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Thomas Hofmanns Phantastische Ansichten



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Sehnsucht nach Bleiwenheim

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013, Meine Empfehlung, Subjektive Eindrücke 01 Juli 2022 · 1.699 Aufrufe
Katzmarz, Ellen Norten

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„Rückkehr nach Bleiwenheim“
(Arbeitstitel), erscheint demnächst, hg. V. Ellen Norten und Andreas Fieberg

 

Hubert Katzmarz, der in Phantastik-Fankreisen sicher nicht unbekannte Herausgeber (daedalus) und Autor, ist viel zu früh verstorben. Was hätte er noch alles machen, schreiben können? Einige Texte hat er begonnen, aber nicht fertig stellen können.
Aber wie lebt ein Schriftsteller weiter, wenn nicht in den Gedanken an ihn, in seinen Texten und dadurch, dass man ihn weiterhin liest? Dafür sorgen seine ehemalige Frau, Ellen Norten, und sein einstiger Mitstreiter, Andreas Fieberg. Sie bereiten eine Anthologie vor, die Texte von Hubert aufgreifen, vollenden und die in Andenken an ihn geschrieben wurden, seine Ideen aufgreifen und fortführen. Darunter sind illustre Namen, allesamt bekannt in der Phantastikszene.
Warum ich das schreibe, wo diese Anthologie noch gar nicht erschienen ist? Einfach, weil sie mich jetzt schon gepackt hat – ich darf nämlich ein paar Zeichnungen / Illustrationen dem Buch hinzufügen.
Es ist vor allem eine Erzählung von Hubert Katzmarz, die Anlass für die neuerliche Anthologie bot: „Willkommen in Bleiwenheim“, mit der der Medusenblut-Band, „Nachtwanderung“ von 2004 endete. Eine letzte Geschichte des Autors.
Sie wird auch noch mal in dem neuen Band enthalten sein, als Auftakt und Anknüpfungspunt; ich habe sie auch als erstes (noch einmal) gelesen – und war sofort verzaubert, gefangen in dieser Stadt, die wohl irgendwie an der Grenze zwischen unserer und einer anderen Welt ist. Wo? Weiß keiner. Man kann dann gern auch in einigen Geschichten lesen, wie erfolgreich die Suche nach Bleiwenheim sein wird. Und ob es überhaupt so gut ist, diese Stadt zu finden.
Bleiwenheim ist ein Ort des kosmischen Grauens – wobei, stopp, das kann in auf die falsche Fährte führen. Mit HPL und tentakligen Weltall-Monstern haben Bleiwenheim und Hubert Katzmarz nichts am Hut. Okay, das musste ich erst lernen, denn eine meiner Zeichnungen enthielt genau so ein tentakliges Zitat – und musste korrigiert werden. Hab ich aber gern gemacht – auch, weil es nicht wirklich sehr schwierig war, diesen „Fehler“ zu korrigieren.
Aber es hat was von kosmischer Größe, Bleiwenheim ist ein Grenzort, oder wie anders soll man solche wundervollen Sätze verstehen – ich wage mal zu zitieren, nur einen Fetzen, nicht den ganzen wundervollen Absatz: „...schloß die Augen, träumte von Sternen, die in dunklen Himmelspfützen hockten und der Sonne das Blut aussogen, Kameraden der Nacht…“
Auch wenn der Rahmen scheinbar eng vorgegeben ist, sind die Ergebnisse der Einlassungen der Autoren & Autorinnen doch sehr vielfältig. Ein paar werden mir wohl noch lange im Gedächtnis bleiben, denn sie haben quasi die Sehnsucht nach Bleiwenheim in mir entfacht. Klingt pathetisch? Soll es auch.
Ich verrate mal noch nicht mehr, auch nicht, wer da alles mitmacht; aber wie gesagt: Sind keine Unbekannten.
Gut, ich muss weitermachen, bin mittenmang beim Zeichnen; im Herbst wird das Werk wohl erscheinen, bei p.machinery. Bleibt wachsam, haltet Ausschau – nach Bleiwenheim.




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Leseliste - von Ostern bis Pfingsten 2022

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 04 Juni 2022 · 1.221 Aufrufe
Sorokin, Vonnegut, einzlkind und 2 weitere...

Eigentlich ist das ja eine schöne, erwartungsvolle Zeit - Frühling und so. Doch schön ist es halt nicht, was aktuell so abgeht. Außerdem war das jetzt auch für mich persönlich keine sooo schöne Zeit - Gesundheit und so.
Na ja, aber gelesen habe ich doch was - Literatur löst keine Probleme, rettet nicht die Welt - aber vielleicht die eigene Seele.
Der "Lektüreplan" stand zum großen Teil noch im Zeichen unserer Sonderhefte zu "100 Jahre Aelita"; bei Interesse bitte ich um Beachtung des Plakates hier. Aber nicht nur...

 

Vladimir Sorokin: „Manaraga. Tagebuch eines Meisterkochs“
Eine komische Dystopie, die aber ganz normal erzählt wird. Fast untypisch vor Sorokin, wobei die Ausgangsidee echt seltsam ist: In naher Zukunft werden keine Bücher mehr gedruckt. D.h. aber nicht - wie ich erst dachte - Bücher an sich wären verboten / verpönt / vergessen, es geht nur um auf Papier gedruckte Werke. Die alten, antiquarisch noch verfügbaren, werden jetzt als „Kohle“ für dekadente, superteure und quasi illegale „Kochshows“ verwendet.
Da 90 % aller Bücher (auf Papier) verschwunden sind, sollen die verbleibenden 10 % in Messen vor allem aufbewahrt bleiben, aber Kriminelle rauben die und verhökern die an diese Spezialköche. Der Protagonist ist so ein Koch der um die Welt jettet und bei der gut zahlenden bürgerlichen Kundschaft Abende veranstaltet, an denen Seite für Seite - hey, das ist eine Kunst! - ein Buch verbrennt und über diesem Feuer ein zauberhaftes Menü zubereitet.
Und das auf 250 Seiten. Da muss man durch. Ist eher nicht spannend. Interessant sind die in Nebensätzen eingestreuten Zukunftsprognosen. Wir leben in der 2. Hälfte des 21. JH, in einer Nachkriegszeit in Europa / auf der Welt. Russland, die EU sind zerfallen. Der Lack ist ab. Man spricht von neuem Mittelalter in manchen Regionen, bzw. dem Bestreben, dieses schon wieder zu beenden. Nehme an, dass der Roman in den Tulluria-Zyklus gehört. Aber so richtig kann ich das nicht verorten.
Weiß nicht, so ganz hat mich das Buch nicht überzeugt, ich vergebe mal 7 / 10 Punkten

 

Masha Geesen: „Die Zukunft ist Geschichte“
Nach soviel russischer SF nun noch etwas Aktuell-Historisches, um zu verstehen, was da „in Moskau“ los ist. Als ich das Buch in die Hand nahm - es liegt schon sehr lange auf dem SUB - ahnte ich nicht, dass es so viel birgt. So viel Neues, Erleuchtendes, Erklärendes. Was seine Wirkung anbelangt möchte ich es mit der Lektüre von „Das Ende eines Jahrhundertmythos“ von Michael Schneider, dass ich kurz nach der „Wende“ las und das für mich ein Augenöffner war.
So also auch dieses Buch über die neuere Geschichte Russlands (quasi ab 1990, aber auch etwas davor, bis ca. 2015), die anhand einiger Personen erzählt wird, die als so ca. Mitte der 80er Geborene den Untergang der SU und was danach kam miterlebten, miterleben mussten.
Das Buch raubt die letzten Illusionen, die man vielleicht über Russland und die Gesellschaft und Staat dort hatte. Die Autorin - bzw. ihre Interviewpartner/innen - zeigen eindringlich die „Traditionslinien“ auf. Und im Grunde braucht man sich über das, was gerade aktuell passiert, überhaupt nicht wundern. Hätte ich das Buch mal früher gelesen!
11 / 10 Punkte

 

Albert Sánchez Piñol „Der Untergang Barcelonas“
Mein 3. Piñol. Diesmal gar keine Phantastik, sondern eine Art historischer Schelmenroman. Na ja, Schelm - der Protagonist ist Festungsbau-Ingenieur / Architekt. Anhand seiner abenteuerlichen Biografie erlebt der Leser eine Stück Weltgeschichte um die Wende vom 17. zum 18. Jh. mit. Für mich durchaus interessant, weil ich über die Verhältnisse im nachkolumbianischen Spanien kaum was wusste, außer dass das Land die Welt-Geltung (Große geographische Entdeckungen - und Eroberungen) kontinuierlich verlor und in spätmittelalterlicher Inquisition verharrte. Dass es eine „Spanien“ lange so gar nicht gab, war mir zwar schon bekannt, aber nicht bewusst, was das auch bedeutet.
Der Roman spielt wohl heute für die Leute in Katalonien eine gewisse Rolle; jetzt ahne ich, warum.
Insgesamt hat mich der Roman nicht so gefesselt, wie seine phantastischen Geschichten.
7 / 10 Punkte

 

Kurt Vonnegut: „Schlachthof 5“
Hörbuch, gelesen von Jan Josef Liefers
Dies Jahr ist der 100. Geburtstag des Meisters. Jetzt endlich will ich ihn mal verstärkt lesen. Bisher bin ich über das Werk hier und einige Erzählungen nicht hinausgekommen. Und sein letztes Büchlein, „Mann ohne Land“, das ja so eine Art Zusammenfassung seiner Grundhaltung darstellt, habe ich gelesen.
Habe also mit dem Buch begonnen, dass ich eigentlich schon kannte, gelesen, als Hörspiel (glaube ich ich), als Film und vielleicht demnächst als Comic.
Der ziemlich kurze Roman hat es ja mächtig in sich, die verschiedenen Handlungs- und Zeitebenen, persönliche historische Aufarbeitung und SF, Anti-Kriegsroman und Draufsicht auf den (Trivial-) Literaturbetrieb - was kann der Roman nicht? Das Teil kann man sich durchaus mehrmals „antun“.
8 / 10 Punkte

 

einzlkind: „Minsky“
Tja, was habe ich davon versprochen? Ein SF-Roman mit Anspruch, mit Antworten. Und? Ist dann doch nur so ein Zeitgeist-Roman mit hipper Sprache. Soll lustig sein. Fand ich aber nicht.
Dabei fing es sehr interessant an mit der weißhaarigen, asexuellen Wiedergeburt Gottes (?), Tochter einer Prostituierten, deren Vater unbekannt ist. Sie und ein Superwissenschaftler basteln - nein, keine künstliche - sondern die Intelligenz, bzw. eine. Denn es gibt noch andere. Z.B. Ada, die nach der Tochter Byrons benannt wurde. Minsky dürfte dann - das müsste man mal Dietmar Dath fragen - nach dem Intelligenzforscher gleichen Namens benannt sein.
Ansonsten ist das eine nicht wirklich unlustige Aufzählung von und Abrechnung mit den gegenwärtigen Zeitgeistthemen - FFF, Sprache, PC und sowas.
Der Grundgedanke: Wenn die Intelligenz (also schon die künstliche) das Ruder übernimmt, es eigentlich nur besser für die Menschen laufen könnte, fand ich ja gut. Aber Neues oder besonders interessant und plausibel Geschildertes zum Thema fand ich hier leider nicht.
5 / 10 Punkte

 

Hubert Selby: „Letzte Ausfahrt Brooklyn“
Uuuhhh, und weiter hinab in die Untiefen der amerikanischen Seele, in die dunklen Geheimnisse sozialer Unterschichten zu Beginn der 50er Jahre. Die Zeit: kurz nach dem 2. Weltkrieg und mitten im Koreakrieg - das spielt schon irgendwie eine Rolle, wenn da die Soldaten amüsiersüchtig und sexuell ausgehungert zu Opfern werden.
Ansonsten geht's um heftige soziale Verwahrlosung, sexuelle Fantasien und deren Unterdrückung und Ausleben in Form von mehr oder weniger Prostitution, und um Gewalt, Gewalt und Gewalt - gegen Frauen, gegen Homosexuelle, gegen Kinder, zwischen Kindern, zwischen Arbeitern und Soldaten, zwischen … allen. verbal und körperlich, erbarmungslos, im Vollrausch, einfach so und mit räuberischer Absicht. Gewalt scheint in den beschriebenen Milieus die einzige gängige Umgangsform zu sein. Ein finsteres Buch, tieftraurig. Konnte keine positive Figur darin ausmachen.
Der Film von Uli Edel (Regie) bringt das nicht wirklich rüber, was Selby schrieb. DAS hat man sich dann wohl doch nicht getraut. Da ist ja Harry Black, das kleine Streikführerlein, kommt im Film ja fast noch gut weg, besser als im Buch - usw.
Punkte für das Buch: 9 / 10

 

Arkadi und Boris Strugatzki: „Die Schnecke am Hang“
Endlich auch gelesen. Den einen Teil; „Der Wald“, also die Kandid-Kapitel, kannte ich ja schon aus der Anthologie „Die Rekonstruktion des Menschen“; ich las sie in den 80er Jahren. Aus der damaligen Lektüre war mir ein Gefühl für eine phantastische Welt des „Waldes“ geblieben, geprägt von wucherndem Leben, das aber für Menschen nicht einfach zu bewältigen ist. Mit blieben die Ameisen in Erinnerung, die offensichtlich Aufgaben für die Menschen im Wald erfüllen. So was halt.
Na ja, jetzt gibt es auch die anderen Kapitel, die in einer ominösen „Verwaltung“ spielen und in denen ein Herr Pfeffer der Protagonist ist.
Kandid, der im Wald Gestrandete, will zurück, oder in eine ominöse „Stadt, von der ihm aber keiner verbindlich sagen kann, wo die ist - oder ob die auch wirklich existiert. Und Pfeffer aus der Station, der Zivilisation, der will in den Wald. Ist aber auch nicht einfach.
Beide Handlungsstränge verbindet im Grunde wenig, aber das mindert für mich keineswegs den Lektürespaß. ich fand das Buch, auch wenn mehr Fragen gestellt als beantwortet werden, ziemlich toll.
9 / 10 Punkte

 

Vladimír Páral: „Der junge Mann und der weiße Wal“
Verlag Volk und Welt, DDR, 1976) Was ich in den 80er Jahren nicht hatte, war das Internet. Damals war der brisant-aktuelle SF-Schmöker des mir bis dato total unbekannten tschechischen Autor ein singuläres Ereignis. Dass mir der Namen sonst nicht aufgefallen war, lag einfach daran, dass es keine weiteren SF-Titel von ihm gab - auf Deutsch, muss ich heute hinzufügen. (Notiz an mich: Erst noch mal überprüfen - vielleicht ja doch?)
- dazu mehr in einem NEUEN STERN, später -
9 / 10 Punkte

 

Vladimár Páral: „Die Messe der erfüllten Wünsche“
Das ist der erste Roman des Autors, der unter seinem Namen erschienen ist. Das war 1964. Der Text ist also so alt wie ich - aber das nur am Rande. Zuvor erschien ein Roman von ihm unter dem Pseudonym Jan Laban, der meines Wissens nach nicht auf Deutsch vorliegt. Der Titel lautet, übersetzt in etwa „Sechs Nächte der Hölle“.
- dazu mehr in einem NEUEN STERN, später -
6 / 10 Punkte




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Kurz zum neuen FUTURE & FICTION Magazine. Deutsche Ausgabe 01/Feb22

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013, Meine Empfehlung, Subjektive Eindrücke 05 Mai 2022 · 896 Aufrufe
Future&Fiction, Steinmüller
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Meine zusammengefasste, total subjektive, kurze Meinung zum neuen SF-Magazine.
Hier im Forum wird es vorgestellt und auch ein bisschen diskutiert:
Ankündigung: Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) - Kurzgeschichten, Anthologien & Magazine - SF-Netzwerk (scifinet.org)

Vorab war ich echt gespannt und hocherfreut! Ein neues SF-Magazin, das sich zudem den „Fragen der Zeit“ widmet. Mit europäischer Ausrichtung, und gar nicht teuer. Ich war sogleich Fan - der Idee.
Das Heft hat mich erst einmal optisch enttäuscht: Dieses book-on-demand-Produkt, obwohl so mies nicht, wie manch andere Produkte aus der Fabrik. Die Autorennamen zogen mich natürlich auch an: McDonald! Robert Corvus! Steinmüllers!
Aber dann der weitläufige Satz, die Seitenenden sind so zerfasert. Na ja, das kenne ich aus unserem NEUEN STERN auch, und ich kämpfe da immer mit - als Laie ohne richtiges Satz-Programm, aber hier enden ja teilweise nicht mal die Kolumnen auf einer Seite gleichmäßig.
Aber das sind Äußerlichkeiten! Und wenn mir die nicht gefallen, könnte ich das nächste Mal ja zum eBook greifen.

Die erste Story von Banga Fusco-Purpurea, „Algenbiographie“: Eine mexikanische Klangkünstlerin erzählt biografische Fragmente einer unter Depressionen leidenden Exobiologin? Ist die erste Story überhaupt eine Story? Oder der Versuch, die eigene Biografie und die Verarbeitung biografischer Fragen (Mutter-Tochter-Beziehung) mit der Idee einer Jupitermond-Expedition zu verknüpfen, die auf der Suche nach dem, was Leben ist (Übrigens total schöner Gedanke: Leben = „aktive Materie“ - war das die Idee von DeepL?)?
Ich weiß nicht, ob mir die Story wirklich gefallen hat. Auf jeden Fall war ich erstaunt, wie flüssig sie sich liest; dass hier ein Übersetzungsprogramm dran war, merke ich jedenfalls nicht. Was ich gut finde! Aber ich war dran, hat mich gefesselt und ich konnte viel lernen. Die Reigen der Assoziationen sprach mich an. Aber ist das überhaupt eine Story?

A&KH Steinmüller postulieren in ihrem Beitrag „Fallende Sterne“ die kommende anti-technologische Revolution in Form der totalen Abschaltung aller drahtlosen Datenübertragung. Das tut der Gesundheit gut, meinen pensionierte Aluhutträger im Altersheim.
Den Beitrag fand ich gut, wenn er mich auch in einer Frage etwas ratlos zurücklässt. Dass die exzessive Smartphone-Nutzung nüchtern betrachtet in unserer Realität auch dystopische Züge aufweist, sei unbestritten. Ich grüble aber noch darüber nach, wie die Steinmüllers ihre Story meinten: Satire oder nicht?

F. Verso postuliert und fordert in seinem Essay einen „Sense Of Wander“ - aktiv den Blick außerhalb der englisch-sprachigen SF zu richten. Denn dort kann man fündig werden†¦ und dann erklärt er, was wir dort suchen sollen und finden werden.
Wie schon Forums-Kollege lapismont meinte: Die Diskussion ist alt. (Auch wenn das nicht hilfreich ist, aber die literarische Mangelwirtschaft im Osten Deutschlands hat dazu geführt, dass dort - zumindest verhältnismäßig - viel in die nicht englischsprachigen Gefilde geschaut wurde; was aber für die interessierten Leser*innen mitunter auch nichts nützte, da sie nicht an die Bücklingsware rankamen; aber okay, das führt uns nur weg†¦)
Interessant fand ich den Gedanken, dass wir 2 Wellen der Eroberung des SF-Marktes durch englischsprachige Produkte erlebten, 1. aus USA und GB und 2. aus Kanada und Australien. Habe ich das richtig verstanden? Ich glaube, so richtig viel kommt doch von dort bei uns gar nicht an, oder?
Bei der Betrachtung der Film-Situation, die der Autor anspricht und die großen Player benennt, hat er meiner Meinung nach die Streamingdienste vergessen, die mittlerweile recht viel außerhalb der USA produzieren. Da ist das (auch SF&F-) Angebot durchaus internationaler geworden.
Aber unterm Strich kann ich ihm nur zustimmen.

„Moksha-Quest“ von Lvanya Lakshminarayan - eine Story von einer Autorin, die ich (wer noch?) überhaupt nicht kannte. Und dafür ist das Mag ja echt gut! Das wünsche ich mir! Also: Danke!
Allerdings brauchte ich zwei Anläufe, um in die Story reinzukommen. Zunächst war ich skeptisch, da sie von DeepL übersetzt wurde. Ob das was taugt? Na ja, muss gestehen: Bin beeindruckt. Es funktioniert. Stil und Wortwahl etc. haben mich überzeugt. Dabei sind ja auch „Fachwörter“ dabei, die sich vielleicht nicht so leicht übertragen ließen?
Aber dann das Sujet: Die Autorin ist Spieleentwicklerin in Indien; nach der Story kann man sie im Interview noch etwas besser kennenlernen. Nun sind aber PC-Spiele etc. nicht so mein Ding. Diese „Spiele-Sprache“ (Karmapunkte usw.) macht das Ganze für mich irrelevant. - Aber genau das ist ein Fehler, den ich schnell merkte. Denn es geht darum, dass ein Spiel mit humanistischem Anliegen mehr sein soll, als nur ein Spiel, es soll die Realität - Indien der nahen Zukunft („nach den Jahren der Pandemie“) mit seinen Kasten und Hierarchien, in denen die Protagonistin, eine begnadete virtuelle Spielerin, einem Job nachgeht, der so gar nicht humanistisch ist: hat was mit Immobilien zu tun - also, das Spiel soll in die Realität fließen und sie positiv verändern.
Das geht nicht ohne Widersprüche; geht es überhaupt? - Also, kann man echt gut lesen, hat mir sehr gut gefallen! Auch das mit dem virtuellen Spiel†¦

Robert Corvus hat auch eine Story beigetragen. Das freut mich! Und hat sie mir gefallen, die Story „Transfiguration“? Ja - und ein bisschen auch: nicht ganz. Das Thema ist natürlich sehr aktuell und wird kontrovers diskutiert. Und ich habe dazu auch eine Meinung, eher eine, die in der KI-Entwicklung eine Chance sieht.
In der Story geht es um die Frage, ob eine KI künstlerisch kreativ sein kann. Die Antwort, die der Autor gibt, verrate ich natürlich nicht. - Was ich nicht verstehe, ist die Personenaufstellung in der Story. Ich will ja nix hier verraten, was den eigenen Lesegenuss mindern könnte. Aber dann musste ich im einschlägigen Forum doch die Frage stellen, weil ich wissen will, warum er seine beiden Figuren so angelegt hat - dass man sie (ich) beide nicht mögen kann.
Der Autor hat sich auf meine Frage eingelassen. Kann man ab hier lesen.

