Jahresrückblick 2024: Teil 3 - Juli bis September
Jahresrückblick
Teil drei des Rückblicks auf mein Lesejahr. Diesmal ist wieder mehr Phantastik dabei, etwas SF, etwas Düsteres und einige Klassiker. Ansonsten habe ich mich mit sprachlichen Themen befasst, mit Fäkalien, KIs, Autoren aus Goslar, Büchern zu einem besonderen Film und wieder mit Kira-Kolumna-Hörspielen. Viel Spaß beim Lesen und Stöbern!
Hinweis:
Etwaige blau markierte Texte sind herausragende Spitzenbücher, rot steht für absoluten Mist, ein (e) hinter dem Titel bedeutet, dass ich den betreffenden Text in der eBook-Version gelesen habe, und hinter den Links verbergen sich ausführlichere Besprechungen innerhalb dieses Blogs.
Juli
Wilhelm von Humboldt: Nordamerikanische Grammatiken, hrsg. v. Micaela Verlato
Gewichtiger und sehr gut ausgestatteter Band, der Humboldts Grammatiken der Massachusetts-Sprache, der Muchhekaneew-Sprache (Mahican), der Onondago-Sprache, sowie seine Bemerkungen zum Grönländischen und seine Notizen zur Cree-Grammatik und Cippewa-Konjugation vereinigt.
Beim Massachusett und Mahican handelt es sich um Algonkinsprachen, während das Onondago der irokesischen Sprachfamilie angehört.
Es gibt entnehmbare Falttafeln der einzelnen Grammatiken und ein Register. Vor allem wertvoll sind die ausführlichen Einleitungen zu den einzelnen Teilen. Hier erfährt man viel über Humboldts Vorläufer und Quellen und zum Stand der damaligen Sprachwissenschaft. Auch die Kämpfe und Meinungsverschiedenheiten der einzelnen Wissenschaftler sind dokumentiert. Das Buch ist eine wahre Fundgrube für jeden, der sich mit der Grammatik der alten nordamerikanischen Völker befassen will. Allerdings maße ich mir nicht an, dass ich jetzt einen Mohikaner auf Mahican nach dem Weg fragen könnte, wenn ich mich in der Gegend verfahren habe. Jedenfalls hat Micaela Verlato eine wahre Herkulesaufgabe bewältigt, als sie dieses Buch herausgab. Es handelt sich um eine erweiterte Ausgabe ihrer Doktorarbeit. Sie hat die alten spröden Humboldt-Texte sehr gut lesbar gemacht, aufgeschlüsselt und präsentiert. Fast bin ich versucht zu sagen, die Einleitungen sind an diesem Band wichtiger als die Schriften Humboldts selbst.
Martin Bolik: Die Sage vom Zauberkoch
Der Zauberkoch und seine Abenteuer – eine Geschichte, die den Wiedelaher Hörspielmacher Martin Bolik schon seit Jahren begleitet. Jetzt gibt es die Erlebnisse mit dem „Schatten der Traumlosen“ als aufwendig produziertes Hardcover-Buch mit viel Gelegenheit zum Mitmachen und Selbst-Herausfinden für junge Leser. Das Besondere an dem Buch: Per QR-Code können die Leser die Geschichte auch als „Kino für die Ohren“ miterleben, denn das dreistündige Hörspiel gibt es kostenlos mit dazu.
Martin Bolik erzählt eine Geschichte, die er einst zusammen mit seiner Mutter Erika entwickelt hat. Das Buch kommt daher als eine Art Logbuch. Der Ich-Erzähler ist ein junger Zauberkochschüler, der nun seine letzte Reise vor sich hat, gewissermaßen eine Abschlussaufgabe seiner Schule. Und so macht er sich auf die Suche nach der wundersamen Blume „Siebenmalschnell“.
Zauberköche sind Geschichtenerzähler, daher lernt auch dieser junge Vertreter der Zauberkochgilde viel Märchen- und Sagenhaftes kennen, erlebt schöne und weniger schöne Träume und begegnet zauberhaften Gestalten. Vor allem sollen ihre Geschichten helfen gegen ein Wort, das die Fantasie verfinstert und die Kreativität lähmt. Das furchtbare Wort, das zunächst nur verschlüsselt als „Gnast“ bezeichnet wird, später aber ganz unverhüllt als „Angst“ angesprochen, legt sich manchmal als Schatten über die Welt des Helden. „Manchmal entschlüsseln sich auch schlimme Wörter in Erzählungen“, heißt es in der Sage vom Zauberkoch. „Das macht aber nichts Schlimmes mit euch, sondern es macht euch stärker mit ihnen umzugehen und sie sogar für euch zu nutzen.“
Manchmal sind es gar nicht die großen fantastischen Zaubergestalten, die den Ich-Erzähler begeistern. Mit sehr viel Liebe kann er ein Wolkentheater schildern, das sich ihm darbietet: eine Pferdewolke mit Horn auf der Stirn, gefolgt von einer Schlangenwolke mit Horn und Krallen, Vogelwolken mit viel zu langen Beinen, einer Kamelwolke mit zwei Hälsen und zwei Köpfen, schließlich einem Engel, der rückwärts läuft ... Die Leser begleiten den Helden durch einen Wanderwald, durch ein Regenbogentor, erleben einen tiefen Fall und werden nur durch einen reimerisch herbeigezauberten Teller vor dem Aufprall bewahrt.
