Mit dem Donnervogel bei Radio Tonkuhle
Donnervogel Hildesheimliche Autoren
Heute war ich mit "Das Herz des Donnervogels" bei Radio Tonkuhle. Wir haben die Mai-Folge von "High Noon", der Radio-Sendung der Hildesheimlichen Autoren, aufgezeichnet. Allerdings war es sowohl für mich als Gast als auch für Jens Volling, den Radio-Man unseres Vereins, diesmal etwas anders und alles andere als eine Routine-Aufzeichnung. Denn keiner von uns beiden hatte die neuen Räume des Senders bisher von innen gesehen.
Der Umzug aus der Andreas-Passage an den Angulême-Platz ist noch nicht ganz abgeschlossen. Wir trafen uns sicherheitshalber vor der Tür, wo zumindest die "Puls"-Schilder schon mal zeigten, dass es das richtige Gebäude war. Allerdings war schon die erste unangenehme Überraschung, dass Jens' Transponder aus der Andreas-Passage hier nicht funktionierte, die Tür blieb zu. Wir entdeckten dann zum Glück, dass wir hinternrum durchs Treppenhaus gehen konnten. Aber wohin? In der ersten Etage wusste man erstmal von nix. Ein Mann riet uns, in den zweiten Stock zu gehen. Wenn dort niemand sei, sollten wir nochmal wiederkommen.
In der zweiten Etage war alles dicht, nur ein einsamer Rollator stand vor der Tür, aber niemand öffnete auf unser Klopfen. Ich entdeckte auf halber Höhe zum dritten Stock ein "Tonkuhle"-Schild. Aber oben schauten uns auch nur unbeschriftete Türen und ein WC an. Alles dicht. Wir also wieder runter.
Unten trafen wir diesmal eine Frau. Sie arbeitet für das Kulturium, meinte aber, dass oben hinter einer der Türen doch der Sender sein müsse. Sie ging mit uns hinauf, klingelte an der ersten Tür, und, oh Wunder, uns wurde aufgetan.
Wir bekamen zunächst eine kurze Führung durch die neuen Räume. Sehr hell, sehr freundlich. Es kam mir sogar alles größer und geräumiger vor als am alten Standort. Es sei aber weniger als die Hälfte, erfuhr ich. Und als wir dann an unseren Produktionsplatz kamen, merkte ich es auch, dass alles viel kleiner und enger war.
Der Aufnahmeraum liegt hinter der Küche. Da das Rotlicht mit der Warnung "Bitte Ruhe, Aufnahme!" noch nicht funktioniert, riet uns die Kollegin, die Küchentür auch zu schließen. Damit nicht jemand während meiner Lesung die Kaffeemaschine lorsöcheln lässt.
Im alten Studio 1 hatten wir mehrfach Sendungen mit vier oder fünf Leuten aufgezeichnet. Dieser Raum war so eng, dass wir uns zu zweit schon sehr zusammenquetschen mussten. Erst hatten wir einen zweiten Bürostuhl hineingeschoben. Allerdings hatten wir dann keine Chance, die Tür zu schließen. Ich bekam endlich einen Klapp-Hochsitz. Wir schoben die Tür mit etwas Gewalt zu, denn der Teppich bremste sehr stark, dann klappte ich den Stuhl auseinander. Passt.
Als Jens den Rechner hochfuhr und das Hand-Mikrofon anschließen wollte, wäre er beinahe umgefallen vor Schreck, als das furchtbare Pfeifen uns das Trommelfell zerfetzte. Aber es war nicht genug Platz da zum Umfallen. Wir haben ziemlich lange experimentiert mit den Reglern und Kanälen, aber das Handmikro produzierte Rückkopplungen ohne Ende. Irgendwann ließen wir es einfach weg und teilten uns das andere Mikro mit dem Schwenkarm.
Wir plauderten ein wenig über das Buch, dann begann ich zu lesen. Ich hatte zu Hause die Passagen mehrfach probegelesen und die Zeit gestoppt. Anfangs waren es 42 Minuten Lesezeit. Heute morgen war ich auf 45 Minuten gekommen. Mit Interview und Musik würde das knapp werden. Ich hatte also immer im Hinterkopf die Uhr laufen und fragte nach jedem Abschnitt: "Wie viel Zeit haben wir?" Beim Lesen ließ ich dann sicherheitshalber einen Abschnitt aus. Mit der Folge, dass uns am Ende noch zwei Minuten fehlten. Künstlerpech. Also schob ich den gestrichenen Abschnitt später nach. Nun, Jens wird das hoffentlich später beim Schneiden nicht verwechsen.
Ich las die beiden Kapitel "Der Stoff aus dem die Träume sind" und "Flügel" vor, im Buch sind das Kapitel drei und vier. Als Musik hatte ich mir "Über den Wolken" von Reinhard Mey mitgenommen, "Flieger" von Nino de Angelo und natürlich "Flieg junger Adler" von Tom Astor. Wenn man über die Flugversuche eines indianischen Luftfahrtpioniers namens Junger Adler schreibt, gehört das unbedingt dazu.
Wir haben etwa zwei Stunden gebraucht vom Treffen vor der Tür bis zum allerletzten Abspeichern. Gewöhnlich ist bei uns eine einstündige Sendung auch in einer Stunde im Kasten. Gerade das Abspeichern hat diesmal beängstigend lange gedauert. Aber schließlich ist alles gut gegangen. Jetzt müssen nur noch die drei oder vier Verhaspeler rausgeschnitten werden, die ich mir geleistet hatte, dann ist das Ding sendefertig.
Ich klappte also den Sitz wieder zusammen, reckte die verspannten Glieder, danach zogen wir mit vereinten Kräften die Tür auf, wobei der Teppich kräftig bremste und uns nicht freigeben wollte. Fazit: Kuschelig wars. Aber im Hochsommer möchte ich lieber nicht dort drin sitzen.
Wer die Sendung hören möchte, kann sich schon mal folgenden Termin vormerken:
Samstag, 20. Mai: Lesung aus "Das Herz des Donnervogels" und Interview in der Sendung "High Noon" auf Radio Tonkuhle. Im Bereich Hildesheim zu empfangen auf 105,3 MHz, sonst per Livestream auf www.tonkuhle.de. Beginn: 12 Uhr.
Wer es verpasst, hat später die Chance, die Lesung ohne Musik auf unserem Youtube-Kanal zu hören.
© Petra Hartmann