Guy Newell Boothby: Der Palazzo des Doctor Nikola
Wurdackverlag Krimi/Thriller Guy Boothby Doctor Nikola
Doctor Nikola schlägt wieder zu: Im Roman "Der Palazzo des Doctor Nikola" lässt Guy Boothby sein Verbrechergenie in Venedig auftauchen - auf der Suche nach Rache und Liebe.
Der letzte Doctor-Nikola-Roman aus der Feder von Guy Newell Boothby entführt den Leser in die Lagunenstadt: Zwischen Kanälen, Dogenpalästen und splendiden Touristenhotels gibt es ein Wiedersehen mit Richard Hatteras, dem Helden aus dem ersten Teil, "Die Rache des Doctor Nikola".
Doctor Nikola lädt in seinen Palazzo ein
Hatteras, seine Frau, der Herzog von Glenbarth und die junge, hübsche Miss Trevor verbringen ihren Urlaub in der Stadt, als plötzlich der Doctor auftaucht. Nikola zeigt sich als außerordentlich liebenswürdig, lädt die alten Bekannten in seinen Palazzo ein und weiß eine grausige Geschichte über Rache und Vergeltung zu erzählen, die sich einst in diesem Palast zugetragen haben soll. Nach und nach wird klar, dass Nikola die Geschichte wiederholen möchte: Er ist auf der Jagd nach einem Menschen, der ihn in seiner Kindheit und Jugend bis aufs Blut gepeinigt hat. Später konnte dieser Mann sich zum Herrscher eines südamerikanischen Staates aufschwingen, musste jedoch nach einer Revolution flüchten. Nikola macht deutlich, dass dieser Mann unendlich viele Menschenleben auf dem Gewissen hat und die grausame Bestrafung mehr als verdient.
Die empfinsame Seite des Doctor Nikola
Zugleich erlebt der Leser Nikolas empfindsamere Seite: Er erweist sich als Wohltäter der verarmten Venezianer, heilt Patienten, die von den Ärzten aufgegeben wurden, und es entspinnt sich sogar eine zarte Liebesgeschichte zwischen ihm und Miss Trevor. Eine Beziehung, die vom Schicksal offenbar schon von langer Hand vorbestimmt war, denn beide empfinden die Unausweichlichkeit ihrer Begegnung und das Gefühl der Zusammengehörigkeit.
Faszinierender historischer Thriller
Boothby schafft es, das Grauen, das Nikola ausstrahlt, und die furchtbare Vergangenheit seines Palazzo auf den Leser zu übertragen. Der packend geschriebene Roman ist erneut ein historischer Thriller, der sich nicht aus der Hand legen lässt und bis zur letzten Seite fesselt. Auch wenn rational nicht nachvollziehbar erscheint, dass sich Hatteras und seine Freunde nach ihren Erfahrungen mit dem Doctor überhaupt noch einmal auf ihn einlassen, wird deutlich, über welche dämonische Anziehungskraft und Faszination dieser Mann verfügt.
Boothby-Bibliographie, Nachruf und Kurzgeschichte als Beigaben
Vorbildlich ist erneut die Ausstattung des Buches zu nennen. Dem Abenteuer beigegeben ist Boothbys Nachruf aus "The Advertiser", einer Zeitung aus Adelaide/Australien, ferner eine Bibliograhie der auf Deutsch erschienenen Werke des Autors und die Kurzgeschichte "Das verwunschene Goldfeld" ("A strange Goldfield"), die Boothby ein Jahr vor seinem Tod veröffentlichte. Es handelt sich um eine kurze, sehr atmosphärische Geistererzählung, die an einer aufgegebenen Goldfundstelle spielt. Sehr anschaulich und gut geschrieben. Auch die optische Gestaltung des Buches - es handelt sich um eine edle Klappenbrochur-Ausgabe mit historischem Venedig-Cover in Rot- und Brauntönen - kann sich sehen lassen. Ein rundum gelungenes Buch.
Fazit: Ein düsteres, schaurig-schönes Venedig-Abenteuer, das den Leser nicht loslässt. Packend, fazinierend und spannend bis zur letzten Seite. Lesenswert.
Guy Newell Boothby: Der Palazzo des Doctor Nikola. Nittendorf: Wurdackverlag, 2011. 190 S., Euro 12,95.
Weitere Doctor-Nikola-Rezensionen:
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© Petra Hartmann