Jahresrückblick III: Juli bis Oktober 2022
Jahresrückblick
Teil drei meines Lese-Jahresrückblicks auf 2022. Diese Monate wurden beherrscht von Enid Blyton, der großen alten Dame der britischen Kinderliteratur. Ich habe mir die zweite Hälfte meiner "Fünf-Freunde"-Gesamtausgabe reingezogen, die erste Hälfte war ja im Vorjahr dran gewesen. Ansonsten gab es zwei Bücher über Sprachen, dazu bulgarische Science-Fiction, Phantastik und irische und schottische Sagen, zwei Comicalben, etwas aus Goslar und ein bisschen was auf die Ohren.
Und: Bitte nicht wundern. Mein Lese-Jahresrückblick hat im dritten Quartal vier Monate. Das liegt daran, dass ich im November/Dezember wieder einen exzessiven Leseurlaub gemacht habe, und dadurch wird Teil IV vermutlich wieder die Kapazitäten für Blogeinträge sprengen ...
Hinweis:
Etwaige blau markierte Texte sind herausragende Spitzenbücher, rot steht für absoluten Mist, ein (e) hinter dem Titel bedeutet, dass ich den betreffenden Text in der eBook-Version gelesen habe, und hinter den Links verbergen sich ausführlichere Besprechungen innerhalb dieses Blogs.
Juli
Martin Krueger, Robert Götzenberger: Indigene Sprachen Nordamerikas
Gerhard Ludwig: Geschichten vom Hotzenplotz
Der Autor ist Goslarer. Ich las das Buch für die Goslarsche Zeitung und habe diesen Artikel darüber geschrieben:
https://www.goslarsc...id,2592604.html
August
Nicole Rensmann: Gewebewelten (e)
Ich muss gestehen, ich habe der Autorin bitter Unrecht getan. Aber warum gibt sie dem Buch auch so einen ekligen Titel? Irgendwie habe ich mit "Gewebewelten" automatisch die "Körperwelten" von Gunther von Hagens assoziiert und irgendwelches widerliches Zeug über plastiniertes Fett- und Bindegewebe, in Spiritus eingelegte Muskelstränge und Hautproben unter Glas erwartet. Das ist natürlich alles Quatsch. Das Gewebe, um das es hier geht, ist einfach nur ein Teppich, in dem vier Schüler versinken. Das heißt: "einfach nur" natürlich nicht, es ist ein phantastisches Abenteuer, und demzufolge ist der Teppich auch ein magischer Teppich. Bei einer Aufräum-Aktion in der Schule geraten zwei Jungen und zwei Mädchen in den Bann ebenjenes Teppichs, der Menschen dazu zwingen kann, die Wahrheit zu sagen. Sie werden ins Gewebe hineingesogen und geraten in eine andere Welt - eine sehr gefährliche Welt, zumal darin ein seltsamer Zauberer lebt, der von den Handlangern des Todes verfolgt wird. Aber noch tausendmal gefährlicher als die Handlanger des Todes sind die inneren Dämonen, denen sich jeder der vier Jugendlichen stellen muss. Und die zwischenmenschlichen Abgründe. Denn es handelt sich bei den vieren um alles andere als um gute Freunde. Und zumindest ein Mitglied der Truppe ist ziemlich widerwärtig. Genau so widerwärtig wie plastiniertes Bindegewebe ...
Enid Blyton: Fünf Freunde jagen die Entführer
Die erste Hälfte der Fünf-Freunde-Gesamtausgabe hatte ich im vergangenen Jahr gelesen, jetzt fing ich die zweite Hälfte an. In "Fünf Freunde jagen die Entführer" geht es um Berta, die Tochter eines Wissenschaftlers, der mit Georges Vater befreundet ist. Verbrecher planen, das Mädchen zu entführen, um den Vater zu erpressen. Das Mädchen soll daher bei Georges Eltern bleiben, wo die Entführer es nicht vermuten. Bei George fällt Berta allerdings sofort in Ungnade, da sie einen eigenen Hund besitzt, den Pudel Sally. Noch schlimmere Eifersucht empfindet George, die doch so gern ein Junge sein würde, als Berta nun ebenfalls Jungenkleidung tragen soll und das Haar kurz geschnitten bekommt. Arme George, immer wieder trifft sie auf Mädchen, die wesentlich besser Junge spielen können als sie. Als die Entführer, die Bertas Aufenthaltsort dann doch herausbekommen, das Mädchen entführen wollen, ist es nicht Berta, sondern George, die sie mitnehmen. Und nun hat George ihre Gelegenheit zum Heldentum. Sie hält eisern den Mund und klärt die Verwechslung nicht auf. Indessen machen sich die Freunde auf die Suche nach ihrer verschwundenen Freundin. Und sie erhalten dabei tatkräftige Unterstützung durch noch ein Jungen-Mädchen: Ihre alte Freundin Jo, die in dieser Übersetzung noch als Zigeunermädchen bezeichnet wird (in neueren Fassungen soll von "Landfahrern" die Rede sein, habe ich gelesen).
