Jahresrückblick II - April bis Juni 2014
Jahresrückblick
Das zweite Quartal 2014 brachte für mich zunächst einmal die Neu-Veröffentlichung meines Romans "Darthula" mit sich (Verlag Saphir im Stahl, Cover von Miguel Worms). Außerdem habe ich mich erstmals unter die Selfpublisher gewagt und bei Neobooks zehn eBooks herausgebracht. Den Autoren unter euch lege ich vor allem meinen Ratgeber "Pressearbeit für Autoren" ans Herz. Wer's damit nicht in die Lokalzeitung schafft, ist ein Wunderwesen. ;-)
Meine Lektüre dieses Quartals war geprägt von Beutestücken, die ich von der Homburger und Leipziger Buchmesse und vom MarburgCon mitgebracht habe, sowie von Selfpublisher-Ratgebern und - erneut - eBook-Klassikerausgaben. Vielleicht ist ja das eine oder andere Brauchbare dabei für euch:
(Legende: "(e)" bedeutet eBook-Ausgabe; hinter Links verbergen sich ausführliche Rezensionen innerhalb dieses Blogs; blau markiert sind besondere Bücher, die mehr als eine 1+ mit Sternchen verdienen, irgendwie anders sind und mich bezaubert haben; rot sind Scheißbücher, vor denen ich ausdrücklich warne)
April
Jonathan Philippi: Mary Island 1 - Das Geheimnis des dritten Hügels
Andrea Tillmanns: Der kleine Troll kehrt heim
Finn Soeborg: Zwei Wunderkinder (Pelikan)
Ein niedliches kleines Pelikan-Buch, vielleicht anderthalbmal so groß wie die klassischen Tramps, aber immer noch gut für die Hosentasche. Enthält witzige Kurzgeschichten, zum Teil aus dem Alltag einer Familie und eines Schriftstellers. Die Titelgeschichte etwa erzählt von einem Vater, der mit einem Säugling unterwegs ist, einem anderen Babyträger begegnet und nun am Herumstrunzen ist, was sein Kleiner alles schon kann. Die beiden Erwachsenen überbieten sich in ihren Erzählungen immer wieder gegenseitig und erzählen von den intellektuellen Höchstleistungen ihrer Kleinen, die offenbar bereits Unireife erlangt haben, während die Kinder in Wirklichkeit gerade mal erste AA-Laute von sich geben ... Das Buch hat mich vor 30 Jahren mal in einen wunderschönen Dänemark-Urlaub begleitet und ist mir dann verloren gegangen. Jetzt habe ich es im Antiquariat wiedergefunden, und es war immer noch schön.
Evangelista Sie & Nadine Muriel (Hrsg.): Goldene Märchen aus dem Schloss
Jonathan Philippi: Mary Island 2 - Das Geheimnis des goldenen Medaillons
Nancy Salchow: Von einer, die auszog, ein eBook zu schreiben (e)
Ein weiteres Ratgeber-eBook, das ich mir anschaffte, als ich unter die Selfpublisher ging. Nancy Salchow, gefeierte Bestseller-Autorin bei Neobooks, schreibt einen sehr zurückhaltend formulierten und bescheidenen Ratgeber, erzählt die Geschichte ihrer eBooks und ihres Erfolgs. Sehr sympathisch. Vor allem hilfreich sind die Tipps für "Aktionen", mit denen sie ihre eBooks immer wieder ins Gedächtnis der Leser brachte und die Verkäufe ankurbelte. Der vermutlich beste und ehrlichste Ratgeber, den ich dieses Jahr zum Thema Selfpublishing gelesen habe.
Kathrin Hamann: Deine ersten 1000 Euro: Schreibe dein erstes Kindle-Buch, das dir regelmäßig Geld einbringt (e)
Ziemlich reißerischer Titel, Und: Nein, natürlich wird man nicht geich 1000 Ero bekommen, wenn man dieses eBook liest. Immerhin, der Verfasserin wird es etwas eingebracht haben. Die Tipps sind ganz in Ordnung, ich habe was draus gelernt.
Rübezahl. Sagen aus dem Riesengebirge (Saphir im Stahl)
Jean-Jacques Rousseau: Pygmalion. Ein Monodrama
Kurzdrama, mit dem ich mich anlässlich meiner Beschäftigung mit dem Pygmalion-Mythos auseinandergesetzt habe. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hier auf der Psyche der neu zum Leben erweckten Marmorfrau. Ganz interessant und lesbar.
