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Thomas Hofmanns Phantastische Ansichten



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Herbstlesungen 2017 | Lektüreliste

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 19 Oktober 2017 · 1.116 Aufrufe
H.G.Wells
†¦und weiter geht†™s†¦ wieder ein paar Bücher gelesen. Eins war dabei, das mich wirklich ziemlich beeindruckt hatte. Das will ich auf jeden Fall wärmstens empfehlen (ausführlich in dem Rundbrief, wer möchte, wahrscheinlich in der Weihnachstausgabe).

Fortsetzung Leseliste 2017, September / Oktober

42 - Jerk Götterwind: „Etwas ist geblieben. Gedichte 2014 & 2015“
Dieses Buch und - als Bonus - das Heft LaborBefund #11, J.G.: „Das Leben ist schön“ (Ausgewählte Texte 2013) - habe ich im Tausch gegen den NEUEN STERN vom Autor erbeten und bekommen. Habe mich sehr gefreut. Sicherlich würde ich sonst kaum auf den Trichter kommen, mir Gedichtbände anzuschaffen. Aber hier war das mal eine gute Entscheidung!
Jerk traf meinen Nerv. Er kann seinen inneren Zustand, der nicht immer im hellsten Licht erstrahlt, mit knappen und treffenden Worten darstellen und mir begreifbar machen.
Die Gedichte reimen sich nicht, die Zeilen entsprechen nicht mal ganzen Sätzen - woran ich mich erst gewöhnen musste; ging aber schnell. Doch so lass ich mir Gedichte gefallen - komprimierte Gedanken und Gefühlsbeschreibungen (nein, nicht schwülstig, gar nicht).
8 / 10 Punkte

43 - H.G. Wells „Ugh-Lomi“
Als amazon-Broschüren-Nachdruck habe ich mir für wenig Geld das Heft geholt. Also, wenn es einem um „richtige“ Bücher geht, ist das vielleicht nicht die beste Wahl. Komischer Weise steht in dem Heft kein Übersetzername, kein Verleger oder Herausgeber. Es gibt einfach dieses Heft. Und ich wollte mal wieder diese Urmenschengeschichte lesen, ohne viel Geld auszugeben. Kann man machen†¦
Damals, als ich sie leihweise mal las, in einer alten Ausgabe aus der Bibliothek, war ich fasziniert. Leider fand ich diese Faszination nicht wieder. Die Story ist recht geradlinig, ohne den Esprit, an den ich mich erinnert hatte. Halt so eine Geschichte, in der ein Urzeitmensch alle möglichen Sache „erfindet“. Historisch überhaupt nicht belegt, aber eben auch nicht ins Mythische überhöht, oder besonders spannend aufbereitet. Versöhnt hat mich das Ende, als Wells so etwas wie herrlichen schwarzen Humor durchblitzen ließ (und der Held verspeist wurde).
So ähnlich erging es mir mit einem Wiedersehen mit RAHAN, den ich als Kind aus einem damals mir zugänglichen französischen Album kannte. Ich konnte den Comic gar nicht lesen (Französisch), aber die Zeichnungen und das Setting faszinierten mich. Und heute: Na ja†¦
5 / 10 Punkte

44 - H. G. Wells: „Die Zeitmaschine“
Zeit für einen Klassiker! Nach der Freigabe der Wells-Texte überrollt uns auch im Deutschen eine wahre Wells-Welle. Ich befürchte, man muss jetzt ziemlich genau hinschauen, zu welchem Wells-Buch man greift, um nicht „daneben“ zu greifen.
Bei der Neuübersetzung des Fischer-Verlages kann man jedenfalls nichts falsch machen! Die Novelle wird hier ergänzt durch weitere Zeit-Geschichten von Wells und ein Nachwort von Elmar Schenkel - sicher einem der deutschen Wells-Experten schlechthin. Allen das bewog mich, das Buch sozusagen nochmal zu kaufen, aber auch die anderen „Begleit-Texte“, die insgesamt mehr als ein Drittel des Buchvolumens füllen; Vorworte zu alten Ausgabe, auch von Wells selbst; andere Geschichten von Wells, die ich bisher nicht so kannte (sicher sind die schon mal woanders erschienen?).
Mit hat die Zusammenstellung ganz toll gefallen, hat mir neue Aspekte der sicher sonst wohlbekannten Story gezeigt und ein schönes Wieder-„Sehen“ mit einem alten Bekannten ermöglicht (das letzte Mal habe ich „Die Zeitmaschine“ so Ende der 80er gelesen).
Ein utopischer Aspekt wird bei der Betrachtung der Novelle ja immer betont, die Extrapolation der gesellschaftlichen und Klassenverhältnisse vom Ende des 19. Jh, in eine ferne Zukunft, in der die Arbeiter zu Morlocks und das dekadente Bürgertum zu den Eloi mutiert sind.
Ein anderer Aspekt, den Wells zur Sprache bringt, ist mir entweder entfallen, oder war mir gar nicht so helle, nämlich der der Verweichlichung der Menschen, die sich nicht im „Lebenskampf“ beweisen müssen. Das liegt ja auf der Hand, wenn man sich die Eloi betrachtet: Sie bekommen alles geliefert von den Morlocks, daher haben sie keinerlei Antrieb mehr, sich zu bilden, zu arbeiten, sich zu behaupten. Diese Tendenz zur „Lebensuntüchtigkeit“ sieht der namenlose Protagonist / Wells bereits in seiner Zeit und sieht es in der fernen Zukunft bestätigt. Das fand ich bemerkenswert, vor allem vor dem Hintergrund des Interesses von Wells an sozialistischen Utopien und dem Drang nach Glückseligkeit als Ziel der Menschheitsgeschichte.
10 / 10 Punkte

45 - Aleksandar Žiljak: „Welche Farbe hat der Wind“
Großartige Neuentdeckung für mich. Ob das „mein“ Buch 2017 wird? Auf jeden Fall haben mir die darin versammelten SF-Stories großartig gefallen (bis auf die Cyberpunk-Story). Sexualität, Liebespiel an sich, spielt eine große Rolle in fast allen Stories, aber immer so, dass es nicht zum Selbstzweck wird.
Es sind tolle Ideen-SF-Stories, schöne Liebesgeschichten, tolle Formulierungen†¦ Ausführlich habe ich meine Eindrücke für den NEUEN STERN zusammengefasst.
12 / 10 Punkte

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46 - H.P. Lovecraft: „Die Katzen von Ulthar“
Noch ein Klassiker, nochmal gelesen. Nach der sommerlichen Urlaubsreise an die US-Ost-Küste, mit einem wundervollen Tag in Providence, musste ich jetzt mal wieder zu HPL greifen. Die Lektüre der Erzählungen aus dem Suhrkamp-Verlag soll mir auch das Warten auf den fulminanten Super-Band zu und von und über HPL aus dem Hause Fischer Tor: H. P. Lovecraft. Das Werk hg. von Leslie Klinger, verkürzen, den ich mir zu Weihnachten wünschen werde.
Hier also die Randolph-Carter-Fantasy-Stories vom Meister. Wieder großartig. Ich tauche gern in seine dunkel-glitzernden Traumwelten ab. Randolph Carter ist auch ganz aus dem Holz geschnitzt, der meinem Lieblingsmotto (siehe hier im Blog rechts oben) zu folgen scheint. Gerade die letzte Story, die das Testament Carters enthält, sein Vermächtnis sozusagen, das sicher auch mit HPL selbst zu tun hat, hat mir fast Tränen in den Augen beschert.
Einen Punktabzug gibt es dann doch, wegen der teilweise längeratmigen Aufzählungen etc†¦
9 / 10 Punkte

47 - Joris K. Huysmans: „Tief unten"
Das Buch habe ich jetzt zum 2 ½ Male gelesen*. In der fin de siècle-Ausgabe von SOLAR-X (Nr. 120), die Ende des 20. Jh.s erschien, habe ich auch eine längere Besprechung des Romans gebracht. Tatsächlich hat sich mein heutiger Eindruck im Grunde kaum geändert. Zur besseren Lesbarkeit habe ich mir eine für mich besser lesbare Ausgabe gegönnt, denn die klein- und engbedruckte Reclam-Ausgabe ist eher kein Genuss (mehr). Damit ich mich nicht wiederholen muss, füge ich die alte Besprechung mal kurzerhand als Kommentar zu meinem Blog-Eintrag hinzu.
Beim Wiederlesen fiel mir tatsächlich wieder Vieles ein; erkannte ich sozusagen wieder. Dramaturgisch bietet der Roman übrigens weit weniger als man vermuten könnte. Denn der Protagonist will ja nur sein Buch über Gilles de Rais schreiben, dessen Weg vom Jünger der reinen, christlichen Heilsbringerin, der Jungfrau von Orleans, zum bösartigen, kindermordenden Satanisten nachzeichnen. Sein Kumpel weist ihn darauf hin, dass es Satanisten immer noch gäbe (Ende 19. Jh.) und die sogar im Priestergewand zu finden sind. Daher versucht unser Buch-Autor Kontakt zu solchen Leuten zu finden. Dazu geht er auch eine Liebesbeziehung zu einer verheirateten Dame ein, die entsprechende Beziehungen hat.
Das Buch zerfällt in mindestens zwei Teile, einmal diese unredliche Liebensbeziehung (der gehörnte Ehemann der besagten Dame kann die gewünschten Kontakte herstellen), die nur ein gegenseitiges Ausnutzen ist, und die Darstellung der Recherche-Ergebnisse zu dem ollen Blaubart.
Das Buch erschien mir jetzt viel klarer, aber auch weit weniger spektakulär, geheimnisvoll, als ich es wohl damals gesehen habe. Aber gut, diese alten Eindrücke noch mal aufgefrischt zu haben.
8 / 10 Punkte
*) Was die halbe Lesung anbelangt: siehe meine alte Besprechung†¦


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Stückchen Leseliste September 2017

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 10 September 2017 · 1.505 Aufrufe
Waldtraut Lewin, Neil Gaiman und 2 weitere...

...weite geht's mit der Leseliste für 2017...

 

37 - T.H. White: „Schloss Malplaquet oder Lilliput im Exil“
Charmantes englisches Kunst-Märchen, das zwar direkt bei Swifts „Gulliver“ anknüpft, aber diesmal nicht diesen gewollt, lustig-kritischen „Ich-weiß-es-besser“-Ton der meisten Swift-Epigonen aufgreift. Die Liliputaner leben seit 200 Jahren unentdeckt auf einem alten englischen Adelsanwesen. Die Erbin und ihr vermeintlichen, ziemlich geschrumpftes Vermögen wird von zwei bösen Alten verwaltet. Da entdeckt sie die geheimen Mitbewohner.
Auch hier gilt: Es gibt im November ein anlässlich des 350. Geburtstag des Autors einen Neuen Stern mit Schwerpunkt Swift / Gulliver - da dann auch mehr zu dem Buch.
9 / 10 Punkte

 

38 - Colin Wilson: Rudolf Steiner, Verkünder eines neuen Welt- und Menschenbildes
Meine Exkursionen in die Denk-Welten des Colin Wilson gehen weiter. Auch das war interessant. Ich darf betonen, dass ich Fan von Wilson, nicht von Steiner bin. Aber Wilson ist Fan von Steiner, wenn auch einer mit wohltuend kritischer Distanz. Aber er hat von ihm einiges gelernt, gerade auch im Umgang mit sich selbst und seinen Kopf-Welten. Das ist nicht uninteressant …
8 / 10 Punkte

 

39 - Neil Gaiman: American Gods. Director's Cut
Anlass, das Buch noch einmal zu lesen, war die TV-Serie. Aber warum selber lesen, wenn es mir doch Stefan Kaminski vorliest? Und, um das gleich mal vorweg zu nehmen: Der macht das absolut supergut!
Natürlich habe ich beim Hören verglichen mit dem, was ich gesehen habe. Der Vorleser macht aus seiner Lesung eine regelrechte Vorstellung; liest jede Figur mit andere Stimmung, entsprechendem Dialekt (russisch geprägt z.B.). Dabei traf er - vielleicht wollte ich das aber auch nur so hören - die Stimmlage von Wednesday z.B. haargenau so wie die deutsche Synchronstimme aus der Filmserie.
Aus der Sicht lohnte sich das Wieder-„Sehen“ mit den alten Bekannten. Und sonst?
Vergleichsweise zu Serie ist das Buch 100-mal besser! Viele Nuancen des Buches kommen in den Filmteilen gar nicht vor, die aber für meine Begriffe essentiell, zumindest schön und wichtig und richtig sind. Warum nur? Dafür ist die TV-Serie ungleich brutaler. Warum nur? Sicher um Zuschauer zu fesseln. Mir war das zu viel, zu blutig, zu bunt.
Ein wesentlicher Erzählstrang (Schadows Aufenthalt in dem Kleinstädtchen bei Heinzelmann, mit dem Auto auf dem Eis, fehlt (bisher) in der Serie gänzlich; wurde durch so eine waffenlobby-kritische Dystopie um Gott Vulcan ersetzt. Kann man machen, allerdings erschien mir die Vulcan-Story der Serie fremdartig, was vielleicht darauf zurück zu führen ist, dass sie nicht von Gaiman stammt (?). Lediglich die Figur der Toten Ehefrau gefällt mir in der filmischen Umsetzung besser als im Buch, im Film ist sie fetziger, mächtiger, aktiver, hat mehr Profil.
Das Buch ist sehr dick. Ich denke mal, zu dick. Es hat Längen, die mir beim ersten Lesen auch schon aufgefallen sind. Beim Hören war das ja okay, da habe ich mir die ausufernde Schwafeligkeit gefallen lassen. Die Erzählweise erinnerte mich jetzt doch stark an King, den ich ja auch nicht so dolle mag; der Meister ist mir meist auch zu ausführlich.
Es verfestigte sich bei mir der Eindruck, dass Roman nicht das richtige Genre für Gaiman ist. Im Grunde erzählt er nicht wirklich viel; aber er scheint das selber zu wissen, denn er reichert seinen Roman mit einer Unzahl kleiner Geschichten an. Und DIE waren für meine Begriffe das Beste am ganzen Buch!
Teilweise war ich richtig gerührt (z.B. von der Geschichte der afrikanischen Zwillinge); dabei mehr vom geschriebenen Wort angetan, als von der filmischen Umsetzung.
Der Haupt-Plot zieht sich aber mächtig in die Länge. Ich kann mich noch am Selberlesen erinnern, wo ich fast die Geduld verloren hatte. Hier habe ich aber schön durchgehalten und darf für meinen Gesamteindruck 8 von 10 Punkte vergeben.
PS. Auch wenn mich die Serie nicht wirklich gepackt hat, so würde ich gern die 2. Staffel sehen; mal sehen, wie die den Bogen kriegen; die 1. hört ja wirklich mittendrin auf …

 

40 - A. A. Attansio: „Radix“
Mir war mal nach was Neuem, Besonderen. Auf den Autor stieß ich in einer Wiki-Seite zum Cthulhu-Mythos. Dort tauchte der Name des Autors auf, den ich bis dato gar nicht wahr genommen hatte. Was ich zu ihm fand, machte mich sehr neugierig.
Das dicke Buch beginnt auch stark: in ferner Zukunft - auf der Erde - so richtig klar und deutlich wird das gar nicht - lernen wir einen Anti-Helden kennen. Ein junger, fetter, unansehnlicher Bursche, der in einer Art Slum bei seiner Mutter wohnt, tötet. Das macht er mit viel Raffinesse. Er töte Leute, die ihn piesacken, quälen, erniedrigen. Er tötet, seit er 11 Jahre alt ist.
Er ist zwar hässlich, aber kein Verzerrter, also kein genetisch Verunstalteter; sein Samen ist richtig viel Wert. Daher wird er gern auch zu Frauen geführt, um sie zu begatten. - Ähm, ja, so deftig geht es zu in der Zukunft.
Er hat zudem Kontakt zu Mutanten, den Voors, deren Mutationen sie zu besonders Begabten macht. Die Voors haben Dinge, die zwar in der Nicht-Mutanten-Gesellschaft verboten, aber dennoch kostbar und wertvoll sind.
Unser dicker Anti-Held hat aber noch was ganz Besonderes. Und so ca. nach dem ersten Drittel des Romans, der noch konkret und mit einem deutlich nachvollziehbaren Plot daher kommt, driftet der Autor in ein metaphysisch, psychotisches, sexuell aufgeladenes und total irres Universum ab. Ehrlich, ich war dann irgendwann nicht mehr bereit, ihm zu folgen, obwohl es vielleicht ja noch interessant wäre zu erfahren, wie unser Held - der ist jetzt kein Dicker mehr, sondern ein strammer Einzelkämpfer - mit dem Gottgeist Delph fertig wird; darin besteht seine geheime, vom Universum (oder so) vorgesehene Aufgabe. Die eigentliche Handlung mutet sogar simpel und wenig komplex an, aber die Welt, das Universum, das Attanasio entwirft, ist es um so mehr. Aber wozu? Habe leider nicht durchgehalten, nehme mir aber vor, weiteres vom Autor zu probieren-.
6 / 10 Punkte

 

