33) L. Sprague de Camp & P. Schuyler Miller: „Die neuen Herrscher“, 1950
Ü.: Horst Hoffmann, dt. 1980
Dieses Buch ist in der PdA-Reihe ein Kuriosum: Es gehört da auch gar nicht hinein. Musste es aber in im PdA-Kontext dennoch lesen. - Warum?
Nun, wenn man es kaufen möchte, bekommt man es nur noch antiquarisch. Und da scheint es dem einen oder anderen Anbieter auch nicht so ganz klar zu sein, ob das ein PdA-Roman ist. Doch wer es gelesen und rezensiert hat, klärt natürlich darüber auf, dass das Buch viele Jahre vor „Planet der Affen“ geschrieben wurde.
Noch 2 Notizen persönlicher Art vorneweg: Zum einen bin ich für mich ja auf den als Fantasy-Autor sicher bekannten L.S. de Camp gestoßen, allerdings nicht als Fantasy-Autor, sondern als Verfasser populär-historischer Abrisse und Romane. Insofern war das Buch hier auch ein „Muss“ für mich.
Dann hat mich zum 2. überrascht, wer der Übersetzer ist: Horst Hoffmann, der ehemalige Perry Rhodan Autor und Ex-Mitarbeiter bei EXODUS, wo ich ihn kennen gelernt hatte und den einen und anderen Text von ihm illustrieren durfte (auch für sein Satire-Blättchen „Watchtower“). Da war ich nun dreifach neugierig...
Hat es sich gelohnt?
Nun jaaaaa... Es ist kein Hit. Aber auch nicht langweilig, dafür ist der Roman auch zu kurz, um langatmig zu werden.
Vieles nehmen die beiden Autoren Pierre Pulle vorweg. (Bisher habe ich nichts darüber gefunden, ob dieser ältere Roman nicht doch Boulle oder den Filme-Machern bekannt war, aber die Ähnlichkeiten sin so frappant...)
Also: Ein Bus und ein PKW geraten in einem Tunnel in einen Unfall. Als die Leute aufwachen, sind mal so ca. 1 Millionen Jahren vergangen. Wie das geht? Ein Gas war Schuld. Nun ja...
Interessant, dass es bei den Leuten nur einen leichten, aber merklichen Alterungsprozess gab: Sie bekamen langes Haar und Bärte. Allerdings hatte diese Alterung keine Auswirkung auf das für ein Picknick mitgebrachte Essen, das die Leute über den ersten Hunger nach dem Erwachen hinweghalf.
Man ist auf der Erde, aber deren Flora und Fauna hat sich verändert. Die Pflanzenwelt macht einen sehr unberührten und eher urtümlichen Eindruck. Die Tiere, denen man begegnet, sind durchaus als Hasen, Dachse etc. erkennbar, aber alle sehr viel größer geworden. Von Menschen weit und breit keine Spur.
Die 1. Hälfte des Romans widmet sich der Herausbildung der sozialen Beziehungen zwischen den Leuten und deren Überlebenskampf. Die Begegnungen mit Monster-Tieren ist dabei vielleicht noch das Spannendste.
Man sieht auf einem See Flöße mit seltsamen Kreaturen. Später stellt sich heraus, dass das Biber sind, die auch größer und wohl auch intelligenter wurden. Aber nicht Biber sind die neuen Herrscher, sondern - natürlich - Affen. (Aber die Biber haben dann auch noch eine Schlüssel-Rolle inne...)
Der Plot (erste Begegnung, Gefangennahmen, Ausstellen der Menschen im Zoo, dann aber Kooperation) ist ähnlich und doch anders als bei PdA.
Durch den viel längeren zeitlichen Vorgriff können die Autoren hier auch andere Tiere in ein anderes Licht setzen, kurios sind z.B. die Haus- und Reittiere der Gorillas: Bären und Riesenschweine.
In diesem Roman ist wirklich der ganze Planet involviert - im Grunde ist das das erste Buch (vielleicht neben den „Chroniken von Mak“), in dem klar wird, dass die ganze Erde betroffen ist.
