Gelesen - November 2020
Karla Schmidt Huxley Walter Tevis
51 - David Foster Wallace: „Schrecklich amüsant, aber in Zukunft ohne mich“
Hörbuch, gelesen von Dietmar Bär
Mal so zwischendurch, weil ich gern als Hörbuch Bücher konsumiere, die ich sonst eher nicht lesen würde. Der Autor wurde ja mit einem Riesenwerk und seinem Selbstmord (auch mir) bekannt. Ansonsten hat er, mir zur Überraschung, eher kurze Texte veröffentlicht. Das hier ist sein Bericht einer Schiffsreise, die er im Auftrag von und bezahlt durch eine Zeitschrift antrat. Nun, er ist kein Fan solcher Form des Urlaubs und Unterhaltung. Kann ich übrigens voll verstehen. Und nach der Lektüre fühle ich mich in meinem Vorurteil bestärkt: sowas ist nix für mich.
Wallace erzählt sehr amüsant, keine Frage. Ist jetzt aber nicht so tiefsinnig, das Ganze. War nett.
8 / 10 Punkte
52 - Aldous Huxley: „Schöne neue Welt“
Ein Klassiker? Ja, ein Klassiker! Und ich habe ihn nicht in der Schule gelesen. (Hat das eigentlich wirklich jemand? Ich frage, weil ich gerade einen Abiturienten erlebte, der kaum noch ganze Bücher im Unterricht lesen musste / durfte†¦)
Ich las das Buch weil†¦
†¦ ich jetzt irgendwann sicher mal die neue TV-Serie sehen werde und darauf vorbereitet sein will†¦
†¦ich das Buch zwar seit 29 Jahren im Regal stehen habe, aber es selbst nie gelesen hatte, ja, ja†¦
†¦mich nach „Genie und Göttin“ Huxley als Autor stark interessiert. Selbiges fand ich ja ziemlich gut, mal sehen, ob das so weiter geht†¦
Die Reclam-Ausgabe (DDR, 1988) ist seit ca. 29 Jahren in meinem Besitz. Das Buch trägt einen „Ausmusterungsstempel“ einer Bibliothek (aus Hoyerswerda; hab keine Ahnung, wie ich das Buch erworben habe†¦) von 1991. Damals stürzte ja eine Welt zusammen und eine andere auf mich ein; ich - glaube - ich habe es nicht gelesen damals. Aber das Buch „muss“ man ja haben! Und kennen; aber wie so oft bei Klassikern: Man kennt es einfach zu gut, ohne es gelesen zu haben.
Aus einem nun schon ziemlich tief in mir verwurzelten Misstrauen gegenüber DDR-Ausgaben von „West-Büchern“ dachte ich mir, dass es vielleicht besser wäre, lieber die bundesdeutsche Ausgabe zu lesen. Könnte ja was in der DDR zensiert, gekürzt, verändert sein?
Außerdem wollte ich auch „Wiedersehen mit der Schönen neuen Welt“ dazu lesen. Das Buch gibt es separat, ist aber mit dem Roman zusammen billiger zu bekommen als solo. Daher legte ich mir also die Übersetzung von Herbert E. Herlitschka zu. Wie ich inzwischen weiß, ist das die erste deutsche Übersetzung von 1932.
Als ich das Buch dann aufschlug und die Reclam-Ausgabe danebenhielt, überraschte mich schon der erste Absatz, der nämlich die Handlung einmal nach London, ein andermal nach Berlin verlegte!
Inzwischen weiß ich, wie das zustande kam. Und ich las die alte „Berliner Version“.
Ist das Buch nun eine Kritik am Kommunismus? In der kleinen Diskussion auf Facebook, die um meinen Hinweis auf die beiden unterschiedlichen Übersetzungen entstand, kam dieser Aspekt auch zur Sprache. - Nun, vielleicht auch, aber meiner Meinung nach sicher nicht in erster Linie. Ansonsten wäre es auch kaum denkbar, dass das Buch bereits in der DDR (ab 1978) erschien; „1984“ ja z.B. überhaupt nicht.
