeitung 41
ARCANA 6 (2005)
Andromeda Nachrichten 216, 218 / 219, 220, 222, 223, 224
Nova 16 (2010)
Fantastic Artzine 1, Fantastic Artzine. Halb-Zeit, beide 2012

Nova 22 (2014)
Der lachende Totenschädel, Nr. 3 (10 / 2015)
Cthulhu Libria Neo, BuCon-Ausgabe 10/2015

Cthulhu Libria Neo 1, April 2016
Cthulhu Libria Neo 2, Oktober 2016
Cthulhu Libria Haunted Houses, März 2017
EXODUS 36, Juni 2017

Der lachende Totenschädel Nr. 4, Jan.2018
!Time Machine, Januar 2018
IF #7, März 2018

EXODUS 38, 09 / 2018
!Time Machine 2, Januar 2019
!Time Machine 3, April 2020
!Time Machine 4, Januar 2021
Der neue Pegasus Nr. 2, April 2021

!Time Machine 5, Oktober 2021
!Time Machine 6, Januar 2022
!Time Machine 7, Januar 2023

!Time Machine 8, Januar 2024
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Fanzines
aktuell & laufend NEUER STERN, Solar-X, Fiction Post, Goblin Press Hefte
TERRAsse 27 (zum 60. FörsterCon, April 2019)
TERRAsse zum PentaCon 2019
TERRAsse zum PentaCon 2021
REISSWOLF S5, 2024
â– 
CD-Cover
♦ The Beat Of Black Wings: Nightfall; 1999
♦ Syngularity: The Four Horsemen; 2000
♦ Gothica: Within A Dream; 2000
♦ Gothica: Into The Mystic; 2000
♦ The Beat Of Black Wings: Black Love; 2000
♦ Gothica, Workbook 1995, 2003

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Telefon: o345 77 64o 72
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