Sabine Kosubek: Unter dem Delphinmond
Andrea Tillmanns: Mathilda tanzt
Erik Schreiber: Tatort: Weltraum
Der Band enthält zehn Science-Fiction-Kurzgeschichten, manches sind kleine Detektivgeschichten aus der Zukunft, manchmal geht es um Betrug und Diebstahl, fast immer um die zwischenmenschlichen Abgründe, die auch in den kommenden Jahrtausenden nicht eingeebnet sein werden. Erik Schreiber versteht es, seine Geschichten kurz und pointiert zu halten. Oft genügen ihm nur wenige Seiten für eine Story, knapp, ohne überflüssigen Schwulst und auf den Punkt getroffen. So hat diese Sammlung trotz ihres geringe Umfanges einiges an Gehalt zu bieten. Es sind kleine Kabinettstückchen und Fingerübungen, die den Leser schon mit wenigen Sätzen in die Situation hineinziehen. Gut geeignet als Lektüre zwischendurch für den Leser, der schon genug dicke Romane gelesen hat.
Karl May: Old Surehand I (e)
Die Geschichte von Old Surehand und Apanatschka, vom "König der Cowboys" Old Wabble, von der furchtlosen Jägerin Kolma Puschi und der wahnsinnigen Indianerin Tibo-wete-Elen ist eine meiner Lieblingsgeschichten von Karl May. Ich besitze die Tosa-Ausgabe in zwei Bänden und habe mich zunächst etwas gewundert, wieso es denn nun drei Bände gab. Nun gut, über Teil II wird weiter unten noch einiges zu sagen sein. Teil I gewohnt spannend mit Befreiung des Gefangenen Old Surehand, einem Wiedersehen mit Bloody Fox, mit Pferdebändigen, Feinde-Beschleichen und dem ganzen Drum und Dran. Ein Klassiker eben.
Matthias Jahn: Top Positionierung + 1000 Euro monatlich passives Einkommen als Sachbuchautor (e)
Noch so ein großsprecherischer Titel. Ich sollte vielleicht an dieser Stelle schon mal vorsorglich hinschreiben: "Liebes Finanzamt, glaubt den Leuten nicht. Ich habe zwar inzwischen zehn wirklich gute eBooks in Eigenregie herausgebracht, aber 1000 Euro monatlich bringen sie mir noch nicht ein. Sollte es eines Tages dazu kommen, werde ich selbstverständlich mit Freuden einen angemessenen Teil davon an Sie überweisen." Zusammenfassend kann man sagen: Dieses eBook schadet sicher nichts, aber man sollte auch nicht zu viel erwarten.
Georg Weerth: Das Domfest von 1848
Karl May: Old Surehand II (e)
Der ominöse zweite Teil der Old-Surehand-Trilogie. Kein Wunder, dass er in vielen OS-Ausgaben weggelassen wird. Die Geschichte besteht einfach nur darin, dass Old Shatterhand nach Jefferson City kommt und dort seinen Freund Old Surehand besuchen oder Erkundigungen über seinen aktuellen Aufenthaltsort einholen will. Er kehrt im Gasthaus von Mutter Thick ein, hat dort einen Zusammenstoß mit Rowdies (diese Episode findet sich auch als Beginn meines OS II) und dann beginnt ein klassischer Kneipen-Abend mit Geschichten-Erzählen. Sprich: Am Nebentisch sitzen einige Westmänner und andere Leute zusammen, und beinahe jeder von ihnen hat eine Geschichte über seine Abenteuer zu erzählen. Hier hat Karl May offenbar Zeilen schinden müssen und sich einen dritten Band erschlichen, indem er ein gutes Dutzend seiner kürzeren Erzählungen, die irgendwo in Zeitschriften erschienen waren, recht lieblos aneinander geklebt und in die Geschichte einmontiert hat. Die Geschichten kannte ich alle, hatte sie in diversen Sammel- und Einzelbänden schon mal gelesen, unter anderem war der Roman "Kapitän Kaiman" darunter, nur hatte ich sie bislang nicht mit Old Surehand in Verbindung gebracht. Nun ja, auch hier ein dickes Lob an den späteren Lektor, der den Mittelteil einfach herausstrich, die einzelnen Storys auslagerte und Old Surehand zu dem straff komponierten und spannenden Zweiteiler machte, der er nun ist.
