viel war es nicht.. (Beginn Hofmanns Leseliste 2019)
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Der Kopf: Creechie, aus meinem Bild zu LeGuins "Das Wort für Welt ist Wald", aus dem gleichen Sammelband wie das hier:
1 - Alan Dean Foster: „Die denkenden Wälder“
Der 3. Roman in dem Heyne-Sampler zur ökologischen SF. Ich beginne das neue Jahr mit einer Wiederholung. War aber mal wieder Zeit.
Roman spielt am Rande des Homanx-Universums, auf einer wilden, prächtigen, opulenten Natur-Welt. Hier gibt ADF seinem Affen ordentlich Zucker, der Roman lebt von den Beschreibungen der Aliens auf dieser Welt - Wesen so zwischen Flora und Fauna; unsere Einteilung aus dem Bio-Unterricht greift hier nicht so richtig. Ansonsten lebt die Story vom Grundsatz: „There's always a bigger fish.“
Die humanoiden Einheimischen sind aus der ansonsten überschwänglich sprießenden Evolution nicht hervorgegangen, sondern Nachkommen einer verunglückten Expedition (vermutlich sogar Prä-Commonwealth-Ära), haben sich aber hervorragend in die natürlichen Abläufe einsortiert. Als dann neumodische Zivilisationstypen dazu kommen, gibt es auch gleich Konflikte, die aber die „Indianer“ im Namen ihrer Natur für sich entscheiden.
Tolle, geradlinig erzählte Abenteuerstory, die vor allem von der Beschreibung der fremdartigen Lebensformen lebt.
8 / 10 Punkte
2 - W. H. Pugmire: „Der dunkle Fremde“
Ziemlich gute, bis großartige Sammlung vortrefflicher Weird Fiction Stories. Okay, nach dem zwar kurzen, aber sehr überzeugenden Einblick, den mir der Autor in der Sammlung vom Blitz-Verlag, „Götter des Grauens“, gewährte, hatte ich mir mehr Innovation für das Genre Weird Fiction erhofft. Das macht der Autor nicht, er bleibt seinen Vorbildern treu, vornehmlich HPL, aber gerade was seinen sehr poetischen, sprachgewaltigen Stil anbelangt, erinnerte er mich an C.A.Smith oder gar Lord Dunsany. Pugmire ist auf jeden Fall tief verwurzelt in dem Weird Fiction Kosmos.
Die Reise führt nicht nach Carcosa, aber irgendwie ganz in die Nähe; ins Sesqua-Tal. Dorthin haben sich die Großen Alten, oder ihre Nachkommen und Nachlassverwalter, zurückgezogen. Natürlich werden sie durch neugierige und suchende Menschen gestört, doch ihr Verhältnis zu den Menschen ist durchaus ambivalent.
Inhaltlich war für mich neu und erfrischend und überzeugend, dass direkt aus der Sicht der Aliens (sozusagen) geschildert wird, nicht nur aus der der menschlichen, meist anfänglich unwissenden Protagonisten. Das hat was! Der HPL-Fan kommt zu 100 % auf seine Kosten, es werden weitere Puzzlesteine dem Cthulhu-Mythos hinzugefügt. Gerade wegen der tollen Sprache und dunkel-blumigen Sprach-Bilder macht die Lektüre großen Spaß. Für mich ist das der bisherige Höhepunkt der Reihe „H. P. Lovecrafts Schriften des Grauens“ aus dem Blitz-Verlag.
8 / 10 Punkte
3 - Christopher Priest: „Das Kabinett des Magiers“
Ich habe einen neuen Lieblingsautor! Und ihn dabei so lange ignoriert, umschifft, vermieden, weil er ... Ach, das war auf jeden Fall ein Fehler! Das Buch hier ist sicher sein populärstes, weil von Nolan verfilmt (Prestige). Story ist im Grunde wie im Film, greift nur aus der Vergangenheit in die Gegenwart, nicht nur mittelbar (über die Nachkommen der Magier), sondern auch sehr direkt - eben durch das Prestigio (Das Ergebnis des Zaubertricks).
Ist das nun auch die Geburtsstunde des „Tesla-Punks“? Könnte ja sein, würde passen.