Der junge Zauberkoch verliert sein Gedächtnis, vergisst seine Aufgabe. Aber er kann eine Eishexe vor dem ewigen Frost retten. Er lernt eine philosophische Möwe kennen, trifft literarische Figuren wie Huckleberry Finn und Winnetou oder die Piraten aus der „Schatzinsel“ – und immer wieder legt sich der Schatten der Traumlosen über ihn, dem er mit Mut und Geschichten begegnen muss.
Außer der Erzählung ist unbedingt die zauberhafte Aufmachung des Buchs hervorzuheben. Der stabile, ordentlich gebundene Hardcover-Band enthält in Schreibschrift auf Linien, wie in einem Logbuch, die Geschichte. Dazu gibt es Bilder, gemalt und fotografiert, sowie weitere Schmuckelemente. Für die jungen Leser sind im Buch auch frei gelassene Bilderrahmen enthalten als Platz für eigene Bilder, Ideen und Erinnerungen. An vielen Stellen sind geografische Koordinaten abgedruckt. Wer einen Atlas zur Hand hat, kann nachgucken, wo sich der Zauberkochschüler gerade aufhält.
Im Anhang sind mehr oder weniger hilfreiche Zauberkochregeln enthalten, nur eine Auswahl, wie der Verfasser betont: „Einige müssen geheim bleiben!“ Da heißt es unter anderem: „Freiheit entsteht in den Gedanken. Sind derer zu viele, blende sie einfach aus – mit einem Gedanken an etwas blendend Schönes.“
Wer das Buch um 180 Grad wendet und von hinten mit dem Lesen beginnt, findet dort die gesammelten Zauberkochrezepte von Erika Bolik, darunter „Kraut und Rüben“, „Klopfsalat für müde Geister“, „Energiepuffer“, die allesamt nicht zum Verzehr bestimmt sind. Aber die Leser erfahren auch, wie man Zauberwurz-Majoran-Brot zubereitet, welche Zutaten man für den „Salat des ewigen Sommers“ benötigt und woraus die „Waldläuferspeise mit Minze“ besteht.
Das Hörspiel wurde bereits im Jahr 2015 erstmals gesendet. Da es die CD inzwischen nicht mehr gibt, veröffentlichte Bolik jetzt in limitierter Sonderauflage die Geschichte neu mit der kostenlosen Downloadmöglichkeit. Wer den QR-Code scannt, erhält so drei Zauberkochstunden als Ohrenkino.
Der Zauberkoch kann nächstes Jahr seinen zehnten Geburtstag feiern. Hörspielmacher Bolik fasst die Geschichte durchaus als ein Lebenswerk auf. Zum zehnten Geburtstag will er im Frühjahr 2025 auf der Leipziger Buchmesse den „kleinen Bruder“ des Zauberkochs vorstellen: Dann präsentiert er die zweite Staffel von „Luke Wild und die Brockenbande“. Es wird zwölf neue Folgen geben, der Arbeitstitel lautet: „Abenteuer im Selketal“.
August
Bessy 80: Die Höhle von Krotax
Bessy und Andy retten einen Treck, der von Kiowas überfallen wird. Dabei setzt Andy Pyrotechnik ein, sprich: Bessy schleicht sich an die Kiowas und verteilt Dynamitstangen mit brennender Lunte. Nicht ganz die feine englische Art. Im Treck gibt es dann mächtig Ärger mit einem Scout, der den an Krücken gehenden Benny als Krüppel verhöhnt. Als das von einigen Treck-Angehörigen gefundene Gold gestohlen wird, fällt der Verdacht auf Benny. Andy, Bessy und Schneller Hirsch bieten sich an, den wahren Dieb zu finden und das Gold zurückzubringen. Doch es liegt versteckt in einer Coyotenhöhle, und die Zeit verrinnt, bis die Männer Benny ... Ja, was eigentlich? Werden sie das Kind töten? Oder "nur" verprügeln?
Als Nachwort gibt es - schon wieder - einen Text über den genialen Cover-Künstler Klaus Dill und seine berühmten Filmplakate. Ja, Ehre, wem Ehre gebührt, ich liebe seine Kunst ja auch. Aber das ist schon mindestens das dritte Nachwort, das Klaus Dill, den großen Plakatkünstler, feiert. Ich hatte es schon beim ersten Mal kapiert.
