Kim Stanley Robinson, "2312", offener Lesezirkel
#1
Geschrieben 15 August 2013 - 20:16
Austriae Est Imperare Orbi Universo
#2
Geschrieben 18 August 2013 - 23:38
Austriae Est Imperare Orbi Universo
#3
Geschrieben 21 August 2013 - 09:21
#4
Geschrieben 23 August 2013 - 12:28
Liest hier außer mir noch jemand mit?
#5
Geschrieben 23 August 2013 - 12:41
Das mit der selbstfahrenden Stadt ("Terminator") auf dem Merkur kommt mir irgendwie bekannt vor - hat Robinson die Idee geklaut? (Wenn ja, wäre es eh egal.)
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)
#6
Geschrieben 23 August 2013 - 12:51
Ja, ich! (S. 50 im Original!) Soweit gefällt es mir auch ganz gut; im Gegensatz zu den Mars-Büchern und Antarctica (die mir alle gut gefielen!), hat Robinson hier scheinbar wieder eine größere humorige Ader eingebaut.
Das mit der selbstfahrenden Stadt ("Terminator") auf dem Merkur kommt mir irgendwie bekannt vor - hat Robinson die Idee geklaut? (Wenn ja, wäre es eh egal.)
Ne geklaut nicht. Es gibt aber ähnliches in "der steile Horizont" von Christopher Priest. Sozusagen eine Variation einer älteren Idee.
#7
Geschrieben 23 August 2013 - 13:17
Liest hier außer mir noch jemand mit?
Ja, ich: Bin aber wie yip auch erst (wieder ...) am Anfang und sehe das ganz ähnlich, wie Du es siehst, Susanne.
Fahrende Städte oder andere riesige selbstfahrende Dinger kommen übrigens in paar Romanen vor. In Reynolds Offenbarung (Absolution Gap) fährt auf dem Mond eines Gasriesen ein mächtiges Etwas auch gegen die Rotation um die Wette. Der von Amtranik erwähnte Roman ist natürlich das Musterbeispiel schlechthin ...
Bis bald
Jakob
Austriae Est Imperare Orbi Universo
#8
Geschrieben 23 August 2013 - 13:40
Habe aber noch nichts Weltbewegendes gelesen.
Die "spannende" Handlung ist es nicht, die einen bei der Stange hält. Plätschert ein wenig dahin. Viel Beziehungsgeplänkel und Selbstreflexionen. Swan ist etwas neben der Spur, weil ihre Oma unerwartet gestorben ist und jetzt kümmert sie sich um das Geheimprojekt das Oma Alex mit ein paar Mitstreitern am laufen hatte. Geht anscheinend um die künftige Machtverteilung im Sonnensystem. Und das hat der Oma anscheinend nicht gefallen, was sich da entwickelt. Aber ein Thriller wird der Roman glaube ich nicht. Das was Robinson beschreibt, ist eher ein Panorama. Durchaus interessant. Eine Zukunft wie ich sie mir vorstellen könnte oder sogar wünsche. Keine Dystopie, aber auch kein Paradies. Die Menschheit hat immer noch Probleme, versucht aber irgendwie klar zu kommen, so wie sie das immer getan hat.
Die sogenannten Auszüge am Ende der Kapitel gefallen mir. Sind so etwas wie Wissenschaftsnotizen aus der Zukunft. Was die Listen sollen, weiß ich nicht. Scheinen manchmal relativ sinnfreie Aufzählungen und dann wieder freie Assoziationen zu sein.
LG Trurl
Bearbeitet von Trurl, 23 August 2013 - 13:41.
Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
- • (Buch) gerade am lesen:Jeff VanderMeer - Autorität
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#9
Geschrieben 23 August 2013 - 14:03
Das was Robinson beschreibt, ist eher ein Panorama.
Ja, ich finde das beschreibt den Roman ganz gut.
#10
Geschrieben 23 August 2013 - 14:09
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
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#11
Geschrieben 23 August 2013 - 18:07
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#12
Geschrieben 25 August 2013 - 17:20
#13
Geschrieben 26 August 2013 - 11:00
Ich bin auch im Tunnel.Swan und Wahram im Tunnel:
Gynandromorph, Androgyn, Gebärmann, Zeugung durch eine Frau ...