Zu guter Letzt eine Story des bekannten Ian McDonald: „Die List“. Zuerst dachte ich: ach, ja, wieder so ein leicht rotzig erzählte Geschichte über das Kleinkunstgewerbe, über verkrachte Zauberkunststücke-Vorführer - die hier aber irgendwas mit einer KI am laufen haben. Aber das, was angekündigt wurde, wurde es dann auch: ein spannender End-Kampf zwischen Magier und Maschine.
Will man ja auch gern wissen: Wie funktioniert der Zaubertrick. Ja, will man das wirklich? Oder was macht so ein Magier auf der Bühne mit einem? Zaubert er oder verzaubert ein Einen? - Zunächst: DAS ist es, was die „Maschine“ (KI) wohl nie kapieren wird, und außerdem lässt sie sich am Ende wohl doch austricksen? Wer weiß? Wer es wissen will, mag die Story lesen, die ist nämlich echt gut.
Also, Heft hat mir dann doch ziemlich gut gefallen und so kann ich mich auf die neue Ausgabe im Sommer freuen.


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Gelesen bis kurz vor Ostern 2022

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 10 April 2022 · 1.129 Aufrufe
Samjatin, Lupoff, Glukhovsky und 3 weitere...

Zur Zeit lese ich viele Russen, irgendwie gegen den Zeitgeist? Nein, eigentlich nicht - mitunter erscheinen mir die Werke, die ich hier lesen durfte, als wohltuende Gegenstimme gegen das Unheil, das gerade so läuft. Es hat aber noch einen konkreten, triftigen Grund; dazu demnächst mehr. (Wobei: Wird ja in den einzelnen Texten zu den Büchern schon genannt; aber die "Ausbeute" für den speziellen Zweck ist interessanter Weise recht gering.)

 

Jewgeni Lukin: „Unter dem Räubermond“
Das Buch flog lange unter meinem Radar hinweg. Es erschien auf Deutsch 2013, stammt aber aus dem Jahre 1997. Der Autor ist kein ganz Unbekannter im Deutschen, es gibt vereinzelt Stories von ihm, bzw. ihnen (bis 1996 zusammen mit Ehefrau).
Der Roman scheint auf einem fremden Planeten zu spielen, einem Wüstenplaneten. Allerdings ist das nicht ganz korrekt, zum einen besteht der Planet nicht zur Gänze aus Wüste, obwohl die Handlung fast zu 100 % in der Wüste spielt, und dann ist das auch gar kein fremder Planet. Das weiß man aber nur, wenn man die beiden anderen Teile der Trilogie kennt, aus der der Roman stammt.
Da ich auch kein Russisch kann (so richtig) habe ich die Info auch nur aus 2., aber berufenem, Munde.
Wie auch immer. Es ist ein tolles Fantasy-Abenteuer, mit Kämpfen, Intrigen, einem angedeutetem SF-Hintergrund, tollen Figuren und einige hübschen Ideen. So wird die wüste z.B. von Schiffen durchfahren, die halt nicht im Wasser, sondern über Sand fahren. Usw. Wer mehr erfahren möchte den verweise ich gern auf einen kommenden NEUEN STERN, der anlässlich des 100. Geburtstages von Aelita erscheinen wird.
7 / 10 Punkte

 

Jewgeni Samjatin: Kleine Prosa 1 & 2
Die Höhle / Der Norden
„Wir“ kennt man ja, aber sonst? Doch, eine Geschichte hatte ich so 1990 rum gelesen: „Die Höhle“. Darin driftet eine Moskauer Wohnung im Nachkriegs- und Nachrevolutionswinter in die Eiszeit zurück, inklusive Mammuts, die da auftauchen. Das ist sicher keine „richtige“ Phantastik, aber voller wundervoller, eindringlicher phantastische Wortbilder und surrealistischer Ideen.
Da muss es doch mehr von geben? Ja - jetzt endlich mal die Lücke geschlossen.
Nicht alle Stories haben die Wucht, die mir von „Die Höhle“ in Erinnerung bleiben, aber einige schon. So diese seltsame Geschichte eines Mönchs, der in einem Kloster auf ein Zeichen wartet. Da sind dann auch einmal recht drastische, aber auch schwärmerische Sätze, die mich unabhängig von der Geschichte in ihren Bann zogen.
Oder „Die Augen“: Wir sehen die Welt durch die Augen eines Hundes, die aber irgendwie menschlich sind. Ja, so wie „Wir“ als Vorbild für „1984“ und „Schöne neue Welt“ gilt, erinnerte mich die Story an ein mögliches Vorbild für „Animal Farm“ - und vor allem auch für Bulgakows „Hundeherz“. Eindringlich, wundervoll geschrieben. - Dabei nutzt der Autor oftmals, meist zu Beginn, um die Ausgangsituation zu umreißen, ganz kurze Sätze, fast wie Regieanweisungen im Theater. Aber das reicht für das Kopfkino und dann kommt ja auch mehr†¦
Das Wiederlesen mit „Die Höhle“ gelang. Ja, sowas kann ja schnell daneben gehen, und man beraubt sich einer großartigen Erinnerung, indem man etwas nach langer Zeit noch einmal liest. Aber nein, war stark - mit Mammut und Über-Mammut.
Ähnlich stark ist auch „Mamai“. Ähnlich wie in „Die Höhle“ geht es um den Verlust der Zivilisation im nachrevolutionären Russland (Petersburg). Interessanter Weise spielt der Besitzt von Büchern in beiden Texten eine gewisse Rolle, in „Mamai“ mehr natürlich.
Und ich lernte die „Große und Freie Kammer der Affen“ kennen und weiß, dass Samjatin wohl etwas für großen Busen übrighatte. Aber nein, frauenfeindlich oder so war er nicht, eher im Gegenteil, in seinen frühen Erzählungen ergreift er Partei für von patriarchalischen Verhältnissen unterdrückte Frauen, vor allem in der Dorfbevölkerung. Richtig starke Erzählung, hart, kompromisslos: „Der Bauch“ (einer Schwangeren†¦)
Usw. Insgesamt ein sehr kurzweiliges, überraschendes, kurioses, teilweise absurdes Leseerlebnis, anrührend und für mich fesselnd.
9 / 10 Punkte

 

Addison E. Steele: „Buck Rogers“
Was lese ich denn da? Ein Romänchen, nach einem Filmskript? Ja, ich muss quasi: Denn das Buch stammt aus der Feder von Richard A. Lupoff, und ich hatte mir ja eine Weltenreise durch die Zeiten mit den Romanen von Lupoff vorgenommen. Das ist kein Mega-Projekt, denn es gibt da nur 5 Romane, die für mich in Frage kommen, die es auf Deutsch gibt von dem Autor und keine Serienbeiträge sind.
Na ja, klar, der Roman gehört in eine Serie. Von Lupoff selbst gibt es sogar weitere Buck-Rogers-Bücher, aber nicht auf Deutsch.
Also, für mich ist das Roman Nr. 4 und ich bin jetzt im 25 Jh.
Und gefallen hat mir der Roman durchaus, fand ihn ansprechender als den Film, den ich mir auch gleich noch mal angesehen habe, seit den 80ern das erste Mal wieder.
Die Handlung ist fast mit der im Film identisch, was es an Unterschieden und aus meiner Sicht Bemerkenswertes zu berichten gibt, kann man dann gern im NEUEN STERN nachlesen.
7 / 10 Punkte

 

Dimitry Glukhovsky: „Text“
Keine Phantastik, der Roman spielt 2016 in Moskau und zeigt exemplarisch am Protagonisten, wie schnell man dort ins gesellschaftliche Abseits gerät. Am Rande interessant: Ist ja mein 2. Glukhovsky-Roman dies Jahr und in beiden spielt das Smartphone eine entscheidende Rolle; hier sogar mehr als in „Outpost“.
Über einen jungen Mann, der 7 Jahre zu Unrecht im Lager verbrachte, sich rächt und dann ein Weilchen ein „falsches Leben“ führt. Endet tragisch.
9 / 10 Punkte

 

Peter Schünemann: „Nachtmahr“
Manuskript. Erscheint in der Edition Dunkelgestirn von Eric Hantsch 2022.
Das Buch las ich aus gegebenem Anlass vorab. Es handelt sich um eine Sammlung Dunkler Phantastik, die eindeutig im Fahrwasser der Großen Alten von HPL & Co. schwimmt. Der Autor kleidet den Kosmischen Schrecken aber in das Hier und Heute, in die deutsche Gegenwart. Der fiktive Ort des Geschehens ist die Stadt Hallberg. Nun, Peter Schünemann wohnt in Halle an der Saale. Wer also aufgrund von Ortskenntnissen über die reale Stadt Halle sich bei den Schilderungen aus Hallberg an das Eine oder Anderer erinnert fühlt, ist das nocrmal. Mir, als Hallenser, ging es jedenfalls so.
Aber auch jenseits dieses Lokalkolorits bekommt der oder die Leser/in die volle Palette kosmischen, psychologischen und anderen Horrors geboten, stimmungsvolle Apokalypsen, Psychosen, blutige Rituale und, bei aller Finsternis, dennoch irgendwie erhabene, unfassbare Dimensionen, die sich da andeuten. Und das alles sozusagen aus der mitteldeutschen Nachbarschaft.
Ich nehme an, das Buch erscheint im vierten Quartal des Jahres, seit gespannt!
(ohne Wertung, aber im Grund gebe ich hier gerne 10 Punkte, bin aber nicht unvoreingenommen)

 

Vladimir Sorokin: „Die rote Pyramide“
Erzählungen
Wollte das Buch eigentlich in unserem Aelita-Spezial des Neuen Sterns besprechen. Doch wie soll ich das? Kann das überhaupt jemand?
Ist ja nicht wirklich Phantastik, obwohl verrückt und abgedreht und phantastisch genug, als dass es zu den „Grenzgängern“ passen würde, die wir im Neuen Stern ja gerne vorstellen. Aber was mein Problem ist: Ich verstehe - mal wieder - nicht wirklich, was der Autor hier erzählt.
Ein paar Geschichten sind durchaus eindringlich: Die bäuerliche Idylle, die nur durch die Nennung eines Datums am Ende das Ende dieser Idylle andeutet. Oder die Titelstory, über eine verfehlte Liebe, eine 08/15-Karriere in der Sowjetunion, die durch einen Herzschlag (nehme ich mal an) beendet wird, bei dem der Protagonist und Sterbende die „rote Pyramide“ endlich sieht, die den gesamten Roten Platz in Moskau bedeckt und das „rote Rauschen“ verbreitet. Aber wozu? Schon hier lässt mich der Autor im Regen stehen.
Es gibt viel Sex, meist in seltsamen Zusammenhängen geschildert. So z.B. parallel zur Schilderung der Wirkung von Superbomben, die im Meer gezündet enorme Sturmwellen erzeugen. Oder als frühes und wohl prägendes Pionierlagererlebnis in der Sowjetunion, das ein Junge beobachtet, der dann zum skrupellosen KGB-Agenten wird.
Es gibt wieder die für Sorokin typischen dadaistischen Ausführungen, denen zu folgen höchste Konzentration abfordert, die aber - so mein Eindruck - dann doch eher zu nix führen (oder?).
Es gibt Erzählungen, die fangen irgendwie an und enden völlig anders. Da einen Zusammenhang innerhalb der Geschichte zu finden, fiel mir auch schwer.
Also? empfehlen? Na ja, mal so richtig den Kopf frei kriegen und einfach nur Staunen über Unmögliches, dafür ist es gut. Zuviel brauche ich aber nicht davon.
7 / 10 Punkte

 

Arkadi & Boris Strugazkij: „Die Last des Bösen“
Eigentlich wollte ich das Buch ausführlich rezensieren, für den Aelita-Spezial-NEUEN-STERN. Aber nach der Lektüre mute ich mir das nicht zu, d.h., ich traue es mir nicht zu, das Werk adäquat besprechen zu können. Warum? Ich glaube, ich verstehe es nicht.
Es ist das letzte Gemeinschaftswerk und nach der „Wende“ erschienen. Was haben uns die großen SF-Heroen der UdSSR für die „neue Zeit“ mitzugeben? Ich finde ja, sie haben schon lange vorher sehr viel zu der Zeit, die wir jetzt erleben, geschrieben. Zuerst (Mittag, 22. Jh.) viel zu optimistisch, dann aber doch mit so starker Skepsis, was den „neuen Menschen“, den der Kommunismus hervorbringen sollte, anbelangt, gegenüber Bürokratie und unmenschlichen Auswüchsen der Staatsordnung etc. Hatte letztens in „Das lahme Schicksal“ diesbezüglich nicht schlecht gestaunt, insbesondere in den Teilen, die bereits in den 60er Jahren geschrieben wurden.
Und hier? Ach, ich weiß nicht. Ich komme nicht mit klar.
Ein interessanter Aspekt ist der der „Flora“-Kinder, also der Kommune der Jugendlichen Aussteiger vor den Toren der Stadt Taschlinsk (Strugazki-Fans kennen die sicher). Den „alten weißen Menschen“ der Stadt missfällt deren moralischer Verfall, der Drogenkonsum, die Arbeitsfaulheit etc. Sind halt Hippies, würde ich mal sagen. Und ein Dorn im Auge der Bürgerschaft. Die sollen weg.
Sie haben unter den Alten nur einen Führsprecher: G.A. Nossow. Über ihn wird auch viel erzählt, auch wenn am Ende man eigentlich zugeben muss, dass man nicht viel über ihn weiß. Aber wie der Konflikt dann endet (Pogrom oder nicht?), kann ich jetzt nicht mal sagen.
In den Überlegungen zu diesen Arbeitsverweigerern mischt sich ein Element, das ich auch schon im „Lahmen Schicksal“ wahrnehmen konnte. Die Autoren machen sich Gedanken über die Welt der Arbeit der Zukunft und meinen, dass durch zunehmende Automatisierung menschliche Arbeit obsolet wird. Insofern sind die „Flora“-Kinder nur Vorreiter einer ohnehin eintretenden gesellschaftlichen Entwicklung.
Parallel erscheint eine mythologische Gestalt: Ahasver. Seine Geschichte wird in Extrakapiteln erzählt - wohl anders, als sie in den christlichen Geschichten des Mittelalters zu finden ist. Hier ist es ein eher ungehobelter Kerl aus Galiläa, der dann die Identität eines Mannes namens Ahasver annimmt - und wohl auch dessen unheilige Rolle, durch die Zeiten zu wandern. Er hat es erst mal nicht leicht, aber die Erlebnisse läutern ihn wohl. Am Ende ist er ein geheimnisvoller, aber durchaus höflicher Mensch. Aber echt: Ich weiß nicht genau, was er in dem Plot für ein Funktion hat. Ist er der mythische Kosmokrat, der dann fast zum Schluss genannt wird, der „mythische Antichrist“?
Ja, vielleicht bin ich zu doof dafür, oder die Autoren haben sich hier verrannt?
Typisch für die komplizierteren Werke der SF-Brüder ist, dass sie aus 2 Bestandteilen zusammengesetzt wurden. Das ist beim „Lahmen Schicksal“ so, auch bei „Die Schnecke am Hang“, auch „Der Montag fängt am Samstag an“. Vielleicht ist das Teil des Problems; deshalb erscheinen sie so kompliziert, weil dem Leser die Herstellung des inneren Zusammenhangs der Teile misslingt (also mir).
Ein paar Sachen werden angesprochen, aber überhaupt nicht ausgeführt. So hätten mich die mehrmals erwähnten astronomischen Phänomen der „Sternenfriedhöfe“ näher interessiert. Oder was die Erwähnung eines Malers namens Adolf Schickelhuber zu bedeuten hat (und warum der dann nicht gleich Schickelgruber heißt).
Der Lehrer G.A. ist Leiter eine Schulform namens Lyzeen, die überall entstehen sollen. Aber leider scheitert das Projekt, eine „Elite-Förderung“ ist nicht gewünscht (im Sozialismus). Auch hier eine Parallele zum „Lahmen†¦“: Die im Volk verwurzelte Intellektuellen- und Bildungsfeindschaft.
Aber insgesamt: Viele Fragezeichen, daher auch keine Wertung; die maße ich mir nicht an.




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Von Golem und anderen Supermen - Hofmanns Leseliste im Februar/März 22

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 11 März 2022 · 711 Aufrufe
Sorokin, Strugazki, Eando Binder und 4 weitere...
Von Golem und anderen Supermen - Hofmanns Leseliste im Februar/März 22

Mal wieder Zeit, die Leseliste zu vervollständigen. So richtig im Monatsrhythmus wird's gerade nichts. Ist aber nicht schlimm, oder?
Ich mache noch etwas weiter mit den Heftromanen von Eando Binder (dahinter verbergen sich bis 1940 die Brüder Earl Andrew und Otto, danach hat Otto allein unter dem Pseudonym weitergeschrieben). Nun, ob ich den Plan, weitere Roman von ihnen bzw. ihm zu lesen, durchhalte?
Parallel bin ich nun dabei, für mich die Romane von Hubert Selby zu entdecken - keine einfache Lektüre. Und ich fange endlich mal damit an, den lange schon gehegten Plan, die auf Halde liegenden Russen zu lesen. Inzwischen kamen sogar ein paar dazu, so dass in Folge hier sogar für meine Verhältnisse recht aktuell wird. Na ja, ist ja derzeit ein wenig „lesen gegen den Strom“? Meine Worte hier in der Leseliste fallen etwas kurz aus, aber da wird dann mehr in einem der Neuen Sterne zu lesen sein.
Das Bild? Hat wieder nix mit dem Inhalt der gelesenen Bücher zu und, eher etwas mit meinem Gemütszustand, da könnte es derzeit besser gehen...
(alte Zeichnung von mir, Teil einer Collage)

 

Elie Wiesel: „Das Geheimnis des Golem“
Die Golem-Geschichte mal nicht von G. Meyrink. Der Autor ist ein big name, Friedensnobelpreisträger, Holocaust-Überlebender. Er ist seinem Volk und in seiner Religion sehr tief verbunden, so ist zumindest mein Eindruck nach der Lektüre dieses kleinen Büchleins.
Es ist sehr aufschlussreich und fasst die Legenden und Sagen, den Mythos um die zum Leben erweckte Lehm-Figur des Golems zusammen. So richtig spannend ist die Erzählung nicht. Was das Buch aber für mich so interessant gemacht hat, sind neben den hilfreichen Erklärungen die Zeichnungen von Mark Podwal! Feine, kleine Federzeichnungen die die Stimmung des leicht düsteren spätmittelalterlichen Prag wundervoll transportieren.
7 / 10 Punkte

 

Hubert Selby: „Requiem für einen Traum“
Obwohl ich Aronofsky zu meinen Lieblingsregisseuren zähle und seine Filme alle irgendwie zumindest besonders finde, war mir gar nicht bewusst, dass sein Film „Requiem For A Dream“ auf eine berühmte Romanvorlage beruht. Zumindest konnte ich das immer gut ignorieren, weil mich Geschichten über Drogenabhängige eher nicht so interessieren. Was der Autor der Romanvorlage noch so schrieb, hatte mich dementsprechend nicht interessiert.
Das änderte sich erst kürzlich, und jetzt bin ich halt dabei, eine Bildungslücke zu schließen.
Der Film von Aronofsky ist besonders, vor allem in seiner Erzählweise. Beeindruckt hatte er mich seinerzeit sehr, als ich ihn das erste Mal sah. Das Elend, das mit der Drogensucht verbunden ist, wird aber, so meine ich, in dem Film nicht wirklich greifbar. Erst zum Schluss, als die Protagonisten mit den Folgen ihrer Süchte konfrontiert werden und der Film ziemlich schlimme Bilder produziert, kann dem Zuschauer deutlich werden, was das bedeutet, abhängig zu sein. Wobei die hier geschilderten Folgen sehr drastisch sind. Ob das in jedem Falle so enden muss? Ich habe da gottseidank keine Erfahrungen.
Als ich die Lektüre begann, war ich erst mal etwas geschockt. Selby schreibt ja seitenweise ohne Absatz, ohne direkte Rede usw. Man muss ich reinlesen, aber das gelang mir schneller als ich dachte. Man wird schon gezwungen, genauer zu lesen, da man ja mitbekommen will, wer da z.B. gerade spricht usw. Und dann merkte ich bald, dass das Buch - wie so oft - mehr zu bieten hat als der Film. Die „Drogenkarriere“, bzw. „Sucht-Karrieren“ der Protagonisten (auch die Mutter ist ja süchtig, okay, das ist sicher bekannt) werden viel deutlicher sichtbar und erkennbar. Man kann eher nachvollziehen, wie sie in diesen Strudel hineingeraten. Auch das Einnehmen der Drogen wird anschaulicher dargestellt; Da bleibt der Film ja regelrecht surrealistisch.
Was das Buch auch mehr kann und macht:

  • die Süchtigen reden sich fast bis zum Schluss ein, dass sie gar nicht süchtig sind und immer und jederzeit aufhören können
  • der Südstaatenrassismus und die Feindschaft der Südstaaten-Rednecks gegen die „liberalen New Yorker und Junkies“, die auch der behandelnde Arzt teilt.
  • die Inkompetenz von Ärzten (nicht von allen!); hat man im Film auch, aber im Buch noch viel deutlicher; deren Mitschuld an den Suchtkrankheiten
  • der „Traum“, (dessen Requiem wir miterleben) der Protagonisten wird deutlicher; damit wird auch dessen Verlust stärker empfunden
Unterm Strich: Ein starker Auftakt meiner persönlichen Hubert-Selby-Lese-Runde.
Noch was: Ich las die DDR-Ausgabe (Aufbau-Verlag 1986); DAS war für mich auch ein kleiner Schock! Hätte nie gedacht, dass es da Buch bei „uns“ gab. Ich kannte es damals auch nicht.
9 / 10 Punkte

 

Eando Binder: „Anton York - der Unsterbliche“
TERRA ASTRA 5
Die 3 Teile, die das Heft enthält, erschienen im Original 1937-1940, auf Deutsch 1971. Ich denke mal, das war 1971 schon völlig veraltet und überholt.
Die Story hat mir so gar nicht gefallen. Es handelt sich im Grunde um ein Superhelden-Epos, das ähnlich der derzeit ohnehin massenhaft die Filme- und Comicwelt überflutenden Superheldengeschichten aufgebaut ist. Hier haben wir den titelgebenden Wissenschaftler, Sohn eines anderen Wissenschaftlers, der unverdient unbekannt blieb. Der Vater hat an seinem Sohn Ende 19. / Anfang 20. Jh. ein Experiment durchgenommen. Ja, sowas war damals noch möglich, als es noch den Beruf des mad scientist gab. Er gab dem Sohn ein Serum, das ihn für Krankheiten unempfänglich und damit quasi unsterblich, auf jeden Fall sehr langlebig machte.
Der Sohn, Anton, ist auch ein genialer Wissenschaftler. Er hat erst mal eine Wunderwaffe erfunden, die er aber keinem zeigt, weil er davon ausgeht, dass alle anderen Menschen sie missbrauchen würde. Na, so Unrecht hat er damit sicher nicht.
Und er baut ein Raumschiff, dass überlichtschnell fliegen kann. Seine Liebste „verwandelt“ er auch in eine Quasi-Unsterbliche und beide machen sich auf den Weg in die Unendlichkeit.
Im ersten Teil gibt es noch so einen Genius, der aber deutlich böser ist und halt die Weltherrschaft will. Das kann unser Anton verhindern, macht sich dann aber auf den Weg ins All.
In Teil 2 kommen die beiden Weltenraumbummler nach 2000 Jahren zurück auf die Erde. Dort haben sich „die Ewigen“, quasi die alten griechischen Götter auf dem Olymp, inzwischen so sehr gelangweilt, dass sie lieber ihr altes Atlantis wieder haben möchten, aber dafür halt die Erdbevölkerung ausrotten wollen. Auch das können Anton und seine Braut verhindern, wenn auch unter Opfern.
Am Ende - Riesenknall!!! - und Cliffhanger: Alle denken, Anton ist bei dem Zusammenprall seines Schiffes mit dem der Ewigen umgekommen. - Nein, issa nich.
Aber er geriet in ein Paralleluniversum, wo die Entropie langsamer verläuft. Hat seine Frau ausgemessen.
Dort treffen sie auf halbintelligente Hypnose-Bestien, die u.a. Erdmenschen in einer Art Versuchslabor quälen. Dahinter steckt ein anderes Volk, das ein Mittel gegen diese Hypnobestien finden will, seit Jahrtausenden. Aber jetzt ist ja unser Anton da und alles wird gut.
Also ehrlich, das Teil ist so primitiv, dass ich mich schon etwas quälen musste, weiterzulesen. Habe ich aber getan, der Erkenntnis zuliebe. Welche Erkenntnis? Na ja, dass SF mächtig trivial sein kann, wenn sie will.
4 / 10 Punkte

 

Dmitry Glukhovsky: „Outpost“
Ein Roman, der gerade irgendwie nahe an der Realität erinnern zu scheint. Hier haben wir ein dystopisches Russland - oder Rest-Russland, Moskowien genannt, regiert von einem „Imperator“ - das nach einem Bürgerkrieg in weiten Teilen unbewohnbar, vergiftet, zerstört wurde.
Das Rest-Imperium schickt sich - hier aber nur in der Nebenhandlung - an, die alte Herrlichkeit wiederherstellen zu wollen.
Der „Außenposten“ ist an der Wolga, jenseits davon ist jetzt verseuchtes, unbekanntes Gebiet. Keiner weiß, was da jetzt abgeht.
Die Handlung konzentriert sich auf diesen kleinen Ort und seine wenigen Bewohner. Das Ganze ist dabei recht spannend und die handelnden Figuren konnte mir der Autor nahebringen.
Und ob das am Ende „nur“ eine Art Zombieapokalypse ist, lasse ich hier mal offen und möchte das Buch lieber zur Lektüre empfehlen.
9 / 10 Punkte

 

Arkadi und Boris Strugazki: „Das lahme Schicksal“
Ein Wiederlesen, von dem ich aber gar nichts gemerkt habe. Das Buch erschien ja 1990 und damals muss ich es wohl gelesen haben (Markierungen im Buch weisen darauf hin), habe aber komplett vergessen, was und dass ich es überhaupt las.
Es gab viel für mich zu entdecken. Das Buch besteht aus 2 Bestandteilen, die kaum was miteinander zu tun haben. In beiden steht ein Schriftsteller im Mittelpunkt. So spielt der Banev-Teil in einer alternativ-historischen Realität. Es ist zwar Russland, aber mittlerweile regiert ein nationalistischer, sich patriotisch gebender „Präsident“. Es gibt nur noch die eine Partei. Das allein fand ich schon mal bemerkenswert, zumal die Autoren diesen Teil in den 60er Jahren schrieben.
Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht aber die stille Revolution der Wissensträger, einer neuen Art von Supermen, den von dem Volk und der nationalistischen Elite und Regierung gehassten „Näßlinge“. Wow, was die Strugazkis da alles reingeben - allein der Banev-Teil lohnt die Lektüre!
Der aus den 80ern ist der Sorokin-Teil (Funfact für mich: Damals kannte ich den realen Autor namens Sorokin noch gar nicht, inzwischen zählt der zu meinen Lieblingsautoren.). Das ist jetzt so der Nostalgie-Teil; Anfang der 90er war das ein Gegenwartsroman.
Hier verarbeiteten die Strugazkis auf Bulgakowsche Art ihre realen Erlebnisse als Schriftsteller, die sie mit Zensur, Leuten mit karierten Hosen und dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt hatten. Auch ein Funfact: Was wir heute unter „Arbeit 4.0“ und Digitalisierung diskutieren, wird in dem Roman vom Ende der 80er Jahre schon diskutiert.
Alle Achtung! Zweimal erweist sich der Doppelroman als überaus prophetisch, und liest sich zudem auch noch supergut. Manche meinen sicher, der wäre streckenweise langatmig. nee, fand ich nicht!
10 / 10 Punkte

 

Vladimir Sorokin: „23000“
Weil wir gerade Sorokin erwähnten…
Endlich den 3. Teil seiner Eis-Trilogie gelesen. Man kommt ja schnell wieder rein, denn, um ehrlich zu sein, irgendwie verausgabt hat der Autor sich bei Plot und Handlung der drei Romane nicht. Nach Lektüre von Teil 2 (Bro) hatte ich den Eindruck, den 1. Teil (Ljod) noch einmal gelesen zu haben.
Ganz so ist es diesmal nicht. Aber das Wesentliche wird dennoch wiederholt aus den ersten Teilen. Jetzt geht es in die Schlussphase, die 23000 Sektenmitglieder haben sich gefunden und wollen sich zusammenschließen und ins Licht eingehen, was immer das auch zu bedeuten hat.
Neben den Aktionen, die letzten Kandidaten zum „Aufklopfen“ mit dem Eishammer zu finden, die gerade zu Beginn des Romans als rasanter Action-Thriller geschildert werden (wow!) stehen aber diesmal Leute im Mittelpunkt, die das „Aufklopfen“ als „hohle Nuss“ erlebten - und überlebten. Bei den Versuchen der Bruderschaft des Licht, Brüder und Schwestern zu finden, gibt es genügend Fehlversuche, d.h. Leute, die eben doch nicht das Licht in sich tragen. Die überleben oftmals die brutale Prozedur nicht. Einige schon und die suchen Verbindung zueinander, um sich auszutauschen und ihr Trauma zu bewältigen.
Und das Ende? Verrate ich nicht; aber wer Sorokin kennt, kann sich ausmalen, wie es ist. Ich denke mal, seine Geschichten stehen nicht im Ruf, gute, runde Enden aufzuweisen†¦
9 / 10 Punkte

 

Eando Binder: „UFOs bedrohen die Welt“
TERRA ASTRA 47
Ohje, das wird leider nicht besser mit der Binder-SF. Dabei ist der Roman noch nicht mal so alt, wie er den Eindruck erweckt. Er wurde 1969 geschrieben, das deutsche Heft ist von 1972. Aber ehrlich: Da hätte ich schon was anderes erwartet.
Ein Schriftsteller, der nix von UFOs hält, erlebt in seiner Waldhütte genau solch eine Begegnung. Er sieht sogar 2 UFOS, die sich gegenseitig bekämpfen.
Als frischbekehrter Ufologe zieht er los, sucht andere Zeugen und will seine neuen Erkenntnisse publizieren. Es glaubt ihm aber niemand. Und dann gibt es noch die Men In Black - ja, da war ich erst einmal erstaunt und habe schnell recherchiert, ab wann es diesen Begriff gibt. Hat den eventuell das Autorenduo erfunden? Nein, leider nicht, den gab es wohl schon seit 1953.
Okay, die MIBs hier sind dann auch gar keine, sondern selber Aliens, und zwar die bösen. Gibt auch gute, die aber auch nicht wollen, dass die Erdlinge zu viel von ihnen erfahren. Unser „Held“ jedenfalls gerät mittenmang in den Jahrmillionen alten Konflikt der zig Millionen Außerirdischen, die sich u.a. auch um die Erde kloppen, ohne dass wir es groß mitbekommen.
Das „Werk“ strotz vor Klischees und simplen Fügungen. Ist fast nicht auszuhalten.
3 / 10 Punkte




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Das Lesejahr begann mit ollen Kamellen

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 03 Februar 2022 · 773 Aufrufe
Cixin Liu, Edmond Hamilton und 2 weitere...
Das Lesejahr begann mit ollen Kamellen Mein Lektüre-Jahr 2022 begann mit "ollen Kamellen", so wählte ich die Überschrift. Das stimmt auch, allerdings ist ein neueres Werk dabei, das mich allerdings oftmals an olle Kamellen erinnerte.
(das Bild: Hat soweit nichts mit dem Text zu tun, höchstens stimmungsmäßig. Ansonsten ist es auch eine "olle Kamelle", von mit)

Edmond Hamilton: „Die besten Stories.“
Aufgrund einer Empfehlung eine Bildungslücke geschlossen. So fängt das Jahr doch gut an.
Ein „Klassiker“ der SF, den jede/r kennt, aber auch gelesen hat? Na ja, sein Captain Future kannte ich sogar, aber zugegeben nur als japanische Zeichentrick-Serie. Die gefiel mir als Heranwachsender natürlich gut, jetzt sehe ich sie mit einem gewissen Befremden.
Aber in einer anderen Diskussion wurde mir aus berufenem Munde versichert, dass Hamilton nicht auf seine bekannteste Figur reduziert werden darf. Das wollte ich nun, da ich sowieso auf „alten Pfaden“ wandle, mal überprüfen. Da hilft so eine ausgewählte Sammlung, vom Playboy (hui, hui, aber es kommt ausgesprochen wenig Sex darin vor - eigentlich gar keiner!). Der Hamilton-Band ist sogar der erste der Playboy-Reihe. Und der scheint eine Originalzusammenstellung zu sein, die seine Frau, Leigh Brackett, besorgte und mit Vorwort versah.
Hamilton zeigt ein ziemlich weites Spektrum mit seinen Stories, weiter als seine space operas, die ihn berühmt machten, vermuten lässt.
Er schrieb auch viel für Weird Tales; gleich die allererste veröffentlichte Story von 1926 ist eine, die hätte auch HPL schreiben können: „Der Monstergott von Mamurth“, über einen Reisenden in fremden Wüsten, der auf eine alte Stadt stößt, in der halt so ein Monstergott haust. Natürlich kann der Reisende seine Story noch loswerden, verstirbt aber an den Folgen der Strapazen und Begegnungen, die er ertragen musste.
Was mir insgesamt auffiel, ohne jetzt auf alle Stories einzugehen:
  • Die Atomkraft wird angebetet. Wobei auch schon deren Missbraucht thematisiert wird, wenn die Erdlinge die „primitiven“ Stämme auf Mars und Jupiter mit A-Waffen bekriegen. Insofern auch interessant, weil ich ja vor kurzem erst die ersten Foundation-Romane von Asimov las, in denen die Atomkraft auch die entscheidende Kraft / Macht in der Galaxis darstellt, deren Beherrschung die Möglichkeit der galaktischen Reisen und Herrschaft ermöglicht. Auch bei Hamilton ist es die Atomkraft, die galaktische Reise etc. ermöglicht.
  • eine gewissen astronomische Naivität. Richtig albern wird es, wenn er die Planeten des Sonnensystems in Reh und Glied wie eine Pioniereisenbahn durch die Galaxis schickt, um eine neue Sonne zu suchen. Die „donnern“ durch das Universum, und das in durchaus nicht mal so langen Zeiträumen. Nicht jeder Stern eignet sich zur Ansiedlung neuer Planeten, da gibt es mitunter schon eifersüchtige Aliens, oder zu strake radioaktive Strahlung, oder der Stern droht selber zur Super Nova zu werden. Also „donnert“ man weiter, kein Problem†¦
  • eine Begeisterung für das Weltall. Diesen Sense Of Wonder beschwört Hamilton mit großem Vergnügen und kann diese Begeisterung auch an mich weitergeben. Das ist wirklich herrlich!
  • erste Zweifel an der glänzenden Welt der Raumfahrt. Da zeigt sich sogar ein „reifer“ Schriftsteller, der mehr kann, als nur glänzende Augen bei jugendlichen Fans erzeugen. Wenn da ein Mars-Astronaut die Hinterbliebenen seiner Kameraden besucht, um ihnen was vorzulügen, weil sie die bittere und harte Wahrheit des Lebens im Weltall und auf dem Mars nicht ertragen könnten.
  • so richtige mad scientists tummeln sich hier. Da gibt es den, der sich selbst einer künstlichen Evolution unterzieht und zum arroganten Supermenschen mutiert, um am Ende als Nur-Gehirn und ganz am Ende Protoplasma zu werden. Oder den Typen, der ein Miniaturuniversum schafft, um da nach Herzenslust Herumexperimentieren zu können, um dabei auch mal ganze Zivilisationen und Planetenbevölkerungen zu opfern.
Und am Ende eine Hommage an E.A.Poe, in der dem Ahnherr der Phantastik eine Dame aus der Zukunft offeriert, dass er, Poe, auch quasi eine Seele eines Zeitreisenden beherbergt und quasi Nachrichten aus der Zukunft niederschrieb - z.B. in seiner Story „Das Domizil von Arnheim“ und in dem Gedicht „Ulalume“ - ja, da muss ich gleich mal weiterlesen†¦
9 / 10 Punkte

Cixin Liu: „Die wandernde Erde“
Zu dem Erzählungsband habe ich sehr viel geschrieben. Ich wollte das ja erst hier reinsetzen, aber dann†¦ Es ist zu viel für den Blog und dafür ein Artikel für den NEUEN STERN geworden.
Hier nur: Sehr seltsamer Autor, mit einem sehr seltsamen Menschen-, Gesellschaft- und Weltbild. Ich war fasziniert und gleichzeitig abgestoßen von den „Aussagen“ einiger Erzählungen. Echt rabenschwarz, meistens.
Die Stories selbst sind mitunter echt crazy. Was für Ideen! Was für Gedankengänge! Sie wirken aber andererseits mitunter antiquiert und erinnerten mich an die amerikanischer Autoren der 40er und 50er Jahre - so unverstellt und unbekümmert erzählt er drauflos.
Punkte? Hach, schwer - ein paar echte 10er Momente sind dabei, dann wiederum spürte ich den Impuls, die Lektüre abzubrechen. Ich sag mal runde 7 / 10 Punkte

Walter Tevis: „Spion aus dem All“
Unter diesem Titel ist das Buch nicht populär geworden, aber unter dem hier: „Der Mann, der vom Himmel fiel“. Wobei sicher der Film mit David Bowie bekannter ist als die Romanvorlage.
Zu Unrecht! Mir hat das Buch jedenfalls, jetzt wo ich es gelesen habe, viel besser als der Film gefallen; den gucke ich mir aber auch gleich noch mal an.
Das Exemplar, das mir zur Verfügung stand, ist älter als ich. Und es zerfällt, wenn man es liest; fast fühle mich an die Bibliothek der Eloy in „Die Zeitmaschine“ erinnert. Aber selbst diese alten Ausgaben sind antiquarisch nicht gerade günstig zu bekommen.
Aber - sicher durch den Erfolg von „Damengambit“ als TV-Serie Ende 2020 - kommt nun was ins Rollen. Im Juni erscheint eine deutsche Neuauflage des Buches, es wird eine TV-Serie geben (von der ich bisher nicht vermag zu sagen, ob sie wirklich viel mit der Vorlage zu tun haben wird) und eine Comic-Adaption, die sich aber wohl mehr an den 1976er Film orientiert.
Also brauche ich hier gar nicht so viel zu erzählen, man wird im Jahre 2022 an dem Stoff nicht vorbeikommen. Gut so! Das Buch ist eine Wucht! Bin hellauf begeistert!
Der Autor erzählt nicht nur die spannende und anrührende Geschichte dieses Fremden auf einer fremden (unserer) Welt, sondern macht sich auch Gedanken über den Zustand unserer Gesellschaft und Zivilisation. Das alles großartig erzählt. Das Buch ist für meine Begriffe weit weniger sperrig und schärfer in der Aussage als der Film.
10 / 10 Punkte

Eando Binder: „Die neue Steinzeit“
Terra Nova 169
Ist ja nur ein Romanheft. Aber was soll man machen? Da bin ich durch eine Diskussion über Asimov und seine Roboter-Geschichten auf diesen Autor aufmerksam geworden. Der ikonische Titel „I, Robot“ geht, so konnte ich kürzlich lernen, auf Binder zurück. Der vorliegende Roman ist allerdings keine Robotergeschichte.
Der Autor scheint mal ziemlich populär und, wenn man in die isfdb schaut, auch ungemein produktiv gewesen zu sein. Im Deutschen gibt†˜s nur einen Bruchteil, aber immerhin doch einiges, meist aber in Romanheftform, was arge Kürzungen vermuten lässt. Gerade dieser Roman ist lt. genannter Datenbank im Englischen mit gut 200 Seiten in Buchform erschienen, hier nur noch 65†¦
Na ja, aber ich denke, man bekommt einen guten Eindruck.
Also, das Zeug ist uralt und angestaubt, keine Frage. Habe ich aber mit gerechnet und zur Zeit mag ich solche ollen Kamellen.
Ein in künstlichen Schlaf versetzter Mann des 20. Jahrhunderts wird im 50. Jahrhundert planmäßig geweckt. Laut „Plan“ wurde seine Schlafstätte beschriftet. Auf der Plakette stand, man möge ihn doch im Jahre 5000 wecken. - Auch wenn wir gleich sehen werden, dass die Menschen der fernen Zukunft, ihre Kultur und Sprache, kaum noch was mit uns zu tun haben, was ja durchaus nachvollziehbar ist, hat das geklappt.
Die Zukunft ist keine strahlende, kann man dem deutschen Titel ja schon entnehmen.
Ach, niedlich, wie die Zukünftigen auf uns Altvorderen zurücksehen, was sie noch von uns wissen: Eine berühmte Person, von der sie hörten, ist dieser Supreme, der fliegen und ganze Häuser hochheben kann. Und wir hatten da so ein Spiel: „Kapital und Arbeit“: Wer sich am wenigsten bewegt, hat gewonnen.
Nur in der Antarktis hat sich sowas wie eine etwas gehobenere Zivilisation entwickelt; nicht gehalten - denn nach dem totalen Ende von Öl, Kohle und Erzen fiel die Menschheit in die Barbarei zurück. In der Antarktis, wo es längst nicht mehr so kalt ist, hat sich eine neue Zivilisation entwickelt, die aber die Völker, die in die Steinzeit zurückgefallen sind, ausbeutet - Tribute in Form von Menschen (Arbeitskräfte) und Nahrungsmitteln müssen die seit Jahrhunderten entrichten.
Da kommt unser Mann aus dem 20. Jh. gerade recht - klar, der tritt einen Prozess los, der die Steinzeit beenden wird, auch wenn er dafür eingerostete Waffen aus den verlassenen Kellern von New York nutzen muss. Und dann darf er noch die Prinzessin heiraten. Hach†¦
Das Weltbild dieser Vorkriegs-Phantasie (1939 als Fortsetzungsroman in Argosy, das dt. Heft ist von 1971) ist fürchterlich (ein wenig klingt hier noch die Idee vom Krieg, der alle Kriege beenden kann, an; aber es muss halt Krieg sein, um einen Konflikt lösen zu können); der Plot ist nicht gerade originell (was vielleicht ungerecht ist, denn damals war sowas ja noch neu), die Erzählweise geradlinig und einfach gestrickt. Ich weiß nicht, ob ich SF-Fan geworden wäre, wenn ich das als erstes damals gelesen hätte†¦
7 / 10 Punkte


