Dirk van den Boom: Eine Reise alter Helden
Wurdackverlag Dirk van den Boom D9E Bücher - SF
Jetzt liegt er also auf dem Tisch, der erste Band der neuen SF-Reihe "D9E" des Wurdackverlags. Dirk van den Boom schrieb das Auftakt-Abenteuer und führt mit "Eine Reise alter Helden" in das neue Serienuniversum ein. Und das "alt" im Titel ist durchaus wörtlich zu verstehen, denn es handelt sich um Helden, die zur Rettung der Erde mit rund 500 Jahren Verspätung eintreffen.
Das Raumschiff "Interceptor" gehört zur irdischen Flotte und liefert sich irgendwo im Universum eine Schlacht mit einer Gruppe außerirdischer Schiffe, die zum gewaltigen Imperium der "Hondh" gehören. Wie diese Hondh aussehen oder wie sie denken, ist vollkommen unbekannt, die Menschheit weiß nur, dass sie die Erde und die dazugehörigen anderen von Menschen besiedelten und regierten Welten erobern wollen. Anfangs können die irdischen Schiffe die Eroberer noch zurückschlagen, doch die Hondh scheinen grenzenlos ausdauernd zu sein und arbeiten sich Schritt für Schritt voran. Als es zwischen der "Interceptor" und den Hondh zum Schusswechsel kommt, wird das Schiff schwer beschädigt, es kann zwar fliehen, doch ist der Überlichtantrieb irreparabel zerstört. Die Mannschaft sieht nur noch einen Ausweg - heimwärts zur Erde mit Unterlichtgeschwindigkeit. Und da dies rund 500 Jahre in Anspruch nehmen wird, begeben sich die Havarierten in die Stasiskammern, fahren ihre Lebensfunktionen zurück und begeben sich in einen 500-jährigen Dornröschenschlaf.
"Alte Helden" erreichen eroberte Erde
Das Erwachen ist böse. Sie erreichen eine Erde, die inzwischen längst zum Hondh-Imperium gehört. Für die Beherrschten ist dies offensichtlich gar nicht so unbequem. Die Hondh lassen der Menschheit weitgehend ihre Autonomie, verbieten lediglich Waffen und holen sich regelmäßig ihre Tributzahlungen ab. Ansonsten scheint sich die Erde geradezu in ein Paradies verwandelt zu haben. Wäre da nicht der Verdacht, dass die Menschheit manipuliert wird und dass die Hondh jeden kritischen Gedanken schon im Keim ersticken.
Routinertes SF-Abenteuer von Dirk van den Boom
Dirk van den Boom hat die Aufgabe, das neue Serienuniversum einzuführen und den Grundstein für die Reihe zu legen, souverän und routiniert gemeistert. Klassische Motive und Topoi der großen Weltraumepen wie Raumschlachten, Eroberungskriege, geheimnisvolle Alienrassen, totale Herrschaft, Gedankenkontrolle und psychische Manipulation machen die "Reise alter Helden" zu einem Roman mit dem Charme der "guten alten SF-Zeit", als Marsianer noch Xutl hießen ... (Van den Boom ist übrigens bei der Namensgebung nicht gerade zungenfreundlich. Thrax. Skepz. Um Himmelswillen - hat der Mann denn überhaupt nicht daran gedacht, dass er eventuell einmal Lesungen aus seinem Roman halten muss?) Ein wenig Melancholie scheint durchaus über das uralte Raumschiff ausgegossen, mit dem die Oldtimer-Crew sich erneut zur Rettung der Erde aufmacht.
"Eine Reise alter Helden" bietet gute Unterhaltung für ein paar Stunden
Es ist ein einfaches Buch. Ein Roman, der für ein paar Stunden gute Unterhaltung bietet, nicht mehr und nicht weniger. Die Geschichte ist spannend und geradlinig erzählt, verzichtet auf komplizierte Verschlingungen und hält eine gute Balance zwischen Spannungselementen und Schilderung der politischen Verhältnisse auf der Erde. Probleme werden sehr direkt angegangen, Lösungen schnell gefunden, es gibt keine großartigen, detaillierten Pläne der Helden oder komplizierte und verwickelte Intrigen, keine ausufernden Charakterstudien und Personenentwicklungen, hier geht alles geradeaus, und das ist bei diesem Weltraumabenteuer auch gut so.
Störender Info-Block statt Aufklärungsarbeit
Einzig beim Wieder-Erwachen nach 500 Jahren hätte ich mir dann doch eine etwas elegantere Art und Weise des Erkenntnisgewinns gewünscht. Die Mannschafft erwacht in relativer Erdnähe und hat auf der verbleibenden Flugzeit genügend Spielraum, den Funkverkehr und diverse Datennetze zu scannen, woraufhin die künstliche Intelligenz des Schiffes der Mannschaft bereits alles Wissenswerte über den neuen Zustand des Planeten verraten kann: Die Hondh regieren, der Menschheit geht es sonst gut, Waffen sind verboten ... Es wäre wesentlich interessanter gewesen, wenn die Mannschaft, und mit ihr der Leser, dies nach und nach erfahren hätte, so erhält man nur einen etwa eine Seite umfassenden Infoblock, und das war's dann.
Fazit: Flüssig geschriebener SF-Roman mit leichtem Retro-Charme, spannend und nicht allzu kompliziert. Gelungener Auftakt für die Reihe, der Lust auf mehr macht.
Dirk van den Boom: Eine Reise alter Helden. Nittendorf: Wurdackverlag, 2013. 250 S., Euro 12,95.
© Petra Hartmann