Joachim Graf: 42 Methoden, garantiert nicht in die Medien zu kommen (e)
Der Titel ist natürlich ironisch gemeint. Erinnert ein wenig an Paul Watzlawicks "Anleitung zum Unglücklichsein". Stellenweise habe ich wirklich schallend gelacht. Ja, solche Riesenbolzen bekommt man als Zeitungsredakteur wirklich manchmal auf den Schreibtisch. Kauft dieses Buch und unterlasst die beschriebenen Fehler, macht einfach das Gegenteil von dem dort Geratenen, dann klappt's auch mit der Redakteurin. ;-)
Hilke-Gesa Bußmann und Matthias Matting: Self-Publishing in Deutschland. Eine umfassende Studie (e)
Ergebnisse einer Umfrage unter Selfpublishern. Sehr interessant und übersichtlich gestaltet. Der erste Teil ist wirklich gut. Der zweite Teil etwas ermüdend, hier werden alle freien Antworten der Befragten wiedergegeben, die sich naturgemäß wiederholen. Aber, wie gesagt, der Statistik-Teil ist beeindruckend - und das Buch kostenlos.
Hörbücher/Hörspiele
Malcolm Max: Im Höllensumpf der Kannibalen
Malcolm Max und Charisma sind auf dem Weg zum Stammsitz der Familie des Titelhelden. Dabei müssen sie einen gruseligen Sumpf durchqueren, es wird Abend, es wird Nacht, ein Rad der Kutsche bricht, der Kutscher eilt davon, um Hilfe zu holen, und kommt um ... Für Malcolm und Charisma ist dies nur der Auftakt des Abenteuers, in dem eine uralte Sumpfhexe, ihr missgestalteter Sohn und eine vorzeitliche unheilige Kultstätte die Hauptrollen spielen.
Erneut ein spannendes, stimmungsvolles Abenteuer um den Dämonenjäger, das einfach Spaß macht. Ein dickes Kompliment an den Verlag Romantruhe, der dem Hörspiel als kleines großes Extra ein weiteres Abenteuer Malcolms mit auf den Weg gab. Einfach toll.
Malcolm Max: Das Ultimatum
Ein Solo-Abenteuer von Malcolm Max, das als Extra der CD "Im Höllensumpf der Kannibalen" beilag. Diesmal keine Fassung mit mehreren Sprechern, sondern eine reine Ich-Erzählung, in der Malcolm eines seiner Abenteuer zum Besten gibt. Malcolm wird zu einem alten Mann gerufen, der ein unglaublich langes Leben in Reichtum hinter sich hat. Ermöglicht hatte ihm die ein Pakt mit den Mächten der Finsternis. Doch nun ist die Zeit abgelaufen, um Mitternacht wird dem Mann die Rechnung präsentiert, es scheint kein Entkommen zu geben. Auch Malcolm weiß keinen Ausweg. Allerdings hat der Alte einen fiesen Plan - und Malcolm ist das Opfer.
Fast noch besser und intensiver als die Hörspiel-Geschichten. Eine gelungene, zielstrebige und temporeiche Gruselstory mit klassischen Motiven und gut vorbereiteter Pointe. Hat mir sehr gut gefallen.
Mai
Valerian & Veronique: Im Bann von Ultralum
Valerian & Veronique: Die Sternenwaise
Valerian & Veronique: In unsicheren Zeiten
Comic-Klassiker zum Träumen. Überwältigende Bilderwelten, neu aufgelegt in einer edlen Hardcover-Ausgabe, lesenswertes Vorwort, einfach zum Verlieben.
Karl May: Old Surehand III (e)
Der Abschlussband der Old-Surehand-Trilogie. Mit Familienzusammenführung und dem christlich-versöhnlichen Ende Old Wabbles. Wer's nicht kennt, hat was verpasst.
Adolf Dirr: Kaukasische Märchen (e)
Sehr schöner rappelvoller Märchenband. Bei vielen Motiven stellt sich ein "Kenne ich"-Gefühl ein, was daran liegt, dass hier viele Kulturen zusammentrafen. Man findet hier traditonelle europäische Märchenmotive und Orientalisches, Erinnerungen an Homer, Kalevala, Kalewipoeg und 1001 Nacht. Ich habe es mir vor allem angeschafft, weil ich mich für den Sagenzyklus über die Narten interessiere. Ebenfalls interessant: Die Geschichten um den kaukasischen Odysseus oder Prometheus. Sehr gehaltreich und kostenlos, nichts zu bemängeln.