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Meine Lektürewertungsliste 2021

Geschrieben von T.H. , in Statistik, Leseliste ab 2013 01 Januar 2022 · 541 Aufrufe

… und die Gewinner sind …
Meine Jahresbesten in 2021. Mehr als die möglichen 10 Punkte
Ina Elbracht: „Pentimenti“, illustriert von Daniel Bechthold
Frank Herbert: „Der Wüstenplanet“
Steven Millhauser: „Zaubernacht“

 

Weitere Highlights meines Lektüre-Jahres. 10 von 10 Punkte
Arnolt Bronnen: „Film und Leben. Barbara La Marr“
Ina Elbracht: „Klub Tropikal“
Sebastian Guhr: „Mr. Lincoln & Mr. Thoreau“
Sven Haupt: „Stille zwischen den Sternen“
Adam Hülseweh: „Das Vexyr von Vettseiffen“
Daniel Kehlmann: „Beerholms Vorstellung“
George Langelaan: „Die Fliege. Erzählungen aus der phantastischen Wirklichkeit“
Ira Levin: „Rosmaries Baby“
Nils Wiesner: „Das Gralprogramm“
Nils Wiesner: „Das Haus der Lügen und Träume“

 

Richtig gut gefallen haben mir mit 9 von 10 Punkten:
Barbara Bronnen: „Das Monokel“
Gerd Frey: „OUTPOST. Dunkle Sonne 2“
Petra Hartmann: „Das Serum des Doctor Nikola“
L. Ron Hubbard: „Fear“ (Das Grauen, Opfer der Dämonen)
Ursula K. LeGuin: „Das zehnte Jahr“
Ursula K. LeGuin: „Rocannons Welt“
Waldtraut Lewin: „Artussagen“
Ira Levin: „Die Boys aus Brasilien“
„H.P. Lovecrafts Berge des Wahnsinns“
Richard A. Lupoff: „Zirkumpolar“
Richard A. Lupoff: „Vorstoß in den Äther“
Richard A. Lupoff: „Der Dreifaltigkeitsmann“
Christa Wolf: „Was bleibt“

 

Gut lesbar, unterhaltsam, aber nicht überragend. 8 von 10 Punkte
Isaak Asimov: „Foundation und Imperium“ (Der galaktische General)
Isaak Asimov: „Zweite Foundation“ (Alle Wege führen nach Trantor)
Daniel Decker: „Dor“
L. Ron Hubbard: „Bote des Grauens“
L. Ron Hubbard: „Doktor Methusalem“
Sven Haupt: „Die Sprache der Blumen“
Bernhard Kempen: „ARKADIA. Ein Greedy-Roman aus dem Xenosys-Universum“
Stanislaw Lem: „Der Mensch vom Mars“
Ira Levin: „Der Kuss vor dem Tode“
Ira Levin: „Die Frauen von Stepford“
Ira Levin: „Rosemarys Sohn“
Ira Levin: „Die sanften Ungeheuer“
Carlos Suchowolski: „Elf künftige Zeiten“

 

Hat mir nicht so gut gefallen. 6 oder 7 von 10 Punkte
Anthologie „Der vierte Zeitsinn“
Anthologie „Die Lärm-Verschwörung“
Isaak Asimov: „Foundation“ (Der Tausendjahresplan)
Arnolt Bronnen: „Roßbach“ (4 / 10 Punkte)
William S. Burroughs: „Alis Smile & Naked Scientology“
Cixin Liu: „Jenseits der Zeit“
Thea Dorn: „Die Unglückseligen“
L. Ron Hubbard: „Versklavte Seelen“
Marc-Uwe Kling: „Qualityland“
Stanislaw Lem: „Eine Minute der Menschheit“
Frederik Pohl: „Donovans Traum“

 

Ein paar Bücher hat gar keine Wertung von mir erhalten. Das hat aber unterschiedliche Gründe. Mitunter haben mir die Sachen nicht so dolle gefallen, aber ich traue mir nicht zu, sie wirklich angemessen zu bewerten; da hatte ich schon das Gefühl, das es mir nicht zustünden, hier zu werten.
Andere, wie z.B. das Steinmüller-Buch, möchte ich nicht werten, weil ich involviert bin. Das hat mir z.B. sehr gut gefallen, aber es würde sicher jede/r denken, dass ich da voreingenommen bin.
Arnolt Bronnen: „O.S.“
Virginia Woolf: „Orlando“
Sibylle Berg, Dietmar Dath: „Zahlen sind Waffen. Gespräche über Zukunft“
Monika Maron: „Munin, oder Chaos im Kopf“

 

Angela und Karlheinz Steinmüller: „Warmzeit“




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Das Beste kommt immer zum Schluss? - 2 Treffer auf der Leseliste 2021

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 01 Januar 2022 · 566 Aufrufe
Sven Haupt, Nils Wiesner

Am Ende des Lesejahres 2021 gab es für mich noch zwei richtige Highlights. Es scheint fast so, als hätte ich sie mir bis zum Schluss aufgespart.
Das eine Buch ist ja auch erst kürzlich erschienen, das andere bereits vor Jahren (und ist derzeit auch gar nicht lieferbar, nicht mal antiquarisch aufzustöbern).
Vor der „Endabrechnung“ daher hier noch der Nachtrag zu "Hofmanns Leseliste 2021":

 

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Sven Haupt: „Stille zwischen den Sternen“
Das ist dann also das zweite Haupt-Buch, das ich dies Jahr gelesen habe. Und ich kann nur sagen: Das wird nicht das letzte sein (na ja, für dies Jahr schon†¦).
Mehr noch als „Die Sprache der Blumen“, das mir zum Ende hin nicht mehr so sehr gefiel, hat mir dieses neue Werk vollauf gemundet! Hier stimmt für mich alles: Das Setting - ferne Zukunft, KIs sind Alltag, Raumfahrt sowieso, leider aber auch eher dystopische Zustände auf der Erde, wie permanente Pandemie (oh je), Kriege (auch im Weltall), Klimakatastrophe (ist eingetreten, muss man wohl mit leben, soweit das geht); die Figuren, der Plot, die großen Geheimnisse des Alls, die den Sense Of Wonder ordentlich herausfordern und diesmal auch der Schluss.
Da das Raumfahren gar nicht so ohne ist, wird die Steuerung und Leitung von Raumschiffen KIS überlassen. In dieser Geschichte probiert man was Neues: Ein Mensch, eine Pilotin, die sich sehr engagiert, um es mal gelinde auszudrücken, für die ihr Job mehr ist, eher eine Berufung usw., lässt sich ihr Bewusstsein in ein supermodernes und flottes Raumschiff transferieren. Kann man das „transhumanieren“ nennen?
So haben wir als Raumschiff-„Besatzung“: Jane, die Kommandantin, eine eher klassische (und nicht mal am weitesten entwickelte) Schiffs-KI und Hien, die Pilotin, die sozusagen das Schiff ist.
Zwei weibliche Personen? Zwei besondere Persönlichkeiten auf jeden Fall. Sie begegnen sich im virtuellen Raum. Ihre Avatare können miteinander agieren und kommunizieren. Es scheint nicht nötig zu sein, macht ihnen so aber mehr Spaß - und mir als Leser auch!
Jane bevorzugt z.B. ein viktorianisches Ambiente - was das Cover des Buches gut zeigt.
Die Handlung dreht sich um ein Geheimnis, dem man im leeren Raum außerhalb des Sonnensystems begegnet. Da muss irgendwas Schlimmes passiert sein. Was genau, lässt sich aber gar nicht so leicht entschlüsseln und erkennen.
Aufgebaut ist der Roman als Abfolge kurzer Kapitel, Rückblenden, Tagebucheinträge, Protokolle. Wir bewegen uns lesend aus der Vergangenheit zu einem gegenwärtigen Ereignis, einer Gerichtsverhandlung, deren Urteil wir erfahren und aufgrund dessen, was wir zuvor gelesen haben, als ungerecht erkennen müssen. Aber wie geht man mit etwas um, was man mit unseren Sinnen im Grunde nicht erfassen kann?
Auf jeden Fall hat mich das Buch zu 100 % überzeugt: Figuren sind und die Sprache ist wundervoll, teilweise sogar schwärmerisch: Der Autor beschreibt die Begeisterung der Protagonistinnen für ihre Aufgaben in den Weiten des Alls und ihre Zuneigung zueinander auf einfühlsame und einfach wundervolle Art und Weise. Kitschig? Hmm, nein, höchstens, wenn man gar keine Gefühle zulassen möchte.
Auch das Ende, die Auflösung haben mir diesmal sehr gefallen, obwohl sie eigentlich nicht befriedigen können, oder? Na, lest selbst; das lohnt sich!!
Noch mehr Rezi und Begeisterung dazu im NEUEN STERN.
10 / 10 Punkte

 

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Nils Wiesner: „Das Haus der Lügen und Träume“
Nach dem für mich positiv überraschenden „Gralprogramm“ wollte ich mehr von dem Merseburger Autor lesen, was in diese Richtung geht: Sagen- & Mythenwelt trifft auf Realität (in Geschichte und Gegenwart).
Genau das scheint sein Thema zu sein. Sein Oeuvre umfasst noch mehr, aber diese Art moderner Sagen-, Märchen-, Mythen-Verarbeitung trifft man immer wieder bei dem Autor.
Das vorliegende Buch stößt genau in diese Kerbe. Aber: Versuch es mal zu bekommen! Gibt es nirgendwo (Stand Mitte Dezember 2021).
Mir stand das Exemplar zum Lesen leihweise zur Verfügung, das der Autor bei seinen Lesungen vor Publikum nutzt. Na ja, wie es ausschaut, kann ich mir Zeit lassen mit der Rückgabe† …
Und nun musste ich erfahren, dass meine Begeisterung für die besondere Phantastik des Nils Wiesener keine einmalige Sache war. Auch dieses Buch hat mich fasziniert, gefesselt und gepackt. Jetzt bin ich tatsächlich sehr gespannt, wie es auf der Schiene bei ihm weitergeht; lange nix Neues mehr gekommen, aber ich habe da was Läuten gehört, dass es eventuell†¦, vielleicht... Na, man kann gespannt sein.
Das Buch spielt 1995 in einer sächsischen Stadt. Nachwendezeit. „Das Haus“ ist ein vor sich hin verfallendes kleines Stadtschloss, mit großem Garten. Zu den Alteingesessenen gesellst sich nun eine hessische Familie dazu. Da der Familienvater in den „Busch“ versetzt wurde (was hat er ausgefressen? fragt sich seine Ehefrau), musste man ziemlich schnell umziehen.
Das Schlösschen ist in keinem guten Bauzustand. Die Ehefrau war zunächst entsetzt. Die beiden Kinder fanden sich auf diesem riesigen Abenteuerspielplatz gleich zurecht.
Ich will nicht viel vom Inhalt erzählen. Man kann sich vorstellen, was hier das Hauptspannungsfeld ist: Ossis vs. Wessis. Aber das reicht dem Autor nicht. Er nutzt sein altehrwürdiges Haus als Wohnstätte für weitere, ziemlich seltsame Bewohner, wie z.B. den „Hausmeister“ - den irgendwie nicht alle wahrnehmen können. Das kann natürlich erst einmal an der Ignoranz liegen, mit der Menschen anderen Menschen begegnen. Aber vielleicht ist da auch was dran, was man wörtlich nehmen kann. Das soll hier nicht weiter erörtert werden. Ich kann aber nur betonen, dass der Autor sehr einfühlsam und überzeugend seine Figuren einführt, präsentiert und auch ihre Besonderheiten so Stück um Stück offenbart. Allein das erzeugt schon Spannung, da man hinter die Geheimnisse des Hauses und seiner Bewohner kommen muss.
Der Roman schlägt den Bogen von einer differenziert dargestellten Gesellschaftsdarstellung der frühen Nachwendezeit zur modernen Mythen- und Sagenwelt-Erzählung.
Beim Lesen kam mir mitunter der Gedanke, dass die Handlung zu oft zu sehr aus Sicht des Schuljungen geschildert wurde. Seine Reflektionen sind dann aber mitunter ziemlich reif und wirken zu erwachsen. Man könnte meinen, es handelt sich hier um eine All-Age-Urban-Fantasy-Story. Ob das wirklich für ein jüngeres Publikum geeignet ist, wage ich aber zu bezweifeln; ist auf keinen Fall als Märchenbuch für „die Kleinen“ geeignet.
Ich habe es genossen und regelrecht verschlungen und kann diese Ost-West-Fabelwesen-Phantasie nur wärmstens empfehlen - auch wenn das nichts nützt (da nicht verfügbar).
10 / 10 Punkte




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Endspurt im Lesejahr 2021 - 12 / 2021 / 1

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 24 Dezember 2021 · 564 Aufrufe
Lupoff, Hubbard, Ira Levin und 1 weitere...
Endspurt im Lesejahr 2021 - 12 / 2021 / 1 Holla, so kann es kommen: Erst dümple ich lektüretechnisch so durch das Jahr und am Ende sammelt sich dann noch mal einiges an. Komisch, hatte ich gar nicht so im Gefühl. Hier also der erste Teil der Leseliste Dezember 2021. Am Ende kommen noch zwei richtig tolle Bücher, das kann ich schon versprechen.
Hier aber erst einmal was aus meiner „ich möchte mal alles von Herrn Lupoff lesen“-Kiste und die Abschlüsse von zwei persönlichen Lese-Challenges aus diesem Jahr: Ira Lewin und L. Ron Hubbard.
Warum ich das hier überhaupt mache? Na ja, als Weihnachts-Geschenkidee-Inspiration kommt es jetzt echt zu spät. Also: Keine Ahnung, ich mache es trotzdem.
An der Stelle - damit das Bildchen auch gerechtfertigt erscheint und weil ja heute der 24.12. ist: Wünsche allen eine Frohe Weihnacht!

Erst einmal der Abbruch des Monats:
Anthony Burgess: „Der Fürst der Phantome“
Da hat mich wohl was gebissen: Nach „Dune“ sollte es gleich noch so ein großes Teil werden. Irgendwie wollte ich auch meine „Englische Phase“ noch weiterführen, vielleicht mit diesem Mammutwerk zum Abschluss bringen (Amis, Burgess).
Aber da habe ich mich überhoben. Die knapp 900 Taschenbuchseiten, mit nicht gerade großer Schrift zogen sich - bis ich dann gänzlich aufgab.
Warum? Aus meiner Sicht wegen Ereignislosigkeit. Der Stil, auch die Hauptfigur, der schwule Bohemien-Schriftsteller aus England, gefallen mir durchaus. Der Start war eigentlich auch gelungen: Der alte Schriftsteller erhält in den 70ern den Auftrag, etwas über den gerade verstobenen Papst zu schreiben. Der Papst ist ein Jugendfreund des Schriftstellers, der ist aber alles andere als ein gutes Schäfchen der katholischen Kirche. Das war einem schnell klar, als der Rman dann chronologisch in der Zeit des 1. Weltkrieges startet und der gerade erfolgreich werden Autor seine Homosexualität einem Priester beichtet, der das gar nicht tolerabel findet.
Der Roman soll dem feuilletonistischen Einvernehmen nach so ein Überblick über das 20. Jahrhundert bieten. Aber in den persönlichen Befindlichkeiten und eher belanglosen Begebenheiten, die ich in den 190 Seiten, die ich geschafft habe, erleben konnte, habe ich von diesem spannenden Jahrhundert eigentlich nicht viel mitbekommen. Na ja und so dolle sind mir die Figuren dann doch nicht ans Herz gewachsen, dass es mich durch den gesamten Ziegelstein leiten führen könnte.

Angela und Karlheinz Steinmüller: „Warmzeit“
In der Werkausgabe, die jetzt bei Memoranda erscheint, ist das Band 1, der aber als vorletzter Band der Prosa-Werke im Frühjahr 2022 neu erscheinen wird. Ich habe das Buch als Manuskript jetzt in der Mangel, aus gegebenem Anlass (Vignette zeichnen). Die Shayol-Ausgabe habe ich gar nicht, die 2003 erschien. Hatte ich damals verpasst.
Keine Ahnung, wie mir der Band damals aufgefallen wäre. Jetzt aber fiel er mir dolle auf: Als quasi prophetisches Werk. Allein die Titelstory! Eine Vorwegnahme der Ereignisse und psychologisch-politisches Verwerfungen in Europa/Deutschland, die um 2015 mit der Flüchtlingskrise einsetzten. Das ist schone erstaunlich, wie das Autorenpaar hier Dinge vorausahnte.
Und dann die Belt-Geschichten. Es sind ja oftmals Stories, die bereits ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Sie nun hier noch einmal präsentiert zu bekommen, in einer Zeit, da „The Expanse“ Furore macht, ist ebenso erstaunlich. Die Stories, die im Belt spielen, sind denen aus der berühmten Roman- und TV-Filmserie ähnlich, denn sie greifen den Alltag der Belt-Bewohner, im Kontrast zu den Menschen der Planeten, anschaulich auf. Könnte man jetzt ja wie ein Ansetzen am Erfolg Anderer sehen, aber die Stories stammen ja teilweise aus den 70ern†¦
Insgesamt eine feine Lektüre, ich gebe aber keine Punkte, möchte aber den gerade im Entstehen befindlichen Band wärmstens empfehlen; es wird auch drei neue Stories geben, die wohl in der Shayol-Ausgabe nicht enthalten waren.

Ira Levin: „Die sanften Ungeheuer“
Die Ira-Levin-Lesung zusammen mit meinem ASFC-Clubkollegen Volker Adam war ja schon (das Ergebnis ließe sich im NEUEN STERN 72 nachlesen). Aber ich scheine mit dem Autor noch nicht „durch“ zu sein. Volker hat mir nämlich sein Exemplar der „Sanften Ungeheuer“ ausgeliehen. Selbst zu kaufen, war ich zu geizig, ist aber auch eine recht kostspielige Angelegenheit gerade: Nach meinem Kenntnisstand bekommt man die TB-Einzelausgabe derzeit nicht unter 20 Euro. Ich las hier die aus dem Verlag Das Beste. Unterwegs in der Welt von morgen, wo noch ein kurzer Text von F. Pohl enthalten ist. Den kam man ja auch lesen - mach ich gleich†¦
Jetzt also Levins klassische Dystopie! Ja, der Roman hat - fast - das Zeug dazu, in den Reigen der klassischen Dystopien aufgenommen zu werden. Aber er wird, soweit mir bekannt, tunlichst ignoriert. Vielleicht liegt es einfach daran, dass der Roman Elemente enthält, die die klassischen Dystopien (kurz) zuvor bereits entwickelten und in die Diskussion warfen.
Levin gehört hier eindeutig ins Team Huxley, hat aber auch ein bisschen was von „Clockwork Orange“, zumindest was die Frage der psychologischen Triebkraft menschlicher Schöpfungskraft betrifft.
Es handelt sich um eine „schöne neue Welt“, in der †¦
- eine feste Ideologie („Marx, Christus, Wood und Wei“ - wobei zwei ja historisch verbirgt {mehr oder weniger}, und der eine der beiden anderen sogar noch in die Romanhandlung lebt und eingreift) herrscht,
- es medizinische „Behandlung“ und Drogenverabreichung zur Konditionierung gibt,
- natürlich auch totale Überwachung gibt - hier quasi durch eine KI (für die hätte aber Levin ruhig in den Reigen der großen Dystopisten aufgenommen werden können!),
- genetische Manipulation zur Erreichung eines ästhetischen und gesundheitstechnischen Gleichklangs aller Menschen angewandt wird
- und eine damit den Mitgliedern dieser utopisch-dystopischen Gesellschaft als wunschgemäß erscheinende Gesellschaftsordnung erschaffen wurde. Die Menschheit ist vereint und quasi eine große Familie.
Zudem, auch wie bei Huxley, gibt es Orte, an denen „Unheilbare“, also Unbelehrbare extrahiert, an- oder ausgesiedelt werden können. Sie können da einem vermeintlichen Wunsch nach Freiheit und Unangepasstheit nachgehen, landen allerdings in einer ziemlich harten, marktwirtschaftlich organisierten Welt, die zudem von Fremdenfeindlichkeit und katholischem Glauben geprägt ist.
Das Alter der idealen Menschen ist übrigens auf 62 Jahre beschränkt. Das soll der Überbevölkerung entgegenwirken. Das wäre dann ja noch so ein Element, das man vielleicht aus „Logan†™s Run“ kennt.
Wie auch immer, anfänglich hatte ich so meine Probleme, mich in diese seltsam befriedete und mir künstlich erscheinende Welt zurecht zu finden. Interessant war es im Rückblick aber schon, denn Levin lässt es durchaus ein wenig in der Schwebe, ob es sich hier um utopische oder dystopische Zustände handelt. Also auch ähnlich wie bei Huxley, oder - platter - wie in „Matrix“.
Die Handlung ist ziemlich spannend und weist überraschende Wendungen auf. Der Protagonist erscheint mitunter nicht gerade heldenhaft. Aber damit dürfte er sich, was seinen Ruf anbelangt, mit Alex aus „Clockwork Orange“ treffen.
Ach ja, der Burgess. Die Alternative zum ruhiggestellten Norm-Menschen ist der wilde, ungezügelte, aggressive, gewalttätige Unternehmergeist. Man bekommt halt keinen idealen Menschen, also auch keine ideale Gesellschaft. Das bleibt als Fazit durchaus auch bei Levin übrig. Der Held der Story, der mir mehrfach sehr opportunistisch erschien, aber das trügt wohl, entscheidet sich für das „richtige“ Leben. Leider hat Levin uns nicht erzählt, was daraus wurde.
8 / 10 Punkte

Auch in dem Band enthalten: Frederik Pohl: „Donovans Traum“
Die längere Erzählung schrieb er 1947. Damals konnte man noch von einer von Menschen besiedelten Venus schreiben. Auf der lebt es sich wohl ganz passabel, ist halt eine Gegend mit vielen Sümpfen.
So richtig viel hat der Autor in das Setting nicht investiert. Wie kriegen hier mal wieder so eine Art futuristischen Polit-Thriller geboten. Als Antwort auf den realen irdischen Welt-Konflikt kann man die Story aber auch nicht lesen. Insofern ist sie keine würdige Ergänzung für die Levin-Dystopie.
Auf der Venus gibt es zwei politische Mächte, die sich erbittert verfeindet gegenüber stehen. Die Donovans mussten sich in ein Sumpfversteck zurückziehen. Die herrschenden Hags können ihre Macht mittels Robots aufrecht erhalten. Der dritte Player meldet sich aber zu Wort: Die Erde. Dort ist man auf die Uran-Vorkommen der Venus scharf. Jetzt muss man einfach schauen, ob der Feind meines Feindes mein Freund sein kann.
In dem Rahmen entspannt sich ein mäßig spannendes Abenteuer, in dem natürlich die Guten siegen.
Wäre das jetzt hier ein eigenständiges Werk, das ich in meine Wertungsliste aufnehmen würde, wären das mal gerade 6 / 10 Punkte. Mach ich aber nicht.