Die Schöne neue Gesellschaftsordnung des Ford†™schen Weltstaates ist auf universellen, gemeinschaftlichen, massenkompatiblen Konsum und Produktion ausgerichtet. Als kommunistisch kann ich diese Weltordnung eher nicht erkennen. Die ideologische „Gleichschaltung“ hier ist auch eine andere als in „1984“. Die Leute wollen ja in der Mehrheit diese Weltordnung - wer sich ihr entgegenstellt, wird aber ausgegrenzt.
Ach, und dann gibt es da einen Aspekt, den ich gar nicht vermutet hätte, der mich das Buch in unserem (NEUER STERN) Sonderheft zum Thema „Indianer und SF“ erwähnen lassen wird.
Insgesamt fand ich die Lektüre sehr inspirierend und kurzweilig. 9 / 10 Punkte
53 - Aldous Huxley: „Wiedersehen mit der Schönen neuen Welt“
Kein Roman, also keine direkte, erzählerische Fortsetzung des berühmten, dystopischen Romans. Der Autor greift seine Themen, die er im Roman ansprach, nach 30 Jahren in Form von Essays noch einmal auf: Was hat von seinen Fragen, die er in „Schöne neue Welt“ aufwarf, noch Bestand, wieweit sind die befürchteten, prophezeiten Dinge bereits in der Realität angekommen?
Der Roman ist eine Dystopie, vielleicht auch als Satire lesbar, aber eben keine Utopie. Trotzdem gibt es einen Faktor, eins der großen Probleme, die Huxley für die Menschheit sieht, der in seiner schönen neuen Welt gelöst wurde: Die Überbevölkerung.
In dem späteren Aufsatz betont er aber, dass die Probleme, die er nennt, nur im Zusammenhang zu sehen sind und zu lösen sind.
Kurzgefasst sind es folg. generellen Probleme, oder, wie die Transhumanisten von heute sagen: die „existentiellen Risiken“, die Huxley ausmacht: Überbevölkerung, Überorganisation. Sie werden unbehandelt und ungelöst die Freiheit des Menschen einschränken; auch in den westlichen Demokratien!
Für mich ein wichtiger Schluss: Huxley richtet sich mit seiner Gesellschaftskritik aus „Schöne neue Welt“ nicht (nur) an die totalitären Diktaturen, sondern sieht da auch ganz konkrete Gefahren für die Demokratie und Freiheit des Westens. Und er macht kein Hehl draus, dass er da schwarz für die Zukunft sieht.
Natürlich geht er auch auf die Formen der Manipulation der Menschen, die in „Schöne neue Welt“ eine Rolle spielen (von Drogen, über Gehirnwäsche etc.) sehr ausführlich ein - übrigens alles Faktoren, die im demokratischen Westen bereits eine sehr große Rolle spielen. Ich nehme mal an, das hat sich seit Huxley nicht verbessert†¦
Im letzten Kapitel diese Essays bietet der Autor Lösungen an. Die gehen in eine sozialistische Richtung, allerdings mit Betonung auf die Wahrung / Herstellung der persönlichen Freiheit der Menschen und orientiert an eher altmodische Formen des Sozialismus („Walden“) des 19. Jahrhunderts und erinnerte mich an die Ideen, die in der Fabian Society eine Rolle spielten.
Das Buch ist eine absolut notwendige und erhellende Ergänzung zum bekannten Roman, zumindest für mich.
9 / 10 Punkte
54 - Aldous Huxley: „Affe und Wesen“
Untertitel: „Ein Roman aus der Zeit nach dem Atomkrieg“. Ein interessanter „Roman“, der als fiktives Drehbuch daherkommt. Er stammt aus dem Jahre 1948. Das Buch ist zweigeteilt. Im ersten Teil, der noch „normal“ erzählt wird, lernen wir einen Schauspieler und seinen Agenten in Hollywood kennen. Sie sind ziemlich kulturpessimistisch drauf. Das mag aber auch daran liegen, dass der „Erfolg“ so wie erhofft ausbleibt.
Huxley nutzt die Gelegenheit, interessante Gedanken anzusprechen, indem er sie seinen Figuren in den Mund legt. Da geht es z.B. um die Rolle Gandhis. Aus der Sicht eines zukunftszugewandten, technokratischen, erfolgsorientierten Fortschrittsmenschen („†¦wir, die Intelligenten, die Aktiven†¦ die Anhänger von Ordnung und Perfektion†¦“ S.12) ist Gandhi ein Reaktionärer, der sich um Leute vom Dorf kümmert. Irgendwie kennen wir das ja, oder?
