Februar 2010
Romane:
Jussi Adler-Olsen: "Erbarmen" - einer TV-Empfehlung folgend las ich also mal einen "Spiegel-Bestseller" (Etikett auf dem Umschlag). Und was soll ich sagen: Der Krimi ist astrein!
Warum der nun ERBARMEN heißt, mag sicher an den Einwort-Titeln anderer Skandinavien-Thriller/Krimis liegen, die derzeit in den Bestsellerlisten auftauchen; der Originaltitel "Kvinden i buret" würde ja wörtlich übersetzt "Frau im Käfig" heißen, was viel eher auf den Inhalt zutrifft; ansonsten ginge noch "Kein Erbarmen", denn darum geht es sehr stark in dem Roman.
Ausgangspunkt ist eine ziemliche Katastrophe: Ein Kriminalistenteam wird übern Haufen geschossen, ein Mann stirbt, einer wird sehr schwer verletzt und wird wohl lebenslang beschädigt bleiben, der Dritte, Carl Morck, ist danach psychisch einfach fertig.
In seiner Dienststelle herrscht permanentes Mobbing, also versucht man ihn abzuschieben. Da kommt eine politische Offensive gerade recht, die eine Kommission einrichten möchte, die sich alter, ungeklärter Fälle widmen soll, die viel öffentliches Interesse erregten, aber halt kein Ergebnis zeigten.
Ziemlich lustlos lässt sich Morck da einspannen, ist zunächst nur daran interessiert, die Zeit tot zu schlagen. Sein Assistent, der mehr Handlangerarbeiten erledigen soll, ist ein Syrer, der sich aber als etwas anderes entpuppt, als er vorgibt; sein ganzes Geheimnis wird aber noch nicht enthüllt.
Wie auch immer, man widmet sich dem Fall des Verschwindens einer attraktiven Politikerin von vor 5 Jahren. Und tatsächlich bekommt das "Sonderdezernat Q" heraus, was damals passierte....
Der Roman lässt den Leser ein Wechselbad der Gefühle erleben, man fiebert mit dem blitzgescheiten und gescheiterten Helden mit, lässt sich von seiner Melancholie gefangen nehmen und freut sich über jeden neuen Schritt zum Ziel. Ein Happy End gibts und gibts auch nicht. - Ich war sehr angetan und bin auf weitere Abenteuer des Sonderdezernat Q gespannt!
9 / 10 Punkte
Oliver Plaschka: "FAIRWATER oder Die Spiegel des Herrn Bartholomew" - bin ich froh, dass ich das Buch nicht rezensieren "muss"... Wahrscheinlich hätte ich mich völlig verrannt. So wie der Autor - meiner Meinung nach.
Es war ja nicht schlecht, manchmal auch ein bisschen spannend, allemal ganz toll formuliert - Supersprache !!! - aber eben auch zerrig, zu sehr auf Innerlichkeit getrimmt. Die seitenlangen Zustandsbeschreibungen von Personen, die mir leider dadurch nicht näher kamen, können auch nerven. Ich fand, darunter litt die Story insgesamt.
Obwohl es vielversprechend anfing: Eine fiktive amerikan. Stadt im Osten, die wie eine Kopie Venedigs wirkt, ist Anziehungspunkt für alle möglichen Freaks, UFO-logen, Hippies und so weiter und so fort . auch für melancholische Selbstmörder. Dann gibt es eine mächtige Familie und viele rätselhafte Mordfälle. Dazu kommen mehr oder weniger "normale" Protagonisten und ein ziemlich dolle Verrückter UND Außerirdische Rgenmäntelträger! Was für eine Mischung!!! Aber was kam am Ende dabei heraus?
6 / 10 Punkte
Oliver Plaschka: "Die Magier von Montparnasse" - sein 2. Roman, nun bei Klett-Cotta, da hat er's wohl geschafft! Das sei ihm gegönnt, keine Frage. Ist ja wohltuend mal unter den deutschen Phantastik-Stars einen Autor zu finden, der nicht von Trollen und Zwergen oder romantischen Vampirabenteuern für die Mädels erzählt.
Allerdings konnte ich mich mit dem Roman wieder nicht richtig anfreunden. Er ist einfach nicht spannend, obwohl Setting und Figuren es her gäben. Die Sprache ist wieder ober-toll, da möchte man sich jeden Satz auf der Zunge zergehen lassen. Aber wenn man das tut - so ist es mir ergangen - fragt man sich nach einer gewissen Zeit: Worum geht's hier eigentlich? Wenn der Autor das noch hin bekäme - also so eine Frage beim Leser nicht aufkommen zu lassen, dann wäre ich sein größter Fan :-) (ja ja, ich weiß, das braucht er nicht wirklich...)