Enid Blyton: Fünf Freunde verfolgen die Strandräuber
Diesmal gehen die fünf Freunde auf die Reise nach Cornwall. Die Landschaft ist schön, nur der Junge Jan, der sich an ihre Fersen heftet, ist ziemlich nervig. Doch er kennt einen geheimen Weg an die Küste, und sein Großvater kann eine Menge Geschichten erzählen über die alten Schmuggler und Wrackplünderer in dieser Gegend. Von ihm erhalten sie auch eine Führung durch die Höhlen an der Küste - sehr zum Ärger der "Scheuner", Mitglieder einer Asi-Familie, die die Höhlenführungen als ihr Monopol beansprucht. Denn die Scheuner sind auf der Suche nach einem Schatz, der darin versteckt sein soll. Ratet mal, wer den Schatz findet. Tipp: Es sind nicht die Scheuner.
Hal Forster: Prinz Eisenherz. Band 10, Jahrgang 1955/1956. (Bocola)
Dieser Zweijahresband schildert die Rückkehr Eisenherz' und Aletas von den Nebelinseln nach Thule. Ein wichtiger Teil ist die Reise vom Schwarzen Meer über Dnjepr und Düna nordwärts, wobei die Schiffe auch oft über Land getragen werden müssen. Eisenherz und seine Begleiter hatten sich für diese Strecke entschieden, da die Seereise über das Mittelmeer als unsicher galt, dort war ein Zusammentreffen mit Piraten zu befürchten. Der Landweg entpuppt sich allerdings als ebenfalls ziemlich gefährlich. Die Reisenden treffen auf allerlei feindselige oder zumindest zwielichtige Völkerschaften. Immer wieder müssen sie Kämpfe bestehen, einmal wird Aleta entführt, und bei der Begegnung mit einem Wildrind - es wird als Auerochse bezeichnet, sieht jedoch einem Wisent ziemlich ähnlich - wird Eisenherz so schwer verletzt, dass er eine Zeitlang nicht kämpfen kann und an Krücken geht. Forster nutzt diese Zeit, um den außer Gefecht gesetzten Prinzen mal wieder seine alten Abenteuer erzählen zu lassen, diesmal für Arn, der mehr über das Leben als Ritter wissen will. Im Vorwort wird das sehr nett erklärt damit, dass die Serie ja auf ihren 20. Geburtstag zusteuerte und dass der Autor die Chance nutzte, um neue Fans, die die alten Geschichten nicht mehr kannten, neu abzuholen. Tja, ich mag es trotzdem nicht und bin ziemlich enttäuscht, den alten Scheiß mit neuer Begründung nochmal serviert zu bekommen. Wenn auch die Geschichte mit dem Dämonenspuk und der Entenmaske zu meinen Lieblingsepisoden gehört. Sehr gelungen dagegen die Darstellung der verschiedenen Stämme und Völker, denen die Reisenden begegnen. Und später reißt der Autor optisch einiges wieder raus durch die eindrucksvollen Landschaften aus Eis und Schnee, durch die Arn, wieder daheim, streift. Ein Aufstieg auf einen hohen Berg lässt den jungen Arn nachdenklicher und beinahe philosophisch zurückkehren. Der junge Mann entwickelt sich langsam zu königlicher Ruhe und Reife. Und sehr schön das Bild, in dem Aleta, als Fremde ihre Burg in Abwesenheit Eisenherz' stürmen, mit elegantem Schwung eine brennende Fackel in ein Bett wirft und Feuer legt. Ein Handlungsablauf im eigentlich unbewegten Bild, der beinahe genial zu nennen ist.
