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Thomas Hofmanns Phantastische Ansichten



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Miévilles Ausflug nach... Orsinien?

Geschrieben von T.H. , 28 September 2010 · 763 Aufrufe
Subjektive Eindrücke zur Lektüre
Gedanken zu..
China Miéville: „Die Stadt & die Stadt“
dt. v. Eva Baucher-Eppers


Wieder einmal ist es eine Stadt, in die der begnadete New Weird Fiction Autor einlädt. Ich bin gerne seiner Verlockung gefolgt und wurde nicht enttäuscht.
In „Perdido Street Station“ und ein wenig in „Der Eiserne Rat“, in „Un Lon Dun“, aber auch in „The Scar“ ist es eine Stadt, die der Miéville als Schauplatz wählte, in letzterem halt sozusagen eine schwimmende Stadt, aus Schiffen bestehend; aber immer ein auf den ersten Blick unüberschaubares Knäuel aus Häusern, Menschen und anderen vernunftbegabten Wesen und deren Schicksale und Geheimnisse.
Wie in „Perdido...“ gibt es in „Die Stadt...“ auch einen zentralen Ort (Kopula), der auch zum zentralen Punkt der Handlung mutiert, in beiden Orten sind diese Gebäude so was wie Bahnhöfe, gewissermaßen...
Der Autor vermengt gerne vertraute Strukturen mit außergewöhnlicher Exotik, die ganz direkt den Sense of Wonder im Phantastikleser ansprechen.

„Die Stadt & die Stadt“ ist nicht nur eine Stadt. Zwei Städte sind miteinander verbunden und dennoch harsch getrennt. Was er sich da wieder ausgedacht hat! Irgendwie schwer vorstellbar - oder doch nicht?
In grauer Vorzeit war es eine Stadt, doch offensichtlich gerieten ihre Einwohner in Zwistigkeiten. Die Trennung erfolgte nicht durch eine Mauer oder den Auszug einer Gruppe, sondern verläuft auf eine magische Art innerhalb der Stadt. Es gibt Straßen, die gehören ganz zur einen, andere zu anderen Stadt, ganz in der Nachbarschaft. Einige Grenzen verlaufen aber auch durch die Häuser und Plätze hindurch. Dann gibt es Adressen, die existieren in beiden Städten gleichzeitig.
Die Menschen der einen dürfen mit denen der anderen Stadt keinen direkten Kontakt haben. Selbst wenn sie Schulter an Schulter im dreidimensionalen Raum beieinander stehen, dürfen sie nicht... Soll das gehen? Je weiter man liest, desto mehr stellt man sich diese Frage. Irgendwann war ich regelrecht genervt von diesem unmöglichen Zustand: Wie können die Leute so leben?
Grenzübertritte - im Buch „Grenzbruch“ - werden vehement unterbunden und bekämpft. Dafür gibt es eine seltsame Institution, die offensichtlich über beiden Gemeinschaften und über alle Gesetzlichkeit steht: die Ahndung. Anhänglich wird sie als mysteriöse Entität, angst einflößend und allmächtig, vorgestellt. Das relativiert sich dann aber noch etwas...

Ist die Idee von 2 Städten in einer für uns so unglaublich? Irgendwie wird man natürlich an geteilte Städte erinnert: Berlin, Jerusalem. Das gegenseitige Ignorieren und Aneinandervorbeisehen, das „Nichtsehen“ wie Miéville es ausdrückt, ist uns aus der Zeit des Kalten Krieges nicht unbekannt: Vieles vom „Klassengegner“ war Tabu.
Die Teilung der Menschen in Klassen, gerade in Ballungszentren, funktioniert aber tatsächlich fast so, wie es der Autor hier phantastisch überhöht beschreibt: Ignorieren wir nicht auch den Bettler am Straßenrand, suchen seinem Blick auszuweichen und einen Bogen um den Hut zu machen? Oder sehen wir nicht auch mal bei Gewalt auf der Straße weg? Vielleicht ist es das, was dem Autor als
Vorbild für sein Konstrukt diente.
Der gesellschaftliche Dualismus ist auch ideologisch determiniert. Auf der einen Seite haben wir einen wirtschaftlich liberalen, abgewirtschafteten Kapitalismus, auf der anderen Seite einen reformierten zentralwirtschaftlichen, einheitsideologischen Post-Sozialismus, vielleicht a lá China, das Produkt einer „Silbernen Erneuerung“ durch eine Nationale Volkspartei, die keine politischen Kontrahenten neben sich duldet, schon gar keine legalen sozialistischen, auch keine faschistischen Parteien. Brüder im Geiste sind Atatürk und Tito, der Platz an der Wand, wo einst das Konterfei Maos hing, ist verwaist...

Die fiktive Doppelstadt mag irgendwo auf dem Balkan stehen. Sie heißen Besźel und Ul Qoma. Der Legende nach gibt es eine dritte Stadt. Um deren Existenz geht es auch in diesem Roman. Sie nannte Miéville Orciny.
Hmm, klingt das nicht vertraut? Zumal andere Begriffe dieser Welt so klingen wie vertraute Wörter, sie sind nur anders geschrieben. Leider kenne ich nicht das englische Original und weiß nicht, wie dieser Name dort klingt...
Orciny soll die Ur-Stadt gewesen sein, vielleicht; die Stadt, aus der die anderen entstanden. Hat Miéville eventuell eine literarische Quelle angezapft? Genannt hat er die Autorin Ursula LeGuin in seiner Danksagung allerdings nicht. Vielleicht bilde ich es mir ja nur ein, ich finde aber, Orciny klingt mächtig nach Orsinien...

Der Plot ist ein Krimi. Es gibt einen Mord und einen, bzw. zwei ermittelnde Kommissare. Täter und Hintermänner werden erkannt. Die Auflösung des Falls erfolgt in klassischer Manier, in einer letzten Konfrontation zwischen dem Täter und dem Kommissar. Das Gespräch ist fast schon etwas langatmig.

Miéville macht gemeinhin aus seinem Herzen keine Mördergrube, es schlägt links. Diesmal erschien er mir aber irgendwie konservativ. Der absurde gesellschaftliche Zustand, in dem die beiden Städte / Staaten und deren Menschen leben, wird am Ende bewahrt. Der Aufstand der Unifikatinisten, der Vereinigungswilligen, wird niedergeschlagen. Dem Leser erscheint dies richtig; der Held ist fest in das System integriert, die mit dem System Unzufriedenen werden als etwas weltfremde Utopisten, Verschwörungstheoretiker und Späthippies dargestellt.

Das Buch war wieder ein Hit, keine Frage! Ich bin schwer begeistert. Auch wenn die Problematik überzogen klingt, waren mir die Personen und ihre Sicht auf ihre komische Welt nahe. Der Alternativwelt-Rahmen, der immer wieder durchschimmerte, stellte eine weitere Bereicherung dar: In Zeit und Raum ist es unsere „Nach-Wende-Welt“, nur halt eine ganz andere Ecke von ihr. Der Autor ist ein Könner des Erzählens; und die Übersetzerin, selbst auch Autorin, die nun meines Wissens nach lange nicht mehr selbst geschrieben hat (einst: Terranauten), hat wieder großartig gearbeitet. Die mitunter feinen Sprachspiele kamen gut rüber (wobei mir allerdings das Original nicht bekannt ist).


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10. ElsterCon... ist vorbei

Geschrieben von T.H. , 20 September 2010 · 1.617 Aufrufe
Ich war dabei...
Die bange Frage am Ende: Wird es noch einen ElsterCon geben? Ich bete - als oller Heide - bitte: Möge es weitergehen!!
Ja, es war wieder toll. Auch wenn ich nur am Samstag da war, auch wenn ich natürlich nicht alle Veranstaltungen besuchen konnte, auch wenn ich nicht mit jedem so umfassend reden konnte, wie ich dies gern getan hätte.
Habe mich sehr gefreut, ein paar Leute getroffen zu haben: Grüße an Boris Koch und Kathleen Weise (und sorry für den Fettnapf, in den ich rein getreten bin), Grüße an Frank Festa und Frau (danke für die Empfehlung, auch wenn sie mich vielleicht ein halbes Jahr Lesezeit kosten wird), Grüße an die EXODUS-Herausgeber René Moreau und Olaf Kemmler, die ich das erste Mal persönlich getroffen habe, Grüße an Lukas Kollmer und Thor Kunkel, deren Lesung ich begleiten durfte (als Moderator), Grüße an HPN & Berit, die ich ja nun schon zweimal das Jahr sehe, und und und...

Mal sehen, was hängen geblieben ist...
Die Anreise per Auto zusammen mit Peter Schünemann aus Halle verlief kurzweilig, garniert mit einigen Baustellen, aber ohne irgendwelche Stauungen, trotz geschlossenem Hauptbahnhof. War sicher noch zu früh für Verkehrschaos (allerdings war auch bei der Rückfahrt kein Stau).
Wir waren pünktlich da, aber nicht die ersten. EDM hat mir erst mal meine Adresse aus dem Kreuz geleiert, da ich mich ja für einen Wiedereintritt in F.A.N. interessiere. Bin mal gespannt, was da jetzt so abgeht.

Frank Böhmert suchte verzweifelt einen der Organisatoren, da konnte ich gerne helfen. Seine Lesung habe ich mir auch gleich danach angetan. Er trat in einer Dreier-Lesung auf. Die Zusammensetzung der Autoren repräsentierte gemäß Manfred Orlowskis Ansage drei Generationen von SF-Autoren: Frank Böhmert, Lucas Bahl und Alexander Kröger - in dieser Reihenfolge aufsteigend nach Lebensalter.
Interessant, Frank stellte sich selbst als „ewigen Geheimtipp“ vor. Ist das so? Seine Story hat mir sehr gefallen! Er las „Ihre Körper“; leider war das Buch zum Con noch nicht fertig, das seine Stories enthält und hier auf dem Con sicher Absatz gefunden hätte.
In meiner persönlichen Sicht erschien mir Frank Böhmert als recht ernsthafter, gesetzter Mann; irgendwie hatte ich durch seine Beiträge hier im SF-Netzwerk einen anderen Vor-Eindruck.
Nach ihm war Luc Bahl (auch Lucas, eigentlich Achim Schnurrer) dran. Na, der Mann ist ja ein echter Profi, ein richtiger Tausendsasa in Sachen Phantastik. Das Buch, das er hier vorstellte und aus dem er las, ist nach meinem Eindruck für ein eher jugendliches Publikum (???) gedacht: „Neo-Delphi.com“. Ein interessanter Gedanke: Ein Online-Orakel, das eine 90%ige Trefferquote bei seinen Voraussagen hat. Dass so was Ziel von Hackern wäre, kann man sich gut vorstellen.
Den Dritten im Bunde, den Alt-Meister der DDR-SF: Alexander Kröger, musste ich mir verkneifen, da ich mich ja um „meine“ Gäste kümmern musste, deren Lesung danach ran kam.

Thor Kunkel traf ich dann auch im Cafe. Erkannt habe ich ihn auf Anhieb nicht. Bin erst mal an ihm vorbei gewankt. Dafür konnte ich Lukas Kollmer gleich erkennen, obwohl ich ihn live nie zuvor sah.
Mit Thor kam ich schnell ins Gespräch. Die Lesung war - mit knapp 20 Leuten - nicht sonderlich gut besucht (bei der Dreier-Lesung zuvor waren leider auch nicht mehr Leute; sicher war es einfach zu früh für Lesungen; die Leute waren noch mit sich selbst zu sehr beschäftigt, kann ich verstehen). Doch ich wage zu behaupten, dass die Lesung recht gut war und halt gute Eindrücke in die aktuellen Bücher der Beiden gewährte.
Interessant war, das die Auszüge aus „Anomia“ von Kollmer mehr Lacher provozierte, als die aus „Schaumschwester“ von Kunkel, obwohl Kollmers Buch nun wahrlich kein Lustspiel ist, „Schaumschwester“ hingegen deutlich satirische Züge aufweist. Lukas Kollmer wurde ja schon als Philosoph des Niedergangs tituliert, ich denke, man kann gut verstehen, wie er zu diesem Titel kam, wenn man ihn erlebt.
Erlebt man Thor dagegen, kann man kaum die misanthropischen Züge seiner Werke nachvollziehen, denn so leibhaftig kommt er ganz anders rüber, von wegen „konsequent gegen Menschen“...
Interessant: Die Inspiration zu den Androiden-Sex-Puppen, Schaumschwestern genannt, kam dem Autor bereits mit 14 Jahren, als ihm in den USA dirty magazines in die Hände fielen, mit Anzeigen für „erwachsenes Spielzeug“. Er hatte so ein Blatt dabei, das er auch herum reichte. Dies hat ihn, so sagte er, in diesen jungen Jahren ziemlich geschockt.

