Wanted: John Gurdon, Verfasser der "Erinna"
Griechenland Klassiker John Gurdon Erinna Tragödie Antike
Sind eigentlich Anglisten unter den Lesern dieses Blogs? Ich bin auf der Suche nach einem Autor namens John Gurdon. Bekannte Daten: englischsprachiger Tragödiendichter, geboren vor 1903 und inzwischen seit mindestens 72 Jahren tot.
Eigentlich bin ich mehr zufällig auf ihn gestoßen. Ich habe mich mit Erinna, einer alten griechischen Dichterin, befasst und ihr überliefertes Gesamtwerk ins Deutsche übersetzt (drei Epigramme). Erinna hat auch ein Epos verfasst, von dem es nur noch Fragmente gibt, und galt als die zweitgrößte griechische Dichterin nach Sappho. Sie soll aber nicht lange gelebt haben, der Überlieferung zufolge starb sie bereits im Alter von 19 Jahren. Jedenfalls entdeckte ich kürzlich bei Amazon das Buch "Erinna. A Tragedy" von ebenjenem Herrn Gurdon. Klar, dass ich zugriff. Und jetzt stehe ich da mit einer Tragödie und weiß gar nichts über den Autor. Also, wer mir etwas über die Lebensgeschichte von Herrn Gurdon, sein Werk und seine Stellung innerhalb der damaligen englischsprachigen Literatur mitteilen kann, möge mir bitte mit ein paar Infos unter die Arme greifen. Als Tauschobjekt biete ich meine Erinna-Übersetzungen an.
Für alle, die mit dem Gedanken spielen, sich das Buch anzuschaffen, hier mein Senf dazu:
John Gurdon: Erinna
Es handelt sich um einen dieser billig produzierten On-Demand-Drucke von rechtefreien Texten, flüchtig eingescannt oder aus einer digitalisierten Bibliothek übernommen, jedenfalls vor dem Drucken garantiert nicht mehr von einem Menschen überprüft, sondern sehr "automatisch erstellt" aussehend. Die auf dem ersten Blatt stehenden griechischen Worte wurden vom Erfassungssystem in ähnliche lateinische Buchstaben verwandelt, so wurde ein Rho zum P, ein Omega zum W usw. Auch im englischen Text sind einige Buchstaben unsauber erfasst ("Danafi" war vermutlich mal Danaë), und einige Zeilenumbrüche gingen verloren. Insgesamt lässt sich der Text sehr schwer lesen, da man durch das Layout ohne Absätze und Leerzeilen manchmal den Sprecherwechsel verpasst.
Das Buch erschien 2009 bei General Books, das Original kam im Jahr 1903 im Verlag Edward Arnold heraus.
Erinna als Schülerin Sapphos
Inhaltlich ist das Werk ganz okay. Es ist in ein wenig altertümelndem Englisch abgefasst ("thou" statt "you" u. ä.), die Personen sprechen größtenteils in Versen, teilweise mit Endreimen, es gibt aber auch ein paar Prosa-Sequenzen.
Gurdon macht Erinna zur Schülerin Sapphos, wie zahlreiche Autoren vor ihm. Das ist wissenschaftlich zwar nicht ganz okay, Erinna dürfte etwa 200-300 Jahre nach Sappho gelebt haben, aber schon antike Autoren nannten die jüngere Dichterin eine Freundin und Schülerin Sapphos, und auch bei Mörike und Rilke findet sich Erinna im Schülerinnenkreis Sapphos. Gar nicht so unintelligent fand ich Gurdons Einfall, Erinna als Verlobte von Charaxos, Sapphos Bruder, einzuführen. Als Charaxos dann, wie historisch belegt, die Hetäre Rhodopis loskauft und sie auch noch heiraten will, ist nicht nur seine Schwester Sappho zornig, sondern auch die zarte Erinna ist bis ins Mark getroffen und vergiftet sich ... Also, abgesehen vom Schwulst seiner Zeit war es gar nicht schlecht.
Verarschung: Mehr als die Hälfte des Buch-Inhalts ist Ausschuss
Ziemlich daneben fand ich allerdings die Aufmachung. 10,40 Euro für 88 Seiten ist schon stark. Wenn man aber dann auch noch beim Lesen merkt, dass die Tragödie bereits auf Seite 41 endet und der Rest einfach nur dumpf mit-gescannte Bücherlisten sind, die mit Herrn Gurdon und Erinna nicht das mindeste zu tun haben, sondern vermutlich das Gesamtprogramm des Ursprungsverlags sind, fühlt man sich schon mehr als verarscht. So segensreich es ist, dass man inzwischen viele Bücher käuflich erwerben kann, nach denen man vor ein paar Jahren ewig lange in Bibliotheken fahnden musste, so ärgerlich ist für den Leser das gedankenlos Hingerotzte, das ihm hier für gutes Geld vor die Füße geschmissen wird. Ich bin wirklich nicht wählerisch, was das Outfit meiner Bücher angeht, und für ein solide kommentiertes Reclamheft lasse ich jede sauledergebundene Goldschnitt-Ausgabe stehen. Aber das hier ist einfach nur traurig. Armer John Gurdon.
John Gurdon: Erinna. A Tragedy. General Books, 2009. 88 S. Euro 10,40.
© Petra Hartmann
"as boys and left, about two years later, as men, true to the ship's motto: "Quit ye like men, be strong". A special breed of men who continue to have a strong influence in all walks of life around the world. The record includes at least 26 Admirals, 13 Commodores RN, 3 Army Generals, 4 Air Marshals, at least 17 Commodores of Shipping Companies, 4 VCs, 4 George Medal/George Cross/Albert Medals, a Poet Laureate and a staggering array of other accomplishments at sea and ashore around the world."
Der "Poet Laureate" war John Gurdon offenbar nicht.