„Der vierte Zeitsinn“
Die besten SF-Stories aus The Magazine Of Fantasy And Science Fiction, 38. Folge, Heyne 1974
Weiter auf den Spuren von Richard Lupoff. Diesmal führt mich die Reise ins Jahr 1974. In dem Bändchen befindet sich DIE Story, die im Grunde die Vorlage für den berühmten Film mit dem Murmeltier und Bill Murray bot. Die Story selbst ist 2-mal verfilmt worden. Enmal fürs Fernsehen, das andere Mal für das Kino. Der Film ging unter, vielleicht weil er im direkten Vergleich zu dem berühmten Film verlor. Aber er kst icht übel; habe ihn gern gesehen - und nun wollte ich halt auch die Story dazu lesen.
Aber der Reihe nach. Den Auftakt macht Albert Teichner mit „Der Vierte Zeitsinn“.
Nicht übel, wie ich fand. Zwei ältere Ärzte wollen mal aus ihrem Trott raus und gehen zum Pferderennen. Dort werden sie von einem anderen älteren Herrn angesprochen, sie sollen mal 50 Dollar auf ein Pferd setzten. Er garantiert einen großen Gewinn. Und? Ja, er behielt Recht.
Er hat immer Recht - als würde er die Zukunft kennen! Und? Ja, er kennt sie. Das Ganze hat natürlich einen Haken und zur Lösung desselben sollen die Ärzte ihm helfen.
Diese persönliche medizinische Zeit-und-Raum-sind-relativ-Story hat mir sehr gut gefallen!
Der Autor wird in der isfdb geführt, aber ohne Lebensdaten und mit nur wenig Bibliografie. Es scheint, als wäre diese Story die einzige, die ins Deutsche übertragen worden. Hmm, Schade eigentlich†¦
Die nächste Story ist dann wieder so eine, wo ich mich frage, was der Autor mir damit sagen wollte. Und ob es sich überhaupt um SF handelt. Aber: Die war trotzdem richtig schön. Ja, „schön“ ist der richtige Ausdruck. Und zwar, weil sie zu der Sorte gemütlicher Katastrophen gehört - wobei: ist hier wirklich etwas Katastrophales passiert?
Im tiefen Winter, in der Nachtredaktion einer kleinen Lokalzeitung, in einem US-Kaff, wo eigentlich gar nichts passiert und der dauerhafte Nacht-Redakteur wie immer seinen Almanach studiert und auswendig lernt. Da ruft jemand an und fragt was zu Hummern, also diesen Krebstieren.
Als dann im Schneesturm der Storm und das Telefon ausfallen, könnte man ja irgendwie meinen, jetzt passiert wirklich was Seltsames. Und? Also, komisch, die Story endet - ohne ein richtiges Ende! Damit hätte ich nun gar nicht gerechnet, war richtig überrascht - und ratlos.
Ach so, der Autor: Raylyn Moore, die Story: „Der Hummer-Trick“. Den Autor kenne ich auch nicht, und viel gibt†™s auf Deutsch von ihm nicht. Da sieht es mit dem folgenden Beitragslieferanten anders aus: Ron Goulart. Das war mal einer der ersten nach der „Wende“, den ich las. Hab ihn aber aus den Augen verloren.
„Vorschuß“ fetzt! Es geht um einen ehemaligen NSA-Agenten in der nahen Zukunft. Die moderne Welt (90er Jahre, 20. Jh.) ist schon ziemlich weit vollautomatisiert. Überall Automaten, die einem das Leben erleichtern - und die Brieftasche auch. Geld, Kredite etc. spielen eine Riesenrolle und als Schuldner lebt man mitunter ungemütlich.
In diesem Spielfeld konstruiert der Autor mit wenigen Worten eine gar nicht mal unkomplexe politische Geheimagentenstory. Das Ganze ist spannend, ironisch und spielt mit dem damals (70er Jahre) noch herrschenden Fortschrittsglauben. Hat mir sehr gefallen.
Kit Reed - kurzer Name (richtig hieß sie Lilian Craig Reed), kurze Geschichte: „Hundstage“. Hunde werden in dem auch ansonsten verwahrlosten Land zur Plage, für andere aber zum Selbstschutz gehalten. Das bietet genug Konfliktpotential, um am Ende sogar die Frage nach Tod und Leben zwischen Hund und Mensch zu stellen. Interessante, wenn auch ziemlich abwegige Idee.
G.C. Edmondson: „Wer glaubt schon einem Indianer“. Diese Story mit dem leicht politisch-unkorrekt anmutenden Titel (heute, wenn man es genau nimmt) habe ich nicht verstanden. Soviel habe ich schon verstanden, dass in ihr die amerikan. Ureinwohner nicht verunglimpft werden, auch keine Klischees breitgetreten, oder so. Aber worum geht es hier wirklich? Um das Verhältnis von mexikanischen Einwanderern in den USA zum US-Saat? Um Tomatenanbau, oder den Anbau von Haschisch in Mexiko? Oder um Außerirdische, die sich in Amerika ähnlich freimütig bedienen, wie weiland die europäischen Einwanderer?
Auch Philip José Farmer konnte mich mit „Eva“ nicht überzeugen. Es handelt sich um eine bizarre Agentengeschichte, in die der Autor ein bisschen von seinem geliebten Alien-Sex-Zeug einmischt. Aber nur wenig und auch nicht wirklich erotisch. Ein Privatschnüffler wird für ein staatliches Projekt engagiert. Dabei bekommt er seltsame Probleme, wie z.B. eine Überempfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht, oder dauernde Anrufe, vor allem dann, wenn er sich mit einer Dame trifft.
Das mit der Liebe, stellt sich heraus, ist dann sogar der Schlüssel für die Dinge, die da passieren. Eine Liebe zwischen einem Satelliten (Eva) und dem Agenten Lane. Dabei hätte er sich fast mehr als nur die Finger verbrannt, denn dieser kleine künstliche Erdtrabant strahlt mächtig ihren Geliebten an.
Na ja, da der Autor hier in Erklärungsnot geriet, konnte ich dann über solche Sätze fast nicht mal mehr schmunzeln: „Ich fragte mich außerdem, ob eine Wissenschaftlerin unbewusst weibliche Stromkreise konstruieren könnte.“ (S.106) - Echt jetzt?
Jetzt aber zu dem Text, für den ich das Bändchen erwarb: Richard A. Lupoff: „12:01“.
Der war dann auch wieder gut! Was mich erwartet, ahnte ich schon, war aber schon sehr gespannt, was der Autor in dieser kurzen Erzählung von dem erzählt, was man ja aus dem Murmeltier-Film mit Murray und auch aus der Verfilmung der Erzählung, die zur gleichen Zeit wie das der Film mit dem Murmeltier im Kino lief (und wenig beachtet wurde). Es geht schlicht um eine Zeitschleife, in der ein Zeitraum immer wieder wiederholt wird. In den Filmen hat man sich auf einen Tag geeinigt. Da kann wenigstens was passieren, was sich des filmischen Erzählens lohnt.
Die Story beschreibt einen Zeit-Raum von 1 Stunde. Darunter leidet der Protagonist sehr - mehr als Bill Murray oder Jonathan Silverman als Barry Thomas in dem Film „12:01“, die jeweils einen Tag, wenn auch immer denselben, zur Verfügung haben.
In der Originalstory kann der Mann nichts machen, ist hoffnungslos, obwohl er es versucht. Selbst der Tod erlöst ihn nicht. Die Story ist so vom Grundthema viel, viel schwärzer und negativer als die Filme, die ja ein gutes Ende nehmen.
Großartig erzählt, klarer Plot (wohltuend nach den Stories davor), klare Aussage. Der Mann hat†™s drauf!
Wertung des Buches insgesamt? Schwierig, aber nach ersten tollen Eindrücken wurde der Band nach hinten zu schlechter, um mich dann aber mit Lupoff zufrieden zu entlassen.
Also 7 / 10 Punkte
Aber wer, wie ich, es auf bestimmte Autoren absieht, soll sich von so einer Wertung nicht abschrecken lassen!

L. Ron Hubbard: „Bote des Grauens“
Vampir Horror-Roman 26, 1973 (orig. v. 1940)
Das ist jetzt der letzte Hubbard, den ich zu liegen hatte. Damit ist das Kapitel dann wohl abgeschlossen.
Sicherlich ist der Roman wieder mächtig gekürzt, aber auch hier könnte ich mir vorstellen, dass mehr Text nicht unbedingt mehr Inhalt bringt.
II. Weltkrieg: Ein Militärflieger wird in seiner Maschine im Gefecht getroffen und verwundet. Er kann nicht mehr fliegen, was sein Lebensinhalt war. In einem Traum begegnet er einem Monster, dem personalisierten Unheil. Der bietet ihm einen Deal an, den er aber ausschlägt. Nun, das war irgendwie keine gute Idee, denn ab sofort hat er zwar Glück im Leben, aber alle Leute, die mit ihm zu tun haben, erleiden Unfälle etc. und sterben.
Das ist nun schwer anderen erklärbar, aber unser Protagonist muss davon ausgehen, dass es so ist. Interessanterweise kommt ein Versicherungsagent auf den gleichen Gedanken - der Mann verströmt Unheil und ist damit Gift für die Versicherungen. Die Lösung des Problems ist am Ende dann nicht wirklich glücklich zu nennen.
Eine hübsche Mystery-Story, mit einem übernatürlichen Element, das aber in der ansonsten realistischen und romantischen Erzählung (er findet seine große Liebe, die aber nicht funktionieren kann, aus gegebenem Anlass) nicht dominiert. Flott erzählt, das Ganze; hat mir durchaus gefallen.
8 / 10 Punkte

Thea Dorn: „Die Unglückseligen“
Hörbuch, gelesen von Bibiana Beglau
Das wollte ich lange schon mal lesen: Diesen Roman einer von mir sehr geschätzten - Denkerin (?), Philosophin (?) - wie kann ich sie nennen? - der auch noch thematisch sowas wie SF ist.
So richtig ran kam ich an den Stoff dann aber nicht und hätte ich das Buch selbst gelesen, wäre ich wohl zwischendurch ausgestiegen. Die Vorleserin, Bibiana Beglau, macht ihren Job aber so gut, dass ich am Ball blieb.
Die Autorin spürt dem Geheimnis der Unsterblichkeit nach: Dem großen Menschheitstraum und nach Harari eine der nächsten Baustellen der Menschheit, die ja alle anderen Probleme - so Harari - wie Hunger, Kriege etc. bewältigt hat.
Ja, ich lass das mal so stehen†¦ (Würde ich das so schreiben, wie ich es hier geschrieben habe, würde ich es ironisch meinen)
Da gibt es also die Biologin, die meint, Tod sei auch nur eine Krankheit und dagegen müsse es ja ein Mittel geben. Und dann gibt es den Herrn Johann Wilhelm Ritter, der tatsächlich seit 200 Jahren nicht tot zu kriegen ist. Den Menschen gab es wirklich, hat sogar einen Wikipedia-Eintrag der übrigens im Roman genutzt wird.
Es kommt zu allerlei Verwicklungen und einer Romanze und endet im Wahnsinn.
Im Grunde „passiert“ nicht viel - wenn man als SF-Genre-Leser viel Plot und Action gewohnt ist. Die Autorin spielt lieber mit Ideen und vor allem mit Sprache. Genau das ist der Punkt, wo ich ihr nicht folgen kann: Der Roman befleißigt sich zum Großteil der Sprache des 18. Jahrhunderts, bzw. wirkt die Sprache halt altertümlich. Aber er spielt im 21. Jahrhundert. Erfrischend wird die Sprache dann auch wieder mit einem kräftigen „Fuck!“ in die Neuzeit geholt, aber es macht der Autorin sichtlich großen Spaß, so zu formulieren, wie es ein Zeitgenosse Goethes getan haben könnte.
Das ist nicht die Literatur, die ich gern lese, ich Kulturbanause. Aber vorgelesen bekam ich sie gern! Und Bibiana Beglau macht das richtig gut, mit Verve und Elan. Ich habe daher durchgehalten, kann aber persönlich für meinen Leseeindruck nur 6 / 10 Punkte geben.


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Zwischen-Notiz zur laufenden Leseliste

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 28 November 2021 · 664 Aufrufe
Lupoff, Paul Di Filippo
Zwischen-Notiz zur laufenden Leseliste

Außer der Reihe meiner mehr oder wenige monatlichen Berichterstattung zur Lektüre kommt jetzt mal ein längerer Beitrag zwischendurch. Einfach nur so. Hat keinen tieferen Sinn. Der Text soll weder etwas ankündigen, noch etwas besonders unterstützen. Es handelt sich um eine Rezi eines Büchleins mit Stories aus den 80er Jahren.
Aber weil ich gerade die Romane von Richard Lupoff lese, war ich neugierig, was es außerdem von ihm auf Deutsch gibt. Von der großen Anzahl Stories, die er schrieb, gibt es auch einige auf Deutsch. Eine erste habe ich hiermit lesen können.
Dabei stieß ich auf einen anderen Autor, der mir bisher auch viel zu wenig übern Weg lief, der mir aber immer dann, wenn es mal passierte, ordentliche „Aha!“-Effekte verschaffte: Paul Di Filippo.
Jetzt wird es so sein, dass ich das Netz nach Anthologien durchforsten, wo beide Autoren drin vorkommen. Da gibt es schon was. Diese Rezi hier ist vielleicht der Auftakt für eine Folge weiterer ähnlicher Lektüre-Berichte, die irgendwie auch Reisen in die Vergangenheit der SF darstellen. Dabei begegnen mir für mich völlig neue Namen, auch solche, die man schnell wieder vergessen kann. Aber vielleicht entdecke ich für mich da auch alte, neue Perlen.
(Das Bild? Hat nix mit dem Text zu tun, aber es freut mich, wenn es Aufmerksamkeit erzeugt hat. Es ist ein Ausschnitt aus einem anderen Bild, das zu einem Projekt gehört, von dem ich gern später mal berichte.)
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„Die Lärm-Verschwörung“
Die besten Stories aus The Magazine of Fantasy and Science Fiction, 81. Folge, Heyne Verlag, 1990

 

Besorgt habe ich mir den Band wegen der Story von Richard Lupoff, den ich gerade für mich entdecke.
„Mr. Tindel“ war dann auch recht amüsant. Lupoff hat einen ironischen Ton. Es geht um die Flucht aus einer unerbaulichen Realität (blöde Ehefrau, blöde Arbeit, blöder Chef) mittels eines Computers in eine virtuelle Realität. Die Story stammt aus der Mitte der 80er und „Tron“ ist schon gelaufen, auch „Electric Dreams“ kam 1984. Vielleicht ist der Plot da nicht so originell. Aber die Story las sich sehr gut, war für mich sogar spannend und aufgrund des Stiles halt erbaulich. Feine Sache. Kauf schon mal nicht bereut!
Bradbury: „Mach's gut, Lafayette“.
Wow! Bradbury hat†™s einfach drauf! Eine sehr melancholische, psychologische Geistergeschichte. Im Grunde gar keine phantastische Story, denn die Geister sind ja nur im Kopf des Protagonisten. Der hatte im 1. Weltkrieg als Flieger gedient und zahlreiche Luftkämpfe absolviert. U.a. auch gegen den legendären Roten Baron. Und so im hohen Altem, bereits in zunehmende Demenz, entwickelt er immer stärker die Vorstellung, dass die Toten des Krieges ihn heimsuchen. Dem kann er sich nicht entziehen, und der Psychiater kann auch nicht helfen. Muss er auch nicht, denn sein Patient macht so seinen Frieden mit sich und den vermeintlichen Feinden von damals. Irgendwie ist die Story auch ein pazifistisches Plädoyer, denn es stellt die den jungen Männern aufgezwungene Feindschaft zu ihren Altersgenossen anderer Nationen, die im Krieg zum Sterben gegeneinander antreten, in Frage.
Und noch ein Highlight: Paul Di Filippo: „Die Lärmveschwörung“
Der Autor wäre glatt auch ein Grund für mich, den Band zu kaufen! Ich würde gern behaupten, dass er einer meiner Lieblingsautoren sei. Nur leider gibt es so wenig auf Deutsch von ihm. Die paar Erzählungen, die ich gelesen haben, haben mich allesamt geflasht. Den einen Roman, den es bei DTV mal gab, war eine herbe Enttäuschung.
Aber die Story hier, die war wieder großartig. Darin geht es um einen wenig motivierten New Yorker, der gern nichts macht, dafür laufend per Walkman Popmusik hört. Irgendwie scheint die Popmusik sein Weltbild zu bestimmen. Aber da kenne ich mich wohl nicht gut genug aus, um die versteckten Hinweise zu verstehen.
Der Mann nimmt jedenfalls eine auf den ersten Blick völlig belanglose und harmlose Beschäftigung an. Dabei muss er erst mal gar nichts machen, schiebt Langeweile. Doch dann soll er einen Brief übergeben, der aber - das merkt er schon unmittelbar - eine soziale Katastrophe auslöst. Interessant: Die Story ist aus den 80ern und in der besagen Nachricht und deren Folgen geht es um einen ähnlichen Fall wie den aktuellen um George Floyd und Unruhen, die dadurch ausgelöst werden, weil die Verantwortlichen nicht zur Verantwortung gezogen wurden.
Die Story ist nicht sehr lang, aber es werden ganz große Themen angerissen, um die neue Qualität des beginnenden Informationszeitalters, um Philosophie und Quantenphysik, um Wahrheiten, die in ihrer Fülle zum „Lärm“ anschwellen. Eine Verschwörung scheint da auch noch eine Rolle zu spielen. So nebenbei ist die Story eine überzogene Darstellung der Bullshit-Job-Theorie eines David Graeber - lange bevor der diese formulierte.
Vielleicht ist das Thema, das der Autor sich hier wählte, zu groß und die eigentliche Story, der Plot, bleibt auf der Strecke. Aber was soll†™s, im richtigen Leben hat „die Story“ ja auch kein Ende.