Dann der große Greg Bear.
Er ist groß, das kam ziemlich deutlich rüber. Nun, mir war das alles eine Nummer zu groß, ehrlich gesagt. Aber er zog die Leute an, jetzt war der Saal angenehm gefüllt.
Dirk Berger gestaltete ein angenehmes, informatives Gespräch mit dem Autor, der schon einige Verdienste auf dem Buckel hat.
Interessant, das so jemand immer noch Angst vor den Verlegern hat. Dazu weiter unten mehr...
Bear bedient alle Sparten der imaginären Literatur. Dabei ist sicher auch triviales Zeug, was er aber so nicht sagte. Aber wenn ich da an Novelisierungen von Computerspielen denke..
Die Frage von Dirk lautete: Gibt es etwas, was er nicht macht? - Nein, er illustrierte sogar. Wow!
Ein Punkt gab es, wo ich etwas zurück zuckte. Man möge mir da meine „Verbohrtheit“ verzeihen. Er gehörte zu der SF-Autorentruppe, die sich einst unter Reagan als Berater für das „Star Wars Programm“ rekrutieren ließ. Hmm, nee, das brauche ich nicht. Da habe ich einfach zu große anti-militaristische Scheuklappen.
Am Ende aber, so gestand der Autor, wurde die Truppe nur noch gefragt, wie man die teuren NASA-Programme auch privat nutzen könne. 2000 wurde er auch vom FBI zur Zusammenarbeit eingeladen. Na gut, hat er was für sein Land getan...
Zur Zeit arbeitet er mit Neal Stephenson zusammen an dessen Super-Online-Projekt „The Mongoliad“. Dazu übt er mit seinem Sohn Schwertkämpfe. Dieses Projekt ist unter anderem auch eine Reaktion auf die Allmacht der Verlage. Selbst ein Greg Bear bekam schon mal Absagen, und zwar als er schon berühmt war. Dieser Schock saß wohl tief und daher ist so was wie eBooks, Online-Pubplikaton gar nicht so übel aus Sicht der Autoren. Dies bestätigte auch eine andere amerikanische Autorin, Kristine Kathryn Rusch, in ihrem Gespräch, das Wilko Müller jr. mit ihr führte, später.
Interessant fand ich seine Meinung zum Überwachungsstaat. Für eine „geschmeidige Gesellschaft“ ist es wichtig, auch mal was durchgehen zu lassen. So nach dem Motto: Wo ein Ankläger ist, ist auch ein Richter. Es gehört zum „Recht“ der Jugend, mal über die Stränge zu schlagen, ohne gleich mit weitreichenden Konsequenzen rechnen zu müssen. So was ist in einer totalen Überwachung nicht mehr möglich. Ja, wenn man mal drüber nach denkt...

Am Abend gab es noch ein großes Forum (das am Freitag habe ich ja verpasst). Nun, wie immer bei solchen Veranstaltungen, ist die Essenz daraus nicht so überwältigend, das darf man nicht erwarten, aber es gab genügend interessante Momente und gerade durch Torsten Dewi auch energische Worte und Diskussionsbeiträge; er hat sich sehr ins Zeug für die literarische SF gelegt. Bravo, danke!

Gabs auch was, was nicht so gelang? Da fällt mir nur die Lesungs-Perfomance ein, die, während die Leute das warme Buffet stürmten, aßen und schwatzten, wie es sich dabei eigentlich gehört, Texte zu Gehör brachten. Irgendwann gaben sie entnervt auf.
Peter und ich fuhren gen Heimat und erlebten nicht, ob die Performance noch fortgesetzt wurde.

Also, det war dufte, wa! Wie ist es: 11. ElsterCon in 2012 (sozusagen kurz vor der Welterneuerung)? Ich wäre gerne dabei.

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Im Forum gibt es ja gar keinen richtigen Thread für den Con, lediglich zwei ... tja, wie kann man's nennen... "Teil-Aspekte":
SFCD-JahresCon 2010 = ElsterCon
Elstercon 2010,  Berliner Fahrgemeinschaft?
.. da passt mein Bericht ja nicht so richtig rein, oder?



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Vampire Earth - zum Dritten...

Geschrieben von T.H. , in Subjektive Eindrücke, Meine Empfehlung 11 September 2010 · 989 Aufrufe
Subjektive Eindrücke zur Lektüre
E.E. Knight
Donnerschläge
Vampire Earth Band 3

Heilige S... ! Das ist doch mal ein Cliffhanger!
Der dritte Band der Vampire Earth-Serie spielt ein paar Jahre nach dem 2. Die gefährliche Mördertruppe, die unter dem Hakenkreuz agierte, wird nicht mehr erwähnt. Die sind sozusagen Geschichte.
Direkte historische Bezüge blendet der Geschichtsprofessor Knight diesmal mehr oder weniger aus. Es gibt ein paar Halbsätze zur Geschichte des Bürgerkrieges in den USA und natürlich Anklänge an die Piraten-Ära in der Karibik. Denn dorthin verschlägt es die „Katze“.
Als Geheimagent des Kommando Süd, einer von den Kur befreiten Zone in den ehemaligen USA, hat er sich als Offizier in der Armee des Feindes etabliert und kann sich so in den Besitz eines umgebauten Eisbrechers bringen, eines Schiffes, das die karibische See beherrscht ob seiner Größe und Bewaffnung.
Die Kur, lernen wir, haben es nicht so mit dem Wasser, zumindest die meisten. So ganz kann man sich auf solche Aussagen nicht verlassen, wie die Protagonisten des Romans erleben müssen. Zudem gibt es auch einen abgefallenen Kur, einer, der gelernt hat, dass die Gier nach den Lebensauren verwerflich ist und der ganz gut mit den Menschen zusammen leben kann.
Das ist eines der großen Pluspunkte für mich in dieser Romanreihe: Knight malt nicht schwarz-weiß, seine Welt ist vielschichtig, die Grenzen zwischen Freund und Feind sind fließend, durchlässig und keineswegs geradlinig. Somit ist immer für Überraschung gesorgt.
Und natürlich begegnet er in der Karibik einer menschlichen Gesellschaft, die an die Traditionen der Piraten dieser Region anknüpft; dass sie teilweise auch so wie ihre geistigen Ahnen im 18. Jahrhundert aussehen, ist ein bisschen albern, aber man möge dies dem Autor verzeihen. - Ach ja, eine dufte Piratenbraut gibt’s auch...
Was will David Valentine eigentlich dort? Er sucht eine Waffe, der der Ruf vorauseilt, mit den Schlächtern, den Avataren der Kur, fertig werden zu können. Nun ja, er findet sie; was er da findet, ist dann schon eine Überraschung. Aber wie er diese Waffe dann in seine Heimat bringt, bzw. was ihm dann am Ende des Romans noch zustößt, hat den Leser schon etwas um. Was da passiert, kann ich hier natürlich nicht schreiben. Auf alle Fälle müsste ich jetzt gleich weiter lesen, eigentlich...
Neben der wieder recht spannenden, aktionsreichen Handlung, die aber keineswegs als zu anspruchsvoll bezeichnet werden kann – es ist halt ein unterhaltsamer Sonntagnachmittagsroman – zeigt der Autor wieder ein paar Aspekte dieser postapokalyptischen Welt auf.
Ich muss es nochmal betonen: Der Roman ist nicht gruslig, hat nur wenige düstere Aspekte. Eher ist er eine Mischung aus epic fantasy und etwas military sf, wenn man so will. Auch wenn der Titel der Reihe in eine andere Richtung weist, hat die ganze Sache kaum was mit der gerade abflauenden Vampir-Welle zu tun.
Was für Aspekte meine ich?
Da gibt es diesmal mehr über die Grogs, die von den Kur mitgebrachten Kreaturen zu lesen. Sie bilden keine einheitliche Art, sondern gehören verschiedenen Spezies an. Der Entwicklungssand der einzelnen Arten ist auch unterschiedlich. Die Relgion der Goldenen hat sogar Aspekte, die nicht uninteressant sind. Einer der Goldenen ist Davids engster Begleiter und Freund.
Ein Kur auf einer karibischen Insel, genannt Papa Legba (es gibt natürlich auch viele Bezüge zu Voodoo), erzählt auch aus Sicht der Kur, was da mal passierte, was die Weltenweber und Kur einst trennte, dass auch die Kur keine homogen Masse waren und sind.
In der Schlussphase des Romans treffen wir noch auf Kreaturen, die den Labors der Kur entsprangen, die sich gerne Wesen züchten, deren Auren sie trinken können und die ihnen auch sonst zur „Hand gehen könnten“ - die Schlächter sind ja solche Experimentalprodukte. Aber da ging wohl auch was schief und es wird die Erde punktuell von neuen Arten bewohnt. Auch hier steckt wieder viel Potential, das der Autor vielleicht sogar zu wenig nutzt. Aber die Reihe ist ja noch lang...
Daher muss ich wohl weiter lesen, den nächsten Band auf alle Fälle. Mal sehen, wie lange ich durchhalte.


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Keine Liebesschnulze

Geschrieben von T.H. , 28 August 2010 · 665 Aufrufe
Subjektive Eindrücke zur Lektüre
Joe R. Lansdale: "Akt der Liebe"

Irgendwann stieß ich auf die Bücher des Verbrecherverlages und von Maas; "damals" gab es noch dieses TXT-Projekt, wo sich kleine, ambitionierte Verlage zusammen geschlossen hatten. Na ja, das ist Geschichte. Damals hatte ich das Buch von Lansdale aus dem Maas-Verlag jedenfalls mal in der Hand, in einer Berliner Buchhandlung.
Doch war ist Lansdale? Ich hatte keine Ahnung.
Ich las dann sein "Drive In", aber auch nur, weil es auf der Buchmesse günstig zu erwerben gab, UND weil ich wusste, dass es von Dietmar Dath übersetzt war. Und DEN kannte ich bereits!
Na ja, brauch sicher nicht zu betonen, dass die Suche nach "Akt der Liebe" danach nicht so einfach war. Und jetzt gibt es ihn als Taschenbuch bei Heyne. Hat ja gedauert...
Inzwischen habe ich einige Lansdale-Bücher genossen. Sie sind nicht alle gleich gut, aber meist immer besser als andere, oder so... In "Akt der Liebe" steckte ich meine ganze große Erwartungshaltung hinein... leider wurde die nicht so recht erfüllt.

Was ist schief gelaufen? Ach nee, so will ich das nicht sagen, denn ich habe das Buch regelrecht verschlungen.
Es ist spannend, auch wenn man natürlich ahnt, dass der perverse Frauenmörder schon aufgetreten ist, sich unter den vorgestellten Personen befindet. Das gehört sicher zum Mechanismus einer solchen Geschichte. Wie der Autor dessen Identität enthüllt, ist dann aber ziemlich überraschend, zumal der Verdacht - auch ganz klassisch eigentlich - auf eine andere Person gelenkt wurde. Allerdings fand ich es z.B. nicht so gelungen, wie er den falschen Verdächtigen präsentiert, das las sich einfach holprig. Die Überraschung dann entschädigte dafür wieder!
Was Lansdale wirklich großartig vermag, er kann seine Personen dem Leser nahe bringen. Ich glaube nicht, dass er der große Psychologe ist, also seine Personen tiefenpsychologisch aufblättert, aber man hat beim Lesen sehr bald sehr plastische Menschen vor sich. Das macht richtig Laune!
Hier erschienen mir die Figuren aber etwas stereotyp, ich denke, da ist er mit der Zeit besser geworden; man darf halt nicht vergessen, dass das sein erster richtiger Roman war.
Wie der Autor im Nachwort schrieb, wollte das Manuskript kein Verlag. Inzwischen gibt es unzählig ähnlich angelegte Thriller, die sich der Sicht der Bestie annehmen; da ist ja fast schon inflationär. Meine Leseerfahrungen mit diesem Sub-Genre sind eher beschränkt. Letztens habe ich "Das schwarze Blut" von Grangé mir vorlesen lassen (Hörbuch) und war sehr enttäuscht. Der Plot ist dem von "Akt der Liebe" außerordentlich ähnlich, übrigens...
Dann habe ich mal "Untiefen der Lust" von Poppy Z. Brite gelesen und war trotz der Härte und anschaulich ekligen Beschreibungen ziemlich angetan. Dagegen ist "Akt der Liebe" ja richtig zahm; vielleicht führte dieser - unbewusste - Vergleich auch dazu, dass ich von "Akt der Liebe" nicht 100%ig überzeugt war. Andererseits waren die blutigen Schilderungen schon ausreichend, mehr muss eigentlich nicht sein!
OK, nun heißt es, wieder ein wenig warten, sicher nicht lange, auf: "Kahlschlag"!