Das Buch erwies sich für mich als überraschend aktuell. Huxley formuliert, u.a. mit dem Gandhi-Vergleich, aber auch als er Bezug zu Platons „Staat“ nimmt, die Gefahr einer „Wissenschaftsdiktatur“ herauf. Der Autor erlaubt es sich allerdings, hier bei der Behauptung zu bleiben; dieser erste Erzähl-Teil bietet auch gar nicht genügend Raum für weitergehende Erläuterungen. Huxley sieht jedenfalls eine logische Kette von Platons Mythen-Zerstörung durch Mathematik & Logik, die den Weg aus Chaos zur Kunst bereitet, aber auch zur quasi wissenschaftlichen Begründung der Tyrannei, die sich z.B. auch im wissenschaftlich begründeten Marxismus widerspiegelt (S. 10). Aber nicht nur!
Ehe es zu philosophisch wird, kippt vor den Augen der Beiden ein Laster um, der mit Drehbüchern gefüllt ist, die vernichtet werden sollen. Eines heben sie auf: „Affe und Wesen“.
Der Text ist ein bisschen wie ein Drehbuch formuliert, also mit Regieanweisungen z.B., aber im Grunde auch ein normaler Erzähltext, der nur ein wenig so wirkt, als sei er noch nicht fertig ausformuliert. Kann man machen, finde ich, das rafft den Text ungemein.
Der Atomkrieg beschleunigt für Huxley den Verfall der Menschheit zum Bösen und zu einer Ordnung, die die menschliche Gesellschaft dadurch aufrechterhält, indem sie alle humanistischen Grundsätze über Bord wirft.
Die Welt ist weitestgehend zerstört und atomar verseucht. Nur Neuseeland war nicht betroffen. Von dort startet eine Expedition nach Amerika. Ein Dr. Poole gerät in die Fänge der Überlebenden in San Franzisco und lernt für uns stellvertretend die satanistische Gesellschaftsordnung dort kennen. Dr. Poole ähnelt in seiner Funktion dem Wilden in „Schöne neue Welt“. Auch hier gibt es eine Liebesgeschichte dazu, in der auch die verschiedenen „Lebensentwürfe“ des Liebespaares aufeinanderprallen. Anders als in „Schöne neue Welt“ finden sie aber am Ende zueinander.
Das Ganze liest sich noch satirischer als „Schöne neue Welt“; so richtig ernst kann man das nicht nehmen. Aber es ist schon interessant!
Frauen sind nur noch „Gefäße“, die Kinder gebären sollen. Durch die atomare Verseuchung kommen die Kinder oftmals verkrüppelt und entstellt zur Welt. Die werden von den satanistischen Priestern in Ritualen geopfert und die „Gefäße“ bestialisch bestraft.
Liebe gibt es nicht mehr; die Menschen sind insofern mutiert, dass sie nur noch zu einer bestimmten Zeit in Brunft sind. Dann gibt es eine deftige Orgie.
Industrie ist in der stark dezimierten Menschheit nicht mehr möglich. Kleidung „gewinnt“ man durch das Aufbrechen der Gräber aus der Zeit vor dem Krieg.
Das alles ist so gesehen ziemlich deftig, um es mal so auszudrücken. Huxley scheint der Menschheit nicht viel zuzutrauen, scheint aber müde gewesen zu sein, nur davor zu warnen und lässt seinen Unmut in bissiger Satire freien Lauf.
8 / 10 Punkte
55 - Marcus Hammerschmitt: „Der Zensor“
Der Roman spielt im Jahre 2136 in Spanien. Spanien? Gibt es nicht mehr. Das wurde von den Maya überrannt, ca. 100 Jahre zuvor. Portugal ist von Azteken besetzt. Die Maya haben ihre Kultur, ihre Vegetation, ihre Religion mitgebracht; alles so auf dem Stand kurz vor der Conquista, also 16. Jh., Aber ihre Technologie ist höchst modern: Alles Nano! Und Cyber und so.
