Kerstin Groeper: Mohawk Love
Indianer Kerstin Groeper Traumfänger Mohawk
In ihrem Roman „Mohawk Love“ erzählt Kerstin Groeper von einem deutschen Au-pair-Mädchen, das in Toronto die Liebe seines Lebens trifft. Aber Jordan ist Indianer, er gehört zum Stamm der Mohawk. Und die weiße Gesellschaft in Kanada ist alles andere als tolerant den Ureinwohnern gegenüber.
Im Prinzip ist „Mohawk Love“ bereits so etwas wie ein historischer Roman. Die Geschichte um die junge Krissy, die nach ihrem Fachabitur als „Nanny“ nach Kanada geht, spielt im Jahr 1981. Dinge, die uns heutzutage selbstverständlich geworden sind, sind in Krissys Welt noch nicht erfunden: Handy und SMS, Internet, E-Mail, Skype, das alles gibt es noch nicht. Wer in den 80er Jahren nach Kanada aufbrach, konnte vielleicht alle paar Wochen ein extrem teures Telefonat nach Hause führen, das ihm der Arbeitgeber meist vom Lohn abzog …
Handtaschenraub und Verkehrsunfall
Krissy hat massive Probleme mit ihrem despotischen Vater, der keine Gelegenheit auslässt, der Tochter klarzumachen, wie wenig sie in seinen Augen wert ist. Aber auch die Gastfamilie, in die sie hineingerät, bietet ihr wenig Anerkennung und Nestwärme. Und dann versucht auch noch ein Kleinkrimineller, ihr die Handtasche zu klauen. Krissy wehrt sich, stürzt während des Handgemenges vor ein Auto, wird verletzt. Doch der Zusammenstoß erweist sich als glückliche Fügung: Der Fahrer ist Jordan, und zwischen dem Mohawk und der Deutschen entwickelt sich bald eine innige Liebesbeziehung.
“Mohawk Love“ ist nicht eigentlich ein „Indianerroman“, obwohl Groeper durchaus auch einige Probleme der indigenen Bevölkerung anspricht und in einigen Szenen auch etwas von der Kultur der First Nations schildert. So ist Krissy zu Gast auf einem Powwow, darf an einigen Tänzen teilnehmen, lernt Jordans Familie kennen, erfährt davon, dass es den Ureinwohnern lange verboten war, ihre eigenen Sprachen zu sprechen - und wie sie sie nun langsam und mühevoll wieder entdecken.
Rassistische Polizisten
Sehr deutlich zeigt die Autorin auch, wie negativ die weißen Kanadier den Indigenen gegenüber eingestellt sind. Zweimal wird Jordan beinahe verhaftet - wegen Taten, mit denen er nichts zu tun hat. So hätte die Polizei ihn beinahe abgeführt als vermeintlichen Handtaschendieb, als Krissy vor sein Auto gestürzt war. Das andere Mal wollen die Beamten ihn mitnehmen wegen eines angeblichen Raubüberfalls, den allerdings ein Asiate begangen hat - Hauptsache, man kann einen nichtweißen Straftäter präsentieren … Als hingegen Jordans Schwester entführt wird und Gefahr läuft, wie viele indianische Frauen, in ein Bordell verschleppt zu werden, zeichnen sich die Polizisten hingegen durch beamtenhafte Untätigkeit und Desinteresse aus.
Alltag einer "Nanny" in Kanada
Und doch liegt der Schwerpunkt dieses Romans weniger auf der indianischen Kultur als auf der Liebesgeschichte an sich. Vor allem aber ist es eine sehr detaillierte Schilderung des Daseins als „Nanny“ in Kanada, ihrer Arbeit, der gemeinsamen Aktivitäten deutscher Au-pair-Mädchen und der Licht- und Schattenseiten des Auslandsjahres. Mit Krissy erlebt der Leser, was passiert, wenn man an eine üble, arrogante Familie gerät, die die Ausländerin als günstige Arbeitskraft und ansonsten minderwertigen Menschen betrachtet. Aber man lernt auch, dass es üblich und gar nicht so schwer ist, über die Vermittlungsagentur eine neue Gastfamilie zu bekommen. Wie die Autorin im Nachwort verrät, war sie selbst einst als Nanny in Kanada und kann demnach über eigene Erfahrungen berichten.
Liebeserklärung an die 80er
Und noch etwas ist der Roman: eine ganz große Liebeserklärung an die frühen 80er, ihre Musik, ihre Kinofilme. Für ältere Leser gibt es ein Wiedersehen mit Stars der eigenen Jugend, Krissy sieht Fernsehserien über US-Ölmultis, erlebt mit Jordan Leinwandlegenden wie E.T., Cap und Capper, Das letzte Einhorn, Blade Runner, The Wall, Poltergeist oder First Blood, und sie besuchen Konzerte von John Denver, U2, Saga, Lionel Richie … Eine schöne Reise zurück in eine schöne Zeit.
Fazit: Liebesgeschichte mit indianischem Helden und ganz viel 80er-Jahre-Flair. Ein bezaubernd leichter, flüssig geschriebener Roman zum Träumen und Genießen.
Kerstin Groeper: Mohawk Love. Eine Liebe in Toronto. Hohenthann: TraumFänger Verlag, 2020. 394 S. Euro 12,90.
Weitere Bücher von Kerstin Groeper:
Träume von Salbei und Süßgras
Adlerkralle
Grauer Wolf
Indigene Märchen
Im Eissturm der Amsel
Im fahlen Licht des Mondes
Der scharlachrote Pfad
Wie ein Funke im Feuer
Die Feder folgt dem Wind
Kranichfrau
Geflecktes-Pferdemädchen
© Petra Hartmann