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Mein Lese-Sommer 2010

Geschrieben von T.H. , in Meine Empfehlung 28 August 2010 · 912 Aufrufe
Meine Leseliste 2010 und 1 weitere...
Michael Marano: "Dawn Song"
Suhrkamp beginnt eine neue Reihe: NEWGOTHIC. Hg. von niemand Geringerem als Dietmar Dath.
Auf satten 570 Seiten beschreibt der Autor in seinem Erstlingswerk (war vorher wohl eher als Rezensent auf dem phantastischen Sektor tätig) die Tage vor Weihnachten 1990 im kalten Boston. Ein weiblicher Succubus nistet sich in einem Mietshaus ein und rüstet sich zum Kampf gegen eine andere Fraktion höllischer Vertreter. Hier gibt es also keinen mythischen Kampf zwischen Gut und Böse vor einer modernen Kulisse (urban Fantasy), sondern ein mythischer Kampf zwischen Böse und Böse.
Zum Zwecke ihrer Stärkung tötet die Succuba Männer, vornehmlich im Liebesrausch.
Auch die Anderen bedienen sich der Menschen und machen aus ihnen Werkzeuge. Da Ganze findet vor dem Alltag einiger Personen statt, die der Leser kennen und lieben lernt. Das kann der Autor nämlich: Er erzählt so, dass man gerne mit den Leuten mitfiebert, die ihre eigenen Höllen in sich tragen, oftmals mit dem Schicksal hadern, nun aber noch zusätzlich in Rollen gedrängt werden, die sie vor allem psychisch überfordern
So richtig blutrünstig wie das Backcover verspricht, ist der Roman dann aber doch nicht, dafür lebt er von seiner großartigen Atmosphäre und den Personen.
Das Buch war für mich eine große Entdeckung. Da freue ich mich auf ein nächstes, an dem der Autor laut Vorwort von Dietmar Dath bereits schreibt.
10 / 10 Punkte

Terry Pratchett und Neil Gaiman: "Ein gutes Omen"
Das war für mich eine typische Sommerurlaubslektüre. Dabei muss ich sagen, dass ich gar kein Urlaubs-Leser bin. Es gibt ja da diese seltsame Gruppe von Menschen, die sich vornimmt, jetzt im Urlaub mal endlich die "dicken" Romane zu lesen, zu der sie sonst keine Zeit hat. Ich habe diese mir fremde Menschenart nicht eingehend studiert und weiß gar nicht, ob sie auch ihr Vorhaben zu Ende führen. Ich vermute mal, da dieses Unterfangen einen zu großen Unterschied zu ihrem "normalen" Leben darstellt, geben sie schnell auf; kann mich aber täuschen...
Bei mir gehört das Lesen zum normalen Leben; ohne kann ich gar nicht mehr. Außer im Urlaub. Da bin ich tatsächlich so abgelenkt, dass ich da eher wenig lese - und wenn, dann lieber was, was nicht zu sehr beansprucht.
Da kam mir dieses Buch gerade Recht. Habe es ja schon mal vor 18 Jahren oder so gelesen, war damals nicht sonderlich angetan, und bin es jetzt immer noch nicht. Was finden die Leute nur an Pratchett? Eine ketzerische Frage, sicherlich.
Na ja - war hinreichend lustitsch... Aber mehr irgendwie eben nicht, davon kann man aber gerne immer mal ein paar Seitchen so zwischendurch lesen.
5 / 10 Punkte

Mignola und Fegredo: Hellboy 10- einfach nur großartig
10 / 10 Punkte

Robert Quint: "Der Erbe der Macht"- Terranauten, Heft 1
Nach einigen Taschenbüchern nun also mal Heft No. 1 aus der Kult-SF- Serie. Na ja, ist halt ein Heftroman, so dolle hat es mich nicht überzeugt, war aber gut. Da sitzt das Herz noch auf der linken Seite (Anatom. Inkorrekt ausgedrückt), was ich durchaus als angenehm empfand. Die telepathisch begabten Treiber erinnern ja doch sehr an einen anderen Klassiker der SF, aber was solls....
Die Aktionen und Reaktionen der Personen sind dann auch etwas einfach - um es mal so zu formulieren. Ich weiß nicht, ob ich da bis zum Schluss durchhalte mit dem lesen, mal sehen....
6 / 10 Punkte

Clifford D. Simak: "Als es noch Menschen gab"
12 / 10 Punkte

Joe R. Lansdale: "Akt der Liebe"
8 / 10 Punkte

Lukas Kollmer: "Anomia"
Schwerer, dystopischer, teilweise beklemmender, teilweise auch fast lustiger Stoff. BIn mal auf den Autor gespannt, der Leipzig zum ElsterCon besuchen wird.
- ohne Wertung -


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Als es noch Menschen gab

Geschrieben von T.H. , in Subjektive Eindrücke 15 August 2010 · 931 Aufrufe
Dietmar Dath, Simak
Clifford D. Simak: "Als es noch Menschen gab"
Endlich habe ich es geschafft! Das Buch ruhte bereits Jahre in meinem Regal, war sozusagen ein gutes Fundament meines SUB.
Dank des SF-Netzwerk-Forums und einer begonnenen Klassikerleserunde rückte das Buch in meinen Fokus. Dafür übermittle ich dem Forum meinen Dank! Denn das Buch hat es ja tatsächlich verdient, gelesen zu werden.

Es gibt ja SF-Bücher, auf die man - sobald man erkennt, ein Fan dieser Literatur zu sein -
quasi zwangsweise gestoßen wird. Das sind die Klassiker, die immer wieder in einschlägigen Publikationen, Fanzines etc. als Vorbilder, richtungsweisend und unbedingt zu lesen benannt werden. Simaks CITY gehört unzweifelhaft davor. Lange bevor ich die reale Chance hatte, das Buch in die Hände zu bekommen, wusste ich davon und wusste auch, dass ich es lesen muss. Na ja, habe es mir dann auch mal antiquarisch gekauft und ins Regal gestellt, weil da u.a. viele andere Klassiker standen, die das gleiche Recht hatten und haben gelesen zu werden.

Nun, die Klassikerleserunde im Forum erging sich leider hauptsächlich (bisher, 15.8.2010) in Erörterungen, welche deutsche Buchausgabe die bessere sei. Hey, meine abgegriffene TB-Ausgabe ist von 1964, ergo genau so alt wie ich... Doch wie das so mit Klassikern ist: Vielleicht sind sie einfach zu bekannt, als dass man sich inhaltlich noch zu ihnen äußern muss. Ich will auch gar nicht zu viel verraten, denn potentiellen Lesern will ich nicht die Überraschung nehmen, die ich z.B. bei der Lektüre hatte.
Warum Ãœberraschung?
Obwohl so bekannt, habe ich bisher nicht viel über den Inhalt gewusst. Nur der Ausgangspunkt wird immer wieder kolportiert: Hunde sitzen am abendlichen Feuer und erzählen sich Geschichten über Wesen, die einst Menschen genannt wurden. Und es gibt Roboter, die sie begleiten. Doch was wird denn da über die Menschen erzählt? Wann spielen diese Geschichten? Gehts nur um die Menschen oder doch auch um die offensichtlich intelligenten Hunde?

Jetzt bin ich klüger - und staune, wie ein kleines Buch, bestehend aus wenigen Erzählungen mit Rahmenhandlung, ein wahres Epos hervorzuzaubern vermag. Das Buch ist ein Phänomen! Es umreißt eine mehrtausendjährige fiktive Zukunftsgeschichte, zeigt, wie ein posthumane Evolution verlaufen kann, wie eine Gesellschaft, bestehend aus intelligent (heute würde man sie sicher geliftet nennen) gewordenen Tieren funktionieren kann und was aus uns werden kann. Beruhigend für mich war, dass hier - nicht wie so oft in der SF beschrieben - eine Intelligenz die andere rücksichtslos verdrängt; die Menschen verschwanden, aber auf eine Weise, die nicht übel ist.
Es entsteht eine Gemeinschaft aller höheren Lebewesen der Erde, die zu Verstand gekommen sind und sich auf einen pazifistischen Gesellschaftsvertrag einigen konnten. Um die Frage den Fressens und Gefressenwerdens wird aber gekämpft, denn es ist nicht einfach wider die Natur zu leben.
Nebenbei möchte ich nun auch vermuten, dass das Werk von Dietmar Dath, "Die Abschaffung der Arten", durch Simak beeinflusst wurde. Diesbezüglich habe ich aber bisher keinen Verweis gefunden; auf dem Waschzettel zum Buch stehen nur Namen wie Voltaire, Morus, Wells, Verne, Mary Shelley, King und William Gibson, und Darwin natürlich. Tja, was soll man dazu noch sagen?

Zurück zu Simak.
Der Autor verquickt mühelos eine Future history mit space opera- und Parallelwelt-Elementen und pflegt seinen rührend, melancholischen Stil, aus dem die Sehnsucht nach dem Vergangenen und Verlorenen spricht, aber gleichzeitig auch die Größe und Schönheit des Neuen gepriesen wird. - Reife Leistung! So gesehen, ist das voll zu Recht ein Klassiker! Ich bin tief berührt und schlicht und einfach begeistert.


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Enthüllung: Hellboys Mutter bekannt!

Geschrieben von T.H. , in Subjektive Eindrücke 22 Juli 2010 · 938 Aufrufe
Hellboy;, Mignola;
HELLBOY 10: WILDE JAGD
von Mike Mignola und Duncan Fegredo


A5, Hardcover, vierfarbig, ca. 210 Seiten
ISBN: 978-3-941248-81-6

Happy Birthday, dear Hellboy!

Seit 20 Jahren jagt er nun schon paranormale Erscheinungen, Ungeheuer, Monstren, Geister der Weltgeschichte und bereichert damit die US-amerikanische Comic-Kultur. Und seit 10 Jahren widmet sich der rührige deutsche Verlag Cross Cult dem sympathischen Dämon.

Anlässlich des Jubiläums erschien die Tage der 10. Band bei Cross Cult. - Wer jetzt mitrechnet, sieht, dass immer nur ein Band pro Jahr im Durchschnitt erschienen ist. Das ist für Fans schon eine schwierige Situation; ich persönlich hätte mir da eine höhere Erscheinungsfrequenz gewünscht. Doch will ich mal nicht undankbar sein, zumal gerade dieser neue Band meine große Erwartungshaltung voll und ganz erfüllte!

Es gibt ein kleines Interview mit dem Schöpfer der Figur, Mike Mignola. Darin deutet er an, dass es bereits eine Idee für das Ende der großen Geschichte um Hellboy gibt; es ist aber noch nicht absehbar, wann das passiert. Fest steht aber, dass es große Veränderungen geben wird.

Nun ja, ich denke, die Veränderungen deuten sich nunmehr schon an. Der neue Band erzählt eine durchgehende Geschichte, ähnlich wie der vorherige. Die Macher, als Autor Mignola und nunmehr hauptamtlicher Zeichner Fegredo, konzentrieren sich sozusagen auf die „Meta-Geschichte“ um die Rolle Hellboys für die Geschichte seiner Welt.

Das war von Anfang an so: Hellboy ist eine Ausgeburt der Hölle, da beißt die Maus keinen Faden ab. Er will das nicht sein, und sägte sich seine teuflischen Hörner ab. Aber immer wieder deutet sich an, dass er Teil des Problems ist, das er bekämpft. (Eine Plot-Tradition, die sich auch in der B.U.A.P.-Reihe fortsetzt.)

Die finsteren Mächte, Typen aus der Mythenweltgeschichte (Griechenland, Russland, Japan, Irland†¦) suchen einen Weg, Hellboy auf ihren Weg zu bringen; er soll der Herrscher der Welt nach ihrem Untergang sein. Nunmehr - im 10. Band - konzentrieren sich die Erzähler und ihre Figuren darauf, die End-Schlacht vorzubereiten. Dazu wird auf Material aus den vorherigen Bänden zurück gegriffen, Hekate steht wieder auf als Kriegsgöttin; Hellboy trifft alte Bekannte wieder; es gibt immer wieder Bezüge zu Stories vor allem der (deutschen) Bände 4 und 7.

Riesen suchen England heim. Hellboy wird in einen Kampf mit ihnen hineingezogen und flippt dabei aus. Diese Schlacht entpuppt sich im Laufe der Erzählung als Knackpunkt für die Entwicklung des Plots. Hier wissen die Erzähler geschickt ihr Garn zu spinnen.

Eine sehr interessante Nebenfigur, die bereits zuvor (Band 9) auftrat, wird hier näher vorgestellt: Eine Art Wildschwein, mit „bürgerlichem“ Namen: Gruagach von Lough Leane; auch bei solchen Nebenfiguren machen sich die Autoren die Mühe, sie interessant und vielschichtig zu schildern - hier: eine tragische Gestalt.

Und es gibt Enthüllungen - die ich hier nicht verrate. Hellboy hat interessante Ahnen†¦ Mignola schreckt vor nichts zurück, wenn es darum geht, Mythen und Sagen zu verarbeiten. Und das tut gut; er kann dies nämlich auf eine Art und Weise, die nicht nervt. - Mal ehrlich, wer will schon noch einmal den x-ten Band über Trolle und Zwerge, oder Artus†˜ Tafelrunde lesen? Ja, ich weiß, es gibt da Interessenten; zu denen gehöre ich aber nicht. Aber in diesem Rahmen nehme ich auch die klassischen Stoffe gerne an.

Der „neue“ Hellboy-Zeichner hat sich etabliert. Das ist gut so; schon Band 9 war ja ein Augenschmaus. Fegredo kombiniert hervorragend seinen mit dem Stil Mignolas. Er kann sich anpassen, ohne sich zu verleugnen. Ich kannte den Zeichner vorher nicht; lediglich eine Hellboy-Zeichnung in einer Galerie in einem Vorgängerband stammte von ihm. Da sah „sein“ Hellboy ganz anders aus als jetzt. In den Galerien, die zunächst in den HB-Bänden am Ende angehängt waren, durften internationale und deutsche Zeichner ihre Version des großen roten Jungen präsentieren. Da sah er dann entsprechend auch jedes Mal anders aus; halt auch der von Fegredo.

Mignola ist jedenfalls sehr zufrieden mit Fegredos Arbeit. Und ich auch! Seine Figuren sind auf jedenfalls dynamischer als die von Mignola, aber der leicht reduzierte, auf das Wesentliche konzentrierte Stil wird gekonnt fortgeführt. Einen Kritikpunkt hätte dann doch: Mehr als sonst gibt es Wiederholungen, zumeist zu Kapitelangfang. Diese sind sicher dem Umstand geschuldet, dass die „Kapitel“ ursprünglich eigenständige Hefteditionen waren, zwischen deren Erscheinungen einige Zeit lag. Den Heft-Lesern wird dadurch der gedankliche Anschluss erleichtert, aber in diesem Kompendium wirkt diese Verfahrensweise redundant.

Der 10. Band könnte ein Wendepunkt sein. Hellboy kommt seiner höllischen Mission näher; alles ist wieder offen. Ich habe auch den Eindruck, dass die Erzählung düsterer wird(mitunter wirken die Bilder fast zu dunkel). Leider werden nur neue Knoten geknüpft, aber kaum welche gelöst; es bleibt also spannend. Insofern ist es Schade, dass man jetzt wohl wieder ein Jahr warten muss†¦


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Juni 2010

Geschrieben von T.H. , 16 Juli 2010 · 680 Aufrufe
Meine Leseliste 2010
Da jetzt Urlaub vorbei ist, wird nun erst mal die Leseliste von Juni eingestellt...

