Mark Brandis: Pilgrim 2000, Teil II
Hörbücher - SF Mark Brandis Interplanar
Actionreich und mit viel Körpereinsatz und Kampf gehen die Abenteuer von Mark Brandis auf "Pilgrim 2000" weiter. Der zweite Teil des Hörspielzweiteilers frei nach dem gleichnamigen Science-Fiction-Roman entfernt sich noch weiter von der Buchvorlage als Teil I. Die Crew der Hermes muss sich mit dem geheimnisvollen "Er" auseinandersetzen, mit einer Stimme im Kopf der letzten Siedlerin, einer Quasi-Gottheit - oder doch mit einem Menschen?
Mark Brandis und seine Begleiter haben vor, das dem Untergang geweihte Generationenraumschiff "Pilgrim 2000" zu verlassen, bevor es in die Sonne stürzt. Doch ein Rattenangriff macht ihren heimlichen Aufbruch zunichte. Zudem lernt Mark Brandis die Macht des "Er" kennen: Gleich zweimal wird der Commander in einen koma-ähnlichen Schlaf versetzt, als er sich der unheimlichen Gedankenstimme widersetzt, beim zweiten Mal verliert er sogar das Augenlicht.
"Pilgrim 2000" entfernt sich weit vom Roman
Dadurch, dass sich die Hörspielmacher bereits im ersten Teil weitgehend vom Roman gelöst haben und statt der kleinen Siedlergemeinschaft nur eine einzige Frau überleben ließen, fallen viele Konflikte weg, die die Geschichte geprägt haben. Es gibt keine Auseinandersetzungen zwischen konservativen und auswanderungswilligen Siedlern, keine Hochzeit, keine zu den Ratten übergelaufenen "Ratmen", und auch die eindrucksvolle Schluss-Szene im Sportstadion nach Art eines römischen Gladiatorenkampfs fällt weg. Vielmehr geht es nun um die Konfrontation mit einem einzigen Mann im Hintergrund, der offenbar über mächtige Psychowaffen verfügt, der Ratten fernsteuern und den Commander nach Belieben "ausknipsen" kann.
Spannend erzähltes Hör-Erlebnis
Die Geschichte ist sehr spannend und temporeich erzählt. Sie ist, wie alle Hörspiele der Reihe ein akustisches Erlebnis und schlägt den Hörer vom ersten Augenblick in ihren Bann. Ob Rattenquietschen, Kampfgeschräusche oder Dschungelatmosphäre - hier kann man wirklich Hörspielqualität vom Feinsten erleben.
Viele Fragen bleiben offen
Inhaltlich bleiben einige Fragen und Widersprüche festzuhalten. Warum fragt sich Mark Brandis die ganze Folge über, ob Er ihn hören oder seine Gedanken lesen kann? Immerhin war die erste Lebensäußerung dieses Er ein eindeutiges "Nein, ich wäre doch sehr verärgert" auf ein Selbstgespräch, in dem Brandis meinte, Er würde wohl verstehen, wenn sie einige der Ihm geopferten Nahrungsmittel mit an Bord nähmen. Wozu gibt es auf einer acht mal zwei Kilometer großen Welt mit nur einer Stadt und einer inoffiziellen Barackensiedlung ein großes Bahnhofsgebäude? Verwirrend für den mitzählenden Hörer war auch Grischa Romens Funkspruch, er hätte die erste Granate verbraucht. Die beiden einzig verbliebenen Sonar-Granaten befanden sich in den Händen von Brandis und Stroganow, von anderen Granaten war zuvor und danach nie die Rede. Offen bleibt die Erklärung, warum der See in der Mitte der Station trotz der Sonnennähe eiskalt ist und warum Er nur in den Morgen- oder Abendstunden zu hören ist.
Und warum kommuniziert Er einzig mit dem Commander, wenn nach Judiths Auskunft früher alle Siedler die Stimme hören konnten? Wäre es nicht sinnvoller, gleich alle Besucher "einzunorden" und so jeden Widerstand im Keim zu ersticken? Warum lässt sich der Geheimnisvolle überhaupt auf eine direkte Begegnung mit Brandis ein? Als Gottmensch und Regent aus der Ferne wäre er so gut wie unbesiegbar gewesen.
Viele Gespräche nach dem Showdown
Das Ende, ein langes musikalisches Zwischenstück, dann die Gespräche nach dem Showdown, die langen Betrachtungen über Ihn, seine psychologische Verfassung, das Pilgrim-Projekt und die Mentalität der Siedler - das alles hätte gern etwas knapper und pointierter ausfallen können. Dass Brandis zuerst mit Levy, dann mit Romen, mit Stroganow und zuletzt mit Judith die Ereignisse besprechen muss, ist eindeutig zu viel, ein einiges Schlusswort hätte die Geschichte besser abgerundet. Sehr schön aber die Augenoperations-Szene, mit der der Bogen zum Anfang von Teil I geschlagen wird.
Fazit: Eine sehr spannende, actionreiche und mitreißende Folge mit einigen Ecken und offenen Fragen.
Mark Brandis - Pilgrim 2000, Teil 2. Hörspiel nach dem gleichnamigen Bestseller von Nikolai v. Michaewsky. Eine Interplanar Produktion von Jochim-C. Redeker und Balthasar v. Weymarn. Folgenreich, 2011. 56 Minuten.
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© Petra Hartmann