"Total oldschool" - Hildesheimer Allgemeine stellt Petra Hartmann vor
Aus Petras Werkstatt Hildesheimer Allgemeine
In der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung ist kürzlich ein Porträt über mich erschienen. Mit freundlicher Genehmigung der Autorin Martina Prante darf ich den Artikel hier einstellen. Herzlichen Dank dafür!
Sie schreibt unter der Überschrift "Petra Hartmann und die Lust am Buch. Bloß kein Mainstream: Autorin aus Sillium liebt's fantastisch" Folgendes:
Petra Hartmann ist total oldschool - was das Schreiben angeht: „Ich bin ein Bleistiftdenker“, beschreibt die Autorin aus Sillium ihre Art, eine Geschichte mit der Hand zu Papier zu bringen und später abzutippen. Auf der anderen Seite tobt die Autorin mit dem locker-flockigen Mundwerk sich gern auf den sozialen Medien aus und erzählt zum Beispiel amüsante Geschichten von ihrer Nichte Minni. Die Themen ihrer Bücher wiederum sind aus einer anderen Welt, denn Meermädchen Nestis, Darthula, die schönste Prinzessin der Nebellande, und das Land Movenna gehören ins Genre Fantasy.
Mit einer Geschichte aus Movenna startete Petra Hartmann ins Buchgewerbe: Die Fantasy-Welt hatte dem Gründer der Storyolympiade - bei dem Wettbewerb für fantastische Literatur in deutscher Sprache hatte Hartmann dreimal in Folge auf dem Treppchen gestanden - und Verleger Ernst Wurdack so gut gefallen, dass er ein erstes Buch bestellte. „Geschichten aus Movenna“ kam 2004 auf den Markt - das erste von inzwischen 40 Veröffentlichungen, die von Petra Hartmann erschienen sind.
Seit knapp drei Jahren die 51-Jährige wieder in ihrem Elternhaus in Sillium und arbeitet als Lokalredakteurin für die Goslarsche Zeitung. Nach dem Abitur auf dem Andreanum studierte sie Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaften an der Uni Hannover und promovierte mit einer Arbeit über den jungdeutschen Schriftsteller Theodor Mundt. „In den hab ich mich über beide Ohren verliebt.“
In jungen Jahren war Petra Hartmann weniger wählerisch, was die Sprache anging: „Ein Wal, der schwimmt im Wasser. Da wird er immer nasser“, zitiert die Literaturwissenschaftlerin schmunzelnd den „Start meiner großen lyrischen Karriere“. War damals Enid Blyton ihre große Heldin - „ich hab gnadenlos abgekupfert“ -, so wollte sie kurz vor dem Abitur doch lieber Meeresbiologin und Polarforscherin werden, „um darüber zu schreiben“.
Bei einem 14-tägigen Praktikum im Krankenhaus lernte die junge Frau mit der Kodderschnauze, die nach eigenen Aussagen „einen Tritt in den Arsch braucht, um den Hintern hoch zu kriegen“, die 27 Kapitel von Heinrich Heines „Deutschland. Ein Wintermärchen“ auswendig: „Ich brauchte Stoff für den Kopf.“ Danach wusste sie, was sie wollte: schreiben. Zumindest dann, wenn sie nicht lesen durfte: Das Schönste am Studium war die Zeit im Lesesaal der Landesbibliothek in Hannover, „dort war mein Zuhause, dort standen alle Bücher der Welt“, schwärmt Hartmann.
Zum Journalismus sei sie über einen Aushang am Schwarzen Brett gekommen. Und so volontierte Petra Hartmann bei der Neuen Deister-Zeitung in Springe und arbeitete dort fünf Jahre und später bei der Volksstimme in Gardelegen. „Nach dem Studium war das wie ein Rausch: die Tagesereignisse durch sich durchströmen zu lassen und am nächsten Tag in der Zeitung zu lesen, nachdem ich jahrelang vier Nächte für eine Fußnote gebraucht habe“, schaut sie ironisch zurück.
