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Thomas Hofmanns Phantastische Ansichten



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Hofmanns Leseliste Herbst 2025

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013, Phantastisches Halle & Le... 31 Oktober 2025 · 371 Aufrufe
Andymon, Steinmüller und 1 weitere...

Das ist die bereits angekündigte Fortsetzung hiervon:
Hofmanns Leseliste Sommer bis Herbst 2025 - SF-Netzwerk

Aber eigentlich ist dies dann auch wieder egal, denn inzwischen kam doch noch was hinzu - bis heute - und somit bin ich also wieder tagesaktuell. Nur für den Fall, dass das für irgendjemanden, außer für mich, interessant sein sollte.
Schöne Sachen gelesen, wichtige für mich. So zum Beispiel DEN SF-Roman der DDR mal wieder: ANDYMON. Aus gegebenem Anlass. Der Grund dafür ist noch etwas weiter erkennbar.
Den Herausgeber des Erzählungsbandes, auf den ich hier anspiele, werden wir demnächst bei uns im SF-Club-Stammtisch in Halle begrüßen. Dazu musste ich mich ja auch "vorbereiten". Es war mir ein richtiges Bedürfnis und ich habe die Lektüre nicht bereut.
Auch sonst gab es viel zu entdecken für mich - aber das steht ja zu den einzelnen Büchern...

 

Das Bild? hat wie immer nichts mit den Büchern zu tun, ist nur so eine alte Zeichnung / Collage, die ich ausgegraben habe und die demnächst auch noch mal erscheinen wird, dann komplett, in der !TimeMachine.

 

Eingefügtes Bild

 

Alain Dorémieux: „Spaziergänge am Rande des Abgrunds“
In Frankreich 1978, auf Deutsch schon 1979 bei Heyne erscheinen.
Ein Buch, das ich nicht lesen musste, aber wollte. Nicht musste, weil es bereits jemand anderes gelesen hat – und zwar im Zuge der Vorbereitung unserer Ausgabe des NEUEN STERNS für Frankreich, der im Sommer 2026 (14. Juli – wann sonst…) rauskommen soll. Aber wollte, weil ich einfach mal eine Rundumlesung zur französischen Phantastik – genau auch aus diesem Grunde – mir vorgenommen hatte. Na ja, das ist halt so eine persönliche Lektüre-Challenge, bei der ich niemanden, nicht mal mir selbst, was beweisen will – die mir aber einfach große Laune macht.
Hier habe ich den Vorteil, dass ich nach der Lektüre gleich mit der mir bereits vorliegenden Rezi vergleichen und sehen kann, ob ich mit meiner Einschätzung oder Leseweise daneben liege.
Der Autor gehört zu den großen Nummern der SF-Szene, wobei ja französische SF nicht so stark im Fokus bei uns steht. Dieser scheinbare Außenseiterstatus hat mich noch besonders gelockt. Wobei von ihm ja 2 Bände mit Erzählungen auf Deutsch vorliegen, die also auch beide im NEUEN STERN vorgestellt werden (aber nicht von mir).
Untern Strich fiel mir bei den Stories auf, dass hier „keine Gefangenen“ gemacht werden –metaphorisch. Die Stories sind direkt auf den Punkt geschrieben, die ihre Themen unmittelbar und schnörkellos erzählen. Da viele Standard-Situationen, -Motive, Topoi etc. der SF thematisiert werden kommen seinem versierten SF-Leser mitunter nach all den Jahrzehnten bekannt vor. Dafür besitzen sie einen gewissen Vintage-Charme, der mir insgesamt großes Vergnügen bereit hat (auch bei eher dystopischen Inhalten).
Mal sehen, ob ich mich kurzfassen kann – zum Inhalt:
„Im Krankenzimmer“ – kafkaesk; da wacht jemand im Krankenbett auf, weiß nicht wer und wo er ist. Unbekannte, Unsichtbare versorgen ihn. Warum? Keine Ahnung. Sind es Aliens, Ärzte – nein, es sind Wesen mit Masken. Roboter? – Es gibt keine Auflösung dieses Zustandes der absoluten Entfremdung; er steckt in einem Kreislauf fest.
„Gefangener der Insektenfrauen“ – Frauen sind zu ekligen, dürren, insektoid wirkenden Wesen mutiert, die eher geschlechtlosen Ameisen ähneln. Die letzten männlichen Exemplare werden zur Befruchtung der monströs großen Königin benötigt. Keine Überraschung, eher wie eine literar. Skizze, ohne echten Plot, keine Pointe.
„Der Turm“ – Endzeit, nach der Apokalypse. Keine weitere Erklärung zum Wie und Warum. Leben ist komplett verschwunden, die Welt wüst und leer. Letzter Mensch lebt in einem der isoliert dastehenden Wohntürme. Trocken, kompromisslos erzählt-
„Die Tiere“ – Symbionten der Menschen, wirken harmlos, dies aber nur kurzzeitig – um diesen Eindruck aufrechtzuerhalten, dafür ist die Story auch viel zu kurz. Die „Tiere“ stellen sich für den Leser als vampireske Alien-Lebensform heraus, sie haben die Macht und saugen „ihre Menschen“ aus. Geschrieben ohne Kommas.
„Begegnungen der vierten Art“ – Sie sind da! Der ständig besoffene Erzähler kann es selbst kaum glauben, hat dann aber selbst Kontakt – fast schon der 5. Art, nämlich in Form von Sex. Allerdings klappt es mit dem Sex nicht, aufgrund der enormen Größenunterschiede der Geschlechtsorgane. Ziemlich direkt frivol das Ganze. Seine Frau hat übrigens auch so einen sexuellen Alien-Kontakt und hat da viel mehr davon als er. Na ja… Sie wird schwanger und nun wissen wir auch, wie die Aliens ihre Invasion der Erde durchführen.
„Welche Katastrophe?“ – Mann kehrt aus Asyl in seine Heimat zurück. Die ist aber leer; keine Menschen, alles verwaist – und dunkel; kein Licht mehr. Ihn erwartet das schreckliche, auslöschende Schicksal, das alle seine Mitmenschen ereilt hatte – ohne Ausweg.
„Die Varna“ – schon wieder weibliche Aliens. Die werden als Sex-Puppen und Schmusetierchen für männliche Kunden gehalten, wobei das eigentlich illegal ist.
„Alptraum in Rosa“ – weiblich wirkendes Alien in einer fremden Welt verführt einen irdischen Raumfahrer nach dem anderen. Der Autor hat wohl „sein“ Thema gefunden.
„In eine ferne Fremde“ – könnte die direkte Fortsetzung von „Welche Katastrophe?“ sein. Leere, eher dunkle Stadt (manchmal aus zart rosa wie in „Alptraum in Rosa“). Erzähler ist ganz allein – schweift durch die menschenleeren Straßen. Zur Ursache für diesen Zustand wird wieder nichts gesagt; ist halt so. Dann: Verführerische Frau erscheint ihm. In echt? Bin als Leser verunsichert, weil der Protagonist auch so rosa Pillen nimmt... Auf jeden Fall führt sie ihn in die ferne Fremde – klingt nach Tod.
Und zum Schluss fast ein Roman: „Wie ein Vogel, der davonfliegt“ – Vera, das Schmuddelkind, erlebt keine Mutterliebe, sondern nur Konflikte mit der Alleinerziehenden. Vera findet eine Muschel, die sich als außerirdisches Artefakt, als kleines Raumfahrzeug entpuppt. Der Insasse ist erst mal eine Qualle, die eine vor allem mentale Symbiose mit Vera eingeht. Dadurch wird sie anders, hochbegabt, super empathisch, kann Gedanken lesen. Na ja, das ist nicht immer von Vorteil für die Interaktion mit anderen Menschen – wenn man genau weiß, was die denken, wirklich wollen.
Vera macht eine Entwicklung durch – probiert aus, was sie ablenkt vom Elend ihres Daseins: Sex, Alkohol, andere weiche Drogen, noch mehr Sex (Orgien), gefährliche Gruppenspiele (Selbstmordklub) Versuche, den Symbionten loszuwerden, scheitern. Erst das Zusammentreffen mit einer anderen Person, die auch einen außerirdischen Symbionten hat und damit wohl besser zurechtkommt, hilft ihr und rettet sie sozusagen, weil sie sich mit ihm seelisch und sexuell auf einer vollkommenen Ebene zusammenschließen kann.
Hier ist für mich interessant, was in der Rezension für den NEUEN STERN stehen wird, denn ihr Verfasser ist der Ansicht, dass sie der negative Aspekt einer Yin-Yang-Konstellation darstellt – wobei es beim Kontext der anderen Stories des Autors, in denen Frauen eine – meinst negative – Rolle spielen würden, Vera eben den negativen Aspekt (des Lebens, des Universums…) darstellt. Das empfand ich dann doch nicht so – für mich war das eher eine konkrete Coming-Of-Age-Story eines Mädchens aus schwierigen Verhältnissen, die Familienleben nur als Auseinandersetzung mit einer schlechten Mutter kennen lernen konnte, die eine toxische Beziehung zu ihrer Tochter unterhielt. Zwar mit außerirdischer Hilfe entwickelt sie sich zu etwas besonderen, die aber in der Mainstream-Gesellschaft nur aneckt. Am Ende findet sie ihr – sogar ziemlich vollkommenes – Glück, was ich ihr echt gern gewünscht habe.
Stories, die mir hoffentlich lange im Kopf bleiben, auch wenn sie mitunter nicht so viel Neues erzählt haben. Hab‘s gern gelesen.
8 / 10 Punkte
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Stefan Heym: „Ahasver“
Eine neue Lektüre-Reihe: quasi Band 2: Der Ewige Jude. Jetzt ein deutscher Klassiker. Den habe ich seit der Wende im Bücherschrank, leider nicht vorher, da gab es ihn ja bei „uns“ nicht. Ist schon interessant, dass einer der berühmtesten DDR-Autoren gar nicht so sehr und schon gar nicht zuerst in der DDR gelesen werden konnte. Und dass er als Ex-US-Soldat sogar zuerst Englisch schrieb, wusste ich bis dato auch nicht.
Das Buch also gab es erst so um 1989, doch da hatte ich dann schon andere Wehwehchen, mit denen ich mich rumschlagen durfte. Ich weiß noch, dass ich es versucht hatte, aber mit dem Stil nicht zurechtkam, obwohl es mich damals auch schon dolle interessierte und ich was übrigen hatte für moderne literarische Mytheninterpretationen.
Aber jetzt kam es mir gerade recht und hat mir auch gemundet. Der Stil – biblisch für die großen Mythenerzählung (vom Anbeginn der Welt, der Erschaffung Adams, bis zur Apokalypse) – spätmittelalterlich für die Geschichte um Paul von Eitzen, der zwar ein streng-gläubiger Lutheraner ist, aber nicht glauben kann, dass der Typ da wirklich Ahasver, der ewige Jude, ist – und der Briefwechsel in einem halb amtsdeutschen, halb akademische Schwurbel-Duktus verfassten Briefwechsel zwischen zwei „Bibelforschern“ (also hier schon Leuten, die sich mit der Bibel wiss. auseinandersetzen, also keine Sektenmitglieder), der eine aus der DDR, der andre aus Israel (der übrigens Lucifer ist, was man als Leser natürlich weiß) – also, die Stile haben mir diesmal sehr gefallen, auch wenn es nicht immer leicht war zu lesen.
Ahasver ist hier übrigens ein gefallener Engel, wie Lucifer, der im modernen Israel ein Schuhverkäufer ist. Das mit dem Abweisen des Jesus gibt’s hier aber auch, wobei er, wie Lucifer, schon bei der Erschaffung des Menschen nicht einer Meinung war mit seinem Gott und deshalb aus dem Himmel verbannt wurde.
Am Ende werden die Protagonisten, sowohl der v. Eitzen, als auch der Prof. Beifuß vom DDR-Institut für wiss. Atheismus (gabs nie), vom Teufel geholt. Bei Letzterem sieht das dann so aus, als würde er „Republikflucht“ begehen… Das waren Zeiten…
Okay, hat mir gefallen, auch wenn ich meine, dass das Buch weit weniger handfeste DDR-Kritik oder allg. Gesellschaftskritik enthält, als ich dachte. Interessant ist der Aspekt des Antisemitismus Luthers, der hier zu Beginn dolle betont wird und das bei der Luther-Renaissance, die ja tatsächlich in der DDR stattfand.
8/ 10 Punkte

 