41 - Waldtraut Lewin / Miriam Margraf: „Die Zaubermenagerie“
Der „Novellenkranz“ ist die Fortsetzung der „Märchen von den Hügeln“; diesmal nicht als Kinderbuch aufbereitet, da die Protagonistin nun auch kein Mädchen mehr ist, sondern eine reife Frau.
Ich kann mich erinnern, dass mich das Buch beim ersten Lesen damals verwirrt hatte. Tatsächlich gab es auch in der DDR schon eine Diskussion über Lebenswerte, darüber, ob die Arbeit alles wäre und wie weit man sich im Alltag verliert. Aber dass eine Karrierefrau im Mittelpunkt steht, die eher wie eine großindustrielle Managerin auftritt, war wahrscheinlich damals eher untypisch für die gesellschaftlichen Verhältnisse.
Beim neue Lesen fiel mir aber etwas auf: Also, die Protagonistin verfährt sich mit ihrem schicken Auto im Wald. Sie wird tatsächlich in die Irre geleitet, verfährt sich also nicht so ganz zufällig. Sie landet in einer ziemlich schrägen Gegend, die an eine Mischung aus Burganlage und herunter gekommenem Zirkus erinnert. Sie ist empört, was sonst …
Ein paar ganz wenige Hinweise deuten darauf hin, dass die Geschichte aus der damaligen Perspektive in der Zukunft spielt: Das Auto ist mir einem Navi ausgestattet - so lese ich das zumindest, oder einem Bordcomputer. Der gehörte eher nicht zu einem Ost-Auto der 80er Jahre …
Außerdem ist die überarbeitete und gestresste Dame ja eine alte Bekannte, die aber leider ihre Herkunft und ihr altes Wesen vergessen hatte: Leontine, das Löwenmädchen. In einem teilweise schmerzhaften Prozesse erkennt sie ihr Versäumnis und kehrt zu ihrem früheren Ich zurück. Realisiert wird dies durch Erzählungen aus dem Leben des Elbenkönigs, der als berühmter Sänger aus der Stadt an der Elbe bekannt ist: Klinger, der Drächin Donna, Dodo usw. Die alten tolkinesken, elbischen Bekannten aus den „Märchen†¦“ treffen wir hier wieder.
Leontine ist in der Rahmenerzählung als ein paar Jahrzehnte älter als noch in den „Märchen …“, die ja in den 80ern spielten - das ist dann also die Zukunft …
Insgesamt handelt es sich um urbane Fantasy, um doch sehr märchenhafte Erzählungen, die sich weder inhaltlich, noch erzählerisch von denen im Kinderbuch „Märchen von den Hügeln“ unterscheiden.
Ich habe mich gern in diese Phantasiewelt aus Träumen, dem Traumland des alten Turms, der Raritäten-, Antiquitäten- und Vinylplattenladens, der geheimen Gartens hinter verborgenen Türen verloren. Alle möglichen Sehnsüchte scheinen mir hier zu Prosa geronnen zu sein. Wahrscheinlich finde ich das jetzt sogar besser als damals.
8 / 10 Punkte




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Hofmanns Sommerlektüre 2017

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 11 August 2017 · 1.243 Aufrufe
Waldtraut Lewin, Brian Deatt und 1 weitere...
31 - Waldtraut Lewin & Miriam Margraf: „Märchen von den Hügeln“
Das Wiederlesen war nötig, und es war schön. Interessanter Weise habe ich eine Entdeckung gemacht (über etwas, was ich entweder zuvor nicht wahrgenommen hatte, oder es inzwischen wieder vergessen habe). bezüglicher einer handelnden Person (ist für die Kenner ja möglicher Weise ein alter Hut, aber ich hatte mich sehr erfreut über diese meine kleine „Entdeckung“).
Mehr als es mir in Erinnerung blieb, haben die beiden Autorinnen (Mutter & Tochter) ganz bewusst und direkt Bezug auf Tolkien genommen. Dass sie es taten, wusste ich ja noch, aber so viel und überdeutlich, war mir entfallen. DAS war sicher ungewöhnlich für DDR-Verhältnisse. Aber als das Buch 1985 in der DDR erschien, gab es dort bereits eine Ausgabe des „Kleinen Hobbit“, seit 1971 immerhin.
Nun, ich durfte die Tromba wieder einmal erschallen hören, erleben, wie aus dem Löwenfindelkind die lebenslustige Leontine wird, wie sich Halbelben und Zwerge doch noch irgendwie zusammen raufen und wie im Elb-Tal langsam der Sommer vergeht.
10 / 10 Punkte (etwas mehr - und auch über meine „Entdeckung“ in einem kommenden NEUEN STERN)

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32 - Brian Deatt: „Mind Watch“
Der Kurzfilmmacher und Fotostory-Erzähler mit dem sprechenden Pseudonym verdingt sich nun auch als Schriftsteller. Neben Stories aus seiner Feder gibt es einen Roman, der in der Tradition der großen Antiutopien steht. Neben dem glasklaren Warnhinweisen auf eine Verschärfung der gesellschaftlichen Spaltung und gleichzeitiger totalen Kontrolle und Manipulation bekommt der Leser knallharten Stoff um die Ohren geknallt. Pulp Fiction trifft 1984. Für meine Begriffe hätte es etwas ausführlicher sein können, manche Aussagen schienen dem Autor zu wichtig zu sein, um von ihnen durch erzählerische Staffage abzulenken.
Ach so: Man kann sich am 28. September 2017 in Leipzig dann selber ein Bild vom Autor, seinem Buch und dem dazugehörigen Kurzfilm machen. Weitere Infos folgen†¦
8 / 10 Punkte

33 - Ričardas Gavelis: „Friedenstaube“
Eine großartige Entdeckung für mich! Dabei ist das DER neue Autor aus Litauen. So richtig mit internationalem Renommee, aber leider schon tot, ist nur 52 Jahre alt geworden. Sein Hauptwerk gibt es auf Deutsch nicht. Dafür diesen kleinen Storyband. Stelle ihn im NEUEN STERN vor. Hier sei er nur wärmstens empfohlen. Es handelt sich um Phantastik; die stilistische, erzähltechnische Nähe zu Kafka wird bei ihm oft bemüht. Passt auch. Es sind Stories, die in der litauischen Umbruchzeit, nach Zerfall der SU, Aspekte des Lebens und Un-Lebens in Vilnius phantastisch, unwirklich, gespenstisch gar, umschreiben und auf den Punkt bringen. Na ja, ich war sehr angetan.
10 / 10 Punkte

34 - Tom Hillenbrand: „Drohnenland“
Hörbuch, gelesen von Uve Teschner.
Klassebuch! Keine Frage. Ob es den Laßwitz-Preis verdient hat (2015)? Na ja, meinetwegen. Ich fand das Buch nun auch sehr gut.
Es ist eine Art Near Future Politkrimi. Damit ist schon viel gesagt. Vielleicht noch, dass es eine sehr glaubwürdiges, nachvollziehbares, weil heute andeutungsweise schon existentes Background schildert. Ich fand die Beschreibung des Cyberspace hier sehr gelungen, nachvollziehbar, glaubwürdig, realistisch.
Ein Punkt erscheint mir diskussionswürdig, nämlich dann, wenn der Autor seine Figuren über die Möglichkeit und Unmöglichkeit von KI sprechen und nachdenken lässt. Da versagt ein wenig die ansonsten sehr ausgeprägte und fundierte prophetische Gabe des Autoren meiner Meinung nach.
Die kriminalistische Ermittlungsarbeit im realen und virtuellen Raum ist spannend, am Ende vielleicht nicht sooo überraschend. Aber gut.
Was die politische Entwicklung Europas und der Welt, die hier ziemlich konkret und ausführlich dargestellt wird, anbelangt, erscheint sie mir - leider - auch realistisch.
8 / 10 Punkte

35 - Marianne Sydow: „Affäre Interstar“
Dieser Zufallsflohmarktkauf entpuppte sich für mich als echter Glückstreffer! Das Heft hatte ich bereits vor Jahren mal erworben. Warum? Vielleicht, weil mir das Titelbild so gefiel? Eine Riesenkrabbe und ein grüner, muskelbepackter Humanoid kämpfen miteinander. Dazwischen ein Mann und davor ein Hinweisschild? Ähm, ja? - Was ich erst nicht wusste: Das Bild passt zum Inhalt.
Ich kannte bis dato nix von der Autorin, und war sehr positiv von ihrer Schreibe überrascht: Pointiert, kurzweilig, mit überraschenden Wendungen, liebenswerten Charakteren. Der 1. Eindruck stimmt.
Es beginnt fast wie im Film „Nachts im Museum“. Ein Detektiv wird inkognito als Nachtwächter angeheuert, da in einem Museum für außerirdische Artefakte seltsame Dinge in der Nacht abgehen. Die bisherigen Nachtwächter haben aufgegeben und sitzen meist in der Irrenanstalt.
Es entwickelt sich ein SF-Krimi-Plot, mit einer überschaubaren Anzahl von Verdächtigen und Mitwirkenden. Es bleibt im Grund bis zum Schluss spannend, auch wenn das Versprechen, man hat es ja schließlich mit einem außerirdischen Artefakt zu tun, irgendwie nicht eingehalten wird. Die Motivlage ist dann ziemlich „irdisch“, „menschlich“.
Ich fand diese 60seitige Novelle sehr gelungen und halte mal Ausschau nach weitern Romanen von Frau Sydow
9 / 10 Punkte

36 - Klaus Mann: „Treffpunkt im Unendlichen“
Nach seinem sehr speziellen Alexander-Roman, der im Untertitel etwas Utopisches verspricht, was ich so nicht eingehalten vorfand, nun also ein Buch mit einem Titel, der irgendwie auch einen SF-Fan ansprechen könnte. Aber das habe ich nicht wirklich erwartet, den SF-Bezug.
Es geht um junge Leute aus der oberen Mittelschicht, schon besser gestellte Leute, High Society im Deutschland zwischen 1929 und 1933. Der Roman hat viel Autobiografisches und Biografisches über die Bekannten und Freunde Manns, ohne eine Biografie sein zu wollen. Der Autor schöpfte lediglich aus seinem eigenen Erfahrungsschatz.
Die Bohème, Künstlerszene und Müßiggänger, die so eher in den Tag hineinleben, es sich gut gehen lassen, es aber nicht können, weil sie sich auch gern mal in ihren Liebelein und persönlichen Feindschaften gegenseitig aufreiben, sind auch nicht wirklich glücklich. Aber die Weltwirtschaftskrise, und auch die politischen Verwerfungen, erscheinen durch ihre Augen irgendwie wie ein Kunstwerk, wie eine Theaterinszenierung. Sie wollen nicht wirklich was, sie bringen nicht, tingeln durch die Welt (Paris, Nizza), telefonieren am liebsten, nehmen Drogen (ziemlich viel und ausführlich) und schwätzen herum.
Das ist kein Roman, der einen richtigen Plot hat, es entsteht keine Spannung oder so, es zeigt aber ein seltsames Lebensgefühlt sich wohl auch selbst als nutzlos erachtender Tunichtgute. Bin ich da zu streng mit der Bande?
Über lange Strecken fand ich das Ganze sehr interessant, auch wie sie so unbedarft mit den politischen Extremen ihrer Zeit (Faschismus, Kommunismus) umgehen, das alles wie ein Spiel betrachten, auch selber da mitspielen. - Da fällt mir ein Zitat aus einer anderen Geschichte zu ein: „Denn sie wissen nicht†¦“, na ja, kennt man ja.
Am Ende fand ich es etwas dürftig, auch wenn Klaus Mann seine verlorene Generation deutlich scheitern lässt - Selbstmorde†¦
7/ 10 Punkte


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Manifest Destiny, Bd.4

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 06 August 2017 · 883 Aufrufe
Manifest Destiny
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Nr. 8 auf meiner Comicleseliste
Dingess, Roberts, Gieni: „Manifest Destiny. Bd.4: Sasquatch“

Hier habe ich noch meine Überraschung ob der Wendung im vorherigen Band zum Ausdruck gebracht, und nun muss ich schreiben, dass es noch viel beeindruckender wird!
Die Wendung in Band 3 war nicht nur eine des Plots, sondern auch der Aussage. Wenn die Serie bis dahin bei mir den Eindruck einer eher harmlosen Abenteuergeschichte gemacht hatte, in der es auch mal splattert und in der gekonnt historische mit phantastischen Elementen verwoben werden, so bekam sie nun eine sozusagen anklagende Note.
Im 4. Band gehen die Autoren wiederum einen neuen Weg, der mich echt überraschte und beeindruckte! Dabei hatte ich beim Lesen und Betrachten die Finesse als solche anfänglich noch nicht mal erkannt. Mir fiel erst nur auf, dass die Story nicht linear erzählt wird, sondern mit Rückblenden und Vorgriffen. Aber das ist nur die halbe Wahrheit†¦
Zudem kommt ein mysteriöser, metaphysischer Aspekt hinzu - der bei nüchterner Betrachtung auch einfach ein Ausdruck psychischer Überlastung eines Protagonisten sein kann.
Na, will nichts weiter verraten. Vielleicht noch, dass diesmal die Begegnung mit einer besonderen Form des Bigfoot im Mittelpunkt steht; der Untertitel des Bandes weist ja bereits darauf hin.
Was auch anders als in den anderen Bänden ist: Es geht gleich zu Beginn „zur Sache“, die fast schon schockierensten Elemente, die vor allem die Menschen in den Plot einbringen, werden den Lesern gleich zu Beginn übergeholfen. Puh, harter Tobak!
Noch mal 9 / 10 Punkte


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Manifest Destiny 3

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 06 August 2017 · 904 Aufrufe
Manifest Destiny
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Nummer 7 meiner Comic-Leseliste 2017
Dingess, Roberts, Gieni: „Manifest Destiny. Bd.3: Chiroptera & Carniformaves“


Der dritte Teil des historisch-phantastischen Comics aus Amerika mit dem sperrigen Titel. Die Expedition von Lewis und Clark in die unbekannten Weiten des nordamerikanischen Kontinents geht weiter. Sie werden von einem Haufen Männer unterstützt, die nichts zu verlieren haben, alles Männer mit Dreck am Stecken, auf die die feine Gesellschaft gern verzichten kann. Bei dieser Expedition geht es darum, das Hinterland, jenseits der Gebiete der noch frischen USA zu erforschen, Fora und Fauna und Indianer kennen zu lernen, das Land quasi in Beschlag zu nehmen.
Die ersten beiden Bände fand ich gar nicht übel. Der Zeichenstil ist ja eher franko-belgisch, nicht Superhelden-verwöhnt amerikanisch, also so eine Mischung als Funny und ernsthaft. Die Figuren haben etwas locker-komisches, nicht über-realistisch, aber die Szenen, in denen sie agieren, sind dagegen mitunter ziemlich drastisch.
Man begegnet ja durchaus gefährlichen Geschöpfen - natürlich ganz anderen, als man historischer Weise vermuten würde. In den beiden ersten Bänden waren es vor allem so eine Art Pflanzen-Zombie-Keime, die die Menschenbefallen und Riesenkröten.
Zudem liefern die kriminellen Typen der Expedition, die außer den beiden Leitern keine echte Motivation haben, an der Expedition überhaupt teilzunehmen, außer, dass sie nicht im Knast sitzen müssen, oder gar hingerichtet werden, genügend Konfliktpotential.
Diesmal sollte es so weitergehen: Man findet wieder so einen seltsamen, großen Bogen, der einfach so in der Landschaft steht. Diesmal besteht er aus†¦ äh†¦ Kot, also, aus äh†¦ Kacke†¦ ???
Ja, witzig. Die Kreatur, der man schmerzlich begegnet, ist eine Art Vogel-Bärchen, oder Affen-Vogel, also befedert, mit Schnabel, aber auch Zähnen, dessen Biss sich als giftig herausstellt.
Hmm, an der Stelle dachte ich mir: Das kann man beliebig fortsetzen, also immer wieder neue fremdartige Wesen aus dem Ärmel zaubern, deren sich die Männer erwehren müssen. Dass sie auf diesem Wege auch diese seltenen, unheimlichen, gefährlichen Tiere töten, hat mir noch nie geschmeckt, aber okay, man muss sich ja schützen.
Abwechslung brachte noch der Umstand, dass die Super-Indianerin die Grippe hat, aber eigentlich gern mitmischen würde, es aber nicht kann, und dass eine Meuterei droht, der man brachial entgegnen muss. Aber insgesamt wollte sich gerade Langweile breitmachen in mir.
Doch dann passiert was - Ungewöhnliches. Die Story bekommt so etwas von einer Lost-Race-Erzählung. Und als auch diese einen „normalen“ Verlauf nahm, gab es noch mal einen richtigen Knalleffekt! Ich war baff! Hier haben die US-amerikanischen Autoren mittels phantastischer Elemente eine grundsätzliche - sozusagen Ur-Sünde - der US-amerikanischen Geschichte thematisiert. Ganz lakonisch, fast ohne Wertung, einfach so ins Gesicht des Lesers geworfen.
Die Serie verliert ihre „Unschuld“, wird damit sehr interessant - bin gespannt, wie es weitergeht; der vierte Band liegt schon bereit.
9 / 10 Punkte


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Andeutungsweise Fortsetzung meiner Leseliste

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 24 Juni 2017 · 1.776 Aufrufe
Waldtraut Lewin, Unterwegs und 2 weitere...
27 - Laurynas Katkus: „Moskauer Pelmeni“
Kleine Schrift so zwischendurch, ein Essay über die Beziehungen zwischen Litauen und Russland, bzw. zw. Litauern und Russen in Litauen. Aus der Sicht eines Litauers. Wie die beiden Völker bis zur Perestroika zusammen lebten, wie der Autor, noch ein Kind damals, es erlebte, wie es zur Perestroika war und wie es haute ist. Dass es wohl immer Diskrepanzen und Konflikte zwischen die Menschen dieser unterschiedlichen Herkunft gab, gehört zu den (mir) unliebsamen Wahrheiten einer so verlorenen Welt, die im Nachgang immer mieser dasteht, als ich sie selber erlebte und wahrnahm. Ist halt so. Aber gut, dass der Autor, der natürlich Partei ergreift, nicht in platten Nationalismus verfällt und anmahnt, das die litauischen Führungspersonen heute offensichtlich die Fehler ihrer russischen Vorgänger (und polit. Feinde) wiederholen.
Außerdem gab mir die kleine Schrift Inspiration zum Weiterlesen†¦
8 / 10 Punkte

