Thorgals Jugend 11: Grym
Comics Thorgal Roman Surzhenko Yann
"Grym", der elfte Band der Comicserie "Thorgals Jugend", erzählt von Thorgals Wiederauferstehung und von einem ehemaligen Fischervolk, das von den Wikingern unterjocht wurde und nun den Aufstand probt. Das Album schließt sich nahtlos an den zehnten Band "Sydönia" an und enthält einige Hinweise auf die Hauptserie "Thorgal".
Thorgal ist tot und durchstreift das Totenreich beziehungsweise die Zwischenwelt. Schon wieder. Ähnliches erlebte der Leser bereits in "Jenseits der Schatten" mit, als Thorgal das Leben seiner Frau Aaricia retten musste. Kriss de Valnor stand vor dem Gericht der Walküren, Jolan musste sich einem zwielichtigen Zauberer als Diener verpflichten, um Thorgals Leben zu retten. Und schon in Thorgals erstem Abenteuer kann die kleine Aaricia ihn durch ihre Tränen wiederbeleben. Diese Familie hat mehr Erfahrung mit Tod und Auferstehung als die christliche Kirche.
Ein Berber-Ritual beschwört die Mondgöttin Ayyur
Thorgal wurde beim Kampf um Haithabu tödlich verletzt, wie bereits im Vorgängerband gezeigt wurde. Nun liegt er leblos oder untot auf einem kleinen Schiff, das ihn zu seiner Aaricia bringen soll. Sein afrikanischer Freund Seck aber gibt den Kampf noch nicht auf. Er wartet lediglich auf den Vollmond und beschwört Ayyur, die alte Mondgöttin der Berber. Das Ritual wird gezeigt in eindrucksvollen Grüntönen, die auch für die Welt bestimmend sind, durch die Thorgal von diesem Moment an wandern muss. Endlose Kolonnen von Toten ziehen durch das grüne Zwischenreich, werden angegriffen von wilden Harpyien, verhalten sich aber weitgehend apathisch. Thorgal selbst wird von den Vogelwesen verschont und erreicht schließlich eine Stufenpyramide, auf der er einer fremden Göttinnen-Trias begegnet. Da er unter dem Schutz Ayyurs steht und das Ritual an einer Art "Mund der Wahrheit" besteht, geben sie ihm eine Chance. Ein Skorpion soll ihn zurück ins Leben führen. Ein Biest, das anschließend auch den Preis für Thorgals Leben einholt. Denn natürlich ist immer ein Preis dafür zu zahlen. Ein Leben für ein Leben, so lautet das Gesetz des Totenreichs auch bei Berbergottheiten.
Aufstand der Grottenmolche
Wesentlich spannender sind allerdings die Abenteuer, die Aaricia gleichzeitig auf der Insel Grønthåren erlebt. Hier herrscht Tyr, ein alter Kampfgefährte Gandalfs, ein rauer Krieger, der wie sein Namenspatron, der germanische Kriegsgott, eine Hand eingebüßt hat. Und hier lebt in den dunklen Höhlen versteckt ein Volk, das die Wikinger nur verächtlich "Grottenmolche" nennt. Ein ehemaliges Fischervolk, das von den Wikingern unterjocht wurde und nur in den Höhlen vor diesen sicher ist. Hier sind sie den Wikingern überlegen, denn die Grottenmolche haben besondere Augen: Sie sind farbenblind, können aber dafür auch in absoluter Finsternis sehen. Aaricia freundet sich mit den Unterdrückten an und behandelt sie anständig. Doch dann kommt es zum Aufstand der Grottenmolche ...
Farbenbling und nachtsichtig
Die Grottenleute sind durch ihre optischen Fähigkeiten und Schwächen ein außerordentlich interessantes Volk. Und einige Details, etwa wie der Titelheld Grym aufgrund seiner Farbenblindheit zum falschen Topf greift, sind sehr gelungen. Interessant die Haarfärbegeschichte, die allerdings, wie im dramatischen Abschlussbild zu sehen ist, eine sehr unheimliche Erinnerung weckt.
Sehr schön ist die Entwicklung von Aaricia gezeigt, die im Kampfgeschehen die Initiative ergreift und die Verteidigung organisiert. Hier ist sie einmal als etwas mehr zu erleben als das liebevolle herzensgute Blondchen an Thorgals Seite. Die Art, wie sie Grym am Ende aber den letzten Wunsch versagt, passt so gar nicht zu den Werten Thorgals und Aaricias. Und sie wird es in einer frühen Geschichte der Hauptserie offenbar bitter büßen.
Grüntöne als roter Faden
Schön auch das Spiel mit der Farbe Grün, die sowohl in der Totenreich- als auch in der Grønthåren-Geschichte eine besondere Rolle spielt. Man könnte sagen, dass dieses Grün eine Art verbindendes Element oder roter Faden des Albums ist - ähnlich wie einige Zeit zuvor in der Hauptserie und im Kriss-de-Valnor-Spin-off die dominierende Farbe Rot. Und der Entschluss Thorgals am Ende und Aaricias Warnung vor dem Opferfelsen könnte darauf hindeuten, dass die Serie langsam auf den Beginn der Hauptserie, deren Vorgeschichte sie ja bieten soll, zusteuert.
Fazit: Ein Album, das weder ganz gut noch ganz schlecht ist. Die Totenreich-Geschichte bringt wenig Neues, der Aaricia-Strang hat dagegen einiges zu bieten. Alles in allem ein ordentliches Abenteuer.
Die Welten von Thorgal: Thorgals Jugend 11 - Grym. Text: Yann, Zeichnungen: Roman Surzhenko. Bielefeld: Splitter-Verlag, 2024. 48 S., Euro 17.
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© Petra Hartmann