Enid Blyton: Fünf Freunde wittern ein Geheimnis
Die Geschichte mit Timmy und seinem Pappkragen. Die Dialoge habe ich noch im Ohr von der endlos abgenudelten alten Hörspielcassette. Timmy hat sich am Ohr verletzt, und der Tierarzt verpasst ihm einen Pappkragen, damit der Hund sich nicht kratzen kann. Allerdings macht so ziemlich jeder spitze Bemerkungen über die prächtige Halskrause des Hundes und hänselt ihn. George wird wütend und beschließt, mit Timmy zelten zu gehen, um den Gaffern und Lästerern zu entkommen. Als die restlichen drei Freunde Julius, Richard und Anne ankommen, folgen sie ihr und wollen gemeinsam Campen. Dabei begegnen sie einem Jungen, der ziemlich verrückt zu sein scheint. Mal ist er nett, mal bösartig, mal kennt er sie, mal nicht, manchmal kann er so schnell Standort und Kleidung wechseln, dass es an ein Wunder grenzt. Es stellt sich schließlich heraus, dass es sich nicht um einen schizophrenen Jungen, sondern um ein Zwillingspaar handelt, das sich gestritten hat. Als einer der beiden jedoch entführt wird, merkt der andere dann aber doch, dass ihm sein Bruder am Herzen liegt. Zusammen mit den Freunden macht er sich auf die Suche. Und auf einer alten Ausgrabungsstätte, die den Jungen schon zuvor sehr interessiert hatte, werden sie fündig, befreien ihren Freund und setzen die Entführer gefangen. Wie es endet? "Dieses Abenteuer hat mit Timmy und seinem Pappkragen begonnen, und es scheint auch mit Timmy und seinem Pappkragen zu enden."
September
Die Fälle von Emmeline & Miranda Finch: Der kopflose Reiter und weitere kuriose Geschichten
Kontakt mit Übermorgen. Bulgarische Science-Fiction
Vor drei Jahren hatte ich "Sternmetall", eine Sammlung mit Phantastik aus Bulgarien im Verlag Torsten Low entdeckt und war begeistert. Da musste ich natürlich zugreifen, als ich nun eine neue Sammlung bulgarischer Geschichten auf dem Verlagstisch vorfand. Und ich wurde nicht enttäuscht. Diesmal sind es Science-Fiction-Storys, 19 sehr unterschiedliche Texte, oft kurz und pointiert, einige dystopisch und ganz viele von ihnen mit hintergründigem Humor, der einfach Spaß macht.
Sehr witzig fand ich "Der Vergnügungsplanet" von Radoslaw Mladenow", der auf extrem hinterhältige Weise mit den schmutzigen Phantasien der Leser spielt. Sehr drastisch auch die Geschichte "Das große Treffen", in der die Landung eines außerirdischen Raumschiffs auf der Erde beschrieben wird. Aber die Fremden haben gar kein Interesse an einem Treffen mit dem amerikanischen Präsidenten, sie haben überhaupt kein Interesse an der Erde und ihren Bewohnern. Nur, dass sie, quasi nebenbei, der Menschheit zeigen, wie scheiße sie uns finden ... Eher ernst und ein wenig traurig kommt "Ich habe ein Menschengesicht geträumt" von Iwailo P. Iwanow daher. Eine Geschichte über einen Planeten voller seltsamer Lebewesen, teilweise mit einer naiven, kindlichen Intelligenz. Wesen, für die die Menschen verantwortlich sind oder sich verantwortlich fühlen sollten. Doch sie sind den Menschen herzlich egal ...
Es sind sehr viele beeindruckende Geschichten in dem Buch zu finden, manche hallen noch lange nach. Das Buch ist erst mein zweites Stück bulgarischer Literatur. Aber ich habe vor, mich in dem Bereich noch weiter umzutun.
Enid Blyton: Fünf Freunde auf dem Leuchtturm
Ziemlich nervig ist er ja, der Junge namens Brummer, der zusammen mit seinem Vater bei Georgs Vater zu Besuch ist. Professor Quentin und Brummers Vater sind beide gleich genial, gleich zerstreut und gleich reizbar. Und Brummer, der Besitzer eines Affen ist und das unangenehme Hobby hat, Autogeräusche nachzuahmen, fällt beiden Wissenschaftlern tierisch auf die Nerven. Auch für die fünf Freunde sind Brummer und sein Affe Schelm eine ziemliche Belastung. Aber als Brummer vorschlägt, man könne doch gemeinsam in seinen Leuchtturm ziehen und dort Ferien machen, um die genialen Wissenschaftler nicht zu stören, ist sogar George begeistert - und George besitzt immerhin eine eigene Insel. Die Kinder erkunden ihre neue Unterkunft und sind hin und weg. Allerdings geraten sie dabei zwei zwielichtigen Gestalten in die Quere. Die beiden sind Nachkommen eines Schurken, der früher Schiffe mit einem falschen Licht an der Küste in die Irre geführt und die Wracks geplündert hat. Nun suchen sie nach seinem versteckten Schatz. Und sperren die Freunde kurzerhand im Leuchtturm ein.