28 - Jack Kerouac: „Unterwegs“
Da gab es mal ein Gespräch zwischen mir und einem jetzt ziemlich erfolgreichen Phantastikautor, den ich sehr schätze. Ich gab zu, dass ich mit „Unterwegs“ nicht viel anfangen konnte, es nicht mal zu Ende las, als ich es las. Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass ich mit DEM Klassiker der modernen Literatur, der z.B. besagtem Autor sehr wichtig war (ist) und bedeutsam erschien, so gar nichts anzufangen wusste und dessen Bedeutsamkeit nicht erkannte und erspürte.
Das Hörbuch, gelesen von Michael Hansonis, soll mir die Gelegenheit geben, mein Urteil zu revidieren. Und tatsächlich haben mich die ersten Minuten schon irgendwie angesprochen; ich hatte Blut geleckt. Die Recherche begann und schon hatte ich einen illustren Reigen an - sozusagen - Begleitmedien zusammengetragen:
Ginsberg: „Howl - das Gehaul“ - DAS große Poem der Beatnics
Comic-Adaption von „Howl“ von Ginsburg
„On The Road - Unterwegs“ Film, 2012
Ziemlich werksgetreu, hat mir den inneren Zusammenhang des Plots eher erschlossen als das Buch selbst.
„Howl - das Geheul“ Film, 2010
Über die Entstehung des Poems; mit kompletter Rezitation des Poems durch den Ginsberg-Darsteller, beeindruckend, wie ich finde.
„Kill Your Darlings - Junge Wilde“, Film, 2013
Daniel Radcliffe als junger Allan Ginsberg, der der ersten menschlichen Inspirationsquelle der Beatnics, dem wilden Lucien Carr, begegnete. Über die Geburts-Katastrophe der Beat-Generation, Verfilmung des erst vor kurzen posthum erschienenen Buches von W. Burroughs und Jack Kerouac über den (Ritual-?) Mord an David Kammerer. Im Grunde wiederholte sich in „Unterwegs“ vieles, da war es dann Dean Moriarty (real: Neal Cassady), der die Bande antrieb.
Also, was nun?
Na ja, im Grunde ist es ja eine kleine Gruppe, die die „Beat-Generation“ ausmachte, sie scheint viel kleiner zu sein, als die Bedeutung, die man ihr beimisst. Ihr Gründungsmythos kann heute meiner Meinung nach gar nicht mehr so richtig nachempfunden werden; also, inwieweit das so großartig anders gewesen sein soll, als das, gegen das sie revoltierten. Aber das war es wohl schon.
Was mich echt störte, war ihr Verhältnis zu Frauen (für die eher so Sex-Püppchen, die auch kochen und Kinder hüten durften) = ziemlich konservativ, gar nicht revolutionär; aber die Frauen - so stellen sie es jedenfalls dar - wollten diese Rolle auch ausfüllen, ausgenommen vielleicht Marylou. Das Unternehmen war in erster Linie ein Männer-Club, wobei die Männer auch teilweise homosexuell waren, und daher verständlicher Weise kein gesteigertes Interesse an Frauen hatten. Das Bekenntnis zur Homosexualität war natürlich damals noch eine ganz andere Hausnummer als es heute ist, keine Frage.
Außerdem waren die Typen sozusagen Kleinkriminelle, die die Freiheit, die so propagierten, durch Diebstahl fremden Eigentums realisierten. Hmm, auch nicht so pralle, wie ich finde†¦
Zu den Gründungsmythen der Beatnics gehörten auch Tötungen von Menschen; für mich ebenfalls eine „neue Erfahrung“, die ich nicht so einfach einordnen kann. Im Grunde haben die Beteiligten auch noch großes Glück gehabt bei der Strafverfolgung, das meiner Meinung nach nicht gerecht ist.
Nun gut, jetzt kenne ich das Ganze, finde tasächlich ansprechende, inspirative Stellen, aber so ganz und gar kann ich dem nach wie vor nichts abgewinnen. Was mir im Buch selbst sehr gut gefiel (was der Film dann aber nicht so toll transportieren konnte), waren die Beschreibungen der Musik und Kultur der Südstaaten und Mexicos. Hier schaffte der Autor durch seine Worte farbenprächtige Bilder in meinem Kopf; dafür bin ich ihm sehr dankbar.
7 / 10 Punkte

29 - Michael Kozyrew: „Die fünfte Reise Lemuel Gullivers“
Viertes Buch für das „Swift-Projekt" des NEUEN STERNS im Herbst. Ein klein wenige ausführlicher dann dort. So ausführlich aber auch nicht, da es mir nicht gefallen hat.
Ist eine Satire, die 1936 in Russland geschrieben wurde, sich vordergründig gegen die Zustände im III. Reich richtet, aber offensichtlich so viele Spitzen enthält, die auch auf das Stalinistische Regime zutrafen, dass es erst 1991 in Russland erscheinen konnte. Ansonsten eine 08/15-Gulliveriade, in der Gulliver vor der Verfolgung durch die Kirche per frisch erfundenem Luftschiff flieht und sich auf seine 5. Reise begibt. Sprache ist an die des Originals angelehnt. Eigentlich alles drin, was man von so einem Buch erwartet? Na ja, für mich war das jetzt mal einfach zu wenig.
6 / 10 Punkte

30 - Waldtraut Lewin: „Insel der Hoffnung“
Der Roman, den ich mir jetzt aus ihrem „neuen“ Oeuvre herausgepickt habe, bleibt auch beim Thema. Nun, „neu“ ist relativ; der Roman ist aus dem Jahre 1998. Es ist ein Jugendroman. Die Heldin ist eine junge Jüdin aus Spanien. Der Roman spielt am Ende des 15. Jahrhunderts - die Reconquista geht zu Ende, das Zeitalter der Großen geografischen Entdeckungen (und Eroberungen) beginnt; in Spanien geht dies einher mit einer Verfolgung der Juden. Das Mädchen flieht aus dem Land - an Bord des Schiffes von Kolumbus! Das wird im ersten Teil erzählt; der Roman „Insel der Hoffnung“ ist der zweite Teil. Esther ist - immer noch als Junge getarnt, auf einer der Kanarischen Inseln gelandet; dort hat sie die Santa Maria verlassen - und ihren Geliebten Christoph Kolumbus†¦
Nun, das ist natürlich ziemlich --- also, wie soll ich das schreiben --- vielleicht halt doch sehr auf ein junges weibliches Publikum gemünzt. Ich habe auch gleich zum 2. Teil gegriffen, weil die Geschichte dort auf den Kanaren eine andere Wendung bekommt. Dort lernt sie nämlich einen aus spanischer Geiselhaft geflohenen, eingeborenen Prinzen kennen. Von den hellhäutigen Eingeborenen dieser eigentlich sehr bekannten (heutigen Urlaubs-) Inselwelt weiß man (ich) ja eher sehr wenig. Auch wie sie mit den europäischen Einwanderern und Eroberer zurechtkamen, welches Schicksal sie ereilte, wie sie Widerstand leisteten gegen die Eroberer. In diesem Zusammenhang fand ich interessant, dass die Guanchen sich nicht als Sklaven eigneten, wie die Autorin schrieb. Sie hauten bei jeder Gelegenheit ab. Interessant, das hießt ja, dass andere Leute sich durchaus als Sklaven „eignen“†¦
Die Inseln sind von verschiedenen Europäern eingeheimst worden, Portugiesen, Spanier, Holländer u.a. Die Spanier haben sie ihrem Reich einverleibt und die eingeborenen Königreiche unterworfen.
Der historische Hintergrund tritt in dem Roman etwas zurück hinter der Liebes- und Lebensgeschichte Esthers und ihres neuen Mannes. Das mag für die jungen (empfohlen ab 12 Jahre) Leserinnen (vor allem?) gut sein, aber mich holte sie damit nicht so richtig ab. Für mich wirkte der Roman etwas „schaumgebremst“, was auf jeden Fall angemessen für das Zielpublikum ist. Finde ich gut; und ein wenig hatte ich durchaus das „Lewin-Lesevergnügen“. Es schlummert immer noch in mir und ich bin froh, dass es nun wieder entfacht ist. Zu spät? Nö, es ist nie zu spät!
8 / 10 Punkte

31 - Waldtraut Lewin & Miriam Margraf: „Märchen von den Hügeln“
Das Wiederlesen war nötig, und es war schön. Interessanter Weise habe ich eine Entdeckung gemacht (über etwas, was ich entweder zuvor nicht wahrgenommen hatte, oder es inzwischen wieder vergessen habe). bezüglicher einer handelnden Person (ist für die Kenner ja möglicher Weise ein alter Hut, aber ich hatte mich sehr erfreut über diese meine kleine „Entdeckung“).
Mehr als es mir in Erinnerung blieb, haben die beiden Autorinnen (Mutter & Tochter) ganz bewusst und direkt Bezug auf Tolkien genommen. Dass sie es taten, wusste ich ja noch, aber so viel und überdeutlich, war mir entfallen. DAS war sicher ungewöhnlich für DDR-Verhältnisse. Aber als das Buch 1985 in der DDR erschien, gab es dort bereits eine Ausgabe des „Kleinen Hobbit“, seit 1971 immerhin.
Nun, ich durfte die Tromba wieder einmal erschallen hören, erleben, wie aus dem Löwenfindelkind die lebenslustige Leontine wird, wie sich Halbelben und Zwerge doch noch irgendwie zusammen raufen und wie im Elb-Tal langsam der Sommer vergeht.
10 / 10 Punkte (etwas mehr - und auch über meine „Entdeckung“ in einem kommenden NEUEN STERN)


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Die Hoffnung stirbt zuletzt (Waldtraut Lewin ist gestorben)

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 09 Juni 2017 · 1.853 Aufrufe
Waldtraut Lewin
Die Hoffnung stirbt zuletzt (Waldtraut Lewin ist gestorben)

Pardon für diesen Allgemeinplatz. Ich wollte auch ganz anders beginnen, aber als ich so meine Gedanken für die Kurzbesprechung des Romans „Insel der Hoffnung“ von Waldtraut Lewin sammelte, stieß ich auf die Nachricht, die mich jetzt ziemlich schockte und traurig machte:
Waldtraut Lewin ist am 20. Mai d.J. gestorben. Sie ist 80 Jahre alt geworden.
Ich weiß zu wenig über die Autorin, die ich als Jugendlicher, junger Erwachsener sehr, sehr gerne gelesen habe. Im Grunde bis zur „Wende“; den letzten dicken Roman von ihr, der in der DDR erschien, „Ein Kerl, Lompin genannt“, habe ich zwar noch gekauft, aber nicht mehr gelesen. Ich wollte das immer mal nachholen; immer noch.
Sie „lief“ mir immer mal über'n Weg: Ich habe mit Staunen registriert, dass ihr fulminanter Roman „Federico“ auch im „Westen“ erschien. Der hatte mich, neben „Die stillen Römer“ und „Märchen von den Hügeln“, absolut fasziniert. Diese drei Werke sind aus meiner Sicht die absoluten Höhepunkte ihrs Schaffens. Und nach dem Wegbrechen der alten DDR-Verlage hat sie weitergeschrieben und weiterhin veröffentlicht, was keine Selbstverständlichkeit war. Ich habe es registriert, aber „neue“ Bücher und Autoren lockten und lenkten ab.
Inzwischen bin ich soweit, dass ich sehr gern die alten Eindrücke wieder auffrischen möchte und auch lesen möchte, was aus „meiner“ Autorin geworden ist.
Nach dem großartigen „Der Wind trägt die Worte“, in dem sie eindrücklich und glühend von der Geschichte des jüdischen Volkes erzählt, das ich mir erst kürzlich als Hörbuch gegönnt hatte, hatte ich wieder Blut geleckt. Ja, was ist aus ihr geworden, was beschäftigt sie jetzt, welche Bücher hat sie geschrieben? Da gibt es Krimis, Kinderbücher, Jugendromane, meist historischen Inhalts. Sie hat sich sehr viel mit der Geschichte der Juden in Deutschland und Europa befasst, über Anne Frank geschrieben. Das machte mich stutzig, denn in der DDR-Zeit war mir nicht bewusst, dass die Autorin Jüdin ist.
Sucht man danach, wird man schnell fündig: Sie hat sich sehr intensiv mit der jüdischen Kultur und Geschichte, also mit ihren Wurzeln, befasst. Ihren kürzlich erlebten 80. Geburtstag hat sie wohl noch bei bester Gesundheit in Israel gefeiert. Und wie ich lesen konnte, hat sie seit ihrem 11. Lebensjahr gewusst, dass sie jüdischer Herkunft ist.
Nun, in ihren Werken, die in der DDR erschienen sind, hat sie dies nicht einfließen lassen. Zumindest habe ich davon nichts mitbekommen, wenn es doch der Fall gewesen sein sollte.
Aber egal; so hatte sie auf jeden Fall für sich ein neues Gebiet erschlossen.

 

Der Roman, den ich mir jetzt aus ihrem „neuen“ Oeuvre herausgepickt habe, bleibt auch beim Thema. Nun, „neu“ ist relativ; der Roman ist aus dem Jahre 1998. Es ist ein Jugendroman. Die Heldin ist eine junge Jüdin aus Spanien. Der Roman spielt am Ende des 15. Jahrhunderts - die Reconquista geht zu Ende, das Zeitalter der Großen geografischen Entdeckungen (und Eroberungen) beginnt; in Spanien geht dies einher mit einer Verfolgung der Juden. Das Mädchen flieht aus dem Land - an Bord des Schiffes von Kolumbus! Das wird im ersten Teil erzählt; der Roman „Insel der Hoffnung“ ist der zweite Teil. Esther ist - immer noch als Junge getarnt, auf einer der Kanarischen Inseln gelandet; dort hat sie die Santa Maria verlassen - und ihren Geliebten Christoph Kolumbus†¦

 

Eingefügtes Bild

 

Nun, das ist natürlich ziemlich --- also, wie soll ich das schreiben --- vielleicht halt doch sehr auf ein junges weibliches Publikum gemünzt. Ich habe auch gleich zum 2. Teil gegriffen, weil die Geschichte dort auf den Kanaren eine andere Wendung bekommt. Dort lernt sie nämlich einen aus spanischer Geiselhaft geflohenen, eingeborenen Prinzen kennen. Von den hellhäutigen Eingeborenen dieser eigentlich sehr bekannten (heutigen Urlaubs-) Inselwelt weiß man (ich) ja eher sehr wenig. Auch wie sie mit den europäischen Einwanderern und Eroberer zurechtkamen, welches Schicksal sie ereilte, wie sie Widerstand leisteten gegen die Eroberer. In diesem Zusammenhang fand ich interessant, dass die Guanchen sich nicht als Sklaven eigneten, wie die Autorin schrieb. Sie hauten bei jeder Gelegenheit ab. Interessant, das heißt ja, dass andere Leute sich durchaus als Sklaven „eignen“.
Die Inseln sind von verschiedenen Europäern eingeheimst worden, Portugiesen, Spanier, Holländer u.a. Die Spanier haben sie ihrem Reich einverleibt und die eingeborenen Königreiche unterworfen.
Der historische Hintergrund tritt in dem Roman etwas zurück hinter der Liebes- und Lebensgeschichte Esthers und ihres neuen Mannes. Das mag für die jungen (empfohlen ab 12 Jahre) Leserinnen (vor allem?) gut sein, aber mich holte sie damit nicht so richtig ab. Für mich wirkte der Roman etwas „schaumgebremst“, was auf jeden Fall angemessen für das Zielpublikum ist. Finde ich gut; und ein wenig hatte ich durchaus das „Lewin-Lesevergnügen“. Es schlummert immer noch in mir und ich bin froh, dass es nun wieder entfacht ist. Zu spät? Nö, es ist nie zu spät!
Tatsächlich schätzte ich an ihren alten Römer-Romanen, die ja einst auch in einem eher Jungendbuchverlag erschienen sind, aber wohl durchaus für ein reiferes Publikum geschrieben wurden, die prickelnde, auch sexuell aufgeladene Atmosphäre, die dem ansonsten spannenden und historisch interessanten Plot noch die richtige Würze verpasste. Das fehlte hier; es werden harmlose Küsse ausgetauscht, wobei dem jungen Guanchen-Prinzen von La Gomera das Küssen erst beigebracht werden musste.
(Leseliste 2017 / 30 / 8 von 10 Punkte)

 

Nun, es wird wieder Zeit, dass ich „Die stillen Römer“ noch einmal lese! Ist hiermit fest vorgenommen. Ihr Halb-Sachbuch-halb-Roman über Kolumbus liegt auch noch auf meinem SUB, dann will ich unbedingt noch einmal dem tolkinesken Zauber ihrer „Märchen von den Hügeln“ nachspüren - ja, das geht - also, es ging damals, und ich wünsche es mir heute zurück - die faszinierende, anrührende Melange aus Tolkien und Elb-Florenz, im Sommer.




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Leseliste, Fortsetzung

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 19 Mai 2017 · 1.220 Aufrufe
Colin Wilson, Ballard und 1 weitere...