Michael Böhnhardt: Die kybernetischen Gärten von Babylon
Paul Gallico: Love of seven dolls
Paul Gallico: Die Liebe der kleinen Mouche
Paul Gallico: The Man who hated People
Kennt ihr den Film "Lili" mit Leslie Caron und Mel Ferrer? Es ist die Geschichte einer jungen, etwas naiven Frau, die völlig verloren ist und Selbstmord begehen will, aber in letzter Sekunde von einer Handpuppe in einem Jahrmarktstheater angesprochen wird. Es entwickelt sich ein derart lebendiger Dialog zwischen ihr und den vier Puppen, dass die Schausteller allesamt begeistert applaudieren. Paul, der Puppenspieler, engagiert die Frau. Ihre Aufgabe: Jedesmal zur Vorstellung einfach am Theater vorbeigehen und dann auf die Puppen reagieren. Bald sind Lili und die Puppen eine Weltsensation. Der Puppenspieler allerdings hockt im Dunkel hinter dem Vorhang, und Lili kapiert bis kurz vor Schluss überhaupt nicht, dass die Puppen gar nicht lebendig sind und dass er dahinter steckt. Der Mann ist allerdings ebenfalls etwas seltsam. Er war einmal ein berühmter Tänzer, musste jedoch aufgrund einer Verletzung die Tanzkarriere aufgeben. Das machte ihn zu einem zynischen, verbitterten Mann, der nicht fähig ist, Gefühle für andere Menschen zu zeigen. Seine Emotionen flossen quasi in die Puppen. Eine sehr merkwürdige Liebesgeschichte, bei der zwischen beiden immer der Vorhang der Puppenbühne hängt. Besonders im Gedächtnis geblieben waren mir das Lied, das Lili mit den Puppen singt: "Hi Lili, hi-lo" und die Tanzszene am Schluss, als Lili mit den Puppen tanzt, und jede verwandelt sich am Ende in Paul.
Ich habe mir im Sommer den Film auf DVD gegönnt. Dieses bleiche, leere Gesicht von Mel Ferrer hinter dem Vorhang, bei dem man gleichzeitig sah, dass darunter etwas erwachte, das war einfach genial.
Danach habe ich mir das Buch "Love of seven Dolls angeschafft, und kurz darauf fand ich auch die deutsche Fassung "Die Liebe der kleinen Mouche", beide antiquarisch. Schließlich fand ich auch den Band mit den Kurzgeschichten, der die Geschichte "The Man who hated People" enthielt ("The Saturday Evening Post Storys 1950"). Die Kurzgeschichte ist die Vorlage, nach der der Film entstand, Die Novelle hat der Autor erst nach dem Film verfasst, wegen des großen Erfolgs.
Sehr interessant ist, dass Gallico von sieben Puppen ausgeht, also die Seele des Puppenspielers sozusagen in sieben Aspekte zersplittert. In der Novelle ist die Sonderbarkeit des Mannes noch deutlicher herausgearbeitet. So fungiert der Karottenkopf "Carrots" (in der deutschen Synchronisation "Kartoffelkopf") nach außen hin als Leiter des kleinen Puppentheaters. Wenn ein Veranstalter die Bühne buchen will, steht er vor dem Vorhang, verhandelt mit dem Karottenkopf, bis dieser dann seine Zustimmung erteilt. Die Puppe nimmt dann den Vertrag entgegen, taucht kurz ab und überreicht dem Kunden dann den unterschriebenen Vertrag. Der Puppenspieler selbst hockt im Dunkeln und ist auch nach außen sonst kaum sichtbar. Er ist auch viel destruktiver und böser als im Film. Im Film habe ich ihm schon die Ohrfeige gegen Lili übel genommen, als er sie von dem Zauberer fernhalten wollte. Wobei er dem Mädchen gegenüber sonst gar nicht feindselig auftrat, nur eben schweigsam und emotionslos. Im Buch ist er geradezu aggressiv, fühlt sich durch ihre Unschuld herausgefordert, gar bedroht, schließlich vergewaltigt er sie sogar, kann aber weder ihr naives Wesen zerstören, noch ihre Liebe zu den Puppen - und die Liebe der Puppen zu ihr ...
In der Kurzgeschichte gibt es diese Vergewaltigung nicht. Und interessanterweise geht es hier nicht um einen Jahrmarktspuppenspieler, sondern um eine sehr erfolgreiche Fernsehshow. Die Geschichte spielt am letzten Tag der Show. Das Mädchen hat sich entschlossen, ihren Vertrag zu kündigen und zu heiraten. Es gibt eine Abschiedsvorstellung. Aber dann erkennt die junge Frau, dass sie den Puppenspieler liebt. Jedenfalls war es in allen Versionen eine faszinierende Geschichte ...