E.E. Knight: "Wolfsdämmerung" - Vampire Earth 2.
Diesmal wurde der "Wolf" zur "Katze", was man bei dem deutschen Titel gar nicht vermutet hätte. Unser antikurischer Widerstandsheld verärgert einen Vorgesetzten, entzieht sich dem Militärgericht, indem er sich als "Katze" anwerben lässt, wird also zu einer Art Wühlmaus ausgebildet, der sich durch das Kur-Gebiet schlagen kann. Habe mal was kurz dazu in meinem Blog aufgepinselt, wen es interessiert.
Wieder gilt: Keine hohe Literatur, sogar ein ziemlich tirvialer Abgang, aber insgesamt spannend, unterhaltsam, lesenswert, eine runde Sache, da auch Facetten zwischen den Hauptfeinden - Kur, Schlächter, Quislinge gg. die Menschen der freien Zonen - aufgezeigt werden.
8 / 10 Punkte

Neil Gaiman: "Marvel 1602" - Graphic Novel, Artwork von Andy Kubert und Richard Isanove, den kannte ich ja schon von "Der dunkle Turm". Letzterer hatte mir nicht so dolle gefallen; da fand ich die Zeichnungen zu flächig und glatt. Einen ähnlichen Stil haben wir ja hier auch, aber die Zeichnungen bekamen deutlich mehr Schraffuren, mitunter so viel, dass sie wie Holzschnitte oder Stiche wirken - halt angemessen an den Inhalt.
Gaiman siedelt die Marvel-Superhelden in die Zeit Elisabeth I. Besonders eindrucksvoll ist Captain America als riesiger Indianer...
Die Story dieser Miniserie, die hier in einem Band vorliegt, ist ziemlich komplex, schnelle Szenewechsel, man muss sich teilweise ziemlich konzentrieren.
9 / 10 Punkte

Cormac McCarthy: "All die schönen Pferde" - neben "Grenzgänger" nun mein zweiter Roman aus der Border-Reihe. Wieder einfach nur schön und traurig. Das ist einfach ... einfach, wahr, dabei auch auf seine Weise spannend. Was soll man sagen?
10 / 10 Punkte

Angelo Petrella: "Nazi Paradise" - Roman bei Maas, Pulp Master. Zu dem Roman kann man sicher mehr sagen/schreiben; zumal das Vorwort von Thor Kunkel stammt, der auch gleich Bezug nimmt zu seinem Werk "Endstufe", wo es - ähnlich wie bei Petrella - um die Innenansicht eines Faschisten geht. Aber eigentlich ist es doch was ganz anderes.
Kann man so was machen? Klar kann man, genauso wie es im Horror/Thriller-Genre üblich ist, aus der Sicht eines Massenmörders, Auftragskillers oder ähnlicher Zeitgenossen zu schreiben. Dass einem der Protagonist nicht sympathisch wird, sollte eigentlich beabsichtigt sein, also normaler Weise...
Dieser Nazi, der hier auf gerade mal kleinen 100 Seiten von sich erzählt, ist keine Dumpfbacke. Allerdings ist er auch kein Ideologe, sein Hass ist wirklich austauschbar, Hauptsache er hat mal wen zum Zusammenschlagen. Neben seiner Skin-"Tätigkeit" ist er krimineller Hacker, der von korrupten Polizisten erpresst wird. Leider geht der Job schief, aber dafür sitzt er am Ende mit einem "Feind" am Kneipentisch...
Das ganze wird knapp und knackig beschrieben, die Gewalt ist in der Szene allgegenwärtig und wird dadurch nicht sonderlich hervorgehoben. Das gibt aber zu Denken... Insgesamt schon eindrucksvoll, auch wenn es mich nicht vom Sessel hob.
7 / 10 Punkte

Harris: "Vaterland" -habe nun endlich den Klassiker auch gelesen. Wird ja Zeit...
Der Film hatte mich seinerzeit nicht so dolle beeindruckt; irgendwie fand ich es unglaubwürdig, dass man so lange den Holocaust verschweigen könne, zumal Millionen davon betroffen und sehr viele Leute in Nazideutschland damit beschäftigt waren. So wie es Harris aber in seinem Buch schildert, erscheint mir diese Möglichkeit nun durchaus plausibel. U.a. ist ja der Gedanke nachvollziehbar, der auch durch das Zitat von Primo Live untermauert wird, dass das Ausmaß dieses Verbrechens so monströs ist, dass man unter Umständen gar nicht glauben kann (und mag), dass das wahr sein soll.
Diese "Umstände" kann Harris ja auch gut herausarbeiten - die relativ wohlwollende Haltung des alten Kennedy gegenüber Nazideutschland und die denkbare Fortsetzung der Appeasement-Politik der USA - könnten auch dazu führen, dass solche "schlechten Nachrichten" nicht gerne aufgenommen werden - auf beiden Seiten.
Also, ich fand den Roman sehr beeindruckend, die Krimihandlung war spannend, das Schicksal der Figuren ging mir nahe.
9 / 10 Punkte


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Mai 2010

Geschrieben von T.H. , 07 Juni 2010 · 857 Aufrufe
Meine Leseliste 2010
Jonathan Barnes: "Das Königshaus der Monster" - Bin begeistert. Hatte ja "Das Albtraumreich..." von ihm noch nicht gelesen, muss ich aber alsbald nachholen. Bin begeistert: Kurios, ironische Gruselpersiflage mir skurrilen, teilweise richtig fiesen Figuren, tollen Einfällen, überraschenden Wendungen und einfach toll erzählt.
10 / 10 Punkte

Richard Matheson: "Der letzte Tag" - eines meiner allerersten "West-SF-Bücher", die je gelesen habe, damals ausgeliehen in der Deutschen Bibliothek in Leipzig. Ja, so was gabs...
Inzwischen hatte ich so gut wie völlig vergessen, was darin stand. Nun also habe ich das Büchlein erstanden und erneut gelesen. Bin nach wie vor von Matheson begeistert!
In diesem, als auch in dem bereits hie erwähnten "Der dritte Planet" (meine Leseliste, genau vor 1 Jahr, Mai 2009) fiel mir auf, dass sein hervorstechendes Thema das Verhältnis von Kindern zu ihren Eltern war. Dabei sind die Rollen (gut, böse; dominant, unterwürfig; progressiv...) unterschiedlich verteilt. Auf alle Fälle nimmt er das Thema "Generations-Konflikt" sehr wörtlich.
8 / 10 Punkte

Brian Keene: "Totes Meer" - klassisch anmutender Zombie-Reißer. Der Held ist ein schwuler, schwarzer. arbeitsloser Mann. Irgendwie kommt er so rüber, als hätte er nichts zu verlieren. Aber er hängt an seinem Leben. Leider sind die Umstände nicht so, dass es ihm leicht gemacht wird, es zu erhalten...
Zuerst sind die Ratten zombifiziert, dann die Menschen, Hunde, Katzen... Eine zusammengewürfelte Truppe rettet sich auf einem Schiff auf das Meer. Leider werden die Fische und Wale (wow, ein Zombie-Wal!) auch von "Hamelns Rache" infiziert; zum Schluss gar die Vögel. Das erinnerte dann schon an die konsequente Art in "Das Reich der Siqqusim"...
Für die volle Punktzahl leider zu durchschnittlich.
7 / 10 Punkte

Jens Lossau & Jens Schumacher: "Der Schädeltypograph. Der Gutenberg-Krimi"
4 CDs, Societäts-Verlag, 2003, szenische Lesung mit den Autoren, Klaus Dinstühler, Nicole Horbach, Pamela Stenzhorn.
Hmm, war etwas enttäuscht... Ist eine nette Idee: Da werden 23-jährige Leute erschlagen mittels der gutenberg'schen Typen. DAs Ganze spielt in der Gegenwart; insofern ist der Untertitel etwas irreführend, obwohl Gutenberg mittelbar doch was damit zu tun hat (nicht nur seine Buchstaben). Ermittler sind so was wie die deutsche Akte-X-Abt. des LKA (oder BKA?), eine SK 66, ermitteln, wenn es mysteriös wird.
Am Ende ist da gar nichts mysteriös.
Die Auflösung fand ich einfach nicht gut.
Die Figuren waren teilweise recht originell und amüsant. Die Lesenden - wohl eher keine Profis (???) - haben sich doch mächtig ins Zeug gelegt, und mitunter ihren Figuren wunderbare stimmlich differenziere Charaktere verpasst. Das war nicht übel. Aber insgesamt eher mau; sowohl Plot als auch kriminalistische Spannung.
5 / 10 Punkte

...und dann: 3 x BATMAN -Comics

Sam Kieth: "Batman / Lobo" - rasantes Haudrauf-Comic mit "beschwingten" Bildern, nimmt den Dunklen Ritter nicht ganz so ernst. Herrlich!!!
9 / 10 Punkte

"Batman" - Klassiker der Comic-Literatur, ausgewählt vom F.A.Z.-Feuilleton - was hier durch Dietmar Dath vertreten wurde, der das Vorwort verfasste. Ansonsten ein Querschnitt durch 70 Jahre Batman. - Nun ja, ich komme mit dem Taschenbuchformat der wohl ursprünglichen Alben-formatierten Blätter nicht klar: Sprich: ist zu klein, zu blöd zu lesen... Aber ist schon toll zu sehen,wie sich die Gestalt des Dunklen Ritters wandelte.
5 / 10 Punkte

"Batman Taschenbuch" Nr. 16 aus dem Bastei-Verlag, 1982, schöne Stories aus dem Leben der vermeintlichen Superhelden, Batman, Robin und Batwoman. Machte Spaß, aber das moderne Bild von B. gefällt mir besser.
6 / 10 Punkte


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Wolfsdämmerung

Geschrieben von T.H. , 05 Juni 2010 · 1.224 Aufrufe
Subjektive Eindrücke zur Lektüre
E.E.Knight:
"Vampire Earth" Band 2


Keine Ahnung, warum der Band nun so heißt, wie er heißt. Ist halt ein Wort, daher wohl für eine deutsche Veröffentlichung passend. Der amerikanische Originaltitel passt mehr zum Inhalt: "Choice Of The Cat". Denn darum geht es:

David Valentine ist inzwischen so was wie ein kleiner Offizier im Krieg der freien Menschen gegen die Kur-Herrschaft. Allerdings hat er einen blöden Chef. In einem Gefecht gegen die außerirdischen Hilfstruppen der Kur, die Grogs, muss Valentine eine Entscheidung gegen den Befehl seines Chefs treffen. Er überlebt, aber ihm droht nun ein Kriegsgericht.
Da rekrutiert ihn eine Katze - eine Art Geheimagentin, die vornehmlich im Kur-Gebiet agiert. Das rettet seinen Arsch - um es mal ordinär auszudrücken. Sie wählt ihn aus und bildet ihn aus.
Allerdings wird er im Laufe dieses Romans nicht immer die Erwartungen erfüllen, die sie / oder man / in ihn setzt. Dafür lernt er - und damit der geneigte Leser - die Welt nach der Kur'ischen Unterwerfung näher kennen. Die Rollenverteilungen zwischen Widerstand und "Quislingen", also Verrätern und Kollaborateuren, zwischen Menschen und Außerirdischen, ist nicht so geradlinig, wie es sich vielleicht nach Band 1 abzeichnete. Es gibt Überlappungen, eigenständige Überlebensformen und Klein-Gesellschaften bei den Menschen, als auch bei den Grogs. Valentine lernt neue Feinde und neue Freunde kennen.
Zudem ist das Buch in angemessenen Abständen mit Schlacht-Szenen und Gefechten ausgestattet. Und es bleibt tatsächlich spannend bis zum Schluss. Am Schluss greift der Autor allerdings in die Gähnen erzeugende Mottenkiste erzähl-technischer Dramaturgie. Na ja, wir bleiben schon auf dem Kurs trivialer Unterhaltung.
Hauptfeind ist das im 1. Band angedeutete "verbogene Kreuz". Gemeint ist das Hakenkreuz. Und es soll natürlich an die Nazis erinnern. Die meisten im Roman auftretenden Personen können allerdings mit dieser historischen Reminiszenz nichts anfangen; auf sie wirkt das Symbol trotzdem bedrohlich, weil die Leute - Menschen, Grogs und Schlächter (normalerweise von den Kur ferngesteuerte Avatare, die Leute killen um deren Lebens-Auren für die Kur abzuziehen, ziemlich unüberwindliche Burschen mit 2 Herzen) - einen üblen Ruf pflegen.
Valentine und seine neue Katzen-Ausbilderin wollen diesem Verein auf die Spur kommen.
Am Ende wird der Haufen und ihr General aufgemischt - der repräsentiert ebenfalls eine Symbiose zwischen Menschen und Kur, mehr will ich da lieber nicht verraten, aber dass das so ist, wird sicher schnell klar beim Lesen.
Das Ende: Da gibt es eine sehr brenzlige Situation für den Helden, dann eine lange Erklärung des Bösewicht, was ihn bewog, so böse zu sein und die Rettung deus ex machina - also eine klassische Trivial-Komposition. Aber gut, es bleiben eigentlich keine Fragen offen. Interessant, wie jetzt die Handlung fortgesetzt wird, denn eigentlich könnte hier Schluss sein.


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April '10

Geschrieben von T.H. , 04 Mai 2010 · 822 Aufrufe
Meine Leseliste 2010
..habe ich schon erwähnt? Dies wird für mich wohl ein Neil Gaiman-Jahr. Wird ja auch Zeit. Der Mann hat es drauf, finde ich.