...und weiter geht's mit der Leseliste:

 

21 - J. G. Ballard: „High-Rise“
22 - J.G. Ballard: „Crash“
Das Hochhaus ist ein Organismus. Was den Bewohnern anfänglich wie ein Refugium erscheint, wird zum Hort des Kultur- und Zivilisationszerfalls. Die Menschen - warum auch immer - verfallen (vermeintlich?) urtümlichen Verhaltensweisen: zügelloser Sex, Mord & Totschlag, Verwahrlosung, bei gleichzeitiger Herausbildung urtümlicher, urgesellschaftlicher Clan-Strukturen, in deren Rahmen die überlebenden Menschen um die knapper werdenden Ressourcen kämpfen.
Warum die Menschen so sind, wie sie sind, erklärt Ballard nicht. Das gibt er sogar im Text zu. Insofern fand ich den Roman unbefriedigend. Die Handlung, die Entwicklung der Personen, Spannungsbogen, Erzählweise sind aber noch für meine Begriffe packender, nachvollziehbarer als z.B. in „Crash“, das ich gleich im Anschluss las.
„Crash“ - das die Nähe und Verknüpfung von Autorunfällen und Sex, ästhetisch verarbeitet und aufbereitet, hat mir überhaupt nicht gefallen. Was soll das? Ist das eine Altmänner-Phantasie? Lässt der berühmte Altmeister der New Wave der SF hier mal so richtig die Sau raus? Oder hält er mir den Spiegel vor die Nase: „Hey, gib es zu: Du denkst doch auch nur immerzu an das Eine!“ - Neben dieser sicher dem gutbürgerlichen Spießer pervers erscheinenden Phantasie aus zerfetzten Auto-Blechen und blut- und spermaüberströmten, nackten und halbtoten Leibern, ist es ja die offen dargelegte Gedankenwelt vor allem der männlichen Protagonisten, die eben immerzu nur an der Eine denken. Na ja†¦
Zu „High-Rise“ habe ich mir für den NEUEN STERN noch ein paar mehr Gedanken gemacht und meine Eindrücke nach dem Lesen des Romans und dem Schauen des Films, im Vergleich zu einem anderen, noch fast aktuellen, ähnlich angelegten Film („Kafkas Der Bau“) niedergeschrieben. Also wer alles erfahren will, bitte melden†¦
High Rise 8 / 10 Punkte
Crash 6 / 10 Punkte

 

23 - J.G. Ballard: „Der Sturm aus dem Nichts“
Ich werde wohl kein Ballard-Fan mehr. War ich es je? Weiß nicht, oftmals ließen mich seine Romane (die wenigen, die ich bisher las) in einer Mischung aus irgend einer Art Beunruhigung und einer gehörigen Portion Ratlosigkeit zurück, seine Stories noch mehr, aber bei denen muss das wohl so sein.
Die Katastrophenromane sind ja das, was ihr Name sagt: Romane über Katastrophen. Sicher kann man die äußerlichen Katastrophen auch als innere Zerrüttung, oder gesellschaftlichen Kollaps interpretieren, aber Ballard ist für meine Begriffe kein feiner Wortmagier - also, meistens, es gibt da auch ganz wunderbare Passage. Aber seine Prosa ist eigentlich griffig und konkret.
So auch in diesem Erstling, einem Katastrophenroman. Aus im Grunde ungekannten Gründen baut sich ein weltumspannender Dauer-Sturm auf, der immer schneller und zerstörerischer wird. Die Menschen, Staaten etc. sind dem Phänomen gegenüber völlig hilflos, verkriechen sich, wenn es geht, und machen sich dann untereinander das Leben schwer - was an ihrer Form des Zusammenlebens nicht wirklich etwas ändert, könnte ich jetzt zynisch hinzufügen.
Mich rührte das alles nicht an; die Leute bleiben mir fremd und ich ihren Schicksalen gegenüber unberührt.
Es gibt auch keinen nennenswerten, spektakulären, wirklich aktionsreichen Plot, dem man gerne folgen würde - das ist so ähnlich wie in „Crash“ und „High-Rise“. Also, reicht erst mal mit Ballard.
6 / 10 Punkte

 

24 - Colin Wilson: „Herr der Unterwelt“
Nach einem sehr schönen, informativen, inspirativen Widersehen mit diesem Kult-Autor im Weird New Star 2.1 /2.2 (NEUER STERN 25/26) konnte ich es nicht lassen, nach mehr von ihm Ausschau zu halten. Seine Lovecraft-orientierten SF-Romane, die ich den STERNEN besprochen habe, konnten mich nicht zu 100% überzeugen; ich denke schon, dass seine Stärken im Sachbuchsektor zu suchen sind. Er widmete sich recht vielen Sachgebieten, aber allen war gemein, dass es immer so etwas abwegige Themen waren. „Abwegig“? Na ja, aus der Perspektive des Mainstreams gesehen; es ging ihm um Okkultes, Esoterik, Magie, Psychologie, Serienmörder†¦
C. G. Jung finde ich ja durchaus schon länger faszinierend; was wären wir Phantasten ohne seine Archetypen? Dass er durchaus auch etwas Geheimnisvolles an sich hat, weiß, ahne ich seit dem Sünner-Film „Nachtmeerfahrten. Eine Reise in die Psychologie von C. G. Jung“. Auch der Buchtitel, den Wilson wählte, sprach mich und mein Sinn für das Unheimliche, Verborgene, Hintersinnige, Dunkle an. Und genau so meinte es Wilson auch. Hier erfüllte er meine Erwartungshaltung. Hat man ja auch nicht immer†¦
Ansonsten hält sich der Autor an der Biografie des Psychologen; vor allem dessen wechselhaften Beziehungen zu seinem Mentor Freud. Beide Persönlichkeiten waren keine einfachen, daher ist das Ganze auch einfach spannend und amüsant zu lesen.
Darüber hinaus geht es aber auch im Inhalte der Jung†™schen Lehre, um das kollektive Unbewusste, Synchronizität, aktive Imagination, „unsichtbare Anordnungen“, die auf einen (höheren?) Sinn des Lebens hindeuten, auf „ungerichtetes Denken“ und die Macht des Mythos.
Der Autor von „The Outsider“, Wilson, beleuchtet besonders Jung als Romantiker, im Sinne eines Yeats, zeigt sogar interessante Parallelen zu diesem auf, so dass ich nun weiß, dass ich auch Yeats (mal wieder) lesen muss (hatte ich schon mal, ein wenig, aber wohl viel zu wenig).
Wilson ist sehr bemüht, Jungs Glauben an Geister, seine Überlegungen diesbezüglich, zu rechtfertigen. Ja, so kam es mir zumindest vor. Jung selbst hatte große Probleme, sich dies zuzugestehen; er sah sich als rationalen Wissenschaftler, als Skeptiker, der dem Meta-Physischen in seinem Denken und Fühlen keinen Plätz einräumen wollte / durfte. Nun ja, das Problem hat jemand, der über Neurosen nachdachte, schrieb, lehrte. Überhaupt, sowohl Freud, als auch Jung, waren wohl sich selbst die besten „Patienten“†¦
Wie auch immer, diese sicher nicht ganz wissenschaftliche, dafür umso leidenschaftlichere Biografie / Monografie über den Erforscher des Inneren Dunkels hat mich begeistert!
10 / 10 Punkte

 

PS: Wilson zitiert die letzten Worte Jungs, bevor er starb: „Let's have a really good red wine tonight“- Darauf ein Gläschen!

 

25 - Gynter Mödder: „Gullivers fünfte Reise und die Tyrannei der Alten“
Ziemlich voluminöse Fortsetzung des Swift'schen Stoffs. Meiner Meinung nach will der Autor zu viel. Mir hat es nicht gefallen. Zu viel Kleinkram, den der Autor da satirisch aufs Korn nimmt. Liest sich auch nicht so spannend. Ein klein wenig ausführlicher dann im NEUEN STERN zu Swift im November.
6 / 10 Punkte

 

26 - H. Heidtmann: „Willkommen im Affenhaus“
Anthologie. Letztens zum SF-Stammtisch des ANDROMEDA SF Clubs in Halle: Wir feierten den 90. Geburtstag von Herbert W. Franke (also, so ein bisschen). Ein SF-Fan-Kollege brachte dieses Buch mit, aus den 80ern, u.a. mit einer Story von Franke, daher†¦
Aber, was mich viel mehr fasziniere: In dem „West-Buch“ befinden sich ein Haufen DDR-Autoren! Es ist eine SF-Story-Sammlung, aber die Autoren sind nicht mal alle SF-Autoren, zumindest nicht die aus der DDR. Ein Name fiel mir sofort ins Auge: Waltraut Lewin! Ja, die Grand Dame der historischen Literatur in Ostdeutschland. Bin gerade dabei, sie mir wieder zu erobern, und dann das: Von der Existenz eines dystopischen Textes, wenn auch nur eines kleinen, von ihr wusste ich bis dato nicht mal.
Es geht in ihrer Story um Luftverschmutzung und eine andeutungsweise als „Öko-Diktatur“ zu bezeichnende, dystopische Gesellschaft, die den Menschen in der Absicht, sie am Leben zu erhalten in einer lebensfeindlichen Atmosphäre, Regeln aufdrückt, die sie in ihrer Freiheit behindern.
Die anderen Storys, auch von namhaften Autoren, wie F. Pohl, Vonnegut (Titelstory, da geht es um die Liebe, die reine, tierische Liebe), Aldiss, Lem, Thomas Ziegler, aber auch Franz Fühmann, Joseph Conrad, Lutz Rathenow, Johann u. Günter Braun und Bilenkin.
Es sind vor allem Warnungen, typische 80er Jahre Dystopien, teilweise ziemlich desillusionierend, harsch in ihrer Aussage und depressiv. Für mich eine kleine, besondere Zeitreise.
8 / 10 Punke

 

Comics

 

5 - Allen Ginsberg & Eric Drooker: „Howl“
Das ist eigentlich kein richtiger Comic, eher so ein Bilderbuch nach einem Film; bzw. nach dem berühmten Poem von Ginsberg; bzw. nach den animierten Teilen des Films über die Entstehung des berühmten Poems von Ginsberg.
Da ich mich gerade auf einer Bildungsreise (also, nur mental, virtuell) in die Epoche der Beatniks befinde, stieß ich auf diesen sehr schönen Band. Es gibt da diesen Film mit James Franco, der den Allen Ginsberg in dem Film „Howl - Das Geheul“ von Rob Epstein und Jeffrey Friedman aus dem Jahre 2010 spielt. Der Film enthält Trickfilmsequenzen, die das Poem, das Ginsberg/Franco in dem Film rezitiert, eindringlich, ausdrucksstark illustriert. Die Trickbilder sind von Eric Drooker; im Nachhinein wurde aus diesen Bildern das Buch. Leider gibt es das nur auf Englisch, aber für den Genuss des Gedichtes ist das sehr okay, selbst für mich als Nicht-so-gut-Englisch-Könner. Zumal es ja Übersetzungen gibt, die man heranziehen kann.
Na ja, vielleicht sind die Bilde zu direkt, zu wenig symbolisch, dadurch zu plakativ? Mag sein, mir half es, dieses wegweisende Poem zu begreifen.
8 / 10 Punkte

 

6 - Mézières & Chrstin: „Valerian & Veronique. Das Land ohne Sterne + Willkommen auf Alflolol“
Der Comicverlag Carlson feiert 50. Geburtstag und bringt ein paar Bestseller als Appetithäppchen für relativ wenig Geld raus. Und da ja bald im Kino das Valerian-Fest gefeiert wird, wollte ich - endlich - mal auch in den Comic schauen.
Es handelt sich um 2 Alben mitten aus dem Zyklus, was ich irgendwie komisch finde, Aber gut; die Stories funktionieren durchaus eigenständig. So absolut überzeugt haben sie mich übrigens nicht. Die Zeichnungen sind recht klein und dadurch unscharf. Die Mischung aus ernsthaft und funny, die sicher typisch ist für franko-belgische Comicart sind, finde ich sehr schön, aber wie gesagt, die Zeichnungen sind mir zu klein. Die Geschichten selbst sind recht simpel, aber auch schön in ihrem Mix aus Botschaft und Spaß, den sie machen.
In der ersten Geschichte geht es in eine Hohlwelt, in der die dortige Menschheit sich spinnefeind ist, aus einfachen und völlig unsinnigen Gründen, die ihre Feindschaft traditionell in großen Schlachten ausleben und damit aber den Planeten, von dem sie gar nicht wissen, dass es sich nur um einen Planeten von vielen handelt, in Bewegung durch die Galaxis schicken und zur Bedrohung für andere Welten werden. Unsere beiden Agenten können dem ein Ende bereiten - und auch ein Schlückchen mehr als Belohnung trinken. Hübsch, hübsch†¦
Die 2. Story hat mir sogar besser gefallen. Hier kehren Aliens auf ihren Planten zurück, nach 4000 Jahren, aber da haben sich die Erdlinge bereits eine blühende Industrielandschaft aufgebaut. Es kommt zum Konflikt zwischen der effizienten, militaristischen Industriegesellschaft, die sich bald wie eine 08/15-Kolonilamacht gegenüber den Aliens verhält und den pazifistischen, hippie†™esken, langlebigen, gutmütigen, verspielten, dem Unnützen frönenden Ureinwohnern. Unsere beiden Helden mittenmang und lange Zeit miteinander verstritten. Ziemlich komplex angelegt, wie ich finde. Wundervoll!
Was beide Geschichten angeht: Sie bieten jeweils friedliche Lösungen, auch wenn das nicht immer so ganz und gleich klappt. Wohltuend.
8 / 10 Punkte




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Mystische und mysteriöse SF auf der Leseliste

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 22 April 2017 · 1.349 Aufrufe
Tobias Reckermann, Colin Wilson
Fortsetzung meiner Leseliste (14-20), die vor allem im Zeichen der neuen Doppelausgabe des NEUEN STERN stand, die sich Lovecraft und der unheimlichen Phantastik widmen wird: WEIRD NEW STAR 2.1 und 2.2. - aber nicht nur. Hier gleich mal ein besonderer Tipp:

Eingefügtes Bild

Tobias Reckermann: „Das schlafende Gleis“
Angelockt durch die Erzählung „Staub“ in seinem Phantastik-Mag „IF“ habe ich nun den Roman gelesen. In meinen Worten zu „IF“ hatte ich dem Autor „Irrsinn“ bescheinigt. Nun, nach der Lektüre des ganzen Buches, aus dem die erwähnte Erzählung stammt, verfestigt sich meine Diagnose. Das klingt schlimm? Nein, ist es nicht, im Gegenteil. Ist wundervoll.
Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal so einem Festival der Phantasie beiwohnen durfte. Vielleicht bei China Miéville, in Perdido Street Station“ (Falter, Weber) und vor allem auch „Der Eiserne Rat“. Ja, daran fühlte ich mich beim Lesen dieses Romans erinnert. Zum einen spinnt Tobias Reckermann ein absolut phantastisches Garn, erfindet eine Welt, die irgendwie an die unsrige erinnert und bevölkert sie mit Menschen, die irgendwie auch an die auf der Erde erinnern, aber erst bei genauerer Betrachtung. Dazu kommen Geister, Dämonen in Hundeform, ein abgesetzter Gott, ein Alchemist, ein Homunkulus. Geister, kleine und große Waldbewohner, gute und böse Freischärler, phantomhafte Duellanten†¦
Neben der phantastischen Ausstattung und der farbigen Schilderung ist es auch die Darstellung sozialer Kämpfe und Konflikte, die man in einem Fantasy-Epos eher so nicht erwarten würde - das erinnert mich dann sehr an Miéville; daher dürfte die Lektüre dieses Buches Miéville-Fans durchaus empfohlen sein.
Die Welt (die Erde?) ist auf dem Weg vom magischen ins Industriezeitalter. Das führt zu zahlreichen Spannungen und Konflikten, die anhand einzelner Personen festgemacht und geschildert werden. Für den guten Überblick über das Geschehen und die Personen hat es der Autor den Lesern einfach gemacht: Jede Figur bekommt „ihr“ Kapitel; wobei es zu Plot-Überscheidungen kommt; erst am Ende wird dann alles endgültig zusammen geführt. Dabei kann der Autor seinem Affen Zucker geben: Manchmal, das sei sogar kritische angemerkt, gehen die Pferde mit dem Autor durch: Er schreibt sich die Seele aus dem Leib, und oftmals habe ich mir gewünscht: „Hey, komm doch mal auf den Punkt!“
Es werden verschieden phantastische und abenteuerliche Motive miteinander verwoben, wie man anderswo so auch nicht hat: Chinesische Kampfkunst-Fantasy trifft hier auf Steampunk, tolkineske High-Fantasy auf politischen Thriller.
Ich fand es großartig, hätte es mir manchmal nur etwas gerafft gewünscht. (Mehr dazu auch im NEUEN STERN; aber erst in der 27. Ausgabe...)
10 / 10 Punkte

P. D. James: „Das Land der leeren Häuser“
Die Vorlage für den tollen Film mit Clive Owen. Da ich diesen Film liebe, wollte ich mal die literar. Vorlage dazu lesen. Leider ist das Buch nicht ganz so gut wie der Film. Viel ruhiger, gemäßigter, englischer?
Der Plot differiert auch ziemlich von dem des Films, was aber dem Film eindeutig zugute kommt. Ausführlich widme ich mich der Angelegenheit im NEUEN STERN.
7 / 10 Punkte

Kenneth Grant: „Gegen das Licht“
Eine autobiografisch gefärbte Novelle des „Magiers“ Kenneth Grant, der davon überzeugt war, dass Lovecraft nichts erfand, sondern Wissen über die uralten Wesen aus dem All wiedergab. In dem Buch geht es um einen Familienschatz, ein magisches Buch. Hinter dem war auch Crowley her. Literarische leider keine große Entdeckung für mich. Mehr dazu, wer will, in einem kommenden NEUEN STERN.
6 / 10 Punkte