Michael Böhnhardt: Im dunklen Buch des Anbeginns
Kerstin Groeper: Adlerkralle. Der Indianer-Junge und sein Wolf
H. G. Wells: Die Zeitmaschine (Reclam)
Schön gestaltete Taschenbuchausgabe, kommentiert und mit einem lesenswerten Nachwort. Den Film kennt wahrscheinlich jeder. Die Geschichte einer Zeitreise in eine Zukunft, in der die wunderschönen Eloi sorglos und wie im goldenen Zeitalter leben. Jedenfalls auf den ersten Blick sorglos. Denn da sind noch die Morlocks, hässliche affenartige Wesen, die im Dunkel unter Tage hausen. Und warum die Eloi das Dunkel fürchten, wird bald klar. Denn im Dunkeln kommen die Morlocks nach oben und holen sich ein paar der saftigen jugendlichen Eloi zum Fressen. Der Film ist recht nahe am Buch geblieben. Das Buch schildert das Prinzip, nach dem die Zeitmaschine funktioniert (vierte Dimension) etwas ausführlicher und ist reicher an Spekulationen und Interpretationen, die der namenlose Zeitreisende über die Welt der Eloi und Morlocks anstellt. Sehr ausführlich wird darüber gesprochen, dass die Morlocks die Nachkommen der Arbeiterklasse sind, die im Dunkel haust, sich aber letztendlich zum Herrn der ehemaligen Oberschicht gemacht hat.
Im Film kamen mir die Eloi auch nicht ganz so verblödet und degeneriert vor. Im Buch sind sie zwar schön, aber von einer gewissen hohlen, seelenlosen Schönheit.
Truman Capote: Frühstück bei Tiffany
Holly Golightly, Partygirl, pleite und mit unwiderstehlichem Charme ausgestattet, nimmt das Leben leicht und lässt sich nicht unterkriegen. Sie verdreht ihrem Nachbarn den Kopf, besucht gegen Geld regelmäßig einen Mafiaboss in Sing Sing, hat ihren ersten Mann verlassen und will nun einen reichen Brasilianer heiraten Und wenn alles schief läuft und ihr Leben aus den Fugen gerät, dann hilft nur eins: ein Frühstück im Juweliergeschäft Tiffany. Sehr leicht und locker geschrieben, schwerelos und zauberhaft.
Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker
Drei Physiker in einer psychiatrischen Klinik. Einer hält sich für Einstein, einer für Newton, der dritte heißt Möbius und hat die Weltformel entdeckt und erzählt davon, dass ihm König Salomo erscheint und mit ihm spricht. Aber: Keiner der drei Männer ist wirklich irre. Möbius spielt den Verrückten, um seine Weltformel zu schützen. Denn wenn die in die falschen Hände gelangt, droht die Vernichtung der gesamten Menschheit. Einstein und Newton sind Geheimagenten im Dienst zweier konkurrierender Mächte, die beide die Formel haben wollen. Und dann werden immer mehr Krankenschwestern im Heim ermordet ... Bitterböse, aber auch sehr weitsichtig.
Hundertwasser: Scheißkultur (Sukultur)
Zufallsfund in der Buchhandlung der Autoren am Berliner Savignyplatz. Ein kleines Heft im Reclamformat nur etwas dünner. Hundertwasser macht sich Gedanken über die "heilige Scheiße", über Stoffwechsel, Kläranlagen und den Bau einer Humustoilette. Interessant, aber nicht unbedingt appetitlich.
Etel Adnan: Schreiben in einer fremden Sprache (Sukultur)
Beeindruckend, in welchen Sprachenkosmos diese Frau hineingeboren wurde. Geboren 1925 in Beirut, Libanon. Die Mutter Griechin aus Smyrna, die bis zum 12. Lebensjahr eine französische Klosterschule besucht. Der Vater Araber aus Damaskus, Syrien, der mit zwölf Jahren zur Militärakademie nach Istanbul ging, ausgebildet in Türkisch, Deutsch und Französisch, zuvor auf der Koranschule war die Unterrichtssprache Arabisch. Zu Hause wird Türkisch gesprochen, in der Schule Griechisch. Briefe aus dem Krieg schreibt der Mann manchmal auf Französisch. Auch die Tochter besucht eine französische Klosterschule. Später ist der Vater ärgerlich, dass die Tochter kein Arabisch sprich. Die Mutter lakonisch: "Warum bringst du es ihr dann nicht bei?" Ein sehr spannender, flüssig zu lesender autobiografischer Essay über die Sprachen - und über den Versuch, im Arabischen Fuß zu fassen. Ganz klappt es nicht. "Arabisch ist für mich ein verbotenes Paradies geblieben", heißt es am Ende.
Wolfgang Müller: Die Nachtigall von Reykjavík (Sukultur)
Der Gesang der Nachtigall gilt als wunderschön. Aber sind es nicht furchtbar dämliche Vögel? Darauf lässt zumindest das Experiment schließen, bei dem eine Nachtigall immer wieder mit einem Mehlwurm in einen Käfig gelockt werden kann, auch wenn sie es inzwischen kapiert haben müsste, dass hinter ihr immer die Falle zuschnappt. Wolfgang Müller geht in diesem Essay nicht nur dem Phänomen des Nachtigallengesangs (tagsüber Reviermarkierung, nachts Brautwerbung) nach, er schildert auch einige interessante Kuriositäten über den Gesang anderer Vögel. Da sollen Stare auf der norwegischen Insel Hjertøya die Ursonate von Kurt Schwitters singen. Schwitters habe dort ab 1932 mehrfach Urlaub gemacht und dort auch seine Ursonate vorgetragen, was sich die klugen Vögel offenbar angeeignet und über Generationen weitergegeben hätten. Schwitters' Verlag verstand damit keinen Spaß und reagierte ausgesprochen aggressiv auf eine CD, die diesen Starengesang dokumentierte. Island jedenfalls, so ist zu erfahren, ist eine völlig nachtigallenlose Insel. Eine Amsel gilt dort als Wunder, und als sich dort 15 Spatzen niederließen, war es eine kleine Sensation. Interessantes, lesenswertes Büchlein für zwischendurch.
