Warten auf Darthula
Darthula Ossian
Mein Roman Darthula ist noch nicht erschienen, aber ich kann hier schon einmal über die ersten Leserreaktionen berichten.
Stinksauer auf mich war meine Mutter. Ich hatte sie nach Abschluss der Schreibarbeit zum Korrekturlesen des Darthula-Romans verdonnert. Anfangs war sie recht begeistert, da es ja um eine hochromantische Liebesgeschichte geht. Aber ihr glaubt gar nicht, wie sie geschimpft hat, als ich am Ende keinen meiner Helden am Leben ließ. Sagte ich noch nicht, dass es ein Buch ohne Happy End ist?
Etwas freundlicher fiel die Reaktion meiner Betaleserin Charlie aus. Bis zur der Stelle, als die Truppen des abgewiesenen Königs plötzlich vor dem Burgtor standen. "Die haben ja auch wirklich nicht damit gerechnet, aber wirklich überhaupt nicht ...", fand ich als spitze Bemerkung an den Rand gekritzelt. Immerhin, ihre restlichen Kommentare waren recht ermutigend.
Die bisher letzte Meinung zum überarbeiteten Text kam jetzt von meiner Lektorin Marlene: "Ich habe mit Freuden deine Geschichte über Selama und Darthula gelesen! Ich finde sie sehr spannend - sie ist mitreißend, gut strukturiert und logisch aufgebaut. Man kann sich in die Personen hineinversetzen und ein Stück weit ihre Ansichten und Gefühle übernehmen." Das ist doch sehr ermutigend. Sie hatte zwar immer noch ein paar "Gurken" gefunden, aber den Nebelgeistern sei Dank noch vor dem Druck ... Tja, und jetzt sind die Leser dran.
Damit ihr euch schon mal auf das traurige Ende vorbereiten könnt, hier der dritte Teil des alten Ossiantextes (zum Zurückblättern: Teil I und Teil 2).
Darthula III
„Ich begegnete“, sprach der Held, „dem Kampf in meiner Jugend. Mein Arm konnte den Speer noch nicht heben, als die Gefahr erstmals sich erhob. Meine Seele erstrahlte im Angesicht des Krieges wie ein schmales Tal ergrünt, wenn die Sonne ihr Licht verströmt, bevor sie ihr Haupt im Sturm verbirg. Wer einsam auszieht, erlebt eine traurige Freude dabei. Er sieht Dunkelheit, die langsam herankriecht. Meine Seele erstrahlte in Gefahr wie ein Stern, der nachts über dem Hügel erglänzt. Die Wolke rückt heran und bedroht das liebliche Licht. Wir sind im Land der Feinde. Die Winde betrogen uns, Darthula. Die Macht unserer Freunde ist fern wie die Berge von Etha. Wo finde ich Frieden für Dich, Tochter des mächtigen Colla? Die Brüder Nathos' sind tapfer, und sein eigenes Schwert ist kampferprobt. Doch was sind Usnoths Söhne gegen das Heer des dunklen, braunen Cairbar. Ach daß die Winde Deine Segel gebracht hätten, Oscar, König der Männer! Du versprachst, zu kommen zu den Schlachten des gefallenen Cormac. Dann wäre meine Hand stark wie der flammende Arm des Todes. Cairbar erzitterte in seinen Hallen, und Fieden wohnte um Darthula. Aber warum sankest Du, meine Seele? Die Söhne Usnoths mögen siegen.“
„Und sie werden siegen, o Nathos!“ sprach sich erhebend die Seele des Mädchens. „Niemals wird Darthula erblicken die Hallen des düsteren Cairbar. Gib mir die kupfernen Waffen, die glänzen vom Licht der fallenden Sterne. Ich sehe sie matt im dunkelbauchigen Schiff liegen. Darthula wird in stählerne Schlachten ziehen. Geist des edlen Collar! Ich erblicke Dich dort auf der Wolke. Wer ist der Betrübte an Deiner Seite? Ist es der wagengetragene Truthil? Soll ich betreten die Hallen dessen, der Selamas König erschlug? Nein, niemals werde ich das tun, Geister meiner Liebe!“
Freude stieg auf in Nathos' Antlitz, als er das Mädchen mit der weißen Brust hörte. „Tochter Selamas, Du erhellst meine Seele. Komm mit Deinen Tausenden, Cairbar! Die Kraft Nathos' kehrte zurück. Du, o alter Usnoth, sollst nicht hören, daß Dein Sohn floh. Ich erinnere mich Deiner Worte in Etha, als ich meine Segel setzte zur Fahrt nach Erin, zu den Mauern Turas. 'Du gehst', sprach er, 'o Nathos, zum König der Schilde. Du gehst zu Cuthullin, dem König der Männer, der niemals floh vor einer Gefahr. Laß Deinen Arm nicht schwach sein, noch richte Dein Denken auf Flucht, daß nicht der Sohn Semos sage, Ethas Stamm sei schwächlich. Seine Worte können zu Usnoth dringen und seine Seele betrüben in der Halle.' Eine Träne rollte über meines Vaters Wange. Er gab mir sein glänzendes Schwert.