 

[Begonnen zu lesen hatte ich die Anthologie im Sommer, im November aber erst abgeschlossen. Jetzt der Reihe nach:]

 

Von Ben Bova hatte ich bisher noch gar nichts gelesen, zumindest nichts, was mir in Erinnerung blieb.
Sein Beitrag eröffnet die Anthologie. Und da ich die Titelstory von Di Filippo ja schon kannte, kam mir der Gedanke: Hey, recht viel über Verschwörungen, die hier in der SF stattfindet! Ob sowas heute noch Spaß machen würde? Wo doch Verschwörungsmythen etc. zum Alltag geworden sind?
Na ja, aber hier haben wir reinweg Literatur. Dabei bedient der Autor mit „Die Krise des Monats“ genauso ein Verschwörungsthema, das heute Wasser auf so machen Mühle kippen würde:
Es gibt da eine geheime Organisation, die nach Krisen auf der Welt sucht, um sie den Medien aufbereitet zu präsentieren. Damit soll Langeweile in denselben vermieden werden. „Leider“ ist die Welt inzwischen ziemlich perfekt und es finden sich partout keine Krisen†¦
Am Ende findet sich doch eine, aus dem Verein heraus selbst. Nun, die Story ist mäßig lustig, und wohin der Autor damit will, hat sich mir nicht so recht erschlossen. Als Kritik an der „Vierten Gewalt“ fand ich sie nicht überzeugend.
Das Feine an solchen Anthos ist ja, dass man (ich) mit (mir) noch unbekannten Namen konfrontiert wird. Da es sich um eine Auswahl bester Stories handelt, gehe ich schon davon aus, dass man mir hier richtig tolle Sachen und bedeutende Namen präsentiert. Mein Fazit: Nein, ist nicht der Fall. Ein paar Beiträge fand ich nicht so pralle und ein paar Namen sind eher Eintagsfliegen. Zumindest auf dem SF-Gebiet. Wenn man in der ansonsten sehr umfangreichen isfdb nach ihnen Ausschau hält und nur wenig findet, spricht das schon Bände.
Neben den Verschwörungen konnte ich noch einen 2. Schwerpunkt der Antho ausmachen: Psychotherapie-Stories. Irgendwie habe ich noch in Erinnerung (ev. bei Bret Easton Ellis aufgeschnappt?) dass in den USA in den 70ern und 80ern es fast zum guten Ton im Bürgertum gehörte, zum Psychiater zu gehen. Harvey Jacobs schreibt recht flott darüber in „Die Zollbrücke“. Ein Artefakt beschwört Attila den Hunnen herbei, der den Psychiater umbringen will / soll. Aber der quatscht ihn so voll, dass der blutrünstige Totschläger am Ende heult und sozusagen geheilt entlassen werden kann.
Thomas Wylde macht auf der Schiene weiter. Aber vielleicht ist seine „Körperbeherrschung“ auch der Erlebnisbericht eines Hypochonders? Die Story blieb für mich weitestgehend unverständlich. Ein Mann glaubt, sterben zu müssen, was er dann auch irgendwie tut. Um dem zu entgehen, vermeidet er Aufregungen (Hausbrand, Sex und so Sachen). Na, wirklich: Echt kein Plan, was das soll. Und ist das überhaupt SF?
„Die Demonstration“ von Marc Laidlaw hat heute gelesen schon was beängstigend Aktuelles. Er verbindet Politik, Sozialkritik mit einem mystischen Zeitreiseerlebnis. „Besorgte Bürger“ treffen auf „Anarchisten“, sowas wie Arbeiteraristokraten sehen sich in der Pflicht, ihre Privilegien vor den wilden Demonstranten zu schützen, mit hohen Zäunen, oder auch gern mit Waffen. Da ja gerade in den USA durch ein Gerichtsurteil die Frage nach der Berechtigung von „Selbstverteidigung“ aufgeworfen wird, scheint mir diese Story wie ein Kommentar dazu. Wie man sich auch positioniert: Durch den Zeit-Trick werden dann aber noch Fronten getauscht.
Larry Eisenbergs „Leben Sie aus-GmbH“ hat auch fast nichts in einer SF-Anthologie zu suchen, meiner Meinung nach. Okay, es gibt da eine medizinische Idee, aber ansonsten ist es eine Wohlstands-Kritik. Wie kann man bei all der Genusssucht und Völlerei seine Gesundheit bewahren?
Brad Strickland erzählt mit „Warnschild“ auch eine 08/15-Horror-Story. Pärchen fährt durch dunklen Wald, hat sich wohl verirrt. Was stand denn da auf dem Schild: „Eulen“, oder „Euless“? - Der Unterschied könnte was bedeuten†¦
Larry Trittens Beitrag ist überhaupt keine richtige Story. Sein Text könnte aus diesem Grund für Abwechslung sorgen, aber leider ist er aus meiner Sich sehr langweilig. Darin zählt er Topoi und Motive auf, die SF-Leser und -Autor*innen triggern. Okay, kann man machen, aber wozu?
Tja, die SF war Ende de 80er auf einem komischen Pfad. Ist „Natürliche Auslese“ von Robert White SF? Da gibt es 2 Schulen, eine für junge Frauen, eine für Männer. Erstere lehrt den Schülerinnen, wie man sich den sexuellen Annäherungsversuchen der Männer erwehrt, die andere, wie der Mann die Frau ansprechen muss, „um bei ihr zu landen“. - Ich las die Story als in den Medien gerade der Bericht über Gewalt gegen Frauen (auch und vor allem in Beziehungen) erwähnt wurde†¦
In der Story jedenfalls halten sich 2 Leute nicht an die „Regeln“.
Und es geht weiter mit den eher nicht so relevanten Pointen-Geschichten. Andrew Weiner meint in „Der Glückspilz“, dass man nach sehr viel Glück, viel Pech haben wird. Das SF-Element ist hier das Spiel mit der wissenschaftlichen Betrachtung statistischer Gesetzmäßigkeiten? Mag sein. Ach, es gibt noch was: Außerirdische machen sich die Glückssträhne des Erdlings zu Nutze, aber sie wissen, dass sie von ihm bald ablassen müssen, da sich das Pech bald einstellen wird.
Mit Karen Haber finde ich dann fast zu guter Letzt doch noch mal einen bekannteren Namen. „Madre de Dios“ mixt first contact mit mexikanischem Volksglauben. Ganz nett.
Den Abschluss macht Felix C. Gotschalk mit „Nakajima-Cyberspace“. Wie der Titel andeutet, geht es hier um virtuelle Welten. In einem Altersheim wird den Insassen angeboten, sich per implantiertem Interface am Kopf in Fluchtwelten zu begeben. Das löst Skepsis, aber noch mehr Suchtverhalten aus. Am Ende stellt sich natürlich heraus, wie gefährlich das ist†¦
Der Story kann ich kaum fehlende Originalität vorwerfen, denn damals war der Cyberspace ja noch neu und der Autor wendet den neuen Topos unterhaltsam und überzeugend an.




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Leseliste 09-10/21, wenig, aber relevant

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 28 Oktober 2021 · 943 Aufrufe
Ina Elbracht, DUNE, Asimov und 2 weitere...
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Adam Hülseweh: „Das Vexyr von Vettseiffen“
Ein Beitrag der Buch-Reihe aus dem Blitz-Verlag „H.P. Lovecrafts Schriften des Grauens“. Inzwischen bin ich nicht mehr so der Fan der doch sehr sich ähnelnden HPL-Hommagen. Aber das Buch musste dann doch sein! Hinter dem Autoren-Pseudonym verbirgt sich die Autorin Ina Elbracht - und ich sage mal einfach: Von ihr kann man alles lesen!
Die Story spielt in den 60er Jahren in der Bunderepublik. Der titelgebende Ort ist da sicher fiktiv - hoffe ich zumindest! Der Roman beginnt aber mit recht lebendig wirkenden, realistischen Beschreibungen der Lebensumstände dieser Zeit. Am Ende sind wir dann aber in einer der Buchreihe adäquaten, kultigen, dem kosmischen Grauen verpflichteten Verschwörungs-Story mit ungewissem Ausgang. Also, es gibt ein richtiges Ende, aber wie das zu bewerten ist, ist Ansichtssache - im wahrsten Sinne des Wortes: Das Vexierbild ist ja so eines, das man von zwei Seiten betrachten kann†¦
Auf den 200 Seiten wird sehr viel erzählt, es wird keine Sekunde langatmig. Mir kam es sogar vor, also würden erst einmal zu viele Baustellen eröffnet, aber alles wird zu einem runden und befriedigenden Ende geführt.
Und man darf sich wieder an der bezaubernden Sprache der Autorin erfreuen. Insgesamt: Ein Lektüre-Fest! - Okay, genug gelobhudelt. Mehr gibt es dann in einem der nächsten NEUEN STERNE.
10 / 10 Punkte

Marc-Uwe Kling: „Qualityland“
†¦natürlich als Hörbuch, gelesen von IHM.
Hach, na ja, ich bin ja vielleicht ein total humorloser Mensch. Andererseits kann ich auch nicht behaupten, das Teil hätte mir gar nicht gefallen. Also: Ja, ist lustig, ja, greift so aktuelle politische, gesellschaftliche Probleme gekonnt und anschaulich umgesetzt auf. Aber am Ende sind die Witze und Späße aus meiner bescheidenen Sicht eher so Schenkelklopfer-mäßig.
„Lösungen“ der angesprochenen Probleme kann das Stück / der Autor auch nicht anbieten. Sowohl was diese Konsum-Sache, als auch die KI-Geschichte anbelangt. Das wäre ja vielleicht auch zu viel verlangt und unrealistisch. - Und vielleicht auch einer möglichen - inzwischen realisierten - Fortsetzung hinderlich.
Ich habe gern zugehört, selbst gelesen hätte ich sicher vorher abgebrochen, da ich das „Prinzip“ dann schon irgendwann verstanden habe und mir die Spannungselemente zu mager erschienen.
Eine Diskussion darüber, ob das nun SF sei oder nicht, halte ich für völlig verfehlt. Wird das wirklich irgendwo echt diskutiert? Na klar, das ist SF!
7 / 10 Punkte

Isaak Asimov: Die klassische FOUNDATION-Trilogie
„Foundation“ (Der Tausendjahresplan) - 6 / 10 Punkte
„Foundation und Imperium“ (Der galaktische General) - 8 / 10 Punkte
„Zweite Foundation“ (Alle Wege führen nach Trantor) - 8 / 10 Punkte
Kurz vor dem DUNE-Fieber mit der Lektüre begonnen, aber vor allem kurz vor Beginn der Ausstrahlung der (Apple-) TV-Serie der Foundation-Verfilmung habe ich es doch endlich geschafft. Der dicke, weiße Heyne-Hardcover-Band liegt geschlagene 20 Jahre auf meinem SUB.
Und dann: Ich war - erstaunt. Irgendwie hatte ich mit dieser Antiquiertheit nicht gerechnet. Ich befürchte, FOUNDATION ist nicht gut gealtert. Nach der Lektüre weiß ich auch nicht, warum dieses Werk als so wegweisend für die SF angesehen wird. Wie das in der modernen TV-Film-Adaption wohl rüber kommt? Bin sehr gespannt!
Das Werk ist aber auch schon alt; es stammt aus den 50er Jahren. Kurz vorher hatten wir in den USA noch die SF in der Ausprägung von Hugo Gernsback. Eigentlich sollte mich nicht verwundern, dass Asimov eben auch nur ein Kind seiner Zeit war, in der die Space Opera durch Flash Gordon, Buck Rogers, Lensmen, Captain Future etc. geprägt wurde.
Doch irgendwie hatte ich erwartet, dass Asimov sich beim Ausmalen seines galaktischen Imperiums, mit einem Kaiser an der Spitze, mehr Mühe gegeben hätte. Ja, ja, immer diese Erwartungshaltungen†¦
So ein Riesenreich, mit 20 Milliarden Welten - und dann bleibt der Fokus auf ein paar Menschen, deren Intrigen und trickreichen Ãœberlegungen und Manipulationen im Mittelpunkt stehen, die dieses Riesenreich allein bestimmen.
Eine Gesellschaftsordnung, die sich einfach am Mittelalter orientiert, ich weiß nicht†¦ So wie hier dargestellt hat es mich nicht überzeugt. Da ist ja Star Wars raffinierter und wirkt realistischer.
Aber vielleicht kann man Foundation als Entwicklungsstufe aus der Pulp-Space-Opera-Ära eines Edmond Hamilton zur ausgefeilten Welt des Wüstenplaneten Herberts ansehen? DUNE ist aus meiner Sicht deutlich reifer, auch wenn wir da auch wieder im Feudalismus gelandet sind, inklusive Kaiser etc.
Insgesamt drängt sich ein Vergleich zw. Foundation und Dune auf: Der zeitliche Rahmen, das Gesellschaftssystem, die Riesenhaftigkeit. Revolten peripherer feudaler Machthaber gegen die imperiale Zentralgewalt. Intergalaktische Raumflüge sind möglich - werden aber kaum oder gar nicht „erklärt“. Bei Asimov stieß mir auf, dass im Rahmen des Verfalls des Imperiums die Welten auf eine Vor-Atomkraft-Energiewirtschaft zurückfielen, was aber den interstellaren, superschnelle Linienverkehr nicht wirklich beeinträchtigte. Auch wenn die Raumschiffe oftmals aus alten Zeiten stammten und deren Besatzungen kaum noch wussten, wie die funktionieren.
Den Zerfall insgesamt hätte ich mir auch dramatischer vorgestellt, aber ja, diese Erwartungen†¦
Noch mal zum Vergleich Foundation-Dune: Da ist das mit der Religion. Finde ich auch interessant, in beiden Fällen dient die Religion ja dazu, Gedanken, Ideen etc. zu bewahren und ritualisiert weiterzugeben.
Und irgendwie erschien es mir dann auch so, dass das, was auf Dune das Spice ist, für die Foundation-Welt die Atomkraft darstellt - ein mysteriöses Etwas, was absolut wichtig ist für das Funktionieren der jeweiligen Welt. Aber das sind nur so Gedanken am Rande.
Wirklich gefallen haben mir in FOUNDATION nur zwei Teile: Jeweils der zweite Teil des 2. und 3. Romans, also: „Das Maultier“ und „Die Suche der Foundation“. Da konnten mich Plot, Figuren, die Auflösung (im letzten Teil allerdings dann schon wieder sehr gewollt und übertrieben) überzeugen und fesseln. Wobei in beiden Teil-Erzählungen von Asimov die Lösung (also, die Antwort auf die Frage, wer ist die geheimnisvolle Kraft/Person) dramaturgisch ja sehr ähnlich behandelt wurde. Das war dann am Ende auch nicht sonderlich originell.
Die Grundidee der Foundation ist natürlich faszinierend, wurde aber für meine Begriffe echt nur behauptet. Auch wenn es ein mathematisch begründetes Modell zur „Berechnung“ historischer Entwicklungen größerer Menschengruppen sein soll, so hat sich der Autor ja absolut nur auf das Handeln von wenigen Einzelpersonen fokussiert; deren Tun war maßgeblich und ausschlaggebend - wobei ich mich echt frage, ob sich so eine Revolte auf Trantor, Terminus oder Kalgan wirklich auf alle 20 Milliarden Welten in der Galaxis bemerkbar machen würden.

Frank Herbert: „Der Wüstenplanet“
Es erwartet jetzt aber sicher niemand eine Rezension zu diesem Buch hier? Oder? DAS würde ich mich gar nicht trauen.
Als ich es das erste Mal genoss, hat es mir gar nicht sooo gut gemundet. Damals (noch gar nicht sooo lange her) hörte ich die Hörbuchfassung in der alten Übersetzung. „Damals“ - war erst vor einem Jahr, kam mir länger vor†¦ siehe hier.
Aber es ist wohl viel passiert, denn heute sehe ich das Werk ganz anders! Wie konnte ich da nur von Längen schreiben, die mich beim richtigen Lesen dazu verleitet hätten, abzubrechen?
Na ja, es ist „Dune“ von Denis Villeneuve passiert. Der Film sitzt mir in den Gliedern, bin immer noch fasziniert und begeistert. Habe ihn bisher nur 2-mal gesehen und möchte am liebsten gleich wieder ins Kino. Ja, da ist was passiert - offensichtlich mit mir.
Diese Begeisterung teile ich ja mit vielen, mit anderen nicht. Auf jeden Fall hat mir die langsame, action-arme Inszenierung des Films über allen Maßen gefallen. Die Spannung kam da wohl aus einer anderen Ecke. Und genau das wollte ich mit einer erneuten - „echten“ - Lektüre jetzt doch nachvollziehen.
Dazu griff ich zur neuen Ãœbersetzung von Jakob Schmidt. (1) Und? Na, keine der gut 750 Seiten war mir langweilig!
Okay, das Ende fiel meiner Meinung nach ab, aber es ist ja nicht das Ende - und nun müsste ich weiterlesen. Ob ich das mache? Weiß noch nicht.
Nüchtern betrachtet erscheint mir nach wie vor die Idee, dass wir - die Menschheit - in ferner Zukunft wieder in mittelalterliche Gesellschaftsstrukturen zurückfallen, die sich dann sogar galaxisweit ausdehnen, unglaubwürdig. Auch diese überzogene Grausamkeit, mit denen die feudalen Herrscher ihre Macht ausüben: Sowas eignet sich wohl eher nicht für ein stabiles Regime, das Jahrtausende (sic!) funktionieren soll. (2)
Aber Herbert hat es doch (auch bei mir) geschafft, mich davon zu überzeugen, dass seine Welt, sein Kosmos stimmig ist. Die Figuren wuchsen mir ans Herz, sie blieben mir nicht einerlei.
Und und und†¦es gibt so viele gute Gründe, DUNE zu mögen - und beim Lesen hatte ich immer diese großartigen Bilder aus dem Film vor Augen. Möglicherweise machte das sehr viel aus bei der Lektüre. Ist halt ein subjektiver Eindruck, aber ich habe es genossen, daher satte†¦
11 / 10 Punkte

(1) Jakob Schmidt? Da war doch was... aber ja, eines meiner Lieblingsbücher. Siehe hier. Leider schreibt er - für meinen Geschmack - irgendwie zu wenig...
(2) †¦ oder doch? Auch Foundation von Asimov geht davon aus. Und wenn man in die menschliche Geschichte schaut, so haben autoritäre Regime durchaus lange Bestand gehabt. Allerdings eher nicht in der Moderne. Warum nun SF-Autoren, die uns von der Zukunft erzählen, von Fortschritt auf so vielen Ebenen, uns ein Feudalsystem vorsetzen, wäre sicher mal eine Extra-Untersuchung wert.


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Im August gelesen: Von Retro-SF zur Sommernachtsmelancholie

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 05 September 2021 · 913 Aufrufe
Lem, Gerd Frey, Millhauser

Dies ist meine August-Leseliste. Ich schaffe es ja eher nie, am Monatsende quasi tagfertig zu sein mit der Lektüre. Ein Buch zwanghaft aus der Hand fallen zu lassen, nur weil der letzte Tag des Monats erreicht wird, halte ich für wenig sinnvoll. Daher also erstmal das letzte Buch des Monats genüsslich zuende gelesen und dann kommt hier auch der Monatseintrag.
Das Buch, das ich nicht aus der Hand legte, ist das neue von Gerd Frey. Ich stelle es gleich mal mit ein paar Stichworten als erstes vor.
Gerd Freys Stories begleiten mich ja schon sehr lange. Ich habe ihn und seine Texte schon 1988-90 kennen gelernt, aus den damaligen ersten Fanzines der letzten Tage der DDR, im SF-Club Andymon in Berlin. Die Andymonianer haben ja mit Fanzines, Gerd mit seinem Egozine „Herovits neue Welten“ und dann mit ALIEN CONTACT das Schreiben von und über SF fortgesetzt. Gerds Abfallverkäufer-Stories gehörten sozusagen zu den ersten fannischen Werken, die ich damals lesen konnte.
Und Gerd macht ja weiter, immer wieder einmal; kann man ja in meinem Blog auch hin und wieder bemerken. Und nun also sein neuestes Werk - eine Zusammenfassung von älteren, mitunter schon ziemlich alten Stories. Für mich war das mitunter ein richtig gutes Wiederlesen:

 

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Gerd Frey: „OUTPOST. Dunkle Sonne 2“
„Saatzeit“. In naher Zukunft, auf dem Mars. Interessant, wie hier mit wenigen Worten aktuelle Politik in Sachen internationaler Raumfahrt eingeflochten wird. Aber das ist nicht Thema, sondern der Absturz eines Objektes auf der Marsoberfläche. Absturz? War wohl eher eine gezielte Landung. Auf jeden Fall passiert da was, mit Kugeln und Roboterspinnen und schwarzer Materie. Besteht eine Invasion bevor?
Die Frage wird nicht so beantwortet, wie man es vielleicht erwartet, die Story hat fast sowas wie ein offenes Ende - und ist damit der geeignete Opener der Sammlung.
Aber sie lenkt die Aufmerksamkeit der Leser vielleicht in eine falsche Richtung, denn sie ist nicht lustig.
Die folgende schon: „Handlungsreisende“
Der Titel der Story hat sich mir nicht erschlossen. Denn im Zentrum steht ein Agent. Er hat gerade auf eine sehr ungewöhnliche Art und Weise eine wichtige Geheiminformation erhalten. Doch hat er da was vermasselt und um seinen Fehler zu korrigieren, muss mal kurz in der Zeit zurückreisen.
Das sowas nicht gerade unproblematisch abläuft, ist jedem SF-Kenner geläufig. U.a. muss der Agent sich selbst erschießen, also sein andere Ich; aber das ist erst der Anfang der Kalamitäten.
Am Ende hatte ich so ein bisschen den Eindruck, dass der Auto selber den Faden verloren hatte, ich hatte das auf jeden Fall.
Jetzt weiß man aber, wohin die Reise geht: humorige SF, so zwischen „Per Anhalter durch die Galaxis“ und „Ijon Tichy Sterntagebücher“. Ja, das kommt gut!
Wer in dieser Stimmung bleiben möchte, sollte gleich zum letzten Teil des Buches blättern, denn dort findet er drei Abfallverkäufer-Stories. Oh ja, die klassischen, aus ALIEN CONTACT Zeiten. Sie waren für mich auf jeden Fall ein schönes Wiederlesen.
Auch „Teufelssaat“ beschert uns ein Wiedersehen, und zwar mit Ikondrar. Der ist hier aber eher Ziel einer Attacke und damit Nebendarsteller. Der Zauberer, um den es hier geht und dessen Schicksal wir miterleben können, heißt Kolvar. Ob es sich lohnt, sich den Namen zu merken? Na, auf der Sterbenden Erde - so richtig schön in Dark-Science-Fantasy-Manier a là Jack Vance und Michael Moorcock - wird hier eine zauberhafte, abenteuerliche, etwas kriminelle Story erzählt. Ach ja, das war dann wieder keine lustige SF.
„Oupost“ ist die Titelstory des Bandes und das heißt einfach „Außenposten“. Auch das dürfte jetzt so eine typische SF-Story von Gerd Frey sei: Der einzelne auf einem Vorposten, irgendwo in der lebensfeindlichen Umwelt des Kosmos, gern auf einem unwirtlichen Planeten. Hier: Jupitermond Europa. Was wie Routine und sogar mit etwas Langeweile beginnt, wird schnell zu lebensbedrohlichen Unfallsituation. Wie kann so jemand, der da ganz allein in lebensfeindlicher Umgebung agiert, sich helfen? Nun, ganz allein ist er nicht, aber das macht seine Situation wohl auch nicht besser. Als Referenzen darf ich SOLARIS und ALIEN nennen.
„Anna“ hatte ich auch schon mal gelesen, müsste jetzt glatt nachsehen, wo†¦ Das ist mal eine sehr irdische und Horror-Story. Ein Gothic-Mädchen verführt einen unerfahren jungen Mann. Der heiße Sommer, mit Hitze und Trockenheit, bestimmt die Atmosphäre. Die Initiation, der der Junge erfährt, wird ein psychedelischer Tripp, der irgendwie sehr ungut beginnt, ihn dann aber in irgendwie höhere Gefilde führt.
„Havarie“ ist dann fast so etwas wie „Outpost“, nur mit etwas anderem Hintergrund. Hier: Der Mars.
Gerd hat ihr den Untertitel „Eine Retro-SF Geschichte“ verpasst. Na ja, ist halt klassische Hard-SF. Aber sein „Der Marsianer“ denke ich, ist der Stoff wieder up to date.
Ich habe jetzt gar nicht alle Stories aufgezählt, es sind noch ein paar mehr. Gerd bedient in ihnen eine reichhaltige Palette an Topoi und Motiven der SF und Phantastik. Er kann lustig, kann Horror, kann richtige, geradlinige Abenteuer-SF, oftmals mit dystopischen Abgründen, ohne diese allzu tief auszuloten. Immer steht das Individuum im Mittelpunkt, als Leser kann man da immer schnell andocken und sich in die Story ziehen lassen. Manchmal sind es aber auch traumatisch, traumatisierende Erfahrungen, die seine Helden machen müssen, die etwas in Worte zu fassen versuchen, was nicht mit Worten erklärbar scheint. Auch darauf habe ich mich gern eingelassen.
9 / 10 Punkte