Enid Blyton: Fünf Freunde im Nebel
Erneut muss sich George mit einem Mädchen auseinandersetzen, das noch besser Junge spielen kann als sie. George und Anne verbringen ein paar Tage auf einem Reiterhof, und, zugegeben, diese Henrietta, die sich nur mit Henry anreden lässt, kann einfach besser reiten als alle anderen. Und als Julius und Richard nachkommen, merken sie gar nicht, dass Henry in Wirklichkeit ein Mädchen ist ...
Die Kinder freunden sich mit einem Zigeunerjungen namens Schniefer an, der ein lahmendes Pferd auf den Hof bringt, um es verarzten zu lassen. Allerdings ist Schniefers Vater ausgesprochen ungehalten, als der Hofbesitzer das lahmende Tier für mehrere Tage behalten will, damit das Bein richtig heilt. Die Fahrenden ziehen nämlich zu dieser Zeit immer ins Nebelmoor, und niemand weiß, was sie dort tun. Die neugierigen Freunde wollen es herausfinden, verirren sich aber hoffnungslos im Nebel. Doch dann kommen sie einem Geheimnis auf die Spur. Es geht um geschmuggeltes Falschgeld, geheimnisvolle Bahngleise im Nebel und die Geschichte einer stillgelegten Mine. Und zum Glück ist Henry auf Zack und kommt rechtzeitig zur Rettung.
Hörbuch
Valerie Salberg: Therme, Morde, Sahnetorte: Das Skelett im Kurpark
Oktober
Enid Blyton: Fünf Freunde und das Burgverlies
Diesmal sind die Freunde zu Gast auf einer Farm, auf der außer ihnen noch ein Amerikaner und sein scheußlicher Sohn untergebracht sind. Die Farmbesitzer sind arm, haben jedoch eine große Vergangenheit, zu ihrem Besitz gehören noch eine verfallene Burgruine und eine Kirche. Inzwischen ist die Familie allerdings so pleite, dass sie Feriengäste aufnehmen und die Marotten des großkotzigen Amerikaners und seines unerzogenen Sohnes ertragen muss. Und der Amerikaner nutzt ihre Not weidlich aus. Immer wieder will er ihnen Einrichtungsgegenstände, die wertvolle Antiquitäten sind, für einen Apfel und ein Ei abkaufen. Und dann ist da noch der sagenumwobene Schatz, der irgendwo auf dem Gelände verborgen sein soll und den der Amerikaner unbedingt bergen und sich aneignen will. Pech nur, dass die fünf Freunde sich auf das Schätzefinden und auf unterirdische Gänge wesentlich besser verstehen als er.
David Thomsen: Seehundgesang
Ein sehr schönes Buch, optisch wie inhaltlich, aus dem mare-Verlag. Erzählt werden schottische und irische Legenden über Selkies: Menschen, die sich in Robben verwandeln können. Oder sind es Robben, die sich in Menschen verwandeln können? Zahlreiche Sagen ranken sich um Männer, die eine schöne Seehundfrau beim Baden beobachten, ihr das abgelegte Fell stehlen und sie als ihre Frau in ihr Haus führen. Dort bleibt die Frau als freundliche, tüchtige Ehefrau und liebevolle Mutter, doch irgendwann kommt der Tag, an dem sie ihr Fell trotz aller Vorsicht des Mannes findet. Dann streift sie es über, springt ins Meer und kehrt nie wieder zu ihm zurück. Doch die Sagen wissen auch von Seehundmännern zu erzählen, die von einem Speer verletzt wurden und nun, todeswund, den Jäger in ihr unterseeisches Schloss holen lassen, denn nur er kann sie heilen. Oder von Seehunden, die blutige Rache nehmen, weil ein Mensch ihre Kinder getötet hat. Oder von solchen, die sich mit den Menschen befreundeten und ihnen Gutes erwiesen. Fast immer aber liegt über den Geschichten die Trauer und Schwermut eines trüben Tages an einem nebligen Meerufer.
