Habe das Buch gerade zu Ende gelesen, und mein Fazit ist eher gemischt.
Die Ausgangsidee finde ich klasse: Uwe führt Privatisierungs- und Sicherheitswahn zusammen, denkt beides konsequent weiter und treibt dies in einem absurden Szenario satirisch auf die Spitze. Details wie die ewige Baustelle "Stuttgart 21", in der die Mafiosi ihre Opfer entsorgen, sind einfach herrlich! Und dass ausgerechnet ein Ölscheich die Sicherheitsrechte Bayens ersteigert, weil ihm Neuschwanstein so gut gefällt und dann den Dirndlzwang für Frauen einführt - so etwas trifft genau meinen Humor! Die Tour der Band dient natürlich in erster Linie dazu, die Lage in den einzelnen Bundesländern zu illustrieren - warum auch nicht, so erfährt man hautnah, wie es dort zugeht.
Und dann die Folterszenen. Die sind so schön abgedreht, dass man sie nur als eine Mischung aus Groteske und Absurde "ernst" nehmen kann. "Free" hat immer einen kessen Spruch auf der Lippe, auch wenn es richtig, richtig weh tut. Und an der Stelle beginnt der Roman mir richtig, richtig viel Spaß zu machen.
Gerade die Verhörszenen finde ich überhaupt nicht witzig sondern sondern eher beklemmend - wahrscheinlich identifiziere ich mich hier zu sehr mit dem Gefolterten, sodass mir die nötige Distanz fehlt um das Ganze komisch finden zu können.
Ob das mir nun aber gefällt und ob ich im Nachhinein das Zeitgehopse gutfinde, muss ich mir gründlich durch das ungetätschelte Haupt zuckeln lassen.
Ich war zunächst auch unschlüssig, wie ich das diskontinuierliche Erzählen, das Hin- und Hergspringen zwischen den Zeitebenen, finden soll. Letzlich macht es aber Sinn, illustriert es doch den chaotischen Zustand der Romanwelt auch auf der formalen Ebene.
Die Idee, die Polizeigewalt zu versteigern finde ich auch nicht schlecht (wenn sie auch ein wenig an die Franchises in Snow Crash erinnert), aber es ist schon eine recht absurde Idee. Und der Rest des Weltenbaus hält bei dieser Absurdität nicht mit. Dadurch wirkt die Welt ein wenig unstimmig auf mich.
Genauso geht es mir auch! Die abgefahrene Grundidee passt einfach nicht zur (mehr oder weniger) realistisch geschilderten Handlung. Stichwort "uncanny valley".
Stil und Sprache haben mir hingegen wieder gut gefallen: Die Dialoge sitzen, es gibt coole Sprüche und witzige "Leitmotive" wie Lars-Peters ständiges "Oh-nein-ohn-nein" usw. Dass die Figuren nicht besonders dreidimensional ausgefallen sind, hat mich nicht weiter gestört: Detaillierte Charakterisierungen erwarte ich in einer Satire ohnehin nicht.
Ein großer Schwachpunkt ist vor allem die Auflösung des Ganzen. Um nur einige Punkte zu nennen:
Trotz allem: Ich hatte zuvor noch nichts von Uwe gelesen, und "SchrottT" hat mich neugierig gemacht auf "Walpar Tonnraffir" und "Symbiose" - vor allem, weil sie noch schräger und "postiger" sein sollen als "SchrottT"
Bearbeitet von Shevek, 26 November 2013 - 07:05.