Bettina Ferbus: Auf verschlungenen Pfaden
Bücher - phantastisch Aegirs Flotte Bettina Ferbus Germanische Mythologie Edition TES
"Auf verschlungenen Pfaden" von Bettina Ferbus ist ein Heftroman, der jetzt in der Edition TES erschienen ist. Die Geschichte greift ein Thema der germanischen Mythologie auf, spielt nach dem Weltungtergang Ragnarök und handelt von einem Zwerg, einer Dunkelkalfin und einem Menschen, die sich nach der Katastrophe in einer zerstörten Welt zurechtfinden müssen.
Der Hintergrund - eine Gruppe, die nach Ragnarök in einer zerstörten Welt unterwegs ist - wird Leute, die hier schon länger mitlesen, an etwas erinnern: Richtig, "Auf verschlungenen Pfaden" ist einer der zehn Romane, die zur Serie "Aegirs Flotte" gehörten, die ursprünglich im Arcanum-Verlag erscheinen sollten. Damals kamen nur die ersten vier Teile heraus. Bettina Ferbus' Roman, der als siebter Band vorgesehen war, hat nun also in der Edition TES eine neue Heimat gefunden.
Ragnarök lässt Zwergenwelt untergehen
Die Geschichte beginnt mit einer Katastrophe: Im unterirdischen Reich der Zwerge geht die Welt unter. Überall bricht Wasser ein, Gänge stürzen zusammen, Gebäude und Statuen stürzen ein, ringsum treiben Leichen im Wasser. Einziger Überlebender des Unglücks ist Zwerg Andwari, der es unter Mühen schafft, sich ins Freie zu kämpfen. Wenig später findet er einen schwer verletzten Dunkelalf, der sein Gedächtnis verloren hat. Trotz der Feindschaft, die zwischen Zwergen und Dunkelalfen herrscht, pflegt er ihn und gibt ihm den Namen Bruni - wegen seiner dunklen Hautfarbe. Später wird sich herausstellen, dass Bruni eigentlich ein Mädchen ist, was Andwari ziemlich verwirrt ... Als dritter im Bunde stößt bald der Mensch Björn zu ihnen. Björn ist eine Art Seher. Neun Tage hing er, wie einst Odin, im heiligen Baum, um Wissen und Wahrheit zu erlangen. Dabei wuchs ein Zweig der Weltesche Yggdrasil in seine Seite hinein, schlug dort Wurzeln und beginnt nun zu wuchern.
Bettina Ferbus erschafft neue Weltesche Yggdrasil
Die ungewöhnliche Reisegruppe muss sich vor allem vor bösen Menschen in Acht nehmen. Es gilt, einen Platz zu finden, an dem Björn begraben werden kann, damit aus seinem Leib ein neuer Weltenbaum erwachsen kann. Das Weiterbestehen der Welt beziehungsweise die Geburt des neuen Midgard hängt davon ab. Zum Glück finden die drei Freunde ein außergewöhnliches Hilfsmittel für ihre Reise: Eine hölzerne Planke voller Runen, die sich am Meer entfaltet und in das sagenhafte Götterschiff Skidbladnir verwandelt.
"Auf verschlungenen Pfaden" hat die Solo-Publikation verdient
Der Roman ist spannend und flüssig geschrieben und lässt sich dank seiner geringen Seitenszahl (knapp 40 Seiten) schnell und in einem Zuge durchlesen. Bettina Ferbus bietet interessante Charaktere und mit Björn und dem eingewachsenen und unter der Haut wuchernden Zweig der Weltesche eine sehr interessante und kreative Variante des Mythos vom Wiedererstehen Yggdrasils. Es ist ein Roman, der es durchaus verdient hat, aus dem Untergang der Arcanum-Serie gerettet zu werden. Und er hält die Publikation als Einzelabenteuer locker aus - mehr noch: Ich denke sogar, als Einzelabenteuer steht dieser Roman wesentlich besser da, als er es innerhalb der Serie getan hätte.
Widersprüche innerhalb der Serie "Aegirs Flotte"
Denn, ehrlich gesagt, wäre "Auf verschlungenen Pfaden" wie geplant als Teil sieben von "Aegirs Flotte" erschienen, hätten sich einige Leser doch sehr über die Abstimmung innerhalb des Verlages gewundert. Immerhin hätte es sonst im Serienuniversum dann die dritte neue Weltesche gegeben. Wir erinnern uns: In Teil drei, "Die letzte Falkin", hatte meine Wenigkeit aus dem Stumpf des zerbrochenen Weltenbaums einen neuen Schößling emporwachsen lassen, und in Teil vier, "Das Erbe Yggdrasils" von Nathalie Gnann, war es ein junges Menschenmädchen, das einen Samen Yggdrasils durch die zerstörte Welt trug und den Ort suchte, an dem sie ihn säen konnte. Auch wurde in Teil drei bereits das verschollene Götterschiff Skidbladnir wiedergefunden. Man fragt sich, warum dies im Verlag damals niemandem auffiel, beziehungsweise warum niemand versucht hat, solche Widersprüche innerhalb der Serie auszumerzen.
Fazit: Ein spannendes, flüssig geschriebenes Abenteuer mit gut ausgestalteten Charakteren, das in seiner jetzigen Gestalt als Solo-Abenteuer sogar viel angenehmer wirkt als in der ursprünglich geplanten Version. Was nicht heißen soll, dass es von Andwari und Bruni nicht noch mehr zu berichten gäbe. Eine Fortsetzung wäre sicher interessant.
Bettina Ferbus: Auf verschlungenen Pfaden. Edition TES. BunTES Abenteuer 25, Heft 1/2014. 40 S., Euro 2,50.
Weitere Besprechungen zu "Aegirs Flotte":
Thomas Vaucher: Lokis Fluch
Tanja Rast: Odins Waisen
Petra Hartmann: Die letzte Falkin
Nathalie Gnann: Das Erbe Yggdrasils
© Petra Hartmann
Ich habs auch daheim, allerdings noch nicht gelesen.