Thomsens Buch ist nicht eigentlich eine Sagen-Sammlung alter aufgefundener Texte nach Art der Sammlungen der Brüder Grimm. Es ist die Geschichte eines Ich-Erzählers, der durch verschiedene Orte an der Küste wandert und immer wieder die Einheimischen nach den Robben fragt. Manchmal sind die Bewohner misstrauisch, öfter aber plaudern sie über eigene Erlebnisse, über die Familiengeschichte oder Anekdoten aus dem Ort, über Dinge, die sie gehört haben. Manchmal gibt es ein Wiedersehen in anderen Orten. Und irgendwann gerät der Wanderer auch selbst in eine Begegnung mit seltsamen Wesen, die vielleicht etwas Übernatürliches an sich haben.
Enid Blyton: Fünf Freunde und die wilde Jo
Noch ein Abenteuer mit Jo, einer der liebenswertesten und faszinierendsten Nebenfiguren der Serie. Die Freunde fahren ganz harmlos mit zwei Campingwagen in die Ferien und treffen auf einer Wiese mit einem Wanderzirkus zusammen. Eigentlich wollen die Kinder sich mit den Zirkusleuten anfreunden. Aber die Zirkustruppe lässt sie abblitzen. Schlimmer noch: Die Gruppe ist ziemlich unfreundlich und will die Kinder loswerden. Es geht böse zur Sache, und schließlich verschwinden die Wagen der Freunde. Doch dann taucht plötzlich Jo auf. Sie will die Zirkusleute besuchen, die Verwandte von ihr sind, freut sich über das Wiedersehen mit den fünf Freunden und staucht ihre Familie gewaltig zusammen, als sie hört, wie übel sie den Kindern mitgespielt haben. Schnell werden die Wagen zurückgeholt, und die Zirkusleute sind plötzlich von einer überschäumenden Herzlichkeit.
Die Freundschaft der Fahrenden können die Kinder dann auch bald sehr gut gebrauchen. Denn als sie vom Turm einer nahegelegenen Burgruine ein Licht sehen, kommen sie einem Entführungsfall auf die Spur. Einer von zwei verschwundenen Wissenschaftlern wird hier gefangen gehalten. Und ohne Jo und ihre Leute wären er und die Freunde nie wieder frei gekommen.
Malcolm Max: Die Schwesternschaft der Nacht
Enid Blyton: Fünf Freunde und der Zauberer Wu
Noch ein Zirkusabenteuer. Und Brummer, der Auto-Imitator, ist auch wieder mit dabei. Auf dem Grund und Boden, der Brummers Vater gehört, hat ein Wanderzirkus seine Zelte aufgeschlagen. Brummer will die Leute vertreiben, doch sie haben das verbriefte Recht, auf diesem Grundstück zu spielen. Eine besondere Klausel im Kaufvertrag, den Brummers Vater unterschrieben hat, sichert ihnen dieses Recht zu. Die Kinder freunden sich nach anfänglichen Reibereien mit den Zirkusleuten an. Und der Schimpanse Charlie schließt Freundschaft mit Brummers Äffchen Schelm. Dann passiert etwas Furchtbares: Im Turmzimmer von Brummers Vater wird eingebrochen. Alles ist verwüstet und durchsucht worden. Sind nun auch die Unterlagen für das bahnbrechende Geheimprojekt, an dem der Wissenschaftler arbeitete, verloren?
Enid Blyton: Fünf Freunde machen eine Entdeckung
In diesem Abenteuer lernen die Freunde Wilfried kennen, einen Jungen, dem sie eigentlich Gesellschaft leisten sollen, doch Wilfrid reagiert sehr ungehalten auf ihr Ansinnen und ist lieber mit sich und seinen Tieren allein. Denn Wilfrid hat eine besondere Gabe, sich mit Tieren zu befreunden, ähnlich wie Philipp in der Abenteuer-Serie. Die Freunde (außer Timmy) reißen sich nicht besonders darum, sich mit Wilfrid anzufreunden. Lieber wollen sie eine geheimnisvolle Insel erkunden, die vor der Küste liegt und auf der etwas Geheimnisvolles vor sich geht. Sie kommen einer Bande von Kunstdieben auf die Spur. Aber wenn Wilfrid sich nicht auf die Suche nach ihnen gemacht hätte, nachdem ihr Boot abgetrieben war, hätte dieses Abenteuer böse geendet.