Als ich mir das bildlich vorstellte, fand ich das nur eklig, igitt.
Die mütterlichen "Gebärmänner" und androgynen Väter fand ich jetzt nicht so schlimm. Etwas Zukunft kann schon sein. Und die alternativen Familienkonzepte, die man auf den äusseren Monden des Jupiter und Saturn entwickelt hat, haben mir gut gefallen. Auch dass Partnerschaften mit anderen und zu mehreren ausschließlich eingegangen werden, um Kinder großzuziehen und nicht von Dauer sein können, was bei der längeren Lebenserwartung fast zwangsläufig ist, fand ich ebenfalls schlüssig. Ausnahmen wie die lebenslange Partnerschaft von Alex und Mqart gibt es natürlich auch.
Ansonsten registriere ich, dass Robinson Beethoven sehr gut kennt. Und Wahram die vollständige Eroica pfeifen kann. Und sogar die anderen Sinfonien, einschliesslich der Quartette. Dass es auch im 24. Jahrhundert viele Menschen gibt, die den kulturellen Hintergrund der Menschheit nicht vergessen haben, finde ich tröstlich. Vor allem liest man das in vielen anderen SF-Romanen, die ein ferneres Zukunftsszenario aufbauen, nicht. Da hat man oft den Eindruck, dass die Leute nur in ihrer gegenwärtigen Welt leben und den Bezug zu ihrem kulturgeschichtlichen Erbe vergessen haben.
Ebenfalls erfahren wir, dass Swan zwitschern kann wie ein Vogel, weil sie sich Vogelgehirnneuronen und diverses anderes Zeug hat implantieren lassen.
Ansonsten hat diese Tunnelepisode ein wenig auch an meinen Nerven gezerrt. Ich fand sie zu lang und erst gegen Ende des Kapitels konnten einige Details aus dem Leben der beiden Protagonisten mein Interesse wecken.
LG Trurl
Bearbeitet von Trurl, 26 August 2013 - 11:00.
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#14
Geschrieben 26 August 2013 - 11:55
Die Familienkonzepte fand ich auch interessant. Aber die körperliche Ausstattung mit Geschlechtsorganen beiderlei Geschlechts fand ich eklig.Die mütterlichen "Gebärmänner" und androgynen Väter fand ich jetzt nicht so schlimm. Etwas Zukunft kann schon sein. Und die alternativen Familienkonzepte, die man auf den äusseren Monden des Jupiter und Saturn entwickelt hat, haben mir gut gefallen. Auch dass Partnerschaften mit anderen und zu mehreren ausschließlich eingegangen werden, um Kinder großzuziehen und nicht von Dauer sein können, was bei der längeren Lebenserwartung fast zwangsläufig ist, fand ich ebenfalls schlüssig. Ausnahmen wie die lebenslange Partnerschaft von Alex und Mqart gibt es natürlich auch.
Ein Losverfahren um politische Ämter zu besetzen fand ich sehr schön. Habe mir eine Weile vorgestellt, wie so etwas wohl bei uns funktionieren könnte. Anstelle zur Wahl zu gehen würde ausgelost, wer die politischen Ämter der nächsten Legislaturperiode ausüben darf.
Das ist die Art und Weise wie Autoren ihrer Begeisterung für die vergangenen Heroen unserer Kultur Ausdruck verleihen. Dan Simmons ist dafür Spezialist. Nachdem ich Ilium und Olympos gelesen hatte war ich fast soweit, "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" von Proust zu lesen.Ansonsten registriere ich, dass Robinson Beethoven sehr gut kennt. Und Wahram die vollständige Eroica pfeifen kann. Und sogar die anderen Sinfonien, einschliesslich der Quartette. Dass es auch im 24. Jahrhundert viele Menschen gibt, die den kulturellen Hintergrund der Menschheit nicht vergessen haben, finde ich tröstlich. Vor allem liest man das in vielen anderen SF-Romanen, die ein ferneres Zukunftsszenario aufbauen, nicht. Da hat man oft den Eindruck, dass die Leute nur in ihrer gegenwärtigen Welt leben und den Bezug zu ihrem kulturgeschichtlichen Erbe vergessen haben.