PS. Die Figur des Kartaphilus wird auch mal kurz erwähnt bei Heym, als ein weiteres Beispiel eines Mannes, der Jesus abwies, als Soldat des Pilatus.
Einschub: Eine Erzählung von Borges ist auch eine um den „Ewigen Juden“ – zumindest laut Wikipedia: „Der Unsterbliche“. Hätte ich früher nicht erkannt, weil es eben nicht um Ahasver geht. Hier ist es Kartaphilus – als Bibliothekar (was sonst bei Borges!), der aber „nur“ ein Buch über einen römischen Soldaten verkauft, der die Stadt der Unsterblichen sucht.
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Michael Ende: „Das Gefängnis der Freiheit. Erzählungen“
Weitbrecht 1992
Der nächste Tipp in Sachen Ahasver. Aber, um es vorweg zu nehmen, das war dann nicht so viel Ahasver wie ich vermutet und erhofft hatte. Macht aber nichts, denn ich habe auf gar keinen Fall bereut, diese supertolle Sammlung von Ende-Erzählungen gelesen zu haben!
In „Einer langen Reise Ziel“ kommt Ahasver durchaus vor. Er residiert in Venedig, das der Protagonist aufsucht auf seiner Wanderung durch die Welt, im nebelverhangenen Venedig. So liebe ich es auch! Schon da hat – das ist nur ein Detail – der Autor so sehr einen Nerv bei mir getroffen.
Der Protagonist ist ein Junge, bzw. Mann, dessen Werdegang wir verfolgen. Er stammt aus adliger Familie, hat aber nur noch den Vater, der als Diplomat durch die Welt reist. Dadurch hat der Junge kein Heimatgefühlt, weiß damit nix anzufangen, mit dem Begriff „Heimat“. Er hat an gar nichts Interesse, wird ein ziemlicher Stinkstiefel und im Grunde „böser Junge“. Doch als er mal ein besonderes Bild sieht, ist erstmalig sein Interesse an etwas, nämlich an diesem Bild geweckt Um es in seinen Besitz zu bekommen, muss er es stehlen lassen.
Das düstere Bild zeigt eine phantastische Landschaft, die es vermutlich sogar gibt, in einem nichterforschten Gebiet des Himalayas. Dort muss er hin, geht dabei über Leichen. Mit offenem Ende, aber so toll erzählt.
Neben der ist es dann noch die letzte Story, die aus meiner Sicht den ganzen Band lohnt: „Die Legende vom Wegweiser“. Es geht aber um einen Jungen bzw. Mann, der aus schwierigen Verhältnissen kam. Er war das erzwungene Wunschkind seines Vaters, bei dessen Geburt die sehr junge und ungeliebte Mutter starb. Dass es bei der Geburt mitten im Winter ein Gewitter gab, stellt sich ganz zum Schluss noch als wichtig heraus.
Der Junge ist halt so ganz anders als seine Schulkameraden etc. und so ganz anders als sein Vater es gewünscht hatte, nämlich als Stammhalter seines Kaufmannsgeschäftes und Erbe des Vermögens. Der Junge schlägt das sogar aus und gesellt sich zu fahrenden Gauklern.
Ach so, das Ganze spielt im ausgehenden Mittelalter und der Junge sucht nach wahren, echten Wundern. In der Zirkuswelt findet er sie auch nicht. Und als er die Möglichkeit bekommt, die Wunder der Anderswelt zu erforschen, lehnt er ab, weil er inzwischen gar nicht mehr dran glaubt.
Es gibt noch weitere Schicksalswendungen im Leben des Jungen, verbunden mit total interessanten philosophischen Fragen, die ich hier lieber nicht erörtern möchte. Habe nämlich beschlossen, keine Rezension zum Buch für den NEUEN STERN zu schreiben – weil ich das nicht könnte. Zu vielschichtig und komplex, dabei so toll und einfühlsam geschrieben. Bin hin & weg!
„Der Korridor des Borromeo Colmi“. Liest sich eher wie ein Essay, ein Bericht. Eine architektonische Studie. In der Ich-Form – Familie Ende ist ja nach Italien übergesiedelt. In Rom erforschen sie natürlich alles Sehenswerte aus der Antike etc. Dabei stoßen sie auf ein geheimnisvolles Gebäude, das die Geometrie auf den Kopf stellt. Ein surrealistisches Gedankenspiel mit Perspektiven (im Raum und im Denken).
„Das Haus an der Peripherie“ ist wie ein Leserbrief als Reaktion auf „Der Korridor…“ verfasst. Darin erzählt jemand dem Autor von einem ähnlich verrückten architektonischen Wunderwerk, aber mit richtiger Geschichte. Ein Grundstück ist irgendwie kleiner geworden als ein Haus, das darauf stand, verschwand. Ist im Krieg zerstört worden, was sicher kein Wunder ist. Aber das Haus hat keine „inneren Dimensionen“ – oder so ähnlich. Man betritt es auf der eine Seite und ist sofort auf der gegenüberliegenden draußen. Wie geht das? Der Erzähler weiß es nicht, obwohl er es herausbekommen wollte – illegal, denn das Haus gehört einer schrecklichen, schmutzigen Frau, die mit den Nazis was zu tun hat. Ist also auch noch gefährlich, das Ganze. Auch ohne echtes Ende.
„Zugegeben etwas klein“ – auch über räumliche Verzerrungen. Über ein kleines Auto, in das eine recht große Familie passt, samt Haus und Garage für das Auto…
„Die Katakomben von Misraim“ – ein Versuch in klassischer Dystopie aus dem „Team 1984“. Für meine Begriffe der schwächste Text von Ende in diesem Band, aber dennoch sehr lesenswert. Aber er kann wohl keine „echte Dystopie“, die so wenig Geheimnis in sich trägt, weil das Schlechte auf der Hand liegt.
In einer unterirdischen, abgeschirmten Welt leben die Menschen – hier die Schatten genannt. Sie sind unglücklich, ausgebeutet, unfrei. Nur einer tickt aus, er malt Fenster an die Höhlenwände. Warum? Weiß er selber nicht, weiß auch nicht, was das eigentlich sein soll, „Fenster“ und wohin sie weisen.
Er wird aber dafür vom System bestraft, bekommt kein Essen mehr zugewiesen, was aber nicht so schlimm ist, denn er kann es stehlen. Aber er fliegt auch aus seiner Wohnung muss nun durch die Gänge irren. Er bekommt Kontakt zum Widerstand – der sich dann nur als Teil des bösen Systems erweist. Ein paar Wendungen gibt es noch, die aber weder die Situation der Menschen, noch die Story besser machen.
„Aus den Aufzeichnungen des Traumweltreisenden Max Muto“ – der Titel ist ja schon die Story. Die ist aber durchaus komplex und wieder herrlich surrealistisch, wenn sie von der „uralten Kurtisane“ erzählt und den nicht durchschaubaren Abenteuern des Titelhelden. Der reist durch die Welt weil er eine Aufgabe erfüllen muss, zu der er aber erst eine andere erfüllt haben muss, um die Mittel dafür zu erhalten. Dadurch ergibt sich eine Kette sich bedingender Aufgaben, deren Beginn er inzwischen aus den Augen verloren hat. Er weiß gar nicht mehr, warum er das alles macht.
Auch hier bleibt das Ende offen. Max erkennt, dass er nie das Ende seiner Reise erreichen wird und er beschließt daher, sich nichts draus zu machen.
„Das Gefängnis der Freiheit“. Die Geschichte der Tausendundelften Nacht. Ein philosophisches Spiel der Gegensätze und Widersprüche. Ausschließlichkeit bedingen einander (okay, das überrascht uns Dialektiker jetzt nicht so sehr). Der Protagonist gerät in eine Art Gefangenschaft, aus der er sich nur befreien kann, in dem er aus 111 Türen eine wählen kann, die ihn in die Freiheit führt. Aber welche? Und was geschieht mit ihm, wenn er die falsche wählt? – Am Ende wählt er gar kein, selbst dann nicht, wenn er nur noch die Wahl aus 1 möglichen hat. Was für ein Gleichnis!
Ja, insgesamt war ich echt von den Stories fasziniert. Muss ich jetzt mehr Ende lesen?
10 / 10 Punkte
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A.E. van Vogt: „Weltraumexpedition der Spacebeagle“
Einen Klassiker endlich mal nachgeholt. Schon mal wegen der ALIEN-Referenz. Und ja, das 3. Abenteuer der Spacebeagle enthält den ALIEN-Vorläufer (Ixtl – kann im leeren Raum existieren, legt Eier im Brustkorb der Menschen ab, geht durch Wände – allerdings mittels Atom-Umstrukturierung, bluten muss es deshalb nicht – und will überleben, auf Teufel komm raus).
Aber auch die anderen Aliens sind nicht minder gefährlich und im Grunde bösartig; zumindest interpretieren die Menschen sie so. Das hat mich geärgert, denn die irdischen Raumfahrer dringen in fremde Welten ein und wundern sich, dass sie dort nicht willkommen geheißen werden. Aber statt sich diskret zurück zu ziehen, sinnen sie auf Rache, auf Töten, auf Besiegen der Fremden.
Interessant auch, dass nur Männer an Bord sind und dass sowas wie Demokratie geübt wird, um Entscheidungen zu treffen – es wird sich viel versammelt und die Beschreibungen darüber haben was von Parteitagsberichten.
Hierarchien gibt es aber auch und dadurch viele Konflikte zwischen den Besatzungsmitgliedern.
Irgendwie fühlte ich mich an Episoden aus Star Trek erinnert: Allein die Abfolge der geschilderten Ereignisse etc. aber auch direkt durch die Einführung eines Energieschirms, den die Spacebeagle zur Verfügung hat. Und einmal wird auch gebeamt – allerdings von Fremdwesen.
Insgesamt sehr interessant, auch das angedeutet zyklische Geschichtsbild, dann die Super-Wissenschaft Nexialismus, die mächtig an Dianetik erinnert (was sicher kein Zufall ist), auch wenn ich mitunter das Buch in die Ecke pfeffern wollte, weil mir das Geschilderte gegen den Strich ging. Aber nein, habe ich nicht gemacht, stattdessen weitere van-Vogt-Bücher geordert.
8 / 10 Punkte
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Robert Boehm: „Walhalla brennt“
Mit Illustrationen von Raxa Lux – im Grunde ist es fast eine Graphic Novel – eine Grafische Novelle allemal. Kurzer Text, üppig illustriert, über eine Gruppe junger Anti-Moralisten und Massenmörder aus Freude am Morden. Ich hoffe, sowas gibt es nicht. Aber es wird immer mal wieder darüber geschrieben. In einer Lesung von Robert Boehm am 2.10.25 im Dark Flower zu Leipzig, hat die Moderatorin den Bogen zu „Fight Club“ und „Clockwork Orange“ gezogen. Nach der Lektüre denke ich, es gehört ins Team „Clockwork Orange“.
Die jungen Leute, die in der bürgerlichen Gesellschaft und einer Karriere darin keinen Sinn sehen, dekadent gelangweilt sind vielleicht, wenden sich dem kunstvollen Morden, Rauben, Quälen von Menschen zu. Sie schlüpfen in quasi-mythologische Gestalten und erklären ihr Tun ansatzweise mit philosophischen Quellen, von Nietzsche, über Kierkegaard, bis Sartre.
Die Perversion des menschlichen Verstandes und vor allem seiner Psyche, die hier vielleicht eine größere Rolle spielen, als quasi-intellektuelle Erklärmuster, werden nicht weiter beleuchtet. Es wird betont, dass es ihnen Spaß und Lebenssinn verschafft, aber der Gedanke wird nicht vertieft.
Auch dass sie sich frei fühlen mit diesen Schandtaten – und damit eben an Clockwork Orange anknüpfen – wird nur angerissen.
Am Ende sehen wir einer Protagonistin, einer, die Mitglied in dieser Gruppe freischaffender Mörderinnen ist, beim Sterben und Resümieren zu. Eindrucksvoll, die Worte, aber auch die Bilder, die mir dann aber fast zu harmlos erscheinen. Die Monstren werden nicht überleben, das verrate ich mal an dieser Stelle, mehr aber nicht.
8 / 10 Punkte
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Dario Gamboni: „Odilio Redon. Das Faß Amontillado. Der Traum eines Traumes“
Künstlermonografie, eine ganz kleine. In der mich aber vor allem der Bezug Redons, und anderer Künstler seiner Epoche, zu Edgar Alan Poe dargestellt wird. Der Dichter und phantastischen Autor hatte enormen Einfluss auf die Künstler Europas nach seinem Tod. In Ansätzen war mir das bekannt, aber nicht in diesem Ausmaß. Von daher war das kleine Büchlein eine echte Schatztruhe für mich!
9 / 10 Punkte
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Angela & Karlheinz Steinmüller: „Andymon“
Morgen erscheint der Erzählungsband „Die Andymonaden“ (am 6.Oktober 2025) – DAS ist also ein guter Grund, vorab den Roman zu lesen, auf den sich die Erzählungen beziehen werden. Außerdem wollte ich DEN Roman der DDR-SF noch einmal lesen. Ich weiß noch, wie enorm mich dieses Werk damals beeindruckt hat.
Nun, so ein überwältigender Eindruck, den man in der Jugend erworben hat, kann natürlich auch mächtig enttäuscht werden. Und? Hat er das?
Absolut: Nein! Ich bin wieder vollkommen gefangen in der Welt Andymon. Ich habe gestaunt, wie viel ich davon noch im Gedächtnis hatte. Das ist ein guter Beweis für die Wirksamkeit des Romans. Das bleibt haften, hat quasi archetypische Dimensionen.
Ein paar Sachen haben mir jetzt sogar noch in Erstaunen gesetzt, weil ich sie eventuell damals, in der DDR-Zeit, nicht verstanden hatte. So z.B. die Sache mit Resth, einem – sozusagen – Populisten und Möchtegern-Diktator. Damals sicher vor konkretem historischem Hintergrund so ausformuliert, aber heute noch genauso aktuell – leider. Ein Typ, der im Namen einer großen Sache seinen Weg verfolgt, dabei die Leute manipuliert, andere Interessen negiert und verbieten will, bedroht und erpresst, sogar bespitzelt (da weiß ich gar nicht mehr, ob ich das damals beim Lesen richtig werten konnte). Hier siegt aber die demokratische Gemeinschaft über ihn und vor allem auch über das System, das er etablieren will. Aber was der Ich-Erzähler, der unter ihm leiden muss, erlebt, hat einfach auch dolle gefesselt, obwohl es nicht so überkomplex geschildert wurde.
Oder die Sache mit der vierten Gruppe, die ich auf einem Mond des Planeten zurückgezogen hatte, um sich zu einem Superwesen zusammen zu schließen. Auch so ein Detail, dass ich nicht mehr so gegenwärtig hatte und mich jetzt ziemlich beeindruckte. – Das sind sicher alles Geschichten, die man mittleerweile x-mal in der SF wiederfindet. Eben „archetypisch“. Aber hier, in dieser als „Weltraum-Utopie“ extra untertitelte utopischen Geschichte einer, bzw. mehrerer Gruppen von Menschen, die in einem Aussaat-Schiff geboren wurden und die Aufgabe haben, einen unwirtlichen Planeten, Andymon, zu urbar zu machen, zu besiedeln, also zu terraformen, weht mir dieser Wind humanen Fortschritts, einer großartigen Zukunft entgegen, die ich – damals, heute auch noch? – in der SF gesucht und gefunden hatte. Ohne übertriebenen Zweckoptimismus, ohne übertriebenen Pathos (na ja, manchmal, ein bisschen, wohltuend), mit Konflikten, aber keine unlösbaren (vielleicht hier zu optimistisch), im Konfliktfeld zwischen Einzel- und dem Gesamtinteresse der menschlichen Gruppe (Zivilisation).
Ich bin wieder schlicht begeistert und nun sehr gespannt auf die neuen Interpretationen, auf die Erzählungen der „Andymonaden“.
11 / 10 Punkte
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A. E. van Vogt: „Der Krieg gegen die Rull“
Meine Exkursion der alten Welten des E. A. van Vogt sollte eigentlich mit „Das Atom-Imperium“ weitergehen. Aber ich habe es erst einmal wieder weggelegt; kam gar nicht rein. Ein dicker Klopper (sind ja auch 2 Bücher in einem) mit einem Fantasy-Setting (ich mag 08/15- oder auch High Fantasy nicht so richtig), das aufgrund einer zyklischen Weltgeschichtsentwicklung die Menschheit in einem quasi-mittelalterlichen Zustand mit Zugriff auf die Atomkraft (klingt ja eigentlich nicht uninteressant) darstellt, aber mich gleich so kleinteilig als Leser dort hineinwirft, ohne mir Zeit zu geben, mit dieser Welt warm zu werden. Keine Ahnung, worauf diese Geschichte hinausläuft; das herauszubekommen, verschiebe ich – bestenfalls.
Daher diesen handlichen, knackigen, kurzweiligen SF-Kriegsroman.
Auch hier plagten mich wieder „Bauchschmerzen“ beim Lesen. Also, wenn ich das mal so aus der Ost-Brille sehen darf: Jetzt weiß ich, was die Ideologen damals meinten, wenn sie sagten, die „West-SF“ sei militaristisch, kriegsverherrlichend. Na ja, mir ist das hier wieder aufgefallen, dass das Menschenbild (bzw. die Vorstellung, wie sich zivilisierte und intelligente Wesen verhalten) schon ziemlich extrem ist.
Die Menschheit erobert das Weltall und begegnet dabei einer mörderischen Zivilisation, die aus einer anderen Galaxie stammt, den Rull. Das sind Wurmartige, die aber jede beliebige Gestalt annehmen können und daher als Spione und Agenten auch auf der Erde unerkannt unterwegs sind. Ein Teil des Romans dreht sich u.a. darum.
Die Rull haben nur ein Ziel: Jegliche andere Zivilisation im Universum auszurotten, eben auch die Menschheit. Und die Menschen? Die „müssen“ sich ja verteidigen. Aber auch das passiert äußerst aggressiv. Andere vernunftbegabte Wesen auf fremden Planeten, die den Menschen nützlich sein können, werden auch gern ausgerottet. Das (massenhafte) Töten vor allem vernunftbegabter Wesen wird als sehr „normal“ und akzeptabel, unumgänglich beschrieben.
Im Zentrum dieser Geschichte steht aber ein Mensch, der Kontakt zu einem Fremdweltler aufnimmt, einem Ezwal, einem saurierähnlichen, sechsbeinigen Riesen, von denen die Menschen meinen, es seien „nur Tiere“. Sind sie aber nicht, sondern hochintelligent und telepathisch begabt. Aus einem mörderischen Zweikampf wird – na ja, keine Freundschaft, aber ein Zweckbündnis, das auch immer mal wieder verletzt wird, je nachdem wie es in den taktischen Plan passt. Die Ezwale lassen sich, so der Protagonist, für den Kampf gegen die Rull gewinnen, wenn man ihnen beibringt, dass die Rull auch sie, die Ezwal, am Ende nur töten wollen.
An einer Stelle ist der Protagonist dann auch bereit, seinen eigenen Sohn für den Kampf gegen Rull (die auf der Erde unterwegs sind) zu opfern. Wow! Und das in einem amerikanischen Roman! Wo die Familie doch so oft als das Allerheiligste beschworen wird. Fand ich – und nicht nur das – sehr befremdlich.
Am Ende geht der Plan zu dieser Allianz auf und unser Held kann sogar eine Art Oberheerführer der Rull mit Hilfe seines telepathischen Ezwal-„Freundes“ zur Strecke bringen. Na bitte, geht doch – oder?
Ja, spannend, kurzweilig, aber halt „kontrovers“ in meinen Augen.
7 / 10 Punkte
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„Andymonaden“ Anthologie, hg. Von Michael Wehren
Da ist sie! Eine Fortsetzung des SF-Kult-Romans aus der DDR, von den Steinmüllers? Ja, so etwas ähnliches. Als ich davon las, war ich sofort fasziniert von diesem Gedanken. Da schreiben also „junge“ Autorinnen und Autoren Stories, die in der „Welt von Andymon“ spielen. Oder die gar eine Hommage an den Roman sind? Oder eine direkte Fortsetzung? Genau wusste ich das ja erstmal nicht.
Also, es sind Stories, die sich direkt auf ANDYMON beziehen, wobei sie zum Teil auf dem Schiff angesiedelt sind mit dem die Schiffgeborenen zu ihrer neu zu besiedelnden Welt, also Andymon, gebracht werden sollen; zum Teil spielen sie durchaus schon auf Andymon, und oft sind es die gleichen, aber auch andere Protagonisten wie in dem Roman. Andere Stories erzählen von dem, was wir auf der Erde durch den Abflug des Raumschiffs quasi verpasst haben. Die Aufzeichnungen, aus denen ja die neuen Menschen auch lernen, brechen ja mit dem Jahr 1999 ab. Was geschah danach? Auch ist unklar, warum es überhaupt zu diesem Unternehmen kam. Auch da bieten ein paar Texte Anhaltspunkte, Überlegungen.
Einige weisen gar in die ferne Zukunft, also in die Perspektiven, die durch die Besiedlung Andymon aufgetan werden - könnten. Eine faszinierende Sammlung, die natürlich modern, dem manchmal geliebten, manchmal verhassten „Zeitgeist“ unterliegt. Klar, wie Andymon ja auch. Der Roman ist mit „Weltraum-Utopie“ untertitelt und zeigt, welche Alternative zum bekannten gesellschaftlichen Leben auf der Erde damals denkbar war. Heute sind die Akzente andere. Es geht viel (für mich fast etwas zu viel) um Geschlechterrollen und -Identitäten. Sind unsere Gesellschaftskonflikte denn wirklich darauf zu reduzieren? Und wäre die Lösung eben die vorbehaltlose Anmerkung aller Geschlechtsidentitäten? Nein, will hier kein Fass aufmachen. Das ist auch auf jeden Fall ein wichtiges Thema, aber nicht das einzige, das uns als Gesellschaft beschäftigen soll. Wobei natürlich auch das Klima-Thema angesprochen wird – schon bei Andymon, denn das Terraforming des Planeten ist ja im Grunde ein Kampf gegen widrige Klima- und Lebensbedingungen.
Hier keine weiteren Ausführungen, die sind unserem „Rundbrief“ NEUER STERN vorbehalten.
9 / 10 Punkte
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Alan Moore: „Das Große Wenn“
Long London 1, Carcosa 2025
Nachdem ich „Jerusalem“ immer noch nicht begonnen habe, auch nicht „Mutter London“ von Moorcock, nun also diesen Kurz-Tripp in die okkult-phantastische Städteromantik für London-Fans (Jerusalem ist nicht London, ich weiß, aber fast… spielt in Northampton). Wobei der „kleine“ Roman sich ja noch ausweiten wird – wenn man will und es durchhält. Aber die Chancen stehen gut, sogar für mich, der ich kein Buchserienfan bin.
Über das Buch wird sicher viel zu lesen sein, im Netz, in der Phantastik-Fan-Presse. Der Inhalt ist durchaus schnell zusammengefasst; sogar – für meine Begriffe – nicht mal so ausschlaggebend. Es geht um einen jungen Mann, der in einem „verrückten Antiquariat“ arbeitet. Also, die Antiquarin ist etwas verrückt. Aber die handelnden Figuren sind alle nicht so „normal“ – kein Wunder, spielt das Ganze doch im zerbombten Teil Londons nach dem 2. Weltkrieg. Der sitzt allen noch mächtig in den Gliedern und die allg. gesell- Stimmung im Lande ist nicht die beste. Aufbruch? Ja, vielleicht, aber auch viel Zerstörung – vor allem in den Köpfen. Daher hohe Kriminalität.
Und in der Zeit entdeckt – durchaus unfreiwillig und dann auch nicht mal zu seinem Nutzen – der junge Protagonist das „andere London“, das quasi unter dem bekannten London liegt. Also die Unterwelt? Ja, aber halt mehr als das, obwohl auch gerade dort die Kriminellen gern aus und ein gehen und auch krampfhaft danach suchen. Unser Held hat die “Eintrittskarte“ dazu in der Tasche, will die aber schnell loswerden. Und er will endlich erwachsen werden, will Sex mit seiner Angebeteten, will leben. All das ist nicht so einfach – und Inhalt des Buches.
Das Buch lebt vor allem durch seine Sprache – die dann in den Kapiteln, die im anderen Untergrundlondon spielen komplett ausufert und Kapriolen schlägt – reiner verrückter Surrealismus in Sprache.
Ja, kann man machen. Liest sich auch echt großartig – ich weiß nur nicht, ob auch auf Dauer. Irgendwann nutzt sich das – für mich – ab. Ging mir schon so bei Miévilles Surrealismus-Hommage, die in Paris spielt. Ich fand sogar, dass die spannende Thrillerhandlung vor lauter Sprachspielerei und Reflexion untergeht. Ansonsten kann ich das Buch aber empfehlen, falls mich jemand fragt. Ist kurzweilig, voller interessante, sympathisch-verrückter Charaktere und historischem Flair, der authentisch wirkt.
8 / 10 Punkte