 

Richard A. Lupoff: „Der Dreifaltigkeitsmann“
Die dritte Station auf der Reise mit dem kürzlich verstorbenen Autor durch dessen Welten. Wir machen diesmal in den Jahren 1943 und 1976 Halt. (Meine „Reise“ orientiert sich nicht nach den Entstehungszeiten der Romane, die auf Deutsch vorliegen, sondern nach der Zeit, in der sie spielen.)
Das Buch will so viel, aber schafft es das auch? Also, ich bin der Meinung: Ja, mit Abstrichen.
Im Zentrum steht ein Mann, in dem drei (oder mehr? ...) Persönlichkeiten existieren. Diese psychische Erkrankung wird also zum einen vom Autor thematisiert. Darüber hinaus geht es aber auch um den Wert der Comic-Kunst, und um eine Aufarbeitung der Juden-Verfolgung und -Vernichtung durch die Nazis in Holland, und um die Rettung des Universums vor einem gefährlichen Raumbrand - und das alles auf 250 eng bedruckten Moewig-TB-Seiten! Ja, das ist sehr viel, und der Einstieg fiel mir gar nicht so leicht. Aber irgendwann hat es gezündet und ich bin mal wieder von dem Autor ziemlich begeistert!
9 / 10 Punkte

 

Steven Millhauser: „Zaubernacht“
Menschenskind, ist das gut! Nach dem kleinen Buch, einer Novelle, wie es auf dem Cover steht, muss ich mehr von dem Autor lesen!
Ich nehme mal an, der ist kein „Geheimtipp“ mehr, aber mir war er bis dato verborgen. So was auch†¦
Dabei ist diese Geschichte, die in wenigen Stunden in einer sehr warmen Sommernacht im Süden Connecticuts spielt, eigentlich an sich nicht spektakulär. Sie hat ja ein bisschen was von Drama und menschlicher Tragödie, auch ein bisschen Krimi und Horror sogar. Ewas Übernatürliches, Phantastisches. Aber vor allem so unendlich viel Sehnsucht und Melancholie. Das hat mich echt getroffen, mittenmang!
Die Leute in dem Städtchen können nicht schlafen, gehen raus, aus verschiedenen Gründen und mit unterschiedlichen Zielen (falls sie überhaupt ein Ziel haben). Sie begegnen sich dabei sogar, manchmal. Der Mond, die Mondgöttin lockt, und sie scheint Lebloses wie Schaufenster- u.a. Puppen zu beleben.
Aber was da passiert, ist eher sekundär, wie es erzählt und durch mich als Leser empfunden wird, das ist einfach zauberhaft! Deswegen schreibe ich hier gar nicht mehr, sondern empfehle es allen, die ein Sinn für das Poetische im Realen haben.
Gestoßen wurde ich übrigens auf das Buch durch eine Rezi einer meiner Lieblingsseiten, der des Vereins für Vergleichende Mythologie, Leipzig. Da steht auch dann mehr inhaltlich.
https://www.vergleic...s-zaubernacht/
11 / 10 Punkte

 

Stanislaw Lem: „Eine Minute der Menschheit“
Endlich mal wieder Lem! Zu seinem 100. Geburtstag musste das sein (und in Vorbereitung unseres Schwerpunktheftes beim NEUEN STERN, natürlich). Aber was? Was ich schon kenne? Doch was heißt „kennen“? So lange habe ich ihn nicht mehr gelesen. Nur SOLARIS ist mir ziemlich gegenwärtig (durch Theater und Filme).
Also mal was Neues. Das kleine Büchlein kannte ich noch nicht. Ist aber auch so ein Text, der als Rezension eines nicht existierenden Buches getarnt Lems Weltsicht dokumentiert. Und die wurde mit den Jahren nicht besser, oder gar heller. Leider für mich auch nicht mehr so relevant, was er da erzählt und irgendwie in der Intention, die es (das Buch, oder er, Lem) verfolgt, nicht durchschaubar.
Lustig: In einem Interview mit ihm las ich, dass ihn die Liebesgeschichte in der amerikanischen Verfilmung von SOLARS überhaupt nicht gefiel, wie der ganze Film wo sowieso nicht. Und hier, in seinen Gedankengängen, geht es sehr viel um Sex, Pornografie etc.
Das Buch, das in dem Buch vorgestellt wird, zeigt auf, was die Menschheit in einer Minute so macht - vor allem in Zahlen dargestellt. Da geht es also um Hektoliter Blut, Sperma und Milch (Muttermilch). OH je†¦
Na ja, aber der ironische Ton gefällt mir.
6 / 10 Punkte

 

Stanislaw Lem: „Der Mensch vom Mars“
Da das „Neue“ von Lem mir nicht so sonderlich mundete, also doch was Altes - und dann aber etwas, was zwar alt ist, aber erst Jahrzehnte später auf Deutsch erschien! Den kannte ich echt noch nicht. Das Buch ist Lems Erstling von 1946. Das Buch sollte ihn und seine Kumpels vom Grauen des gerade überstandenen Krieges ablenken. Und es zeigt, dass Lem damals wohl großer Wells-Fan war. Es erschien zuerst in einer Literaturzeitschrift und erst Ende der 80er in Buchform, kurz darauf auch auf Deutsch.
Der „Mensch“ vom Mars ist natürlich kein Mensch, sondern so ein biomechanisches Wesen - ein in künstlicher Hülle verbogenes Plasma-Wesen. Vielleicht er Urahne des ozeanfüllenden Solaris-Wesens?
Ich denke, hier kommen viele Motive vor, die Lem später nochmals aufgriff. Diese für irdische Begriffe unfassbare Lebewesen, von denen die Forscher nicht mal genau wissen, ob es überhaupt lebt, oder gar eine Maschine ist, weil sie mit Maschinenteilen operiert, kann die Gedanken, das Gehirn der Menschen direkt mit Informationen versehen. Denen kommt das wie Visionen und Träume vor.
Leider kommt keine echte Verständigung zu Stande. Außerdem ist das Wesen schon ziemlich gefährlich und aggressiv.
Lustig ist der Einstieg in den Roman. Der Ich-Erzähler, ein arbeitsloser Journalist in New York, wird einfach mal so am helllichten Tage gekidnappt. Es liegt wohl ein Missverständnis vor, aber aufgeklärt wird das nicht. Seine Kidnapper sind die Forscher, die das Alien gefunden haben und untersuchen. Er hilft ihnen daraufhin (ohne jegliche Qualifikation dafür, aber mit „gesundem Menschenverstand“).
Auch wenn das jetzt sicher noch kein reifer Lem ist, aber er las sich erfrischend, war auch ein bisschen spannend und kurzweilig.
8 / 10 Punkte




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Carlos Suchowolski: „Elf künftige Zeiten“

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 11 August 2021 · 867 Aufrufe
Carlos Suchowolski und 1 weitere...
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Endlich gelesen! Kurz, bevor sein Roman in der Edition SOLAR-X erscheint*. 2018 habe ich den Erzählungsband auf dem ElsterCon erworben und war eigentlich schon sehr gespannt auf die Stories. Kam wieder was dazwischen†¦
Nun habe ich die Stories im Urlaub, so an den Abenden während meiner Urlaubsfahrt, gelesen. Sollte man aber nicht machen, meiner Meinung nach, denn die Stories erfordern hohe Aufmerksamkeit und Zuwendung. Es sind keine Abenteuer-Stories, die man so zur Unterhaltung mal nebenbei lesen kann. Es wird viel nachgedacht, reflektiert, überlegt, gedanklich konzipiert.
Es geht um die Probleme, die man bei Zeitreisen (unterschiedlichster Form) haben kann. Es geht in 2 Orwelliaden (einmal eher grotesk, zum anderen eher in Horrormanier) um Kritik an totalitären Regimes - die mir dann doch etwas anachronistisch erschienen. Es kommen Androiden, Klone, Zombies vor. Doch sollte man auch hier keine Action erwarten. Durch Perspektivwechsel gewinnt der Autor diesen bekannten Stoffen der Phantastik neue Aspekte ab - mich haben sie nicht immer so wirklich überzeugt, muss ich gestehen. Was mir aber selten beim Lesen passiert: Ich musste mehrfach lesen, und immer fand ich neue Aspekte. Der Tiefgang der Stories hat mich überzeugt, auch wenn es mitunter mühselig war.
Ein großes Lob an die Übersetzerin, Pia Biundo, das muss auch für sie nicht gerade einfach gewesen sei. Die Geschichten sind gedankliche und sprachliche Juwelen - und auf den Roman freue ich mich jetzt.
(Mehr zum Buch im NEUEN STERN)
8 / 10 Punkte

*) "Das Licht der Hohlwelt"


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Sommerlektüre, auch abgebrochene

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 23 Juli 2021 · 789 Aufrufe
Sebastian Guhr, Daniel Kehlmann und 3 weitere...

...beginnen wir mit den Abbrüchen des Monats
Der Lesemonat Juni war zunächst von weniger erbaulichen Eindrücken geprägt. Ich habe es z.B. mit John Crowleys „In der Tiefe“ ein zweites Mal versucht. Einst hatte ich den Dreifachband „Maschinensommer“, kam damals - vor 15 Jahren? - nicht rein. verkaufte ihn gar. Und jetzt habe ich ihn mir wieder hingestellt. Und? Wieder nix.
Die Sprache ist sehr gekünstelt, sie erleichtert mir nicht gerade den Zugang. Und dann habe ich wohl nach wie vor falsche Erwartungen? Jedenfalls war ich auf eine exotische Welt erpicht, die Säule im All, auf der sich die kleine flache Welt befindet. Da gäbe es, meiner Meinung nach, so viel zu entdecken. Ein geschlechtsloser Fremder wird dort ohne Erinnerung aufgefunden. Es scheint sich um einen Androiden zu handeln. Aber nicht seine Geschichte steht im Mittelpunkt, sondern die Fehden der feudalen Gesellschaft dieser Mini-Welt. Das ist reine, mittelalterlich geprägte Fantasy, wie ich sie zumindest eher nicht mag. Na, mein Problem, Abbruch nach 80 Seiten
Zum Zweiten:
„Tausend Milliarden glückliche Menschen“ von James Blish und Norman L. Knight. Was für ein Titel! Und dann noch mein jetzt bereits seit Jahren angehimmelter Lieblingsautor Blish!
Auch das Vorwort hat mich für das Buch eingenommen. Es soll eine Utopie sei, obwohl der Umstand einer dermaßen hohen Überbevölkerung die Planeten eher dystopische Zustände erahnen lassen.
Im Vorwort erklären die beiden Autoren, wie sie sich jahrelang mit der Sache beschäftigt haben. Knight hat in den 40ern bereits Stories dazu geschrieben. Sie haben sich viele Gedanken gemacht, Notizen, Briefe hin und her geschrieben.
Na ja, irgendwie merkt man es dem Werk an. Ich kam in die Romanhandlung einfach nicht rein - vielleicht, weil es sie gar nicht gibt. Das ist eher so ein Staatsroman, in dem aber auf aus meiner Sicht Unwesentliches Wert gelegt wird. Aber was kann ich nach gut 50 Seiten schon behaupten?
Von den utopisch-dystopischen Zuständen habe ich nicht viel mitbekommen. Die vielen Menschen leben in Riesenstädten, sie tun nichts, da die Arbeit von Maschinen und Computern erledigt wird (Arbeit 4.0 gab†™s damals als Idee also schon). Die Handelnden sind die wenigen noch Arbeitenden. Und einer macht sich einen Kopp, wie und wo er seinen Urlaub verbringen kann.
Dann gibt es noch Menschen, die sich anatomisch an ein Leben im Meer angepasst haben. Sie gelten als neue Art, Tritonen. Okay, also Amphibienmenschen. Nicht so neu (der Roman ist aber auch schon alt). Denen widmet sich das Buch zunächst sehr intensiv. Aber in einer Form, die eher an Arbeit-Geschäfts-Besprechungen erinnert.

 

Nun aber: Gelesen im Juni und in der 1. Hälfte des Juli.

 

Daniel Decker: „Dør“
Der Roman nähert sich auf raffinierte Weise seinem Thema. Es gibt quasi verschiedene Romananfänge, die zu unterschiedlichen Zeiten spielen, verschiedene Protagonisten haben und der am Ende Ideen des Esoterikers Gurdjieff mit denen Lovecrafts mixt. Und das alles in einem relativ kurzen Text.
Dør ist ein Musikprojekt. Natürlich dachte ich als, dass es sich um eine skandinavische Black Metal Band mit HPL-Bezug handle und lag so falsch nicht. Es ist sozusagen eine Proto-Metal-Band aus Skandinavien, die der Beschreibung des Autors nach einige Stilelemente - sowohl musikalisch, als auch im Habitus und Auftreten - des späteren norwegischen Black Metal vorwegnimmt.
Dieses „Musikkollektiv“ aus den 60er Jahre ist natürlich fiktiv - also, ich nehme doch an, es ist fiktiv - und wurde von einem Mann namens Anderson gegründet. Der dürfte aber zu dem Zeitpunkt des Bestehens der band schon über 80 Jahre alt gewesen sein. Nur sieht man das nicht hinter seiner weißen Bühnenschminke.
In kurzen Kapiteln nähern wir uns dem Phänomen Dør und der Person Anderson, um ihn dann im Hauptteil, der 1935 spielt, auf einer Expedition ganz im Stile Lovecrafts und seiner „Berge des Wahnsinns“ zu erleben. Die mysteriöse reise geht hier aber in den Himalaja und teilweise an der Seite des Esoterikers Gurdjieff.
Der Mann hatte es ja auch mit der Musik - mit Tänzen vor allem, die ihm die seelischen und mentalen Geheimnisse der Derwische näherbringen sollten. Bevor er seine 40. Bewegung vollenden konnte, starb Gurdjieff 1949.
Zuvor öffneten er und Anderson aber eine „Tür“ - genau das heißt Dør wohl. Bei der Mission begegnen Andersen große Vögel, die einem Ruf ausstoßen, die dem Fan der Weird Fiction nicht unbekannt sein dürfte: „Tekeli-li! Tekeli-li!“
Eine schöne Hommage an den Altmeister der Weird Fiction, die für meinen Geschmack noch mehr ausgebaut sein könnte und die am Ende vielleicht sogar zu sehr dem Vorbild nacheifert.
8 / 10 Punkte

 

Richard Lupoff: „Zirkumpolar“
Astreiner SF-Alternativwelt-Roman um berühmte Flieger-Pioniere und -Asse der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wie Richtofen, Lindbergh und Earhart. Es geht um ein großes Preisausschreiben, um einen Flug um die Welt und wer es am schnellsten schafft.
Die Welt ist der uns bekannten durchaus ähnlich - und doch so völlig anders. Es gab keinen ersten Weltkrieg, nur einen Einjahreskrieg. Richtofen lebt noch, das Deutsche Reich und das Russische Zarenreich auch - und: Die Erde ist doch eine Scheibe! „Unsere“ Erde ist die Oberfläche. Aber was ist auf ihre Rückseite? Das weiß niemand, denn dahin hat sich noch niemand gewagt und vor allem ist noch niemand der es sich doch wagte je zurückgehkehrt.
Aber jetzt gibt es Flugzeuge und damit kann man im Süden über die große Eisbarriere hinweg und im Norden durch das Symmessche Loch auf die andere Seite. Dort finden wir quasi noch mal eine Alternativ-Erde. Und so kann das Abenteuer beginnen!
Das Buch erschien bei Ullstein als Abenteuerroman, in der Aufmachung gar nicht an einen SF-Roman erinnernd. Möglicherweise entging es so vielen SF-Fans und stieß Freunde der historische (echten) Abenteuergeschichte vor den Kopf. Wie auch immer, ich fand das Teil großartig.
9 / 10 Punkte

 

Barbara Bronnen: „Das Monokel“
Na, das war jetzt auch noch fällig. Ob ich jetzt mit dem Bronnen-Kapitel durch bin? Hmm, weiß nicht†¦
Den Roman schrieb die Tochter von Arnolt Bronnen. Sie und ihr jüngerer Bruder wundern sich über diesen Mann, der ihr Vater war, genauso wie ich. Was hat ihn geritten, so harte Grenzen aufzumachen und diese mehrmals zu überschreiten?
Die Tochter hat noch recht viel von ihrem Vater mitbekommen, der Sohn, ihr Bruder, war 2 Jahre alt, als Arnolt Bronnen starb. Aber ihm, Andreas, wird seine Herkunft aufs Butterbrot geschmiert!
Andreas Bronnen lebt in Scheidung. Seine Frau und sein Kind leben in Österreich und dort erinnert man ihn an seinen „unzuverlässigen“ Vater - der Anwalt seiner Frau will ihm daraus einen Strick drehen. Also muss sich der Sohn mit seiner Familiengeschichte befassen.
Die Geschwister machen sich auf eine Spurensuche durch Deutschland, Österreich, Polen, die Lebensstationen ihres Vaters.
Und - für mich erstaunlich - sie werden von den gleichen Fragen getrieben, wie ich. Als Hauptdokument nehmen sie auch „Arnolt Bronnen gibt zu Protokoll“. Allerdings, und das war für mich dann doch der Mehrgewinn aus diesem Roman, widmet sich die Autorin auch ausführlich der Zeit am Ende der Nazizeit, als Bronnen zum antifaschistischen Widerstand überging und der Phase, die Bronnen in der DDR verbrachte. Davon steht in den Protokollen kaum was.
Für den Sohn, also Andreas Bronnen, war dieser Findungsprozess sehr wichtig, weil er erst mal überhaupt eine Beziehung zu seinem unbekannten Vater herstellte, posthum natürlich. Das war auch für mich als Leser interessant, zudem hat Andreas Bronnen, als Wanderer zwischen den Systemen, eine interessante Biografie. Er ist in der DDR aufgewachsen, konnte dann aber in Österreich studieren und machte dort auch eine ziemlich kapitalistische Karriere. Verbal zumindest scheint er aber eine Affinität zur DDR, zum Kommunismus zu haben. Komische Sache, aber natürlich superinteressant.
Der Roman ist vielschichtig, beleuchtet das Leben des berühmten und bei Manchen berüchtigten Vaters und zeigt, wie sein „Ruf“, sein Leumund auf die Biografien der Kinder, der nun auch bekannten Autorin und ihres Bruders, ausstrahlt.
Mitunter etwas weitschweifig und redundant, aber ansonsten:
9 / 10 Punkte

 

Sebastian Guhr: „Mr. Lincoln & Mr. Thoreau“
„Der neue Guhr“ ist da! Klasse! Ja, seit „Die langen Arme“, das ich Anfang 2020 las, bin ich Fan des Autors. Seitdem habe ich einige Sachen von ihm gelesen, auch ein Buch, das ich mal besaß und lesen wollte, weil es eine Swift'sche Gulliveriade ist, das ich aber dann doch nicht mehr las, weil ich einfach zu viel von solchen Sachen gelesen hatte und es daher wieder abgab. Der Wiedererwerb gestaltete sich gar nicht so einfach, aber er gelang und das Buch fand ich dann auch nicht übel.
Seitdem warte ich auf neue Publikationen des Autors - ein bisschen sehnsüchtig. Dabei weiß man - so viel habe ich inzwischen gelernt - gar nicht, worauf man sich da einlässt. Nur einem einigen Genre hat er sich nicht verschrieben. Diesmal ist es quasi eine historische Doppelbiografie. Natürlich keine vollständige, dazu ist das Buch auch viel zu dünn.
Er widmet sich zwei berühmten US-Amerikanern des 19. Jahrhunderts.
Abraham Lincoln erleben wir in seiner Anfangszeit als Anwalt. Nun, was mich echt erschütterte, er war kein Erfolgsmensch, musste hart kämpfen, vor allem mit sich selbst und seinen Ängsten, seiner Melancholie, seiner Not.
Der andere ist nicht ganz so populär, aber dennoch sehr interessant: Der Schriftsteller und Natur-Philosoph Henry David Thoreau, der genug von der Zivilisation hatte und daher in den Wald zog. Dort baute er sich eine Hütte und lebte dort 2 Jahre, möglichst abgeschieden vom Trubel der zivilisierten Welt. Na ja, gelang ihm wohl auch nur partiell. Aber das Buch, dass er über seine Erlebnisse schrieb, wurde halt schon berühmt, und wird heute wohl noch gern von Leuten gelesen, die gern - oder auch aktiv - alternative Lebensformen suchen und pflegen.
Auch wenn einem diese Persönlichkeiten gar nicht so sehr viel bedeuten, wie mir, so ist der Roman dennoch ein spannendes Erlebnis. Wieder hat mich der Autor in seine Welt gezogen und seine Figuren nahegebracht. Ich bin schon ziemlich beeindruckt und begeistert - und muss jetzt wieder - wie lange? - warten auf das nächste Werk.
10 / 10 Punkte