In Amerika sind nur Gorillas beheimatet, die aber auch Afrika ausgewandert sind, auf der Flucht vor Pavian-Horden, die halb- bis etwas intelligent, aber eroberungssüchtig und brutal sind. Die Schimpansen haben sich auf Afrika in einer Art kontinentalen Festung zurück gezogen und sind den lieben Gorillas nicht gewogen. Die Orang Utan sind schifffahrende Schlitzohren (seit ihre Inseln in der Südsee abgesoffen sind), die dem Meistbietenden ihre Dienste anbieten.
Am Schluss des Romans wehren die Gorillas eine Pavian-Invasion mit Hilfe ihrer neuen Freunde, den Menschen, ab.
Wenn ich jetzt noch mehr erzähle, verrate ich alles von der wenig komplexen Handlung. Für mich war es als Ergänzung zum PdA-Universum sehr interessant, aber zum großen Klassiker würde ich das Buch nicht erklären.
6 / 10 Punkte
34) John Gribbin: „Auf der Suche nach Schrödingers Katze“
Quantenphysik und Wirklichkeit.
Nee, hier schreibe ich keine Rezi zu. Das pack†™ ich nicht. Für mich war das sehr erhellend, auch im Zusammenhang mit einer Diskussion, die zur Zeit in der APA F.A.N. läuft, in dessen Zuge ich mir auch den Film „Das kreative Universum“ angesehen habe.
OK; weiß nicht, ob ich es wirklich begriffen habe. Auch der Populator Gribbin betont ja immerzu, dass man dieser Physik mit „normale Alltagsvorstellungen“ nicht beikommt. - Interessant dann noch die Schlussfolgerung, dass hier sogar die Grenze des materialistischen Weltbildes überschritten wurde. Warum nun, frage ich mich auch nach der Lektüre.
- ohne Wertung (aber doch sehr empfehlenswert!)-
35) Axel Brandt: „Schott“
A.Fritz Verlag, 2014, 350 Seiten
Ein umfänglicher, amüsanter, sprachgewaltiger Roman um eine diktatorische, faschistoide Nah-Zukunft in unserem Lande, metaphorisch und phantastische ausgeschmückt. Der Roman ist mal so ganz anders. Seine „Botschaft“ ist dabei durchaus politisch. Er vertritt eine Meinung, die nicht meine ist, aber als Warnung, vielleicht aber auch Satire verstanden werden kann (und nicht mit dem Holzhammer daher kommt, wie zuweilen andere Autoren, auch aus dem phantastischen Metier, die den Untergang des Abendlandes dräuen sehen, na aj, ganz von der Hand zu weisen... hmm...).
Also: Nachdem die Energiefrage gelöst wurde, etabliert sich dennoch eine „Bewegung“ der „Gutwilligen“ (die aber in schwatzen Hemden um sich knüppeln), aus der Taufe gehoben von „Ökofeministen“ (oder „innen“). Der Roman spielt im gehobenen Bürgertum, an einem Schlossgymnasium, wobei hier für meine Begriffe schön dargestellt wird, wie die feinen Herrschaften, die Spitze unserer Gesellschaft, sich auch der neuen „Welle“ ergeben, was ja ansonsten eher dem verpönten „Kleinbürgertum“ unterstellt wird.
Leider verliert sich der Roman mitunter in selbstverliebten Dialogen, Wortspielen, Metaphern, Anekdoten etc., so dass die Handlung verloren geht. Aber gut, der Autor hat wohl 15 Jahre daran gearbeitet, da musste so einiges aufgearbeitet werden :-)
8 / 10 Punkte
36) Justin Cronin: „Der Übergang“
Hörbuch, gelesen von David Nathan
Hübsche Geschichte, auch gut erzählt. Leider konnte es mich nicht begeistern, und wenn ich es auch richtig verstanden habe, ist es erst der Anfang einer Serie, zumindest gibt es eine genauso lange Fortsetzung. Puh, zu viel des Guten...