Ich bin ziemlich begeistert und fröne dieser Begeisterung natürlich im NEUEN STERN.
10 / 10 Punkte
4 - Christopher Priest: „Der Traumarchipel“
Es geht los! Meine Reise zum Traumarchipel! Ich befürchte, ich muss jede für mich machbare Station dort bereisen. D.h., alle verfügbaren Bücher und Stories dazu lesen. Leider kann ich ja nicht so gut Englisch, denn es ist natürlich nicht alles auf Deutsch erschienen.
An „Stationen“ sollte es genug geben. Laut Priest beherbergt das Mittelmeer um den Äquator ca. 10.000 bewohnte Inseln; jede unterscheidet sich von der anderen. Sie liegen zwischen 2 befeindeten Ländern, die die anrainende Kontinent-Teile beherrschen: Faiandland und Glaund.
In dem kleinen Sammelband, bei Luchterhand erschienen, von Nagula 1987 herausgegeben, sind 3 Stories vereint. Die erschienen aber auch in anderen Anthologien auf Deutsch.
In einer Story führt Priest den Leser auf eine falsche Fährte, zumindest in einem wesentlichen Detail. Am Ende ist es gar eine Mystery-Story, oder vielleicht doch nur Darstellung eins psychischen Problems in Folge eines Traumas? Ich finde das absolut faszinierend, wie Priest mit der Wirklichkeit umgeht.
In der 2. Story tappt ein Festländer in eine böse Falle, die mit den Ehe-Riten der Einheimischen zu tun hat. So eine Story stünde einem Robert Sheckley sehr gut zu Gesicht.
Im dritten Fall thematisiert Priest den Zwist der Systeme - auf sein Traum-Land projiziert.
Ich bin nun Fan des Priest'schen Traumarchipels und muss mich lang und ausgiebig im NEUEN STERN dazu auslassen. Echt, der Mann und seine Werke haben es mal verdient, aus dem Vergessen geholt zu werden - und seine Publikationsgeschichte im Deutschen fortzusetzen.
11 / 10 Punkte
5 - Christopher Preist: „Der weiße Raum“
Weiter im Traumarchipel! Diesmal wird es quasi erfunden, kreiert. Ein frustrierter Londoner (Vater tot, Job weg, Freundin weg) versucht zu sich zu kommen. Irgendwann schreibt er eine Autobiografie, aber das genügt nicht, er setzt seine Lebensbeschreibung verfremdet fort. Dazu erfindet er eine eigene Welt, den Traumarchipel. Er ist dort derselbe wie in London, nur seine wichtigen Bezugspersonen tragen andere Namen - und sind dann auch etwas anders als in der Realität.
„Realität“? Tja, was ist das? Auf jeden Fall vermischen sich die Welten - nur in der Einbildungskraft des Protagonisten? Oder doch irgendwie real? Großartige Beziehungsdrama-Story, die zu einer Alternativ-Welt-Geschichte mit einem richtig knackigen SF-Topos (Unsterblichkeit) mutiert, um dann zu einer gänsehauterzeugenden Mystery-Story zu werden.
Meine Begeisterung für Meister Priest reißt nicht ab.
11 / 10 Punkte
6 - Martin Amis: „Im Vulkan“ Essays, hg. v. Daniel Kehlmann
Der Mann scheint ja richtig wichtig zu sein, wen der alles so auf Reisen begleitet und begegnete, oder interviewte. Schon beeindruckend. Tony Blair hatte er wohl auf seinen politischen Besuchen begleitet und kam damit in Kontakt zu wichtigen politischen Menschen der Welt. Ob das alles so wichtig und bedeutend ist, was er da zu berichten hat? Ich weiß nicht†¦
Wen er gar nicht leiden kann, steht auf jeden Fall fest: Trump; ihm widmete er in jahrzehntelangem Abstand 2 Artikel; es wird nicht besser†¦
Dann sind es große Künstler - aus Film und Literatur - denen er sich widmet: Polanski, Updike, Spielberg, natürlich seinem Liebling Nabokov, Brian de Palma, Kafka. Das hat mir dann schon mehr gegeben.
Für mich insgesamt eine schöne abendliche Bettlektüre - so ein Essay pro Nacht.
8 / 10 Punkte