Tja, das ist er also, der letzte Jugurtha-Band aus der Feder von Jean-Luc Vernal. Gezeichnet wurde das Abenteuer von Michel Suro, herausgebracht dankenswerterweise von Finix-Comics, die es sich zum Ziel gemacht haben, abgebrochene Serien erneut herauszubringen und sie zu Ende zu führen. So auch Jugurtha, eine Reihe, deren erste Alben der Carlsen-Verlag in den 80ern herausgebracht hatte, der dann aber die Veröffentlichung einstellte.
Finix hatte mit vier opulenten, vorbildlich ausgestatteten Bänden die ersten 15 Jugurtha-Abenteuer veröffentlicht. Nun erschien das 16. Album, ein Einzelalbum, das als 5. Band der Gesamtausgabe läuft. Ein schmales, 48 Seiten umfassendes Buch neben den vier Schwergewichten. Erschienen ist es 30 Jahre nach dem französischen Original "La fureur sombre". Und sowohl aus der Geschichte als auch aus der Aufmachung des deutschen Albums weht den Leser eine gewisse Lustlosigkeit an. Kein Hintergrundmaterial, keine Infos über den neuen Zeichner, keine Betrachtungen über den Grund für die Einstellung der Serie. Lediglich im Innenteil, vor Beginn der Geschichte, findet sich unter dem verkleinert abgebildeten Originalcover der Vermerk: "Originalausgabe von Bd. 16 aus dem Jahr 1995, seinerzeit erschienen bei Soleil. Danach wurde die Serie abgebrochen." Ja, schade.
Keine Erklärungen nötig
Aber vielleicht bedarf es auch gar keiner weiteren Erläuterungen zum Abbruch. Wer das Album liest, wird vermutlich auch allein auf die Idee kommen, dass einfach "die Luft raus war" aus dem numidischen Prinzen. Ob am Ende die Leser ausblieben, der Autor oder der Verlag nicht mehr wollte, die Entscheidung ist nach Lektüre dieses Bandes verständlich.
Die Geschichte schließt an das 15. Abenteuer, "Der schwarze Stein", an, das im vierten Band der Gesamtausgabe abgedruckt war. Jugurtha und Vania befinden sich auf dem schneebedeckten Gipfel eines Berges, schauen hinab zu den abgestürzten Trümmern des alten Palastes. Vania redet seitenlang auf Jugurtha ein, sie sollten jetzt ihre Beziehung klären und er solle jetzt endlich wissen, was er will. Sie erklärt, ihm nicht mehr folgen zu wollen, zieht sich am Ende sogar mitten in Eis und Schnee aus, um seine Aufmerksamkeit/Libido zu erregen ... Währenddessen ist Jugurtha nicht ganz bei sich. Er denkt zurück an Svanee, phantasiert, sieht schließlich den schwarzen Stein wieder, dessen Fluch er nun offenbar geerbt zu haben scheint.
Zwischen Fieber, Fantasy und SF
Das Abenteuer schwebt irgendwo zwischen Fieberphantasie, Fantasy und SF und weist kaum noch etwas von den History-Elementen auf, mit denen Jugurtha einst gestartet ist. Ein Kampf mit einem gewaltigen Minotaurus, der Vania in den schwarzen Stein gebannt hat, wird zum Höhepunkt der Handlung, wobei nicht recht klar ist, ob der Gegner einer Haluzonation Jugurthas entstammt - und wohin er verschwindet, als er besiegt ist und Jugurtha seine Aufmerksamkeit dem Stein zuwendet.
Außer dem schwarzen Stein, der Jugurtha immer wieder umschwebt und manchmal seine Farbe von glasklar auf pechschwarz ändert, ist vor allem ein nur für den numidischen Prinzen sichtbares Geistermädchen zu nennen, das als weißlich-milchige Gestalt immer wieder auftaucht und das sich in eine Eidechse verwandeln kann.
Ob Jugurtha ihrem Auftrag folgt und sie im Tal der Eidechsen sucht ...? Das wäre dann womöglich Thema im nächsten Band geworden, der nie erschienen ist. So viel ist klar: Vania ist nicht begeistert von ihr. Eine Trennung könnte sich andeuten.
Nicht ganz ausgereift
Alles in allem ein Album, das nicht so recht "fertig" geworden scheint. Ein bisschen hin und her, etwas Sinnsuche, etwas Selbstfindung, Zwischenmenschliches, als Pflichtveranstaltung auch ein Kampf. Trotz der üblichen 48 Albenseiten ein Abenteuer, das recht "dünn" wirkt. Nicht mitreißend, nicht auf der Höhe der früheren Folgen. Und ein bisschen Zusatzmaterial von Finix hätte man sich schon zur Einordnung gewünscht.
Nun gut, dem Verlag ist es auf jeden Fall hoch anzurechnen, dass er die Geschichte trotzdem herausgebracht hat. Fans der Serie und Menschen, denen an Vollständigkeit gelegen ist, werden es dem Verlag danken. Und sollte ein Fan seinen Serien nicht auch in den Abgrund folgen? Oder in die platte Ebene? Am Ende ist auch die Gewissheit ein Gewinn, dass man nichts verpasst hat. Und der edle Hardcoverband muss sich im Bücherregal nun wirklich nicht verstecken.
Fazit: Alles andere als brillant. Trotzdem ein Dankeschön an den Finix-Verlag, dass er die Serie vollständig herausgebracht hat. Hardcore-Fans werden auch dieses schwache letzte Abenteuer haben wollen. Und wo wären wir, wenn das Leben nur aus Höhepunkten bestehen würde?
Jugurtha Gesamtausgabe, Band 16: Dunkle Wut. Text: Jean-Luc Vernal. Zeichnungen: Michel Suro. Wiesbaden: Finix-Comics, 2025. 48 S., Euro 17,80.
© Petra Hartmann