Im Grunde ist es wieder so eine dystopisch Zombie-Apokalypse (oder apokalyptische Vampir-Dystopie), nur dass der Autor sich sehr viel Mühe beim Ausfabulieren und Formulieren gab.
Aber es berührt mich nicht (mehr) so was. Gut, dass ich es mir so nebenbei hab vorlesen lassen. Da ist es ok.
Ich befürchte, die Fortsetzung wird dann noch biblischer, mythologische,r ohne da was essentiell Neues beizusteuern. Neben dem mythischen Moment (das unschuldige Mädchen, das 1000 Jahre leben und alle erlösen wird, oder so...) gibt es den 08 / 15 Überlebenskampf zwischen Menschen und Nachtwesen, zwischen den Menschen, insbesondere dann, wenn sie sich mit Ihnen irgendwie arrangierten.
Seinen Ursprung hat das Böse wieder mal in einem militärisch-medizinischen Experiment, das man in erster Linie mit zum Tode Verurteilten durchführte, was natürlich schief lief. Aber Amy - das Mädchen - wird†™s schon richten, auch wenn man es am Ende dieses dicken Wälzers nur erahnen kann.
5 / 10 Punkte
37) Christian v. Ditfurth: „Die Mauer steht am Rhein“
Untertitel: Deutschland nach dem Sieg des Sozialismus.
Das Buch gehört in die Sparte Alternative Historie. Es gehört damit zu meinen Lieblingsthemen in der Phantastik / SF / Fantasy. Außerdem „muss“ ich mich langsam auf den ElsterCon im September vorbereiten. Da kommt der Autor zu Besuch. Auch wenn ich schon einiges von ihm gelesen habe, so will ich doch Eindrücke auffrischen.
Dieses Buch, obwohl schon alt, hatte ich bis dato nicht gelesen. Es steht dabei schon einige Zeit im Bücherschrank. Warum habe ich bisher da immer einen Bogen drum herum gemacht? Nun, ich dachte ja, das wäre eine Satire. Und irgendwie hatte ich gar keine Lust auf Lustig. Und nun „muss“ ich ja, wie schon geschrieben.
Das Buch ist keine Satire, eher ein Drama, oder eine Tragödie, vielleicht noch nicht mal ein richtiger Roman. Dieses Buch erfüllt am ehesten die Kriterien einer alternativen Geschichtsdarstellung. - Um es kurz zu machen: Es ist nicht wirklich der große Wurf. Ich hatte mir mehr versprochen (Ok, mein Problem).
Der Autor erzählt, gerahmt von einer Handlung über einen Sport-Reporter, der eher politisch uninteressiert, mit den neuen Verhältnissen im gesamtdeutschen Sozialismus aneckt und dann doch lieber das Land verlässt. In der Emigration in der Schweiz fühlt er sich auch nicht wohl und schreibt daher zur Aufarbeitung des eigenen Scheiterns (?) einen Abriss der jüngsten deutschen Geschichte: Wie kam es zu der deutschen Vereinigung unter Führung der Sowjetunion und der DDR 1989.
Der Autor ist Kenner der DDR, hat als DKP-Mitglied sogar in einer Partei-Schule dort wohl 1 Jahr gelernt. Seine Auseinandersetzung mit der Nachfolgeorganisation der SED, der PDS, Anfang der 90er, die er aufgrund erneuter Recherchen vor Ort schrieb und die er immer auf seiner Homepage zum Download zur Verfügung stellt, hatte ich sehr gern und sehr interessiert gelesen.
Dieses Buch hier ist von anderem Kaliber. Wenn ich irgendwie zuvor den Eindruck hatte, dass der Autor sozialistischen Alternativen aufgeschlossen gegenüber war, so ist dieses Buch eine harsche und harte Auseinandersetzung mit dem real-existierenden Sozialismus in (Ost-) Deutschland.