Der Roman lebt auf jeden Fall von den faszinierenden Beschreibungen all dieser „Rahmenbedingungen“, die so eine Umkehrung der Geschichte mit sich bringt. Ein „echter“ Alternativweltroman ist es nicht, denn es ist schon ein „echter“ SF-Zukunftsroman. Es gab halt eine Renaissance der amerikanischen Ureinwohner, und die kehrten einfach die Geschichte um, holten sich Amerika zurück und eroberten Teile Europas.
Dass die Welt dadurch eine bessere wird, kannste vergessen.
Die blutigen Rituale und Opferungen und die extrem harsche Rechtsprechung der Indios sind kein Zuckerschlecken.
Der Roman ist eine Wucht, auch wenn mich die Personen und die eigentliche Handlung nicht so sehr abholten. Mag sein, dass ich auch viel zu sehr auf die Begleitumstände geachtet habe, sie mich regelrecht ablenkten. Aber das ich schon ein Jammern auf sehr hohem Niveau! Die Handlung kehrt auch Verhältnisse und Begebenheiten für die betroffenen Personen um. Der titelgebende Zensor ist ein hohes Tier in der Maya-Hierarchie und verliert seinen Posten sozusagen. Ein spanischer Widerstandkämpfer fällt bei seinen Genossen in Ungnade.
Es gibt kein Gut und Böse, kein 08/15-Schema. Alles bleibt sehr differenziert und konkret.
Eine tolle Leseerfahrung. 9 / 10 Punkte
56 - Walter Tevis: „Die Letzten der Menschheit“
Was der Mann so alles schrieb! Nach der supertollen Netflix-Serie „Damengambit“ habe ich mal nachgeschaut. Na, will das hier nicht kolportieren, googlen kann ja jede/r allein.
Der SF-Roman geht aber etwas im Oeuvre des Autors unter, der wurde nicht verfilmt und zumindest auf Deutsch seit damals nicht noch mal aufgelegt. Es gibt da nur die alte Moewig-Ausgabe von 1981.
Da es ein „Roboter-Roman“ ist (natürlich nicht nur) habe ich ihn gerade sehr gern gelesen, da eine Rezi gut in das erste Heft des NEUEN STERNs im Januar 2021 passen wird. Warum? Verrate ich jetzt nicht†¦
Der Roman erscheint mir an bekannte Dystopien wie „Schöne neue Welt“ (Befriedung der Menschen durch gedankliche Manipulation [hier: TV] und Drogen; Reduzierung der Menschheit; Ent-Demokatisierung der Gesellschaft, Abkehr von Familie und Liebe, dafür Hinwendung zum beziehungslosen Sex) und „Fahrenheit 451“ (Lesen ist verpönt und vergessen, Bücher sind nur noch zum Heizen gut). Realisiert wird diese „Befreiung der Welt vom Menschen“ durch Einführung von KIs - da der Roman nicht so neu ist, sind es hier noch handfeste Roboter, verschiedener Bauklassen, die interessanter Weise auch eher Androiden, keine Blechkumpel, sind. Aber so ein Klasse Neun Roboter, der in dem Roman eine Hauptfigur ist, ist eine weltbeherrschende KI.
Ja, der Typ Neun: Der ist dann aber auch schon ziemlich menschlich, wird beherrscht durch Todessehnsucht. Die menschlichen Haupt-Akteure fallen aus dem Rahmen der normalen menschlichen Gesellschaft, indem sie schlau, neugierig sind - und das Lesen lernen! Das ist der Hauptgrund für ihr Anderssein - und dafür, dass die Welt der Menschen am Ende noch mal gerettet werden kann. Na ja, ich plaudere dann im Neuen Stern weiter und vergebe hier glatte 9 / 10 Punkten. Das Buch liest sich nämlich trotz des angestaubten Inhalts sehr gut, ist spannend, weist tolle, mitunter sehr melancholische Textpassagen auf, die mich sehr erreichten.
57 - Charlotte Freise: „Die Seelenfotografin“
Charlotte Freise ist Karla Schmidt. Das muss man wissen. Also, für den Roman ist das vielleicht unwichtig, aber nicht für mich, der ich letztens auf die Autorin aufmerksam und auf ihre Werke neugierig geworden bin - hoffentlich nicht zu spät (sie stellt ja die Sinnfrage auf ihrem Blog, auch die Frage nach dem Sinn des Schreibens von Geschichten).