Tanja Kollodzieyski: Ableismus (Sukultur)
Ein Aufsatz darüber, wie es ist, Menschen nach ihren Fähigkeiten beziehungsweise ihrem Nicht-Können zu kategorisieren, und darüber, was das mit einem Menschen macht, der eine Behinderung hat. Es geht um Ausgrenzung, um institutionelles und gesellschaftliche Kleinhalten von Menschen, bis sie sich am Ende selbst unfähig fühlen und diese Einschätzung verinnerlicht haben. Eine Rampe ist noch keine Inklusion, stellt die Autorin klar. Sie macht deutlich, dass ein solches ableistisches Denken und Handeln überwunden werden muss. Die Frage ist halt: Wie?
Hörspiel
Kira Kolumna 7: Im falschen Film
Aufregung in Südberg: Eine Episode der von allen Teenys geliebten Seifenoper "Drama and Dreams" soll in der Stadt gedreht werden. Und - wow! - für Fans gibt es die Möglichkeit in einer kleinen Rolle mit dabei zu sein. Klar, dass Nele unbedingt zum Casting will. Und ebenso klar, dass Jung-Reporterin Kira unbedingt für den Südberger Boten über das Casting berichten muss. Allerdings erscheint Makeup-Künstlerin Nele geschminkt wie ein Indianer auf dem Kriegspfad, während die natürliche und locker quasselnde Kira dem Regisseur wesentlich besser gefällt. Und dann ist da auch noch die von allen Schülern vergötterte Hauptdarstellerin Mareike. Ein widerliches Fressen oder ein toller Kumpel? Sie scheint zwei Gesichter zu haben. Als dann Kira sich wegen eines vertauschten Drinks im Zentrum eines Shitstorms wiederfindet, als ein Foto von Lars und Mareike in den sozialen Medien unter der Überschrift "Spannt Mareike der Neuen den Freund aus?" zu finden ist und jeder Schritt zu Hetze und Hechelei in der Junior-Klatschpresse hochgekocht wird, scheint den Freunden das Showgeschäft nicht mehr ganz so erstrebenswert ...
Hektisch, turbulent, schön auf die Spitze getrieben. Ich habe zwar als Kind nie von einer Filmrolle geträumt, aber hier werden Teenagerträume wahr. Und Albträume.
Kira Kolumna 8: Spuk im Kopf
Kira bekommt den Schock ihres Lebens, als sie nach Hause kommt und plötzlich die Exfreundin ihres Vaters unter der Dusche entdeckt. Xara ist Klangkünstlerin und stellt in Südberg aus. Für die Dauer der Ausstellung will sie beim ihrem Ex Johannes wohnen, und der zerstreute Matheprofessor hat es mal wieder total vergessen, seine Tochter zu informieren.
Xara verhält sich ausgesprochen übergriffig und verrückt erstmal die Möbel. Sie dekoriert die Wohnung um und benutzt, ohne zu fragen, Kiras Zimmer. Was Kira außerdem auf die Palme bringt: Die Frau wickelt all ihre Freunde mit Leichtigkeit um den Finger. Lars zum Beispiel ist hin und weg von ihren Soundeffekten, und Laura freut sich über Xaras tolle Ideen für die geplante Halloweenparty. Sogar die alte Frau Machnikowski ist begeistert von der Ausstellung. Kira wird immer wütender und findet sich schließlich komplett isoliert. Als sie dann auch noch ein Telefonat Xaras belauscht, in der diese sagt, das "kleine Problem" ließe sich rasch lösen, und dann auch noch ein Flyer eines Internats in der Wohnung auftaucht, ist für Kira der Fall klar: Xara will sich Johannes zurückholen, mit ihm in trauter Zweisamkeit leben und Kira in ein Internat abschieben. Oder ist doch alles nur ein "Spuk im Kopf"? Sehr dichte, atmosphärisch gelungene Folge, in der man förmlich spürt, wie sich die Schlinge um Kiras Hals immer enger zusammenzieht. Daumen nach oben.
