Thorgals Jugend: Sydönia
Comics Thorgal Yann Roman Surzhenko
"Sydönia" heißt der zehnte Band der Comicreihe "Thorgals Jugend", und das Album wartet mit einem wahrhaft dramatischen Einstieg auf: Thorgal ist tot, getötet durch einen Schwertstich in die Brust. Seine Seele wandelt in der Zwischenwelt. Nur nach und nach besinnt sich der Sohn der Sterne darauf, was passiert ist und wie er die tödliche Wunde empfing.
Thorgal ist mit seinem Blutsbruder Sven Gabelbart nach Haithabu gekommen, mehr unfreiwillig als aus Überzeugung, um diesem bei der Eroberung seines Throns zu helfen. Harald Blauzahn ist tot, Sven Gabelbart dessen Sohn, er hat also ein gewisses Anrecht auf das Erbe. Doch Harald ist nur ein Bastard. Und auch andere wollen in Haithabu herrschen: Haralds Frau sieht sich als seine Nachfolgerin, aber auch Haralds Tochter Sydönia, die ihrem Vater trotz ihres jugendlichen Alters an Grausamkeit in nichts nachsteht, will Herrscherin werden..
Die Fylgja Harald Blauzahns als Verbündete
Sydönia hat eine ungewöhnliche Verbündete: Ein unsichtbares Wesen, das zu ihr spricht und sich als die Fylgja des verstorbenen Harald ausgibt. Sie sei seit Urzeiten die Ratgeberin des jeweiligen Herrschers aus dem Geschlecht Gorms, nun also Sydönias. Und das vielleicht zehnjährige Gör nutzt seine Chance: Eiskalt und mitleidslos lässt Sydönia die Freier ihrer Mutter und die Höflinge ermorden. Doch dann taucht Svens Drachenboot vor Haithabu auf. Und dank einer List Thorgals und dank der Unterstützung der kriegerischen Jomswikinger kann Sven die Stadt einnehmen.
Blutige Schlachtszenen und Thorgals Friedens-Ideal
Das Abenteuer ist erneut sehr ansprechend gezeichnet, bietet inhaltlich eine Haupt- und Staatsaktion, in der Politik, Taktik und Schlachtszenen den Hauptbestandteil ausmachen. Thorgal hat erneut Gelegenheit, seine Ideale wie Frieden, gewaltloses Miteinander und die Liebe zu Aaricia zu vertreten, und hadert immer wieder mit sich, wie er sich überhaupt darauf einlassen konnte, bei der Eroberung Haithabus mitzuwirken. Erst als Sven die blutrünstigen Jomswikinger als Verbündete herbeiruft, die ein blutiges Gemetzel unter seinen künftigen Untertanen veranstalten, sagt Thorgal sich von dem Gabelbart los, da dieser nicht würdig sei, sein Blutsbruder zu sein. Aber da ist es bereits zu spät zum Fliehen, die Schlacht tobt, und Thorgal erhält den tödlichen Stoß. Wenn man nicht wüsste, dass "Thorgals Jugend" nur die Vorgeschichte zur Hauptserie "Thorgal" ist und lange vor dem ersten Band spielt, könnte man glatt besorgt um den Titelhelden sein ...
Beitrag zur Ausrottung des deutschen Genitivs
Ärgerlich ist erneut, dass die deutsche Übersetzung ein weiterer Beitrag zur Ausrottung des deutschen Genitivs ist. So sagt Sven: "Aaricia hat das kochende Blut ihres Vaters, Gandalf dem Verrückten." (S. 7) Und: "Ich habe sie unter den Schutz meines Onkels Tyr des Våbenmeisters gestellt, den alten Waffemeisters ..." (S. 19) Und bezeichnet sich als "Adoptivsohn des großen Palnatoki, dem Oberhaupt der Jomswikinger". (S. 31)
Ist es zu viel verlangt, wenn man bei einer deutschen Übersetzung korrektes Deutsch erwartet? Man muss ja schon dankbar sein, dass die Serie "Thorgals Jugend" heißt und nicht, wie ursprünglich angekündigt, "Die Jugend von Thorgal".
Woher der Artikel in der Bezeichnung "Im goldenen Reich des Walhalla" (S. 34) kommt, wissen die Götter. Gegen das "a" am Ende von "Wahalla" kämpfen ohnehin selbst Götter vergeblich.
Fazit: Ordentlich gemachtes Album mit guten Zeichnungen und einer Geschichte, die vorwiegend aus Kampfhandlungen besteht. Das Album hat einen gewissen Reiz durch die Verbindung mit dem historischen Konflikt um Harald Blauzahn und Sven Gabelbart. Leider erneut mit einigen, in dieser Serie offenbar zur Gewohnheit gewordenen Deklinationsfehlern. Und mit einem überraschenden Tod des Helden ... Nicht überwältigend, aber ganz okay.
Die Welten von Thorgal: Thorgals Jugend 10 - Sydönia. Text: Yann, Zeichnungen: Roman Surzhenko. Bielefeld: Splitter, 2023. 56 S., Euro 17.
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© Petra Hartmann