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Leipzig unter den Schatten

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le... 26 Oktober 2025 · 575 Aufrufe

Constantin Dupien stellt seinen ersten großen Roman vor.
Literaturhaus Leipzig am 23. Oktober 2025, eingeladen vom Freundeskreis SF Leipzig e.V.

 

Eingefügtes Bild

 

Moderiert wurde die Veranstaltung von Lisanne Surborg (die übrigens einen Monat später dort ebenfalls lesen wird, moderiert von – na, von wem??? – ja, von Constantin Dupien; also konnten die beiden sich diesmal schon einspielen).
Constantin Dupien ist derzeit quasi überall. Keine phantastische Lesebühne, die ohne ihn auskommt. Er rührt mächtig die Werbetrommel für seinen ersten großen Roman, an dem er so ca. 10 Jahre gesessen hat (natürlich nicht ununterbrochen). Der Roman selbst erscheint offiziell am 29. Oktober, also fand die Veranstaltung vorher statt. Dafür hatte er extra angefertigte Sonderexemplare des Romans dabei, aber auch schon erste „regulär“ gedruckte.
Der Leipziger hat in dem Roman:

 

„Die Welt im Schatten so grau“

 

seine geliebte Heimatstadt Leipzig in Schutt und Asche gelegt. Außerirdische, genannt die Schatten, haben die Erde erobert. Den Menschen geht es dabei nicht so gut. Na, das kennt man ja. „Erfrischend“, dass es diesmal nicht Amerika „erwischt“ hat. Wie es auf der ganzen Erde aussieht, hat der Autor gar nicht verraten und der Roman konzentriert sich auch auf das vom Umfeld isolierte Leipzig. Der Showdown wird dann an einem Wahrzeichen der Messestadt stattfinden – nur, falls sich jemand über das schattenhaft eingearbeitet Völkerschlachtdenkmal auf dem Cover wundert. Das ist wohl nicht ohne Grund drauf (nur muss man schon ziemlich genau hinsehen).
Dem Autor geht es seiner Auskunft nach immer um die Abgründe im Menschen. Daher schreibt er vornehmlich Horror. Diesmal greift er aber etwas in die Zukunft und lässt zum allgemeinen menschlichen Horror seine Protagonisten auch noch dystopische Zustände durchleben. Dazu die Aliens. Für den Autor ist dieser Genre-Mix neu. Nun, sicher hat er damit das Genre nicht neu erfunden, aber der Roman verspricht viel Spannung, halt eben auch menschliche Abgründe und hoffentlich interessante, mitfieberwürdige Protagonisten.
Im Gespräch mit der Moderatorin und mit dem Publikum plauderte der Autor über die Ursprungsidee zum Roman, die ich hier nicht verraten möchte, obwohl es mir unter den Nägeln brennt, es zu tun. Aber die ist schon – wie ich finde – ziemlich speziell. Ich könnte mir aber vorstellen, dass er sie auf seinen anderen, derzeit vielfältig angekündigten Lesungen und Auftritten selbst zum Besten gibt. Ebenso die Geschichte, die es mit einem vermeintlichen (?) Fußfetischismus auf sich hat. Die Story sollte gar nicht erzählt werden, wurde sie aber und Constantin meinte, die könnte eigentlich immer erzählt werden. Amüsant genug ist sie. Überhaupt lohnt sich eine Lesung des Autors, denn das versteht er inzwischen ganz großartig: Die Leute zu unterhalten und eine sehr kurzweilige Veranstaltung zu gestalten.