Da ich den Roman zum zweiten Mal lese, habe ich mir die Zeit genommen und zwischendrin auf Youtube die Große Fuge angehört und Teile der Eroica. Beethoven ist eigentlich nicht mein Fall, ich mag die romantischen Komponisten lieber.
Das gefiel mit total gut.Ebenfalls erfahren wir, dass Swan zwitschern kann wie ein Vogel, weil sie sich Vogelgehirnneuronen und diverses anderes Zeug hat implantieren lassen.
Ich habe die Hälfte gelesen und diesmal genau darauf geachtet, wie Jean Genette beschrieben wurde. Jakob meinte, dass er im Original als Neutrum beschrieben wird. In der Übersetzung wird er bis jetzt immer als er bezeichnet.
Bearbeitet von Susanne11, 26 August 2013 - 11:56.
#15
Geschrieben 26 August 2013 - 13:41
Bestimmte Dinge sind auch im 24. Jahrhundert nicht selblstverständlich, wie an der befremdlichlichen Reaktion Wahrams ersichtlich wird, als er von Swans Enceladus-Bakterien hört, die sie geschluckt hat. Da musste er sich ebenfalls beherrschen.Die Familienkonzepte fand ich auch interessant. Aber die körperliche Ausstattung mit Geschlechtsorganen beiderlei Geschlechts fand ich eklig.
Eine Szene ist mir in der Tunnelgeschichte aufgefallen, die ich ebenfalls noch kommentieren muss, weil ich es erstaunlich fand, dass Robinson gerade auf solch eine Szene so ausführlich eingeht. Das war wie Wahram Swan säubert, nachdem sie bewußtlos in ihren eigenen Exkrementen zusammengebrochen ist. Eine intime Angelegenheit, über die in der Literatur normalerweise hinweggegangen wird. Sex ja, aber menschliche Ausscheidungen und ihre Entfernung, insbesondere bei jemand Fremden, zu beschreiben ist eigentlich ein Tabu, oder? Ich habe jedenfalls über so etwas Intimes und dabei eigentlich Normales noch nie gelesen. Dazu muss ich bemerken, dass ich mich in die hilflose Situation Swans verdammt gut hineinversetzen kann, da ich nach einer sehr schweren Operation so geschwächt war, dass ich einige Zeit ebenfalls auf externe Hilfe angewiesen war und weiß, wie demütigend es ist derart private Dinge nicht mehr selbst erledigen zu können. Aber im Krankenhaus stumpft man entweder ab, oder man überlebt nicht. Möglicherweise war Robinson die Beschreibung der Szene wichtig, um deutlich zu machen, was es im Ernstfall bedeutet, gemeinsam ums Überleben zu kämpfen.
LG Trurl
Bearbeitet von Trurl, 26 August 2013 - 13:42.
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#16
Geschrieben 26 August 2013 - 13:49
Ich habe die Hälfte gelesen und diesmal genau darauf geachtet, wie Jean Genette beschrieben wurde. Jakob meinte, dass er im Original als Neutrum beschrieben wird. In der Übersetzung wird er bis jetzt immer als er bezeichnet.
Da müsstest du mir aber ein Beispiel geben, denn das hieße, dass ich Mist gebaut habe.
Falls du die Bezeichnung "Inspektor" meinst: Um die verwenden zu können, habe ich extra in Absprache mit dem Autor einen kleinen zusätzlichen Eintrag für die "Auszüge" geschrieben, in denen erklärt wird, dass sich bei Berufsbezeichnungen die männliche Form als die neutrale durchgesetzt hat. "Der Inspektor" darf in der Übersetzung stehen, aber wenn irgendwo "er" steht, habe ich einen Fehler gemacht.
