Jutta Ehmke: Twilight-Zoo
Bücher - phantastisch Jutta Ehmke
Einen "Zeitreise-Krimi" nennt Autorin Jutta Ehmke ihren Roman "Twilight Zoo". Sie kombiniert darin zwei Genres, die eigentlich wenig miteinander gemein haben, erfüllt damit aber sicher den Herzenswunsch manches Ermittlers: Einfach in der Zeit zurückreisen und mit dem Wissen von heute Dinge beobachten, die die Polizisten damals nicht wahrgenommen hatten.
Peggy Sue ist Detektivin. Smart, hart, professionell, ziemlich abgebrüht. In ihrem Job macht ihr niemand etwas vor. Aber die toughe Frau aus dem Jahr 2007 wäre nie geworden, was sie ist, würde sie nicht ein schweres Trauma aus ihrer Jugend mit sich herumtragen: Damals im Jahr 1989 fand sie ihre große Liebe tot auf dem Wohnzimmerfußboden. Frank lag in einer riesigen Blutlache, getroffen von drei Schüssen. Mehr als genug, um eine junge Frau in Schockzustand zu versetzen. Aber was, wenn die Leiche beim Eintreffen der Polizei verschwunden ist? Wenn sich obendrein herausstellt, dass es Frank nie gegeben hat, jedenfalls nicht in den Registern irgendwelcher Behörden? Kein Wunder, dass Peggy Sue durchdreht und lange in Behandlung ist, psychologische Unterstützung benötigt, schließlich ins Ausland geht und viel Zeit braucht, sich selbst wiederzufinden.
Doch nun sie zurück, eine der besten Detektivinnen der Gegend, und als ihre "Tante" Toni ihr offenbart, dass sie für ein streng geheimes Zeitreise-Institut arbeitet, ergreift sie die Gelegenheit. Peggy Sue reist zurück ins Jahr 1989, um den Mord an Frank aufzuklären.
Detailreiche Vorbereitung auf 1989
Sehr detailreich beschreibt Jutta Ehmke, wie die angehenden Zeitreisenden sich auf ihre Missionen vorbereiten. Es soll niemand denken, dass jemand, der in den 80ern aufgewachsen ist, sich so ohne Weiteres zurechtfindet in der eigenen Vergangenheit. Ein kleines Stadtviertel, ähnlich einem Museumsdorf, ist Übungskulisse für Peggy Sue und ihre Mitschüler. Welche Filme liefen im Kino, welche Bands waren in den Charts, was trug man, wenn man mit Freunden ausging? Um alles in der Welt nicht einen Hit summen, der erst 1990 oder später herauskam. Sich nicht verplappern mit Wissen aus dem Jahr 2007. Auf "danke" antwortet man mit "bitte" - und nicht mit "gern" - so sehr hat sich die Sprache schon verändert. So betrachtet musste die Autorin für den relativ kurzen Zeitsprung beinahe recherchieren wie für einen historischen Roman.
Zurück im 18 Jahre jüngeren Körper
Als Peggy Sue dann wieder ihren alten - beziehungsweise 18 Jahre jüngeren - Körper übernimmt und mit dem analytischen Blick der erfahrenen Detektivin das betrachtet, was ihr schockiertes, verwirrtes damaliges Ich nicht verkraften konnte, bleibt ihr selbst fast die Luft weg. Nichts ist so, wie es scheint, und Franks Blutlache entpuppt sich als ein See aus Schweineblut ... Was hatte ihr Freund zu verbergen?
Die eingängige Sprache Jutta Ehmkes
Das Besondere an dem Roman ist die eingängige Sprache der Autorin Jutta Ehmke. Schnörkellos und unaufgeregt, dabei flüssig und mit einem leichten Zauber in der Stimme zieht sie den Leser in die Handlung hinein und lässt ihn nicht wieder los, bis der Fall gelöst ist. Da ist kein Bombast an Worten oder irgendeine formulierungstechnische Manieriertheit zu spüren, und doch ist die Erzählweise Ehmkes einfach etwas Eigenes, das dieses Buch zu einer kleinen Kostbarkeit macht. Das Blut und der Mordfall, die thrillerhaften Elemente könnten gut auch fehlen, wenn man so eine schöne Erzählstimme im Ohr hat.
Fazit: Zeitreise-Krimi mit viel Details über das Jahr 1989 und der Erkenntnis, dass diese so nahe Zeit doch schon "historisch" geworden ist. Liebenswerte Heldin und gut gemachte Kriminalgeschichte, vor allem aber sprachlich einfach etwas Besonderes. Sehr schön.
Jutta Ehmke: Twilight Zoo. Ein Zeitreise-Krimi. Bickendorf: Saphir im Stahl, 1917. 178 S., Euro 12,95.
Weitere Bücher von Jutta Ehmke:
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© Petra Hartmann