Nail Gaiman: "American Gods" - Die seltsamen Abenteuer des melancholischen Shadow in einem abgehalfterten Amerika, in das mit seinen Einwanderern einst auch deren Götter einzogen. Nun geht es ihnen gar nicht mehr so gut, zudem müssen sie sich gegen die Neuen Götter unserer modernen Welt erwehren.
Der Roman ist weit unspekatkulärer als ich es mir bei diesem Thema gedacht hätte. Gaiman lässt sich viel Zeit bei seiner Erzählung, nebenher gibt es auch noch eine Kinderentführungs-Krimistroy, die zu einem - dann aber durchaus vorhersehbaren - Ende führte.
9 / 10 Punkte

Thor Kunkel: "Schaumschwester" - ziemlich cooler Roman. Hat Spaß gemacht, auch wenn die Krimi-Handlung eventuell, vielleicht ein bisschen zu aufgesetzt ist. Aber die Idee, dass wir trieb gesteuerten (männlichen) Menschen unseren Untergang mittels künstlich-intelligenter Sex-Puppen selbst heraufbeschwören werden, hat ja was.
Eine kleine Rezi dazu auf buchrezicenter.de
9 / 10 Punkte

Simon R. Green: "Wächter der Menschheit" - also, ich wollte es ja so, oder doch nicht? Ich habe seit geraumer Zeit richtig Bock auf Triviales und auch ein paar richtig tolle Lektüreerlebnisse gehabt. Nun also dieser Schmöker, der mich ein wenig im Plot an HELLBOY erinnert: Da gibt es seit vielen Generationen eine Organisation = Familie, die die wahren Gegner der Menschen bekämpft, Dämonen, Monstren und so.
Dazu wird das Buch sehr fetzig beworben, mit Anklängen an James Bond (die Vorlage dazu bietet das Buch natürlich selbst). Aber ach - ich fand es einfach nur langweilig, gar nicht witzig, gar nicht spannend. Habe es nicht zu Ende gelesen, also kann es ja möglicher Weise noch besser werden, ich habe nur die Lust verloren, es heraus zu bekommen.
2 / 10 Punkte

Edgar Wallace: "Der Hexer" - also weiter mit trivialen Büchern. Hier ein echter Klassiker. Na ja... List sich flott weg, ist auch ein bisschen spannend, aber die Filme - so trashig die auch sein mögen, sind wesentlich besser also dieser Roman. Aber das Ganze hat seinen besonderen altertümlichen Charme und macht Laune, daher doch
7 / 10 Punkte

Hörbücher:

Jörg Kleudgen: The House Of Usher Archive One. 7 Stories aus COSMOGENESIS, 2 CDs, gelesen von Christian von Aster.
9 / 10 Punkte

Roald Dahl: "Der Weg zum Himmel" 1 CD, 3 Kriminalhörspiele
8 / 10 Punkte

Umberto Eco: "Wie man mit einem Lachs verreist und andere Ratschläge" - ironische Erfahrungen des Meisters.
8 / 10 Punkte


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2 halbe Tage in Berlin

Geschrieben von T.H. , 25 April 2010 · 774 Aufrufe
Ich war dabei...
Happy Birthday, ANDYMON!
Für mich schon wieder Geschichte: Der AndYcon. Zur Zeit, da ich dies schreibe, läuft er sogar noch...
War ja eine gute Nachricht damals, als es aus Berlin in die Provinz schallte: Andymon feiert seinen 25. Geburtstag mit einem Con und das im Zeiss-Großplanetarium. Da musste ich hin!
Nun ist as heutzutage - mit Familie und so - gar nicht mehr so einfach. Wir haben aber seit geraumer Zeit eine recht gute Art gefunden, solche Events zu bestehen. Das Geheimnis liegt im Kompromiss. So war ich wenigstens am Samstag zur Convention , Sonntag dann mit meinen Leuten in Sachen Kultur in Berlin unterwegs. Und in jedem Falle kann man was erleben...

Samstag
Vielen Dank erst einmal an die Con-Planer für die infrastrukturellen Tipps. Wir kamen in dem empfohlenen Hotel in der Nähe des Tierparks unter. Muss sagen: Empfehlenswert, für 4 Sterne nicht allzu teuer, gut erreichbar, gute Basis für Erkundungen in die Stadt. Hotel selbst auch toll, obwohl es in einem ehemaligen Wohnblock untergebracht ist.
Das Fahren mit Berliner S- und U-Bahnen ist ja schon mal ein Erlebnis. Besonders wenn man mal falsch aussteigt. Dann jemanden zu finden, der einen auf Anhieb sagen kann, wie man zur Prenzlauer Allee kommt, gestaltete sich als nicht einfach.
Das Zeiss-Planetarium weckte Erinnerungen, an die großen Treffen in der DDR-Zeit, an denen ich als frisch-gebackener SF-Fan teilnahm. In der Erinnerung war übrigens alles noch größer. Obwohl es heute größer erscheinen sollte, denn es waren weniger Leute anwesend als damals. Doch ist das Problem jedes sercon SF-Cons, befürchte ich.
Die Leutchen verliefen sich etwas in der recht großen Vorhalle. Doch konnte ich „alte“ Bekannte treffen, das war schön!
Ich gehe gerne zu den Veranstaltungen auf solchen Cons. Schade dass es keine Tageskarte gab. Entweder man wollte alles oder musste für jede Veranstaltung ein Extra-Ticket erwerben. Ich denke, da hat man sich ein paar Erträge durch die Lappen gehen lassen, denn es gab ein paar Leute, die so ein Tages-Ticket gerne hätten, dann aber, als sie keine bekamen, sich genau überlegten, ob sie denn nun für 5 Euro wirklich diesen oder jenen Vortrag hören wollten.

HPN, Dr. Both & Mr. Scheffler und die Fanzines in der DDR
War interessant. Interessant war auch die Form der Präsentation, denn sie hatte eigentlich keine, hat aber trotzdem geklappt. Anlass für diesen Programmpunkt war die Fertigstellung eines Büchleins zum Thema. Die 3 Musketiere, äh, Referenten erzählten locker vom Hocker über die ollen Fanzines, darüber, wie sie da ran gekommen sind, welche Bedeutung sie hatten.
Ein richtiger Vortrag wurde das nicht, man warf sich in wenig die verbalen Bälle zu und ging auf Fragen aus dem Publikum ein. Zur Verfügung stehendes Multimedia-Equipment wurde nicht eingesetzt, lediglich ein Bild mit den Covern von drei Büchern der Autoren zum Thema eingeblendet. Dafür drängelte sich immer mal der Bildschirmschoner vor... Warum konnte man nicht mal ein paar der Fanzines an die Wand beamen, statt sie nur vom Podium aus in die Luft zu halten?

ANDYMON
Der Club hat seinen Namen von einem Buch von Angela und Karlheinz Steinmüller. Dies musste natürlich gewürdigt werden.Es gab einen jungen Referenten, der sich auf wissenschaftlicher Basis dem Thema näherte, wobei er die alte Fassung des Buches aus der DDR-Zeit mit der neueren aus dem Shayol-Verlag verglich. Das Thema ist ja sogar interessant, denn man kann die Autoren (für die stellvertretend Karlheinz S. anwesend war) danach fragen, warum jetzt etwas anderes da steht als damals.
Interessant war, das die Unterschiede gar nicht so gravierend sind und dass hier das Thema Zensur in der DDR exemplarisch nicht wirklich abgehandelt werden konnte.
Dass diese Vergleiche von Text-Fassungen sogar eine eigene Disziplin der Geisteswissenschaften ist, nicht nur ein Unter-Thema der Literaturwissenschaft, war dabei eigentlich das Verblüffendste für mich. Allerdings konnte ich nur - wohlwollend ausgedrückt - staunen, womit sich Wissenschaftler so alles so ernst beschäftigen. Ich halte diese Disziplin nicht für „abendfüllend“...

Glukhovsky rules!!!
†¦ oder wie hießt das auf Russisch? Der Mann fetzt! Ich hatte ihn ja schon vor einem Jahr in Leipzig erlebt. Auch wenn es diesmal deutlich weniger Leute waren, so wusste er wieder durch seine Art zu faszinieren.
Zuerst wurde etwas gelesen, der Autor in Russisch, Simon Weinert in Deutsch. Ich hatte bei der deutschen Lesung den Eindruck, der Vortragende hatte zu wenig Licht. Das konnte dem Autor nicht passieren, denn er las direkt vom Laptop-Bildschirm ab.
Die Diskussion danach, die Hardy Kettlitz führte, war sehr ergiebig. Da erfuhr man u.a., warum Metro 2034 eben nicht wie Metro 2033 ist und das man dies von ihm auch nicht erwarten darf.
Wobei es zumindest in der deutschsprachigen Edition schwierig wird, diese Erwartungshaltung nicht aufkommen zu lassen, wo doch die Einbandgestaltung nichts Anderes zulässt. Aber es gibt, so führte er aus, im Russischen bereits andere Autoren, die genau da aufsetzten, wo er mit Metro 2033 aufhörte. Er hat seine Welt absichtlich anderen Autoren geöffnet, aber ihn selbst interessiert dies wenig. Auch wenn er bei anderen Verwertungen von Metro 2033 sehr wohl gefragt und mit ins Boot geholt werden möchte, so hat er auch die Dialoge für das Video-Spiel zum Buch selbst verfasst.
Demnächst gibt es auch was Neues von ihm im Deutschen, was in eine völlig andere Richtung geht, allerdings kann er sich vom Apokalyptischen wohl nicht trennen...

Sonntag, oder: Die Kleiderordnung in Berlin
Im Zeiss-Planetarium musste man alle Taschen und losen Kleidungsstücke in der Garderobe abgeben. Soll das was mit Anti-Terror-Schutz zu tun haben? Na ja, wir sind schließlich in Berlin...
Am Sonntag besuchten wir das Neue Museum auf der Museumsinsel. Nach einer gar nicht mehr so langen Schlange, die zu einem Großteil deshalb doch noch so lang war, weil die Verkäuferinnen den Besuchern die etwas komplexen Eintrittspreis-Gestaltungsregeln erklären mussten, konnten wir an 3 außen stehenden und einer Vielzahl innen stehenden Einlasskontroll-Leuten das Heiligtum betreten.Von der Vielzahl der Bediensteten wies uns niemand zurecht, wie wir mit unseren Jacken zu verfahren haben. Das ging dann aber drin dafür umso lustiger zu.
Beim Ersten sollten wir die Jacken auf keinen Fall lose tragen. OK, banden wir sie uns um die Schultern. Bei der nächsten ging das nicht durch, da musste die Kinderjacke unbedingt um die Hüfte gebunden werden (anziehen ginge natürlich in jedem Falle auch, wollten wir aber nicht, da es warm war). Der Dritte dann wies uns darauf hin, dass das Tragen der Jacke, um die Hüfte gebunden, gar nicht geht! - Wat denn nu?
Das Ganze frustrierte ziemlich. Kennt jemand den Grund für diese Jackenbehandlung in Berlin?
Nun ja, die Nofretete haben wir auch gesehen...
Das Museum hat übrigens vier Etagen, wobei es nach oben immer weniger Leute verschlägt, dafür ist Parterre richtig dicke Luft. Allerdings ist da gar nicht die Nofretete... Ich staunte, wie viele Leute auf einmal ihr Interesse an altertümlichen Schriftrollen entdeckt haben und ich frage mich,was jetzt im Bode-Museum zu sehen ist, das so was ja bislang beherbergte..


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Stammtischgeflüster: "In diesem Universum ist nichts harmlos."

Geschrieben von T.H. , in Subjektive Eindrücke 11 April 2010 · 362 Aufrufe

Neulich war mal wieder SF-Stammtisch in Halle/Saale. Da werden ja auch immer wieder olle Kamellen gewälzt, also in den Erinnerungen gekramt. Wie das so ist bei "alten Männern".
Irgendwie kamen wir auf BLADERUNNER zu sprechen. Da hatte ich doch mal was gelesen, und für SOLAR-X was geschrieben. Da ich mich selbst kaum noch richtig erinnern konnte, habe ich den alten Artikel ausgekramt. Hier ist er.
Es ist eine Art vergleichender Rezension - zwischen dem Buch von Dick, dem Film von Ridley Scott und den Buchfortsetzungen von Jeter.