R. Scott Bakker
"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama
Verlag das Beben
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#17
Geschrieben 26 August 2013 - 15:02
In diesem Zusammenhang fand ich interessant, dass er offensichtlich Übung darin hatte, weil er schon Säuglingspflege und Altenpflege absolviert hatte. Überhaupt scheinen die Formen des sozialen Lebens in der Saturn-Liga so gestaltet zu sein, dass jeder viele verschiedene Aufgaben ausübt bzw. ausüben kann. Wahram ist Diplomat, aber er kann auch Säuglingspflege und Altenpflege. Während der Reisen mit dem Wegener-Terrarium macht er Küchendienst. Er hat ein Kind zur Welt gebracht. Kulturell hat er auch einiges drauf. Sehr vielseitiger Lebensstil.Bestimmte Dinge sind auch im 24. Jahrhundert nicht selblstverständlich, wie an der befremdlichlichen Reaktion Wahrams ersichtlich wird, als er von Swans Enceladus-Bakterien hört, die sie geschluckt hat. Da musste er sich ebenfalls beherrschen.
Eine Szene ist mir in der Tunnelgeschichte aufgefallen, die ich ebenfalls noch kommentieren muss, weil ich es erstaunlich fand, dass Robinson gerade auf solch eine Szene so ausführlich eingeht. Das war wie Wahram Swan säubert, nachdem sie bewußtlos in ihren eigenen Exkrementen zusammengebrochen ist. Eine intime Angelegenheit, über die in der Literatur normalerweise hinweggegangen wird. Sex ja, aber menschliche Ausscheidungen und ihre Entfernung, insbesondere bei jemand Fremden, zu beschreiben ist eigentlich ein Tabu, oder? Ich habe jedenfalls über so etwas Intimes und dabei eigentlich Normales noch nie gelesen. Dazu muss ich bemerken, dass ich mich in die hilflose Situation Swans verdammt gut hineinversetzen kann, da ich nach einer sehr schweren Operation so geschwächt war, dass ich einige Zeit ebenfalls auf externe Hilfe angewiesen war und weiß, wie demütigend es ist derart private Dinge nicht mehr selbst erledigen zu können. Aber im Krankenhaus stumpft man entweder ab, oder man überlebt nicht. Möglicherweise war Robinson die Beschreibung der Szene wichtig, um deutlich zu machen, was es im Ernstfall bedeutet, gemeinsam ums Überleben zu kämpfen.
LG Trurl
#18
Geschrieben 26 August 2013 - 15:06
Dazu muss ich die erste Hälfte des Buches nochmal durchgehen. Falls ich dazu überhaupt Lust habe wird das etwas dauern.
Da müsstest du mir aber ein Beispiel geben, denn das hieße, dass ich Mist gebaut habe.
Falls du die Bezeichnung "Inspektor" meinst: Um die verwenden zu können, habe ich extra in Absprache mit dem Autor einen kleinen zusätzlichen Eintrag für die "Auszüge" geschrieben, in denen erklärt wird, dass sich bei Berufsbezeichnungen die männliche Form als die neutrale durchgesetzt hat. "Der Inspektor" darf in der Übersetzung stehen, aber wenn irgendwo "er" steht, habe ich einen Fehler gemacht.
Den Hinweis, dass der Begriff "Der Inspektor" für beide Geschlechter gelten soll, habe ich gelesen. Das funktioniert aber nicht. Lesen ist nicht nur eine intellektuelle, sondern auch eine emotionale Angelegenheit. Wenn ich "Der Inspektor" lese, dann assoziiere ich sofort "männlich". Das lässt sich nicht vermeiden.
#19
Geschrieben 26 August 2013 - 15:26
Den Hinweis, dass der Begriff "Der Inspektor" für beide Geschlechter gelten soll, habe ich gelesen. Das funktioniert aber nicht. Lesen ist nicht nur eine intellektuelle, sondern auch eine emotionale Angelegenheit. Wenn ich "Der Inspektor" lese, dann assoziiere ich sofort "männlich". Das lässt sich nicht vermeiden.
Das ist klar, und das ist auch total okay. Ich denke, genau so ein leichter Verwirrungseffekt (oder auch das Nicht-Merken) ist vom Autor beabsichtigt. Auf Englisch kann man das Buch ja auch lesen und sich gedanklich auf ein Geschlecht für Genette festlegen, ohne es überhaupt zu merken.
Trotzdem würde es mich interessieren, ob ich formal wirklich das durchgehalten habe, was ich mir vorgenommen habe.
(Falls übrigens jemand mit dem Original abgleicht: Tatsächlich wird da Genette gegen Ende mehrmals als "he" bezeichnet, Robinson meinte allerdings, dass das ein Fehler sei und will es wohl bei Folgeauflagen ändern lassen.)