Enid Blyton: Fünf Freunde meistern jede Gefahr
Enthält acht Kurzgeschichten:
- Fünf Freunde jagen den unsichtbaren Dieb
- Georgs Haar ist zu lang
- Guter, alter Tim!
- Ein fauler Nachmittag
- Gut gemacht, ihr fünf!
- Die fünf Freunde und das Wochenendabenteuer
- Fröhliche Weihnachten
- Als Tim die Katze jagte
Der Abschlussband der Serie. Er enthält die acht Kurzgeschichten über Julian, Richard, George, Anne und Timmy. Die Storys sind alle sehr kurz, sehr pointiert, kommen ohne größere Verwicklungen aus und sind insgesamt recht nett zu lesen. Aber eben auch sehr einfach gestrickt.
Fazit aus meiner Lektüre nach 22 Bänden der Fünf Freunde: Die Serie hat was, auch 80 Jahre nach der Erstveröffentlichung. Aufgefallen ist mir, wie viel Zeit sich die Autorin immer wieder nimmt, um in die Geschichte hineinzukommen. Da sind immer wieder seitenweise Schilderungen von Anreise und Wiedersehen, Strandausflügen und Picknicks, und der eigentliche Kriminalfall oder das Gefährliche und Abenteuerliche taucht erst gegen Ende des ersten Drittels auf. Das ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was heute Schulmeinung ist. Da muss ziemlich schnell, ziemlich früh Action kommen. Sonst springen die Leser ab, heißt es. Und hier zelebriert die Autorin über Seiten hinweg das Auspacken von Picknickkörben und lässt die Freunde feststellen, wie gut es doch schmeckt, wenn man unter freiem Himmel sitzt. Oder so. Das ist schon bemerkenswert. Aber vielleicht wäre es für heutige Kinder noch immer ein großes Abenteuer, einfach mal mit dem Picknickkorb allein in den Wald zu gehen und etwas zu essen.
An die anderen Namen konnte ich mich auch nach 22 Bänden nicht gewöhnen. Für mich wird Julian immer Julian bleiben und nicht Julius. Die Reihenfolge der Bände entspricht nicht der Original-Veröffentlichungsreihenfolge, warum auch immer.
Die Charakterzeichnung, gerade der Heldin George, ist sehr gut gelungen, und insgesamt fand ich die Serie besser als die Abenteuer-Serie, die ich vor zwei Jahren las. Klar, dass unbedingt jedes Mal ein Geheimgang oder Ähnliches eine Rolle spielen muss, ist vielleicht etwas einfallslos. Aber wie sagte Enid Blyton? "Kritik von Leuten über zwölf Jahre interessiert mich nicht."
Zum Preis-Leistungs-Verhältnis: 21 Romane und acht Kurzgeschichten in 11 Doppelbänden in der Komplettbox für 49,99 Euro - das ist einfach unschlagbar, da kann man nicht meckern.
Wilhelm von Humboldt: Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaus und ihren Einfluss auf die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts (Einleitung zu Kawi-Werk)
Eine sehr schöne Ausgabe aus dem Ferdinand-Dümmler-Verlag, die ich in den frühen 90ern in einem Hannoverschen Antiquariat entdeckt hatte und seitdem als Schmuckstück in meiner Bibliothek hüte. Ein Nachdruck der postum erschienenen Erstausgabe von 1836. Vorn ist das Faksimile einer Widmung seines Bruders Alexander von Humboldt zu sehen.
Wilhelm von Humboldt war in meinem Philosophie-Studium, ich hatte ja meinen Schwerpunkt auf die Sprachphilosophie gelegt, mein ständiger Begleiter. Ich hatte mehrere Referate über ihn gehalten und auch meine Zwischenprüfung und Magisterprüfung über seine Sprachphilosophie gemacht. Da ich letztes Jahr durch ein Buch über seine Beziehungen zu David Friedländer wieder mal auf ihn gestoßen bin, dachte ich, es wäre Zeit, sich den dicken Wälzer noch einmal vorzunehmen.
Die Kawi-Sprache ist die alte Sprache der Priester und Dichter auf der Insel Java. Geschrieben wurde sie mit den Schriftzeichen, in denen auch die indische Hochsprache Sanskrit geschrieben wurde. Die Kawi-Sprache hat einige Sanskrit-Wörter aufgenommen, war aber weder mit dem Sanskrit verwandt noch hat sie durch den Kontakt ihren Charakter und ihre Eigenständigkeit verloren, wie Humboldt betont.
