Thomas Ostwald: Der schwarze Josh
Bücher - Abenteuer Thomas Ostwald Karl May Blitz-Verlag
Der Roman "Der Schwarze Josh" ist der dritte Teil der Trilogie "Die schwarzen Teufel von Missouri" aus der Feder von Thomas Ostwald. Im Abschlussband erzählt er, wie Old Shatterhand und seine Freunde endlich auf den Kopf der Räuberbande treffen, der sie seit Band eins folgten, eben jenen Josh. Außerdem gönnte Ostwald in seinem Karl-May-Pastiche auch Winnetou einen Kurzauftritt.
Old Shatterhand ist noch immer auf der Suche nach der entführten Klara von Rauten und hat sich dazu zwei Osagen angeschlossen, die mit dem Schwarzen Josh auch noch eine Rechnung offen haben. Das ungleiche Trio, bei dem Old Shatterhand nach wie vor als junges Greenhorn geduldet ist, aber nicht (wie bei May üblich) die Führung übernimmt, entdecken einen überfallenen und geplünderten Zug, Das Zugpersonal und alle Passagiere bis auf einen einzigen Mann sind getötet worden. Und der letzte Überlebende erzählt von einer Frau, die an der Seite des Banditen-Chefs ritt. Deren Beschreibung passt verblüffend gut auf die verschollene Klara. Aber dass diese mit den Räubern gemeinsame Sache machen könnte, will Old Shatterhand nicht in den Kopf.
Der Westmann aus Deutschland hat bald darauf jedoch noch eine härtere Nuss zu knacken: Sein alter Freund, der Büchsenmacher Henry, Schöpfer des legendären Henrystutzens, will nun doch in die Massenproduktion einsteigen. Eine große Schiffsladung der 25-Schüsser soll nach Deutschland geliefert werden, um der preußischen Armee in den Auseinandersetzung mit Österreich zum Sieg zu verhelfen.
Henrystutzen für die preußische Armee
In der Werkstatt des alten Henry in St. Louis gibt es ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Henry, der seinen einstigen Schützling Old Shatterhand herzlich willkommen heißt, ist inzwischen zu alt, um das Geschäft selbst zu leiten. Er hat die Werkstatt nun an Kasimir "Kas" Timpe, bekannt aus "Der schwarze Mustang", übergeben, der sich nun auch auf die Herstellung von Henrystutzen versteht. Und: Old Shatterhand entdeckt in der Werkstatt die Silberbüchse Winnetous, die ihr Besitzer gerade zur Reparatur vorbeigebracht hat.
Wiedersehen mit Winnetou
Das spätere Wiedersehen der beiden Blutsbrüder ist allerdings, wie alle Szenen in diesem Buch, äußerst knapp gehalten. Winnetou rettet seinen Freund, quasi als "Deus ex Machina" aus einer brenzligen Situation, die beiden versichern einander ihre Freundschaft, und schon muss der Apache weiterziehen. Allerdings gibt er seinem Scharlih einiges zu denken, als er sagt, dass er Fred, der auch in St. Louis angekommen ist, nicht vertraue. Irgendetwas mit dem Mann, den Old Shatterhand als westerfahrenen Schriftstellerkollegen wertschätzt, stimme nicht ganz. Seltsam, dabei haben beide doch in den ersten beiden Bänden der Trilogie nicht nur sehr gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet, auch die bis dato untrügliche Menschenkenntnis Old Shatterhands stellte Fred ein tadelloses Zeugnis aus. Und nun das Misstrauen des Apachen, der Fred schon einmal getroffen haben will - zu einer Zeit, als Mays Schriftstellerkollege Gerstäcker nachweislich in Deutschland war ...
Das Buch ist erneut flott geschrieben, durchaus spannend und lässt sich leicht und schnell lesen. Die Handlung wird nicht aufgehalten durch die bei May üblichen seitenlangen Personenschilderungen, Landschaftsbeschreibungen oder Wissensreferate über indianische Kulturen oder Western-Infos. Ich muss allerdings sagen, dass es mir mehr oder mehr fehlt. Aktion folgt hier auf Aktion, Überfall folgt auf Schusswechsel auf Befreiungsversuch auf Schiffskatastrophe ... Ein wenig fehlt die Tiefe, der Detailreichtum und das Zwischenmenschliche. Selbst die zarte Verliebtheit Old Shatterhands in Klara bleibt bei stereotypen, pflichtschuldig in regelmäßigem Abstand wiederholten Sätzen, und das Wiedersehen zwischen Winnetou und seinem Blutsbruder lässt jeden Tropfen Seele vermissen.
Nächster Gegner: Ku-Klux-Klan
Auch dass der als Abschlussband der Trilogie bezeichnete Roman die Abenteuer nicht abschließt, sondern gleich zum vierten Teil der Reihe, "In den Fängen des Ku-klux-Klans" hinüberleitet, lässt den Leser etwas unbefriedigt zurück. Immerhin: Klara wird befreit. Es wird geklärt, warum sie für Josh so interessant war und wie der Eindruck entstand, sie habe an seiner Seite Überfälle verübt. Und auch das Rätsel um Fred lüftet sich. Insofern muss dem Autor bescheinigt werden, dass er seine Sache gut zu Ende gebracht hat. Und, wie gesagt, schlecht geschrieben ist das Buch nicht. Es erscheint nur noch dünner, als es ohnehin physisch schon ist.
Fazit: Westernabenteuer mit bekannten Charakteren des Karl-May-Kosmos, darunter Winnetou und Büchsenmacher Henry. Spannend und ohne Gelaber, dafür ein wenig arm an Zwischentönen. Ordentlich gemacht.
Thomas Ostwald: Der schwarze Josh. Teil 3 der Trilogie Die schwarzen Teufel von Missouri. Blitz-Verlag, 2017.162 S., Euro 12,95.
Weitere Karl-May-Fortsetzungen:
Thomas Ostwald: Aufbruch ins Ungewisse
Thomas Ostwald: Auf der Spur
Axel Halbach: Blutige Schluchten
Klaus-Peter Walter: Sherlock Holmes und Old Shatterhand
Wolfgang Berger: Weißer Vater
© Petra Hartmann