R. Scott Bakker
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#20
Geschrieben 26 August 2013 - 15:36
Zumindest was das soziale Zusammenleben der Weltraumgesellschaften angeht, hat sich die Welt verbessert. Das ist auch wieder ein sehr schönes Beispiel für eine positive Zukunftsentwicklung in dem Roman, wo doch viele Zukunftsvisionen gesellschaftliche Niedergänge (Ich-Gesellschaften und jeder gegen jeden) beschreiben.In diesem Zusammenhang fand ich interessant, dass er offensichtlich Übung darin hatte, weil er schon Säuglingspflege und Altenpflege absolviert hatte. Überhaupt scheinen die Formen des sozialen Lebens in der Saturn-Liga so gestaltet zu sein, dass jeder viele verschiedene Aufgaben ausübt bzw. ausüben kann. Wahram ist Diplomat, aber er kann auch Säuglingspflege und Altenpflege. Während der Reisen mit dem Wegener-Terrarium macht er Küchendienst. Er hat ein Kind zur Welt gebracht. Kulturell hat er auch einiges drauf. Sehr vielseitiger Lebensstil.
LG Trurl
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#21
Geschrieben 01 September 2013 - 20:11
Was ist "eierschalenblau"???
Gut gefallen hat mir, dass Swan jedesmal, wenn sie den Quinto-Aufzug benutzt, eine Aufführung von "Satyagraha" anschaut. Satyagraha ist eine meiner Lieblingsopern und ich habe sie 3 mal gesehen. Die Musik passt total gut zu einem Weltraumaufzug. Es lohnt sich, den ersten Akt auf YouTube anzuhören. Wenn ich noch herausfinde, wie das geht, dann verlinke ich den Video hier.
In "Auszüge 17" werden die unterschiedlichen Geschlechtskategorien oder deren Fehlen erläutert. Das finde ich interessant. Aber es bleibt etwas theoretisch. Swan ist eindeutig weiblich und Wahram eindeutig männlich - von mir beim Lesen so gefühlt. Trotz ihrer exotischen Geschlechtsorgane und der Tatsache, dass Wahram ein Kind geboren hat und Swan eines gezeugt hat. Ihre Gefühlsstruktur kommt mir auch nicht balkanisiert vor. Es ist eigentlich eine ziemlich normale Liebesgeschichte.
Die Episode mit der Wiederbesiedelung der Erde mit Tieren gefiel mir besonders gut.
Jean Genette wurde tatsächlich nie mit "er" bezeichnet. Aber wenn ständig von DEM Inspektor die Rede ist, dann geht es im Lesefluss unter, dass er unbestimmten Geschlechtes ist. Ganz egal, ob erwähnt wurde, dass sich die männliche Form für alle Geschlechter durchgesetzt hat.
In dem Roman QUAL von Greg Egan kommt ein nicht-sexuelles Wesen namens Akili vor. Anstatt "er" oder "sie" wird das Wort "hie" verwendet. Durch diese Wortneuschöpfung war es einfacher nicht in den automatischen Assoziationsfluss zu geraten.
#22
Geschrieben 01 September 2013 - 20:55
Im Original ist da von "eggshell blue" die Rede. Gemeint ist da die Farbe der Eier der amerikanischen Wanderdrossel (Turdus migratorius), die eine sehr schöne blaue Farbe aufweisen.
Wenn Du mit der Verlinkung von Videos nicht zurande kommst, melde Dich jederzeit. "Satyagraha" würde mich wirklich interessieren. Notfalls kannst Du einfach den Link deponieren.
Ach ja, Greg Egan hat das mit SF rein bis in die Grammatik ("hie") perfekt platziert. Bei ihm ist auch die Sprache ein Element für Hard-SF. Ich schätze ihn sehr.
LG
Jakob
Austriae Est Imperare Orbi Universo
#23
Geschrieben 01 September 2013 - 22:40
#24
Geschrieben 01 September 2013 - 22:55
#25
Geschrieben 02 September 2013 - 05:43
Jean Genette wurde tatsächlich nie mit "er" bezeichnet. Aber wenn ständig von DEM Inspektor die Rede ist, dann geht es im Lesefluss unter, dass er unbestimmten Geschlechtes ist. Ganz egal, ob erwähnt wurde, dass sich die männliche Form für alle Geschlechter durchgesetzt hat.
