Fußstapfen VI
Darthula Fußstapfen Arnold Schönberg Hans Georg Nägeli
Als Abschluss meiner kleinen Sammlung von Darthula-Bearbeitungen in der Musik hier noch ein paar "Fußstapfen, denen ich nicht gefolgt bin". Gedacht als Notizen für später - oder auch als Anregung für jemanden, der sich selbst einmal auf die Suche machen möchte.
Da ist zunächst einmal Arnold Schönberg (1874-1951). Seine "Darthula" blieb Fragment, daher war sie auch nirgends als CD zu bekommen ... Ich muss gestehen, dass ich mit seiner Musik noch nicht so recht warm geworden bin, aber das kommt vielleicht noch.
Das Darthula-Fragment - es-Moll, für Chor (mit Soloquartett) und Orchester - stammt aus dem Jahr 1903, als genaues Datum ist der 18.04.1903 vermerkt. Das Fragment ist überschrieben "Darthulas Grabgesang". Laut Werkverzeichnis von Johannes Hanstein handelt es sich um eine Gesangspartitur für 14-stimmigen gemischten Chor und Orchester, die 65 Takte umfasst.
Der Text folgt dem Ossian/Macpherson-Epos in der bereits von Brahms benutzten Herder-Übersetzung der Verse:
Mädchen von Kola, du schläfst!
Um dich schweigen die blauen Ströme Selmas!
Sie trauren um dich, den letzten Zweig
Von Thrutils Stamm!
Wann erstehst du wieder in deiner Schöne?
Schönste der Mädchen in Erin!
Du schläfst im Grabe langen Schlaf,
Dein Morgenroth ist ferne!
Nimmer, o nimmer kommet mehr die Sonne
Weckend an deine Ruhestätte:„Wach auf!
Wach auf, Darthula!
Frühling ist draußen,
Die Lüfte säuseln!
Auf grünen Hügeln, holdseliges Mädchen,
Weben die Blumen! im Hain wallt sprießendes Laub!"
Auf immer, auf immer, so weiche denn, Sonne,
Dem Mädchen von Kola, sie schläft.
Nie ersteht sie wieder in ihrer Schöne!
Nie siehst du sie lieblich wandeln mehr.
Ferner bin ich noch auf die Komponisten Hans Georg Nägeli (1773-1836) und Karl Sigmund Freiherr von Seckendorff (1744-1785) gestoßen. Von beiden gab es eine Komposition "Darthulas Grabgesang" nach dem von Herder übersetzten Text.
Seckendorffs "Darthula" habe ich kürzlich auf einer CD aus dem Jahr 2004 entdeckt, die werde ich mir wohl demnächst noch zu Gemüte führen. Das Werk muss seinerzeit eine ungeheure Wirkung erzielt haben. Immerhin merkt noch Schiller in seinem Horen-Aufsatz über "Homer und Ossian" an:
"Wer z. B. hat Sigmund Seckendorfs Grabgesang der Darthula bei einem Saitenspiel singen gehört, ohne von dem Zuruf:
Darthula wach auf!
Frühling ist draussen, die Lüfte säuseln,
Auf grünen Hügeln, holdseliges Mädchen,
Weben die Blumen! im Hain wallt sprießendes Laub.
Und von dem traurigen Abschiede:
Nimmer o nimmermehr kommt dir die Sonne
Weckend an deine Ruhestäte: wach auf!
Du schläfst im Grabe langen Schlaf,
Dein Morgenroth ist fern.
Auf immer, auf immer weiche dann, Sonne
Dem Mädchen von Kola, sie schläft!
Nie ersteht sie wieder in ihrer Schöne,
Nie siehst du die Liebliche wandeln mehr!
innig bewegt zu werden. Wenn ich diesen Gesang und die seufzende Vinvela ebenfalls in Seckendorfs Composition hörte: so dünkte mich, sein Geist schwebe zu den lieblichen Tönen hernieder und höre sie mit an."
Zuletzt möchte ich noch auf Selim Palmgren (1878 - 1951) hinweisen, einen Komponisten, den man auch den "finnischen Chopin" nannte. Von ihm ist eine Komposition "Darthulas gravsång" bzw. "Darthulan hautalaulu" für Männerchor überliefert. Das Stück zählt zu seinen Werken ohne Opuszahl (gelistet von T. Tommila).
Weitere "Fußstapfen"-Einträge zur "Darthula"
Selim Palmgen: Darthulas gravsång / Darthulan hautalaulu
Heinrich Heine: Die Harzreise
Thomas Linley junior: Darthula
Franz Schubert: Ossians Lied nach dem Falle Nathos'
Johannes Brahms: Darthulas Grabgesang
Herders "Stimmen der Völker in Liedern"
Karoline von Günderrode: Dar-Thula nach Ossian
Ossian/James Macpherson: Darthula
© Petra Hartmann