Sybille Berg: „Wunderbare Jahre. Als wir noch die Welt bereisten“
Hörbuch, gelesen von Katja Riemann
Mein alljährliches Sybille-Berg-Buch! Natürlich lass ich es mir traditionell vorlesen. Diesmal hält sich aber meine Begeisterung in Grenzen. Mir kommt es so vor, dass die Autorin, angekommen in der gut-bürgerlichen Welt des „Westens“, alles schon gesehen, erlebt und gedacht hat. Mir klang das Buch einfach „satt“. Und nun hat sie Angst vor dem Verlust. Auf einmal gibt es da überall Terroristen und andere Widrigkeiten, die einem das freie Reisen in die Welt vermiesen. (Da ich solche „Angstmenschen“ aus eigenem Erleben kenne, und ihnen gegenüber nicht weiß, wie ich ihnen begegnen soll - wie kann man jemanden Angst ausreden? - Argumente, dass man eher in einem Auto zu Tode kommt als durch einen Terroranschlag? - nützt nichts, da hat man lieber Angst vor Asylanten, die natürlich alle Terroristen sind - das meinte ich jetzt ironisch, oder eher sarkastisch)
Die Autorin zeigt aber auch, wo die Probleme in der Welt liegen; und die versammelt in ihrem neuen Buch Texte, die in den letzten Jahrzehnten entstanden (zumindest berichten sie auch von älteren Begebenheiten, z.B. Jugoslawienkrieg). Für mich am eindrucksvollsten war die Erzählung über ein zwangsverheiratetes junges Mädchen in Bangladesch. Also, wer nach solchen Worten immer noch Billig-T-Shirts kauft†¦ Aber das sind wieder so Gutmenschengedanken, ich weiß.
Na ja, insgesamt fand ich das Buch zu mainstreamig, zeitgeistig-angstbetont. Hat mir nicht so dolle gefallen, aber als Draufsicht auf unserer Welt von heute, gesehen aus einem bestimmten Blickwinkel, nicht übel.
7 / 10 Punkte

Colin Wilson: „Die Seelenfresser“
Endlich mal ein Buch aus dem SUB „abgearbeitet“. Geholfen hat mir dabei unser Projekt für den NEUEN STERN; ein Lovecraft-Spezial zu machen. Wie das zusammenhängt, erzähle ich im NEUEN STERN. Hier sei nur erwähnt, dass ich das Buch sehr interessant fand, aber als Literatur nur unzureichend gefiel. Im Grunde hatte ich eher den Eindruck, der Autor wollte seinem Publikum kein „Sachbuch“ mit ziemlich abwegigen Gedanken zumuten und hat sie deshalb in einer Geschichte verpackt. Die greift in tiefe Trickkisten: Archäologische Entdeckung einer uralten Zivilisation, die natürlich viel, viel älter ist, als jede bis dato bekannte und auf die Großen Alten zurückgeht. Was aber viel schlimmer ist: Es werden Bewusstseinsparasiten entdeckt; die uns Menschen seit 200 Jahren heimsuchen. Und nun können wir was dagegen tun: Das geht mit Telekinese, Telepathie. Am Ende kann ein atomarer Weltkrieg beendet werden und Kontakt zu Wächtern aus dem Weltraum aufgenommen werden. Das alles in nicht mal 200 Seiten - also, sicher bräuchten moderne Autoren dafür mindesten 3 500-Seiten-Schmöker, aber so kurz, wie Herr Wilson das zusammengefasst hat, war es dann sogar mir zu knapp.
7 / 10 Punkte

Colin Wilson: „Vampire aus dem Weltall“
Hinter dem reißerischen Titel verbirgt sich ein Hyper-SF-Roman. Das Thema ist im Grunde ähnlich dem von „Die Seelenfresser“, wieder sind es im Grunde körperlose Aliens, die die Erde befallen, und dänikemäßig für die menschliche Evolution und Zivilisationsbildung verantwortlich. Der Ausgangspunkt ist nur ein anderer: in der Zukunft stößt eine britische Raumexpedition auf ein fremdes Riesenraumschiff mit vermeintlichen Särgen an Bord. Die darin aufbewahrten Aliens haben aber noch so etwas wie Leben in sich und erwachen auch, wenn sie lebendige Menschen um sich spüren.
Der Autor nutzt diese Entdeckung, um - wie in „Die Seelenfresser“ - parawissenschaftliche Ideen an die Leser zu bringen, vornehmlich über Vampirismus, der zum Leben dazugehört, auf der Erde und im Weltraum. Am Ende des Romans wird so ein Alien dingfest gemacht und alle seine Geheimnisse, auch die des Universums, des Lebens, und des ganzen Rests, heraushypnotisiert.
Als Erzählung funktioniert das Buch diesmal sogar besser als „Die Seelenfresser“, auch wenn der „dramaturgische“ Kniff am Schluss (der „Täter“ erzählt mal alles, was sich an Fragen bis dahin angestaut hat) keiner ist.
7 / 10 Punkte


William Meikle „Das Amulett“
Blitz macht eine neue Reihe auf: H. P. Lovecrafts Schriften des Grauens. Diesmal wollte ich von Anfang dabei sein. Der 1. Band macht auch einen hübschen Eindruck: klein und handlich und mit Tentakeln.
Habe ihn gern gelesen. Ist eine Mischung auf Lovecraft und Krimi der Schwarzen Serie. Okay, kann man machen, der Ton ist dadurch rauer und herzhafter. Inhaltlich werden allerdings sehr viele Klischees bedient; so dolle überraschend ist das Ganze nicht.
Das titelgebende Amulett wird von einer Cthulhu-Fan-Sekte benötigt, um die Großen Alten zu beschwören. Sie rauben es einem Sammler okkulter Gegenstände, ein Privatschnüffler soll es wiederbeschaffen, ohne anfänglich zu ahnen, auf was er sich einlässt.
Ich gebe hier mal 7 / 10 Punkte


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Februar - alte (Lektüre-) Liebe aufgewärmt

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 02 Mrz 2017 · 2.062 Aufrufe
Waldtraut Lewin, William Golding und 3 weitere...
6 - Waldtraut Lewin: „Der Wind trägt die Worte“
Ein Wiedersehen mit einer alten Bekannten. Oh, das „alte“ ist nicht despektierlich gemeint! Dabei ist die Autorin kürzlich tatsächlich 80 geworden. Happy Birthday! Ich kannte sie allerdings aus einer anderen Zeit, Epoche gar. „Damals“ war sie mir sehr, sehr wichtig. Ihre Bücher, sicher für „die reife Jugend“ gedacht, hatten mich elektrisiert. Damals, kurz vor dem Erwachen meiner SF-Leidenschaft, las ich vor allem historische Romane - Antike, Mittelalter - und stieß auf Waldtraut Lewin: „Die stillen Römer“. Was für ein Buch, das mir eine ganz andere - schmutzige, prickelnde, erdige, poetische - Sicht auf das alte Rom, jenseits der Cäsaren und Legionen und Gladiatoren bot, ein Blick in die Subura, so wie ich es damals noch nicht wahrgenommen hatte. War auch heftig, da auf sexuellem Gebiet eindeutige Szenen aufwies, die mir als Heranwachsenden auch große Augen bescherten.
Als das mit der SF, Phantastik, dazu kam, kam ihr Roman „Federico“, auch ein historischer Roman, aber mit einem Prolog, der mir schon recht seltsam vorkam, und vielleicht, zumindest habe ich das so in Erinnerung, an die Fantasy gemahnte, die ich damals noch gar nicht kennen konnte.
Waldtraut Lewin ist keine Fantasy-Autorin, aber es gab da die „Märchen von den Hügeln“, mit deutlichen Anspielungen an den Herrn der Ringe, und das im Elbtal Dresdens angesiedelt, ein - kann man das schreiben? - Versuch in urban fantasy made in GDR? Ich las es so.
Nach der Wende habe ich sie, wie viele andere DDR-Autoren/innen aus den Augen verloren. Aber nie richtig, immer gewahrte ich, dass sie weiterschrieb, Krimis, historische Romane vor allem für Jugendliche. Aber ich las jetzt wirklich seit 1988 kein Buch mir von ihr.
Dieses Hörbuch, eingesprochen von der Autorin, Ilja Richter und Katja Riemann, bot sich für ein Wiedersehen an. Ein Thema, das die Autorin nach der Wende offensichtlich sehr stark umtrieb, wie ich nun feststellen kann, ist die Geschichte, die Leidensgeschichte der Juden. Na klar, sie ist Jüdin. Das spielte (so habe ich es zumindest wahrgenommen) in der DDR keine Rolle, vielleicht durfte es für sie keine Rolle spielen. Dieses Themenfeld ist aber, wenn man ihr Oeuvre nach 1990 betrachtet, sehr wichtig geworden.
Dieses (Hör-) Buch nun widmet sich in Erzählungen der langen, reichen, leidvollen, interessanten Geschichte des jüdischen Volkes. Es scheint ein 1. Band zu sein, denn er endet mit Beginn der Neuzeit.
Für mich war viel Neues dabei, Sachen, die ich noch nicht wusste, oder auch wieder vergessen hatte. So war mir nicht bewusst, dass die Umstände, wie die Menschen jüdischen Glaubens in Spanien der Zeit der Reconquista behandelt wurden, wie eine Blaupause für später, noch fürchterlichere Zustände zu dienen scheint.
Dazu dieser unvergleichliche Stil der Autorin, der mich sofort wieder gefangen genommen hat. Diese Mischung aus gefühliger Rhetorik und auf den Punkt formulierte Faktenvermittlung. Ich liebe das! Denke mal, ich muss da mal schauen, was meine „alte Lieblingsautorin“ so in den letzten gut 25 Jahren getrieben hat.
10 / 10 Punkte

7 - William Golding: „Herr der Fliegen“
8 - William Golding: „Der Sonderbotschafter“
Es war mal Zeit für große englische Literatur (wird fortgesetzt). Auch wenn „Herr der Fliegen“ Schulstoff, also so was von ausgelutscht ist, und ich das Buch schon mal gelesen habe, wollte ich mal schauen, ob es immer noch wirkt. Es hat ja mal gewirkt - Nobelpreis brachte es für den Autor. Den hat er zwar nicht nur für das Buch bekommen, sondern als wichtiger Autor, aber mal ehrlich: Welches Buch von Golding kennt man allgemeinhin noch von ihm?
Dabei hatte ich selber in DDR-Zeiten mehr von ihm gelesen. Aber auch schon lange her. In Erinnerung blieb, dass er - außer „Herr der Fliegen“ - ziemlich schwierig zu lesen ist.
Also erstmal „Herr der Fliegen“, gleich dazu die beiden bekanntesten Verfilmungen angesehen - und einen dicken Artikel für den NEUEN STERN verfasst. Daher hier also nichts weiter dazu.
Ergänzt ist der NEUER STERN-Artikel noch durch eine persönliche Darstellung meiner Leseerlebnisse eines weitern Buches von Golding. Ich wollte eben schon mal sehen, was er sonst noch so draufhat und inwieweit es mich noch immer anspricht.
Es sprach mich an. „Der Sonderbotschafter“ enthält 3 längere Erzählungen, die als „Romane“ bezeichnet werden, aber eher Novellen sind. Feine Texte, auf ihre Weise sehr unterschiedlich. Auch dazu mehr im NEUEN STERN.
9 / 10 Punkte

9 - Klaus Mann: „Alexander. Roman der Utopie“
Nun ist es auch einmal wieder Zeit für Alexander. Diesem „Hobby“ fröne ich ja gern immer mal. Diesmal mit einem deutschen Klassiker. Der Roman war mir bis dato gänzlich unbekannt. Dabei kennt man doch Klaus Mann und ich kenne „meinen“ Alexander. Na, behaupte nicht, dass ich alle Alexander-Romane kenne, bei weitem nicht, schon gar nicht alle historischen, von denen es hunderte gibt. Also gab es ein „Hallo!“ als ich auf diesen stieß, zumal bei dem Untertitel. Ein gefundenes Fressen?
Ja und nein. Vielleicht hat es Gründe, weshalb dieser Roman des doch sehr Bekannten etwas ins Hintertreffen geriet. Es ist sein 2. Roman. Er fällt thematisch aus dem Rahmen, denn Klaus Mann ist nicht berühmt für seine historischen Romane geworden. Zudem ist der Roman auf seine Weise sehr schwärmerisch. Was mir natürlich sehr zusagte. Mit der histor. Wahrheit nimmt er es auch nicht so genau. Ist okay, finde ich. Er wollte ja was Anderes damit erreichen. Aber hat er das?
Worin bestand die „Utopie“ des Alexander? Im Grunde kommt da nur andeutungsweise im Roman rüber. Klar, er wollte ein Weltreich erschaffen, aber das war damals Realpolitik, Mann unterstellt, dass er dies auf friedlichem Wege schaffen wollte, in erster Linie. Die Völker, die unter der Knute des persischen Großkönigs litten, empfingen Alexanders Heer als Befreier. Also, manchmal†¦ Am Ende, das ist die große Lebenslüge Alexanders, kehrt sich dies in sein Gegenteil um. Das stellt der Autor sehr eindrucksvoll dar - also eher das Scheitern der Utopie.
Neben diesem gesellschaftlichen Auftrag: Vereinigung aller Völker unter einer friedlichen Diktatur (?), war es auch der Drang nach Erkenntnis, den Alex. vorantrieb. Eroberung = Erkenntnis - er wollte die ganze Welt „erkennen“. War unstillbar in diesem Drang; auch das kommt gut rüber.
Was aber - das unterstelle ich Klaus Mann jetzt einfach mal - ihm wirklich am Herzen lag, also dem Autor, war eine utopische Welt der hehren homoerotischen Freundschaft. Im Grunde hat Klaus Mann den Männerbund der Mazedonier, die da gemeinsam aufwuchsen und sich aufmachten, die Welt aus den Angeln zu heben, zu verändern, zu erobern, zu einer Gemeinschaft sexuell gleichgesinnter Männer erklärt. Sie fühlten sich nicht nur freundschaftlich, sondern auch körperlich und in aufrichtiger Liebe zueinander hingezogen. Frauen spielten eine untergeordnete Rolle. Sie waren u.U. auch nur attraktiv, wenn sie eher wie junge Männer wirkten, z.B. die Amazonen, die sich die Brüste entfernen ließen, um im Kampf besser zurecht zu kommen (der Sage nach). Ich denke mal hier hat Klaus Mann seiner persönlichen Vorliebe nachgehend geschichtliche Fakten frei interpretiert, um es mal so auszudrücken.
8 / 10 Punkte

10 - Leigh Brackett: „Der Weg nach Sinharat“
Dass ich das Buch jetzt gelesen habe, habe ich Kai Meyer zu verdanken. Das war sicher nicht seine Absicht, aber er hat es provoziert. Zumindest mittelbar, denn das erste Mal bin ich hier darauf gestoßen worden.
Sein - Kai Meyers - Buch ist seine Hommage an die Autoren dieser farbigen, Science Fantasy, die so kurz vor dem golden age der SF geschrieben wurde. Als ich das so in dem o.g. Thread las, fing ich sofort Feuer - aber nicht so sehr für das neue Buch von Kai sondern für deren, von ihm benannten Vorbilder.
Und? Na ja, vielleicht bin ich doch nicht so in der Laune, vielleicht muss man diese Stories doch in jungen Jahren lesen (ging bei mir ja nicht, aber Captain Future habe ich immer gesehen, mit großem Genuss!)
Aber jetzt war mir das einfach zu irrelevant. Der Zauber alter Marsstädte kam für meine Begriffe auch nicht rüber und die seichte Abenteuerstory lockte mich nicht hinterm Ofen vor. Okay, ich hab es versucht†¦
5 / 10 Punkte

11 - Felix Gasbarra: „Schule der Planeten“
Erstes Buch für das „Swift-Projekt" des NEUEN STERNS im Herbst. Ausführlich dann dort. Mir hat dieser kurze Roman des Orwell-Übersetzers (nicht nur, auch Verne z.B.), den ich sozusagen gerade erste kennen gelernt hatte, recht gut gefallen. Ist halt so ein Reiseroman, der von Welt zu Welt eilt. Es geht weniger um eine abenteuerliche Handlung, auch nicht um Figurenentwicklung, sondern um satirische Brechung von dem Autor wichtigen Problemen seiner Zeit und Welt.
8 / 10 Punkte

12 - Frigyes Karinthy: „Die neuen Reisen des Lemuel Gulliver“
Zweiter Roman für das „Swift-Projekt" des NEUEN STERNS im Herbst. Ausführlich.. ach ja, wissen wir schon.
Es handelt sich um 2 Kurzromane, von denen mir der 2. am besten gefallen hat (spielt auf dem Meeresgrund, in einer Frauen-Gesellschaft). Allerdings geht der bewusst altertümlich gehaltene Stil irgendwann auf die Nerven, fand ich.
6 / 10 Punkte