6 / 10 Punkte
Alfred Bester: "Die Rache des Kosmonauten" -( auch bekannt als "Der brennende Mann" oder "Tiger! Tiger!"); mir war mal nach dem Klassiker. Ist schon erstaunlich, wie ein Klassiker auf relativ wenigen Seiten so viele Ideen verbrät. Das ist ja ein Feuerwerk, das den sense of wonder ordentlich anheizt.
8 / 10 Punkte
Karl Schroeder: "Planet der Sonnen" . So richtig tolle SF.
Eine moderne Hohlwelt-Geschichte, leider mit Cliffhänger (weiter gehts erst im September... oh je). Eine Welt voller Wunder und dazu Luftschiff-Schlachten, Piraten, einer geheimnisvollen "Über-Welt", deren Rolle noch nicht klar wurde (die Künstliche Natur)...
9 / 10 Punkte
Graphic Novels:
Neil Gaiman: "Sandman. Das Puppenhaus" - graphic novel. Der 2. Band.
Wieder großartig. Die Stories sind teilweise sehr packend; die seltsame TraumWelt des Autors faszinieren nach wie vor. Mitunter könnte man sich packendere Zeichnungen wünschen (vielleicht wie bei Spawn - die Serie verfolge ich derzeit auch mit steigender Begeisterung). Aber ich bleibe am Ball, das ist tatsächlich eine große Sache!
9 / 10 Punkte
Morrison / McKean: "Batman. Arkham Asylum" - graphic novel. Ach, herrlich! Ich glaube, ich habe einen neuen Lieblingszeichner: Dave McKean!!!! Habe bei SANDMAN gar nicht so mitgeschnitten, wer die tollen Vorsatz-Grafiken (Foto-Montage-Grafiken) geschaffen hat; sein Name steht auch nur im kleingedruckten Impressum; aber hier hat er halt einen ganzen Comic-Band gestaltet. Und nicht den ersten! Verdammt, was das wieder kosten wird...
Hier herrscht der Wahnsinn und Held Batman mittenmang. Die Idee mit dem Bleistift als Waffe könnte aus diesem Comic stammen, auch wenn es nur erwähnt wird und sich als Finte herausstellt. Aber so gut kenne ich mich mit den Batman-Comics noch nicht aus, vielleicht kommt das ja woanders auch schon mal vor?
Die Grafiken sind allesamt Gemälde, ein Fest fürs Auge!
10 / 10 Punkte
...und sonst:
Jean-Christophe Grangé: "Das schwarze Blut" - Hörbuch, 6 CDs, gelesen von Joachim Kerzel.
Na ja...
Der Autor ist ja recht berühmt und sicher seit den "Purpurnen Flüssen" auch sehr populär. Aber das Buch hier, das ich mir während meiner Autofahrten vorlesen ließ (seit Januar), hat mich nicht wirklich vom Hocker gehauen. Da gibt es den Journalisten, der ziemlich viel Pech im Leben hatte und immer wieder mit dem Tod konfrontiert wurde. Jedesmal, wenn ein ihm nahe stehender Mensch auf gewaltsame Weise stirbt, fällt er in ein Koma.
Hmm, irgendwie gibt es da zu viele Zufälle; das macht schon mal stutzig.
Dann gibt es den raffinierten Serienmörder, der lange Zeit unfassbar war und nun in einem fernöstlichen Knast einsitzt. Der Journalist widmet sich dem Über-Mörder und enthüllt dessen Motive, die mal wieder - irgendwie erinnerte mich das an die Purpurnen Flüsse - so was wie Rituale sind.
Die Recherche des Journalisten gefährdet ihn natürlich, aber dann doch anders las man als Lese denken soll; aber tatsächlich hat mich der Schluss nicht überrascht...
Also eine 0815-Story um einen Serienmörder und das Zelebrieren raffinierter Arten, Menschen zum Tode zu bringen; ich befürchte, sowas gibt es derzeit zu viel auf dem Markt....
5 / 10 Punkte
Dietmar Dath: "Rosa Luxemburg" - eine kleine Biographie, in der Reihe Suhrkamp BasisBiographie als Band 35 erschienen. Hab es in erster Linie gelesen, weil es von Dath ist. War aber wirklich gut, erfrischend...
8 / 10 Punkte