 

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Klasse: Nils Westerboer in Leipzig; 22. Mai 2025

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le..., Ich war dabei... 23 Mai 2025 · 1.139 Aufrufe
Nils Westerboer

Nils Westerboer hält seine Welten hoch:

 

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Leipzig, Haus des Buches, 22. Mai 2025, 19:30 Uhr, Moderation: Sabine Seyfarth
Foto von Thomas Hofmann, v.l.n.r.: Koffer, Nils, Sabine, Unternehmenslogo

 

So eine Lesung / Buchpräsentation ist ja immer eine Wunderkiste: Kann der oder die Autor/in gut vorlesen (muss ja nicht sein, Hauptsache gut schreiben), kommt es zu einem interessanten Gespräch, ist der Text überhaupt geeignet zum Vorlesen oder gar uninteressant? Solche Fragen. So eine Dauer-Lesung ist mitunter ermüdend, ein Gespräch, in das auch das Publikum einbezogen wird, durchaus mitunter amüsanter und interessanter.
Selbst hatte ich noch nichts vom Autor gelesen, aber viel über ihn. Er ist ja so ein bisschen ein Shooting Star der deutschsprachigen SF, dessen vorletztes Werk „Athos 2643“, sogar verfilmt werden soll. – Natürlich hat er auch darüber etwas erzählt; nach wie vor steht dieses „soll“ noch da, aber es gab schon konkrete Gespräche; das Projekt läuft … - Und nun das neue Buch, das auch schon in der SF-Szene gut aufgenommen wurde. Ich war also gespannt.
Und? Nein, nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil. Der Autor hat sich getraut, fast den gesamten Abend sein Ding durchzuziehen, also zu lesen und zu erklären. Dabei halfen ihm Requisiten, die er in seinem Reisekoffer, den er bei so einer Sternenreise natürlich dabei hat, mitführt – siehe Foto. Hier präsentiert er Mond Perm und den Planeten, um den der sich dreht. Dazu gab es auch eine Präsentation an der Leinwand.
Das Gespräch mit der Moderatorin zu Beginn war recht kurz. Ich hatte schon den Eindruck, dass Sabine eigentlich noch viel mehr fragen und ansprechen wollte.
Zum Entstehungsprozess des Buches haben wir dennoch einiges erfahren. So hatte z.B. sein Lektor ihn um einen Bösewicht gebeten. Der Autor hat dazu mal die KI befragt, wie man einen bösen Terraformer gestalten kann (es geht ja um Terraforming) – und nur nichtssagende Allgemeinplätze als Antworten erhalten. Da war dann die Antwort einer ihm nahestehenden Person schon ausschlaggebender, die meinte, dass der/die/das Böse an den Goten / Protagonisten nahe heranzulassen. Wer das Buch gelesen hat, wird sicher wissen, was damit gemeint ist.
Zum Schluss musste sie fast dem Autor ein paar Minuten abringen, um dem Publikum die Möglichkeit, Fragen zu stellen, zu geben. Es kamen sogar welche, es gab Gesprächsbedarf.
Und ich? Werde ich das Buch lesen? Bin wild entschlossen. Das hat der Autor – trotz langer Lesung – bei mir ausgelöst: den Impuls mehr über die Reisen der Protagonisten und ihr Ziel Perm zu erfahren.
War eine sehr schöne Veranstaltung, unterhaltsam, inspirierend, informativ.




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Ein Buch, das es geben sollte.

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013, Phantastisches Halle & Le... 12 Januar 2025 · 1.276 Aufrufe
Nils Wiesner

Nils Wiesner: „Axis Mundi. 1. Buch: Die geschiedene Welt“
Dieses Buch gibt es (noch) gar nicht. Sollte es aber geben! Der „Verlag“ heißt daher auch selbstironisch „Edition Schublade“. Somit hatte ich ein ziemlich exklusives Lese-Erlebnis. D.h., nicht ganz exklusiv; meine Club-Kollegen & -Freunde aus dem Andromeda SF Club haben es mitunter auch schon gelesen, denn das Manuskript, in Form von sorgfältig in festen Pappschachteln gelegten DIN A 4-Papierstapeln gehen anlässlich unserer SF-Stammtische von Hand zu Hand. Na ja und jetzt bin ich halt dran. Bernd Wiese hat den bisherigen Zyklus z.B. recht ausführlich in unserem NEUEN STERN 92 vorgestellt.
Ich habe mich etwas dagegen gewehrt, ein paar Monate lang, denn ich bin der Meinung, dass das Buch auch als Buch veröffentlicht gehört und ich es dann gern lesen würde. Dazu muss aber erst alles fertig werden; ich habe nun den 1. Band gelesen.
Ich bin ja Wiesner-Fan, zumindest von dem, was ich bisher von ihm gelesen habe – siehe meine Rezi hier:
Das Gralprogramm
Das Haus der Lügen und Träume

 

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Das wird des Autors Mammut-Werk. Er begibt sich in die Welten der Mythen und Sagen, konfrontiert sie mit Menschen der Gegenwart, die uns Lesern als Identifikationsfiguren zur Verfügung stehen. Und es geht ums Ganze. Ich hätte es natürlich wissen müssen, dass ich nach diesem 1. Band noch kein „Ergebnis“ vorgelegt bekomme. Das alles ist nix für Ungeduldige, zu denen ich mich durchaus zähle; ich bin eigentlich kein Freund von Endlos-Serien (in Buchform. Auch nicht in Filmform, wie ich inzwischen merke; sog. Mini-Serien, mit 6 oder 8 Teilen finde ich sehr angenehm, aber wenn dann schon 5 Staffeln davon existieren, steige ich doch aus.) Aber hier muss ich wohl am Ball bleiben.
In diesem 1. Teil bildet sich mühsam die Reisegemeinschaft heraus. Es gibt den uralten Heiler, einen feschen, aber narbenübersäten Mann mit Schwert, das aber gar kein Schwert sein soll, sondern ein Symbol. Der Mann wird, von einem Auto überfahren, in ein sächsisches Krankenhaus eingeliefert, niemand kann sagen, wer er ist. Wie auch, der Mann ist ein aus der Anderen Welt, aber durchaus auch für unsere Welt zuständiges Kind der Urmutter, namens Lazarus. All das lernt seine Krankenschwester Maria, die mehr oder weniger unfreiwillig mit auf die Lazarus‘ Queste geht, auf die harte Tour kennen.
Dabei ist auch Achmed, so ein „Straßenköter“, ein verwahrloster Jugendlicher, der sich aber als gelehriger Heiler-Eleve entpuppt.

 

Die Drei sind die Kerntruppe; dazu kommen noch ein kleiner Riese, ein Drache, ein Steampunk-Gelehrter von der Sorte neugieriger, aber nicht allzu mutiger mad scientist.
Wozu das Ganze? Also, es geht ums Ganze! Um die Heilung unserer und anderer Welten. Dazu wird die Achse der Welt gesucht (Titel) und die ist auf einer Insel, die ein gewisser Arnold Böcklin gemalt hatte – weil er sie kannte und gesehen hat? Wer weiß. Ich befürchte, das erfahre ich erst ganz, ganz zu Letzt. Bis dahin gibt es weitere Abenteuer, die die Gefährten erleben dürfen – quer durch die Mythenwelten der Erde.

 

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Bin ich nun begeistert von dem Werk? Sehr wohl, durchaus, aber ich habe ja schon erwähnt, dass mir Serien nicht so munden. Das ist durchaus beliebig erweiterbar, was mir nicht so gefällt. Aber die Mischung aus interessanten Personenbeschreibungen, witziger und mitunter aber auch epischer Sprache, so viel Infos zu den mythischen Wesen und Welten, die handfesten Abenteuer und kuriosen Begegnungen in unserer und der anderen Welt haben mich gefesselt und wunderbar unterhalten. Nils bereist ja auch gern die Welt und schreibt auch darüber Bücher (Reise-Literatur); man merkt seinen hiesigen Schilderungen an, das er weiß wovon er schreibt. Schon Klasse. 10 / 10 Punkte
-----------
Die Zeichnungen sind von mir, die erste ist aus einer Glückwunschkarte für Nils; die zufällig (?) ziemlich gut zum Inhalt des Romans passt; die zweite ist unverkennbar der Böcklin'schen Toteninsel nachempfunden (Vorzeichnung für mein 2. STERNENSPLITTER-Cover)




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Tom Hillenbrand am 21.11.2024 beim FKSFL im Literaturhaus Leipzig

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le... 24 November 2024 · 1.397 Aufrufe
Tom Hillenbrand, FKSFL

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Foto (hab ich geschossen): Tom Hillenbrand im Gespräch mit Moderatorin Sabine Seyfarth vom FKSFL e.V.

 

Endlich! Endlich mal wieder ein volles Haus! Das haben die Leipziger (Freundeskreis Science Ficiton e.V.) aber auch verdient. Okay, bei DEM Namen vielleicht kein Wunder? Wie auch immer, es waren ca. 30 Leutchen, die sich am 21. November im Literaturcafé des Literaturhauses in Leipzig eingefunden haben, um Herrn Tom Hillenbrand zuzuhören, wie er von und aus seinem neuesten Buch erzählt.
Es geht um einen Lieferdienst in naher Zukunft in Neu-Berlin. Müsste eigentlich New-Berlin heißen, scheinbar nutzt man dann noch mehr Anglizismen als heute. Das macht der Autor übrigens auch, wenn er spricht. Darauf angesprochen, meint er, da müssen man mal mit seinen Kindern sprechen, da kommt er auch nicht mehr mit.
(Mein Gedanke dazu war dann nur: Wenn man auf die Idee kommt, das Buch ins Englische zu übersetzen, hat der Übersetzer jedenfalls nicht mehr viel zu tun.)

 

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Foto auch von mir: Der Autor liest, mit Verve und vielen englischen Wörtern

 

Aber kurz der Reihe nach. Also ein Lieferdienst. In naher Zukunft sind die die Hauptlieferanten für alles, was man so zum Konsumieren braucht, oder meint zu brauchen. Der Konkurrenzkampf unter den Lieferdiensten ist mörderisch; das kann man gern wörtlich nehmen.
Aber auch lustig; das Buch ist auch humorvoll. Das konnte man den kurzen Passagen, die der Autor aus seinem Werk las, durchaus entnehmen. Zwischendurch, im Grunde in der Hauptsache, sprach er aber mit der Moderatorin, Sabine Seyfarth. Sie war quasi prädestiniert für dieses Gespräch, denn sie führte es bereits schon ein Mal. Ich glaube zum ElsterCon 2016 (?). Ihr Aufhänger jetzt war das damalige Gespräch; sie konnte nun nachhaken, wie er denn bestimmte Sachverhalte heute sieht. Hat sich seine Meinung geändert?
Sabine machte da auch kein langes Federlesen, ging gleich in medias res. Es ging um Utopie und Dystopie im Zeichen heutiger „Herausforderungen“ (um nicht „Dauer-Katastrophen“ zu schreiben): Hat sich was verbessert, verschlechtert? Ist er optimistischer oder pessimistischer geworden? (Die Moderatorin meinte, in seinen Büchern, die er seitdem geschrieben hat, durchaus eine Tendenz zum Pessimistischen erkannt zu haben.) Wie siehst er es? Er hatte Antworten, Meinungen, denkt schon, dass wir technologisch gerüstet sind, um mit den Problemen fertig zu werden. Na ja, nur nutzt sie niemand, keine Regierung, keine Gesellschaft. Warum? Vielleicht, so die Moderatorin, liegt es am Gesellschaftssystem? Er dazu: Der Kapitalismus schafft die Probleme, aber in ihm liegt auch die Lösung. (Nicht ganz wörtlich) Ja, sehr salomonisch. Lassen wir es mal so stehen, ein bisschen Optimismus kann ja nicht schaden.
Auch zur allgegenwärtigen (gerade in der aktuellen SF) Frage der KI-Entwicklung hat er so seine Meinung. Er meint, dass sie die Kreativität der Kunst-Schaffenden nicht gefährdet. Ist sicher was dran, wer sich künstlerisch ausdrücken will (weil er „musss“) macht das auch weiterhin. Die Frage, ob man das dann professionell betreiben kann, bleibt jetzt mal offen, oder? (Wobei, wen ich mir anschaue, was eine angegammelte Banane auf Leinwand und in Panzertape so einbringen kann … (Möglicherweise kommt auf so eine Idee eine KI dann doch nicht, man muss – als Mensch – dann halt nur den Mut haben, das auch als Kunst zu verstehen.)
Auf jeden Fall ist für ihn Kunst nur interessant, wenn da auch Menschen involviert sind, wenn sie Menschliches transportiert. (Kann ich nur zustimmen!)
War jedenfalls ein interessanter und anregender Abend! Dank an den Autor, an Sabine und den FKSFL dafür!