13 - China Miéville: „Diese Volkszähler“
Endlich mal wieder ein Miéville, mit dem ich was anfangen konnte! Der Autor macht es einem (mir) in letzter Zeit ziemlich schwer. Seine Phantasie scheint mir zu ausbrechend, zu welt-fremd. Ich hatte schon so ein bisschen die Befürchtung, er hat nichts mehr zu erzählen und erfindet auf „Deibel komm raus“, was ihm aber leider in meinen Augen nicht so dolle gelingt.
Nun also dieses kleine Büchlein, dass in einem Verlag / in einer Reihe erschienen ist, die eigentlich nicht für Fantasy bekannt ist (liebeskind).
Doch auch hier kam ich schwer rein. Was lese ich da? Spielt das in den Alpen; irgendwann jetzt, oder doch eher früher? Alles aus Sicht eines Kindes - okay, das erklärt, das Dinge und Personen irgendwie unklar (aus der Sicht eines Erwachsenen) „gesehen“ werden. Aber nee, der meint das wirklich so. Die Welt hat irgendetwas Schlimmes hinter sich, ein, zwei Kriege, irgendwas mit Technik und ihrem Verschwinden. Daher spielt es wohl eher in der Zukunft, nach der Apokalypse. Oder doch auf einem anderen Planeten - na, nicht zwingend, wäre jetzt aber auch nicht unmöglich - aber egal.
Der Junge will den Mord an seiner Mutter durch seinen Vater beobachtet haben. Stimmt das?
Die Herkunft des Vaters ist unklar, aber nicht unwichtig. Ein „Volkszähler“ ist hinter ihm her. Der zählt nicht nur, sondern ermittelt und richtet auch über Menschen. Zu welchem Ergebnis / Urteil er hier kommt? Hmm†¦
Zu Beginn des Buches ist die Geschichte nur schwer greifbar; die Figuren, auch Nebenfiguren, bleiben unscharf. Dennoch baut der Autor hier eine fast unerträgliche Spannung auf. Aufgrund der Kürze der Novelle kann man das gute Stück in einem Ritt durch-„suchten“, wie das heute so heißt. Es lohnt sich - oder auch nicht?
Einordnen? Würde sagen, eine Mischung aus Iain Banks, „Die Wespenfabrik“ und David Brins „Postman“.
9 / 10 Punkte


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Orwell, Orwell, Melle... (T.H.s. Leseliste)

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 06 Februar 2017 · 1.452 Aufrufe
George Orwell, Thomas Melle, 2017
Weiter geht es mit der Leseliste. Und wieder nicht in der richtigen Reihenfolge. Wollte aber die Orwell-Bände zusammenstellen. Außerdem lese ich ja sowieso parallel, insofern gibt es keine „richtige“ Reihenfolge, na ja†¦
Orwell ist große Klasse! Sicher streitbar, aber auf alle Fälle immer absolut überraschend. Er ist konsequent, das beeindruckt mich echt.
So nebenbei habe ich - woanders - gelernt, wer sein Übersetzer ist. Aufmerksam wurde ich durch eine Bemerkung von Forum-Mitglied Jorge - hier. Das sei nur am Rande erwähnt, aber ich denke, da muss ich mal dran bleiben†¦

1 - George Orwell: „Rache ist sauer“
Ich bin hin und weg von Orwell! Was ist mir da nur entgangen all die Jahre! Ich kann diesen Autor nur wärmstens empfehlen - auch jenseits von Animal Farm und 1984. Klar, die Klassiker kennt man (also ich auch), aber dass der Mann noch viel mehr geschrieben hat, war mir zwar durchaus bewusst, habe ich aber nicht für wichtig erachtet.
Nach dem schon sehr interessanten und aufschlussreichen „Mein Katalonien“, am Ende des vorherigen Jahres gelesen, habe ich fast nahtlos mit diesem Band mit Essays begonnen. Im Untertitel steht auch was von „Erzählungen“, doch die Texte sind doch eher Aufsätze, Essays.
Ich hatte recht viele Wow!-Effekte beim Lesen, langweilig wurden die nie. Der Autor packt mich durch seine Sicht auf die Dinge, und dabei ist - fast - egal, worüber er schreibt. Das muss man erst mal schaffen.
Orwell hat ein Hauptthema, das ihn umtreibt, Möglicher Weise kann das auch nerven, aber ich habe es akzeptiert; dann liest sich alles mit Genuss. Sein Thema Nr. 1 ist der Totalitarismus - dem ordnet er wirklich alles unter. Okay, er hat seine Erfahrungen gemacht, das MUSS man wohl auch akzeptieren.
In den Essays geht es dabei um recht unterschiedliche Dinge. Das erste behandelt noch mal unmittelbar seine Erfahrungen aus dem Spanischen Bürgerkrieg. Dies könnte man als Zusammenfassung zu „Mein Katalonien“ lesen - habe ich auch so gelesen - brachte mir also nicht wirklich Neues, aber in der Form noch mal auf den Punkt gebracht, was er im Streit der Bürgerkriegsparteien erleben musste. - Wobei hier nicht mal die eigentlichen Kontrahenten gemeint sind, also die Republik und die Franco-Faschisten, sondern die von den sowjet. Kommunisten angeführten Internationalen Brigaden, gegen „trotzkistische“ und anarchistische Kämpfer, der Streit um die Deutungsoberhoheit, worum es den Antifaschisten im Bürgerkrieg gehen soll und mit welchen Mitteln man diese erringt. Schlimme Sache†¦ na ja†¦
Aber dann schreibt Orwell über den Maler Dali - und stellt auch hier mein Weltbild auf den Kopf. Oder wenn er über Gandhi schreibt, oder Jonathan Swift, über Tolstois längst zu recht vergessene Meinung zu Shakespeare - an allen kann er ordentliche Kritik üben; so dolle Kritik zum Teil, dass der Essay über Dali z.B. erst einmal gar nicht abgedruckt wurde, weil er zu heftig ist. Der Herr Dali war wohl ein ziemlich schlimmer Finger, wenn ich O. richtig verstehe†¦ Und Gandhi kein Held - jedenfalls nicht nur, Swift kein Freund der Aufklärung und Tolstoi ziemlich auf dem Holzweg.
Auch stark die Titelgeschichte - darin zeigt er auf, dass Rache unter zivilisierten Menschen schwer ist - und das in der Nachkriegszeit des II. Weltkrieges, wo es durchaus Gründe dafür gäbe.
Also, wieder mal ein Buch mit dem Bleistift und Lineal gelesen - will heißen: Passagen unterstrichen, Notizen gemacht. Großes Kino, daher die ersten†¦
11 / 10 Punkte des Jahres.

5 - George Orwell: „Im Innern des Wals“
Zusammen mit „Rache ist sauer“ präsentiert der Diogenes Verlag eine umfassende Auswahl der Erzählungen und Essay Orwells. So der Klappentext des vorliegenden Buches. Nun, Erzählungen sind hier zumindest mehr vertreten als in dem „Rache†¦“-Band. Tatsächlich berühmte Erzählungen, in denen Orwell seine Erfahrungen in der Kolonialverwaltung Indiens aufgearbeitet hatte. Allerdings erschienen die mir zahmer, als ich sie mir vorgestellt hatte. Die Themen sind schon harsch, es geht um die Hinrichtung eines Mannes und um einen wildgewordenen Elefanten, den der Weiße erschießen muss, um sein Gesicht vor den Untertanen Ihrer Majestät in Indien nicht zu verlieren. Beide Male sind es makaber absurde Situationen. Aber Orwells trockener, fast lakonischer Stil schafft Distanz, so dass man emotional - für meine Begriffe - nicht so sehr hineingezogen wird.
Die Essays sind dagegen durchgehend mit wesentlich spitzer Feder geschrieben. Mein Gott! - er lässt ja keinen Heiligen auf seinem Sockel!
Diesmal müssen Mark Twain und Kipling, dran glauben. Beide stellt er in ein Licht, das ich so noch nicht gesehen hatte. Hat mich umgehauen. Und ja, ich denke, er hat Recht, bei Swift, der er sich ja in "Rache..." vorgenommen hatte, übrigens mehr als bei Kipling - also, bezogen auf das, was ich denke. Seine Kritik zu Swift, die vor allem auf dessen Einstellung zur Wissenschaft beruht (siehe auch hier), kann ich durchaus nachvollziehen, auch wenn ich das - damals (muss so 30 Jahre her sein?) - selber nicht so gelesen hatte. Ob seine Kritik gegen Kipling, den er als ideologischen Büttel der Kolonialmacht und des Imperialismus deklassiert, so stimmt, vermag ich gar nicht zu sagen; dazu kenne ich Kiplings Werke viel zu wenig.
Um Mark Twain tut es mir am meisten leid; aber auch der ist wohl nicht nur eine - oder gar keine? - Lichtgestalt nach Orwell. Eher so ein harmloser Unterhalter, und eben ein Apologet der Ideologie seiner Zeit - des amerikanischen Ellenbogen-Expansionismus. Wobei Orwell durchaus die in den USA und vor allem dem „Wilden Westen“ und den anderen neuen Territorien, in die die Weißen vordrangen, herrschende Freiheit und Anarchismus lobte und preiste. Doch hatte diese Phase keine Aussicht auf Bestand, da sie nur durch die Chance existierte, Problemen tatsächlich räumlich ausweichen zu können. Verständlich†¦
Beeindruckt haben mich auch seine beiden Reportagen, in denen er einmal die im Selbstversuch gemachten Erfahrungen als Penner und bei der Beobachtung der Minenarbeiter in England machte.
Die Titelstory ist eine sehr umfangreiche Rezension eines Buches von Henry Miller; der mal ausnahmsweise sehr gut bei Orwell wegkommt. Und das, obwohl Henry wohl - aus Sicht Orwells - eine weltanschauliche Position einnimmt, die Orwell nicht teilte (zumindest nicht immer). Der Ort „das Innere des Wals“, ist eine Metapher, die der Bibel entlehnt wurde, aber bei Miller, so Orwell, umgedeutet wird, nämlich als ein Ort, in dem der unfreiwillige Insasse sich mit einer dicken Fettschicht vor der verdammten äußeren Welt abschirmen kann. Wenn der biblische Patron da gegen seinen Willen hineingeraten ist, so sieht Miller / Orwell darin eine Möglichkeit der inneren Emigration.
10 / 10 Punkte

4 - Thomas Melle: „Die Welt im Rücken“
Das Lesen dieses Buches ist Teil meines Projektes „jetzt lese ich nur noch Relevantes“-in-2017. Ist dieses Buch wirklich relevant? Die Frage stellte ich mir nach den ersten 50 Seiten - und war fast am Aufgeben. Dann biss ich die Zähne zusammen†¦
Das Buch ist in vieler Munde, die Zustimmung, die es erfährt, ist nicht ungeteilt. Irgendwie hatte ich Lust drauf, obwohl ich bisher vom Autor gar nichts gelesen habe.
Vielleicht war ein Beweggrund, dass ich - wie bestimmt viele Leute - denke: Menschenskind, manchmal ist mir auch so traurig zumute, manchmal bin ich überglücklich - ist das schon bipolar? Scherzhaft charakterisiert man jemanden, oder sich selbst, als „manisch-depressiv“ - ohne zu ahnen, was das eigentlich bedeutet. Wenn man Melles Buch liest, weiß man es - oder ahnt zumindest, was es bedeutet.
Was der Autor da von sich schreibt, mutet surrealistisch an. Interessant für mich war dabei, dass vor allem die manischen Phasen ins Kontor schlagen. Da hat er alles verloren, teilweise selbst aufgegeben, um Ballast abzuwerfen, sich frei zu machen. Das ging wohl soweit, dass er buchstäblich alles verlor und auf der Straße landete. Freunde konnten ihm gar nicht helfen, weil er unausstehlich wurde und sich nicht helfen lassen wollte oder konnte.
Nach den ersten 50 Seiten, die vor allem aus meiner Sicht durch fremdwortüberfrachtet Sätze bestechen, wollte ich aufgeben. Ein erster Eindruck seines Leidens hatte ich und dachte, was soll denn da noch dazu kommen? Aber ich habe weitergelesen und es nicht bereut. Großartig, das Buch! Und es erfährt auch noch eine Steigerung, hat sogar einen richtigen Plot mit einem †¦ na ja, wahrscheinlich noch kein happy end, aber einer Perspektive. Sein Leben (trotz mehrmaliger depressiver Selbstmordgedanken) geht weiter und das Buch endet 2016.
Schon das Motte, das er sich wählt: Zitat von Arno Schmidt (S. 345): „Die Welt der Kunst & Fantasie ist die wahre, the rest is a nigthmare.“ - Hmm, könnte auch meines sein!
9 / 10 Punkte


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Meine ersten Comics in 2017

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 22 Januar 2017 · 1.773 Aufrufe
2017, Logan, Wolverine, Herkules und 2 weitere...
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1 - Mark Millar, Steve McNiven: „Wolverine. Old Man Logan“

Auch auf dem Comic-Sektor beginnt mein Lesejahr mit einem Knaller. Muss ich schon sagen: Hat mich mächtig beeindruckt. Klar, das Teil funktioniert in erster Linie dadurch, dass man die genannten Superhelden und -schurken kennt und nun erfährt, wer von ihnen gestorben, getötet, gemeuchelt, bestialisch umgekommen ist. Aber darüber hinaus entwirft der Autor ein dystopisches Amerika, das zu entdecken irgendwie Spaß macht - wenn man das so bei diesen bösen Bildern sagen darf, aber interessant ist es allemal.
Die Superschurken haben sich unter Skull zusammen geschlossen und ihre zahlenmäßige Überlegenheit in einer Endschlacht ausgespielt. Nun ist die USA aufgeteilt in Einzelreiche, um deren Beherrschung aber auch weiterhin gestritten wird. Zwischen den bewohnten Territorien ist das Wilde Land, in dem Saurier, auch gern mit dem Gesicht Vernoms, herumstreifen.
Von den Superhelden ist nur noch Wolverine übrig, der aber zurück gezogen, und von der Gewalt abgeschworen lebt, dabei als Farmer an die unsägliche Nachkommenschaft des Hulk verschuldet ist; und der inzwischen blinde Bogenschütze Hawkeye. Dessen Tochter - Ashley - spielt übrigens auch als Bösewichtin mit, „beerbt“ den kriminellen Kingpin, der zuvor Magento „beerbte“.
Also, es passiert recht viel, noch mehr wird angedeutet und die Stories hinter der Story sind ohnehin die interessanteren. Wolverine und Hawkeye machen sich auf eine Reise durch das post-superheldische Amerika, „Logan†™s Run“ - sozusagen†¦
Dabei begegnen sie einigen Seltsamen Gestalten, am beeindruckensten fand ich die Moloids, Unterweltwesen, die durch Grabungstätigkeit dafür sorgen, dass ganze Städte im Erdreich versinken; deren Bewohner sie verspeisen und somit einen „Ausgleich“ zur „Überbevölkerung“ schaffen. Na ja†¦
Das Ende ist kein gutes, darf auch schon mal so verraten werden - na ja, ist ja kein superneues Werk, von daher verrate ich ja nicht so viel.
Die Bilder sind klar, vielleicht etwas zu starr, obwohl die Schlachtrerei am Ende dann schon eine gewisse Dynamik aufkommen lässt - also, vor allem spritzt das Blut literweise in alle Richtungen. Insgesamt ist der Comic sehr brutal. Wem an „seinen“ Marvelhelden etwas liegt, sei das Buch nicht empfohlen.
10 / 10 Punkte.

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2 - Ivan Brandon und Nic Klein: „Drifter, Bd. 2: Die Wache“

Auch dieser 2. Band ist grafisch wieder eine Lecke! Richtig tolle Bilder, Gemälde fast, und am Ende, eine Art Rückblick, in dem wir dem Protagonisten bei seiner Reise durchs All begleiten dürfen, die ja dann mit dem Crash auf dem Wüstenplaneten endete, auf dem die Comichandlung nun spielt, werden tatsächlich durch über-A 3-formatige Gemälde dargestellt.
Was die Handlung anbelangt, ist deutlich weniger los als im 1. Band. Und es wird auch mysteriöser. Abram Pollux, der Gestrandete, schließt sich einer Expedition zu seinem abgestürzten Raumschiff an. - Ähm, irgendwie verwirrte mich das, denn im 1. Band war er auch schon auf dem Wrack. Damals erreichte er es in einer Tagesreise; es lag in einem See, unter Wasser. Nun aber ist es auf der anderen Seite des Planeten, die in ewiger Düsternis getaucht ist.
Ein die Expedition begleitender Wheeler hält irgendwie mental Verbindung zu seinem Boss, der in dem Camp der Menschen, im Keller einer Kneipe residiert, von dort aus die Wheeler, ziemlich kräftige, durchaus zur Aggressivität neigende Morlocks, dirigiert. Der Wheelerboss erklärt - also, er „erklärt“ eigentlich gar nichts, sondern hüllt alles in undurchsichtige Worte - Pollux, dass sie - die Wheeler, aber auch Pollux (?) - eine Aufgabe erfüllen, die mit ihm, also Pollux - zu tun hat. Wenn die erfüllt ist, ist alles aus. Oder so... Alles? Ja, was eigentlich? Nichts wird erklärt. Zudem ahnt der Leser, dass Pollux eine sehr persönliche Mission auf seine Reise führte. Doch welche? Hat was mit einer Frau zu tun†¦
Okay, es gibt noch einen 3. Band -. von dem erwarte ich jetzt aber die völlige und absolute Aufklärung!
8 / 10 Punkte

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3 - Morvan, Looky, Thill: „Herkules 1. Das Blut von Nemea“

Das ist wieder etwas fürs Auge - in erster Linie. Der Künstler legt viel Wert auf narbiges Gewebe - Haut, Materialien, Waffen. Alles mit Naben, Poren überzogen. Neben sehr detailfreudigen Bildern - quasi in Nahaufnahme - finden sich nebulöse, qualmige, rauchige Bilder, die mehr verhüllen als offenbaren. Neben grafisch und farblich bis ins Letzte ausgeführte, finden sich fast skizzenhafte Bilder. Ein wundervoller Bilderrausch!
Thematisch macht man es sich einfach: Man nehme die alte griechische Sage und rückt sie in eine ferne Zeit (wobei im Grunde unklar bleibt, ob ferne Zukunft oder ferne Vergangenheit) und fügt eine Alien-Sternenkriegs-Story (aber nur im Hintergrund) hinzu.
Herkules ist ein moralisches Schwein -. also, hier in diesem Fall. Er steht in Abhängigkeit einer bisher nicht näher erklärten herrschenden Kaste, den Axiomatikos. Deren Sklave ist er, wie alle Menschen. Aber er ist ein Super-Mensch; irgendwie schon tot, oder auch nicht. Und er bekommt 12 Aufgaben übertragen, muss extreme Gefahren beseitigen. Na ja, das überrascht den in griech. Sagenwelt Bewanderten jetzt nicht.
Allerdings kann man wohl eher nicht davon ausgehen, dass es auch 12 Bände geben wird; mir ist nur noch von einem 2. etwas bekannt.
Auf Nemea wütet ein „Löwe“, er tötet die Farmer und weidet insbesondere die Kinder aus. Das alles hat mit Aliens zu tun, deren Existenz die Axiomatikos den Menschen verheimlichen; nur die Krieger wie Herkules wissen davon, weil sie gegen sie kämpfen müssen.
Am Ende bleiben viele ungelöste Rätsel und Geheimnisse. OB ich die lösen will? Na ja, wie es ausschaut, werde ich mir den 2. Band mal gönnen†¦
8 / 10 Punkte


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Auf ein Neues! - nur nicht in der richtigen Reihenfolge

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 13 Januar 2017 · 1.587 Aufrufe
2017, Kehlmann
Auch dieses Jahr will ich meine Leseliste führen. Der Auftakt ist gleich mal etwas verwirrend (also, nicht wirklich, nur für Leute mit ausgeprägtem Ordnungssinn), denn ich beginne mit Buch No. 2. Habe nämlich 2 x Kehlmann gelesen, aber nicht als erstes überhaupt in diesem Jahr Die Numero 1 reiche ich nach.