Es ist ein historischer Roman, spielt in den Gründerjahren in Berlin. Dass die Autorin aus der phantastischen Ecke kommt, ist aber dennoch zu merken; ein klein wenig fließt davon hier ein - am Ende vielleicht zu wenige für meinen Geschmack, aber genug, um den sense of wonder bis zum Schluss zu kitzeln.
Aber auch ohne Phantastik ist der Roman phantastisch. Dabei hat er mich zunächst einmal auf einem ganz anderen Gebiet überrascht. Es ist ja ein „normaler“ historischer Roman, er setzt bei konkreten, realistischen historischen Hintergründen an und erzählt von einfachen - fiktiven - Menschen dieser Epoche (nicht von „historischen Persönlichkeiten“, also bekannten Figuren der Weltgeschichte). Ohne das Gerne noch gut zu kennen, sehe ich in den Regalen der Buchhandlungen in dieser Sparte Unmengen von Büchern. Bin mir nicht sicher, an wen konkret sie sich wenden. Ich vermute aber, dass ein weiblicher Autorennamen mit einer weiblichen Protagonistin (bzw. titelgebenden Person) auch eher ein weibliches Publikum anzieht? „Darf“ ich sowas überhaupt lesen? (Okay, das ist ironisch gemeint, und kann die Frage auch beantworten: Ja, darf ich - und zwar mit großer Begeisterung!)
Also da hatte ich dieses (falsche?) Bild dieses speziellen Genres im Kopf - und las teilweise recht deftige Anspielungen, vor allem sexueller Art. Hatte ich so nicht erwartet.
Das zum einen. Zum anderen aber glänzt der Roman durch seine absolut interessanten, niemals eindimensionalen und unproblematischen Figuren, deren Beziehungen zueinander (ja, es geht viel um Beiziehungen, vor allem auch liebestechnischer Art, aber das mag niemanden abschrecken, ist tatsächlich nicht langweilig oder beliebig), ihre Konflikte, ihre Sehnsüchte und ihr Scheitern am Ende. Es ist ein Buch ohne happy end, das man - vielleicht? - auch hier erwarten könnte.
Und dann schleust die Autorin so seltsame Themen und Motive ein: Seelenfotografie? gibt es sowas? Die leider gehbehinderte, aber überaus faszinierende junge Dame, die u.a. im Mittelpunkt der Handlung steht, die schöne, wenn auch sehr dünne und zierliche Isabel, erfindet da mal so einfach solche Sachen. Ob die aber auch funktionieren? Ihre verbesserte fotografische Platte tut es jedenfalls.
Sie will aber nicht nur Fotos machen lassen, sondern das „Fluidum“, also das Wesen, die Seele des Menschen festhalten - um mit diesem speziellen Abbild einen Menschen in einen anderen Körper zu transferieren.
Ein anderes Element, das mir wie SF erschien (Steampunk) ist der Versuch eines egomanischen, eitlen Arztes, die Gehbehinderung per Implantation elektrischer Drähte zu beheben. Ist das echt? Gab es solche Versuche? Habe bisher nicht recherchiert†¦
Das jedenfalls dürfte eventuell (?) Mainstream-Historienroman-Leser*innen irritieren. Mich nicht, höchstens der Umstand, dass am Ende diesbezüglich schon noch die eine oder andere Frage offenbleibt†¦
Hauptperson ist aber ein junger Mann, der sich erst an seine Vergangenheit erinnern wird, der in einer miesen, finsteren Halbwelt lebt und aus ihr ausbrechen möchte. Er scheitert, und er findet Antworten auf seine Lebensfragen, die ihn auch nicht glücklich machen.
Das hier soll keine vollständige Rezi werden, nur eine Erinnerung für mich an ein ungemein gutes Buch mit ungemein interessanten Figuren und vielleicht eine Anregung an euch, die ihr das hier lest, es mal mit dem Roman zu versuchen.
10 / 10 Punkte
Die Seelenfotografin habe ich noch nicht gelesen. Die Lücke muss ich wohl schließen. Schließlich fand ich die beiden Piper Thriller (und ein paar KG) sehr lesenswert.