Er nutzte die Einleitung zu seinem Werk aber zu einer groß angelegten Gesamtschau über das Phänomen Sprache überhaupt. Dabei betrachtet er einzelne sprachliche Erscheinungen wie Wortarten und Satzbau und vergleicht Sprachen unterschiedlichen Typs miteinander. Er unterscheidet isolierende, agglutinierende und flektierende Sprachen voneinander und schätzt besonders letztere.
Als etwas fragwürdig und nicht politisch korrekt muss aus heutiger Sicht freilich seine Vorstellung bewertet werden, dass es kräftigere, energiereichere Sprachen gibt, die Unterscheidung zwischen wertvolleren und weniger wertvollen Sprachen ist inzwischen vom Tisch. Besonders hoch schätzte er Sanskrit, Griechisch und Hebräisch. Als absoluten Gegenpol zu den ausgefeiltesten flektierenden Sprachen sah er das Chinesische an, das ihm in seiner vertrackten Einsilbigkeit zwar missfiel, dem er aber für seine Konsequenz, jegliche Konjugation und Deklination zu verweigern, dann doch eine gewisse Achtung zollen musste. Dass die Chinesen trotz/wegen/mit ebendieser Sprache eine große Kulturnation mit Jahrtausende zurückreichender Kunst, Wissenschaft und Literatur werden konnten, ist dann doch der Stachel im Fleisch dieser Sprachen-Einteilung.
Beeindruckend ist aber auf jeden Fall die Vielzahl der Sprachen, die Humboldt kannte und beherrschte. Ob Englisch, Italienisch, Spanisch, Baskisch, Ungarisch, Tschechisch oder Litauisch. ob altamerikanische Sprachen wie Nahuatl, Otomí, Huastekisch, Maya, Tarahumara, Quechua, Muisca und Guaraní, ob Ägyptisch, Chinesisch, Japanisch oder Hawaiianisch - keine Ahnung, ob er in Tenochtitlan oder Macchu Picchu auf dem Markt hätte Tomaten kaufen können, aber er war in jedem Fall fähig, die unterschiedlichen Sprachstrukturen nachzuverfolgen und nebeneinander zu legen. Und so ist auch das dreibändige Kawi-Werk ein Meilenstein. Inzwischen mag es modernere Untersuchungen über die Sprache geben, aber er legte die Grundlage. Und die Einleitung dazu ist eben so etwas wie die Bibel der Sprachforscher ...
Hörspiel
Oliver Elias: Abenteuer und Wissen: Im Reich der Inkas. Der Kampf um das Gold
Hörspiel über das Inkareich und die Konfrontation mit den Spaniern. Man erfährt eine ganze Menge über die Organisation des Reichs und die Kultur und Landwirtschaft, der Schwerpunkt liegt aber auf dem Untergang und den Auseinandersetzungen der jeweiligen Herrscher mit Pizarro und seinen Nachfolgern.
Die Geschichte vom Tod des Atahualpa kennt vermutlich jeder, der in der Schule "Das Gold von Caxamalca" gelesen hat. Was mir vorher nicht ganz so klar war, sind die Verwandtschaftsverhältnisse: Atahualpa und sein Bruder Huascar haben beide bei ihren Kämpfen um die Macht versucht, die Spanier als Verbündete zu nutzen, und sind beide damit böse reingefallen. Es gab jedoch noch einen dritten Bruder, Manco Capac II, der die Herrschaft übernahm, als beide tot waren. Manco Capac begründete eine neue Inkaherrschaft in der Stadt Vilcabamba, die sich noch lange halten konnte. Insgesamt gab es fünf Brüder, die nacheinander den Inka-Titel trugen. Die letzten drei wurden von Pizarro eingesetzt.
Das Hörbuch erzählt die Geschichte der Inkas bis zum letzten Inka, Tupac Amaru. Er war ein Sohn von Manco Capac, wurde von den Spaniern schließlich besiegt und hingerichtet Sein Schwur, er werde eines Tages als Rächer zurückkehren, ist legendär, aber bis jetzt noch nicht erfüllt ...
Weitere Jahresrückblicke
Teil I: Januar bis März 2022
Teil II: April bis Juni 2022
Teil IV: November 2022
Teil V: Dezember 2022
© Petra Hartmann