2 - Daniel Kehlmann: „Du hättest gehen sollen“

Das Buch ist ja - eigentlich - eine (fast hätte ich hier ein unschönes Wort verwendet)! Ein Hardcover für gar nicht mal wenig Geld und nicht mal 100 Seiten! Das ist teuer! Aber Kehlmann!!! (Genug Ausrufezeichen; nicht, dass sich da noch eine 11 einschmuggelt.)
Ja, das muss sein. Prosa von Daniel Kehlmann gehört bei mir zum absoluten Pflichtprogramm; das gönne ich mir. Der Verlag vermutet sicher, dass das vielen Leuten so geht, denn der Stapel, der in der zentralen Buchhandlung bei uns in Halle steht, lässt darauf schließen, dass man einen regen Absatz vermutet. Sei dem Buch gegönnt. Auch entgegen einigen Unkenrufen ist die Story toll!
Es ist eine echte Geisterhaus-Geschichte. Ein junge Familie mietet ein Ferienhaus in den Bergen. Sie fühlen sich aber unwohl darin. Allerdings kriselt es in der Familie, die Frau geht fremd, der Mann ist (alter ego vom Autor) ein frustrierter Schriftsteller, der an einem Drehbuch feilt und nicht vorankommt.
Aber dann schleichen sich Träume ein; Wahnvorstellungen? Die Erscheinungen sind Ich-Projektionen - bzw. ausbleibende Spiegelbilder (Also quasi negative Ich-Projektionen?). Das alles hängt mit dem Haus zusammen und endet wie eine typische Geisterhausgeschichte, auch wenn sich familiär im Grunde ein happy end andeutet. Nützt aber nix†¦
Satte 10 / 10 Punkte
†¦und gleich im Kehlmann-Fieber†¦

3 - Daniel Kehlmann: „Mahlers Zeit“

Ein Wiederlesen mit meinem ersten Kehlmann-Buch. Das hatte mich mal auf den Autor aufmerksam werden lassen, also noch vor „Vermessung der Welt“. Ich staune im Nachgang, dass es so gekommen ist, dass ich also den Wunsch verspürte, mehr vom Autor zu lesen. Das Buch ist zwar auch recht kurz, im Grunde auch nicht mehr, als eine längere Erzählung, erschließt sich aber nicht so leicht. Gerade der surrealistische - traumhafte - Anfang ist schwierig zu lesen, so ein Text Marke: „Worum geht†™s eigentlich?“
Wenn man aber drin ist, kann es einen packen, zumal wenn man SF-Fan ist. Diese Geschichte ist keine Science Fiction, aber eine Geschichte über Wissenschaft. Also wörtlich genommen schon „science fiction“.
Es geht um einen superbegabten Menschen, der zwar das Zeug zum hochdotierten Wissenschaftler hätte aber aus psychologischen, persönlichkeits-technischen Gründen es nicht wurde. Aber er entdeckt etwas; etwas, was unser Wissen über das Universum auf den Kopf stellt. Es betrifft den 2. Satz der Thermodynamik und das Wesen der Zeit. Was genau? Das verrät uns der Text nie - immer nur wird etwas angedeutet. Na ja, DAS ist vielleicht der Unterschied zur „echten“ SF, die gern auch mal etwas darstellt, was wissenschaftlich klingt, aber es eben (noch) nicht ist.
Der Protagonist verrennt sich - für Außenstehende betrachtet - in diese Idee, will seine Theorie seinem großen wissenschaftlichen Idol, einem hochdotierte, und prämierten Physiker, vorstellen - und kommt auf dem Weg zu ihm um.
Inzwischen schafft er es, sich dermaßen daneben zu benehmen und als Un-Wissenschaftler (Para-. Pseudo-) dazustehen, dass es einfach nur noch weh tut - und so nebenher auch ein wenig an der Innovationslust der etablierten Wissenschaft zweifeln lässt. Schlicht: Man hört ihm einfach nicht zu †¦
Beim Wieder-Lesen, im Anschluss an „Du hättest gehen sollen“ fiel mir auf, dass Kehlmann ein Motiv offensichtlich gern nutzt, das der - ich will es mal so bezeichnen - gespenstischen Selbst-Spiegelung. Ist mir jetzt in den anderen Büchern nicht so aufgefallen; wäre mal ein Punkt, dem ich nachgehen könnte.
Ähnlich wie in „Mahlers Zeit“ nutzt Kehlmann in dem Hörspiel „Geister in Princeton“ das Motiv des „verrückten Wissenschaftlers“, das dem SF-Fan ja auch hinreichend bekannt ist. In „Geister†¦“ ist eine reale Figur, Kurt Gödel, dessen Genialität unbestritten ist, aber - nach Kehlmann - mit einer geistigen Ver-Rücktheit einherging. Und: Auch hier begegnet Gödel sich selbst - in der Zeit verloren, seinem alter ego aus der Zukunft. Auch ja: „Zeit“†¦.
„Mahlers Zeit“, auch nach dem 2. Lesen (und den Anfang habe ich jetzt sozusagen 4 mal gelesen†¦):
10 / 10 Punkte, was sonst.


Dass ich „Mahlers Zeit“ wirklich schon mal gelesen habe, kann ich auch beweisen - man beachte den „Kommentar“ zu diesem Eintrag.
Meine Einschätzung von damals ist auch die von heute - ein paar Nuancen / Schwerpunkte habe ich damals anders gesetzt†¦.


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Mein Lektüre-Resümee 2016

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013, Statistik 23 Dezember 2016 · 1.621 Aufrufe
2016, 2016;
Und der Gewinner ist....

Hier also meine ganz persönliche Lektüre-Rangliste für 2016
Es gab 2 Bücher, die mich wohl richtig begeistern konnten, aber auch eine ganze Reihe toller Bücher.
Dieses Jahr ist es mir weniger schwer gefallen, mal Bücher nur anzulesen und dann wegzulegen; daher ist die Gesamt-Ausbeute auch etwas mickrig, da ich einige Bücher hier gar nicht aufgeführt haben, die mich gar nicht fesseln konnten.
Interessanter Weise fand ich unter meinen gelesenen Comics auch mehr tolle Erlebnisse als in der Prosa etc...

mehr als 10 Punkte - überragende Lektüre-Erlebnisse
Heinrich Gerlach: „Durchbruch bei Stalingrad“
Cixin Liu: „Die drei Sonnen“

9 bis 10 / 10 Punkte - sehr gut
Philip K. Dick: „Das Orakel vom Berge“
Robert W. Chambers: „Der gelbe Tod“
Christian Dörge: „Southern Gods“
Tobias Bachmann: „Liebesgrüße aus Arkham“
Markus Kastenholz: „Suizid Blues“
Stanley G. Weinbaum: „Die rote Peri“
Dan Simmons: Ilium“
H.G. Wells: „Mr. Blettsworthy auf der Insel Rampole“
Andreas Brandhorst: „Die Stadt“
Christian Kracht: „Die Toten“
Christian Kracht: „Imperium“
Helmut Krausser: „Einsamkeit und Sex und Mitleid“

7 bis 8 Punkte von 10 - recht gut, mit Abstrichen
Umberto Eco: „Nullnummer“
Nic Pizzolatto: „Galveston“
Dietmar Dath: „Leider bin ich tot“
Italo Calvino: „Ein General in der Bibliothek“
Eva Strasser: „Mary“
Abraham Merritt: „Madame Mandilips Puppen“
Katharine Burdekin: „Nacht der braunen Schatten“
Nils Wiesner: „Merseburger Neumarktgeschichten“
Axel Honneth: „Die Idee des Sozialismus“
H.G. Wells: „Tono-Bungay“
H.G. Wells: „Im Jahre des Kometen“
Andreas Brandhorst: „Das Schiff“
Andreas Weiler: „Das Terranauten-Projekt“
Günter Kunert: „Vertrackte Affären“
Horst Hoffmann: „Entscheidung auf Hades“
Roger Zelazny: „Corwin von Amber“
Thomas von Steinaecker: „Schutzgebiet“
Götz Aly: „Unser Kampf“
George Orwell: „Mein Katalonien“

weniger als 7
Ned Beauman: „Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beförderung eines Menschen von Ort zu Ort“
Michael Crichton und Richard Preston: „Micro“
Stephen King: „Brennen muss Salem“
Friedrich Nitzsche: „Ecce homo“
Christian Kracht & Ingo Niermann: „Metan. I. Teil“
Philip Pullmann: „Der gute Jesus und der Schurke Christus“

...und noch mal für die Comics:

mehr als 10 Punkte - überragende Lektüre-Erlebnisse
Alan Moore, Jacen Burrows: „Providence 1“
Neil Gaiman und J.H. Williams III: Sandman, Overtüre, 2 Bände
Flix, Kissel: „Münchhausen. Die Wahrheit übers Lügen“

9 bis 10 / 10 Punkte - sehr gut
Feuer und Stein. Predator
Manifest Destiny 1. Flora & Fauna
Drifters. Band 1: Crash
R. Albuquerque & M. Johnson: „ei8ht. gestrandet“
Mike Mignola und Duncan Fegredo: „Hellboy 12. Der Sturm“
Alan Moore, Brian Bolland: „Batman. The Killing Joke“
Alan Moore, Jacen Burrows: „Providence 2“
Dietmar Dath: „Superhelden“

7 bis 8 Punkte von 10 - recht gut, mit Abstrichen
The Witcher. Im Glashaus
Mad Max
Mike Mignola und Dave Stewart: „Hellboy 13. Abstieg zur Hölle“
Ransom Riggs & Cassandra Jean: „Die Insel der besonderen Kinder“
Jens Maria Werber: „Codex Roboticus“

weniger als 7
Manifest Destiny 2. Insecta & Amphibia
Tsuina Miura, Takahiro Oba: „High Rise Invasion“
Roger Zelazny†™s Amber. Die neun Prinzen von Amber, 3 Teile
Grant Morrison u.a.: „Multiversity“ (DC)


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EOF 2016

Geschrieben von T.H. , in Leseliste ab 2013 23 Dezember 2016 · 1.218 Aufrufe
2016, 2016;, George Orwell
EOF 2016

So, gleich ist Weihnachten (Eintrag vom 23.12.2016) - daher grinst Euch jetzt schon mal "mein" Weihnachtsmann an. Bevor es ans Baumputzen geht, kommt noch schnell der Rest meiner 2016er Leseliste(n - sind ja 2 - die Comics sind in einer Extra-Liste aufgeführt; hier aber beide Reste):

 

38) Philip Pullmann: „Der gute Jesus und der Schurke Christus“
Hörbuch, gelesen von Hanns Zischler
Da dachte ich: Es ist ja Weihnachten (gehört im Dezember), das passt gut! Und Pullmann ist ja so gut, wird zumindest behauptet.
Ich kenne von ihm - besser: nach ihm - nur die Verfilmung seines bekanntesten Werkes. Der Film wird ja nicht so in den Himmel gelobt. Und mir hatte er auch nicht wirklich gefallen.
Damals gefiel mir die Idee mit den Tier-Avataren / Seelen, die „ihre“ Menschen immerzu begleiten. Doch darüber hinaus fand ich die Story (des Films) so 08/15.
Und hier? Ähnlich: Es gibt die eine zentrale Idee: Es gab nicht 1 Kind, sondern 2: Jesus UND Christus. Jesus ist der mit den Wundern und den Anhängern, Christus ist sein Chronist. Christus hat die mieseren Veranlagungen - ob er wirklich „der Schurke“ ist, vermag ich nach gut der Hälfte des Hörbuches nicht zu sagen. Bin auch nicht bereit, das herauskriegen zu wollen.
Mich hat die „alternative“ christliche Bibelgeschichte nicht vom Hocker gerissen: Ton und Inhalt sind halt wie in der Bibel. Der Autor scheint dem Christentum nicht wirklich kritisch gegen über zu stehen. Kann er ja, aber mich interessierte eine mehr oder weniger 1:1-Nacherzählung des Neuen Testaments einfach nicht, nicht mal zu Weihnachten.
5 / 10 Punkte

 

39) George Orwell: „Mein Katalonien“
Sehr schöner, interessanter, mitunter kurzweiliger Erlebnisbericht des bekannten Autors über seine Erlebnisse und Beobachtungen im Spanischen Bürgerkrieg, den er selbst mitmachte. Er wollte nur zum Berichten hin, nahm aber dann auch die Waffe in die Hand.
Er war Mitglied einer Miliz, die zur „Arbeiterpartei der marxistischen Einigung“ gehörte, einer eher anarchistischen Vereinigung. Die P.O.U.M. stand in der damaligen Presse - der bürgerliche, wie der kommunistischen, linken Presse, im Ruf, trotzkistisch zu sein.
Orwell hat gerade durch seine Erlebnisse und die Reflektionen, die er in der Presse über das, was er selbst erlebte und dort völlig anders dargestellt wiederfand, seine politische Sozialisation erfahren. Auch für mich war die Grundkenntnis, dass „die Kommunisten“ (also vornehmlich durch die UdSSR gesteuerte Leute) vehement gegen jede Form der spanischen Arbeiterbewegung „von unten“, die die Situation für eine weiterführende Revolution nutzen wollten, ankämpften, sehr aufrüttelnd und wichtig. So konkret, wie er es darstellt, ist eben doch noch was anderes als eine abstrakte Erkenntnis. Außerdem formuliert Orwell sehr scharf, so scharf, wie es wohl bis heute im allgemeine anerkannten Kontext (wenn man z.B. der Wikipedia folgt) nicht gesehen wird, dass die UdSSR z.B. vehement gegen eine sozialistische Revolution in Spanien eintrat, somit einen „2-Fronten-Kreig“ gegen die Faschisten UND gegen den nichtkommunistischen und nichtrepublikanischen, antifaschistischen Widerstand führte. So hatte ich das noch nirgends gelesen.
Allerdings verliert Orwell sich in Einzelheiten; berichtet z.B. sehr detailliert über den Konflikt in Barcelona zwischen der offiziellen Regierung, den Kommunisten und den Anarchisten. Orwell macht das sicherlich deshalb, weil er beweisen wollte, wie falsch die Medien (Zeitungen) damals davon berichteten und wie falsch demnach das historische Urteil über den Span. Bürgerkrieg ausgefallen ist. Das Verdrehen von Wahrheiten, bis hin zur einfachen Umkehrungen der Wahrheit („die P.O.U.M. hätte einen Komplott mit Franco gegen die Republik geschmiedet") konnte Orwell am eigenen Leib miterleben - er wusste also, was er in „1984“ dann beschrieb.
Ich würde mir das Buch kompakter wünschen (die verwirrenden, ausufernden Schilderungen der Beziehungen der einzelnen Milizen, Parteien, Gewerkschaften etc. die in die politischen und militärischen Auseinandersetzungen im Span. Bürgerkrieg verwickelt waren, hatten bei mir zumindest den Eindruck eines komplexen und unübersichtlichen Konfliktfeldes erweckt; wo ich „früher“ dachte, Bescheid zu wissen, bin ich nun umso verwirrter…), deshalb habe ich gleich mal einen Essayband von ihm bestellt habe, von dem ich mir das genau verspreche und geben hier mal
7 / 10 Punkte

 

