Dietrich von Bern: Ruhm
Comics Dietrich von Bern Peter Wiechmann José Rafael Méndez Méndez
Was für ein Federstrich! Schon damals in den dicken "Fix und Foxy Extra"-Taschenbüchern hatte dieses Ritterepos eine faszinierende Ausstrahlung. Doch der "Dietrich von Bern", wie er jetzt als stilvolle Hardcoverausgabe herausgekommen ist, raubt selbst Altfans stellenweise den Atem.
Die von Peter Wiechmann geschriebene Saga um den Recken und seine Getreuen wurde von José Rafael Méndez Méndez ins Bild gesetzt. Und was für Bilder. Erst jetzt, ohne die Colorierung, ohne die gelbe Mähne des Helden, ohne Hildebrands roten Bart und das bläuliche Schimmern der Kettenhemden kommt der Federstrich des Meisters richtig zur Geltung, kraftvoll, dynamisch und von dramatischem Schwung.
Der alte Sagenschatz von Theoderich von Verona
Peter Wiechmanns Heldenepos basiert auf den alten eddischen Liedern, der klasssischen Dietrichsepik und dem alten Sagenschatz um den neben Siegfried wohl berühmtesten mittelalterlichen Helden, Theoderich von Verona oder, wie die Sage ihn nannte: Dietrich von Bern. Ein wenig Ähnlichkeit besteht zur Serie "Prinz Eisenherz", beides sind Ritterabenteuer ohne Sprechblasen, wobei hier Erzähltexte und Bild eine ganz eigene Art des Zusammenspiels zeigen und trotz des Buchcharakters der Serie wesentlich mehr Bewegung und zeichnerische Spannung aufweisen.
Dietrich von Bern auf der Suche nach Ruhm
Der erste jetzt neu erschienene Band trägt den Titel "Ruhm" und vereinigt vier Abenteuer in sich: Der erste Teil, überschrieben "Ein Königssohn kämpft um sein Schwert", erzählt von Dietrichs wilder Jugend und seinen ersten Lektionen bei Waffenmeister Hildebrand, dem einzigen, der den kämpferischen Wildfang in Zaum zu halten versteht. In "Turnier der Todesmutigen" machen sich zwei junge Recken auf die Suche nach dem Berner und wollen als seine Kampfgenossen aufgenommen werden: Wittich, der Sohn des sagenhaften Schmieds Wieland, zeigt sich dabei als mutiger und hochanständiger Held, der Dietrich durchaus ebenbürtig ist, während der dunkle Heime den Typus des verschlagenen und hinterhältigen Verräters verkörpert, der in den Bänden danach noch eine unrühmliche Rolle spielt. In "Osanterix wagt die Fehde" kämpfen Dietrich und seine Mannen im Dienste des Hunnenkönigs gegen Osanterix, einen Fürsten, der sich gegen Etzel aufgelehnt. Hier stößt auch der urwüchsige Helge, genannt "der Bär" zu Dietrichs Schar. Im vierten Teil, "Wittichs Rettung und Heimes Verrat", bricht Dietrich auf, seinen Freund Wittich aus dem Turm des Osanterix zu befreien.
Eindrucksvolle Zeichnungen von Méndez Méndez
Sehr eindrucksvoll sind die Kampfszenen, vor allem die in das Schlachtgetümmel preschenden Pferde. Die oft doppelseitigen Darstellungen der aufeinanderprallenden Helden strahlen eine ungeheure Kraft und Dynamik auf. Aber auch die Details an Bewaffnung und Kleidung, die tausend kleinen Einzelheiten, die Méndez zeigt, machen deutlich, dass hier jemand zeichnet, der sich das Mittelalter sehr gut vorstellen konnte.
Nachwort von Peter Wiechmann
Hinzu kommen ergänzende, sehr interessante Artikel über das Leben im Mittelalter, die zum Beispiel über den Ritterschlag oder die Regeln eines Turniers aufklären. Ein Vorwort von Christof Ruoss und ein Nachwort von Peter Wiechmann mit zahlreichen Illustrationen anderer Künstler gehören gleichfalls zur Ausstattung und geben wertvolle Hintergrundinformationen zur Entstehung der Serie.
Fazit: Diesen Comic nach drei Jahrzehnten wieder entdeckt zu haben, war jeden Cent wert. Wer Freude an Graphik Novels hat, kann auf dieses Meisterwerk nicht verzichten.
Peter Wiechmann/ José Rafael Méndez Méndz: Dietrich von Bern. Band I: Ruhm. Cross Cult, 2010. 192 S., Euro 22.
Weitere Bände der Dietrich-Saga
Teil II: Verrat
Teil III: Rache
© Petra Hartmann