September
Jean Webster: Daddy Langbein
Kinderbuch-Klassiker in der Reihe "Dressler Kinder-Klassiker", aus der ich schon eine ganze Menge Pflicht-Kinderbücher habe. Dieses ist mir immer irgendwie durchgerutscht, aber jetzt habe ich es antiquarisch gefunden. Es ist ein Briefroman, in dem die junge Waise Jerusha Abbott ihrem unbekannten Förderer über den Gang ihrer Ausbildung erzählt. Jerusha hat ein Stipendium der ungewöhnlichen Art erhalten. Ein Gönner des Waisenhauses, der anonym bleiben möchte, finanziert ihr den College-Aufenthalt. Einzige Bedingung: Sie soll ihm regelmäßig Briefe schreiben und über sich und ihre Schulzeit erzählen. Ein ausgesprochen freundliches, liebenswertes und trotz seines Alters frisch gebliebenes Kinderbuch. Nur die Leserin aus dem Jahr 2024 beschleicht doch ein etwas beklemmendes Gefühl. Da verlangt ein reicher älterer Herr, dass ein junges Mädchen ihm unbekannterweise brieflich ihr Herz ausschüttet. Hat das nicht etwas Voyeuristisches, wenn nicht sogar etwas von Kindesmissbrauch? Denn - Achtung, Spoiler! - dass die beiden sich am Ende in einander verlieben und heiraten, mutet doch schon seltsam an. Aber ich will niemandem das Buch madig machen, es ist schon bezaubernd.
Catrin Misselhorn: Künstliche Intelligenz und Empathie. Vom Leben mit Emotionserkennung, Sexrobotern Co. (Reclam)
Ich habe von der Autorin ja bereits das Reclamheft über KI in der Kunst gelesen. Nun also etwas über den Einsatz über KI im zwischenmenschlichen Bereich. Können diese künstlichen Intelligenzen Emotionen begreifen, gar selbst welche haben? Oder werden sie immer nur Daten auswerten und Gefühle diagnostizieren und vortäuschen können? Es gibt einige sehr interessante Bereiche, in denen KI schon sehr weit entwickelt ist. Ob empathische Pflegeroboter oder künstliche Sexualpartner, da gibt es offenbar schon eine ganze Menge Verwendungsmöglichkeiten. Ob das positiv ist oder negativ, darüber kann man trefflich streiten. Man sollte die Möglichkeiten in jedem Fall kennen und wissen, wie diese KIs ticken.
Veronika Bicker: Flucht durch den Weltenriss
Charles Dickens: Im Tunnel (Reclam)
Gruselgeschichte über einen Eisenbahner und ein Unglück mit Ansage. Immer wieder erlebt der Mann in Visionen einen schweren Unfall an seiner abgelegenen Station. Dann passiert tatsächlich ein Unglück, und das Opfer ist er selbst. Schöne, dichte Erzählung, gut präsentiert.
Bernd Erhard Fischer: Karl May in Radebeul
Hübsches, edel gestaltetes Heft mit vielen Fotos über Karl May und seinen Heimatort. Wenig Text, ein nettes Mitbringsel, 32 Seiten stark. Gewährt Einblicke in Mays Bibliothek, sein Arbeitszimmer und den Salon der Villa "Shatterhand", dazu einiges zur Biografie.
Robert Louis Stevenson: Der Selbstmordklub (Reclam)
Wer des Lebens überdrüssig ist, aber es aus irgendwelchen Gründen nicht fertig bringt, sich selbst ins Jenseits zu befördern, ist übel dran. Der eine ist wohl zu weich, der andere wird davon abgehalten, dass nach kirchlichem Dogma der Suizid die schwerste und einzig unsühnbare Sünde ist. Geradezu ein Segen mag da für viele der Selbstmordklub sein. Eine große Gruppe von Gentlemen bestimmt regelmäßig durch das Los, wer das neue Opfer und wer sein Mörder sein soll. Eine honorige Gesellschaft, die man gewähren lassen sollte? Mitnichten. Und so nimmt der Held dieser Erzählung den Kampf gegen die Machenschaften des Clubgründers auf.
Christiane Bürger und Sahra Rausch: Der Prozess. Wie der deutsche Völkermord an den OvaHerero und Nama nicht vor Gericht kam
Zweisprachiger Essay über einen Prozess, der geschickt vermieden wurde, Erschütternd, wie da immer wieder um Formulierungen gefeilscht, das offizielle Schuldeingeständnis vermieden wurde. Wie kann sich ein Staat wie meiner nur so verhalten? Gut aufgearbeitete Geschichte in einem auch optisch sehr ansprechend gestalteten Heft. Von der Künstlerin Tuaovisiua Betty Katuuo würde ich gern mehr sehen, dann gern auch in einem erfreulicheren Zusammenhang.
Mark Twain: Die schreckliche deutsche Sprache (engl./dt.)
Dieses Buch sollte jeder einmal gelesen haben, der sich mit der deutschen Sprache befasst. Mark Twain nimmt die Klippen und Windungen des Deutschen aufs Korn - und zwar so, dass auch wir Muttersprachler herzlich darüber lachen können. Lange Sätze, durch zahllose Nebensätze unendlich kompliziert gemacht, die Stellung des Verbs und die Trennung von Hilfsverb und Partizip im Perfekt und Plusquamoerfekt, sodass man erst am Ende des Satzes klar sagen kann, worum es eigentlich geht, dazu lange Substantiv-Zusammensetzungen mit theoretisch unbegrenzter Länge ... Das kann einen Nicht-Deutschen und sogar manchen Deutschen überfordern. Mark Twain lästert und spottet und verzweifelt, dass dem Leser die Lachmuskeln förmlich explodieren. Und er macht "Verbesserungsvorschläge", um diese vertrackte Sprache zu vereinfachen. Allerdings glaube ich nicht, dass sie jemals mehrheitsfähig werden. Unbedingt lesen und loslachen!