"In diesem Universum ist nichts harmlos." (S. 228)
K.W. Jeter:
Blade Runner. Die Rückkehr (Deckards Weg / Die Nacht der Replikanten)
Heyne 06/6468

Wäre ich zu dem Zeitpunkt, da ich sie gesehen hatte, nicht schon längst SF-Fan, dann wären es zwei Filme, die mich dazu gemacht hätten: "Blade Runner" und "Alien". Beide bekanntlich vom selben Regisseur; und der Film, der mich vollends für das Thema Vampire eingenommen hat, wurde von dessen Bruder gedreht ("Begierde"). Was für eine Familie! Wahrscheinlich wurde "Alien" weit mehr kommerziell und inhaltlich ausgebeutet als "Blade Runner" - Fortsetzungsfilme, Bücher, Romane, Comics, Merchandising, Spielzeug, doch "Blade Runner" wurde wahrscheinlich unter seinen Fans in weit größerem Umfang diskutiert.
Eine Internetrecherche gab mir schnell darüber Auskunft und machte meinen Plan, die Herausgabe der nun zusammen in einem Band gesammelten Jeter†™schen Fortsetzungen des Stoffes zum Anlass zu nehmen, mal ordentlich in die Mottenkiste zu greifen und das Blade-Runner-Universum auszuleuchten, zunichte. Es scheinen alle Fragen beantwortet! Und für die Neueinsteiger und Leute, die immer die gleichen Fragen stellen, gibt es eine FAQ-Seite in mehreren Sprachen, die genau die Fragen sammelt und beantwortet, auf die wahrscheinlich jeder stößt, der Film und Buch von Dick genossen hat. Also was soll†™s?
Nun, so ganz will ich es nicht lassen: Als Dick seine Geschichte schrieb - "Träumen Androiden von elektrischen Schafen" (1968) - gab es interessanterweise die Bezeichnung "Blade Runner" noch gar nicht. In der deutschen Buchausgabe, die mir vorlag, wird diese Bezeichnung aber kräftig verwendet; Jeter macht es natürlich auch. Der Titel stammt von einem gewissen Alan Edward Nourse (1929 - 1992), der damit einen Roman über Schmuggler illegaler medizinischer Gerätschaften betitelte (1974). Kein geringerer als William S. Burroughs (1914 - 1997) machte daraus 1979 ein Filmskript "Bladerunner (A Movie)". Scott kaufte den Titel, verwandte ihn aber dann ganz anders. Komische Genesis eines so populären Namens. Jeter greift diese Problematik übrigens auf: Sein kleiner Exkurs in die Entstehungsgeschichte der Replikanten und ihrer Produzenten leitet den Namen aus dem Deutschen ab, da wurden sie nämlich das erste Mal gebaut und hießen "Bleibruhiger" (S. 177), und waren demnach selber Replikanten, die andere, außer Kontrolle geratene "Artgenossen" zur Strecke bringen, also ruhig stellen - in den Ruhestand versetzten - sollten. Und weil das so ähnlich klang, heißen sie jetzt halt Bladerunner ... Vielleicht macht sich Jeter damit etwas lustig über die real passierte seltsame Namensfindung?
Im NETZ herrscht übereinstimmend die Meinung vor, dass Dicks Buch und Scotts Film eigentlich nicht viel gemein haben. Dies kann ich nach Lektüre und Ansehen beider Quellen nicht unbedingt bestätigen. Viele Details finden sich im Buch und Film, so z.B. das Testverfahren, mit dem Blade Runner Replikanten/Androiden überführen. Die Dick†™schen Figuren findet man im Film wieder, wenn auch unter anderen Namen und teilweise mit verändertem Charakter. Keine Ahnung, warum die Replikanten im Film teilweise anders heißen als die Androiden in Dicks Buch. So heißt Leon Kowalski (im Film der erste Replikant, dem der Zuschauer begegnet, den Holden nach seiner Mutter befragt und als Antwort eine Kugel in die Brust abbekommt) in Dicks Buch Polokov, entspricht aber dem literarischen Original. Vielleicht war Scott und seinen Drehbuchautoren Polokov zu russisch? Pris, die zwar ihren Namen im Film behält, ist aber äußerlich eine ganz andere (siehe weiter unten).
Die Schlangentänzerin des Films war eine Opernsängerin. Der Roy Batty bei Dick bleibt Roy Batty (in der Ausgabe von Dicks Buch, die mir vorliegt, wird er aber nur mit einem "t" geschrieben, und hat eine Frau, wie Deckard übrigens auch - wieder ein Mosaiksteinchen in der immer währenden Frage nach den Unterschieden zwischen Menschen und Nicht-Menschen?).
Und warum hat Scott die Handlung eigentlich von San Francisco nach L.A. verlegt? Die Film-Welt ist dunkel und verregnet; doch die des Dick†™schen Buches eigentlich viel trüber, auch wenn da mal die Sonne durchkommt. Nach einem Weltkrieg fällt täglich nuklearer Niederschlag, so gut wie alle Fauna ist ausgerottet - als erstes starben die Eulen - da bekommt die Eulenszene im Film eine ganz andere Wirkung und tatsächlich wirkt es dann auch wesentlich stärker, wenn Deckard im Buch auf die Frage, ob die echt ist, zunächst ein "Ja!" als Antwort erhält. Im Film wird das regelrecht abgeschwächt, da scheinen künstliche Tiere ohnehin wichtiger als natürliche zu sein. Bei Dick sind sie nur ein preiswerter Ersatz, und der Besitzt eines Tieres, eines echten!, ein absolutes Statussymbol, für das sich der volle Einsatz lohnt.
Der Buchtitel bei Dick bekommt da auch eine doppelte Bedeutung, denn von etwas träumen bedeutet ja auch, es zu begehren. Und da die Menschen übermächtig vom Wunsch nach echten Tieren beherrscht werden, könnte jemand, der unbedingt ein "elektrisches" Schaf haben will, ja kein Mensch sein. Nun ja, wer es gelesen hat: Deckard hat zunächst ein Kunstschaf auf dem Dachboden zu stehen ...
Komischerweise erhält irgendwie das viel ältere Buch (1969) eine Rückwirkung vom Film (1982): Da reflektiert Isidore, der Tierklinikmitarbeiter, über seine erste Begegnung mit Deckard, dem Blade Runner: "In dem unsicheren Licht erschien ihm der Prämienjäger als ein mittelgroßer, nicht sonderlich eindrucksvoller Mann. Rundes, glatt rasiertes Gesicht wie ein Büroangestellter, pflichtbewusst und freundlich; nach außen hin wirkte er ganz anders, als Isidore ihn sich vorgestellt hatte." (Dick: "Blade Runner", Heyne SF 3969, S. 171) Ich möchte hinzufügen: anders, als man ihn sich nach dem Film vorgestellt hatte. Tatsächlich ist Deckard bei Dick ein der Gesellschaft aufgeschlossener, konformer und loyaler Mann, der zunächst den uns komisch anmutenden Idolen seiner Welt nacheifert wie jeder normale Mensch seiner Welt auch. Er wird langsam zum Zweifler, aber nicht mal vollends. Im Film ist er von vornherein ein desillusionierter, abgebrühter Aussteiger, dem immer mehr Zweifel an seinem Tun kommen und den der Zuschauer bereits nach seiner Karriere als Blade Runner kennen lernt. Beide Deckards haben übrigens eine Affäre mit Rachael, der Replikantin.
Isidore aus Dicks Buch erscheint als Sebastian im Film; beide wohnen jeweils im riesigen, verlassen Haus mit den selbstgebastelten Freunden und nehmen die Andys/Replikanten auf. Isidore ist er aber ein geistig Minderbemittelter (oder anders Begabter, denn als Jugendlicher konnte er die Zeit zurück laufen lassen und damit Tote wieder beleben, was ihm aber ausgetrieben wurde), Sebastian ist im Film der hochbegabte Biotechnologe mit Methusalemsyndrom. Bei Jeter tauchen dann beide Figuren wieder auf! Auch Sebastian, den man vielleicht tot wähnt, aber er hat überlebt und zog mit seinen "Freunden" und seiner geliebten Pris, die auch nicht vollends tot war, in die zerstörten Vorstädte von L.A. Er hat als Biotechnologe Pris wieder so weit zusammengeflickt, dass sie existieren kann, doch hat sie Schäden zurückbehalten, sowohl seelische, als auch physische: Sie gleicht einem Zombie - Im Verlauf der Handlung wird noch einmal auf sie geschossen - in den Kopf, aber danach kraucht sie immer noch weiter und es bleibt unklar, ob sie nun tot ist oder nicht. Isidore hat bei Jeter die Tierklinik (für künstliche und echte Tiere; die nun natürlich auch in L.A. ist ...) von seinem inzwischen toten Chef übernommen und führt die erstaunlich gut, dazu auch eine Art Hilfsdienst für entflohene Replikanten. Ein interessanter personeller Spagat, den Jeter da betreibt; aber warum nicht? So richtig ernst muss man die Sache ja nicht nehmen. Jeters Isidore bringt übrigens eine interessante Härte ins Spiel, die allerdings leider nicht weiter verfolgt wird: Er vergleicht die Blade Runner mit den deutschen Nazis (S. 74 und 78).
Die Pris bei Dick war übrigens aus derselben Baureihe wie Rachael, glich ihr also aufs Haar, was natürlich zu Komplikationen und Konflikten führte, die Jeter auf seine Weise verstärkt mit anderen Personen wieder aufgreift: Rachael ist nämlich nach dem Vorbild der Nichte des Tyrell-Chefs konstruiert worden, und diese, Sarah, holt Deckard aus seinem Exil, um ihm einen neuen Auftrag zu erteilen. Des weiteren erscheint das Original, nach dem der Replikant Roy Batty (im Film Rutger Hauer in seiner wohl besten Rolle?) entstand, der einem Verschwörungswahn (Regierungsverschwörung gegen die Blade Runner Garde) verfallen ist, ebenfalls etwas mit Sarah Tyrell zu tun hat und den seit einem Jahr schwer verletzt in der Klinik liegenden Holden quasi reanimiert, ihm künstliche Körperteile und Innereien in einer Replikanten-Reperaturwerkstatt verpassen lässt, um ihn vor seinen Karren spannen zu können. Ja, da gibt es mannigfaltige Verwirrungen, die in Gänze hier aufzuzählen müßig wäre. Davon lebt der Roman Jeters. Zusätzlich von dem Spiel, das er mit dem Leser betreibt, indem er immer wieder Bilder des Filmes heraufbeschwört, um sie dann in einem anderen Licht erscheinen zu lassen. Wir erfahren z.B., warum die Tyrell-Pyramide so gebaut ist, wie sie gebaut ist. Dies hat eine destruktive Funktion, die auch zum Zuge kommt.
Ein paar dieser Film-Bilder werden aber auch regelrecht verunglimpft (aus meiner Sicht), so das von der Taube, die Roy bei seinem Tod in den Himmel steigen lässt; Jeter beschreibt die Taube als schmutzige Ratte der Lüfte ...
Jeter scheint sich wirklich sehr genau mit dem Stoff auszukennen, denn einige der Fragen, die in oben erwähnter Fragen-Antwort-Sammlung aufgegriffen werden, auch Fragen hinsichtlich bestimmter Unstimmigkeiten im Film, greift er auf und löst sie im Handlungsgewebe. So z.B. die Frage, warum Holden Leon nicht als Replikanten bereits erkannte, bevor er ihn testet, denn Bryant hatte Deckard ja Bilder von ihm, Roy und den anderen gezeigt. Holden etwa nicht? - Bei Jeter wird dieser Baustein in die Verschwörung eingebaut, der sich die Blade Runner gegenüber sehen ...
Sogar der Aufhänger in Jeters Roman ist ja ein solcher Fehler im Film: Da erwähnte Bryant, der ständig besoffene Chef der Blade Runner, dass sechs Replikanten unerlaubt L.A. erreicht hätten. Das war einfach ein Fehler im Skript; ursprünglich waren es wohl tatsächlich sechs, doch eine Person wurde gänzlich aus dem Film entfernt, aber in der Szene, wo Bryant das erwähnt, hatte man nicht aufgepasst. Und genau dieser sechste wird nun gesucht. Ob er auch gefunden wird? Und wer kann das sein? Jeter hält den Leser hin: Immer wieder sollen Zweifel darüber entstehen, wer denn nun Mensch oder Replikant ist. Dieses Thema wird so sehr strapaziert, dass es eigentlich egal wird. Im Grunde könnte jede® eine® sein. Pris entpuppt sich z.B. als Mensch, die zu einer religiösen Gruppe gehört, die so tun als wären sie Replikanten, sich diesen auch anschließen, um dann genau wie diese um Anerkennung in der menschlichen Gesellschaft und eine längeres Leben zu kämpfen. Als Deckard sie erschoss (im Film), hatte er ja den Test nicht durchgeführt, wusste also nicht wirklich, was sie nun ist. Daher wird ihm jetzt ein Mord an einem Menschen angehängt und er ist deshalb ein Outlaw.
Außerhalb des Gesetztes stehen quasi alle Protagonisten und ihre wahren Ziele haben am Ende kaum etwas mit dieser Frage zu tun, weder bei Sarah, noch bei Holden, Batty oder Deckard. Es wird viel verfolgt, gegrübelt, einander vorgeworfen, Leute getötet (u.a. Bryant, der Vorgesetzte Deckards) und geflucht. Jeter gelingt es leider nicht, die überzeugende, dunkle Stimmung aus Scotts Film zu beschwören, auch wenn er sich noch so viel Mühe gibt. Seine Dialoge sollen an den Film im Besonderen und den film noire im Allgemeinen erinnern, sind aber oft redundant und manchmal auch einfach trivial. In seinen Beschreibungen schießt Jeter sogar mitunter über das Ziel hinaus und wird unfreiwillig komisch, wenn er z.B. eine Uniform als "Kanonenstiefel-Ensemble" (S. 122), oder" "Ihre Toleranzen (als) ... nur so groß wie die Vorhaut einer Mücke" (S. 173) umschreibt. Solche seltsamen Bilder verwendet er zu gerne.
Am Ende - tatsächlich auf der letzten Seite des ersten Romans - gibt es noch eine ordentliche Überraschung, die die große Liebe Deckards betrifft, seine Rachael. Was wie ein happy end aussieht, ist dann doch ein guter Grund für eine Fortsetzung. Roman 2 beginnt ..., nein, nicht da wo der erste Roman endet, sondern direkt mit einer Szene aus dem Film: Als die Schlangentänzerin zur Strecke gebracht wird, Leon sich Deckard schnappt und Rachael ihren neuen Freund rettet. Was das soll? Ist tatsächlich ein Filmdreh - Deckard ist als "technischer Berater" zu der Billigproduktion bestellt und ist entsetzt, zum einen, weil alte Erinnerungen hochkommen, aber zum anderen weil echte Replikanten dabei tatsächlich zu Tode kommen - wegen des Realismus ... Und nicht nur Replikanten, sondern auch ein nun alter Bekannter aus dem ersten Roman: Holden, der Deckard einen sprechenden Koffer aushändigen soll - der Koffer enthält: Batty ...
Da wären also wieder die üblichen Verdächtigen. Und nicht nur das, irgendwie kann man nun ein Erzählschema erkennen: Eingangs wird eine alte (verbrauchte) Hauptperson umgebracht, ein Rätsel steht im Raum, von einer neuerlichen Verschwörung ist gar wieder die Rede. Es gibt eine konspirative Verbindung zwischen Replikanten und den Rep Symps, den Menschen, die mit den Replikanten sympathisieren, wie uns bereits bekannt bei Pris. Noch ein Schema F: Totgeglaubte stehen wieder auf, hier im übertragenen Sinne: Die Tyrell-Coorp. ist nicht vernichtet, sondern existiert nach wie vor, allerdings ihr Schatten (-Imperium). Der Roman widmet sich entsprechend hauptsächlich der Familiengeschichte der Tyrells, wir erfahren die "ganze Wahrheit" über Rachael-Sarah. Dabei bemüht Jeter einen interessanten SF-Trick: Das alte Raumschiff, das letzte, das eine private Raumreise unternommen hatte und scheiterte, liegt auf einer Art Friedhof für Raketentriebwerke, die dadurch vor unbefugten Gebrauch gesichert sind, indem sie in einer Art Zeitfeld gefangen sind; die Zeit scheint still zu stehen. Dort findet sich dann auch (die wahre) Rachael - als Kind, aufgezogen vom Bordcomputer der Salander 3.
Da die Handlung in eine Story zu einem Filmdreh eingebettet ist, kommt eine gewisse Distanz zum Erzählten auf; das kann ja mitunter helfen, hier stört es eher. Dieser Roman konnte mich weniger fesseln als der erste, da Jeter immer wieder dieselben Muster einsetzt. Um diese Romane genießen zu können, muss man den Film gesehen haben und sich der Personen und Handlung noch recht gut bewusst sein, ansonsten ist die Lektüre sinnlos. Jeter versteht es recht gut, die Filmhandlung in seinen Plot einzuweben und dabei direkt die Erinnerungen des Zuschauers zu reaktivieren, allerdings kann das auch etwas langweilen auf Dauer. Jeters Sprache ist eigentlich dann am schönsten, wenn er sich direkt auf den Film bezieht, seine eignen Parts fallen dagegen irgendwie ins Triviale ab.