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Eine rasante Reise, Literaturhaus Leipzig, 30. Mai 2024

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le... 01 Juni 2024 · 1.916 Aufrufe
Emma Braslavsky, FKSFL

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Fotounterschrift könnte lauten: Emma Braslavsky (links im Bild) ist voll in Fahrt; der Moderator (ich, rechts im Bild) lauscht gebannt (und kommt kaum mit). Bild © Volker Adam

 

An der Stelle erst einmal ein lautes: Wow! Für das Buch und vor allem für die Autorin!
Emma Braslavsky hat gut eineinhalb Stunden erzählt und gelesen aus ihrem Mega-Werk. Zusammen haben wir „herausgearbeitet“, dass das Buch sehr viele Ebenen besitzt. Ich darf mich mal aus meiner Moderation selbst zitieren; und die Autorin hat nicht widersprochen, eher im Gegenteil – es fehlen sogar noch Erklärungsebenen:

 

Ich weiß nach dem 2. Lesen von Erdling immer noch nicht, um was es sich genau bei diesem Buch handelt, ist es …

  • Roman oder ein als Roman getarntes Sachbuch über einen speziellen kulturhistorischen Aspekt der deutschen Literatur- und Ideengeschichte?
  • Krimi, Detektivgeschichte oder esoterische Weltraum-Reisebeschreibung?
  • Harte SF, Magischer Realismus oder Inner-Space-Selbstfindungs-Tripp?
  • Politische Satire?
Klar, ich wollte etwas provozieren, die Autorin herauslocken. Aber das brauchte ich gar nicht. Sie sprach sehr gern und ausführlich über ihre Beweggründe und über die ursprünglichen Anregungen, die zu diesem Parforce-Ritt durch den „deutschen Weltraum“ von der Kaiserzeit bis zum Heraufdämmern der faschistischen Diktatur führten.
Sie schwärmte von den farbigen, positiven utopischen Welten früher deutsch-sprachiger „Zukunftsromane“ und dem langsamen Abgleiten in Kriegs- und Untergangsphantasien; frühe (Gedanken-) Welten, erdacht von deutschen Autoren, die ein lichtes Bild auf den deutschen Geist werfen, im Gegensatz zu den späteren finsteren Entgleisungen.
Einer ihrer Begleiter („ihrer“ darf hier sehr wörtlich genommen werden, denn die Emma Andreas v. Erdling des Buches hat ja nicht rein zufällig einen Namen, der an die Autorin selbst erinnert) ist Hanns Heinz Ewers (ganz rechts im Bild – plus ein paar seiner Werke). Um den ging es mir in erster Linie, denn mir kam diese Nebenfigur im Roman fast wie ein Protagonist vor. Verdientermaßen, wenn es so wäre, denn der Mann bietet so viel für einen spannenden Abenteuerroman, den er selbst nicht geschrieben, aber gelebt hat.
Ja, wo bleibt der biografische HaHa. Ewers-Roman?, liebe Emma Braslavsky.
Wie und was und so weiter kann ich hier als Mitmachender nicht schreiben. Aber derzeit gibt es eine kleine Lese-Tour der Autorin. Bitte selber erleben!

 

Das war wieder einmal eine Veranstaltung des FKSFL.




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Jol Rosenberg zu Gast beim FKSFL

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le... 21 April 2024 · 1.283 Aufrufe
FKSFL

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Foto: Thomas Hofmann, zu sehen rechts im Bild: Jol Rosenberg, links: Moderator Volker Adam

 

Jol Rosenberg im Literaturhaus Leipzig, 18. April 2024
Eingeladen hat der FKSFL e.V., moderiert: Volker Adam

 

Auf diese Lesung war ich sehr gespannt. Warum? Aus zweierlei Gründen:
Zum einen vermutete ich Konfliktpotential. Jol ist – soweit ich es mitbekommen habe – aktives Mitglied der „progressiven Phantastik“-Bewegung. Nun, vielleicht sehe ich da einfach zu viel „Aktivität“ und die Autor*innen sind dann doch keine eingeschworene Gruppe im Kampf um Gender-Gleichberechtigung, um Wahrnehmung ihrer Identität, um Sprach-Gerechtigkeit.
In Diskussionen zu diesen Thematiken gibt es mitunter harsche Auseinandersetzungen und eine gewisse Verbissenheit wird an den Tag gelegt. – All das, möchte ich betonen, ist mein Vor-Urteil. Bin mit der Erwartung nach Leipzig gefahren, dass es eventuell zu Spannungen kommen könnte – zwischen der Autor*in und dem Publikum.
Mit dem Moderator, Volker Adam, nicht, das wusste ich! Er ist übrigens der zweite Grund, weshalb ich auf die Lesung so neugierig war. Volker ist ja Mitglied im ANDROEMDA SF Club Halle, Autor im NEUEN STERN und einfach ein Freund, wenn ich das mal so sagen darf. Er hat das erste Mal für den FKSFL moderiert. Aufgrund lokalpatriotischer Verbundenheit musste ich da hin. Er hatte sich bereit erklärt (breitschlagen lassen? Nein, nein, das will ich so nicht sagen), als aus Leipzig die Frage kam, ob jemand Lust hat, Jols Lesung zu moderieren. Nun, wer den NEUEN STERN liest, dem wird sicher nicht entgangen sein, dass Volker ein großes Interesse an feministischer SF und an Gender-Fragen in der Phantastik hat. Wer, wenn nicht er, kann diese Lesung moderieren?
In einem der nächsten NEUEN STERNE gibt es dann auch eine Rezi von ihm zu einem Werk der Autor*in – so, genug der „Schleichwerbung“ für unseren Rundbrief.
Die Lesung wurde leider nicht gut besucht; viel zu wenige kamen. Schade! Aber trotzdem haben die beiden ihres Sache sehr gut gemacht. Jol, wenn ich das so schreiben darf, hat mich absolut positiv überrascht. Da war nichts Verbissenes, nichts Aktivistenmäßiges, was unter Umständen unangenehm auffallen könnte. Diese ganzen Identitätsfragen spielten so gut wie keine Rolle. Sie und der Moderator sprachen konkret über die Werke, vielleicht mitunter zu intensiv, zu kleinteilig. Als jemand, der die Bücher nicht kennt, konnte ich da nicht immer folgen.
Die vorgetragenen Passagen waren kurz, prägnant und ab dem 2. Teil für mich auch sehr gut fassbar, boten einen interessanten Einblick in die Schreibe der Autor*in.
Jol ist berufstätige Psychologin und das merkt man ihren Figuren an. Das macht sie interessant. Da hätte ich mir sogar mehr Textbeispiele gewünscht.
Jol Rosenberg kam absolut sympathisch rüber; der Abend war kurzweilig und ich wünsche ihr und ihrem Werk mehr Aufmerksamkeit, als sie an diesem Abend erfahren hat.




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Nachrichten aus dem Tal der Ahnungslosen

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le... 29 März 2024 · 1.338 Aufrufe
FKSFL

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Uwe Salzbrenner zu Gast in Leipzig – in kürzester Zeit das zweite Mal übrigens. Das erste Mal, zur Leipziger Buchmesse 2024, also ca. vor einer Woche, habe ich ihn nicht erlebt. Ich kann mir gut vorstellen, dass da ein paar Zuhörer & Zuhörerinnen mehr da waren als jetzt – am 28. März 2024, im Literaturhaus Leipzig, bei Freundeskreis SF Leipzig.
Die erste Frage, die mich beschäftigte: Woher kenne ich Uwe Salzbrenner? Als er dann erzählte, dass er für ALIEN CONTACT Rezensionen schrieb und vor allem, dass er sich zum Schreiben eigener SF-Stories vor allem durch die Geschichten von Barry N. Malzberg inspirieren ließ, ist bei mir der Groschen gefallen. Ja, ich saß mit ihm schon mal bei einem SF-Con in Hoyerswerda am Lagerfeuer. Damals, in den 90ern, gäbe es solche lockeren, fannischen Cons. Und da gab es jemanden, der erzählte mir damals auch schon von Malzberg…
Also, vor 30 Jahren war das. Und heute? Ist er Journalist und schreibt auch Bücher nebenbei.
Leider war die Lesung nicht gut besucht – um es mal euphemistisch positiv auszudrücken. Ich war schon etwas entsetzt, denn wir waren zusammen, also mit Autor und Moderator, 10 Leute. Da lohnt der Aufwand gar nicht, Schade, dass die Veranstaltungen des Clubs, also des FKSFL, nicht mal die eigenen Club-Mitglieder hintern Ofen hervorlocken können.
Über die Gründe des Publikumsversagens kann man ja orakeln. Sicher gehört dazu, dass gerade die Buchmesse war und die Literaturinteressierten jetzt erst mal satt sind. Aber für den Autor war das echt Schade, fand ich.
Aber er hat seine Sache durchgezogen, hat gelesen und erzählt.
Sein Roman, „Die Talente“, klingt echt interessant.
Wir kommen in ein alternativ-historisches Dresden, in dem die neueste Geschichte etwas anders abgelaufen ist, als uns bekannt und wir werden mit einem Phänomen konfrontiert, das dafür sorgt, dass ein Teil der Stadt von jeglichen Funkwellen und Strahlen verschont bleibt. Also, kein Handy-Starren mehr, aber dafür entwickeln die dortigen Bewohner halt besondere Talente.
Uwe macht kein Hehl draus, dass er Strugazki-Fan ist und das merkt man dem Roman auch an, der eine Gruppe Forscher in diese „Zone“ vordringen lässt.
Dem Autor liegt, so mein Eindruck, sehr viel an den gesellschaftlichen und anderen Ideen, die ihm bei der Konzipierung seiner Geschichte in den Kopf kamen. Die Lesung konnte das nicht ganz rüberbringen und nur davon zu erzählen, reicht eben auch nicht. Das muss man selber lese, vermute ich.
Der Autor hat sich dann auch erst mal warmlesen müssen. Nun sagt ja auch niemand – aber irgendwie wird da immer stillschweigend vorausgesetzt – dass der Schriftsteller auch gleichzeitig ein Interpret seiner Texte sein muss, der quasi-schauspielerische Qualitäten besitzt. Viele können das und das ist dann auch recht gut. Aber hier war noch „Luft nach oben“, fand ich. Ich kam dadurch auch nur schwer rein. In den Text.
Ach ja nach dem „Tal der Ahnungslosen“ (*) wurde natürlich gefragt, aber der Autor meint, das spielte bei der Konzeption der Geschichte für ihn keine Rolle.
Ein kurzer Abend, der mich doch mit gemischten Gefühlen zurückließ.
Uwe Salzbrenner will sich um sein neues Buch jedenfalls mehr kümmern als er es für das vorherige getan hat. Ist ja nicht sein erstes. Ich drücke die Daumen und bin gespannt, wie es in der SF-Szene aufgenommen wird.

 

(*) Diese Zuweisung für Dresden stammt aus der DDR-Zeit, als man dort aufgrund der geografischen Lage keine West-Sender (TV, Radio) empfangen konnte. Im Rest der DDR hieß es dann, dass die Dresdner halt im "Tal der Ahnungslosen" lebten.




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Liebes Messetagebuch - LBM2024 - 20.März

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le..., Ich war dabei... 21 März 2024 · 1.097 Aufrufe
LBM2024

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Was für eine tolle Bühne!

 

Kaum zu glauben, dass die Leipziger Buchmesse drei Jahre lang nicht stattgefunden hatte. Inzwischen ist es nach Corona das zweite Mal, dass sie wieder durchgeführt wird – und es fühlt sich so normal an.
Als im Gewandhaus noch die große Eröffnung stattfand, gab es schon erste Veranstaltungen. Das Programm von „Leipzig liest“ ist so übervoll, dass man da nicht erst am Donnerstag mit anfangen kann. Gut so.
Also, Mittwoch, 20. März, 19 Uhr, im Lindenfels:

 

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v.l.n.r.: Die Vorleserin Jasmin Galonski, Lisa Weeda, Dimitrij Kapitelman und Moderatorin Bettina Baltschev

 

Tanz, tanz, Revolution! – eigentlich läuft im Lindenfels alles zu Flandern & Niederlande, aber die Beiden - Lisa Weeda und Dimitrij Kapitelman - haben ukrainische Wurzeln und genau das spielt in den Büchern, die sie hier vorstellen, die Hauptrolle. Aber egal, war trotzdem sehr interessant – wahrscheinlich genau wegen des Themas.
Warum ich es aber auch noch mal extra hier in dem Blog Phantastische Ansichten erwähne? Ja, ich hätte es in jeden Fall erwähnt, aber wie der Zufall es will – und ich wusste es vorher nicht – ist das Buch, das der Veranstaltung den Namen gab, von Lisa Weeda, so ganz nebenbei auch ein phantastisches!
Ich weiß nicht, jetzt, wo ich davon so viel gehört habe, ob diese Art der Herangehensweise dem Thema – Krieg in der Ukraine – angemessen ist.
Es geht erst einmal gar nicht wirklich um die Ukraine, sondern um ein fiktives osteuropä. Land, das von einem großen Nachbarn überfallen wird.
Das Phantastische daran: Die Toten des Krieges werden von einem mystischen Wesen in die Bade- und Schlafzimmer anderer Länder, in denen Frieden ist, verbracht. Dort können die Bewohner der Häuser, die die Toten bei sich vorfinden, sie zum Leben zurücktanzen. Ja, so verrückt, wie das klingt, ist es auch. Na ja und ich weiß nicht, ob … aber interessant ist es allemal. Und die beiden Autor*innen haben ihre Sache ohnehin sehr gut gemacht. Das waren eineinhalb spannende Stunden über das Leben als und mit osteuropäischen Bürgern im Westen – in Holland und in Deutschland (Kapitelman – als Kind aus der Ukraine nach D. gekommen, lange Zeit in Leipzig, hier bei uns im Grunde aufgewachsen – aber nie richtig angekommen.)