Es würde kein Zuckerschlecken werden für die Wessis, wenn das DDR-System ihnen übergestülpt werden würde! Und ich konnte noch mal sehr gut nachvollziehen, worin die vielen Fallstricke des (gesellschaftlichen) Lebens „bei uns“ verborgen lagen. Irgendwie vergisst man ja durchaus, gebe ich hier mal zu...
Inhaltlich mag ich gar nicht viel berichten. Für mich war wichtig zu sehen, wie „sozialistische“ Realpolitik mit Lügen und Drohungen und,. wenn aus ihrer Sicht nötig, mit Gewalt regiert. Dass es in der DDR im Grunde doch noch so glimpflich abging, war - demnach - schon eher ein zufälliger Glücksfall.
Interessant auch, was der Autor seinen westdeutschen Landsleuten und damaligen Politikern zu zutraute, wie sehr sie sich in das neue Regime einpassten und sich ihm anbiederten. Da hat er sicher seine Erfahrungen als Historiker verarbeitet, die er im Zusammenhang mit seinen Büchern über die „Blockflöten“ (CDU, Liberale etc.) in der DDR machte.
Es ist zwar kein spannendes Buch, aber durchaus sehr interessant und immer noch Augen öffnend.
8 / 10 Punkte
38) Christian v. Ditfurth: „Labyrinth des Zorns“
Ja, der ElsterCon naht. Also noch ein Ditfurth - nicht gelesen - vorlesen lassen. Hörbuch,. gelesen von Frank Engelhardt.
Beim nächsten ElsterCon geht es ja auch im Kriminalistisches, eher im Gewand der Phantastik, aber gut, irgendwie passt das Buch schon da rein, zumal die historischen Ermittlungs-Krimis das eine Standbein des Autos sind, neben den Alternativ-Historien.
Ein den Fans liebgewordener Held Ditfurths, Stachelmann, ist sein Geschichtsprofessor, der durch seine Forschungen der jüngeren deutschen Geschichte gern auch mal in Wespennestern herum stochert und die Erben deutscher Geschichte aufschreckt. Dabei geht es auch handfest zur Sache.
In diesem Fall geht es um das Schicksal von Leuten, die im 3. Reich verfolgt wurden, aber auch nach 45 - auch in der BRD - weiterhin verfolgt wurden.
Als Historiker kennt Ditfurth sein Metier und ich denke mal, dass er hier Wahrheiten ans Tageslicht holt, die nicht allen angenehm sind.
Allerdings bremst er sich keineswegs ideologisch aus. Er zeigt hier eindringlich, wie das „Erbe der Nazizeit“ im Kalten Krieg zwischen BRD und DDR instrumentalisiert wurde, von beiden Seiten.
Als Rahmen wird über ein Bombenanschlag auf den Bundesgerichtshof in Karlsruhe abgesteckt. Der Anschlag wird den Islamisten zugeschrieben. Es wird sicher aber etwas anderes herausstellen.
Stachelmann bekommt seinen ersten Auftrag als Detektiv, der sich vornehmlich historischen Ermittlungen widmet, nachdem er seine Professorenstelle aufgegeben hat. Eine Dame aus Amerika lässt ihn nach ihrem Vater suchen, der 1959 spurlos verschwand.
Der Mann war Kommunist, aber nicht in der KPD. Dennoch wurde er von den Nazis verfolgt, später auch von Behörden der BRD, weil er sich u.a. an einer Volksbefragung zur deutschen Einheit beteiligt hatte, die von der DDR initiiert wurde. Er floh in die DDR, verunfallte dort aber.
Zur Hälfte des Buches war der Fall schon abgeschlossen? Na ja, sicher nicht, denn die Rahmenerzählung mit dem Anschlag schwebte noch so durch die Seiten und außerdem wurden immer mal Kapitel eingestreut, in der ein Mann sich im Wald versteckt. Klar, hat alles miteinander zu tun...
Recht unterhaltsame Lektüre
8 / 10 Punkte