Asbjörnsen/Moe: Norwegische Volksmärchen (e)
Asbjörnsen und Moe waren für Norwegen das, was die Grimms im deutschen Sprachraum waren: Sammler und Herausgeber norwegischer Volksmärchen und Bewahrer einer alten Kultur des Erzählens. Ich war sieben Jahre, als mir in einem Norwegen-Urlaub in Loen am Nordfjord meine erste Märchensammlung der beiden in die Hände fiel. Ein schmales rotes KiInderbuch mit drei Ziegenböcken drauf. Jetzt also fand ich die vollständige Ausgabe, und sie landete auf meinem Reader. Sehr schöne, vor allem humorvolle Geschichten, zum Teil ähneln sie ihren deutschen Verwandten. Man liest etwas über den Aschenhans, unseren Dummling, über Ase das Gänsemädchen oder über eine norwegische Frau Holle. Lesenwert.
Mia Salberg: Gegen die Gezeiten
Karl May: Satan und Ischariot I (e)
Karl May: Satan und Ischariot II (e)
Karl May: Satan und Ischariot III (e)
In meiner Buchausgabe heißen die Bände "Satan und Ischariot", "Die Felsenburg" und "Krüger Bei". Es geht um die Schurkenstreiche der Brüder Melton, um die tapferen Mimbrenjo-Knaben Yuma-Shetar und Yuma-Tsil, ein Bergwerk, eine Erbschaft, Verfolgungsjagden. Das Interessante ist, dass sich das Abenteuer über mehrere Kontinente erstreckt, sodass wir den edlen Apachenhäuptling Winnetou mal ausnahmsweise nicht nur in Amerika, sondern auch in Deutschland und im Orient erleben dürfen. Er hält sich dort ganz gut.
Susanna Tamaro: Geh, wohin dein Herz dich trägt
Roman, der schon seit Jahren auf meiner To-do-Liste steht. Eine alte Frau erfährt, dass sie bald sterben muss, und beginnt mit Aufzeichnungen für ihre Enkelin. Sie versucht darin auch zu analysieren, warum in dieser Familie so viel schief gegangen ist und wie das Vertrauen zerstört wurde. Sehr lesbar. Bissel kitschig, aber nicht schlecht.
Hörbücher/Hörspiele
Malcolm Max: Totengeflüster
Malcolm Max und die Halbvampirin Charisma sind auf der Suche nach einem geheimnisvollen Informanten, der sich per Geisterstimme in einer Vison Charismas gemeldet hat. Auf dem Stammschloss der Familie Malcolms werde es weitere Auskünfte geben, hieß es. Nun haben Malcolm und Charisma das Schloss erreicht, in dem mehr als ein einzelner Geist zu spuken scheint. Für Malcolm ist es eine Reise in die Vergangenheit: Hier musste er als Kind miterleben, wie die schwarzen Engel seine Familie umbrachten. Erneut ein spannendes, sehr stimmungsvolles Hörspiel von Peter Mennigen. Klassisch-trashig, humorvoll, gruselig und ausgesprochen großzügig vom Verlag gestaltet, der als Beigabe die Extra-CD "Die Kammer", ebenfalls ein Abenteuer mit Malcolm Max, hinzufügte. Dazu im nächsten Monat mehr. Auf jeden Fall empfehlenswert.
Juni
Andrea Tillmanns: Mörderische Saitensprünge
Karl May: Babel und Bibel (e)
Drama aus der Feder Karl Mays, im orienalischen Gewand. Abu Kital, der Gewaltmensch, hat seine Frau und seinen Sohn verstoßen und regiert sein Volk mit eiserner Hand. Aber das gibt es noch die Bibel und die gute Mahra Durimeh, die im Hintergrund die Fäden zieht. Das Ding war auf der Bühne ein ziemlicher Flop, verständlicherweise, es ist nicht unbedingt empfehlenswert, aber für Fans von "Ardistan und Dschinnistan" und "Winnetou IV" ganz interessant als Hintergrund.