 

Okay, heute geht es auf die Messe selbst, rein ins Getümmel. Ich lass mal wieder alles auf mich wirken und vielleicht lass ich mich auch inspirieren…




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Constantin Dupien zu Gast beim Freundeskreis SF Leipzig e.V.

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013, Phantastisches Halle & Le..., Ich war dabei... 18 Februar 2024 · 1.200 Aufrufe
FKSFL

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Foto © Volker Adam. Rechts zu sehen: Constantin Dupien, links der Moderator

 

Constantin Dupien zu Gast beim Freundeskreis SF Leipzig e.V.
Im Literaturhaus Leipzig
Am 15.02.2024

Moderation: ich – daher hier nur ein kleiner Report.

 

Wie das so ist, wenn man selbst mitmacht, kann man sich hinterher nicht so über eine Veranstaltung auslassen, als würde man nur zuhören und Notizen machen.
Notizen habe ich ja, aber da stehen Fragen drauf und das, was ich sagen wollte. In den 1,5 Stunden kam ich nicht zu all den Stichworten, die ich mir notiert hatte. So was ist aus meiner Sicht immer ein gutes Zeichen, denn das heißt, es lief gut: der Autor gab alles, erzählte viel, so dass ich gar nicht so viel fragen musste. Das Publikum hat auch prima mitgemacht. Ca. 30 Leute kamen ins Literatur-Café, immerhin (es gab schon Veranstaltungen des SF-Clubs mit weniger Beteiligung).
Constantin macht seine Sache aber auch wirklich gut, er ist sehr unterhaltsam, eloquent und erteilt gern Auskünfte über sich und sein Schreiben. Ein paar „Geheimnisse“ konnte ich ihm entlocken – wir wissen jetzt, wie sein richtiger Namen lautet, denn „Dupien" ist nicht rein zufällig der Name des Detektives bei E.A. Poe, den der Autor sich ja sehr zum Vorbild nahm und den er verehrt.
Wir wissen auch, wer welche Teile in der Horrornovelle „Das Vermächtnis“ geschrieben hat – siehe meinen kurzen Leselisteneintrag in Folge.
Wir wissen nun auch, wie die erweiterte und aktuelle Version dieser Novelle zustande, bzw. vollendet wurde. Hat mit einem Kind zu tun, wenn auch auf anderer Art als man vielleicht denken könnte.
Nein, ich verrate dies alles hier nicht, sondern empfehle, ruhig mal eine Lesung des Autors zu besuchen, oder mein Tipp an die SF- u.a. Literaturclub: Einladen, selber ausfragen.

 

Gelesen hat er:
Story aus dem „Best Of” der MÄNGELEXEMPLARE. Das Familienvermächtnis - „Uroma Klaras Veranda“ und aus „Das Vermächtnis. Ruf der Dunkelheit“ – zusammen mit Vincent Voss geschrieben, der übrigens am 22. März zu Gast beim FKSFL sein wird (u.a.)

 

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Leselistenauszug
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Vincent Voss und Constantin Dupien: « Das Vermächtnis: Ruf der Dunkelheit“
In Vorbereitung zu seiner – Constantin Dupiens – Lesung beim FKSFL im Februar, die ich ja moderieren soll, las ich endlich mal auch etwas von ihm. Sein Name war mir natürlich bekannt. Auch, dass er mit der MÄNGELEXEMPLARE-Reihe zu tun hat.
Diese Horror-Novelle erzählt von einem unheimlichen Erbe, das jemand antritt, von Tagebuchaufzeichnungen aus dem I. Weltkrieg. Ist dieser Krieg schon schlimm genug, so sucht etwas Unheimliches, Unnennbares aus einem finsteren Loch inmitten der Schützengräben die deutschen und englischen Soldaten heim. Dieses böse Etwas stört dann auch die historisch verbriefte gemeinsame Weihnachtsfeier der Verfeindeten.
Mich haben die Schilderungen der Erlebnisse in diesem fürchterlichen Krieg durchaus beeindruckt; für meine Begriffe hätte es des zusätzlichen übernatürlichen Gruselfaktors benötigt. Der konnte eigentlich das Unheilgar nicht verstärken. Aber als „Erbe“ ist es vielleicht greifbarerer, als das viel beschworene historische Erbe, dass eine Gesellschaft mit sich herumträgt und auch bis in die Gegenwart wirkt – ob wir das wollen oder nicht.
9 / 10 Punkte

 

Anthologie: „Mängelexemplare 5. Am Ende der Zeit“
Hier begann ich zu lesen mit dem Beitrag von Constantin Dupien. „Sechsunddreißig Stunden am Arsch“. Da lernte ich gleich das Dimensionstor des mad scientist Professor Groll kennen, dessen Erfindung / Entdeckung und Person die Rahmenhandlung füllt. Der schickt jemanden durch das Tor, hier auf eine Welt im Arsch. Die war nicht immer so, im Gegenteil. Einst fast das Paradies, denn alle uns bekannten sozialen und auch Klima-Probleme waren im Griff. Aber die Gegenwart der Fremden aus dem Dimensionstor hat das alles ins Ungleichgewicht gestoßen. Hmm, weiß nicht, ob das eine Metapher – für was? – sein kann? Ich fand die Begründung, dass die Herrschenden sich von den Leuten aus andren Dimensionen verunsichern ließen, etwas mager. Es wird aber auch noch ein handfesterer Grund für den Zerfall des Paradieses genannt. Aber nur am Rande.
Gefallen hat mir die Story von Vincent Voss noch sehr gut gefallen. Auch wenn sie klischeehaft beginnt: Ein Pärchen muss nach einer Art Zombieapokalypse überleben. Zombies gibt es zwar nicht, aber ähnliches: Alphas, Betas, Aliens, die Alphas ernsten, Plünderer. Die Dynamik ist ähnlich wie in 08/15-Zombie-Settings. Aber trotzdem vermochte der Autor mich mitzureißen. Ich habe mit den beiden mitgefiebert. Ein happy end gibt es obendrauf nicht.
Die Beiträge fand ich durchwachsen, auch bei der Prof.-Groll-Rahmenhandlung hätte man mehr machen können. Wobei hier Ideen der Stories zum Teil aufgegriffen und forterzählt wurden Was war gut. Viele Erzählungen hatten keinen wirklichen Bezug zu Grolls Dimensionstor. So auch der Beitrag von Arthur Gordon Wolf, dessen Story in seinem UMC-Universum spielte. Was mich daran erinnerte, dass ich mich mit diesem mal auch näher befassen muss.
Auf jeden Fall habe ich nun Stoff für das Gespräch mit dem Autor am 15.2. im Haus des Buches Leipzig. Bin gespannt und vergebe hier meine 8 / 10 Punkte.




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Carolin Gmyrek zu Gast beim Freundeskreis Science Fiction Leipzig e.V.

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le..., Ich war dabei... 17 September 2023 · 1.419 Aufrufe

Carolin Gmyrek zu Gast beim Freundeskreis Science Fiction Leipzig e.V.

Eine gute Alternative
Carolin Gmyrek zu Gast beim Freundeskreis Science Fiction Leipzig e.V.
Am 14.09.2023, Literaturhaus Leipzig

 

Es fing damit an, dass der eigentliche Gast krank wurde. Aber die Leipziger reagierten schnell und fanden jemand anderes für den Termin. Insofern: Großen Dank an die Leipziger SF-Freunde und natürlich an Carolin Gmyrek!
Vor dem Hintergrund war es natürlich mal wieder etwas traurig, dass doch recht wenige Leutchen den Weg an diesem Donnerstagabend ins Literaturhaus fanden. Aber was soll’s? Mir hat es sehr gut gefallen; da haben die anderen halt was verpasst.
Als Hinweis auf das Durchschnittsalter des Auditoriums sei der Spruch der Autorin zitiert, die von ihren Einflüssen, u.a. in ihrer Kindheit sprach und Audiokassetten erwähnte: „Ich glaube, ich muss hier nicht erklären, was Kassetten sind.“
Das Thema lautete:
„Die Apokalypse als Neustart der Gesellschaft“
Ein dystopischer Vortrag? Eine Prepper-Veranstaltung? Nein, nein, es ging um Zombies in Deutschland. Carolin gehört zur Autorinnengarde, die die Zombie-Zone Germany mit Geschichten bestückt.
Selbst bin ich da überhaupt nicht auf dem Laufenden, und um es ehrlich zu sagen, mich hat das Überangebot an Zombies inzwischen auch abgehängt und lässt mich kalt. So ähnlich wie einst die Vampire. Daher wusste ich gar nicht, wie viele Bücher es z.B. um dieses Projekt Zombie-Zone Germany schon gibt. Es ist ein Spielsystem und ein Reigen von Anthologien und Novellen-Ausgaben.
Carolin las ihren Beitrag aus einer Anthologie. Und das kann sie sehr gut – ist ja auch nicht selbstverständlich, dass Autorinnen ihre Texte auch mit Verve und nicht stockend etc. vortragen können. Sie kann das!
Die Story selbst hat mich jetzt nicht vom Stuhl gehauen, Zombies halt, und wie die Menschen mit der Situation fertig werden. Das Besondere an diesem Geschichtenreigen ist, dass sie in Deutschland spielen und viel Lokalkolorit mitbringen.
Ihr Einstieg in diese Zombiewelt fand so 2012 statt. Damals begann die Planung an der Anthologie. Interessant, dass man damals die Handlung leicht in die Zukunft ansetze. Ein Virus würde Deutschland heimsuchen – im Mai 2020. Ja, so kann’s gehen…
Die Moderation übernahm Manfred Orlowski vom FKSFL und er machte das sehr gut, vor allem vor dem Hintergrund der sehr kurzen Vorbereitungszeit. Hut ab!
So, genug gelobt. Was zu meckern? Na ja, zum eigentlichen Thema hätte ich mir mehr versprochen. Welche neuen Gesellschaftskonzepte ließen sich denn nach so einer Apokalypse denken? Vor allem andere als sie in so vielen Zombie-Welten geboten werden und die meistens durch Diktatoren und Militär dominiert werden?




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Matthias Senkel zu Gast beim FKSFL e.V.

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le..., Ich war dabei... 16 Juli 2023 · 1.415 Aufrufe
Matthias Senkel, FKSFL

Matthias Senkel zu Gast beim FKSFL e.V.
Am 29. Juni 2023
Im Literaturhaus Leipzig

 

Den Bericht hierzu müsste jemand anderes schreiben, denn ich war ja involviert, habe das Gespräch mit dem Autor geführt. Hier auch der Fotobeweis:
Links: Matthias Senkel / daneben: ich

 

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Wenn man mich fragt: Ja, war schön. Interessant und aufschlussreich. Wer die Bücher von Matthias Senkel kennt, kann vielleicht nachvollziehen, dass ich doch einige Fragen hatte. Alle konnte ich gar nicht loswerden. Dazu reichte die Zeit dann nicht. Dafür hat der Autor ausführlich Auskunft gegeben, wofür ich als Moderator sehr dankbar war.
Also, das wäre ja jetzt unpassend, wenn ich die Veranstaltung hier einschätze etc. Da setze ich jetzt hier lieber meinen Leselisten-Eintrag zu DUNKLE ZAHLEN von M. Senkel rein. Wer mehr über ihn aus meiner Sicht erfahren will, den muss ich mal wieder auf unseren NEUEN STERN verweisen. Auskünfte dazu gebe ich gern. Die anderen Einträge kann man hier finden - klick.

 

„Dunkle Zahlen“
In Vorbereitung des Treffen beim FKSFL Ende Juni habe ich nun auch den Großen Roman des Autors gelesen. Auch wieder schwierig zu lesen, da ein Lesen der Reihe nach, also von vorn bis hinten und von Kapitel zu Kapitel nicht funktioniert. D.h., kann man machen, aber das erhöht nicht die Durchsicht. Doch vorn ist ein Inhaltsverzeichnis, aus dem geht hervor, in welcher Reihenfolge man lesen sollte – oder könnte. Allerdings mit Abzweigungen. Wen das an einen Computerprogramm-Schaltplan erinnert, der ist schon mal auf dem richtigen Weg. Denn genau darum geht es, um die Entwicklung der EDV, der Computertechnik. Und zwar die des Ostens, der UdSSR. Von ersten Rechenmaschinen, über die Kybernetik, bis hin zu TETRIS, das ja aus Russland kommt – und darüber hinaus.
Selbst habe ich kein wirkliches Detailwissen zur Entwicklung der Computertechnologie der UdSSR, aber ich denke schon, dass der Autor hier vom wahren Realitätspfad ablenkt und uns eine alternative Geschichtsschreibung auftischt. Oder hat jemand schon mal was von einer Moskauer Programmierer-Spartakiade gehört? Ich nicht, was aber nichts zu bedeuten hat.
Ein faszinierender, sehr vielschichtiger Roman, mit vielen Handlungssträngen und Protagonisten. Und wieder Verzweigungen zu seinen anderen Werken, so taucht die Insel Warenz auf und der russische Dichter Teterewkin kommt auch vor, sogar recht exponiert. Ein Meisterwerk? Ich muss ihn am 29. Juni fragen (oder werde ihn gefragt haben).
10 / 10 Punkte




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Es wird mal wieder Zeit…

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le..., Ich war dabei... 10 Juni 2023 · 1.237 Aufrufe
Helmut Krausser

…Helmut Krausser zu lesen!