Hans-Martin Gutmann: Wir brauchen Väterlichkeit. Ein Plädoyer
Am Anfang steht die Empörung. Am Schluss der Aufruf zur Gründung einer neuen Bewegung. Und ganz am Ende ein beim Wort genommenes „Vaterunser“: Hans-Martin Gutmann, emeritierter Theologieprofessor mit Goslarer respektive Immenröder Wurzeln, hat mit „Wir brauchen Väterlichkeit“ ein Plädoyer für eine neue – oder doch schon althergebrachte und nun verschüttete? – Rolle des Mannes in Familie, Gesellschaft und Politik veröffentlicht. Ein Eintreten für fürsorgliche, verantwortungsvolle, auch zurückhaltende Männlichkeit, jenseits von Toxizität und Destruktivität.
„Ich bin empört und verzweifelt“, lautet der erste Satz des Vaters und Großvaters Gutmann in seiner Bestandsaufnahme der Gesellschaft in Deutschland, in Europa, in den Staaten des „Westens“. Eine von neoliberalen Ideologien geprägte Welt, die den Einzelnen auf seine Arbeitsleistung reduziert und entwertet. Rechtsextreme, die immer mehr Zulauf erhalten, SPD und Linke, die die Menschen nicht erreichen. „Ich merke, dass ich immer konservativer werde. Nicht im reaktionären Sinn“, stellt der Theologe fest. „Ich denke, wir brauchen einen nicht reaktionären, einen linken Konservatismus, um das Lebensgefühl der Leute zu erreichen.“ Oder: „Wir brauchen mehr Väterlichkeit.“
Elektrisiert habe ihn in jungen Jahren Alexander Mitscherlichs Buch „Die vaterlose Gesellschaft“. Aber es geht nicht um den Mangel an Vätern, sondern um Mangel an „Väterlichkeit“ als Lebensgefühl.
Was macht diese Väterlichkeit aus, die Gutmann vermisst, die er fördern möchte? Erinnerungen an den eigenen Vater, damals Grundschullehrer in Immenrode, bilden den Ausgangspunkt. Der Vater als Familienmitglied und Lehrer zugleich. Eine Doppelfunktion? Oder sind die wirklich guten Lehrer immer auf eine besondere Art „väterlich“? „Väterlichkeit gibt einer pädagogischen Beziehung eine bestimmte Atmosphäre. Eine Melodie. Eine Farbe. Einen Geruch. Eine Atmosphäre von Wertschätzung und Verantwortungsbereitschaft. Von Wärme. Von Liebe ...“, schreibt Gutmann. Seinen Vater schildert er als „sehr machtvolle, für seine beiden Söhne fast übermächtige Persönlichkeit“. Das ist kein Widerspruch zur liebevollen, fürsorglichen Haltung den Kindern gegenüber. Ein Vater, der da ist, der trösten kann, als der innig geliebte Schulbus „Balduin“ durch ein moderneres Gefährt ausgetauscht wird, der Geschichten und Bilder von Balduins Reisen erschafft, zu denen der vierrädrige Rentner nun Muße hat. Ein Vater, der den gehässigen Biologie-Lehrer am Ratsgymnasium, als dieser den Sohn niedermacht, derart zusammenfaltet, dass aus dem angedrohten Durchfallen im Abitur ein „sehr gut“ in der Übungsklausur wurde.
Gutmann sucht nicht nach Helikoptervätern. Sondern nach Männern, die sich nicht aufdrängen, die aber da sind, wenn ihre Kinder sie brauchen. Der Hauslehrer Bökh in Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“ etwa, von seinen Schülern mit dem Ehrentitel „Justus“ versehen, verkörpert für ihn diesen Idealtypus, oder auch der Lehrer Janusz Korczak, der die Kinder aus seinem Waisenhaus freiwillig ins Vernichtungslager begleitete, auch wenn dies seinen eigenen Tod bedeutete.
Gutmann selbst stilisiert sich keineswegs zum Supervater. „Ich habe nicht alles richtig gemacht. Ich habe vieles versemmelt. Manchmal auch schlimm“, schreibt er und gedenkt der Katastrophen, die er als größtenteils alleinerziehender Vater im zweijährigen Erziehungsurlaub angerichtet hat. Verletzungen der Tochter und auf dem Herd zerschmolzene Plastikfläschchen eingerechnet. Aber in massiven Konfliktsituationen habe er „schlicht das Glück gehabt, dass ich präsent sein durfte“.
Gutmann analysiert Vaterbilder in Disneyfilmen und anderen Klassikern, die das kollektive Familienbild prägten. Dumbledore als Ersatzvater für Harry Potter. Die Geschichte von Anakin und Luke Skywalker und den beiden Seiten der Macht.