Karl May: Am Stillen Ozean (e)
Eine Reihe von Abenteuern unter anderem aus Tahiti und China. Mit dabei der heldenhafte Kapitän Frick Turnerstick mit seinem schauderhaften Chinesisch. Der Ich-Erzähler kämpft unter anderem geen die Flusspiraten des Kiang-Lu, bringt Verbrecher zur Strecke und mehrere Liebespaare zusammen und trifft glückliche Schiffbrüchige. Interessant die Geschichte "Der Ehri", eine Begegnung mit einem jungen Christen von der Insel Eimeo auf der Flucht, eine Episode, die wunderschön geeignet ist, die Herkunft von Karl Mays sagenhaften Fremdsprachenkenntnissen zu illustrieren. Der Mann besaß nämlich ein Buch, in dem für jede damals bekannte Sprache die Zahlen eins bis zehn und das Vaterunser verzeichnet waren, und ließ, wo immer es möglich war, die Leute in seinen Romanen zählen (man denke an die zahlreichen "Schussproben" mit dem Henrystutzen bei diversen indianischen oder orientalischen Völkern) und beten. So auch hier: Der Flüchtige schreitet die Bucht ab, um den Abstand zwischen sich und den Verfolgern zu messen, und fällt dann auf die Knie, um Gott für seine Rettung zu danken ...
Selja Ahava: Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm
Das vermutlich schönste Buch, das 2014 erschienen ist. Die berührende Geschichte einer Frau, die an Demenz erkrankt. Nach und nach verwirren sich die Gedanken. Sind die Begegnungen im Schnee real oder nicht? Tatsächlich wahr ist die im Titel angesprochene Geschichte vom Wal, der sich in die Themse verirrte. Aber es wirkt im Zusammenhang mit den unwirklichen und überwirklichen Erzählungen der Heldin wie eine neue Verwirrung. Das Ganze in einer so zauberhaften Sprache, beinahe lyrisch und märchenhaft, dann wieder harte, erbarmungslose Realität. Ein trauriges Thema und doch voller kleiner Edelsteine und Magie. Vom Verlag auch sehr schön gestaltet, die Leute von mare machen einfach besondere Bücher. Lest es unbedingt.
Kalosh Çeliku: Das boheme Mädchen gibt meinen Büchern die Brust
Reimer Boy Eilers: Helgoland, Goethe und das Glück (e)
Gekauft habe ich mir das eBook wegen des Wortes "Helgoland" im Titel. Allerdings handelt es sich nur zu einem kleinen, zu einem verschwindend geringen Teil um ein Helgoland-Buch. Es ist ein Sammelsurium der unterschiedlichsten Texte, zum Teil autobiographisch, zum Teil literarisch, zum Teil journalistisch, zum Großteil aus allen Gegenden Deutschlands und sonstwoher. Sehr interessant die Geschichte von der Großwindanlage auf Helgoland, die eine geschäftstüchtige Firma den Insulanern aufschwatzte und die beim ersten Herbststurm umstürzte. Mir persönlich gefiel die Geschichte vom reichen Touristen, der auf Helgoland ein Boot mietete und sich zum Haifischangeln hinausfahren ließ, am besten. Ansonsten sehr viel Schlacke und wenig Goldkörner, ein Sammelsurium halt.
Hartgekocht (Elysion)
Erotische Geschichten rund ums Osterfest. Von sieben Autorinnen und einem Autor (Hahn im Korbe ist Thomas Backus), die sich in der erotischen Literatur bereits einen Namen gemacht haben und ausnahmslos ihr Handwerk verstehen. Alle Geschichten sind gut erzählt, es sind keine Ausfälle zu verzeichnen. Einzig eine etwas bessere Abstimmung untereinander wäre zu wünschen gewesen. Dass in insgesamt drei der acht Geschichten Hoden wie Ostereier angemalt werden, ist einfach zu viel.
Fabienne Siegmund: Das Zylinderkabinett (e)
Bezaubernde Erzählung, inspiriert von den "Magiern von Montparnasse" (Oliver Plaschka). Im Zylinderkabinett, der geheimnisvollen Welt, aus der Zauberer ihre Kaninchen holen, wenn sie sie aus dem Hut ziehen, taucht plötzlich eine Spieldosen-Figur auf. Eine kleine Tänzerin, die nur nach Hause will. Ein Kaninchen nimmt die Aufgabe auf sich, mit ihr das Zylinderkabinett zu durchstreifen, um den Heimweg zu finden. Zauberhaft geschrieben im unverwechselbaren Fabienne-Siegmund-Stil. Einfach schön.
