Marburg-Con: So war's
Unterwegs MarburgCon
Der Marburg-Con ist ein Con, den ich sehr mag. Ich besuche ihn seit ein paar Jahren regelmäßig. Daher war ich ziemlich traurig, als er im vergangenen Jahr ausfiel, und habe mich sehr gefreut, als ich die Ankündigung für dieses Jahr las. Am Samstag war es wieder so weit: Ich fuhr südwärts, den Kofferraum voller Bücher und im Gedanken noch immer an meinem Lesungsprogramm herumfeilend.
Der Con war klein, sehr klein. Das Publikum bestand zu über 90 Prozent aus "üblichen Verdächtigen", ich habe sehr wenig "Laufkundschaft" gesehen. Das mag mit der Unterbechung im vergangenen Jahr zu tun gehabt haben, zum Teil wohl auch mit dem neuen Treffpunkt. Das Bürgerhaus Niederweimar wird vermutlich nur von Leuten gefunden, die genau wissen, was sie suchen. Wie gut, dass die Veranstalter in der Anfahrtsbeschreibung ausdrücklich vermerkt haben, es sei das Haus genau neben der Agip-Tankstelle.
Dafür waren die Leute umso netter, und es gab viel Raum für Gespräche und Austausch über Verleger und Buchprojekte. Das Verlegertrio vom Verlag Torsten Low war da (die jüngste Verlegerin hielt sich tapfer zwischen uns Großen und ließ sich bestaunen), Erik Schreiber stellte die drei Orion-Bände seines "Saphir im Stahl"-Verlags vor und riss ein großes Loch in meine Reisekasse, der Blitz-Verlag und die "Welt der Geschichten" waren da und eine knappe Handvoll Autoren. Neben meinem Tisch stellte Achim Köppen seine Bücher aus, mit dem ich im vergangenen Sommer eine Lesung in Minden bestreiten durfte.
Von Vampiren und Regenwürmern
Die Auftakt-Lesung bestritten Roselinde Dombach und Thomas "Gus" Backus mit einem Programm der Gegensätze. Auf Roselindes Vampirgeschichte folgten zauberhafte Kindermärchen, wobei vor allem die Regenwurm-Geschichten der beiden Autoren herzergreifend waren. Beeindruckend, wie die Märchensammlung von der Märchenwiese im Laufe ihres Lebens durch insgesamt vier Verlage wanderte und unerwartet auch noch zur Taschenbuchausgabe mutierte.
Lesung aus "Falkenfrühling" und "Der Fels der schwarzen Götter"
Meine Lesung war, im Rahmen der Möglichkeiten, ganz gut besucht. Ich habe ein paar Stellen aus dem ersten Viertel von "Der Fels der schwarzen Götter" vorgelesen und zum Abschluss den Anfang von "Falkenfrühling" vorgestellt. Komisches Gefühl, für ein eBook Werbung zu machen - man hat ja gar nichts zum Hochhalten in der Hand und muss immer wieder auf die Homepage des Arcanum-Verlags hinweisen. Die Frage, ob die Heldin es überlebt, konnte ich mit dem Hinweis aus den Roman "Die letzte Falkin" beantworten. Klar, ich in nicht so verrückt, meine Serienheldin schon in der Vorgeschichte zu killen. Aber ich verrate natürlich nicht, wie und warum sie überlebt ...
Die Apokalyptischen Schreiber als Trio infernale
Die Lesung der Apokalyptischen Schreiber - diesmal nur drei, denn der Krieg hat den Kriegsdienst inzwischen quittiert - bot Begegnungen mit Zombies, Kannibalen und Borgmännchen. Komisch, ich hatte die Sammlung "In Blut geschrieben" der vier Kuttenträger ja schon gelesen. Aber erst beim Zuhören wurde mir klar, wie eklig Volker Ilses Geschichte "Fressen und gefressen werden" wirklich ist. Der arme Kerl, der sich sein Mittagessen zur Lesung mitgebracht hatte und seine Bockwurst verspeisen musste, während der Autor detailliert beschrieb, wie der Tagmensch dem Nachtmenschen die Augen herausdrückte und die Gallertkugeln sorgfältig zerkaute, hat mir etwas Leid getan.
Morbide "Welt der Geschichten"
Ebenfalls einen hohen Ekelfaktor hatte die Lesung der "Welt der Geschichten". Markus K. Korb trug seine Story "Der Kuss des Wurms" über die Leiche der schönen Lady Godiva vor (sehr schöne Stimme), woraufhin Bernd Rothe von einem offenbar geistesgestörten Mann erzählte, der seine Liebste entführt und sie wie eine ägyptische Mumie zubereitet, um sie in ewiger Schönheit zu erhalten. Krank, aber gut.
Ich fand es sehr schade, dass ich nicht noch mehr Lesungen besuchen konnte. Aber nach drei passiven und einer aktiven Lesung war meine Aufnahmekapazität leider erschöpft. Außerdem wollte ich mich ja an meinem Büchertisch auch mal blicken lassen. Die Bockwurst danach war gut, vor dem Kartoffelsalat hatten mich einige Kollegen gewarnt, aber der Senf war in Ordnung.
Vincent-Preis und Marburg-Award
Abends wurde der Vincent-Preis verliehen, danach wurden die Preisträger des Marburg-Awards vorgestellt. Auch hier war es schade, dass sich so wenig Leute beteiligt hatten. Schande auf mein Haupt, ich habe ja auch mit dem Gedanken gespielt, etwas zu schreiben, und dann ... So gab es nur vier Einsendungen zum Wettbewerb, der diesmal unter dem Motto "phantastische Mode" stand. Den ersten Platz belegte Susanne Haberland mit ihrer Story "Der Zopfpullunder des Schicksals", Zweite wurde Gabriele Behrend mit "Gefühlsecht", und den dritten Platz belegte Thomas Backus mit "Des Keysers neue Kleider". Die erst- und die drittplatzierte Story konnten wir nach der Siegerehrung anhören. Beide gefielen mir sehr gut, sie hätten sich bestimmt auch in einem größeren Teilnehmerfeld behaupten können. Also, nächstes mal will ich bestimmt eine Geschichte einreichen (finstere Drohung).
Die Rückfahrt - nun, es war spät und dunkel, ich war hundemüde, aber die A7 ist ja ein Selbstläufer und weiß, wohin sie mich zu bringen hat. Auf jeden Fall habe ich vor, nächstes Jahr wieder nach Marburg zu fahren ...
Weitere Berichte zum Marburg-Con 2011:Bericht von Anke Brandt auf Geisterspiegel.de (Leider nicht mehr verfügbar)
Gewinnerliste des Vincent PreisesBericht von Thomas Backus in seinem Blog (Leider nicht mehr verfügbar)
© Petra Hartmann