Aber es geht nicht nur um Fantastik. Spätestens in der zweiten Hälfte seines Essays wird klar, dass es Gutmann auch oder hauptsächlich um aktuelle politische und gesellschaftliche Fragen zu tun ist. Klimazerstörung, Krieg, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, Hass und Hetze – all dies ist garantiert kein Ausdruck von positiver, zugewandter Väterlichkeit, sondern von Toxizität und Destruktion. „Dagegen gilt es aufzustehen“, fordert Gutmann.
Der Theologe, der sich zu einem „heilsamen Konservatismus“ bekennt, stellt klar, dass er mit der reaktionären Form des Konservatismus absolut nichts am Hut hat, die ein Familienbild propagiert, das den Vater von der häuslichen Arbeit und von der Beziehung zu den Kindern fernhält, oder das „Väterlichkeit verhindert, entwertet, lächerlich macht“. Als Gegner macht er vor allem die Strömungen des Nationalismus und des Neoliberalismus aus.
Gegen all das will er eine „Väterlichkeitsbewegung“ setzen, eine Gegenbewegung, eine Bewegung in Richtung Demokratie und Gerechtigkeit und für einen neuen, heilsamen Konservatismus. Und als stärksten Verbündeten führt er schließlich Jesus Christus an, der von Gott als „Abba – Vater, Väterchen, Papa“ sprach und der seine Anhänger beten lehrte: „Vater unser ...“
Das Buch ist alles andere als ein Elternratgeber und wird keinen Erzeuger zu einem besseren Vater machen. Aber darum geht es Gutmann auch gar nicht. Vielmehr geht es um eine Analyse gesellschaftlicher Probleme und Grundhaltungen und darum, toxische Strukturen sichtbar zu machen und zu bekämpfen. Rechtsextremismus wird nicht allein durch fürsorglichen und respektvollen Umgang mit den eigenen Kindern ausgehebelt. Aber ein bewussterer Blick auf die Gesellschaft und auf die eigene Haltung kann viel bewirken. Und wenn die neue Bewegung der Väterlichkeit wächst und viele Anhänger findet, schlecht wäre es sicher nicht.
Hörspiel
Kira Kolumna 9: Eingeschneit
Auf einer Klassenfahrt lernt man manchen Mitschüler ganz anders kennen, und manche blöde Tusse zeigt ein völlig unerwartetes, freundliches Gesicht. Kira und ihre Klasse fahren zum Skifahren in die Berge, und es ergeben sich neue Freundschaften beziehungsweise neue Gruppen formieren sich. Die eingebildete Saskia erweist sich als Ski-Ass, und da Kira und Lars ebenfalls auf den Brettern wie zu Hause sind, kommen alle drei in die Fortgeschrittenen-Gruppe, während Kiras beste Freundin Nele in der Anfängergruppe landet. Naturgemäß ist das Super-Trio nun häufiger zusammen unterwegs, und obwohl sich alle Mühe geben, Nele zu integrieren, ist sie dann doch manchmal "abgemeldet". Saskia entpuppt sich als toller Kumpel im Abenteuer, nur als ihre kostbare Kulturtasche verschwindet, wird sie aggressiv und ungerecht.
Schließlich wagen sich Kira, Lars und Saskia auf eine Tour zu einer Höhle, in der eine Art Schrat oder Schneemensch leben soll. Die Strecke ist zwar gesperrt, aber das hält die drei Ski-Asse nicht auf. Erst ein Schneerutsch, der sie in Höhle verschüttet, bremst die Abenteuerlust des Trios. Nun dreht Saskia vor Panik beinahe durch. Was sie bisher niemandem verraten hat: Sie ist Diabetikerin und läuft Gefahr zu unterzuckern. Wenig später wird sie ohnmächtig ...
Spannende Folge, die die zickige Saskia mal von einer anderen Seite zeigt. Wenn mir auch ihr hysterisches Over-Akting in der Höhle etwas auf den Zwirn ging. Man kann auch ruhig sterben. Aber trotzdem: Sehr gut gemacht und sehr spannend.
Kira Kolumna 10: Abgetaucht
Oweh, die letzte Mathearbeit steht an, und für einige hängt von dem Ergebnis die Versetzung ab. Nele ist besorgt. Aber ganz besonders steht Lars auf der Kippe. Dem armen Lars fliegen in dieser Zeit die Vorurteile und Klischees nur so um die Ohren. Vater: Ausländer und abgehauen. Mutter: alleinerziehend. Sohn mit dunklem Teint. Computerspieler. Männlich, also kommunikationsunfähig. Boah, kein Wunder, dass er irgendwann austickt und abhaut. Dabei haben Nele und Kira so einen tollen Plan für die Mathearbeit geschmiedet. Schließlich ist Kiras Vater Matheprofessor und könnte Lars ein bisschen auf die Sprünge helfen. Man lernt in dieser Folge etwas über Potenzrechnen und darüber, dass Katzen die Geschmacksrichtung "süß" nicht wahrnehmen können. Nutzloses Wissen, aber hochinteressant.
Weiterer Jahresrückblick
Teil 1 - Januar bis März 2024
Teil 2: April bis Juni 2024
© Petra Hartmann