Gerdt von Bassewitz: Peterchens Mondfahrt
Kinderbuch-Klassiker. Ich habe mir meine beiden Ausgaben nochmal vorgenommen, weil ich den Text für eine Neuausgabe im Verlag Saphir-im-Stahl aufbereiten musste. Ein Buch, das beim Leise-Lesen etwas anstrengend ist und seinen vollen Zauber ernst entfaltet, wenn man den Kindern auf der Bettkante daraus vorliest und sein ganzes schauspielerisches Können entfaltet. Dann wird das Mondabenteuer zu einem Heidenspaß für Groß und Klein. Seid gespannt auf die im nächsten Jahr erscheinende Neuausgabe mit einem phantastischen Cover von Miguel Worms.
Werner Koch: Altes Kloster
Ich bin, seit ich die See-Trilogie gelesen habe, ein großer Fan von Werner Koch. Leider gibt es seine Werke nur noch antiquarisch. Falls euch dieses "Alte Kloster" irgendwo in die Hände fallen sollte, greift zu, es ist großartig. Der Handlungsort, als altes Kloster bezeichnet, ist irgendetwas zwischen Gefängnis, Irrenanstalt und kafkaeskem Behörden-Zwischenraum. Es sind kaum noch Insassen da, zuletzt nur noch der Ich-Erzähler, der sich hier über seine Vergangenheit (Nationalsozialismus) und sein Verhältnis zur Kirche (Verfasser eines Paulus-Buches) klar werden soll. Immer wieder erhält er Besuch von seiner toten Mutter. Seine Mit-Insassin lädt ständig aufs Neue zu ihrer Beerdigung ein, ein weiterer Bewohner versucht dauernd, sich umzubringen, und schmuggelt Alkohol ein. Jeden Tag muss der gleiche Fragebogen ausgefüllt werden, die Antworten sind jedesmal neu und sehr tiefschürfend. Ein ausgesprochen gedankenreiches Buch, sehr anregend und horizonterweiternd. Es hinterlässt das Gefühl, endlich mal wieder etwas Besonderes gelesen zu haben. Tiefgründig und doch federleicht. Beeindruckend ohne zu erdrücken. Lest mehr Werner Koch.
Johann Wolfgang von Goethe: Die Leiden des jungen Werther (e)
Und noch ein Klassiker. Goethes Werther lernte ich in der zwölften Klasse kennen. Herzlichen Dank an Herrn Siedler, der uns das Werk so gut und verständlich aufgedröselt hat. Jetzt also die Wieder-Lektüre auf dem eReader. Ein Wiedersehen mit den Schlüsselszenen - Lotte beim Brotschneiden, das Gewitter ... Ich sage nur: "Kloppstock!" ;-) War schon ziemlich gut.
Hörbücher/Hörspiele
Malcolm Max: Die Kammer
Hörbuch als Beigabe zum Hörspiel "Totengeflüster". Im Gegensatz zur Haupt-CD hier keine Inszenierung mit diversen Schauspielern, sondern die reine Lesung der vom Ich-Erzähler Malcolm Max dargebotenen Geschichte. Offenbar ein Abenteuer aus der Zeit, als Charisma, die heißblütige Halbvampirin noch nicht an der Seite des Helden wandelte. Malcolm Max wird zu einer Baustelle gerufen, auf der es spuken soll. Tief unter der Erde stießen Bauarbeiter auf eine Kammer, in der sich ein geheimnisvolles Portal befindet. Ein Blutstropfen öffnet den Zugang zu einer anderen Welt, und Malcolm sieht sich Kreaturen gegenüber, die seinen schlimmsten Abträumen entsprungen zu sein scheinen. Dann trifft er den Schöpfer des Portals und der Welt, einen Menschen aus Fleisch und Blut, der sich strikt weigert, die Tür erneut zu öffnen. Seine Furcht: Die Monster könnten auch auf die heimatliche Menschenwelt übergreifen. Malcolm will aber zurück nach Hause ...
Ein sehr spannendes, in sich geschlossenes Abenteuer, zielstrebig und pointiert erzählt. Fast noch schöner als die Haupt-CD. Hat mir sehr gut gefallen. Vor allem: Wo bekommt man das schon, dass man ein Hörspiel kauft und als Dreingabe solch ein hochwertiges Extra dazubekommt? Weiter so, Romantruhe.
Zu Teil I: Jahresrückblick Januar bis März 2014
Zu Teil III: Jahresrückblick Juli bis September 2014
Zu Teil IV: Jahresrückblick Oktober bis Dezember 2014
© Petra Hartmann