Blade Runner - The Edge Of Human / Blade Runner - Replicant Night © 1995, 1996 by Philip K. Dick Trust, 2004 d. dt. Ausgabe by W. Heyne Verlag, München, Deutsche Übersetzung von Michael Nagula, 688 Seiten, ISBN 3-453-87918-X


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März 2010

Geschrieben von T.H. , in Meine Empfehlung 05 April 2010 · 745 Aufrufe
Meine Leseliste 2010 und 2 weitere...
Gelesen habe ich in diesem Monat....

... Romane:
E.E.Knight: "Tag der Finsternis"
- der 1. Band der Vampire Earth-Serie. Bin gerade auf dem Trivial-Tripp. Und da gefällt mir sowas. Is nich schlimm, wa?
Die Erde in naher Zukunft: Außerirdische haben die Erde erobert. Sie nutzten das Wissen und die Technologie einer viel älteren, bereits ausgestorbenen Alien-Art, die halt durch solche Tore fremde Welten betreten konnten. Die Kur sind sehr langlebig, dazu benötigen sie die "Auren" anderer Lebewesen - je intelligenter, desto besser die Auren... Daher sind ihnen die Menschen gerade willkommen. Sie schufen eine Reihe von HIlfswesen, Kreaturen, die die Menschen tyrannisieren und ihnen die Auren abziehen.
Es gibt aber menschlichen Widerstand und der Held der Story ist ein junge Kerl, der als "Wolf" - ein Typ, der alles verloren hat und daher auch nichts mehr zu verlieren hat, ausgestattet mit speziellen Kräften zum Waldkämpfer wird.
Die Handlung ist recht spannend, der Hintergrund hinreichend interessant. Mich hats gepackt. Seltsam sind ein paar Züge, die ich noch nicht richtig einordnen kann, und die in komische Richtung gehen: Na ja, die geschilderten Hintergründe sind sicher kein Paradies, ein umgedrehtes Hakenkreuz spielt eine bedrohliche Rolle, welche wird sich noch zeigen...
Und es wurden ein paar Versatzstücke der indianischen Vergangenheit Nordamerikas eingewoben.
8 / 10 Punkte

Vladimir Sorokin: "Die Herzen der Vier" - das soll laut Umschlagtext ein Thriller aus Moskau sein, wo KGB, Mafia, Regierungsstellen etc. miteinander ringen.
Nun, der Umschlagtexteschreiber muss irgend ein anderes Buch gelesen haben. Der kurze Roman ist eine lakonische Dauer-Darstellung sinnloser Gewaltexzesse, nicht gerade hübscher sexueller Ergüsse und völlig sinnfreier Dialoge. Die Vier - 4 Verbrecher - machen irgend etwas, irgendwelche Aktionen, die sind aber durchnummeriert und erschließen sich dem Leser im Grunde gar nicht. Dazwischen dürfen ein paar Veteranen - des Großen Vaterländischen Krieges, des Gulags - ihre Erlebnisse vortragen, daraus moralische Schlussfolgerungen ziehen, um diese entweder selbst ad absurdum zu führen oder gemeuchelt zu werden.
Ich bin ja Sorokin-Fan, doch dieser Text ist echt grenzwertig. - Daher also keine Wertung, weil Fan und ich irgendwie der Meinung bin, dass ich das gelesen haben muss - als Fan - aber empfehlen kann ich es auch nicht...

Dietmar Dath: "Deutschland macht dicht" - endlich mal wieder ein Dath-Buch, das nicht an seiner eigenen Formulierungswut erstickt! Das hat wieder richtig Spaß gemacht: absurdes Theater auf hohem Niveau. Danke für die Kurzweil!
9 / 10 Punkte

Neil Gaiman: "Zerbrechliche Dinge. Geschichten & Wunder" - was soll ich sagen? Einfach großartig!!!
12 / 10 Punkte

†¦ Hörbücher:
Nick Cave: "Der Tod des Bunny Munro"
- Hörbuch, gelesen von Blixa Bargeld. Na, wenn das nichts ist... Na ja, war nicht wirklich was...
Blixa macht seine Sache sehr gut, keine Frage. Aber was für ein Problem hat Nick Cave? Der titelgebende Mann hat nur einen Wunsch: f..., na ihr wisst schon. Sein ganzen Denken, Handeln, Reden dreht sich nur darum.
Sein Leben ist hohl und wird unerträglich, als seine Frau Selbstmord beginnt (also, nicht dass sie ihm "deshalb" fehlen würde, da hat er als Handelsreisender genügend Gelegenheiten). Sein Sohn kann einem Leid tun, aber ansonsten empfand ich das fast ein wenig als Zumutung, habe aber die 6 CDs durchgehalten - das ist eine gekürzte Lesung, was wohl im Roman sonst noh so drinsteht? Na ja, mich interessiert es nicht.
3 / 10 Punkte

Umberto Eco: "Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana" - Hörbuch/Hörspiel. Es ist mehr als nur eine Lesung. In dieser Präsentation gefiel mir das Buch viel besser als damals das richtige Buch. Hier habe ich eher einen Zugang erhalten. Vielleicht liegt es an der Kürzung, denn jetzt war es teilweise richtig spannend.
8 / 10 Punkte

...Comic:
Gaiman: "Sandman. Traumland"
- graphic novel, diesmal ein recht dünner Band, der dritte. aber vier astreine Erzählungen:
"Kalliope" - über eine gefangenen Muse, die erst der eine, dann der andere Schriftsteller ausnutzt und missbraucht
"Der Traum von 1000 Katzen" - über den Traum der Haustier-Katzen von einer anderen Welt, in der sie die Herren und die Menschen ihre Haustiere sind.
"Ein Sommernachtstraum" - Shakespeare hat sein meisterhaftes Theaterstück im Auftrag des Sandman geschrieben, als Abschiedsgeschenk für die real existierenden Feen.
"Fassade" - über die Qualen einer morphogenetisch veränderten CIA-Agentin, die sich nach der Erlösung im Tod sehnt. Da kann ihr Dreams Schwester helfen.
Ich weiß gar nicht, welche Story die beste ist, gefallen haben sie mir alle. Die Shakespeare-Hommage vielleicht doch am wenigsten, obwohl die einen Preis bekommen hat. Aber sie war zu sehr dem alten Dichter nachempfunden, fast zu unselbständig.
10 / 10 Punkte

...Sachbücher:
Anne Hahn / Frank Willmann: "Satan, kannst du mir noch mal verzeihen"
- der Titel suggeriert vielleicht was, was das Buch nicht hält. Der Mensch, um den es hier gibt, glaubte wohl tatsächlich, mit dem Teufel einen Bund eingegangen zu sein, aber das ist jetzt nicht das Thema des Sachbuches. Es geht um einen berühmten DDR-Punker, Otze Ehrlich von der Gruppe Schleimkeim. Für mich als seinen Zeitgenossen ist das sehr interessant, einfach auch deshalb, weil ich so nie war und so was nie selber erlebt habe: Eine Parallelwelt neben der eigenen, ganz, ganz nahe, und doch total fern.
9 / 10 Punkte

Milo Rau: "Die letzten Tage der Ceausescus: Materialien, Dokumente, Theorie" - na ja, hab mir mehr von versprochen. Es geht mehr um eine Filmproduktion (oder Theater?), wo die Hauruck-Verhandlung gg. die Diktatorenfamilie nachgestellt werden soll. Da musste man auch recherchieren. Aber es wird viel um den heißen Brei herum palavert. Das Phänomen "Ceausescu" versteht man danach auch nicht viel besser, finde ich.
5 / 10 Punkte


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Dath's abenteuerlicher Dadaismus

Geschrieben von T.H. , in Subjektive Eindrücke 27 März 2010 · 839 Aufrufe
Dietmar Dath
Dietmar Dath
"Deutschland macht dicht.
Eine Mandelbaumiade"

Suhrkamp 2010

So macht ein Dath-Buch Spaß! Einmal das Äußerliche: Ein aus dem Rahmen fallendes Format, ein Paperback, fast quadratisch. Es lädt zum Schmökern, zum Blättern ein. Zudem zahlreich illustriert. Nun macht gerade dieser äußerliche Eindruck eine Nähe zur Kinderbuchliteratur auf, aber das täuscht. Diese Täuschung mag im Kalkül des Autors und / oder Verlages liegen. Denn es ist keine Kindergeschichte und sie ist auch nicht so harmlos, wie sie beginnt. Die Bilder von Piwi sind, wie sich beim Lesen herausstellt, 1:1-Umsetzungen des Textes. Damit werden sie kurios und sozusagen surrealistisch, denn der Text ist es auch.

Wer den Autoren kennt, weiß, dass er kaum ein Buch schreibt, in dem er nicht selbst vorkommt, in einer mehr oder weniger verfremden Form. Nunmehr hat er seine Zeit im Feuilleton bei einer führenden, großen Tageszeitung verarbeitet. Wenn hier im Text Anspielungen auf diese Zeit enthalten sind, so lassen sie sich sicher nicht so einfach erschließen, denn wer von seinen Lesern war mit dabei, um das bewerten zu können?

Aber man kann auch ohne diesen möglichen Zusammenhang das Buch genießen, sogar sehr gut. Aber nur, wenn man sich auf absurde Ideen einlassen möchte.

Ähnlich wie in „Phonon“ (Dath hat da seine Erfahrungen bei einer Musikzeitschrift mit kulturpolitischem Anspruch verarbeitet; damals noch sehr vordergründig, also geschrieben für „seine Fans“, die ihn kannten - mehr oder weniger), wo er eine bundesdeutsche Realität durch SF-lastige Ideen verfremdet und überhöht hatte, so hat er dies auch hier in „Deutschland...“ gemacht. Da gibt es z.B. halb-intelligente Tiere, die als billige Hilfskräfte verwendet werden, Affen und Delfine. Das erinnert natürlich sofort an David Brins geliftete Tiere. Einige Menschen sind ebenfalls anders als die Mehrheit, irgendwie unvollständig, dafür billig. Ihre Gesichter sind nicht vollständig, sie erscheinen skizzenhaft, verwaschen, unscharf.

Zum Inhalt der Story gehört, dass sich das Geld auflöst. Das ist natürlich ein direkter Bezug zur gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation. Der Autor nimmt es wörtlich, das Geld verschimmelt, wird weich.

Mit Deutschland passiert etwas Unglaubliches, das Land verfällt einem Prozess der Involution, also einer invertierten Revolution, was hier aber nicht nur politisch, sondern auch physikalisch zu verstehen ist. Grenzen können nicht mehr überschritten werden, alle geografischen Bezüge gehen verloren, was zu kuriosen Konstellationen kommt. Außerdem entsteht eine Art Wunderland, dass momentan (Anfang 2010) sehr an einen gerade im Kino laufenden Film gemahnt („Alice im Wunderland“). Das mag nun aber Zufall sein. Dath gibt seinem Affen Zucker und wagt fast einen Ausflug in den Dadaismus, zumindest in den verbalen Surrealismus. Das ist ein Fest!