40) Cixin Liu: „Die drei Sonnen“
Also, das ist ja schon ein seltsames Buch. Was soll ich davon halten? Auf alle Fälle finde ich oberschade, dass die Fortsetzung (auf Deutsch) so lange auf sich warten lässt. Denn: Das Buch hat mich ziemlich in seinem Bann geschlagen.
Es geht los mit Erlebnissen aus der chinesischen Kulturrevolution. Zwischenfrage: Was ist das denn für ein Aufhänger in einen SF-Buch? Aber: Sehr eindrucksvoll geschildert, hat mich gleich mitgenommen; auch wenn diese gerade skizzierte Frage mich doch irritierte.
Dass der historische Einstieg absolut seine Berechtigung und Bedeutsamkeit besitzt, wird beim Lesen dann schon klar. Auch wenn man in den Rezensionen zu dem Buch liest, dass der Autor seine Personen nicht sonderlich literarisch, einfühlsam oder so schildert, hat er hier ein Meisterstück in Motivations-Begründung abgeliefert; kann mich echt kaum an einem anderen Bsp. erinnern, wo mal eine ähnlich extreme Entscheidung, die die Protagonistin ja fällt, so ausführlich und plausibel dargestellt wurde.
Ähnlich - wenn auch längst nicht so ausführlich - hat der Autor es ja für eine Nebenfigur, den reichen Milliardär, dargestellt.
Der Autor weist meiner Meinung durchaus Schwächen in seiner Schreibe auf. Ein paar Stellen erschienen mir auf den ersten Blick irgendwie unbeholfen, erinnerten mich in ihrer Machart an die „Jetzt-geht†™s-aber-los“-SF der 50er Jahre.
Der Autor bringt dem Leser dann auch immer mal wieder ins Bewusstsein, dass es sich um echte Hard-SF handelt. Einigen astro-physikalischen und nanotechnischen Ausführungen konnte ich nur bedingt folgen; hätte für meine Begriffe kompakter erzählt werden können.
Andererseits brachte das alles Abwechslung in die Lektüre - na ja, und am Ende konnte der Autor alles Stränge zusammenführen, erschien im Nachgang alles stringent und richtig.
Richtig stark sind also die Charaktere, deren Motivation für meine Begriffe sehr gut und eindrucksvoll herausgearbeitet wurden, auch wenn sie scheinbar eher unreflektiert daherkommen.
Stark waren die trisolaren Computerspiel-Simulationen.
Stark sind die historischen Exkurse (was aber auch daran liegen mag, dass ich mich noch nicht so intensiv mit der Geschichte Chinas befasst habe).
Faszinierend, wenn auch rabenschwarz, ist die Grundaussage des Romans. - Hmm, irgendwie scheint ja das Thema in der Luft zu liegen, wenn ich da nur an „Inferno“ von Dan Brown denke. Oder: Letzens habe ich die britische TV-Serie „Utopia“ zum 2. Mal gesehen; die ja zudem auch einen großen Schauwert besitzt. Das Buch reiht sich in diese apokalyptische, Depri-Reihe ein, ohne Zweifel. Umso gespannter bin ich auf die Fortsetzungen, wenn der Frage nachgegangen wird: „Wie werden wir überleben?“
11 / 10 Punkte

 

COMIC-Leseliste

 

18) Dietmar Dath: „Superhelden“
Ha, erwischt, ist gar kein Comic! Aber ein kleines Buch über Comics. Und zwar ein ganz tolles. Mal wieder ein Text von Dietmar Dath, den ich richtig gut fand.
Er bricht eine Lanze für das Genre des Superheldencomics und berichtet konzentriert und trotzdem detailliert und pointiert über wichtige Heldenfiguren, empfiehl (mir) damit quasi wichtige Schlüssel-Geschichten aus den diversen Helden-Universen.
10 / 10 Punkte

 

19) Grant Morrison u.a.: „Multiversity“ (DC)
Einer der oben erwähnten Empfehlungen folgend legte ich mir die beiden dicken Bände zu. Und? Nun ja, Dietmar Dath erzählte von der Alternativ-Weltgeschichte, in der Superman in Böhmen abstürzte und eine Superwaffe der Nazis wurde. Diese Story in dem Reigen von Alternativ-Welt-Heldengeschichten (irgendwas über 50 Erden, die sich alternativer Geschichteabläufe erfreuen und in den die bekannten DC-Helden in verfremdet Weise agieren und gegeneinander spielen) war dann auch die beste. Die meisten Stories sind einfach zu selbstverliebt. Im Grunde teilen sie mir mit, dass es gut ist, Comics zu lesen, denn dann weiß ich Bescheid über die Welt(en), oder so. Und es wird mal wieder die Welt bedroht. Aber irgendwie alles nur angerissen, völlig konfus erzählt. Bin ich zu alt für das Zeug? War ziemlich enttäuscht.
5 / 10 Punkte

 

20) Jens Maria Werber: „Codex Roboticus“
DAS ist mal wahrlich eine „graphic novel“, die diese Bezeichnung auch verdient! Ob das Werk hier in meiner Comic-Liste überhaupt hineingehört? Also, der Roman - eher eine Art längere Erzählung - lebt vor allem durch die grafische Aufbereitung, keine Frage. Und zum Schluss ist es auch ein reiner Comic. Dennoch hat der Text einen recht großen Stellenwert. Dazu ist der auch noch 2sprachig - also Deutsch und Englisch.
Das Buch ist ein Buch über ein Buch†¦ über ein Tagebuch eines mad scient4st, der in den 20er/30er Jahren, anknüpfend an okkulten Studien - Kabbala, andere esoterische „Überlegungen“ aus dieser Epoche, die Golem-Sage - Maschinenwesen schuf. Getarnt war das alles als Filmproduktion, aber die meinten das ernst!
Neben okkulten und andren zeitgeistigen Referenzen, wie die Vril-Kraft, verweisen die Experimente auf ein sehr gegenwärtiges Thema, nämlich den Transhumanismus. Hier wird der Grundstein für eine technische Intelligenz, eine erste Roboter-Genration gelegt, die den Menschen ablöst. Das Ganze wird natürlich sehr dramatisch in Szene gesetzt und die Frage „Mensch und Roboter“ in die Frage „Menschen vs. Roboter“ umgemünzt. Allerdings hat dies natürlich nur einen Grund: Diese Roboter werden primär als Waffen konstruiert; tja, was erwartet man dann also†¦
Der Text verweist auf ein Tagebuch, besteht aus fiktiven Briefen etc. Und er ist eher der inhaltliche Rahmen für die wundervollen, expressiven Bilder! Die sind echt Klasse! Ist halt ein Bilderbuch. Ich fand†™s gut
8 / 10 Punkte

 

PS. Jens Maria Weber - der Name sollte aktuell (2016/17) Fans von Kai Meyer bekannt vorkommen...








Motto

„Die Welt der Kunst & Fantasie ist die wahre, the rest is a nigthmare.“ 
Arno Schmidt
 
Er weiß nun auch, was er gegen die … lauernde Stupidität, die sich als Realismus ausgibt, zu tun hat: das Bild von Wirklichkeit eingrenzen, sie mit ästhetischem Maß und nur mit diesem messen, den Schritt in surreale Reiche wagen."
(aus: Gunnar Decker: Franz Fühmann. Die Kunst des Scheiterns. Eine Biographie. S. 201)

 

 

Thomas Hofmann, ein Phantastik-Fan

Angehängtes Bild: Demiurg_g.jpg

© Thomas Hofmann

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Als Freund der phantastischen Künste artikuliere ich mich seit ca. 1988. Vielleicht kennen einige von Euch meine Zeichnungen. War auch als Rezensent im Fandom unterwegs, einst vor allem im leider nicht mehr existenten Fanzine SOLAR-X, neuerdings im NEUEN STERN (kein Fanzine, nur ein "Rundbrief...")
Dieses Blog soll den geneigten Leser auf Tipps und Termine in Sachen Phantastik aus dem Raum Halle / Leipzig hinweisen. Einer alten SOLAR-X-Tradition folgend möchte ich auch Berichte zu von mir besuchten SF / Phantastik-Veranstaltungen einstellen.
Ich will immer mal wieder auf die Stammtisch-Termine meines Heimat-SF-Clubs, des ANDROMEDA SF CLUB Halle und auf die Veranstaltungen des Freundeskreis SF Leipzig hinweisen.

 

Man wird hier auch die eine oder andere Rezension zur Phantastik aus alten Tagen von mir finden, von denen zumindest ich meine, dass sie nicht völlig dem Vergessen anheim fallen sollen.

 

Mehr als Merkhilfe für mich, aber vielleicht auch als Anregung für den einen oder die andere Leser/in wird hier meine kommentierte Leseliste zu finden sein.

 

 

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Archiv

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Bücher, die weitestgehend von mir illustriert wurden:
 Sagen der Oberlausitz, Nordböhmens und angrenzender Gebiete; Oberlausitzer Verlag A. Nürnberger, 1990
 Sagen der Oberlausitz..., Band II, ebd., 1991
 Oberlausitzer Kochbuch mit historischen Betrachtungen, ebd., 1991
  Märch. d. Bergwelt, ebd., 1991
 Wilko Müller jr. & Renald Mienert: Die Zeitläufer, Solar-X-Prod., 1994
 Das große Dorfhasser-Buch, Aarachne, Wien, 2000
 Christian v. Aster: Nachmieter gesucht, midas 2000
 Von dunklen Kräften und alten Mächten, Rollenspielbuch, Caedwyn, Hannover 2001
 Das große Verwandtenhasserbuch, Aarachne, Wien 2001
 N. Rensmann: Ariane, Bastian, Luzifee und Co., K&C Buchoase,Solingen, 2001
 Felten & Streufert: Gänsehautgeschichten, K&C Buchoase, Solingen, 2001
 Spinnen spinnen. Die Anthologie zu nützlichen Tieren, Aarachne, Wien 2002
 Peter Brandtstätter: Von Schmetterlingen und der Liebe..., Wien, 2002
 Feenmond, Rollenspielbuch, Caedwyn, Hannover 2002
 Ruf der Ferne, Rollenspielbuch, Caedwyn, Hannover 2003
 Frank Haubold: Das Geschenk der Nacht. Phantastische Erzählungen, EDFC e.V., Passau, 2004
 Das Mirakel, Phantastische Erzählungen, EDFC e.V., Passau, 2007
 Rose Noire, Anthologie im Voodoo-Press, 2009
 Michael Knoke: Das Tal des Grauens, Voodoo-Press, 2010
 Michael Siefener: Die Entdeckung der Nachtseite, Verlag Lindenstruth, 2011
 A.G.Wolf: Die weissen Männer, VP 2013
 Tobias Bachmann, "Liebesgrüße aus Arkham", Edition CL, 2016
 A.G.Wolf: Die weissen Männer, KOVD 2020 (Neuauflage)
 Peter Schünemann, "Nachtmahr", Ed. Dunkelgestirn, 2023
 Andreas Fieberg & Ellen Norten (Hrsg.): RÜCKKEHR NACH BLEIWENHEIM, p.machinery, 2023

 "Angst im Empire", hg.v. Reinhard Klein-Arendt, Ed. Dunkelgestirn, 2024

â– 
Bücher, an denen ich mich beteiligen durfte:
 Der Abenteuerwald. Phantastische Nachwuchsanthologie, Kreutziger Verlag, 1996
 Das Herz des Sonnenaufgangs, Eine Alien Contact Anthologie, 1996
 Liber XIII und andere unerwünschte Nachlässe, Goblin Press, 1999
 Lichtjahr 7, Freundeskreis SF Leipzig e.V., 1999
 Von kommenden Schrecken, Buch zum ElsterCon, Leipzig, 2000
 Der Erstkontakt. Stories und Bilder aus dem Perry-Rhodan-Wettbewerb, Berlin, 2001
 Phantastik 2002, Taschenkalender, 2001
 Michael Lohr, Gemurmel aus dem Buch der Drachen, 2001
 Hysterisch funktionieren, Aarachne, Wien. 2002
 C. Bomann: Anthrins Kind, Abendstern-Verlag, Parchim, 2002
 C. Bomann, Parchimer Hexengeschichten, Abendstern-Verlag, Parchim, 2002
 Des Todes bleiche Kinder, Abendstern-Verlag, Parchim 2002
 Geschichten von Phönix und Sperling. Buch zum ElsterCon, Leipzig, 2002
 Cover: Wilko Müller jr.: Operation Asfaras, Ed. Solar-X, 2003
 Alien Contact Jahrbuch 1 für 2002, Shayol, 2003
 Alien Contact Jahrbuch 2 für 2003, Shayol, 2004
 Alien Contact Jahrbuch 3 für 2004, Shayol 2005
 Cover: Carl Grunert: Der Marsspion, DvR, 2005
 G. Arentzen: Christoph Schwarz, Detektiv des Übersinnlichen, Bd. 1 bis 6, Romantruhe, 2005
 M. Borchard: Der Zeitarzt, SF Blues Bd. 4, edfc, 2005
 Cover: Wilko Müller jr. & Renald Mienert: Die Zeitläufer, Ed. Solar-X, 2005
 Cover: Carl Grunert: Im irdischen Jenseits, DvR, 2005
 Cover: Carl Grunert: Zukunfts-Novellen, DvR, 2005
 Markus Kastenholz: Tiamat 1 - Asche zu Asche, VirPriV-Verlag, 2005
 Welt der Geschichten 1, Web-Site-Verlag, Mai 2006
 Cover: Wilko Müller jr.: Mandragora, Ed. Solar-X, 2006
 Kastenholz, Ippensen: Tiamat 2 - Die Stunde Null, VirPriV-Verlag, 2006
 Nocturno 6, VirPriV-Verlag, 2006
 Alien Contact Jahrbuch 4 für 2005, Shayol, 2006
 Welt der Geschichten 2, 2006 (alte Ausgabe; in der Nachauflage von 2008 sind keine Bilder von mir enthalten)
 Welt der Geschichten 3, 2008 (neue Ausgabe)
 Cover: Bernd Rothe & Astrid Pfister (hg.): Gequälte Seelen; Welt der Geschichten Sonderausgabe, 2008
 Robert N. Bloch: Michael Siefener. Eine kommentierte Bibliographie, Verlag Lindenstruth, 2011
 Frank W. Haubold: Der Puppenmacher von Canburg, Edition Lacerta(eBook) und CreateSpace Ind. Pub. Platform, 2012
 "Saramees Blut", Atlantis 2012
 M. Kastenholz: Projekt Hexenhammer, Printausgabe, 2013
 Simon & Steinmüller: Die Wurmloch-Odyssee, Shayol, 2014
  Richard Kühle: Alraune und der Golem, Goblin-Press, 2015
 Ine Dippmann und Uwe Schimunek: Leipzig mit Kindern, Jaron 2015
 Leipzig - Visionen. Gestern und heute, FKSFL & Edition Solar-X 2015
 Simon & Steinmüller: Die Wurmloch-Odyssee, Memoranda, 2017
 Simon & Steinmüller: Leichter als Vakuum, Memoranda, 2017
 Uwe Lammers, „Mein Freund, der Totenkopf“, Teil 1, 2017
 IF Magazin für angewandte Fantastik # 666, Okt. 2017
 Angela & Karlheinz Steinmüller: Andymon, Memoranda, 2018
 Ferne Welten, Buch zum 14. ElsterCon, 2018
 Angela & Karlheinz Steinmüller: SPERA, Memoranda, 2018
 Angela & Karlheinz Steinmüller: Sphärenklänge, Memoranda, 2019
 Angela & Karlheinz Steinmüller: Der Traummeister, Memoranda, 2020
 Angela & Karlheinz Steinmüller: Marslandschaften, Memoranda, 2020
 Fahrenheit 145, Buch zum 15. ElsterCon, 2020
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Pulaster, Memoranda, 2021
♦ (N)IRGENDWO (N)IRGENDWANN. Utopie und Humor. Begleitband zum ElsterCon 2022
♦ Goblin Press. Die frühen Jahre: 1990 - 2004. Eine illustrierte Dokumentation von Uwe Voehl, Lindenstruth 2022
♦ Hubert Katzmarz: Im Garten der Ewigkeit, p.machinery, 2022

 Angela & Karlheinz Steinmüller: Computerdämmerung, Memoranda, 2023

 Andreas Fieberg (Hrsg.): ABSCHIED VON BLEIWENHEIM. In memoriam Hubert Katzmarz MMXXIII, p.machinery, 2023

 Hubert Katzmarz: EIN MEISTERWERK DER WELTLITERATUR, p.machinery, 2023
 

 
Magazine und SmallPress
Alien Contact, Kopfgeburten, GOTHIC, The Gothic Grimoire, Vanitas, Tanelorn, Fleurie, Bonsai 6 / Zimmerit 5, 1995, Tumor (Sonderheft 8), Andromeda SF Magazin des SFCD 143 / 144, EXODUS 15 / 16 / 17 / 18 / 19 (mit Galerie v. mir, 2006) / 20 / 21 / 22 / 24 / 25 / 27
einblicke. Zeitschrift der Krebsforschung, August 2005,
Watchtower 8 / 9
Die Ruhrstadt-Zeitung 41
ARCANA 6 (2005)
Andromeda Nachrichten 216, 218 / 219, 220, 222, 223, 224
Nova 16 (2010)
Fantastic Artzine 1, Fantastic Artzine. Halb-Zeit, beide 2012

Nova 22 (2014)
Der lachende Totenschädel, Nr. 3 (10 / 2015)
Cthulhu Libria Neo, BuCon-Ausgabe 10/2015

Cthulhu Libria Neo 1, April 2016
Cthulhu Libria Neo 2, Oktober 2016
Cthulhu Libria Haunted Houses, März 2017
EXODUS 36, Juni 2017

Der lachende Totenschädel Nr. 4, Jan.2018
!Time Machine, Januar 2018
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EXODUS 38, 09 / 2018
!Time Machine 2, Januar 2019
!Time Machine 3, April 2020
!Time Machine 4, Januar 2021
Der neue Pegasus Nr. 2, April 2021

!Time Machine 5, Oktober 2021
!Time Machine 6, Januar 2022
!Time Machine 7, Januar 2023

!Time Machine 8, Januar 2024
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TERRAsse 27 (zum 60. FörsterCon, April 2019)
TERRAsse zum PentaCon 2019
TERRAsse zum PentaCon 2021
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 Syngularity: The Four Horsemen; 2000
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