Doch sieben Jahre später wollte sie nach vielen Diamantenen Hochzeiten „wieder was richtiges schreiben“. Sie habe immer ein Faible für Historie, Fantasy und Märchen gehabt: „Für griechische Sagen, Mythen, die Bibel und Faust“, beschreibt sie die Spannbreite ihrer vielfältigen Interessen. „Gerade sind es Indianer. Sobald ich wodran bin, mach ich ein anderes Fass auf.“ Marketingtechnisch sei das „nicht gut“, aber ihr mache es Spaß.
2008 wurde sie für ihre Anthologie "Drachenstarker Feenzauber" mit dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet. Für die Sammlung „Drachen! Drachen!“ wurde sie für den Kurd-Laßwitz-Preis nominiert.
Besonders stolz ist die 51-Jährige auf die schön gemachten Bücher der Nestis-Reihe im Hildesheimer Verlag Monika Fuchs und „Falkenblut“ (2020) im Hottenstein-Verlag in Sibbesse. „Ich bekomme auch Angebote von Verlagen für Anthologien oder andere Themen.“So habe sie Legenden neu erzählt, zum Beispiel über Berthold von Holle oder den Hödeken. In größere Verlage passe sie nicht so richtig rein: „Ich will kein Mainstream schreiben.“ Fantasy, flüssiger Sprachstil, mehr Geschichte als Charaktere seien ihr Markenzeichen. „Ich komme aus dem Novellenbereich und liebe Humor.“
Ja, sie sei eine Rampensau, gesteht sie lachend. Deshalb habe sie auch Lesungen geliebt: „Es ist schön, wenn und wie das Publikum reagiert.“ Auch mit den Hildesheimlichen Autoren sei sie seit 2012 unterwegs und hat eine eigene Radiosendung bei Tonkuhle. „Austausch ist wichtig.“
Was „besonders gut läuft“ seien die Personal-Novel-Geschenkbücher. „Das funktioniert wie ein Serienbrief“, beschreibt Hartmann das Konzept. Kunden können in einer Datei Namen, Vorlieben oder das Genre wie Krimi oder Lovestory eintragen, dann wird der bereits existierende Roman auf genau diesen Kunden zugeschrieben. Vorgaben: das Buch hat zwölf Kapitel, 20.000 Zeichen „und sollte gut ausgehen“. Ein Riesengeschäft. „Ich bin da zufällig drauf gestoßen“, erzählt Petra Hartmann.
Auf das Meermädchen Nestis - bisher sind vier Bänd erschienen - ist die Autorin auf Helgoland gestoßen, als der „Orkan Tilo die Dünen verwüstet hat“. Helgoland ist für Petra Hartmann ein guter Schreibort: „Jedes Jahr im November niste ich mich in der Einsamkeit ein.“
Petra Hartmann hat zwar eine Homepage, aber seit 2010 bloggt sie. „Macht mehr Spaß. Das ist zum Austoben.“ Besonders gern veröffentlicht sie Rezensionen, „denn wenn ich Zeit habe zu lesen, dann lese ich exzessiv. Fast Alles.“ 50.000 Bücher habe sie in ihrem Haus, das sie mit ihrer Schwester renoviert hat, gehortet: „Ich liebe meine Bücher, das ist mehr als Freundschaft.“
Die Liebe zum Buch begann mit den Bertelsmann-Lexika: „Sie haben mir die Welt erklärt.“ Die eigenen Bücher schreibt sie nachts, wenn sie Urlaub habe: „Vor vier Uhr gehe ich nichts ins Bett." Oder am Wochenende: „Einen Roman schreibe ich in einem Rutsch durch.“ Immer mit Hand und Bleistift.
Weitere Infos über die Autorin unter www.petrahartmann.de oder über ihren Blog unter www.tinyurl.com/petrahartmannsblog. Die Hildesheimlichen Autoren stellen sich unter diesem Namen auf YouTube vor und unter www.hildesheimliche-autoren.de.
© Martina Prante
Die Online-Version des Artikels findet ihr hier:
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