Oh, was bin ich verrucht ...
Movenna Der Fels der schwarzen Götter Recherche
Kürzlich habe ich mich bei meinen Recherchen zum "Fels der schwarzen Götter" doch tatsächlich in ein Mittelalterforum gewagt. Vielleicht hätte ich bei meinen Fragen zum Bogenbau nicht erwähnen sollen, dass es um einen Fantasy-Roman geht. Eine Geschichte aus jener herrlich unbestimmten Zeit, in der Menschen mit Schwertern herumfuchteln und Mediävisten zum Weinen bringen.
Eigentlich wollte ich nur wissen, aus was für einem Material eine Bogensehne sein könnte, die etwas dünner aber qualitativ nicht schlechter als Hirschsehne ist ... Und traf plötzlich auf eine geballte Ladung aus Wut und Hass auf Schreiberlinge, die sowieso nicht wissen wollen, wie es wirklich war, und sich lieber irgendwelchen Quatsch zusammenphantasieren.
Die erste Reaktion lautete:
"Im Ernst, wen schert es, wenn auf der Lantradenwiese unter den hohen Grodilden die Umbrusien blühen, aus deren Stängel man, wenn sie bei Blaumondschatten gepflückt werden, gaaaaanz dünne und unkaputtbare Bogensehnen machen kann?"
Netter Vorschlag. Aber so phantasiebegabt wie dieser Mittelalter-Fachmann bin ich nun doch nicht.
Hilfreicher, wenn auch mit einem kleinen Seitenhieb auf meine Zunft, war folgendes:
"Katzen-, Schafs- oder sonstige Därme sind bestens dafür geeignet.
Vielleicht hat Dein Held ja den Darm der Länge nach in dünne Streifen geschnitten und diese verdrillt? (Bei dieser Gelegenheit hat er auch gleich die Gitarre erfunden)"
Okay, das lässt sich hören. Dann müssen halt ein paar Mäusefänger dran glauben, dachte ich. Da werden zwar einige Katzenfreunde aufheulen, aber in Movenna gibt es ja keine Einhörner, deren Därme zum Waffenbasteln genutzt werden könnten.
Und plötzlich war ich umgeben von Katzenrettern. Ich schriebe doch Fantasy, erinnerte mich ein Teilnehmer an die wunderbaren Möglichkeiten des Genres:
"Wenn dir das gegen den Strich geht, könntest du ja irgendein Tier erfinden, das furchtbar häßlich und ganz und gar nicht liebenswürdig ist, dessen Sehnen oder Därme sich aber gaaanz zufällig wunderbar für die Herstellung von Bogensehnen eignen. Das ist ja das Schöne an Fantasy: gibt es etwas nicht, erfindet man es."
Hilfreich die Hinweise: Muschelseide oder Byssos sei ein großartiges Material. Vielen Dank dafür, das merke ich mir.
Und Insiderwissen über das Nachbarland Movennas habe ich auch noch erhalten. Ein literarisch hochgebildeter Teilnehmer riet:
"Nimm die Längsfäden aus dem Netz einer Mogal'schen Höhlenspinne.
Die Längsfäden sind nicht klebrig und reißen nie, denn sie halten dem Todeskampf der stärksten Antilopenböcke Stand ...
Somit musst Du keine Einhörner sezieren und verärgerst auch keine Tierfreunde."
Fazit: Ich bleibe doch bei Katzendarm. Aber den Rest behalte ich im Notizbuch. Man weiß nie, wozu man es im nächsten Band noch gebrauchen kann.
Das nächste Mal frage ich im Luft- und Raumfahrtforum nach einem Frostschutzmittel für die Scheibenwischanlage eines Generationenraumschiffs.
© Petra Hartmann