Sibylle Luig: Magie hoch zwei - Diebe in Berlin
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Elli und Idi stammen aus einer Hexenfamilie, in der regelmäßig Mädchen-Zwillingspaare geboren werden. Die Kinder haben magische Kräfte, können aber gewöhnlich nur dann zaubern, wenn sie zusammen sind. Da der Vater der beiden es extrem beängstigend fand, dass die zwei Säuglinge im Kinderwagen herumhexten und die Wohnung auf den Kopf stellten, hatte er sich scheiden lassen und war mit Idi zusammen nach Hamburg gezogen, während Elli mit ihrer Mutter in Berlin blieb. Beide Mädchen wuchsen auf, ohne von einander zu wissen, und ahnten nichts von der magischen Tradition, bis sie sich zehn Jahre später wiederbegegneten und die Magie ihren Lauf nahm. In den Bänden "Operation Waldmeister" und "Die fiesen Omas" wurde erzählt, wie die magischen Zwillinge ihre Familie wieder zusammenführten und nach und nach ihre Kräfte entdeckten und trainierten.
Hexen finden Hundewelpen
Inzwischen hat sich Idi schon sehr gut in Berlin eingelebt. Nun verbringt sie ihren ersten Winter in Berlin. Als es schneit, steht für die Hexen und ihre Freunde das Ziel schnell fest: Eine Rodelpartie im Grunewald mit eigens hergehexten Zauberschlitten muss es sein. Doch aller Rodelspaß ist vergessen, als die Kinder einen Hundewelpen entdecken. Ein junger Rhodesian Ridgeback, ein ziemlich teurer Rassehund, wird sicher nicht einfach so ausgesetzt. Die Kinder ermitteln und kommen bald einer Bande von Hundedieben auf die Spur, denen die kleine Hündin Ronny ausgebüxt ist. Und wer glaubt, dass Elli und Idi mit ihren überragenden Hexenkräften die Kriminellen ganz einfach besiegen können, wird durch die skrupellose "Chefin" im Hintergrund rasch eines Besseren belehrt.
Sehr unterschiedliche Zwillinge
Das Zwillingspaar zeigt erneut, dass Zwilling sein nicht bedeutet: "zweimal dasselbe". Elli und Idi entwickeln sehr unterschiedliche Fähigkeiten, wobei Elli eine ganz besondere Gabe hat. Sie ist eine der wenigen Hexen, die auch dann zaubern können, wenn ihre Zwillingsschwester nicht in der Nähe ist. Außerdem deutet sich bereits jetzt an, dass die junge Hexe ein ungewöhnlich starkes magisches Potential hat. Doch wird diese außerordentliche Kraft dadurch manchmal unwirksam, dass Elli, wenn sie große Angst hat, vollkommen blockiert ist und ihre Magie nicht nutzen kann. Idi, die etwas ruhigere Schwester im Hintergrund, ist dafür in der Lage, mit magischem Slime zu agieren und in der Glibbermasse Bilder wie in einer Kristallkugel zu empfangen.
In dem Buch erfahren die Leser mehr über die magischen Gesetze der Zwillingshexen und auch etwas darüber, dass es böse Hexen gibt. Außerdem gibt es überraschende Erkenntnisse über Frau Sauter, die schreckliche Lehrerin, die den beiden Mädchen im vorherigen Band das Leben zur Hölle gemacht hat.
Krimi wirkt etwas konstruiert
Das Buch ist, wie schon die beiden Vorgänger, spannend und flüssig geschrieben. Eine erfrischend neue und magische Interpretation des Zwillingsmotivs, die einfach Spaß macht. Und wer schon einmal einen Rhodesian Ridgeback gestreichelt hat und weiß, wie sich der gegenläufige Rückenstrich unter den Fingern anfühlt, wird Ronny ganz sicher lieben.
Ein wenig konstruiert wirkt allerdings, dass Ronnys Mutter Re den Dieben gleich mehrfach entkommen kann. Spätestens nach der ersten Flucht hätte jeder Kriminelle doppelt scharf auf die vierbeinige Kapitalanlage aufgepasst.
Auch der erste Versuch, den Kindern die kleine Ronny zu stehlen, ist nicht nur tollpatschig, sondern auch recht unwahrscheinlich. Es ist schon ein recht großer Zufall, wenn man in einer Millionenstadt wie Berlin unterwegs ist und einen Tag, nachdem man im Grunewald einen Hund gefunden hat, in der Reichsstraße Ecke Ahornweg auf den Dieb ebendieses Hundes trifft, der ihn nun zum zweiten Mal klauen will. Auch wie Mark, der in Kreuzberg das Kellerversteck der Hundediebe entdeckt, auf die Idee gekommen ist, ausgerechnet dort zu suchen, wird nicht näher erklärt. Für einen Fußgänger wäre das drei bis vier Stunden vom Fundort des Welpen entfernt. Wie sollte der Welpe diesen Weg geschafft haben? "Aber darüber, was er in Kreuzberg gesucht hatte, wollte Mark anscheinend nicht sprechen", heißt es (S. 53). Woher die Hundediebe die Adresse der Kinder haben, wurde nicht erklärt. Plötzlich sind sie da und versuchen einzubrechen. Und genau so plötzlich überfallen sie Matea, die mit Ronnys Mutter Re spazieren geht.
So wird aus der Jagd nach den Hunden ein ziemlich wirres, unmotiviertes Hin und Her, bei dem Kommissar Zufall die Fäden zieht. Und wieso gibt sich eigentlich eine "Chefin" mit solchem unfähigen Diebspersonal ab und veranstaltet popelige Hunderennen, wenn sie mit ihrer Macht doch am ganz großen Rad drehen könnte?
Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Und die genauen Straßenangaben und das Berliner Lokalkolorit gehören ganz sicher zu den Stärken des Buchs.
Fazit: Zauberhaft, magisch, hexisch, mit einer guten Lunge voll Berliner Luft und viel Hundepower. Eben Magie im Doppelpack.
Sibylle Luig: Magie hoch zwei - Diebe in Berlin. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2019. 170 S., Euro 14,90.
Weitere Besprechungen zu "Magie hoch zwei"
Operation Waldmeister
Die fiesen Omas
© Petra Hartmann