 

Ein paar Gedanken nach der Lesung von
Helmut Krausser im Literaturhaus Leipzig am 7.Juni 2023

 

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Ich bin Krausser-Fan! Allerdings ist mein Fandom abgestumpft. Leider scheint das vielen anderen Krausser-Fans auch so zu gehen. Einst, so erinnere ich mich, hat der Literatur-Pop-Star Helmut Krausser echt Säle gefüllt. Ich erinnere mich an meine erste Krausser-Lesung in Leipzig. Ich war recht früh da, hatte einen guten Platz ergattert und staunte nicht schlecht, wie sich der in meiner Erinnerung recht große Raum dann füllte. Am Ende hatten nicht mal alle Leute einen Sitzplatz. Und auch eine nächste Lesung, zu einer Leipziger Buchmesse – wieder voller Saal (da erschien ich bewusst frühzeitig, weil ich mir schon dachte, es wird voll). Das war zu „UC“-Zeiten. Ich denke, das war sein Höhepunkt? Und wie es aussieht, sieht er es selbst auch so. Auf die Frage, welches von seinen Werken er selbst als das beste, bedeutendste ansieht, meinte er „UC“. Natürlich wird von den frühen Fans (von mir auch) „Melodien“ genannt. Dazu meinte er aber, dass er den Roman damals recht schnell abschloss und an den Verlag gab, weil er das Honorar dringend benötigte. Erst Jahre später konnte er den Roman so vollenden, wie er es sich vorgestellt hatte – und ich muss mir jetzt also den Author’s Cut besorgen und das Buch in vollendeter Form noch einmal lesen. Ja, muss ich, mach ich!
Diesmal kamen kaum 20 Leutchen zur Lesung ins Literaturcafé im Literaturhaus Leipzig. Heute 20, damals locker 200 würde ich mal behaupten. Leider habe ich keine Tagebuchnotizen dazu angefertigt. Warum eigentlich nicht? *
Das neue Buch – „Wann das mit Jeanne begann“ – könnte ein würdiger „Melodien“-Nachfolger werden. Thematisch schlägt es wieder eine großen, metaphysischen Bogen, ist historische Erzählung, besitzt eindeutig phantastische Elemente (wer wird schon Jahrhunderte alt?), widmet sich interessanten historischen Persönlichkeiten, die zum Teil sehr populär sind = Jeanne d’Arc, zum Teil komplett von der Geschichtsschreibung in die Fußnoten verbannt wurden = Jeanne de Belleville, eine Korsarin, die der französischen Krone recht lang erfolgreich die Stirn bot, um ihren Ehemann zu rächen. Glaube ich gern, dass sie überaus interessant ist, nachdem der Autor ein wenig über sie erzählte. Mich hat er absolut neugierig auf den Roman gemacht, der schon bereit liegt, und bald gelesen wird.
Der Autor wundert sich, dass ihn das Feuilleton quasi vergessen hat. Er war ein Popstar (das sagt er nicht selbst von sich, aber ich kann ihn nicht anders nennen = ein Literatur-Popstar, aber nicht zu verwechseln mit den Pop-Literatur-Stars; dazu zählt er nicht).
Übrigens ist es eine Wonne, ihm beim Lesen zuzuschauen (und natürlich auch zuzuhören), er liest gestenreich. Er hatte allerdings mit einer Erkältung zu kämpfen und brachte seine Papiertaschentücher so ganz nebenbei zum Tanzen. Am Ende verneigte er sich vor dem Publikum dankend, wie ein Schauspieler am Ende seiner Vorstellung.
Vielleicht hat er es sich bei den Kritikern mit seinen Texten in „Deutschlandreise“ verdorben?, meint er. Das Buch gehört zu denen, die ich nicht mehr mochte. Vielleicht sollte ich es doch noch mal hervorkramen, denn darin kritisiert er die Kritiker. Die haben ihm das übel genommen?
Ich möchte nicht glauben, dass „mein Star“ erloschen ist. Für mich persönlich ist das nicht wirklich ein Problem, denn ich werde auf jeden Fall seine Romane, die ich gern las, noch einmal lesen: „Thanatos“, „Fette Welt“, „Die wilden Hunde von Pompeji“, natürlich „Melodien“ (in der „richtigen“ Fassung!) und dessen Quasi-Fortsetzung „Alles wird gut“. Jetzt widmet er sich mehr der Musik. Na, auch gut. Aber ich muss gestehen, das ich doch mehr auf neue Literatur des Meisters erpicht bin; da wird mein Interesse, meine Neugier auf Neues von ihm, nicht so schnell erlahmen.

 

„Wann das mit…“ ist übrigens KEIN Vampirroman, auch wenn der Moderator das meinte. Dem widersprach der Autor vehement. Aber was sind das für Leute, die das Blut von jungen Leuten in einem Ritus (auf dem Ararat?) zapfen und trinken wollen? Und die zumindest sehr lange leben, länger als Methusalem? Nein, kein Vampire, niemals!

 

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Habe übrigens für das SOLAR-X recht oft Krausser-Romane besprochen; war mir gar nicht mehr so bewusst. Mal sehen, vielleicht stelle ich die Rezis hier Stück um Stück ein. Kann ja nicht schaden, oder?

 

*) Stimmt gar nicht. Ich hatte zwar nichts in meinem Tagebüchern gefunden, aber dafür einen Bericht über meine erste Krausser-Lesung im SOLAR-X 137. Ich stell die mal als Kommentar hier mit ein. (BTW: Für mich interessant, was mir aktiv in Erinnerung bleib und wie es sich tatsächlich zugetragen hatte.)




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Preußenpunk-Erfinder Sascha Macht zu Gast...

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le..., Ich war dabei... 14 Mai 2023 · 884 Aufrufe
Sascha Macht, FKSFL

Sascha Macht zu Gast im FKSFL e.V. am 11. Mai 2023
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Das war meine 2. Lesung mit Sascha Macht! Das erste Mal erlebte ich ihn zur LBM2017, gelesen hatte er damals in einem Brillenladen. So wir der Lesungsort anmutete, war mir auch die Lesung in Erinnerung geblieben – schon was sehr Gediegenes, aber für mich blieben es surrealistische, unwirkliche Eindrücke, die mich dann nicht so packten und nicht ermunterten, mich näher mit dem Werk des Autors auseinander zu setzen.
Das sollte sich mit der neuerlichen Lesung eventuell ändern!
Moderiert hat übrigens FKSFL-Mitglied Sabine Seyfarth; und sie hat das sehr gut gemacht, auch wenn sie durchblicken ließ, dass ihr das aktuelle Buch des Autors auch einiges Kopfzerbrechen verursacht hat. Ja, kann ich nachvollziehen.
Die Lesung war quasi zweigeteilt. Im ersten Teil sprachen sie über seinen Roman „Spyderling“, in dem es um die Selbstfindung des Protagonisten im Rahmen einer Spielerentwickler-Künstler-Szene geht. Wahrscheinlich geht es aber um noch sehr viel mehr. Schon die gelesenen Stücke machen den Eindruck eines sehr, sehr vielschichtigen Romans, den man kaum mit wenigen Worten fassen kann.
Sabine hat natürlich nach dem Buch gefragt, warum geschrieben, was war sein Anliegen. Der Autor griff die Frage dankbar auf, erzählte sehr viel und ausführlich. Anlass war wohl der Gedanke, das Medium „Spiel“ (Computer-, oder wie hier eher Brettspiel) den Status einer „echten Kunst“, eines bitte wahrzunehmenden Kulturbestandteils zu verleihen. Die Spieler-„Szene“ wird dann wohl auch sehr Bohème-like geschildert. Bei seinen Recherchen (hat selbst sich exzessiv mit Brettspielen beschäftigt und eine Spielesammlung angehäuft, die die leidenschaftliche Spielerin Sabine deutlich beeindruckte) stieß er aber auf den Umstand, dass Spieleentwickler eher an Mathematik und vielleicht noch ein Grafik interessiert sind, weniger an den Geschichten, die ihre Werke erzählen. – Als Nicht-Spieler kann ich dazu weniger sagen.
Wobei ich ja sehe, dass Rollenspiele durchaus lange Handlungsfäden aufweisen – die aber – man möge mir meine Unkenntnis verzeihen – mir doch sehr stereotyp und schematisch erscheinen.
Dann der zweite Teil der Lesung:
Da erzählten Autor und Moderatorin über das Projekt, an dem Sascha Macht aktuell sitzt. Er las auch einen Teil, was halt auch schon fertig ist. Und was soll ich sagen? DAS Fand ich dann wirklich interessant! – Wobei der Autor auch einräumte, dass er noch nicht weiß, was alles in dem Buch vorkommen wird – ob er z.B. den „Preußen-Punk“-SF-Roman, den der eine Protagonist (der zufällig genau so heißt wie der Autor) während seiner Reise auf die Färöer-Inseln, die er zusammen mit seinem Freund, dem ungarischen Dichter Nemes (den es auch gibt – man schaue mal gern nach „Puschkins Brüste“!) unternimmt, auch ins Buch so einfügen kann. Er sei eben kein Genre-Autor und habe da Bedenken, ob ihn das nicht überfordert.
Ach, lieber Sascha Macht, ich bitte Sie inständig: Schreiben Sie den Roman so, wie Sie ihn uns gerade vorgestellt haben!
Ein paar Parameter des Plans kann man auch auf dem Infoblatt 156 nachlesen und ich darf mal draus zitieren?

 

Ø – ein opulenter Bericht über die Reise zweier absonderlicher, miteinander befreundeter Schriftsteller auf die Färöer-Inseln: Der eine schlägt sich mit seinem unfertigen Science-Fiction-Manuskript herum, mit dem er das literarische Genre des „Preußenpunk“ begründen will; der andere dichtet höllische Visionen über den Ursprung und den Untergang des ungarischen Volkes. Der eine hadert mit seinem Körper, seinen Gedanken und seiner Kunst; der andere hört zu, beobachtet, wartet ab. Entscheidet sich hier vielleicht die Zukunft Europas und der Literatur? Auf jeden Fall beginnt in der eisigen Kargheit der nordatlantischen Inseln schon bald die Zeit der traditionsreichen, aber blutigen Grindwaljagd …“

 

Die Veranstaltung war übrigens sehr gut besucht; das Lese-Café im Literaturhaus Leipzig (Haus des Buches) war leidlich gefüllt. Das hat mich natürlich auch sehr gefreut, denn die „Leipziger“ brauchen Zuspruch, finde ich – bei all den langjährigen Bemühungen um die phantastische Kultur.




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Mal wieder in Leipzig gewesen…

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le... 17 März 2023 · 1.090 Aufrufe
FKSFL

…und das sogar zweimal in der letzten Zeit. Wo genau? Natürlich im Haus des Buches / Literaturhaus Leipzig, beim Freundeskreis SF Leipzig e.V.

 

Am 16. Februar 2023 war Rainer Eisfeld zu Gast, der uns Nachrichten aus der Vergangenheit mitbrachte: „Schickt mehr Chuck Berry!“ – das ist ein fiktiver Ausruf fiktiver Außerirdischer, die unsere Botschaft an sie in Form der Voyager-Sonde empfangen haben, die u.a. eine Schallplatte mit Musik von der Erde enthielt, eben auch Rock’n’Roll, was denen wohl gefallen hat (haben könnte, haben sollte).
Also Rockmusik und SF – zwei Initialzündmassen für den Referenten, der hier über seine Jugend sprach und uns eloquent erzählte, was ihn damals prägte. Sehr eindrucksvoll aber sicher auch sehr subjektiv. Ob tatsächlich die SF der 50er und 60er Jahre das Potential hatte, adäquat von der gleichen Jugendschicht nicht nur konsumiert sondern auch sich von ihr zum Widerstand gegen „die Alten“ anregen zu lassen, mag dahingestellt sein. Bei R. Eisfeld hat das so funktioniert. Moderiert hatte Clubchef Thomas Braatz.
Leider habe ich keine schönen Bilder gemacht von dem Abend, aber dafür von diesem hier:

 

16. März 2023: Brandon Q. Morris. Science Fiction und (die Grenzen) der Wissenschaft.
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Der Titel ist fast etwas irreführend, denn der „Self-Publishing-Papst“ (Titel nicht von mir) ist Physiker und großer Fan der exakten Wissenschaften, quasi schon fast ein Gläubiger der Macht der Wissenschaft. Und Optimist. Und sehr freundlich und sympathisch. Auch wenn ich von ihm bisher gar nichts gelesen habe und ehrlich gesagt auch es sobald auch nicht tun werde (schaff ich einfach nicht), hat er mich im Gespräch mit Sabine Seyfarth sehr von sich begeistern können.
Er stellte auch sein neues Romanprojekt – TACHYON – vor, las etwas daraus, aber vor allem erklärte er ein paar physikalische Begriffe, die in seiner Hard-SF-Welt der (gar nicht mal so ) nahen Zukunft eine Rolle spielen, in der die hypothetischen überlichtschnellen Teilchen, die Tachyonen, für eine überlichtschnelle Kommunikation nutzbar gemacht werden. So geht dann also Weltraumerforschung.
Er ist da optimistisch, stellt Aliens gern als freundlich dar, glaubt an den Fortschritt der Menschheit – hach, ein wünschenswerter Weltenentwurf, der mir leider gerade aktuell so gar nicht realistisch – realisierbar – erscheint, leider…
Seine erste Story erschien wohl so 1977 / 78 in der FRÖSI. Leider konnte Sabine sie nicht finden. Und der Autor hat sie wohl auch nicht mehr, weiß aber, dass er damals 80 Mark dafür bekam und dass es um die Schule im Jahr 2000 ging. Von dem damaligen Zukunftsoptimismus hat er sich wohl einiges bewahren können und eine Figur seiner Romane, wie der lustige Roboter Oskar, erinnert dann auch irgendwie an FRÖSI-Ästhetik. Irgendwie musste ich die ganze Zeit an Gerhard Branstner denken. Der war ja auch mal in den 90ern (?) beim FKSFL zu Gast und galt als Humorist der DDR-SF. Leider kam der weniger lustig rüber an dem Abend damals; nun, klingt vielleicht albern, aber ich hatte so die Vorstellung, dass Morris als Branstner viel besser gepasst hätte.
Ein amüsanter Abend, mit viel Input und vielen Fragen von Sabine und einem sehr sympathischen Autor, der nebenbei ziemlich erfolgreich ist, nicht nur in Deutschland.
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Moderatorin Sabine Seyfarth und Autor Brandon Q. Morris