So kommt aber der Leser in den Genuss, rock-musizierende Waldbäume, einen intelligenten Käse, gespickt mit Dynamit und terroristischen Ambitionen zu erleben, der sich konsequent auch gerne selber opfert und daher Kamikäse heißt. Ach ja, und dann greifen Vampirkatzen einen Bundeskanzler an: davon gibt†™s her aber auch gleich mehrere, also von den Bundekanzlern.

Wie mit den SF-Ideen, so greift Dath auch auf einen weiteren bewährten Topos zurück; Die Coming of age-Story. Seine Protagonisten sind ja oftmals Heranwachsende, die schon abgeklärt und „cool“ genug sind, um nicht kindergleich mit staunenden Augen alles zu ertragen, aber noch nicht so fertig mit der Welt sind, dass sie nichts mehr angeht. Ob nun die kleine Dreier-Liebesgeschichte dabei den Leser wirklich fesselt, will ich mal in Frage stellen, aber bitteschön, es stört auch nicht.

Dafür gibt es noch eine richtig handfeste Queste der sich gefundenen Abenteurer-Gruppe, zu der auch der älteste Kommunist Deutschlands, ein Stoffhase und ein Kunstwerk Ohne Titel gehören, um das Zentrum der Krise aufzusuchen und das Leben wieder ins Lot zu bringen; um nichts weniger als die Rettung der Welt geht es ja. Das Alles ist eine spielerische, leichte Persiflage auf das Dilemma, in dem wir gerade stecken. Ob man mit der Lektüre nun klüger wird und das Alles besser versteht, vage ich anzuzweifeln, aber man kann sich köstlich amüsieren.

Unterm Strich war dies nach „Abschaffung der Arten“ und „Das versteckte Sternbild“ für mich ein wohltuendes Lektüre-Erlebnis der Dath'schen Art.






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Motto

„Die Welt der Kunst & Fantasie ist die wahre, the rest is a nigthmare.“ 
Arno Schmidt
 
„Er weiß nun auch, was er gegen die … lauernde Stupidität, die sich als Realismus ausgibt, zu tun hat: das Bild von Wirklichkeit eingrenzen, sie mit ästhetischem Maß und nur mit diesem messen, den Schritt in surreale Reiche wagen."
(aus: Gunnar Decker: Franz Fühmann. Die Kunst des Scheiterns. Eine Biographie. S. 201)

 

 

Thomas Hofmann, ein Phantastik-Fan

Angehängtes Bild: Demiurg_g.jpg

© Thomas Hofmann

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Als Freund der phantastischen Künste artikuliere ich mich seit ca. 1988. Vielleicht kennen einige von Euch meine Zeichnungen. War auch als Rezensent im Fandom unterwegs, einst vor allem im leider nicht mehr existenten Fanzine SOLAR-X, neuerdings im NEUEN STERN (kein Fanzine, nur ein "Rundbrief...")
Dieses Blog soll den geneigten Leser auf Tipps und Termine in Sachen Phantastik aus dem Raum Halle / Leipzig hinweisen. Einer alten SOLAR-X-Tradition folgend möchte ich auch Berichte zu von mir besuchten SF / Phantastik-Veranstaltungen einstellen.
Ich will immer mal wieder auf die Stammtisch-Termine meines Heimat-SF-Clubs, des ANDROMEDA SF CLUB Halle und auf die Veranstaltungen des Freundeskreis SF Leipzig hinweisen.

 

Man wird hier auch die eine oder andere Rezension zur Phantastik aus alten Tagen von mir finden, von denen zumindest ich meine, dass sie nicht völlig dem Vergessen anheim fallen sollen.

 

Mehr als Merkhilfe für mich, aber vielleicht auch als Anregung für den einen oder die andere Leser/in wird hier meine kommentierte Leseliste zu finden sein.

 

 

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Neueste Kommentare

Archiv

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Bücher, die weitestgehend von mir illustriert wurden:
♦ Sagen der Oberlausitz, Nordböhmens und angrenzender Gebiete; Oberlausitzer Verlag A. Nürnberger, 1990
♦ Sagen der Oberlausitz..., Band II, ebd., 1991
♦ Oberlausitzer Kochbuch mit historischen Betrachtungen, ebd., 1991
♦  Märch. d. Bergwelt, ebd., 1991
♦ Wilko Müller jr. & Renald Mienert: Die Zeitläufer, Solar-X-Prod., 1994
♦ Das große Dorfhasser-Buch, Aarachne, Wien, 2000
♦ Christian v. Aster: Nachmieter gesucht, midas 2000
♦ Von dunklen Kräften und alten Mächten, Rollenspielbuch, Caedwyn, Hannover 2001
♦ Das große Verwandtenhasserbuch, Aarachne, Wien 2001
♦ N. Rensmann: Ariane, Bastian, Luzifee und Co., K&C Buchoase,Solingen, 2001
♦ Felten & Streufert: Gänsehautgeschichten, K&C Buchoase, Solingen, 2001
♦ Spinnen spinnen. Die Anthologie zu nützlichen Tieren, Aarachne, Wien 2002
♦ Peter Brandtstätter: Von Schmetterlingen und der Liebe..., Wien, 2002
♦ Feenmond, Rollenspielbuch, Caedwyn, Hannover 2002
♦ Ruf der Ferne, Rollenspielbuch, Caedwyn, Hannover 2003
♦ Frank Haubold: Das Geschenk der Nacht. Phantastische Erzählungen, EDFC e.V., Passau, 2004
♦ Das Mirakel, Phantastische Erzählungen, EDFC e.V., Passau, 2007
♦ Rose Noire, Anthologie im Voodoo-Press, 2009
♦ Michael Knoke: Das Tal des Grauens, Voodoo-Press, 2010
♦ Michael Siefener: Die Entdeckung der Nachtseite, Verlag Lindenstruth, 2011
♦ A.G.Wolf: Die weissen Männer, VP 2013
♦ Tobias Bachmann, "Liebesgrüße aus Arkham", Edition CL, 2016
♦ A.G.Wolf: Die weissen Männer, KOVD 2020 (Neuauflage)
♦ Peter Schünemann, "Nachtmahr", Ed. Dunkelgestirn, 2023
♦ Andreas Fieberg & Ellen Norten (Hrsg.): RÃœCKKEHR NACH BLEIWENHEIM, p.machinery, 2023

â– 
Bücher, an denen ich mich beteiligen durfte:
♦ Der Abenteuerwald. Phantastische Nachwuchsanthologie, Kreutziger Verlag, 1996
♦ Das Herz des Sonnenaufgangs, Eine Alien Contact Anthologie, 1996
♦ Liber XIII und andere unerwünschte Nachlässe, Goblin Press, 1999
♦ Lichtjahr 7, Freundeskreis SF Leipzig e.V., 1999
♦ Von kommenden Schrecken, Buch zum ElsterCon, Leipzig, 2000
♦ Der Erstkontakt. Stories und Bilder aus dem Perry-Rhodan-Wettbewerb, Berlin, 2001
♦ Phantastik 2002, Taschenkalender, 2001
♦ Michael Lohr, Gemurmel aus dem Buch der Drachen, 2001
♦ Hysterisch funktionieren, Aarachne, Wien. 2002
♦ C. Bomann: Anthrins Kind, Abendstern-Verlag, Parchim, 2002
♦ C. Bomann, Parchimer Hexengeschichten, Abendstern-Verlag, Parchim, 2002
♦ Des Todes bleiche Kinder, Abendstern-Verlag, Parchim 2002
♦ Geschichten von Phönix und Sperling. Buch zum ElsterCon, Leipzig, 2002
♦ Cover: Wilko Müller jr.: Operation Asfaras, Ed. Solar-X, 2003
♦ Alien Contact Jahrbuch 1 für 2002, Shayol, 2003
♦ Alien Contact Jahrbuch 2 für 2003, Shayol, 2004
♦ Alien Contact Jahrbuch 3 für 2004, Shayol 2005
♦ Cover: Carl Grunert: Der Marsspion, DvR, 2005
♦ G. Arentzen: Christoph Schwarz, Detektiv des Ãœbersinnlichen, Bd. 1 bis 6, Romantruhe, 2005
♦ M. Borchard: Der Zeitarzt, SF Blues Bd. 4, edfc, 2005
♦ Cover: Wilko Müller jr. & Renald Mienert: Die Zeitläufer, Ed. Solar-X, 2005
♦ Cover: Carl Grunert: Im irdischen Jenseits, DvR, 2005
♦ Cover: Carl Grunert: Zukunfts-Novellen, DvR, 2005
♦ Markus Kastenholz: Tiamat 1 - Asche zu Asche, VirPriV-Verlag, 2005
♦ Welt der Geschichten 1, Web-Site-Verlag, Mai 2006
♦ Cover: Wilko Müller jr.: Mandragora, Ed. Solar-X, 2006
♦ Kastenholz, Ippensen: Tiamat 2 - Die Stunde Null, VirPriV-Verlag, 2006
♦ Nocturno 6, VirPriV-Verlag, 2006
♦ Alien Contact Jahrbuch 4 für 2005, Shayol, 2006
♦ Welt der Geschichten 2, 2006 (alte Ausgabe; in der Nachauflage von 2008 sind keine Bilder von mir enthalten)
♦ Welt der Geschichten 3, 2008 (neue Ausgabe)
♦ Cover: Bernd Rothe & Astrid Pfister (hg.): Gequälte Seelen; Welt der Geschichten Sonderausgabe, 2008
♦ Robert N. Bloch: Michael Siefener. Eine kommentierte Bibliographie, Verlag Lindenstruth, 2011
♦ Frank W. Haubold: Der Puppenmacher von Canburg, Edition Lacerta(eBook) und CreateSpace Ind. Pub. Platform, 2012
♦ "Saramees Blut", Atlantis 2012
♦ M. Kastenholz: Projekt Hexenhammer, Printausgabe, 2013
♦ Simon & Steinmüller: Die Wurmloch-Odyssee, Shayol, 2014
♦  Richard Kühle: Alraune und der Golem, Goblin-Press, 2015
♦ Ine Dippmann und Uwe Schimunek: Leipzig mit Kindern, Jaron 2015
♦ Leipzig - Visionen. Gestern und heute, FKSFL & Edition Solar-X 2015
♦ Simon & Steinmüller: Die Wurmloch-Odyssee, Memoranda, 2017
♦ Simon & Steinmüller: Leichter als Vakuum, Memoranda, 2017
♦ Uwe Lammers, „Mein Freund, der Totenkopf“, Teil 1, 2017
♦ IF Magazin für angewandte Fantastik # 666, Okt. 2017
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Andymon, Memoranda, 2018
♦ Ferne Welten, Buch zum 14. ElsterCon, 2018
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: SPERA, Memoranda, 2018
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Sphärenklänge, Memoranda, 2019
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Der Traummeister, Memoranda, 2020
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Marslandschaften, Memoranda, 2020
♦ Fahrenheit 145, Buch zum 15. ElsterCon, 2020
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Pulaster, Memoranda, 2021
♦ (N)IRGENDWO (N)IRGENDWANN. Utopie und Humor. Begleitband zum ElsterCon 2022
♦ Goblin Press. Die frühen Jahre: 1990 - 2004. Eine illustrierte Dokumentation von Uwe Voehl, Lindenstruth 2022
♦ Hubert Katzmarz: Im Garten der Ewigkeit, p.machinery, 2022

♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Computerdämmerung, Memoranda, 2023

♦ Andreas Fieberg (Hrsg.): ABSCHIED VON BLEIWENHEIM. In memoriam Hubert Katzmarz MMXXIII, p.machinery, 2023

♦ Hubert Katzmarz: EIN MEISTERWERK DER WELTLITERATUR, p.machinery, 2023
 

 
Magazine und SmallPress
Alien Contact, Kopfgeburten, GOTHIC, The Gothic Grimoire, Vanitas, Tanelorn, Fleurie, Bonsai 6 / Zimmerit 5, 1995, Tumor (Sonderheft 8), Andromeda SF Magazin des SFCD 143 / 144, EXODUS 15 / 16 / 17 / 18 / 19 (mit Galerie v. mir, 2006) / 20 / 21 / 22 / 24 / 25 / 27
einblicke. Zeitschrift der Krebsforschung, August 2005,
Watchtower 8 / 9
Die Ruhrstadt-Zeitung 41
ARCANA 6 (2005)
Andromeda Nachrichten 216, 218 / 219, 220, 222, 223, 224
Nova 16 (2010)
Fantastic Artzine 1, Fantastic Artzine. Halb-Zeit, beide 2012

Nova 22 (2014)
Der lachende Totenschädel, Nr. 3 (10 / 2015)
Cthulhu Libria Neo, BuCon-Ausgabe 10/2015

Cthulhu Libria Neo 1, April 2016
Cthulhu Libria Neo 2, Oktober 2016
Cthulhu Libria Haunted Houses, März 2017
EXODUS 36, Juni 2017

Der lachende Totenschädel Nr. 4, Jan.2018
!Time Machine, Januar 2018
IF #7, März 2018

EXODUS 38, 09 / 2018
!Time Machine 2, Januar 2019
!Time Machine 3, April 2020
!Time Machine 4, Januar 2021
Der neue Pegasus Nr. 2, April 2021

!Time Machine 5, Oktober 2021
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!Time Machine 8, Januar 2024
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Fanzines
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TERRAsse 27 (zum 60. FörsterCon, April 2019)
TERRAsse zum PentaCon 2019
TERRAsse zum PentaCon 2021
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CD-Cover
♦ The Beat Of Black Wings: Nightfall; 1999
♦ Syngularity: The Four Horsemen; 2000
♦ Gothica: Within A Dream; 2000
♦ Gothica: Into The Mystic; 2000
♦ The Beat Of Black Wings: Black Love; 2000
♦ Gothica, Workbook 1995, 2003

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