„Ich kam zur Bucht von Tura. Doch Turas Säle waren still. Ich blickte um mich, doch niemand war dort, um mir zu berichten vom Sohne des hochherzigen Semo. Ich trat in die Halle der Muscheln, wo die Waffen seines Vaters hingen. Doch die Waffen waren fort, und der alte Lamhor saß dort in Tränen. 'Woher kommen die stählernen Waffen?' sprach Lamhor und erhob sich. 'Das Leuchten des Speers war lange fort von Turas dunklen Mauern. Kommst Du von der rollenden See? Oder aus Temoras jammervollen Hallen?' 'Wir kommen von See', sprach ich, 'von Usnoths aufragenden Türmen. Wir sind die Söhne Slissamas, der Tochter des wagengetragenen Semo. Wo ist Turas König, Sohn des stillen Saales? Doch was soll Nathos fragen? Denn ich sehe Deine Tränen. Wie fiel der Mächtige, der Sohn des einsamen Tura?' 'Nicht fiel er', entgegnete Lamhor, 'wie der schweigende Stern der Nacht, wenn er durch die Dunkelheit fliegt und dann nicht mehr ist. Er war wie ein Meteor, der fern ins Land hinabschoß. Der Tod begleitete seinen traurigen Weg. Dies ist ein Zeichen des Krieges. Jammervoll sind die Ufer von Lego und das Brüllen des strömenden Lora. Dort fiel der Held, Sohn des edlen Usnoth.' 'Der Held fiel inmitten der Schlacht', sprach ich, und ein Seufzer brach aus mir hervor. 'Seine Hand war stark im Krieg. Dunkel saß der Tod hinter seinem Schwert.'
„Wir kamen zu Legos tönenden Ufern. Wir fanden sein aufragendes Grabmal. Seine Kampfgefährten saßen dort, seine Barden vieler Lieder. Drei Tage klagten wir um den Helden. Am vierten schlug ich an den Schild Caithbats. Die Helden scharten sich freudig um mich und hoben ihre glänzenden Speere. Gorlath war nahe mit seinem Heer, der Freund des wagengetragenen Cairbar. Wir kamen wie ein Strom bei Nacht. Seine Helden fielen vor uns. Als das Volk im Tal erwachte, sah es ihr Blut im Morgenlicht. Wir aber zogen weiter wie Nebelschwaden, zu Cormacs widerhallendem Saal. Unsere Schwerter hoben sich, den König zu verteidigen. Doch Temoras Hallen waren leer. Cormac war gefallen in der Blüte seiner Jugend. Der König Erins war nicht mehr.
„Traurigkeit ergriff die Söhne Erins. Langsam, traurig wichen sie. Wie Wolken, die lange mit Regen drohten hinter den Bergen verschwinden. Die Söhne Usnoths zogen in ihrer Trauer hin zu Turas tönender Bucht. Wir durchquerten Selama. Cairbar wich zurück wie der Nebel von Lena, wenn ihn der Wind verweht. Da war es, als ich Dich erblickte, o Darthula! Wie das Licht der Sonne Ethas. 'Lieblich ist Dein Glanz', sprach ich. Das gedrängte Seufzen meiner Brust erhob sich. Du kamst in Deiner Schönheit, Darthula, zu Ethas gramvollen König. Doch die Winde betrogen uns, Tochter Collas, und der Feind ist nahe.“
© Petra Hartmann
Vielleicht schenkst du ihr zur Wiedergutmachung irgendeine von diesen Vampir-Schmonzetten? Da gehört ein Happy End (nehme ich jetzt einfach mal an) zu den Standardbausteinen.
Viel Erfolg mit dem Roman!