In dem Roman QUAL von Greg Egan kommt ein nicht-sexuelles Wesen namens Akili vor. Anstatt "er" oder "sie" wird das Wort "hie" verwendet. Durch diese Wortneuschöpfung war es einfacher nicht in den automatischen Assoziationsfluss zu geraten.
Die Absicht war bei 2312 war halt - anders als offfensichtlich bei "Diaspora" - die geschleichtliche Unbestimmtheit in diesem Fall unauffällig zu lassen. Auf Deutsch gab es leider keine bessere Lösung, um das umzusetzen ... mir ist schon bewusst, dass die meisten Leser Genette als männlich einsortieren werden.
R. Scott Bakker
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#26
Geschrieben 02 September 2013 - 08:24
Als ich den Namen zum ersten Mal gelesen habe, fiel mir sogleich die Namensähnlichkeit mit dem französischen Dichter Jean Genet auf. Das kam noch dazu und hat das männliche Bild von Genette verfestigt.
Die Absicht war bei 2312 war halt - anders als offfensichtlich bei "Diaspora" - die geschleichtliche Unbestimmtheit in diesem Fall unauffällig zu lassen. Auf Deutsch gab es leider keine bessere Lösung, um das umzusetzen ... mir ist schon bewusst, dass die meisten Leser Genette als männlich einsortieren werden.
Wie geschlechtliche Unbestimmtheit im Unterschied zu Swans Androgynität und Wahrams Gynandromorphität aussehen könnte, wird leider nicht erklärt.
Ich habe nicht angenommen, dass das an deiner Übersetzung liegt, sondern dass es im Original so steht.
#27
Geschrieben 02 September 2013 - 08:37
R. Scott Bakker
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#28
Geschrieben 02 September 2013 - 09:11
Ich glaube, wir reden aneiander vorbei, Susanne, ich verstehe zumindest jetzt gar nicht mehr, was du mir mit dem letzten Post sagen willst ...
Ich wollte Dir rüberbringen, dass ich nicht an deiner Übersetzung gezweifelt habe, sondern die Ursache für die "Fehl"-Interpretation im Original gesehen habe bzw. in meinen Assoziationen.
Die anderen Bemerkungen waren allgemeiner Art.
#29
Geschrieben 02 September 2013 - 09:16
Berufsbezeichnungen sind eben meist männlich bestimmt, was daran liegen könnte, dass diese Berufe ursprünglich von Männern ausgeübt wurden. Was soll man da machen? Überall ein Binnen-I dran zu hängen kann ja auch keine Lösung sein. Jedenfalls keine schöne. Schon gar nicht in einem Roman.
Nun ja, jetzt wo wir wissen das Jean Genette weder das eine noch das andere sein soll, kann ich mich darauf einstellen. Ich denke mir Jean Genette aber auch eher als "er" denn als "sie", was aber am Namen liegt, den ich "französisch" ausspreche->lese und der damit ein männlicher ist. Wobei. "Jean" wird im Amerikanischen glaube ich auch gerne für Frauen verwendet. Mist.
LG Trurl
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#30
Geschrieben 02 September 2013 - 09:33
Auf Deutsch ist das halt praktisch unmöglich. Da Frauen aber auch manchmal männliche Berufsbezeichnungen verwenden (wenn ich mich richtig erinnere, bezeichnet Heidrun Jänchen sich selbst beispielsweise als Physiker), war "der Inspektor" in Verbindung mit dem zusätzlichen Eintrag in den "Auszügen" noch die Lösung, die dem Original am nächsten kam.
Soweit die weitschweifige Erklärung dazu, dass es m.E. überhaupt keine "falsche" Lesart ist, wenn du Genette als Mann interpretierst, sondern einfach nur eine von verschiedenen möglichen Lesarten - und aufgrund der Beschaffenheit der deutschen Sprache wahrscheinlich die, für die die meisten Leser sich unbewusst entscheiden werden.
R. Scott Bakker
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