Motto

„Die Welt der Kunst & Fantasie ist die wahre, the rest is a nigthmare.“ 
Arno Schmidt
 
Er weiß nun auch, was er gegen die … lauernde Stupidität, die sich als Realismus ausgibt, zu tun hat: das Bild von Wirklichkeit eingrenzen, sie mit ästhetischem Maß und nur mit diesem messen, den Schritt in surreale Reiche wagen."
(aus: Gunnar Decker: Franz Fühmann. Die Kunst des Scheiterns. Eine Biographie. S. 201)

 

 

Thomas Hofmann, ein Phantastik-Fan

Angehängtes Bild: Demiurg_g.jpg

© Thomas Hofmann

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Als Freund der phantastischen Künste artikuliere ich mich seit ca. 1988. Vielleicht kennen einige von Euch meine Zeichnungen. War auch als Rezensent im Fandom unterwegs, einst vor allem im leider nicht mehr existenten Fanzine SOLAR-X, neuerdings im NEUEN STERN (kein Fanzine, nur ein "Rundbrief...")
Dieses Blog soll den geneigten Leser auf Tipps und Termine in Sachen Phantastik aus dem Raum Halle / Leipzig hinweisen. Einer alten SOLAR-X-Tradition folgend möchte ich auch Berichte zu von mir besuchten SF / Phantastik-Veranstaltungen einstellen.
Ich will immer mal wieder auf die Stammtisch-Termine meines Heimat-SF-Clubs, des ANDROMEDA SF CLUB Halle und auf die Veranstaltungen des Freundeskreis SF Leipzig hinweisen.

 

Man wird hier auch die eine oder andere Rezension zur Phantastik aus alten Tagen von mir finden, von denen zumindest ich meine, dass sie nicht völlig dem Vergessen anheim fallen sollen.

 

Mehr als Merkhilfe für mich, aber vielleicht auch als Anregung für den einen oder die andere Leser/in wird hier meine kommentierte Leseliste zu finden sein.

 

 

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Neueste Kommentare

Archiv

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Bücher, die weitestgehend von mir illustriert wurden:
 Sagen der Oberlausitz, Nordböhmens und angrenzender Gebiete; Oberlausitzer Verlag A. Nürnberger, 1990
 Sagen der Oberlausitz..., Band II, ebd., 1991
 Oberlausitzer Kochbuch mit historischen Betrachtungen, ebd., 1991
  Märch. d. Bergwelt, ebd., 1991
 Wilko Müller jr. & Renald Mienert: Die Zeitläufer, Solar-X-Prod., 1994
 Das große Dorfhasser-Buch, Aarachne, Wien, 2000
 Christian v. Aster: Nachmieter gesucht, midas 2000
 Von dunklen Kräften und alten Mächten, Rollenspielbuch, Caedwyn, Hannover 2001
 Das große Verwandtenhasserbuch, Aarachne, Wien 2001
 N. Rensmann: Ariane, Bastian, Luzifee und Co., K&C Buchoase,Solingen, 2001
 Felten & Streufert: Gänsehautgeschichten, K&C Buchoase, Solingen, 2001
 Spinnen spinnen. Die Anthologie zu nützlichen Tieren, Aarachne, Wien 2002
 Peter Brandtstätter: Von Schmetterlingen und der Liebe..., Wien, 2002
 Feenmond, Rollenspielbuch, Caedwyn, Hannover 2002
 Ruf der Ferne, Rollenspielbuch, Caedwyn, Hannover 2003
 Frank Haubold: Das Geschenk der Nacht. Phantastische Erzählungen, EDFC e.V., Passau, 2004
 Das Mirakel, Phantastische Erzählungen, EDFC e.V., Passau, 2007
 Rose Noire, Anthologie im Voodoo-Press, 2009
 Michael Knoke: Das Tal des Grauens, Voodoo-Press, 2010
 Michael Siefener: Die Entdeckung der Nachtseite, Verlag Lindenstruth, 2011
 A.G.Wolf: Die weissen Männer, VP 2013
 Tobias Bachmann, "Liebesgrüße aus Arkham", Edition CL, 2016
 A.G.Wolf: Die weissen Männer, KOVD 2020 (Neuauflage)
 Peter Schünemann, "Nachtmahr", Ed. Dunkelgestirn, 2023
 Andreas Fieberg & Ellen Norten (Hrsg.): RÜCKKEHR NACH BLEIWENHEIM, p.machinery, 2023

 "Angst im Empire", hg.v. Reinhard Klein-Arendt, Ed. Dunkelgestirn, 2024
 Jörg Weigand, "ISABELLA. Eine ganz besondere Liebe", p.machinery, 2025

 Thomas Hofmann und Petra Hartmann: "Das intergalaktische Bestiarium", Ed. Dunkelgestirn, 2025

â– 
Bücher, an denen ich mich beteiligen durfte:
 Der Abenteuerwald. Phantastische Nachwuchsanthologie, Kreutziger Verlag, 1996
 Das Herz des Sonnenaufgangs, Eine Alien Contact Anthologie, 1996
 Liber XIII und andere unerwünschte Nachlässe, Goblin Press, 1999
 Lichtjahr 7, Freundeskreis SF Leipzig e.V., 1999
 Von kommenden Schrecken, Buch zum ElsterCon, Leipzig, 2000
 Der Erstkontakt. Stories und Bilder aus dem Perry-Rhodan-Wettbewerb, Berlin, 2001
 Phantastik 2002, Taschenkalender, 2001
 Michael Lohr, Gemurmel aus dem Buch der Drachen, 2001
 Hysterisch funktionieren, Aarachne, Wien. 2002
 C. Bomann: Anthrins Kind, Abendstern-Verlag, Parchim, 2002
 C. Bomann, Parchimer Hexengeschichten, Abendstern-Verlag, Parchim, 2002
 Des Todes bleiche Kinder, Abendstern-Verlag, Parchim 2002
 Geschichten von Phönix und Sperling. Buch zum ElsterCon, Leipzig, 2002
 Cover: Wilko Müller jr.: Operation Asfaras, Ed. Solar-X, 2003
 Alien Contact Jahrbuch 1 für 2002, Shayol, 2003
 Alien Contact Jahrbuch 2 für 2003, Shayol, 2004
 Alien Contact Jahrbuch 3 für 2004, Shayol 2005
 Cover: Carl Grunert: Der Marsspion, DvR, 2005
 G. Arentzen: Christoph Schwarz, Detektiv des Übersinnlichen, Bd. 1 bis 6, Romantruhe, 2005
 M. Borchard: Der Zeitarzt, SF Blues Bd. 4, edfc, 2005
 Cover: Wilko Müller jr. & Renald Mienert: Die Zeitläufer, Ed. Solar-X, 2005
 Cover: Carl Grunert: Im irdischen Jenseits, DvR, 2005
 Cover: Carl Grunert: Zukunfts-Novellen, DvR, 2005
 Markus Kastenholz: Tiamat 1 - Asche zu Asche, VirPriV-Verlag, 2005
 Welt der Geschichten 1, Web-Site-Verlag, Mai 2006
 Cover: Wilko Müller jr.: Mandragora, Ed. Solar-X, 2006
 Kastenholz, Ippensen: Tiamat 2 - Die Stunde Null, VirPriV-Verlag, 2006
 Nocturno 6, VirPriV-Verlag, 2006
 Alien Contact Jahrbuch 4 für 2005, Shayol, 2006
 Welt der Geschichten 2, 2006 (alte Ausgabe; in der Nachauflage von 2008 sind keine Bilder von mir enthalten)
 Welt der Geschichten 3, 2008 (neue Ausgabe)
 Cover: Bernd Rothe & Astrid Pfister (hg.): Gequälte Seelen; Welt der Geschichten Sonderausgabe, 2008
 Robert N. Bloch: Michael Siefener. Eine kommentierte Bibliographie, Verlag Lindenstruth, 2011
 Frank W. Haubold: Der Puppenmacher von Canburg, Edition Lacerta(eBook) und CreateSpace Ind. Pub. Platform, 2012
 "Saramees Blut", Atlantis 2012
 M. Kastenholz: Projekt Hexenhammer, Printausgabe, 2013
 Simon & Steinmüller: Die Wurmloch-Odyssee, Shayol, 2014
  Richard Kühle: Alraune und der Golem, Goblin-Press, 2015
 Ine Dippmann und Uwe Schimunek: Leipzig mit Kindern, Jaron 2015
 Leipzig - Visionen. Gestern und heute, FKSFL & Edition Solar-X 2015
 Simon & Steinmüller: Die Wurmloch-Odyssee, Memoranda, 2017
 Simon & Steinmüller: Leichter als Vakuum, Memoranda, 2017
 Uwe Lammers, „Mein Freund, der Totenkopf“, Teil 1, 2017
 IF Magazin für angewandte Fantastik # 666, Okt. 2017
 Angela & Karlheinz Steinmüller: Andymon, Memoranda, 2018
 Ferne Welten, Buch zum 14. ElsterCon, 2018
 Angela & Karlheinz Steinmüller: SPERA, Memoranda, 2018
 Angela & Karlheinz Steinmüller: Sphärenklänge, Memoranda, 2019
 Angela & Karlheinz Steinmüller: Der Traummeister, Memoranda, 2020
 Angela & Karlheinz Steinmüller: Marslandschaften, Memoranda, 2020
 Fahrenheit 145, Buch zum 15. ElsterCon, 2020
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Pulaster, Memoranda, 2021
♦ (N)IRGENDWO (N)IRGENDWANN. Utopie und Humor. Begleitband zum ElsterCon 2022
♦ Goblin Press. Die frühen Jahre: 1990 - 2004. Eine illustrierte Dokumentation von Uwe Voehl, Lindenstruth 2022
♦ Hubert Katzmarz: Im Garten der Ewigkeit, p.machinery, 2022

 Angela & Karlheinz Steinmüller: Computerdämmerung, Memoranda, 2023

 Andreas Fieberg (Hrsg.): ABSCHIED VON BLEIWENHEIM. In memoriam Hubert Katzmarz MMXXIII, p.machinery, 2023

 Hubert Katzmarz: EIN MEISTERWERK DER WELTLITERATUR, p.machinery, 2023
 

 
Magazine und SmallPress
Alien Contact, Kopfgeburten, GOTHIC, The Gothic Grimoire, Vanitas, Tanelorn, Fleurie, Bonsai 6 / Zimmerit 5, 1995, Tumor (Sonderheft 8), Andromeda SF Magazin des SFCD 143 / 144, EXODUS 15 / 16 / 17 / 18 / 19 (mit Galerie v. mir, 2006) / 20 / 21 / 22 / 24 / 25 / 27
einblicke. Zeitschrift der Krebsforschung, August 2005,
Watchtower 8 / 9
Die Ruhrstadt-Zeitung 41
ARCANA 6 (2005)
Andromeda Nachrichten 216, 218 / 219, 220, 222, 223, 224
Nova 16 (2010)
Fantastic Artzine 1, Fantastic Artzine. Halb-Zeit, beide 2012

Nova 22 (2014)
Der lachende Totenschädel, Nr. 3 (10 / 2015)
Cthulhu Libria Neo, BuCon-Ausgabe 10/2015

Cthulhu Libria Neo 1, April 2016
Cthulhu Libria Neo 2, Oktober 2016
Cthulhu Libria Haunted Houses, März 2017
EXODUS 36, Juni 2017

Der lachende Totenschädel Nr. 4, Jan.2018
!Time Machine, Januar 2018
IF #7, März 2018

EXODUS 38, 09 / 2018
!Time Machine 2, Januar 2019
!Time Machine 3, April 2020
!Time Machine 4, Januar 2021
Der neue Pegasus Nr. 2, April 2021

!Time Machine 5, Oktober 2021
!Time Machine 6, Januar 2022
!Time Machine 7, Januar 2023

!Time Machine 8, Januar 2024
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Fanzines
aktuell & laufend NEUER STERN, Solar-X, Fiction Post, Goblin Press Hefte
TERRAsse 27 (zum 60. FörsterCon, April 2019)
TERRAsse zum PentaCon 2019
TERRAsse zum PentaCon 2021
REISSWOLF S5, 2024

SF-Notizen Kalender August 2025 bis Dezember 2026
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CD-Cover
 The Beat Of Black Wings: Nightfall; 1999
 Syngularity: The Four Horsemen; 2000
 Gothica: Within A Dream; 2000
 Gothica: Into The Mystic; 2000
 The Beat Of Black Wings: Black Love; 2000
 Gothica, Workbook 1995, 2003

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