 

Daniel Kehlmann: „Beerholms Vorstellung“
Das ist Kehlmanns Erstling und der steht schon lange in meinem Regal - ungelesen. Wie kann das sein?
Also, endlich nachgeholt.
Meine erste Reaktion auf das Buch: Irgendwie ist Daniel Kehlmann ein Science-Fiction-Autor. Das vorliegende Buch hat diesen Eindruck im Grunde verstärkt. Warum? Na ja, er schreibt gern über Mathematik und Physik, in „Mahlers Zeit“, in „Geister in Princeton“. Naturwissenschaft, gern auch philosophisch ausgeleuchtet, in ihrer Kraft auch fast mythisch überhoben (?), spielt als Background oft bei ihm eine große Rolle - insofern: Wissenschafts-Fiktion.
Hier erzählt ein begabter und ambitionierter Zauberer seine Biografie. Ein Bühnenzauberer, kein Magier aus einer Fantasy-Welt - aber einer, dessen Vorbild Merlin ist! Also auch Fantasy?
Ob er das große Ziel, „echte“ Magie zu entwickeln und auszuüben, erreicht hat? Oder war das dann am Ende doch nur ein von Alkohol benebelter Traum?
Und wie ist das mit seiner Freundin, oder Frau? Hat er sie sich wirklich erschaffen? Oder imaginiert er sie sich bloß herbei? Mit Sicherheit gehört der Ich-Erzähler des Romans zu den unzuverlässigen Erzählern. Aber auf jeden Fall zu den besonders guten!
Ich war wieder absolut begeistert von dem Roman, auch wenn er sogar irgendwie zu kurz geraten war.
10 / 10 Punkte - PS: Und gerade gesehen: "Nebenan" - was ja nicht nur das Regiedebüt von Daniel Brühl ist, sondern auch eine Drehbuchverfilmung von Daniel Kehlmann (hab ich echt erst bei den Credits am Filmende mitbekommen)




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Der Mai ist weiblich (zumindest auf meiner Leseliste)

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 28 Mai 2021 · 844 Aufrufe
Waldtraut Lewin, Ina Elbracht und 1 weitere...
Na, das ist ja 'n Ding: Den Mai dominieren Autorinnen! Das war so nicht geplant - ist aber sicher nicht die schlechteste Variante!
Den einen Mann hatte ich ja schon vorab besprochen, Link siehe im Text.
Falls jemand meint, der Hofmann war aber echt faul beim Lesen, so darf ich mich damit herausreden, dass ich ein Mega-Buch begonnen habe - übrigens doch wieder von einem Mann verfasst - das mich an ein Thema heranführen soll, dem ich mich später noch weiter widmen möchte. Dabei geht es quasi um einen "Sehnsuchtsort" und am Ende dann auch um eine historische Gestalt, der ich literarisch, fiktiv gern nachforschen möchte.
Das Buch, von dem ich hier spreche und das ich zumindest begonnen habe, ist "Glastonbury Romance" von John Cowper Powys. Der "Sehnsuchtsort" dürfte damit klar sein? Und wer das Buch kennt, weiß, dass man damit Monate verbringen kann (also, ich brauche die Zeit bestimmt...)

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27 - Ina Elbracht: „Klub Tropikal“
Wieder so ein kleiner Schatz, etwas ganz Besonderes, was ich da genießen durfte. Ist ja nur ein „Appetizer“ aus dem Hause KOVD („Meine literarische Zuflucht“) - der Band 2 der kleinen Reihe - und an einem gemütlichen Nachmittag durchgeschnurbst.
Aber was da alles drin steckt! Ist es nun einfach ein mörderisches Familiendrama, eine Art Aufarbeitung eines Gastarbeiter-/Migranten-Schicksals? Der ungewisse Report eines „unzuverlässigen Erzählers“? Gar eine Zeitreisegeschichte?
Aus allem entstand eine Art Reisetagebuch einer Frau, die das letzte Vermächtnis ihres Vaters in dessen ehemaliger Heimat, einer griechischen Insel, erfüllen muss und dabei auf seine Geheimnisse und die ihrer Familie stößt. Das alles ist verstörend und ihre Familie zerstörend. Und alles auf 70 Seiten geballt. Grandios!
Die Gestaltung des kleinen, feinen Hardcovers sei auch besonders hervorgehoben, das aussieht wie ein Notizbuch, so eine Kladde, die man gern als Reisetagebuch nutzt, mit schnell dahin gekritzelten Zeichnungen, die den Text auflockern.
Ja, und dann fühlte ich mich sogar noch dazu angehalten, das Video von Wham! - „Club Tropicana“ mir anzusehen.
10 / 10 Punkte

28 - Nils Wiesner: „Das Gralprogramm“
Richtig gut hat es mir gefallen. Per Computer-Spiel gerät ein junger Mensch in die Welt von Merlin und Artus und muss - na was wohl? - den Gral suchen. Seine Quest führt ihn durch die bekannte Artus-Legendenwelt, dann aber darüber hinaus ins mittelalterliche Frankreich, zur Burg der Katharer, Montségur, wo es unserem Helden nicht sehr gut ergeht, um es mal gelinde auszudrücken, danach in weitere zukünftige, jenseitige Gefilde. Und das Ende ist dann durchaus befriedigend und ein Gewinn.
(Hier ein paar schwärmerische Worte mehr).

29 - Ursula K. LeGuin: „Das zehnte Jahr“
Irdische Kolonisten sind das „10. Jahr“ auf dem Planeten. Wobei hier „1 Jahr“ etwas länger dauert, etwa 1 Generation. Entsprechend sind die Jahreszeiten auch länger. Nach dem langen Sommer kommt der lange Winter.
Auf dem Planeten gibt es noch eine Ur-Bevölkerung, auch Menschen. Doch die Exilanten / Kolonisten können sich in die fremde (Ur-) Gesellschaft nicht integrieren, obwohl sie sich alle Mühe gaben und z.B. auf ihren technologischen Fortschritt verzichteten, um sich anzupassen.
Die Ureinwohner nennen sich selbst „Menschen“, die Fremden sind in ihren Augen keine. Umgedreht verhält es sich mittlerweile auch so; gegenseitiger Rassismus prägt ihr Verhältnis zueinander. Aber es gibt da immer wieder mal so Amouren - Romeos und Julias - mit ähnlich dramatisch-tragischen Geschichten.
Die Geschichte dieses Buches ist aber die des Jahreszeitenwechsels und des damit verbundenen Einfalls von Nomaden aus dem Norden, den Gaal, die vor dem Winter in den Süden fliehen und dabei alles plündern, wessen sie habhaft werden können. Diesmal sind sie besonders gefährlich, da sich die nördlichen Stämme verbündet haben und gemeinsam und geballt angreifen.
Angesichts dieser Bedrohung können die „Ferngeborenen“ und die „Menschen“ ihre Differenzen überwinden und hinfort zusammen leben. Das hat so ca. 600 irdische (oder 10 Planeten-) Jahre gedauert†¦
Tolles, kleines Buch, kein wirklich überraschender Plot, aber mit klarer humanistischer Botschaft, denn der tief verwurzelte Rassismus wird am Ende überwunden. Dieser Prozess wird für die Protagonisten nicht widerspruchsfrei und schmerzvoll dargestellt; aber er ist machbar. Die Gaal als „die Wilden“ aus dem Norden müssen allerdings als Platzhalter für eine außerzivilisatorische Bedrohung herhalten. Die Darstellung ist sicher veraltet und überdenkenswert. Sie bleiben schemenhaft.
9 / 10 Punkte

30 - Waldtraut Lewin: „Artussagen“
Nils Wiesner ist schuld! In seinem „Gralprogramm“ geht es um den Gral, was ja sicher klar ist, also auch um die Artus- und Tafelrundenritter-Sagen. Ja, ja, die kennt man ja. Aber wirklich so genau? Ich wollte mein Wissen wieder auffrischen. Dazu habe ich erst mal John Boormans „Excalibur“ gesehen, sicher auch nach 20 Jahren mal wieder. Doch dann stieß ich bei meinen Recherchen auf dieses Buch - da es von einer meiner absoluten Lieblingsschriftstellerinnen stammt, musste ich ja†¦
Es ist eher für eine jüngeres Publikum geschrieben. Auch hält die Autorin sich etwas zurück, lässt den alten Stoff für sich sprechen. Doch trotz der „Einschränkungen“ hat es mir sehr gut gefallen.
Nun ist es mit diesem Sagenstoff so, dass er von sehr vielen Autor*innen „bearbeitet“ - damit geändert, umgeschrieben, erweitert wurde. In der Rezeption des Stoffes fällt auf, dass nicht nur die mittelalterlichen Autoren herangezogen werden, sondern auch moderne. W. Lewin hat aber - eine Version - unmittelbar und unverändert wiedergegeben. Genau das habe ich auch gesucht.
Für mich eine wichtige Erkenntnis: Es war gar nicht das Schwert Excalibur, das da im Stein (und Amboss) steckte, wie uns John Boorman weismache wollte. Der Regisseur hat sich noch weitere Freiheiten herausgenommen, z.B. was Lancelot anbelangt. Aber - wie schon angedeutet: Was ist denn eigentlich „die richtige“ Version? Kann man das sagen? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich dieses Buch hier sehr gern und mit großem Vergnügen und einigen Aha!-Effekten gelesen habe.
9 / 10 Punkte






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Motto

„Die Welt der Kunst & Fantasie ist die wahre, the rest is a nigthmare.“ 
Arno Schmidt
 
„Er weiß nun auch, was er gegen die … lauernde Stupidität, die sich als Realismus ausgibt, zu tun hat: das Bild von Wirklichkeit eingrenzen, sie mit ästhetischem Maß und nur mit diesem messen, den Schritt in surreale Reiche wagen."
(aus: Gunnar Decker: Franz Fühmann. Die Kunst des Scheiterns. Eine Biographie. S. 201)

 

 

Thomas Hofmann, ein Phantastik-Fan

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© Thomas Hofmann

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Als Freund der phantastischen Künste artikuliere ich mich seit ca. 1988. Vielleicht kennen einige von Euch meine Zeichnungen. War auch als Rezensent im Fandom unterwegs, einst vor allem im leider nicht mehr existenten Fanzine SOLAR-X, neuerdings im NEUEN STERN (kein Fanzine, nur ein "Rundbrief...")
Dieses Blog soll den geneigten Leser auf Tipps und Termine in Sachen Phantastik aus dem Raum Halle / Leipzig hinweisen. Einer alten SOLAR-X-Tradition folgend möchte ich auch Berichte zu von mir besuchten SF / Phantastik-Veranstaltungen einstellen.
Ich will immer mal wieder auf die Stammtisch-Termine meines Heimat-SF-Clubs, des ANDROMEDA SF CLUB Halle und auf die Veranstaltungen des Freundeskreis SF Leipzig hinweisen.

 

Man wird hier auch die eine oder andere Rezension zur Phantastik aus alten Tagen von mir finden, von denen zumindest ich meine, dass sie nicht völlig dem Vergessen anheim fallen sollen.

 

Mehr als Merkhilfe für mich, aber vielleicht auch als Anregung für den einen oder die andere Leser/in wird hier meine kommentierte Leseliste zu finden sein.

 

 

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Archiv

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Bücher, die weitestgehend von mir illustriert wurden:
♦ Sagen der Oberlausitz, Nordböhmens und angrenzender Gebiete; Oberlausitzer Verlag A. Nürnberger, 1990
♦ Sagen der Oberlausitz..., Band II, ebd., 1991
♦ Oberlausitzer Kochbuch mit historischen Betrachtungen, ebd., 1991
♦  Märch. d. Bergwelt, ebd., 1991
♦ Wilko Müller jr. & Renald Mienert: Die Zeitläufer, Solar-X-Prod., 1994
♦ Das große Dorfhasser-Buch, Aarachne, Wien, 2000
♦ Christian v. Aster: Nachmieter gesucht, midas 2000
♦ Von dunklen Kräften und alten Mächten, Rollenspielbuch, Caedwyn, Hannover 2001
♦ Das große Verwandtenhasserbuch, Aarachne, Wien 2001
♦ N. Rensmann: Ariane, Bastian, Luzifee und Co., K&C Buchoase,Solingen, 2001
♦ Felten & Streufert: Gänsehautgeschichten, K&C Buchoase, Solingen, 2001
♦ Spinnen spinnen. Die Anthologie zu nützlichen Tieren, Aarachne, Wien 2002
♦ Peter Brandtstätter: Von Schmetterlingen und der Liebe..., Wien, 2002
♦ Feenmond, Rollenspielbuch, Caedwyn, Hannover 2002
♦ Ruf der Ferne, Rollenspielbuch, Caedwyn, Hannover 2003
♦ Frank Haubold: Das Geschenk der Nacht. Phantastische Erzählungen, EDFC e.V., Passau, 2004
♦ Das Mirakel, Phantastische Erzählungen, EDFC e.V., Passau, 2007
♦ Rose Noire, Anthologie im Voodoo-Press, 2009
♦ Michael Knoke: Das Tal des Grauens, Voodoo-Press, 2010
♦ Michael Siefener: Die Entdeckung der Nachtseite, Verlag Lindenstruth, 2011
♦ A.G.Wolf: Die weissen Männer, VP 2013
♦ Tobias Bachmann, "Liebesgrüße aus Arkham", Edition CL, 2016
♦ A.G.Wolf: Die weissen Männer, KOVD 2020 (Neuauflage)
♦ Peter Schünemann, "Nachtmahr", Ed. Dunkelgestirn, 2023
♦ Andreas Fieberg & Ellen Norten (Hrsg.): RÃœCKKEHR NACH BLEIWENHEIM, p.machinery, 2023

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Bücher, an denen ich mich beteiligen durfte:
♦ Der Abenteuerwald. Phantastische Nachwuchsanthologie, Kreutziger Verlag, 1996
♦ Das Herz des Sonnenaufgangs, Eine Alien Contact Anthologie, 1996
♦ Liber XIII und andere unerwünschte Nachlässe, Goblin Press, 1999
♦ Lichtjahr 7, Freundeskreis SF Leipzig e.V., 1999
♦ Von kommenden Schrecken, Buch zum ElsterCon, Leipzig, 2000
♦ Der Erstkontakt. Stories und Bilder aus dem Perry-Rhodan-Wettbewerb, Berlin, 2001
♦ Phantastik 2002, Taschenkalender, 2001
♦ Michael Lohr, Gemurmel aus dem Buch der Drachen, 2001
♦ Hysterisch funktionieren, Aarachne, Wien. 2002
♦ C. Bomann: Anthrins Kind, Abendstern-Verlag, Parchim, 2002
♦ C. Bomann, Parchimer Hexengeschichten, Abendstern-Verlag, Parchim, 2002
♦ Des Todes bleiche Kinder, Abendstern-Verlag, Parchim 2002
♦ Geschichten von Phönix und Sperling. Buch zum ElsterCon, Leipzig, 2002
♦ Cover: Wilko Müller jr.: Operation Asfaras, Ed. Solar-X, 2003
♦ Alien Contact Jahrbuch 1 für 2002, Shayol, 2003
♦ Alien Contact Jahrbuch 2 für 2003, Shayol, 2004
♦ Alien Contact Jahrbuch 3 für 2004, Shayol 2005
♦ Cover: Carl Grunert: Der Marsspion, DvR, 2005
♦ G. Arentzen: Christoph Schwarz, Detektiv des Ãœbersinnlichen, Bd. 1 bis 6, Romantruhe, 2005
♦ M. Borchard: Der Zeitarzt, SF Blues Bd. 4, edfc, 2005
♦ Cover: Wilko Müller jr. & Renald Mienert: Die Zeitläufer, Ed. Solar-X, 2005
♦ Cover: Carl Grunert: Im irdischen Jenseits, DvR, 2005
♦ Cover: Carl Grunert: Zukunfts-Novellen, DvR, 2005
♦ Markus Kastenholz: Tiamat 1 - Asche zu Asche, VirPriV-Verlag, 2005
♦ Welt der Geschichten 1, Web-Site-Verlag, Mai 2006
♦ Cover: Wilko Müller jr.: Mandragora, Ed. Solar-X, 2006
♦ Kastenholz, Ippensen: Tiamat 2 - Die Stunde Null, VirPriV-Verlag, 2006
♦ Nocturno 6, VirPriV-Verlag, 2006
♦ Alien Contact Jahrbuch 4 für 2005, Shayol, 2006
♦ Welt der Geschichten 2, 2006 (alte Ausgabe; in der Nachauflage von 2008 sind keine Bilder von mir enthalten)
♦ Welt der Geschichten 3, 2008 (neue Ausgabe)
♦ Cover: Bernd Rothe & Astrid Pfister (hg.): Gequälte Seelen; Welt der Geschichten Sonderausgabe, 2008
♦ Robert N. Bloch: Michael Siefener. Eine kommentierte Bibliographie, Verlag Lindenstruth, 2011
♦ Frank W. Haubold: Der Puppenmacher von Canburg, Edition Lacerta(eBook) und CreateSpace Ind. Pub. Platform, 2012
♦ "Saramees Blut", Atlantis 2012
♦ M. Kastenholz: Projekt Hexenhammer, Printausgabe, 2013
♦ Simon & Steinmüller: Die Wurmloch-Odyssee, Shayol, 2014
♦  Richard Kühle: Alraune und der Golem, Goblin-Press, 2015
♦ Ine Dippmann und Uwe Schimunek: Leipzig mit Kindern, Jaron 2015
♦ Leipzig - Visionen. Gestern und heute, FKSFL & Edition Solar-X 2015
♦ Simon & Steinmüller: Die Wurmloch-Odyssee, Memoranda, 2017
♦ Simon & Steinmüller: Leichter als Vakuum, Memoranda, 2017
♦ Uwe Lammers, „Mein Freund, der Totenkopf“, Teil 1, 2017
♦ IF Magazin für angewandte Fantastik # 666, Okt. 2017
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Andymon, Memoranda, 2018
♦ Ferne Welten, Buch zum 14. ElsterCon, 2018
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: SPERA, Memoranda, 2018
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Sphärenklänge, Memoranda, 2019
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Der Traummeister, Memoranda, 2020
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Marslandschaften, Memoranda, 2020
♦ Fahrenheit 145, Buch zum 15. ElsterCon, 2020
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Pulaster, Memoranda, 2021
♦ (N)IRGENDWO (N)IRGENDWANN. Utopie und Humor. Begleitband zum ElsterCon 2022
♦ Goblin Press. Die frühen Jahre: 1990 - 2004. Eine illustrierte Dokumentation von Uwe Voehl, Lindenstruth 2022
♦ Hubert Katzmarz: Im Garten der Ewigkeit, p.machinery, 2022

♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Computerdämmerung, Memoranda, 2023

♦ Andreas Fieberg (Hrsg.): ABSCHIED VON BLEIWENHEIM. In memoriam Hubert Katzmarz MMXXIII, p.machinery, 2023

♦ Hubert Katzmarz: EIN MEISTERWERK DER WELTLITERATUR, p.machinery, 2023
 

 
Magazine und SmallPress
Alien Contact, Kopfgeburten, GOTHIC, The Gothic Grimoire, Vanitas, Tanelorn, Fleurie, Bonsai 6 / Zimmerit 5, 1995, Tumor (Sonderheft 8), Andromeda SF Magazin des SFCD 143 / 144, EXODUS 15 / 16 / 17 / 18 / 19 (mit Galerie v. mir, 2006) / 20 / 21 / 22 / 24 / 25 / 27
einblicke. Zeitschrift der Krebsforschung, August 2005,
Watchtower 8 / 9
Die Ruhrstadt-Zeitung 41
ARCANA 6 (2005)
Andromeda Nachrichten 216, 218 / 219, 220, 222, 223, 224
Nova 16 (2010)
Fantastic Artzine 1, Fantastic Artzine. Halb-Zeit, beide 2012

Nova 22 (2014)
Der lachende Totenschädel, Nr. 3 (10 / 2015)
Cthulhu Libria Neo, BuCon-Ausgabe 10/2015

Cthulhu Libria Neo 1, April 2016
Cthulhu Libria Neo 2, Oktober 2016
Cthulhu Libria Haunted Houses, März 2017
EXODUS 36, Juni 2017

Der lachende Totenschädel Nr. 4, Jan.2018
!Time Machine, Januar 2018
IF #7, März 2018

EXODUS 38, 09 / 2018
!Time Machine 2, Januar 2019
!Time Machine 3, April 2020
!Time Machine 4, Januar 2021
Der neue Pegasus Nr. 2, April 2021

!Time Machine 5, Oktober 2021
!Time Machine 6, Januar 2022
!Time Machine 7, Januar 2023

!Time Machine 8, Januar 2024
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Fanzines
aktuell & laufend NEUER STERN, Solar-X, Fiction Post, Goblin Press Hefte
TERRAsse 27 (zum 60. FörsterCon, April 2019)
TERRAsse zum PentaCon 2019
TERRAsse zum PentaCon 2021
â– 
CD-Cover
♦ The Beat Of Black Wings: Nightfall; 1999
♦ Syngularity: The Four Horsemen; 2000
♦ Gothica: Within A Dream; 2000
♦ Gothica: Into The Mystic; 2000
♦ The Beat Of Black Wings: Black Love; 2000
♦ Gothica, Workbook 1995, 2003

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